Story 
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Endlich hat das Warten ein Ende, der sechste Teil von Susi ist da.
Wer sich die Seiten ausdrucken möchte, dann nur zur eigenen Nutzung. Es ist ohne schriftliche Genehmigung der Autorin / des Autors nicht erlaubt, den Roman und Teile daraus zu vervielfältigen, systematisch auszuwerten oder auf gedrucktem bzw. elektronisch gespeichertem Weg zu verbreiten.
Viel Spaß beim Lesen!
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Autor: Susi
Inhalt: wie geht es weiter mit der Scooby-Gang? 
Kommentar: das Ende war so frustrierend, da muß man doch mal träumen dürfen....
Disclaimer: I do not own the characters in this story, nor do I own any rights to the television shows "Buffy the Vampire Slayer" and "Angel". They were created by Joss Whedon and belong to him, Mutant Enemy, Sandollar Television, Kuzui Enterprises, 20th Century Fox Television, the WB Television Network and United Paramount Network. 


6. Das Bündnis der Gegner

Der neue Wächter

Der Vampir sah ein letztes Mal auf das kleiner werdende Terminal des Kennedy Airports zurück. Der Wind wehte nun schon stürmischer und vielleicht würde es kein sonderlich ruhiger Flug werden- aber es war seine Aufgabe, die Dämonen zu bekämpfen- auch wenn sie vielleicht vorgaben, die besten Freunde zu sein. Er würde schon herausfinden, was Angelus mit Tepesch zu tun hatte- und wenn er es aus ihm herausprügeln müsste- nicht, dass er das bedauern würde! Eigentlich war ihm sogar danach, diesen Jammerlappen von Vampir ein für allemal in die ewige Höllendimension zu befördern.

Mason durchstöberte seit den frühen Morgenstunden die Aufzeichnungen des alten Wächters Rupert Giles und kam schnell zu der Feststellung, dass es wohl besser wäre, ein neues Buch der Wächter zu beginnen. Schließlich war Buffys Buch über ihre Taten als Jägerin auch mit ihrem Tod abgeschlossen worden und Bella hatte ein Neues erhalten. Nur der kleine Hinweis, dass sie zwei Tage nach dem Tod der ehemaligen Jägerin erweckt worden war konnte die Schlussfolgerung ermöglichen, dass sie wohl aus der alten Jägerin hervorging. Mason war Giles dankbar dafür, dass dieser ihm viele Hinweise zur weiteren Vorgehensweise gegeben hatte. Er hatte sie alle auf dem Tisch im Büro des Wächters gefunden- mit einer Ausnahme. Giles hatte erwähnt, dass er seine Erkenntnisse über die ewige Jägerin und das Schicksal der Auserwählten niedergeschrieben hätte- aber genau das konnte er nicht finden. Entweder hatte Giles sich umentschieden und sie mitgenommen, oder aber jemand anderes hatte sie genommen. Er wollte niemanden beschuldigen- aber Bella war manchmal sehr seltsam. Spikes Abreise hatte sie ruhig hingenommen und war am Abend in die Stadt gefahren, wahrscheinlich, um neue Informationen zu erhalten.

Kennedy hatte in derselben Nacht ein neues Opfer der Vampire entdeckt. Es war eigentlich das Erste, dass sie hier überhaupt jemals entdeckt hatten- und wenn Spikes Vermutung stimmte, würden sie wohl auch nur sehr selten welche finden. Mason lehnte sich in seinem Sessel zurück und sah aus dem Fenster. Das Wetter war wieder so grässlich wie jedes Jahr Mitte November. Bald würde wieder all der Trubel um Weihnachten beginnen und die Stadt würde sich in ein Lichtermeer verwandeln- mehr noch, als sie das sonst schon das ganze Jahr über war. Eigentlich sehnte er sich manchmal nach der Ruhe des Klosters. Dort hatte er sich selbst gefunden und erfahren, was er wirklich erreichen konnte. Die Mädchen und auch die jungen Wächter machten gute Fortschritte in ihrem Training- Kennedy war wohl die Jägerin, die sich Giles immer gewünscht hatte. Sie war manchmal wie Faith, wenn es um die Kampfbesessenheit und den Sieg ging- aber sie handelte überlegter und hörte auf die Ratschläge der Anderen. Das war wohl auch der Einfluss von Faith selbst, die begriffen hatte, was wichtig war- und von Bella. Sie war schließlich der Inbegriff einer Jägerin. Manchmal fragte sich Mason schon fast, ob sie auch noch ein Privatleben hatte, oder ob sie zu 100 Prozent Kämpferin war. Man konnte ihr eine gewisse Gefühlskälte anerkennen. Desto mehr überraschte es ihn, dass Spike scheinbar zufrieden damit war, mit ihr zusammen zu arbeiten. Und er vertraute ihr voll und ganz. Lag es vielleicht doch an dem Serum, dass sie sich so ähnlich waren?

Er wandte sich wieder seinen Aufzeichnungen zu und machte hinter den Eintrag Isabella ein Fragezeichen. Wie in einem Lexikon verzeichnete er alle Namen des Teams, die Dämonen, mit denen sie es momentan zu tun hatten und alle weiteren Menschen und Nichtmenschen, die von Bedeutung sein könnten. Er beschrieb ihr Aussehen, ihre Schwächen und Stärken und alles, was er wusste. Vielleicht würde dieses Buch eines Tages einmal sehr hilfreich sein.

Bella ging langsam den Mittelgang der Kirche entlang und betrachtete nachdenklich den Altar, der sich wie ein riesiges Monument vor ihr erstreckte. Sie fühlte, wie sie eine unerklärliche innere Angst beschlich- und konnte es sich nicht erklären. Die Abneigung wurde spürbar stärker, als sie das große, hölzerne Kreuz im Seitenschiff wahrnahm. Was war nur los? Sonst hatte sie das doch nicht gestört? Aber sie fühlte sich ausgeliefert und hilflos. Überall schienen sie unsichtbare Gestalten zu beobachten. Sie blieb vor dem Altar stehen und sah nach oben. Der Engel schien sie mit seinen Blicken zu strafen. Was hast du getan? Wer bist du noch, dass du es wagst, hierher zu kommen und uns um Unterstützung zu bitten?

Ja- vielleicht hatte er recht- was sollte das? Sie war kein Mensch mehr, aber war sie deshalb automatisch ein Dämon? Ein Vampir? Spike würde sie jetzt verstehen können- zumindest würde er es versuchen. Aber er war in L.A.. Zu weit weg, um sich nah zu sein. Was er dort tat, hatte er selbst ihr nicht gesagt. Es hatte wohl etwas mit den Fakten zu tun, die er von Jass erfahren hatte.

„Tut es eigentlich weh?“ Sie schrak vor der Stimme zurück, die sie aus ihren Gedanken riß. Dann erkannte sie Tyra, die hinter einer Säule hervortrat und sich neben sie gesellte. Sie betrachtete offensichtlich das Altarbild- aber deutlich spürte Bella ihren lauernden Blick.

„Was meinst du?“

„Die Heiligkeit dieses Ortes. Ich weiß, dass Vampire es hassen. Was ist mit dir? Irgendwelche Ambitionen, zu flüchten?“ Die junge Jägerin wirkte plötzlich erschreckend erwachsen.

„Ich bin kein Vampir.“

„Das sah letzte Nacht anders aus.“ Tyra zuckte mit keiner Wimper, auch wenn sie deutlich den Schrecken spürte, der Bella kurz durchfuhr. Triumphierend wandte sie sich zu ihr hin und spähte sie aus ihren großen grünen Augen an. „Du dachtest, niemand würde es erfahren- oder? Aber sei unbesorgt- dein Geheimnis ist bei mir gut aufgehoben. Fragt sich nur, ob du es Spike beichten solltest.“

„Was willst du von mir?“ Wollte dieses Kind sie etwa erpressen?

„Nichts. Ich will nur die Wahrheit. Bist du Buffy?“

„Wie kommst du darauf ?“ Bella versuchte so entspannt wie möglich zu wirken.

„Nur so eine Vermutung. Was, wenn das Serum Buffy zum Vampir machte, bevor die Kräfte der ewigen Jägerin einsetzten? Vielleicht kann man die Gier nicht bremsen- nur umwandeln. Vielleicht ist Sam ein Fehler unterlaufen. Wer weiß.“

„Was weißt du darüber?“

„Nun- nicht sehr viel- aber ich habe Augen im Kopf. Ich weiß nicht, wie du es schaffst, die Anderen so zu täuschen. Dabei ist doch alles so logisch. Spike soll mit deiner Freundschaft zufrieden sein- das ich nicht lache. Wie machst du das? Wieso verschwinden diese Zeichen nicht? Wasserfeste Farbe? Malt ihr sie immer wieder nach?“

Bella atmete innerlich auf. Tyra ging es wohl nur darum, dass sie etwas mit  Spike hatte. Aber wie viel wusste sie wirklich? „Nein. Aber wenn du nachdenken würdest, wüsstest du es. Da ist nichts weiter zwischen Spike und mir.“

„Und was ist mit Buffy?“

„Was soll mit ihr sein?“

„Hat sie was mit ihm?“

„Sie ist tot!“

„Netter Versuch, Buff. Gib´s auf- ich kenn dich. Bella ist zu sehr Buffy, als dass ich dir abkaufe, dass sie tot ist. Wie funktioniert das? Seid ihr zwei verschiedene Personen? Oder ist Bella nur so eine Art Ableger der alten Buffy? Ich trau dir nicht so viel schauspielerisches Talent zu, als dass du Bella nur erfunden hättest. Damit man dich nicht zur Verantwortung ziehen kann- dafür ist Bella zu real.“

„Findest du nicht, dass das irgendwie irreal klingt?“

„Ich hab im letzten Jahr vieles gesehen, was eigentlich nicht existieren dürfte- warum sollte es nicht möglich sein. Lunar war auch in dir- eigentlich hat doch Buffy schon Erfahrung mit dem zweiten Ich.“

„Und was willst du mit dieser Erkenntnis anstellen? Willst du zu Mason gehen und ihn darüber aufklären, dass ich Buffy bin? Was würde er tun- was meinst du? Mich töten? Willst du das?“ Ihre Stimme klang warnender, als sie es beabsichtigte.

„Nein. Ich will nur, dass du ehrlich zu uns bist. Bei Spike kannst du es ja auch.“

„Manchmal ist es besser, nicht alles zu wissen.“

„Damit niemand bemerkt, dass du hobbymäßig ein paar Leute aussaugst? Böse Buffy- Spike wurde gezähmt und hält die Beißerchen still- aber für die Jägerin galten ja schon immer Sonderregelungen!“

„Ich weiß nicht, was da los war! Es tut mir leid. Es kommt nie wieder vor. Willst du das hören?“

„Nein. Gesteh dir nur selbst die Wahrheit ein- du bist ein Dämon. Ein Vampir. Dann kannst du leichter dagegen kämpfen.“ Tyra wandte sich ab und verließ ohne ein weiteres Wort die Kirche. Bella stand wie angewurzelt da und starrte ihr hinterher. Warum musste dieser Teenager nur so recht haben?

Willow schloss die Augen und ließ ihren Gedanken freien Lauf. Mason hatte sie beauftragt, die anderen Jägerinnen in der Welt ausfindig zu machen, von denen ihnen Bella berichtet hatte. Das war nicht so einfach, wie sie es sich vorgestellt hatte, aber irgendwie gelang es ihr, zumindest schon einmal eine ungefähre Richtung zu finden- Asien. Dort musste es noch mindestens 4 Jägerinnen geben. Kennedy betrat leise den Raum und beobachtete ihre Ex- Freundin, die im Schneidersitz auf dem Fußboden saß und scheinbar Welten entfernt war. Nach all den Monaten der Trennung tat es nicht mehr weh, sie einfach anzusehen oder mit ihr zu sprechen- auch wenn sich Kenny immer noch wünschte, dass das alles nie passiert wäre. Aber was wäre dann aus ihnen geworden- wären sie überhaupt noch ein Paar?

„Habt ihr schon etwas über das Opfer in Erfahrung bringen können?“ Willow entspannte sich und ließ die Schultern hängen. Sie fühlte sich völlig ausgelaugt nach der Anstrengung.

„Ich wollte dich nicht stören-.“ Murmelte Kenny.

„Schon okay.“ Sie hievte sich hoch und ging zum Fenster. Die kühle Luft strömte ihr entgegen und vertrieb die Müdigkeit wenigstens vorübergehend.

