Das
Duell der Verdammten Autor:
Meike Benner (meike-benner@web.de)
TITEL: Das Duell der Verdammten
FREIGABE: ab 12
INHALT: Ein junges Mädchen
erfuhr plötzlich, daß sie nicht menschlich sei und lief einfach davon.
Doch als sie Gleichgesinnte fand, die ihr mitteilten, daß sie eine
Aufgabe erfüllen mußte, wurde sie sich ihrer selbst bewußt und
erkannte, daß davon Entscheidungen abhingen, die sogar die Welt verändern
könnten...
DISCLAIMER: Die
Buffy-Charaktere gehören Joss Whendon und einigen anderen
Das
Duell der Verdammten
1.
Die Hetzjagd
Als
das junge Ding erfuhr, woher sie kam und wer sie geboren hatte, verlor sie
die Nerven. Sie riß aus. Delia, sie war in einem Pflegeheim untergebracht
gewesen, ist volljährig und eine atemberaubende Schönheit: lange, glänzende,
schwarze Haare, schlank und groß, auch kräftig gebaut. Sie konnte so
manchem Typ den Kopf verdrehen.
Ihre Pflegeeltern, Ella und Rich Cassidy wurden von der staatlichen Behörde
für unzurechnungsfähig erklärt, da sie das Kind angeblich von sich
wiesen, ohne Grund. Irgend jemand hat die ganze Geschichte gemeldet.
Dieser Jemand war ein Unbekannter. Niemand im Ort Galen hatte ihn bemerkt,
gesehen oder von ihm gehört. Es war mysteriös. In Wahrheit hatten Delias
Eltern sie geliebt und so erzogen, daß sie alles Wichtige über das Leben
erfuhr. Die Nachricht über die Herkunft ihrer Tochter ließ sie vor Angst
und Wut fast verzweifeln, so beschlossen sie, den Mut nicht zu verlieren
und Hilfe zu holen. Noch in derselben Nacht, als Delia verschwand, bekamen
sie Besuch von jenem Unbekannten, der Ihre Identität meldete. Es war ein
hagerer, bleicher Mann, in Schwarz gekleidet, völlig vermummt, die Augen
waren glitzernde Schlitze. Seine Stimme war dunkel, aber freundlich.
„Ich werde ihr Kind suchen. Und wenn es mich das Leben kostet.“ sagte
er. Als die Cassidys von einer Belohnung sprachen, winkte er energisch ab.
„Ich tue es für Delia, um sie wieder von Ihnen behüten zu lassen. Hier
hat sie eine bessere Welt, als die in der sie hineingeboren wurde.“
antwortete er. Der letzte Satz ließ die Eltern stutzig werden. Als sie
erfahren wollten, ob er denn wußte, wer, vor allem wo ihr Kind geboren
wurde, bekam der Unheimliche keinen Ton mehr heraus. Delias Vater wurde
zornig und bearbeitete ihn bis in die Morgenstunden, doch vor dem ersten
Hahnenschrei drängte der Unbekannte, gehen zu müssen. Seine letzten
Worte waren:“Wenn Sie am Leben bleiben wollen, Sie haben mich nie
gesehen. Ihre Tochter wurde von einem Menschen und einem Wiedergänger
gezeugt.“ Die letzten Worte ließen Ella und Rich für lange Zeit
verstummen.
Und
diejenige, die Reisaus nahm, war die ganze Nacht unterwegs gewesen,
solange bis sie nicht mehr konnte. Sie rannte, schrie, stolperte, rappelte
sich hoch, redete wirr und machte ihrer Wut und ihrer Verzweilung Luft.
Sie dachte an Ella und Rich. Sie machten sich bestimmt große Sorgen. Doch
sie hatte ein Gefühl in sich, das sie nicht losließ. Es trieb sie vorwärts,
rief ihren Namen, lockte sie. Diese Stimme in ihrem Kopf ließ sie laufen,
ohne Pause. Sie kam in einen dichten Tannenwald, wo alles frisch nach Harz
und Blüten roch. Sie entdeckte eine breite Spalte in einer großen, alten
Kiefer und verkroch sich darin. Schmutzig, in Schweiß gebadet, am ganzen
Körper zitternd, schlief sie unruhig ein.
2.