„Eine junge Frau aus Soho. Eine einzige Bisswunde am Hals. Keine Spuren eines Kampfes- scheinbar hat die Frau den Vampir gekannt. Was uns nur etwas verwirrt ist die Größe der Wunde. Die Abstände lassen auf einen kleineren Kiefer schließen.“

„Eine Vampirin?“

„Wäre möglich. Oder aber ein Jugendlicher. Ihr Name ist Sahoma Orikamha- eine Japanerin. Seltsamerweise kein fester Wohnsitz bekannt, aber sie sah auch nicht nach Obdachlos aus- eher das Gegenteil.“

„Vielleicht eine Prostituierte?“

„Nein. Bis vor kurzem war sie noch Büroangestellte bei Nikon. Und plötzlich bricht sie alles ab, taucht unter und wird 4 Wochen später tot aufgefunden. Kommt dir das nicht auch seltsam vor?“

„Hatte sie eine Markierung?“

„Ein Branding? Konnten wir nicht überprüfen- die Bullen waren schneller und ließen uns nicht ran. Aber wir wissen, wo sie liegt. Morgen früh ist die Obduktion- wenn wir Bella dort hin schicken und sie es überprüft, sind wir vielleicht schlauer.“

„Warum nicht du? Ich find es nicht richtig, wenn wir alles ihr zuweisen.“

„Du vertraust ihr nicht- warum?“

„Ich weiß nicht- etwas macht mich vorsichtig. Vielleicht nur so ein dummes Gefühl, weil ich Buffy vermisse.“

„Das tun wir alle. Manchmal wünschte ich, diese ganze Prophezeiung wäre nur ein Alptraum, aus dem wir alle erwachen und dann ist es wie früher. Mit Giles und Buffy. Und Chao-Ann würde noch leben.“

Willow nickte nur und nahm die Jägerin in den Arm. Bei all dem, was in den letzten Monaten passiert war, hatten sie ganz vergessen, dass sie alle dasselbe fühlten.

Spike hatte nach einigem Suchen die Adresse gefunden und klingelte an der Tür.

„Ja?“ antwortete sie durch die Sprechanlage.

„Hallo- Dawny- ich bins- Spike. Läßt du mich rein?“

„Klar doch.“ Der Türöffner summte und er hörte weiter oben eine Wohnungstür aufgehen. „Was machst denn du hier? Ist was passiert?“ rief sie ihm entgegen. Dann fiel sie ihm kurz um den Hals und zog ihn in die kleine Wohnung, die sie sich mit Rick und einem weiteren Pärchen von der Uni teilte.

„Schön habt ihr es hier.“ Spike sah sich nur kurz um und betrachtete dann die nun doch sehr selbstständige Dawn. Sie war erwachsen geworden.

„Achso- nein- nichts Schlimmes ist passiert. Alles okay.“

„Wie geht es den Anderen- wie geht es Bella?“

„Oh- gut- glaube ich.“

„Was ist wirklich los? Du fliegst doch nicht bis nach L.A. um mir zu sagen, dass alles in Ordnung ist.“ Lauerte Dawn auf.

„Hast du in letzter Zeit mal was vom Quadratschädel gehört?“

„Angel? Naja- hab ihn mal gesehen neulich- aber der hat wohl soviel Arbeit, das er sich eher rar macht.“

„Mmmh.“

„Spike- was ist mit ihm? Hat er was angestellt?“

„Keine Ahnung- das muss ich erst noch herausfinden. Aber wenn meine Vermutung sich als wahr erweist, kriegt der endgültig richtig Ärger mit mir.“

„Setz dich doch- und erzähl´s mir. Ich hab durch Fred so einiges erfahren über Wolfram und Hart- die haben ja überall ihre Finger im Spiel.“

„Er war damals in New York, weil er zu Tepesch wollte- unserem Erzfeind schlechthin.“

„Ach das meinst du. Das war für die Firma. Sollte wohl herauskriegen, was dieser Verein so treibt. Aber Tepesch hat das Spielchen durchschaut- Angel war ziemlich sauer deshalb. Die wollten den Vampiren ein Angebot machen- irgendwas mit Zusammenarbeit. Als ob sich Tepesch auf eine Firma einlassen würde, die auf dem absteigenden Ast ist.“

„Wieso das? Ich dachte, die hätten Angel Investigations aufgekauft, weil er so erfolgreich Dämonen bekämpft.“

„Das war mal. Seit Tepesch die Hölle in New York eröffnen will und den Dämonen das Paradies verspricht, wollen die nicht mehr in L.A. bleiben. Die wandern alle ab. Also hat Angel nix mehr zu tun. Euer Team hat auf unerklärliche Weise- ich nehme an, Giles steckt da dahinter- die Vorrechte darauf- und Wolfram stehen im Dunkeln.“

„Das hat was mit Konkurrenz unter Vampirjägern zu tun?“ stellte Spike mehr als verblüfft fest.

„So in der Art. Giles muss da ganz schön drinhängen- jedenfalls könnt ihr tun und lassen, was ihr wollt- während Angel die Felle wegschwimmen. Aber er würde wohl nie auf die Idee kommen und mit euch zusammen arbeiten wollen- das verbietet ihm sein innerer Stolz.“

„Dann wäre ich sein Boss.“

„Genau. Lieber stirbt er an Langeweile als um Arbeit zu betteln. Deshalb sind ja Faith und Wood auch zurück zu euch gegangen. Da bahnt sich was Großes an- und ihr sitzt mitten drin. Würde mich nicht wundern, wenn ihr bald Angebote von Wolfram kriegt, mit ihnen zusammen zu arbeiten.“

„Was wir wohl tunlichst vermeiden werden.“

„Würd ich auch sagen. Laßt euch bloß nicht von denen kaufen, so wie es Angel gemacht hat. Sie bestimmen dann alles- und ihr entscheidet gar nichts mehr.“

„Der war ja schon immer käuflich.“ Lachte Spike in sich hinein. Da hatte wohl jemand endlich das gekriegt, was er verdient hatte. „Weiß er von Bella- ich meine- hast du-?“

„Es ihm gesagt? Nein. Besser, er erfährt es nicht. Dann kommt der noch auf blöde Ideen- schließlich ist sie ja bei euch die Chefin- und könnte sie beeinflussen. Ich möchte nicht, dass Angel sich bei euch einmischt- denn das würde er ohne Frage tun.“

„Da gibt es nichts zum Einmischen- Dawn.“

„Spike- sag mir die Wahrheit- liebst du Bella?“

„Dawn- ich-.“

„Du brauchst mir das nicht zu verschweigen- bloß weil ich Buffys Schwester bin. Wir sind doch Freunde- oder?“

„Ja- Dawn, das sind wir.“

„Ist sie sehr schön?“

„Also weißt du-.“

„Spike? Es ist okay. Ich würde sie auch gern mal sehen und näher kennenlernen. Die Jungs erzählen mir am Telefon immer, wie toll sie aussieht. Und das sie so nett ist- aber auch sehr kämpferisch.“

„Ja- das ist sie- schön, aber kalt.“

„Du bist ein schlechter Lügner.“ Stellte sie nüchtern fest.

„Was?“

„Tyra hat mir etwas ganz anderes erzählt. Aber ich hatte ihr eigentlich versprochen, keinem Menschen etwas davon zu sagen. Aber du bist kein Mensch- und dich betrifft es ja schließlich. Ihr spielt Verstecken mit den anderen- und wenn es niemand sieht, dann knutscht ihr rum und macht bestimmt auch noch ganz andere Sachen.“

„Dawn!“

„Getroffene Hunde bellen.“

„Was immer Tyra sich einbildet zu sehen- ich bin nicht mit Bella- du weißt schon.“

„Du schläfst nicht mit ihr? Ist es das, was du mir sagen willst? Ich bin ein großes Mädchen, Spike.“

„Ist das Ricks Einfluß? Sonst warst du nicht so- direkt.“

„Zeiten ändern sich. Und ich habe so langsam die Vermutung, dass Buffy gar nicht tot ist. Sondern dass du sie immer noch- fickst.“

„Nimm nie wieder dieses Wort in den Mund!“ Er sprang erschrocken auf. Was war bloß mit Dawn passiert?

„Ist das alles? Das ich eine andere Ausdrucksweise wählen soll?“

„Hör auf damit- oder es passiert was!“

„Die Summers- Gene schlagen wohl langsam auch bei mir durch. Wir sind nicht so harmlos, wie es scheint- nicht wahr? Sie lässt dich nicht los und will immer mehr. Wie funktioniert das eigentlich? Sieht sie dabei aus wie Buffy- oder stellst du dir vor, dass sie es wäre?“

„Ich hab keine Ahnung, wovon du sprichst! Ich sollte wohl besser gehen.“ Er wandte sich zur Tür, aber Dawn hielt ihn am Arm fest.

„Bella hat es mir gesagt, Spike. Das sie immer noch Buffy ist. Sie hat sich entschuldigt dafür, dass sie mich so vernachlässigt hätte.  Und sie meinte auch, dass du es weißt. Ich kann mir doch denken, dass das automatisch nur auf das Eine hinausläuft. Ist es nicht so?“ Sie sah ihm fragend in die Augen und entdeckte die Verzweiflung darin. Er kam eindeutig nicht damit klar, dass er es geheim halten musste.

„Vertrau mir, Spike- ich erzähle es niemandem weiter- versprochen.“

„Also gut- du willst die volle Wahrheit? Bella ist nichts weiter als eine Kombination von Buffy, der ewigen Jägerin und mir. Sie weiß, was sie will- kämpft mit allen Mitteln und duldet keine Wiederrede. Eigentlich ist sie wieder genauso, wie sie früher war- nur, dass sie jetzt wohl auch meine Eigenschaften abgekriegt hat und mächtiger ist.“

„Sie hat die Gier, oder?“

„Was meinst du?“

„Sam sagte einmal zu mir, als es darum ging, das Serum zu entwickeln, dass das Blut eines Vampirs zugleich auch seinen Charakter weitergeben kann. Sie hat vielleicht die Blutgier ausschalten können- aber dein Blut giert nach Liebe- und das nicht nur im mentalen Sinne.“

„Was willst du damit sagen?“

„Liebe und Besessenheit lagen bei dir schon immer nah beeinander.- Lass mich raten- Buffy ist- wie soll ich sagen- ziemlich heiß auf dich?“

„Danke für die nette Umschreibung, das trifft es so in etwa.“

„Dann will ich doch nur hoffen, dass sich das einzig und allein auf dich bezieht.“

„Red mir bloß keine falsche Eifersucht ein- die hab ich so schon.“

„Was würdest du tun, wenn sie nicht zur Stelle wäre? Wenn es dich richtig juckt?“ Dawn wollte ihn eigentlich nur damit aufziehen- aber er reagierte vollkommen panisch.

„Verdammt- ich muss zurück, bevor sie noch Dummheiten macht!“ Er stürmte ohne einen Abschied aus der Wohnung und beeilte sich, zum Flughafen zu kommen. Was könnte sie tun? Bella war manchmal ziemlich gewissenlos- und wenn er mal wieder nicht darüber nachdachte- dann schlug er über sie Stränge, prügelte sich rum oder trank irgendwelchen Scheiß Alkohol, den er ja eigentlich als Vampir gar nicht bevorzugen würde.

War es da nicht logisch, dass sie auch etwas Dummes tun könnte? Er war mehrere Tage weg- und das Team wollte nichts weiter unternehmen in der Zeit. Sie würde abends in diesen Clubs abhängen- und wer weiß was tun.

Mason wartete auf Bella, die das Opfer noch einmal vor der Obduktion überprüfen wollte. Gegen 8 Uhr ging die Tür- aber es war Spike, der zurück war und ziemlich fertig aussah.

„Na- hast du was herausfinden können?“ Mason stellte die Milch zurück in den Kühlschrank und machte sich an sein Frühstück.

„So einiges- aber das Meiste von Dawn- die übrigens ganz hübsch wohnt und sich an der Uni anscheinend ziemlich gut amüsiert. Wußtest du eigentlich, dass Wolfram und Hart sich nicht gerade auf Karrierekurs bewegen?“

„Nein- ich dachte, Angel Investigations wäre für sie recht erfolgreich.“

„Dachte ich auch- aber von wem haben wir denn auch die Information?“

„Angel. Du meinst, der hat doch Dreck am Stecken?“

„Naja- das nun gerade nicht- auch wenn ich ihm allein für seine eigene Blödheit eine reinhaun könnte. Aber andererseits weiß ich nicht, was die vorhatten mit Tepesch. Er selbst ist wie immer nur der Dumme, den man vorschickt. So bin ich wenigstens nicht der einzige von der Sorte- und das es ausgerechnet mein guter alter Kumpel ist- welch Ironie des Schicksals!“

„Erspar mir deine Freudentänze. Fakten.“

„Meine Güte- du bist ja noch viel spießiger als unser Senior! Liegt das an eurem Job oder ist das so´ne Art Vererbungssache?“

„Giles hat sehr gute Arbeit geleistet.“

„Hab ich nicht in Frage gestellt. Er hat sogar so gut für uns gesorgt, dass wir gar nichts davon wissen. Ist das nicht Klasse? Wir sind die Führenden im Berufszweig der Dämonenjäger- bild dir darauf was ein und genieße den geschenkten Ruhm!“

„Du spinnst doch.“

„Nein- ehrlich. Wenn du Angebote von W und H kriegst- lehn sie ab. Wir sind nicht interessiert. Und vielleicht kannst du das ja den Anderen auf deine charmante Weise und wirtschaftlich fundiert erklären. Da gibt es so eine nette Sekretärin bei denen- die kannst du ausfragen. Sag ihr einfach ein paar nette Grüße von mir- du weißt schon- was Frauen so hören wollen.“

„Eine abgestellte Geliebte?“

„Das hab ich nicht gehört.“

„Wußte Buffy davon?“

„Mein lieber Mason- auch wenn du es mir nicht glauben würdest- aber es gibt auch eine Zeit vor Buffy in meinem nicht ganz so kurzen Leben.“

„Dann stimmen wohl doch die Gerüchte.“ Spike sah ihn fragend an. „Naja- Angel hat diesen Ruf des ewig Leidenden- der nie wirklich lieben dürfte etc. blabla- während man bei dir immer das Gegenteil behauptet.“

„Hab nie ein Problem damit gehabt. Vampire sind ja angeblich die geborenen Einzelgänger. Die nur zusammen arbeiten, wenn es um Macht geht. Mir ging das immer auf die Nerven- das Leben ist doch ganz nett so- warum sollte man die Menschheit ausrotten? Und mal ganz ehrlich- mit Frauen kann man jede Menge Spaß haben- solltest du auch mal ausprobieren- sonst endest du wirklich noch als alter, grauer Wächter.“

„Da hast du vielleicht recht- vielleicht sollte ich es ja mal versuchen. Wer käme da in Frage? Jemand aus unserem Berufszweig sollte es schon sein. Aber ehrlich gesagt sind mir die Mädchen doch viel zu jung. Bleibt eigentlich nur Eine übrig. Und Die wäre sogar eine richtige Herausforderung. Meinst du, ich könnte es mal mit Bella versuchen?“ Mason beobachtete Spike genau und erwartete den Angriff.

„Vergiß das ganz schnell wieder!“ Der Vampir packte den Wächter am Kragen und knallte ihn an die nächste Wand. Doch der ließ sich das nicht gefallen und beförderte Spike schneller zu Boden, als ihm lieb war, drehte seinen Arm auf den Rücken und machte ihn so bewegungsunfähig.

„Hab ich es mir doch gedacht. Ich hoffe, ihr habt reichlich Spass damit, andere an der Nase herumzuführen.“ Lachend stand Mason auf und half Spike auf die Beine.

„Was sollte das eben?“ knurrte Spike zurück.

„Tyra hat mir einen kleinen Tipp gegeben- ich wollte nur wissen, ob es auch wahr ist.“

„Und? Zufrieden? Warum müssen denn Alle darauf rumreiten? Erst Dawn, dann auch noch du- kann man hier eigentlich auch ein ganz normales Privatleben führen?“

„Schon okay- ich sag darüber nichts mehr. Aber vielleicht könntest du mal deine Freundin davon überzeugen, dass sie mir die Aufzeichnungen gibt, die sie verschwinden lassen hat.“

„Was meinst du damit?“

„Giles hatte seine Erkenntnisse über die ewige Jägerin und euer gemeinsames Schicksal für mich aufgeschrieben- aber seltsamerweise sind die Aufzeichnungen verschwunden. Einfach so. Ich wollte niemanden beschuldigen- aber es erscheint mir doch recht logisch, dass sie dahinter steckt. Und es gibt auch so einige andere Ungereimtheiten. Ich hab sie zur Leichenhalle geschickt, um das Opfer von neulich zu überprüfen und warte immer noch darauf, dass sie zurückkommt.“

„Welches Opfer?“

„Stimmt ja- davon weißt du ja gar nichts. Vorletzte Nacht wurde eine weibliche Leiche gefunden. Klassischer Vampirbiß. Seltsam nur, dass diese Frau schon seit Wochen als verschollen gilt. Und das der Biß eher nach einer Frau als Täter aussieht. Also zwei Frauen- eine Vampirin und eine gut gekleidete, gepflegte Japanerin in einer kleinen Hintergasse. Keine Kampfspuren, keine Zeugen, keine Ahnung, wer die Täterin sein könnte.“

„Du hast einen Verdacht, oder?“ Masons Stimme klang einfach zu theatralisch.

„Spike- ich will sie nicht verdächtigen- und ich kann das auch nicht glauben- aber Bella war in dieser Nacht allein auf Streife in der Gegend. Warum hat sie nichts dagegen unternommen- denn zweifelsohne hätte sie es mit ihren Fähigkeiten erkennen müssen?“

„Sam sagte, dass sie nicht diesen Vampirtrieb hätte.“

„Sie selbst sagte, dass sie normalerweise kein Blut trinkt. Normalerweise.“

„Und was war nicht normal an diesem Abend?“

„Sie ist noch nicht sehr lange bei uns- und sie war trotz ihrer Stärke doch sehr auf dich fixiert. Und du warst nicht da. Ich mach dir keinen Vorwurf daraus, schließlich musste das mit Angel geklärt werden. Aber ich denke, dass wir sie doch mal etwas mehr einbinden sollten- ihr nicht alle Freiheiten lassen. Wir sind ein Team- und wenn sie mit uns arbeiten will, dann bedeutet das 100 Prozent Ehrlichkeit. Leider habe ich das ungute Gefühl, dass sie nicht einmal zu dir wirklich ehrlich ist.“

„Ich glaub, vor dir ist wirklich nichts sicher- oder? Giles wusste schon, warum du der Richtige für den Job bist.“

„Hab ich dein Okay?“

„Wenn du irgendwas rausfinden kannst über sie, dann tu es. Ich hab langsam die Nase voll von Überraschungen.“ Spike schnappte sich die Unterlagen, die Mason ihm reichte und verschwand in seinem Büro.

„Ich hatte dich früher erwartet.“ Bemerkte Mason trocken, als Bella erst gegen 14 Uhr wieder auf der Bildfläche erschien.

„Ich hatte noch etwas zu erledigen.“

„Hatte es zufällig etwas mit deinem Auftrag zu tun?“ Seine Stimme durchschnitt die Luft wie ein Schwert, aber sie reagierte nicht weiter darauf.

„Indirekt. Aber das ist meine Sache.“

„Irrtum! Ich glaub, wir müssen hier mal etwas klären! Es gibt hier keine Privatinformationen, wenn es in irgendeiner Weise die Arbeit betrifft. Und das gilt auch für dich. Du bist hier nicht die Königin von Timbuktu- auch du hast Regeln einzuhalten!“

Spike hörte bis in das Büro hinein, wie Mason die Fassung verlor und öffnete vorsichtig die Tür, um nicht gleich von Bella bemerkt zu werden. Dann brauchte er ihr wenigstens nicht die Standpauke zu halten- auch wenn er arg Lust hatte, sie zur Rede zu stellen. Die Erkenntnisse über das Opfer waren für ihn mehr als eindeutig- schließlich wusste er, das es nur wenige weibliche Vampire in New York überhaupt wagen würden, gegen das Gesetz ihrer Obersten zu verstoßen- und die Leiche auch noch offen liegen zu lassen.

„Ach ja- gut- dann geh ich eben! Wenn dem Herrn Wächter meine Arbeitsweise nicht passt, kann ich auch ohne all diese Bürokratie klarkommen! Ihr werdet sowieso nicht weit kommen- und ohne Spike erst recht nicht!“

„Wie kommst du jetzt darauf?“

„Wir tun seit einer Woche rein gar nichts- weil der Herr mal eben nach L.A. fahren musste! Könnt ihr denn nicht einmal auf mich vertrauen und ohne ihn auskommen?“

„Das könnten wir- wenn wir dir wirklich vertrauen könnten- aber das tun wir nicht, solange du uns nicht sagst, was du wirklich vor hast- denn das ist mir irgendwie nicht ganz klar. Du arbeitest mit irgendwelchen Dämonen hinter unserem Rücken zusammen- und wir sollen wie die Lemminge hinterherrennen und alles tun, was Madame gerade einfällt. Das geht so nicht weiter! Du weißt noch viel mehr, als du uns erzählst- und du verschweigst uns Dinge über dich. Wie sollen wir dir vertrauen, wenn du selbst so undurchschaubar bist?“

„Ist das alles? Ihr wollt die ganze, verdammte Geschichte erfahren? Was ich mit den Vampiren die ganze Zeit tue? Da hab ich eine viel einfachere Idee- denn langsam wird es schwierig, euch vor den Anderen zu schützen. Ihr solltet mal langsam etwas kommunikativer werden und euch nicht vor den Leuten sperren, die euch vielleicht helfen könnten. Es gibt so viele Dämonen, denen es überhaupt nicht passt, was Tepesch vorhat. Denen fehlt nur die richtige Alternative. Und das sind nun mal wir! Aber wenn ihr ewig auf eurem kleinbürgerlichen Gut- und- Böse- Prinzip verharren wollt, kann ich euch nur helfen, indem ich euch Einiges verschweige.“

„Okay- du willst also deine Kumpels von der Eckzahnpartei einweihen? Ist das alles?“

„Ich will eine Allianz! Die Auserwählten, der Rat der Wächter und Jäger, der Ankou mit den Reitern und der Armee der Finsternis und meine Freunde aus den Vampirreihen. Dann gibt es da noch ein paar Dämonen, die ich noch auf meine Seite holen will. Nur mit dieser Konstellation können wir siegen.“

„Hast du überhaupt eine Ahnung, was du da verlangst? Die könnten uns einfach umbringen!“

„Nicht, wenn ihr endlich Spike und mir die Kontrolle übergebt!“

„Du meinst wohl dir allein.“

„Nein. Es müssen die Auserwählten sein.- Verdammt noch mal- ich brauche Spike dafür! Hast du die Prophezeiung überhaupt verstanden? Die Ewige steht an der Seite des Auserwählten- und nicht umgekehrt. Was kann ich dafür, wenn das irgendwelche Machos verfasst haben- aber ich kann diese Allianz nicht leiten. Und nur der Auserwählte hat die Kraft, diesen Respekt zu fordern! Sorg dafür, dass der Rat stark wird- und kümmere dich um dessen Angelegenheiten. Ich muss sonst ohne euch kämpfen- und allein schaffe ich es nicht. Verstehst du das denn nicht? Ich breche schon viel zu viele Regeln, indem ich ständiges Mitglied bin und euch helfe.“

„Soll das heißen, du machst das auch für uns?“ Mason wurde auf einmal nachdenklich. Diese Frau kämpfte wie eine Löwin um ihre Jungen.

„Verdammt- Buffy war das hier wichtig- es war ihr Leben. Sie hat jeden von euch schützen wollen. Und das muss ich auch tun. Ich kann euch doch nicht in euer Unglück laufen lassen. Und ihr seid auf dem besten Wege, wenn ihr weiterhin so arbeitet wie bisher. Die Dämonen kennen euch mittlerweile. Sie studieren euch- ihr seid nichts weiter als ihre Laborratten. Wenn ihr ihnen langweilig werdet, töten sie euch.“ Sie klang vollkommen verzweifelt. Wenn sie schon aus den Reihen des Feindes persönliche Dinge über die Wächter erfahren konnte, was wussten dann die Helfer von Tepesch? Und wie viel wusste er?

„Ich werde versuchen, die Anderen von deiner Allianz zu überzeugen. Und wir werden die weiteren Jägerinnen finden. Mehr kann ich wohl vorerst nicht tun.“

„Mase- sei einfach nur ein guter Wächter für sie- okay? Ich brauche keinen mehr- Giles merkte dass, sonst wäre er nicht gegangen.“

„Ich weiß. Ihr seid auf euch allein gestellt. Aber arbeite mit Spike zusammen- und hör auf, dir selbst was vorzumachen und eine Rolle zu spielen.“

„Danke- Wächter.“

„Er ist übrigens in seinem Büro.“ Mason wandte sich wieder seinen Büchern zu, um sie nicht ob ihrer inneren Freude in Verlegenheit zu bringen.

Sie stürmte gleich los und Spike konnte nur noch schnell seinen Platz einnehmen und tat so, als wäre er in die Akten vertieft.

Die Tür flog hinter ihr zu und sie blieb plötzlich reglos im Raum stehen. Etwas wunderte sie an dieser Situation- er war anscheinend nicht so sehr davon begeistert, sie wiederzusehen.

„Hallo Spike.“

„Kannst du mir das erklären?“ Er knallte die Akte auf den Tisch und lehnte sich zurück, um sie von oben bis unten zu mustern. Sollte sie ruhig mal etwas Autorität spüren.

„Es- ich weiß nicht-.“

„Warum?“

„Ich- ich konnte nicht- mein Gott- hör auf, mich so anzusehen! Bitte!“

„Du kannst mir also nicht erklären, warum du das getan hast?“

„Nein.“ Sie schluckte die Wut herunter. Sie wollte sich nicht streiten- aber er legte es anscheinend darauf an. Langsam stand er auf und ging um den Tisch herum. Er ging zur Tür und schloß demonstrativ ab. Dann nahm er seelenruhig eines der Bücher aus dem Regal und schlug es auf. Ein Zettel markierte eine bestimmte Seite und er hielt sie ihr vor die Augen. Eine Abbildung von einem wirklich hässlichen Vampir starrte ihr entgegen.