Die Suche
Der
Unbekannte war ebenfalls unruhig. In seinem Hort hatten sich der Clan und
dessen Verbündete eingefunden. Weit weg von Galen entfernt, in einer
verfallenen Ruine, bei Fackelschein und Mondlicht hockte er unter seinen
Gefährten. Sie bildeten einen Kreis um ihn, alles Männer. Jeder
gestrikulierte wild mit den Armen und alle unterhielten sich aufgeregt.
Dann wurde es plötzlich still. Leon begann zu berichten. Er war der
Unbekannte. Die Männer starrten ihn an, nickten stumm oder neigten
schuldbewußt die Köpfe. Als er fertig mit Erzählen war, öffnete sich
der Kreis um ihn und er verschwand. Dann schloß sich der Kreis wieder und
der Clan beriet sich bis Sonnenaufgang. Dann verschwand jeder auf seine
Art. Still und unerkannt. Zurück blieben kalte Mauern und abgebrannte
Fackeln. Ein seltsamer Geruch lag in der Luft. Es war, als ob sich etwas
anbahnte.
3.
Das Abenteuer
Als
Delia erwachte, hatte sie einen Bärenhunger. Sie hatte Speichel auf ihren
vollen, roten Lippen. Als sie aus ihrem Versteck hinaus wollte, durchfuhr
sie ein stechender Schmerz, wie ein Blitz durchzuckte es ihren Körper.
Siedendheiß fiel ihr wieder ein, warum sie zurück in ihren Unterschlupf
mußte. Doch sie hatte Hunger. Ihr Überlebenswille war stärker als ihre
Identität. Unter fürchterlichen Krämpfen schleppte sie sich keuchend
und wackelig auf den Beinen dahin. Im Schatten des Waldes brannte die
Sonne nicht so sehr Blasen in ihre Haut. Sie hörte die Stimme nicht,
darum lief sie einfach stur geradeaus. Dann kam sie an eine Gabelung und
blieb verwundert stehen. Erschöpft fiel sie auf die Knie. Weinend hielt
sie die Hände vors Gesicht. „So geht es mir auch. Mein Körper lebt in
zwei Hälften. Was soll ich bloß tun? Ich will Delia Cassidy sein!“
schrie sie beinahe hysterisch. Ihr Schrei verebbte in der Stille des
Waldes.
Während sie weiterlief, bemerkte sie, daß sie nicht mehr allein war.
Jemand war in ihrer Nähe. Ihr Instinkt ließ sie etwas spüren. Er war
ihr noch fremd, doch sie lernte ihn zu benutzen. Sie wurde immer langsamer
und begann zaghaft vor sich hinzupfeifen. Sie pfiff das Lied, was Ella ihr
immer gesungen hatte, wenn sie sich einsam fühlte. Mit einem Mal blickte
sie nach oben und dachte, ein Adler griff sie an. Sie hörte Schwingen und
ein Quieken, hell und klar. Es hatte nur eine paar Sekunden gedauert, da
stand plötzlich ein großer, dünner Mann vor ihr. sie zuckte zusammen
und ließ sich einfach auf den Boden fallen.
Sie fühlte sich, als würde sie ersticken. Röchelnd griff sie sich mit
den Händen an den Hals „Laß es sein, bitte...ich will nicht
sterben...“ flüsterte sie. Die Kraft des Mannes entschwand langsam.
Delia blinzelte in seine Richtung. Benommen strauchelte sie auf, er ging
zu ihr und stütze sie. „Stell keine Fragen, vertrau mir. Ich bin wie
du.“ Delia staunte und ließ den Mund offen stehen. Ihre funkelnden
Augen weiteten sich. „Es gibt jemanden wie ich.“ stammelte sie. „Es
gibt viele von uns.“ sagte der Mann. Dann nahm er sie an die Hand.
„Mach die Augen zu. Es geht nach Hause. Ruh dich aus.“ „Bringst du
mich zu Ella?“ fragte Delia hoffnungsvoll. „Nein,“ sagte der Mann,
„vorerst noch nicht. Du wirst in Sicherheit gebracht und du wirst dich
dort auch zu Hause fühlen.“ Als das Mädchen den Mund aufmachen wollte,
legte der Unheimliche ihr den Finger an den Mund. Delia schreckte zurück,
denn der Finger war eiskalt. Wie tot. Schnell tastete sie ihre Hände ab.