„Was soll das?“

„Sieh es dir genau an. Das war Zekhors so geliebte Jägerin! Natürlich nicht, wie sie lebte- sie wurde nach ihrem zweiten Tod durch ihn erst dazu. Er hat dir erzählt, er hätte sie erschlagen? Einen Vampir erschlägt man nicht einfach so- denn das war sie. Das hat er dir natürlich auch nicht gesagt. Weißt du eigentlich, wie stark man einen Vampir foltern muss, dass solche Narben entstehen?“

„Was willst du mir damit sagen?“

„Paß auf, wem du vertraust. Und sei ehrlich zu mir. Du sollst nie so enden. Haben wir uns verstanden?“

„Du willst mir drohen?“

Statt ihr zu antworten warf er das Buch neben sie auf den Tisch und trat ganz nahe an sie heran. Sein Gesicht kam ihrem ganz nahe und sie dachte schon, dass er vielleicht nur mit ihr spielen wollte und sie gleich küssen würde. Aber er packte ihre Hüften und schob sie auf den Tisch.

„Spike?“ Seine Augen schienen sie förmlich durchbohren zu wollen. Langsam drückte er ihre Schenkel auseinander und fuhr mit den Daumen über die Innenseiten nach oben. Sie zuckte zusammen. Sie wollte ihn umarmen, aber er packte ihre Hände und bog sie hinter ihren Rücken, sodaß er ihr plötzlich ganz nah war.

Sie versuchte, ihn zu küssen, aber er wich zurück.

„Hör auf damit.“ Flüsterte sie merklich erregt. Aber er schüttelte nur den Kopf und kam wieder näher. Seine Hände wanderten über ihren Po und drückten ihren Unterleib an seinen. Sie versuchte wieder, ihn zu packen, aber er umklammerte ihre Handgelenke und ließ sie nun nicht mehr los.

„Bitte.“ Flüsterte sie.

„Wie ist das- wenn man etwas will- und es nicht haben kann?“ Er deutete an, sie küssen zu wollen, wich dann aber wieder aus.

„Hör auf, mich zu foltern.“

„Ich fange gerade erst an.“ Er ließ plötzlich ab von ihr und schloß die Tür wieder auf.

„Das ist nicht dein Ernst!“

„Was? Dich einfach so mit deiner ganzen Gier stehen zu lassen? Lerne, sie zu beherrschen. Dann kriegst du vielleicht das, was du willst.“ Er verließ das Büro und ließ sie vollkommen verwirrt und berauscht auf dem Schreibtisch sitzen. Aber das würde er ihr noch büßen! Er wollte spielen?- Gut- das konnte er haben. Blieb nur noch die Frage, wer eher nachgeben würde- und wie weit er gehen würde. 

 

The Chamber of Horror

Xander hielt direkt vor dem alten Fabriktor und wartete, bis Tyra und Sam das Tor geöffnet hatten. Die gesamte Gruppe war heute aufgebrochen, um sich das neue Gelände anzusehen. Nun konnten sie wohl endlich anfangen und richtig trainieren. Eine der großen Hallen hatten sie als großen Übungsraum hergerichtet, und nach den neuesten Informationen würde das wohl auch ein Versammlungsraum werden- für welche Menschenmassen auch immer- das hatte Xander aus Mason nicht herauskriegen können. Wenigstens hatte sich jetzt eine Art Ordnung gebildet und Mason kümmerte sich um den gesamten Rat. Bella und Spike waren eigentlich nur noch ständig unterwegs- aber wenigstens heute hatten sie die Zeit gefunden, um mitzukommen und sich das neue Projekt anzusehen. Manchmal fragte er sich schon, wie Spike es überhaupt schaffte, so weiterzumachen. Hatte er vielleicht doch nicht so sehr an Buffy gehangen? Oder überwand er seine Trauer durch Bella? Sie hatte ja schließlich doch sehr viel mit Buffy gemeinsam- aber war es da nicht noch viel schwerer, nicht mit ihr zusammen zu sein?

Alle versammelten sich erst mal in der Halle und wirkten zufrieden. Unter Masons Leitung war hier die Möglichkeit zu einer erstklassigen Kampfschule entstanden. Und seitdem sie dafür Werbung gemacht hatten gab es auch schon die ersten Interessenten. Ab morgen würde hier so einiges passieren- und die Dämonen müssten sich warm anziehen.

„Ja- das wäre es also. Wir planen mit Xander, in einer weiteren Halle, die im zweiten Stockwerk liegt, ein Appartement einzurichten, damit wir hier in New York auch eine Bleibe haben. Das Hafengelände ist ein idealer Ausgangsort für Nachtaktionen, wie ihr das sicher schon gemerkt habt. Aber das könnt ihr euch dann alles gleich selber ansehen und ausprobieren. Vorerst wollte ich mit euch noch etwas anderes besprechen. Bella hat mich neulich aufgeklärt, was ihre Zukunftspläne so vorsehen. Ich habe sehr lange darüber nachgedacht, und der Ein oder Andere hat sicherlich schon gemerkt, dass ich versucht habe, eure Meinung zu Dämonen mal ein wenig zu ändern. Das hatte einen bestimmten Grund- und ich kann eigentlich nur Spike und Bella bitten, euch und auch mir das Ganze zu erklären. Wir werden dann entscheiden, was wir davon halten und ob wir mitmachen.“

„Und welche Alternativen gibt es?“ Tomas gefiel das schon wieder nicht. Wenn Mason schon sagte, dass es eine Entscheidung Aller brauchte!

„Tja- dann werd ich wohl mal mit den Fakten rausrücken müssen. Bevor ihr vielleicht denkt, dass Spike dahinter steckt- ich übernehme die volle Verantwortung dafür. Es sieht so aus, dass Spike und ich als Auserwählte gewisse Verpflichtungen haben. Laut Prophezeiung ist er der Anführer der Wächter und ich bin nur die Jägerin am Rande- mit der er irgendwann mal ein Kind hat. Bevor es zu irgendwelchen Mutmaßungen kommt- dafür haben wir sehr viel Zeit- schließlich werden wir Beide nur sehr langsam älter. Und wir sind auch definitiv kein Paar- auch wenn uns das schon wieder unterstellt wird. Soviel erst mal dazu. Ich hab hier also eigentlich gar nicht das Sagen- bin aber nun mal Diejenige, die in Dämonenkreisen verkehrt. Deshalb habe ich auch in Erfahrung bringen können, dass wir so wie bisher besser nicht weitermachen sollten. Diese Schule hier ist schon mal ein guter Neuanfang- aber sie ist nicht das A und O. Mason wird sich darum kümmern, dass hier alles richtig zugeht. Auf uns Beide werdet ihr aber auch in nächster Zeit nicht zu sehr bauen können- wir müssen uns um verschiedene Dinge kümmern- zum Beispiel versuchen wir gerade, mehrere Dämonen von unserer Sache zu überzeugen.- Ich hab mir schon gedacht, dass es dazu Einsprüche gibt. Also im Klartext. Wir wollen eine Allianz mit einigen Dämonen bilden. Teilweise kennt ihr sie schon und es würde sich gar nicht soviel ändern. Andererseits müsstet ihr aber auch damit klarkommen, dass wir Vampire, den Ankou und die Armee der Finsternis für unsere Ziele einsetzen würden.“

„Das ist doch Wahnsinn!“ empörte sich Tomas.

„Ja- so in etwa hab ich auch reagiert.“ Bemerkte Spike trocken.

„Ich habe von euch nichts Anderes erwartet. Aber denkt darüber nach. Wir haben die Möglichkeiten, diese Dämonen auf unsere Seite zu bringen. Und es wäre mir sehr viel lieber, sie nicht als Feinde zu haben.“

„Da hast du allerdings recht. Aber wieso können wir denn nicht im gleichen Verhältnis wie bisher leben?“

„Ganz einfach- momentan arbeiten diese Dämonen noch nicht für Tepesch- aber er kriegt sie auch noch auf seine Seite, wenn wir nur zusehen und ihnen keine vernünftige Alternative bieten. Viele von ihnen wollen gar nicht den Weltuntergang, wie ihn Tepesch anstrebt. Und arbeiten nur für ihn oder Batseba, weil es keine andere Macht gibt, die ihnen beistehen könnte gegen ihn. Wenn wir aber wie in der Politik eine Art Partei anbieten, die ihnen den Erhalt der Welt bringt, werden sie mit uns zusammen arbeiten. Spike war auch mal ein echter Vampir- und trotzdem wollte er nicht, dass die Welt vernichtet wird. Jetzt würden wir nichts Anderes tun als wir Beide damals. Ich geb ja zu- es war nicht einfach- und eigentlich war ich stinksauer auf ihn- aber es hat trotz allem funktioniert. Wolfram und Hart tun seit Jahren auch nichts Anderes. Und ich denke mal, dass gerade so nette Dämonen wie der Ankou oder Noa zu ertragen wären- meint ihr nicht auch?“

„Das ist ja psychologische Beeinflussung! Aber vielleicht stimmt es ja sogar. Wir erreichen gerade nicht viel- warum nicht mal was riskieren?“ Lauren hatte eigentlich die Nase voll von diesen ewigen Diskussionen über das Wie? Und war mehr für das Wann?.

„Wer ist also für das Risiko?“ Andrew meldete sich als Erster- schließlich hatte er das Gefühl, dass das hier funktionieren könnte. Und es gab ja auch jetzt schon Dämonen in der Gruppe- vielleicht sollte man einfach mal die Vorurteile wegstecken und seine Feinde näher kennen lernen. Diese Meinung vertraten letztendlich dann auch alle anderen.

„Freut mich, dass ihr das so seht. Ich denke, wir sollten möglichst bald damit anfangen. Spike?- Du fährst zum Ankou und meldest ihm die Entscheidung. Er soll Ferusa mitbringen- der ist schließlich der Anführer von der Armee. Ich möchte ehrlich gesagt den Rest von der Bande nur im Notfall sehen. Ich kümmere mich um die Vampire- Noa, Jass, Demox und Iris sollten vorerst genügen. Und dann hab ich noch jemanden, den ich nur unter Dämon einordnen kann- mal sehen. Wären also 7 Gäste für heute abend. Xander- du besorgst eine Bohrmaschine und Schrauben oder so was.“

„Äh- wofür?“

„Hab dem Ankou was versprochen- vielleicht hast du ja ne Idee, wie man ihm seine Einzelteile etwas besser anbringen könnte.“

„Das mach ich aber nicht!“

„Das regeln wir dann. Soweit wäre wohl alles klar. Mit Rick sollten wir uns auch mal in Verbindung setzen- ich will alles über Tanubis und Lunar wissen. Zekhor könnte mit Lunar Dummheiten machen- das wäre dann wohl nicht das erste Mal. Achja- Willow- wie sieht´s aus mit den Jägerinnen- jemanden gefunden?“

„Jemand in Russland und in Indien. Werd mal Giles anrufen- vielleicht weiß er ja wieder was Neues. Er wollte trotz allem Nachforschungen anstellen.“

„Der alte Knabe kann es einfach nicht lassen.“

„Tja- Spike- wenn man einmal von etwas oder jemandem besessen ist....“ Sie ging nahe an ihm vorbei und würdigte ihn mit einem kalten Blick. Seit drei Tagen ging das nun schon so- und langsam merkte er, dass er sich wohl doch etwas in ihr getäuscht hatte- denn mittlerweile drohte sie dieses Spielchen zu gewinnen und stark zu bleiben. Ihn gar nicht erst an sich heran zu lassen und die kalte Schulter zeigen war zweifelsohne eine gute Möglichkeit, sich jeglicher Folter zu entziehen.

Was willst du von mir?

Willkommen zurück in der Welt. Hast dich ja lange rar gemacht.

Und immer noch ganz der Alte- Zekhor. Ich wusste schon gar nicht mehr, dass du mich rufen kannst. Ist wohl lange her- um genau zu sein-.

Zu lange. Seit meinem ehrenvollen Tod hatte ich ja auch keinen Grund, dich zu ertragen.

Und jetzt hast du einen?

Die ewige Jägerin und ihr Auserwählter.

Wie lange war ich eigentlich weg?

Scheinbar lange genug, um diesen Jägern die Möglichkeit zu geben, sich zu entwickeln- wo du das doch selbst so verachtest. Warum hast du eigentlich nicht bei Tepesch mitgemacht? Er verfolgt doch deine Ziele- Weltherrschaft, Vernichtung, Macht- alles Dinge, von denen du doch immer geträumt hast.

Ich musste nachdenken.

Du meinst wohl eher- erholen. Sie hat dich ziemlich fertig gemacht, oder?

Komm einfach zur Sache. Was willst du von mir?

Oh- nichts weiter. Nur ein bisschen-Unterstützung. Sie werden zu mächtig, wenn wir sie nicht aufhalten.

Das ewige Gleichgewicht! Wie rührend. Seit wann spielst du die Sittenpolizei?

Das hat damit nichts zu tun. Und an Gleichgewicht dachte ich rein gar nicht. Vielmehr bin ich bestrebt, sie mir gefügig zu machen. Meinst du nicht, dass es ein netter Schachzug wäre, die Auserwählten in die Irre zu führen.