Die aber waren nicht so eiskalt. Merkwürdig, dachte sie. Plötzlich fühlte
sie ein Kitzeln um die Nase und Wind im Haar. Sie sah die Hand vor Augen
nicht. Als sie sprechen wollte, war ihre Kehle trocken. Es war so, als
schwebe sie. In Gedanken fragte sie, wo ihr Begleiter sei, dann hörte sie
seine Stimme:“Du brauchst keine Angst zu haben. Folge mir einfach. Das
wir fliegen können, ist normal.“ Ich fliege, dachte sie und freute sich
aufeinmal. Sie lebte. Sie war frei. Sie genoß sich selbst. Sie hatte Fähigkeiten,
von denen sie immer träumte. Dieser Traum war nun Wirklichkeit.
Ella
und Rich waren seit einer Woche nur zu Hause. Die regelmaßigen
Informationen von ihrem unheimlichen Informationen hielten sie in der
Hoffnung, ihre Tochter bald wiederzusehen. In den Nachrichten hörte man
aufeinmal von Toten, die umherwandeln und Menschen angreifen, die sie
entweder zerstückelten und aßen oder in neue lebende Tote verwandelten.
Sie ließen den Fernseher laufen, versuchten, so normal wie möglich zu
leben. Die Fenster waren verhüllt, vor ihrer Tür hingen Knoblauchstauden
und Kruzifixe. Sie dachten, so könnten sie sich schützen.
4.
Die Erkenntnis
Der
Ort, an dem Delia versteckt wurde, lag an der Grenze zu einem
sagenumworbenen Land. Es wurde von Menschen gemieden, nur selten verirrten
sich Wanderer oder ahnungslose Reisende dorthin. Man munkelte, daß
diejenigen, die dorthin kamen, auch nie wieder auftauchten. Viele
glaubten, einige, die verschwanden, kamen als Zombies oder Vampire zu
ihren Liebsten und nahmen sie mit sich oder töteten sie auf bestialische
Weise.
Delia hatte sich in ihrem Versteck seit vier Tagen ausgeruht. Sie fühlte
sich tatsächlich, als wäre sie zu Hause. Der Unheimliche, er nannte sich
Leon, erklärte der Langhaarigen, das ihre wirklichen Eltern nur wenige
hundert Meter auf dem Friedhof der Namenlosen begraben lägen. Delia wußte
sofort, was Leon meinte: „Ich habe davon gehört. Da liegen die, die
verflucht sind.“ Ihre Stimme klang traurig, als sie das sagte. „Ja, es
ist wahr. Deine Mutter war dein Ebenbild, Delia. Sie war unsere Königin.
Ihr Name war Analaya. Sie war eine Blutsaugerin. Bis sie sich in einen
Sterblichen verliebte. Das hatte zur Folge...“ Delia vollendete den
Satz: „Das ich gezeugt wurde.“ Leon nickte nur. „Ich bin dein
Bruder.“sagte er. Delia erfuhr noch, daß ihre Pflegeeltern Bescheid wüßten.
Das beruhigte sie. Leon sprach aber auch davon, daß es Krieg zwischen
reinrassigen Vampiren und den Halblingen, wie sie genannt wurden, gab. Der
Fürst aller Unsterblichen, Raman, sozusagen ein Verwandter von Dracula,
hetzte seine Meute auf sie und ließ sie foltern und einfach verrecken.
Delia hat jedoch eine gewisse Macht, da sie die Tochter der Königin war
und es wäre eine Schande für den Fürsten, sie abzuweisen. Sie müßten
miteinander verhandeln. Langsam wurde sie sich ihrer Existens bewußt.
„Ja, Delia. Du bist eine von uns. Und dazu noch eine Prinzessin.“
Delia sprang in die Luft vor Freude. Jetzt würde alles gut werden, das spürte
sie.
In den nächsten Tagen versammelten sich Leon und seine Familie. Delia
lernte noch viele kennen, die so waren, wie sie. Sie bereiteten sich auf
die große Zusammenkunft mit Raman und seinem Gefolge vor. Der Fürst
ahnte natürlich schon etwas im Voraus und schickte Spione in die Ruine.
Darauf waren die Halblinge natürlich vorbereitet gewesen. Es gab einen
blutigen Kampf mit vielen Verletzen. Leon hielt sich mit Delia unter der
Ruine auf, da waren unterirdische, lange Tunnel, die zu einer Gruft führten.