Davon hab ich vorerst genug.

Weil du es falsch angestellt hast. Weil du allein zu schwach bist. Nicht die Jägerin ist der Schwachpunkt- er ist es. Tepesch hatte einen guten Ansatz geliefert- aber Batseba war zu weich und wollte spielen. Wie dumm von ihr.

Du hast ihr geholfen.

Eine kleine Sentimentalität. Genauso wie der Tod der Jägerin. Alles nur Schachzüge, die selbst Batseba in die Irre führen können.

Was willst du eigentlich? Du wusstest, dass sie zurückkehren würde. Prophezeiungen bricht man nicht so leicht.

Und jetzt beschwerst du dich?

Nun- es gibt diesen einen Punkt, der mir an der Sache nicht passt.

Der Auserwählte wird sterben- ist es das? Hast du einfach nur Angst davor, wieder in der Hölle zu landen?

Ich will einfach nur, dass es den richtigen Auserwählten trifft. Das mal nicht das Sprichwort zutrifft: Alter vor Schönheit.

Ein seltenes Argument für das Böse.

Sie wird zurückkehren- ich spüre es. Und dann werden wir wieder zusammen sein. Für immer.

Du hast vielleicht Nerven. Tepesch will die Weltherrschaft, Batseba dasselbe und du willst die Rolle der Auserwählten ändern? Ist da nicht mehr drin? Wo ist dein Ehrgeiz geblieben? Oder ist es einfach nur der Neid? Sie haben alles, was du dir wünschst. Du bist mächtig, Zekhor- aber du benimmst dich wie eine ganz kleine Nummer.

Die Zeit ist noch nicht reif dafür, meine Macht zu zeigen.

Aber ich soll dir wiedermal helfen- warum?

Naja- ich muß sie irgendwie wieder davon überzeugen, auf ihrer Seite zu stehen. Dafür bräuchte ich deine Hilfe.

Gedankenkontrolle?

Ich bitte dich- das hat bisher auch nicht funktioniert- und sie kennen mittlerweile die Anzeichen. Ich dachte da an etwas- Größeres. Hast du nicht zufällig noch Kontakt mit unserem alten Freund Belzar? Hab gehört, der soll sich ziemlich langweilen da unten.

Dafür müsste ihn schon eine Hexe beschwören.

Darum kümmerst du dich also auch noch- danke für diesen netten Schachzug. Ich würde vorschlagen, wir nutzen eine von deren Hexen. Wer ist wohl ahnungslos genug und würde das tun?

Willow hängte gerade ein paar Kräuter zum Trocknen auf, als es an der Haustür klingelte. Vorsichtig spähte sie durch den Spion und erkannte Batseba. Langsam öffnete sie und sah die Dämonin fragend an.

„Ich weiß. Tut mir leid, dass ich mich nicht gemeldet habe. Ich hab ein paar Informationen für dich- die Jungs haben sie auf CD gebrannt- ich kenn mich da ja nicht so aus. Ich wollte sie dir nur geben.“ Batseba reichte ihr ein kleines Paket und wollte wieder gehen.

„Tut mir leid- dass mit Bruce. Ich meine- wenn du Hilfe brauchst- sag es.“

„Schon okay. Kommst du mal wieder ins Brooklyn´s? Wir könnten uns ja da treffen- und über alte Zeiten reden- oder so.“

„Mal sehen. Vielleicht. Tschau.“ Nachdenklich schloß Willow wieder die Tür. Was war daran seltsam? Das Batseba plötzlich so nett war? Das sie ganz allein hierher kam und ihr Informationen gab? Da war doch etwas faul dran! Sie würde sehr vorsichtig sein und nichts tun, was gefährlich werden konnte.

„Mach mal bitte auf, Spike, dass dürften dann wohl die Vampire sein.“ Rief Bella nach unten, als es gegen 21 Uhr klingelte. Der Ankou wurde gerade im Keller von Mason und Ferusa zusammengeschraubt, während Xander eher unfreiwillig den Assistenten spielte und weder dem Knochenkerl noch diesem grünen Langhaarfreak vertraute. Schließlich war der nur ein Geist, durch den man teilweise hindurchsehen konnte. Und den Gestank, den diese Beiden verbreiteten, konnte er gleich gar nicht ab. Wieder einmal war er froh, dass Spike nicht in irgendwelcher geweihten Erde schlief und den Sinn einer Dusche kannte. Wie schön war es doch, mit einem modernen Vampir zu arbeiten.

„Hallo! Na das nenn ich doch mal eine anständige Hütte!“ entfuhr es Jass anerkennend, als sich vor ihm die Tür öffnete und der angebliche Vampir vor ihm stand. „Alter Kumpel- nicht schlecht! Können wir reinkommen?“

„Tschuldigung- ich vergess das schon langsam- kommt rein.“ Die Vampire traten an ihm vorbei und sahen sich anerkennend um. Spike wollte die Tür schon schließen, als ihn eine bekannte Stimme unterbrach.

„Ich glaubs ja wohl nicht! Spike?“

„Clem?“ Der faltige Dämon stand wir angewurzelt vor ihm und musterte ihn freudig.

„Du lebst? Mein Gott- ich hätte dich ja kaum erkannt!“

„Du hast dich dagegen gar nicht verändert! Komm rein! Hat sie dir gar nichts erzählt?“

„Wer? Bella? Ich wusste nicht, dass ihr euch überhaupt kennt. Aber jetzt wird mir so einiges klar.“

„Du hast sie nicht erkannt?“

„Nein. Wen soll ich denn erkennen?“

„Das werdet ihr wohl noch erfahren- keine Ahnung, wann sie euch das sagen wird.“ Er führte seinen alten Kumpel aus Sunnydale zu den Anderen.

„Seht mal, wen unsere nette Bella auftreiben konnte!“

„Clem?“ kam es wie aus einem Munde von den Leuten aus dem alten Team.

„Hi! Schön, euch alle wiederzusehen. Aber wo sind denn Giles und Buffy? Und Anyanka?“

„Anya starb bei dem großen Kampf.“ Bemerkte Xander traurig.

„Oh- tut mir leid.“

„Und Giles ist jetzt offiziell in Rente gegangen- sozusagen. Er zeigt gerade seiner Freundin Donna das verregnete England.“

„Oh- sogar Faith ist wieder da. Ist doch toll für ihn- und Buffy?“

Betretenes Schweigen. Er wusste also von rein gar nichts- vielleicht konnte sich Bella nicht einmal mehr an ihn erinnern und es war reiner Zufall, dass er wieder da war.

„Ist sie- tot?“

„So könnte man es wohl nennen- ja.“

„Ein Vampir?“ flüsterte Clem ungläubig und musterte Spike fragend. Doch der wandte sich nur ab und schien es selbst nicht recht zu wissen.

„Vielleicht solltest du da einfach Bella fragen.“ Meinte Tyra nur, da sie sowieso gerade die Treppe hinunter kam.

„Was soll er mich fragen?“ Bella tat vollkommen ahnungslos, auch wenn sie das Gespräch mitbekommen hatte. Aber sie hatte es bis jetzt vermieden, jemanden über ihre wahre Identität aufzuklären- auch wenn das nach und nach sowieso schon durchgesickert war- wenn auch nur im Rat und nicht bei den Dämonen. Aber sie würde sich wohl bald outen müssen.

„Hallo Bella- schön wie immer! Da hast du dir aber eine tolle Bleibe gesucht.“

„Tja- ich hab halt Stil!“ lachte sie und deutete allen an, dass sie sich doch setzen sollten.

„Willkommen bei den ewigen Wächtern. Ihr kennt euch ja meist schon flüchtig- also spar ich mir die ewige Vorstellung. Es gibt da wohl nur eine Person, die ich euch allen noch zeigen muss. Es tut mir leid, dass ich es so lange –fast- geheim hielt.“ Sie schloß die Augen und konzentrierte sich. Ein rötliches Licht durchflutete den Raum und nahm ihre Bemalungen mit sich fort- und vor den Versammelten stand plötzlich Buffy- so wie sie von ihnen gegangen war.

„Die Jägerin!“ entfuhr es Jass. „Wie machst du das?“

„Sie ist Buffy- wusstet ihr das denn nicht?“ entfuhr es Ty. Buffy sah in die Runde und spürte Spikes fragenden Blick. Was bezweckst du damit, es ihnen allen zu zeigen?

„Keine Geheimnisse mehr. Auf beiden Seiten. Ich bin Buffy Summers- die Jägerin aus Sunnydale. Ich starb durch Spikes Blut- und erwachte als ewige Jägerin. Sie gab mir die Kraft, euch zu täuschen- selbst die Menschen, die mich seit Jahren kennen, sahen nur Bella in mir. Es tut mir leid, euch angelogen zu haben- aber dies war das letzte Geheimnis, dass ich noch aufdecken musste.“

„Und wie denkst du dir das? Das wir alle hurra schreien und du wieder ganz die Alte bist?“ Xander reagierte heftiger, als er das selbst wollte. Er war sauer- weil er es nicht gesehen hatte. Aber Bella war so echt gewesen- so real- und gerade eben verwandelte sich Buffy wieder zurück in sie.

„Nein. Ich bleibe Bella- aber ich wollte nur, dass ihr es wisst. Und nicht zu überrascht seid, wenn euch vielleicht doch einmal Buffy in diesem Haus über den Weg läuft. Das ist so eine Art doppelte Persönlichkeit. Ist nicht leicht, damit umzugehen-.“

„Wem sagst du das?“ bemerkte Spike kühl.

„Es tut mir leid- aber ich wollte endlich ehrlich sein und nicht mehr dieses Versteckspiel führen.“

„Womit wir ja bei dem anderen Thema wären- wenn Spike das schon länger weiß- liegen wir dann alle in der Vermutung richtig, dass ihr immer noch- du weißt schon- na ja- eben- ein Paar seid?“ Xander reichte es jetzt- sie sollte endlich alle Karten auf den Tisch legen.

„Nein. Was uns verbindet, ist das Blut. Wir sind kein Paar. Diese Beziehung starb mit Buffy.“ Spikes Blick schien sie töten zu wollen- und sie spürte seine aufsteigende Wut. Bevor sie überhaupt etwas tun konnte, sprang er auf und stürmte nach draussen. Die Tür knallte demonstrativ ins Schloss.

„Das sieht er aber anders, würde ich sagen.“ Demox kannte den Vampir zwar nicht so gut, aber die Reaktion war eindeutig.

„Spike!“ Bella lief ihm ohne nachzudenken hinterher.

„Klärt uns mal jemand über all dieses Chaos auf?“ Jass sah fragend in die Runde.

„Würde sagen- da hat sich die Jägerin einen obligatorischen Flachleger warm gehalten- mit dem Problem, dass er das nicht sein will. Komische Reaktion für nen Vampir- als ob er sie ernsthaft lieben würde.“

„Nicht so komisch, wenn man weiß, wer Spike ist.“

„Sein Blut für die ewige Jägerin- sagt uns jetzt nicht, dass er der Auserwählte ist.“ Demox wirkte verwirrt.

„Wir hätten doch nur mal eins und eins zusammenzählen müssen. Wie konnten wir nur so blind sein!“ Noa schlug wütend auf den Tisch.

„Naja- jetzt wisst ihr ja, auf wen ihr euch einlasst- Bedarf, dem Verein Wahnsinniger beizutreten- oder bevorzugt ihr den Spinner, der sich selbst für Dracula persönlich hält?“ Xander wich instinktiv etwas zurück. Wie konnten diese beiden Liebeskranken ihr Team eigentlich mit Vampiren und anderen- Geistern allein in einem Haus lassen. Das sollte noch einmal geklärt werden- wenn er noch einmal die Gelegenheit dazu bekommen würde.

 „Spike! Es tut mir leid!“

„Was? Das du zu feige bist, es zuzugeben? Hast du überhaupt eine Ahnung, wie weh das tut? Du leugnest alles, was uns mal wichtig war!“

„Vampire lieben nicht.“

„Aber ich liebe dich! Und ich bin ein Vampir- verdammt noch mal- hast du denn alles vergessen?“

„Nein- Spike. Aber ich bin kein Mensch mehr.“ Ein dicker Kloß schien ihren Hals hochzusteigen. Wie erwartet sah er sie plötzlich fragend an.

„Das- du-?“

„Meine Seele- Spike. Ich beginne zu vergessen, was es heißt, zu fühlen.“

„Das ist doch nicht möglich! Sag, dass das nicht wahr ist!“ Er packte ihr Gesicht und starrte ihr angsterfüllt in die Augen.

„Ihr Blut, Spike. Es hat mich verändert. Ich konnte es spüren- in dieser Kirche- es tat weh.“

„Oh mein Gott!“ Jetzt schien ihm alles etwas klarer- ihre seltsamen Reaktionen in den letzten Tagen, diese Gefühlskälte. Das hätte sie nie durchstehen können, wenn nicht-.

„Hilf mir! Ich habe solche Angst!“ Sie klammerte sich plötzlich ganz fest an ihn und schluchzte los. Er ließ es zu und sie standen wohl für eine halbe Ewigkeit so da- bis plötzlich ein Schrei von innen kam und sie schlagartig auseinanderfuhren.

Ein Bild des Schreckens bot sich ihnen. Der Raum war in ein konzentrisches rotes Licht getaucht und schien ein direktes Tor zu einer Höllendimension zu bilden. In seinem Zentrum stand Willow- direkt vor dem Computer. Ihre Augen starrten fasziniert auf den Bildschirm und sie schien zu lächeln.

„Spike- Bella- tut doch etwas!“ schrie Kennedy hysterisch.

Und Spike tat etwas- was ihm einzig sinnvoll erschien. Er stürzte sich auf Willow und warf sie zu Boden. Schlagartig verschwand das Licht und alles war wie vorher. So schien es zumindest. Bella half ihm auf und sah ihn für den Bruchteil einer Sekunde seltsam an.

„Was war das?“

„Keine Ahnung. Aber ich hab ein ganz ungutes Gefühl. Wir sollten vorsichtig sein. Das sah mir nach einem Springer aus.“ Bemerkte Mason irritiert.

„Willow- was sollte das?“ fuhr Kennedy sie an.

„Ich habe gar nichts getan!“

„Wie kommt dann ein Höllentor in unseren Computer?“

„Die Cd. Batseba hat sie mir gegeben. Da waren Daten drauf über Tepesch- ich hab sie nur eingelegt- nicht einmal ein Programm gestartet oder so- es ging gleich los.“

„Ein Springer? Was ist das?“ wandte sich Tyra an Mason.

„Ein verdammter Dämon, der mal eben aus der Höllendimension ins hier und jetzt gebracht wird. Man öffne ein Tor- und schwubbs- hüpft er raus.“

„Aber es war kein Dämon zu sehen.“

„Vielleicht hat Spike es rechtzeitig abbrechen können- vielleicht auch nicht und dieses Biest ist direkt unter uns.“

„In einem von uns?“

„Bevorzugt in anderen Dämonen. Hat irgendjemand was gemerkt von euch Verrückten?“ Er wandte sich an die beunruhigten Gastdämonen.

„Nein- alles normal. Seh ich noch wie immer aus- Jass?“

„Ja- alles beim Alten- Demox. Kein Leuchten, kein komischer Hakenschwanz oder so.“

„Spike- bei dir?“

„Keine Ahnung. Ausser, dass mir das alles gar nicht gefällt-.“

„Okay- wir sollten aufpassen. Ich versuch rauszufinden, welcher Dämon mal wieder aktuell wäre.“

„Wie meinst du das?“ interessierte es Faith.

„Die schöne Regelmäßigkeit von Dämonensprüngen. Nach manchen könntest du glatt die Uhr stellen. Ich sage nur Der Meister- tritt regelmäßig auf und ist nie wirklich klein zu kriegen. Sind die Computer vernetzt? –Nein? Gut- dann haben wir wenigstens die Chance, nicht gleich alle Informationen zu verlieren. Den Computer da rührt niemand mehr an- aber vielleicht brauchen wir ihn noch.“ Er setzte sich vor seinen Monitor und suchte los.

„Wie lange kann das dauern?“ unterbrach ihn Iris.

„Sieh mal einer an- gar nicht lange. Bingo!“

„Wie hast du das gemacht?“ wandte sich Bella an ihn und sah über seine Schulter.

„Wir waren eben fleißig in den letzten Wochen. Die Dämonenkartei ist vollständig- soweit wir die Dämonen kennen- also alles alte Bekannte. Man gibt die Suchkriterien ein- rotes Lichttor- Erweckung durch die Anwesenheit einer Hexe- denn beschworen hat Willow ihn nicht- und schon erhalten wir ein Ergebnis- das mir gar nicht gefällt!“ Er ließ den Bildschirm scrollen. „Verdammt! Das sieht nicht gut aus.“

„Belzar. Nie davon gehört.“ Bemerkte Bella.

„Der Feuerteufel. Warum der wohl so heißt, möchte ich eigentlich nicht wissen.“ Aber trotzdem begann Mason die Truppe aufzuklären und schickte Tyra los, die entsprechenden Bücher herauszusuchen. „Hier steht folgendes: Ein Dämon der achten Stufe. Also verdammt gefährlich.“

„Was bedeuten diese Stufen?“

„Schon mal Dante gelesen? Die neun Stufen der Hölle. Nunja- der gute Dante ging zwar von den Sündern aus, die dementsprechend eingeordnet wurden, was sie in ihrem Leben alles falsch gemacht hatten- aber die Dämonen fanden diese Idee für ihre Untertanen entweder ganz toll, oder Dante hat sich das gar nicht ausgedacht und nur etwas umgewandelt. Jedenfalls gibt es neun Stufen des Bösen- wie die neun Chöre im Himmel. Je fieser ein Dämon ist, desto höher seine Einstufung. Ich würde sagen, Belzar ist so etwas wie der Schoßhund des Teufels persönlich. Im übertragenen Sinne, denn eigentlich ist er eher- wie soll ich sagen- ein ziemlich starkes Kerlchen aus –Feuer, Rauch und Schwefel.“

„Was ganz Heißes also.“ Bemerkte Spike wie immer trocken und etwas sarkastisch.

„Tja- wenn du es so nennen willst. Er wurde von den Dämonen eigenhändig verbannt- hat wohl zu viel rumgekokelt oder so. Und um die Sache noch zu toppen- es gibt so gut wie keine Möglichkeit, ihn durch Waffen niederzustrecken.“

„Mal ganz was Neues.“

„Spike- kann es sein, dass dich das kalt lässt?“

„Nein- ich kann mich nur nicht besonders dafür erwärmen, dass ich als gegrillter Dämon enden soll.“

„Der Spike- Burger. Taste the World of Demons!“ entfuhr es Xander.

“Das sagt einer, der als Xander Mc Nugget noch eine große Karriere vor sich hat.”

„Hey- Jungs- könntet ihr das mal bitte ernst nehmen? Es geht hier um einen blöden Dämon, von dem wir nicht wissen, ob er vielleicht schon da ist.“

„Wäre es da hier nicht etwas wärmer? Ich finds eher frisch hier- kann mal jemand die Heizung aufdrehen?“ witzelte Xander weiter.

„Wenn Belzar kommt, wirst du nicht mehr so reden.“

„Kommt schon, Leute- es ist nichts passiert! Man kann sich doch auch mal irren.“

„Vielleicht hast du ja recht. Es kann durchaus sein, dass es falscher Alarm ist. Warum sollte uns Batseba auch so was Fieses aufdrücken?“

„Der trau ich das auch noch zu. Aber ich bin dafür, die Ruhe zu genießen und darauf zu hoffen, dass nichts passiert ist. Also- Leute- kümmern wir uns doch mal um die so warmherzig angepriesene Allianz. Es gibt jede Menge zu klären.“ Andrew nahm wieder seine alte Position als Versammlungsleiter ein und sorgte ziemlich schnell dafür, dass dieser vermeintliche Dämonenangriff vergessen wurde.

Wenige Tage später hatten sich die ersten Kandidaten für die Chamber eingefunden und es wurde mit dem Training begonnen. Vorher hatten Spike und Bella die Strecken getestet- natürlich unter den schwersten Bedingungen und beschlossen, noch ein paar Schikanen mehr einzubauen, um selbst noch besser zu werden. So wurde das Hafengelände ganz schnell zu ihrem neuen Aufenthaltsort und sie waren manchmal tagelang nicht mehr zu sehen.

Eines der Gebäude hatte eine Art Turm, in dessen gläserner Spitze sie sich etwas einrichteten und somit die Übersicht über weite Teile des Hafens hatten. Und manchmal erschien es Buffy so, als wäre sie an einem Punkt angelangt, der eine Entscheidung von ihr verlangte. Sie konnte nicht länger so zweigeteilt leben- und es blieb nur eine Lösung, um die Prophezeiung zu erfüllen und die eigene Seele noch retten zu können.

 

Spiel mit dem Feuer

„Hier bist du also.“ Bemerkte Spike und setzte sich neben sie auf die Brüstung des Daches. Sie sah ihn nur kurz an, dann wandte sie sich wieder dem Hafenbecken zu und beobachtete das Auf und Ab der alten Boote.

„Wie fühlt es sich an?“

„Was meinst du?“

„Wenn die Seele geht. Hast du es gemerkt?“

„Nein. Du stirbst als Mensch, erwachst- und alles ist anders. Du denkst nicht mehr darüber nach, ob es richtig ist, was du tust. Es zählt nur noch das Blut- und die Macht. Ich wollte nur meinen Spaß haben.“

„Warum ist es dann so schwer für mich?“

„Loszulassen?“

„Vielleicht. Weil ich weiß, dass es falsch ist.“

„Solange, wie du noch darüber nachdenkst und es dich quält, weißt du, das es noch da ist. Das du noch nicht- tot- bist.“

„Aber es wird immer quälender. Jeder Tag ist schlimmer als der davor. Ich habe das Gefühl, nicht mehr atmen zu können- alles zwängt mich ein und etwas ist in mir, dass heraus will- und ich weiß nicht, wie lange ich es noch zurückhalten kann.“

„Du musst stark sein- wenn du dich vom Blut fernhälst- und versuchst, ein normales Leben zu führen, musst du nicht dazu werden. Du hast es in der Hand- und ich werde alles tun, um dich festzuhalten.“

„Danke.“ Flüsterte sie und sah ihn aufmerksam an.

„Was?“

„Du hast es vollkommen vergessen.“

„Hmm?“

„Dein Versprechen- du wolltest mich lehren, die Gier zu beherrschen. Du hattest mir versprochen, mich quälen zu wollen.“

„Und?“

„Davon hab ich nichts gemerkt.“

„Keine Ahnung. Kam wohl was dazwischen.“ Er versuchte, sie nicht anzusehen, aber versank plötzlich in ihrem Blick. Langsam kamen sie sich näher und küssten sich wie automatisch.

„Ich glaub, wir haben ein kleines Problem.“ Nuschelte sie.

„Bitte keine Diskussionen darüber.“ Er arbeitete sich langsam zu ihrem Hals vor.

„Spike- ich hab vielleicht doch etwas gelogen.“

„Ist mir egal.“

„Mir aber nicht- weil ich dich liebe!“ Sie packte sein Gesicht und küsste ihn heftig. Dabei rollten ihr plötzlich dicke Tränen über die Wangen.

„Weißt du, was ich eher glaube?“ Er küsste die Tränen fort und strich über ihre Haare. „Ist nur ne Theorie- aber anscheinend brauchtest du mal Urlaub von dir selbst.“

„Und von dir.“

„Vielleicht auch das. Wie siehts aus- wieder zurück aus Transsylvanien?“

„Ja. Und ganz bei dir.“ Sie zog ihn mit sich hoch und führte ihn durch die offene Tür in den Turm hinein, wo sie sich schon fast ausgehungert aufeinander stürzten und völlig vergaßen.

Das Blut brodelte heiß in ihren Adern und schien einen Weg nach draußen zu suchen. Hitzig sahen sie sich Beide an und erkannten das Feuer in den Augen des Anderen- und dann schien plötzlich etwas aus ihnen zu weichen und über ihnen eine Gestalt anzunehmen. Ein Feuerroter Ball entstand und alles um sie herum begann zu brennen- aber sie merkten es gar nicht. Dann war der Spuk vorbei und nur ein seltsamer Geruch wie nach Schwefel verblieb in dem Turm.

Aber nur für kurze Zeit schien die Nacht wieder ruhig und so kühl, wie es typisch war für Anfang Dezember.

Plötzlich ertönte zuerst von fern eine Art Donnergrollen- und dann vibrierte die Erde.

„Ein Erdbeben?“ schreckte Buffy hoch und stieß Spike von sich. Deutlich war das Wackeln zu spüren, das schließlich die angelehnten Waffen an der Wand zum Fallen brachte.

„Verdammt- raus hier!“ Spike schnappte sich geistesgegenwärtig sein Hemd und die Waffen und trieb Buffy nach unten.

Sie blieben kurz auf dem leeren Platz stehen und konnten noch gerade eben dem herabstürzenden Glas des Turmes ausweichen.

„Warum hört das nicht auf?“ rief sie Spike zu. Es war eher ungewöhnlich, dass es durchgängige, gleichmäßige Stöße gab.

„Keine Ahnung. Ich fürchte, das hat nichts mit seismischen Störungen zu tun.“ Spike stoppte vor dem Eingangstor und sah die Strasse hinunter. Überall züngelten Flammen und die Hauswände waren schwarz verkohlt. „Was zum Teufel-?“

Bella hatte sich wieder vollständig angezogen und wählte mit ihrem Handy die Zentrale an.

„Mason- wir haben ein Problem. Der Belzar. Er ist doch erschienen und röstet soeben in Richtung Innenstadt.“

Spike und Bella rannten den Weg der Zerstörung entlang und mussten aufpassen, nicht von irgendwelchen herunterfallenden Dingen getroffen zu werden. Und dann sahen sie das gesamte Ausmaß der Katastrophe. Vor ihnen standen schwarze Gestalten, die wohl ehemals ganz normale Menschen gewesen waren.