Das höhlenartige, große Loch in den Steinmauern war mit einer stabilen
Felsplatte getarnt. Dort in der Gruft standen viele, alte leere Särge
oder Holzfesser, wo Wein gelagert wurde. Es war ein Unterschlupf für
viele, wenn Gefahr drohte. Sonst hausten sie in Felsspalten oder gruben
sich tiefe Löcher. Delia lag in einem zersplitterten Sarg, sie war in
einer Art Trance. Sie spürte allmählich die verborgenden Kräfte und die
Macht, die in ihrem Körper schlummerte. Sie dachte auch an Ella und Rich,
das gab ihr ebenso Kraft. „Delia, es ist Zeit. Wir müssen gehen.“
brachte Leon sie in die Wirklichkeit zurück.
5.
Das Duell
Der
Himmel färbte sich dunkel und verdeckte mit dichten Wolken den blassen
Mond. Als wolle er von dem Spektakel verschont bleiben. Alle Halblinge,
mit Delia und Leon an der Spitze, flogen mit rasender Geschwindigkeit zu
Ramans Festung. Sein prächtiges Schloß war standhaft auf einem Felsen zu
sehen. Es sah so aus, als würde sich das Gebäude aus der Erde erheben.
Um die Burg flogen echsenhafte, monströse Fledermäuse, die wirklich eher
Drachen gleichkamen, so häßlich, daß man sie nicht beschreiben. Das
waren die Wächter. Ramans Kreaturen. Die Halblinge kündigten sich mit kämpferischem
Wolfsgeheul an. als die fliegenden Bestien Delia erblickten, wagten sie es
nicht, anzugreifen. Delia war aufeinmal stolz auf sich. Sie hatte keine
Angst. Sie lächelte sogar. Leon aber riet ihr, wachsam zu bleiben. In der
Vorhalle der Burg war niemand. Es war still. Zu still. Sie planten
wahrscheinlich einen Überraschungsangriff. Plötzlich blieb Delia stehen.
Sie schnupperte in der Luft. „Ich rieche Raman. Er liegt in seiner
Gruft.“ rief sie. „Bleib hier. Ich mach das.“ bat Leon und sah sie
ernst an. Doch Delia war energisch. „Ich werde ihn bestrafen. Ich komme
mit Dir.“ Leon´s Gesicht wurde weicher, er lächelte die Prinzessin
an:“Ganz die Mutter.“ meint er nur.
Sie fanden Raman schlafend im Sarg. Bevor Delia bei ihm angelangt war, stürzte
er sich auf Leon. „Du Bastard! Dafür wirst du sterben!“ schrie er.
Delia mußte hilflos zusehen, sie konnte nicht eingreifen, es ging alles
sehr schnell. Raman hielt ihn an den Schultern, zog ihn mit sich an die
Decke und hackte seine spitzen, langen Hauer zweimal tief in Leons Kehle.
Doch er trank nicht, sondern spie das Blut auf Delia. „Du bist Schande für
unsere Sippe!“
Delia streckte ihm ihre Arme entgegen. Sie versuchte, in Ramans Gedanken
einzudringen. „Wir haben alle das Recht zu existieren. Selbst du bist
nicht mächtig ohne die Menschen. Du bist böse.“ Raman hob den Kopf,
sah Delia ins Gesicht. Er ließ Leon los, der am Boden liegenblieb. Seine
Wunden verheilten nicht. Er starb. Feine Lichtstrahlen drangen durch die
Felsen. Die Sonne ging auf. Delia kam auf ihn zu. Raman wich zurück.
„Nein, nicht, bitte, Prinzessin, ich bin im Unrecht! Ich gebe auf!“
Raman wurde durch eine fensterlose Öffnung gestoßen. Delias Augen
weiteten sich. Sie wollte ihn festhalten, doch er kippte nach hinten und
stürzte in die Tiefe. Delia verbarg ihr Gesicht, als sie mitbekam, wie er
lichterloh brannte. Sein Todesschrei halt heute in ihren Träumen noch in
den Ohren.
Seit Ramans Tod lebte sie wieder bei ihren Pflegeeltern. Die hatten schon
geglaubt sie sähen ihre Tochter nie wieder, aber dann waren sie überglücklich,
als sie zurückkam. Die Halblinge behielten Delia im Auge. Sie traf sich
regelmäßig mit ihrem Volk, um weitere Hindernisse zu bekämpfen. Sie wußte,
wo sie hingehörte. Denn sie hatte eine große Familie.
ENDE
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