„Es hat sie im Bruchteil einer Sekunde erwischt. Wie Vampire in der Sonne.“ Sie stupste gegen eine der Personen, wodurch alle vollständig zerfielen und durch den leichten Windzug davongetragen wurden.

„Wir müssen ihn irgendwie aufhalten.“

„Mason konnte mir nicht sagen, wie.“

„Wir müssen etwas finden. Wenn der Typ aus Feuer ist, muss er doch zu löschen sein. Wasser- Eis- irgendwas!“

„Spike- hör auf, so panisch zu sein- das macht mich nervös.“ Sie rannte weiter die Strasse hinunter. Hinter der nächsten Ecke erwartete sie das vollkommene Grauen, denn nun sahen sie den Dämon leibhaftig vor sich. Er wirkte wie ein riesiger Zentaur aus Feuer, der ständig seine Gestalt etwas veränderte durch die Flammen. Er brachte die Häuser durch seinen ausgespieenen Atem zum Brennen. Die wenigen Bäume standen wie riesige Fackeln da und erzeugten eine unerträgliche Hitze. Kreischende Menschen rannten an Bella und Spike vorbei.

„Irgendeine Idee?“ räusperte sich Spike.

„Ehrliche Antwort- nein.“

„Tu mir einen Gefallen und ruf ihn nicht- bevor du einen akzeptablen Plan hast.“

Sie sah sich gehetzt um. Feuer- wie konnte man das bekämpfen? Die Feuerwehr. Klar. Sollten die das doch machen! Aber weit und breit war keiner zu sehen, der sich damit auseinander setzen wollte. Schliefen die denn alle? Aber dann hörten sie ein Martinshorn und ein Einsatzwagen bog quietschend um die Ecke.

„Na bitte- die brauchen dem Biest doch nur genügend Wasser draufspritzen, und es hat sich erledigt.“

„Ich glaub, das wäre zu einfach.“ Und Spike sollte recht behalten. Der Belzar bekam eine Fontäne direkt ab und kreischte laut auf- nur um dann noch wütender zu werden und in einem reinsten Dampfbad zu voller Stärke aufzudrehen.

„Keine gute Idee.“

„War ja nur so´n Gedanke.“

„Bei dir piept´s.“

„Kannst du dir keinen besseren Zeitpunkt aussuchen, um mir das zu sagen?“

„Nein- dein Handy. Obwohl ich die andere Feststellung auch schon manchmal getroffen habe.“

Sie sah ihn genervt an und hörte Mason genau zu.

„Kein guter Augenblick zum Telefonieren!“ Er warf sie mit sich auf die Seite und konnte somit einem Feuerstoß gerade noch ausweichen.

„Verdammt- Mason- unser Pyromane hat uns entdeckt. Wir tun, was wir können!“ Sie steckte das Handy weg und beobachtete die plumpen Schritte des Dämonen.

„Sag mir jetzt nicht, dass du das da angreifen willst!“

„Spike- überzeug doch mal die Herren von der Feuerwehr, dass wir ihr Auto brauchen.“

„Was hast du vor?“

„Du fährst- Rockefeller Center. Wir müssen das Biest auf die Eisbahn locken. –Ach ja- und wir bräuchten jemanden, auf den ich lieber verzichtet hätte- Zekhor muss die Zeit anhalten- meine Kräfte reichen dafür noch nicht aus. Ich nehme an, das Schneekanonen in der Hölle unbekannt sind.“

„War das deine Idee oder Masons?“

„Warum?“

„Weil ich wissen will, wen ich als Geist heimsuchen kann, wenn dieser absolut idiotische Plan schief geht!“

„Verrat ich dir später.“ Damit rannte sie los und begann den Dämon zu beschimpfen.

„Wer ist denn die Verrückte?“ brüllte einer der Feuerwehrmänner, als er Bella sah.

„Zufällig meine Freundin- was dagegen?“ Spike wartete gar nicht erst auf eine Antwort und schickte sein Gegenüber sofort ins Land der Träume, um dann auf den Fahrersitz zu klettern und zu starten. Im Rückspiegel sah er Bella, wie sie aufsprang und sich eine der Spritzpistolen schnappte.

„Hey du flambiertes Huhn- fang mich doch!“ provozierte sie den Belzar, der auch glatt darauf hereinfiel und ihnen folgte. Spike gab Gas und sauste über die einigermaßen leere Strasse dahin. Für New Yorker Verhältnisse wirkte alles wie ausgestorben- es lag wohl daran, dass die Menschen entweder geflohen waren oder sich einen guten Platz zum Gaffen gesucht hatten. Eigentlich schon seltsam, dass Dämonen nicht viel schlauer als Hunde waren und einfach allem hinterher rannten. Und je größer sie waren, desto dümmer. Wieder ein Grund mehr, warum Spike nicht gerne als Dämon bezeichnet wurde- für die Verwandtschaft musste man sich ja schämen.

Hinter dem Wagen war eigentlich nur noch an der entstehenden Dampfwolke zu erkennen, dass der Belzar ihnen folgte. Bella duckte sich im richtigen Moment, als er einen weiteren Feuerstrahl auf sie schleuderte. Vor ihnen wurde schon das Rockefeller Center sichtbar, als Spike plötzlich einen schweren Stoß auf dem Dach wahrnahm. Sofort fing das Fahrerhaus Feuer und es wurde verdammt heiß. Und er konnte Bella nicht mehr sehen. Am wilden Kreischen konnte er aber erkennen, dass dieser Feuerteufel wohl genau über ihm war.

Mason und die Anderen warteten direkt an der Eisbahn und erschraken, als sie sahen, wie ein Feuerwehrauto mit einem wütenden Belzar auf dem Dach auf sie zuraste.

„Weg!“ brüllte Mason und zog Tyra mit sich. Im letzten Moment riß Spike das Lenkrad herum und der Dämon flog in weitem Bogen auf das Eis- das sofort zu tauen begann. Spike hatte schon die ganze Zeit im Hinterkopf nach Zekhor gerufen, der jetzt natürlich im richtigen Moment erschien und den Belzar erstarren ließ.

„Xander und Tomas- die Schneekanonen- schnell!“ befahl Mason.

Spike fand ganz plötzlich zu sich selbst zurück und sprang aus dem brennenden Wagen- der im nächsten Moment explodierte, weil das Feuer bis zum Tank vorgedrungen war. Mühsam richtete er sich wieder auf und sah zurück. Und bemerkte nun, dass Bella nicht da war.

„Wo ist sie?“ rief er den Anderen zu, die schon langsam begannen, ihren Triumph zu feiern. Um den Belzar hatte sich schon eine Art Eisschicht ausgebildet und er schien abzukühlen. Die Kanonen, die eigentlich dafür gedacht waren, etwas weihnachtliche Stimmung nach Manhattan zu bringen, verursachten diesem Biest nun ziemliche Frostblasen.

„Eigentlich ganz hübsch- so als Statue.“ Bemerkte Xander, als das rote Glühen erlosch und die Gestalt des Dämons nun ganz gut zu erkennen war.

„Wo ist Bella- Buffy- ihr wisst schon!“

„Spike! Ich dachte, sie wäre bei dir.“ Mason betrachtete zufrieden das Kunstwerk.

„Wir sollten ihn in kleine Teile zerlegen, damit er nicht noch mal auferstehen kann.“ Bemerkte Tyra und schnappte sich ihren Baseballschläger aus dem Kleinbus.

„Bella! Oh Gott! Spike! Komm schnell!“ Willow hockte hinter dem Eisberg und schlug die Hände vors Gesicht.

Bella war mit dem Belzar vom Auto geflogen und ein Stück neben ihm gelandet. So hatte sie auch den Zeitstillstand abbekommen, den Zekhor ausgesprochen hatte und konnte nicht fliehen, als das viele Tauwasser, dass durch die Hitze des Dämons entstanden war, sie erreichte und auf dem kalten Untergrund gefror. Sie lag unter einem Haufen aus Schnee, teilweise eingefroren und absolut reglos.

„Holt sie da raus!“ Spike kniete sich neben den Arm, der nur noch zu sehen war und buddelte los. Nach wenigen Minuten hatten sie sie befreit und versuchten, Lebenszeichen zu entdecken.

„Oh- da hab ich wohl zu gründlich gearbeitet.“ Gab Zekhor kleinlaut zu und löste den Erstarrungszauber auf. Sofort schlug Bella mit den Augen und sah sich um. Vorsichtig richtete sie sich auf und begann zu bibbern.

„Spike- mir ist so kalt!“

„Du musst sofort nach Hause. Ihr andern kümmert euch um den Rest. Und Zekhor- erwarte kein Danke! Uups- ich hab mal eben die Jägerin erstarren lassen! Wenn sie krank wird, bist du dran schuld!“

„So dankst du mir also!“

„Sei froh, dass ich überhaupt mit dir rede- und jetzt verschwinde.“

„Wenigstens weiß ich jetzt, dass ich noch was fühle.“ Bemerkte Bella bibbernd, als sie auf der Strasse nach Tarrytown waren und das Chaos in der Stadt hinter sich ließen.

„Deinen Humor hast du auch nicht verloren.“

„Kann man als Vampir krank werden?“

„Keine Ahnung. Aber ich war ja auch mal dank deiner Hilfe querschnittsgelähmt. Ist also möglich, das du ne Grippe kriegst. Das Zeug war saukalt- mir brennen ja jetzt noch die Hände. Der Typ hat vielleicht Nerven. Ich könnte wetten, er steckt sogar dahinter.“

„Er hat uns geholfen, Spike.“

„Wir sind wieder zu Hause- mal was Anderes. Ob die unser Zimmer schon belegt haben? Andrew war immer ganz scharf drauf.“

„Warum weichst du dem Thema aus?“

„Es wäre nicht das erste Mal, dass er mit dir was anstellt, was sich als schlecht erweist. Schon vergessen- er hat dich umgebracht.“

„Okay- er hat Schicksal gespielt. Und weiter?“

„Ich will nicht drüber reden- okay!“ Wütend stieg er aus und half ihr aus dem Wagen, um sie dann bis in den Keller auf das Bett zu bringen und im Bad heißes Wasser in die Wanne zu lassen. Bei all dem redete er kein Wort und sah sie nicht einmal an. Langsam richtete sie sich auf und pellte sich aus den Sachen.

„Es ist wegen dem Baby- oder?“ flüsterte sie leise. Er setzte sich auf den Wannenrand und starrte vor sich hin. Langsam trat sie vor ihn und nahm seinen Kopf in die Hände. Er umarmte ihre Hüften und drückte seinen Kopf gegen ihren Bauch.

„Warum sagst du nie etwas?“

„Was soll ich denn sagen?“

„Das du wenigstens meine Entschuldigung dafür annimmst, dass ich es dir nicht gleich sagen konnte. Nur ein Wort- Spike. Das du mir einmal gesagt hättest, wie sehr du darunter leidest. Vielleicht hätte ich vieles anders gemacht- und hätte dir nicht noch mehr Schmerz zugefügt.“

„Ich habe dir längst verziehen.“

„Ich weiß.“ Zärtlich nahm sie seinen Kopf in die Arme und dachte daran, was er wohl tun würde, wenn er wüsste, was wirklich in ihr vorging. Und ob er sie dann immer noch so halten würde- wenn sie Bella wäre- und nicht immer Buffy. Und damit die Erfüllung der Prophezeiung riskieren würde.

„Na los- ab in die Wanne mit dir.“ Riß er sie aus ihren Gedanken heraus.

„Ja- natürlich.“ Geistesabwesend streifte sie die wenigen Sachen ab, die sie noch trug und ließ sich vorsichtig ins Wasser gleiten.

„Sag mal- willst du mir irgendwas mitteilen?“

„Nein- es ist nichts.“ Sie schob den Schaum etwas hin und her.

„Irgendwas bedrückt dich doch. Ich soll dir alles sagen, aber du hast Geheimnisse- das ist nicht fair.“ Er hockte sich neben die Wanne und strich mit dem Finger über ihre nasse Haut. Verträumt ließ er ihn tiefer wandern und umkreiste ihren Bauchnabel. Und plötzlich sah er sie fragend an.

„Nein- Spike- vergiß es. Wenn es mal etwas geben sollte, was du Angel reinwürgen darfst, sag ich es dir gleich- auch wenn es nur ein Verdacht sein sollte.“

„Weißt du eigentlich, wie verrückt das ist? In Sunnydale hätte ich nicht einmal gewagt, daran zu denken, mit dir zusammen zu sein. Geschweige denn, dass du mich lieben könntest. Gar nicht erst daran zu denken-.“

„Das wir mal über Babys sprechen? Das ist doch vollkommen verrückt. Aber es steht ja nirgends, wann das sein soll. Also haben wir noch jede Menge Zeit zum Üben.“ Sie lachte und stupste ihm an die Nase- aber er blieb ernst.

„Spike- du machst mir Angst. Du denkst doch nicht etwa darüber nach-.“

„Hör auf- okay?“

„Du hast wirklich daran gedacht? Erinnere dich an die Prophezeiung- ein Menschenkind. Und es sind noch viele Jahre bis zum Endkampf.“

„Das würde heißen, das jetzt gar nichts passieren könnte, oder?“

„Klingt nach Russisch Roulette. Denk nicht mal dran. Wie kommst du überhaupt darauf?“

„Ist nur so´ne Theorie. Wenn Bella und Buffy eins werden würden, wäre dein Leben vielleicht etwas leichter. Und das mit der Seele und alldem wäre einfacher- wahrscheinlich würde es dann endlich mal eine Festlegung geben, wer du nun wirklich bist.“

„Nervt dich das- ich meine- dieses Hin und Her?“

„Ich will endlich Klarheit. Und wenn du vor den Anderen sagst, wir wären kein Paar und mir im nächsten Moment deine Liebe schwörst, finde ich das verwirrend- um nicht zu sagen feige. Entscheide dich endlich. Ich bin vielleicht unsterblich- aber meine Geduld ist das nicht.“ Er stand auf und verließ das Bad. Das er es so ernst meinte, hätte sie nicht gedacht. Was wollte er denn damit erreichen?

„Spike- was sollte das eben?“ Sie wand sich das Handtuch um den Körper und baute sich mit Händen in Hüften vor ihm auf. Er starrte zur Decke und wollte anscheinend nicht reden.

„Wenn das alles ist, was du willst- dann werde ich die Beziehung offiziell machen. Es könnte damit neue Probleme geben-aber-.“

„Ist das alles, was du darüber denkst? Das es Probleme geben könnte? Wann hörst du endlich damit auf und akzeptierst einfach mal die Fakten- ohne Wenn und Aber! Ich lass mich seit Jahren von dir rumschubsen und vertrösten! Sag endlich mal ganz klipp und klar, was du willst. Bist du hier, weil du eine dämliche Prophezeiung erfüllen musst- oder weil Spike ja schon immer der Nächstbeste war?“ Er war aufgesprungen und sah sie zornig an.

„Warum tust du das?“

„Weil du mich belügst! Ja- ich weiß es schon seit ein paar Tagen- als ich die Akten von Giles rein zufällig in deinen Aufzeichnungen gefunden hab. Bevor du mich beschuldigst- ich habe nicht herumgeschnüffelt, sondern nur mal eben einen Zettel gesucht. Vielleicht hättest du sie etwas besser verstecken sollen.“

„Spike- was soll das?“

„Ach ja- du weißt genau, was Giles herausgefunden hat. Aber wie so vieles wolltest du es geheim halten.“

„Was genau willst du mir eigentlich sagen?“

„Buffy- hast du überhaupt eine Ahnung, was passieren kann, wenn sich diese beiden Identitäten in dir mehr und mehr distanzieren? Irgendwann wird Bella Buffy hassen- und dann sind wir wieder am Anfang von Tarrytown.

Und damit nicht genug. Mein Blut spielt da auch noch eine Rolle- und du weißt genauso gut wie ich, dass es nur einen Weg gibt, deinen Verstand zu retten.“

„Gib es doch zu- du willst nur wissen, ob Bella genauso gut im Bett ist wie Buffy!“ zischte sie ihn wütend an.

„Andere Probleme hast du wohl nicht! Ich glaubs  nicht- du bist eifersüchtig auf dich selbst? Weißt du eigentlich, wie lächerlich das ist?“

„Aber du bist die Vernunft in Person- ja? Wer denkt denn hier nicht drüber nach, was das für Konsequenzen haben könnte?“

„Vor was hast du eigentlich so große Angst, Buffy Summers? Das wir ein normales Leben führen müssten? Ich kann dich beruhigen- die Dämonen stehen Schlange, um das zu verhindern!“

„Du nennst mir den Grund und siehst ihn selbst nicht. Wir sind dafür nicht bereit. Noch nicht.“

„Wenn du schon so schlau bist, dann hast du hoffentlich mal genauer nachgeforscht, was die Prophezeiung wirklich bedeutet. Deine nette Deutung von der einsamen Jägerin, die mal eben einen Seitensprung wagt, kann nur von einer idiotischen Feministin des 21. Jahrhunderts stammen.“ Er fluchte und warf sich in den Sessel.

„Was soll das heißen?“ fragte sie nun weniger wütend.

„Das darfst du selbst herausfinden. Manchmal soll es helfen, sich seiner Gefühle klar zu werden- der Rest kommt meist von ganz allein.“

„Und du bist dir sicher, das du weißt, was du willst.“

„Mehr als je zuvor.“

„Schön für dich. Und wann bekomme ich diese Erleuchtung mitgeteilt?“

„Wenn ich das Gefühl habe, dass du mal endlich mit dem Herzen denkst und nicht immer nur die katastrophalen Folgen siehst.“ Er musterte sie gespannt, als sie sich ins Bett legte und ihm den Rücken zudrehte.

Nach einer Weile drehte sie sich um und sah ihn traurig an. Dann fuhr sie mit der Hand über seine Bettseite und deutete an, dass er sich hinlegen solle.

„Denkst du, damit wäre alles aus der Welt geschafft?“

„Ich habe dich nicht zu irgendetwas aufgefordert. Ich halt auch Abstand von dir- versprochen! Siehst du- ganz viel Platz für dich.“ Sie rückte demonstrativ bis an die Außenkante und machte sich schmal. Er musste kurz lächeln. Wie sollte man ihr eigentlich länger böse sein? Schwerfällig erhob er sich und legte sich hin. Sie löschte das Licht und starrte wie er an die Decke.

„Was siehst du da eigentlich immer?“

„Wo?“

„Naja- an der Decke. Das hast du schon in Sunnydale immer gemacht. Wenn du mit niemandem reden willst, starrst du vor dich hin.“

„Wer sagt denn, dass ich nicht reden will?“

„Ich dachte nur-.“

„Denk nicht so viel. Und rutsch näher ran sonst kann ich nicht schlafen.“

„Vermisst du mich?“

„Nein. Aber ich hasse das Gefühl, darauf warten zu müssen, dass es Plumps macht und du aus dem Bett gefallen bist.“

„Das ist fies.“

„Ich dachte, du kennst mich.“

„Spike?“ Sie drehte sich auf die Seite und sah ihn im Halbdunkel an. „Ich wünschte, alles wäre viel einfacher. Ich hätte nichts dagegen, wie jeder andere Mensch zu leben- solange du bei mir wärst.“

Mason stieg in den Wagen und lenkte gerade auf den Sunset ein, als vor ihnen ein Dämon die Strasse versperrte. Er war kleiner als der Belzar, und brannte nicht sondern war schwarz, aber nichtsdestotrotz war eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Feuerteufel nicht zu verleugnen.

„Verdammt- was ist das denn für ein Scherz?“ fluchte Willow.

„Das ist mir neu. Ruf Bella an- vielleicht sind sie noch wach. Ich würde sagen, wir haben ein ernsthaftes Problem.“ Bei diesen Worten rannten weitere Dämonen dieser Gestalt über die Strasse, denen der Erste folgte. Sie verschwanden in einer Seitenstrasse, und als die Scoobs mit dem Auto ankamen und hineinspähen konnten, erkannten sie einen weiten Riss im Asphalt, der wohl direkt in die Hölle führte.

„Das Erdbeben- es war keine Folge vom Belzar an sich- das war die eigentliche Öffnung eines viel größeren Portals. Mein Gott- das ist wohl der Höllenschlund von New York!“ starrte Xander in den Riß.

„Wer auch immer dafür verantwortlich ist, dass die da jetzt ihr Unwesen treiben können, kriegt ernsthaft Ärger!“ murmelte Mason und besah sich die dunklen Kammern, soweit er es erspähen konnte.

Bella wurde vom Klingeln des Handys aus ihrem Halbschlaf gerissen. Spike maulte kurz auf und drehte sich weg.

„Ja? Willow- red langsam! Was ist los?- Oh mein Gott! Wir kommen sofort!“

„Was ist denn?“ An Bellas Reaktion hatte er sofort erkannt, dass etwas nicht stimmte.

„Ein neuer Höllenschlund- oder so. Der Belzar hat seine kleinen Helfer entsannt. Wir müssen sofort etwas unternehmen.“ Sie zog sich hastig an und knallte Spike sein T- Shirt entgegen.

„Na toll- und ich dachte, wir könnten die heißen Spielchen machen!“

„Von was träumst du eigentlich noch so? Es gibt Arbeit- Schatz!“ säuselte sie ihm ins Ohr und lief nach oben.

„Weißt du, was ich an dir immer bewundert hab? Deinen verdammten Ehrgeiz. Kein Wort von- och- jetzt nicht- ich hab grad keine Lust. Immer pflichtbewusst voran- obwohl du dafür gar nicht mehr zuständig wärest.“

„Du willst mir jetzt nicht sagen, dass ich das Kennedy überlassen sollte? Das ist Wahnsinn. In Sunnydale wussten wir, dass es den Höllenschlund gibt- hier hielten wir doch immer Tepesch und Batseba für die Bösen.“

„Ich hab das dumme Gefühl, dass mindestens einer von denen dahinter steckt- aber das ist natürlich nur reine Theorie. Wer weiß- vielleicht haben wir ja jemanden verärgert? Wie wäre es mit First? Oder Zekhor. Ja- das wäre doch mal eine ganz neue Seite an ihm.“

„Spike? Du nervst! Seit wann stellst du eigentlich Thesen darüber auf, wer es sein könnte?“

„Hey- du bist hier nicht die Einzige mit der Lizenz zur Ewigkeit!“

„Gut gebrüllt- Tiger. Ich hoffe, du bist auch noch so kombinationsfreudig, wenn es darum geht, diese Dämonen zurück in ihre Kanalisation des Grauens zu verbannen.“

„Na toll- das ist doch mal was Anderes! Hat hier irgendwer eine Beschwörung durchgeführt? Nein? Na toll! Was soll das? Das geht doch nicht! Einfach mal eben ein kleines Erdbeben- und hoppla- wir öffnen die Unterwelt!“

fluchte Bella, als sie das Übel sah.

„Tja- und jetzt?“ Kennedy wagte sich etwas näher an den Rand und beobachtete das Loch, als würde sie erwarten, dass ihr jeden Moment etwas entgegenspringen könnte.

„Schönheit vor Alter- oder Erfahrung vor jugendlichem Leichtsinn?“

„Du willst da reinsteigen?“ antworteten alle wie aus einem Munde auf Bellas Feststellung.

„Bessere Vorschläge werden jederzeit angenommen.“

„Wir finden raus, was es ist- dann können wir immer noch hineingehen.“

„Danke- Mason. Das ist die Antwort, die ich erwartet habe.“ Bella wandte sich ab und ließ die Anderen in den Wagen steigen. Noch einmal drehte sie sich um und dachte nach. Wieso war es nur dazu gekommen? Es hatte keinerlei Anzeichen dafür gegeben. Langsam ging sie auf das Loch zu und entdeckte ein kleines, silbernes Schimmern. Sie bückte sich und fasste wie automatisch danach. Es war ein Ring.

 

Dämonenhochzeit

Plötzlich gab es einen Ruck und die Erde bebte wieder. Die Scoobs stürmten wieder aus dem Wagen heraus und brachten sich in Sicherheit- nur Bella stand ganz allein vor dem Tor, dass sich jetzt in Form von Licht ausbreitete und sie in ihren Bann zog. Sie hörte, wie Spike sie rief- aber reagierte nicht darauf. Und dann sah sie ihn- strahlend und schön, wie sie ihn immer in Erinnerung bewahrt hatte- Angel! Er lächelte und streckte ihr die Hand entgegen. Von überall her flüsterten Stimmen anerkennend, aber zischend und böse erscheinend: „Die Braut! Sie ist da- die Braut!“ Bella gab ihm die Hand und wurde fortgerissen. So schnell, wie der ganze Spuk erschienen war, verschwand er jetzt wieder. Und das Loch im Asphalt schloß sich augenblicklich- und verschlang Bella mit sich.

„Ich bring ihn um!“ brüllte Spike auf und rannte zu der Stelle, an der Bella soeben noch gestanden hatte.

„Zekhor- du verdammter Mistkerl- erklär mir sofort, was los ist!“

„Ach- sieh mal an- auf einmal kennst du mich wieder?“

„Jetzt reicht es! Was war das eben? Hängst du da mit drin? Sag mir sofort, wie ich sie da rausholen kann!“

„Ach das. Da muss sie schon selbst entscheiden. Ich hätte euch das wohl schon früher sagen sollen- aber ihr ward ja so unhöflich zu mir. Aber ich werde mal nicht nachtragend sein. Ihr hättet nur etwas genauer nachforschen sollen. Nicht über die Dämonen- sondern viel mehr über die Zeit, in der die Prophezeiung entstand. Böses dunkles Mittelalter. Eine Frau, die allein kämpft- so was geht doch nicht! Töchter wurden verheiratet, wenn sie ins richtige Alter kamen. Ob sie wollten oder nicht. Und da wir sehr human sind, dachten wir uns, wir wählen jemanden, den sie schon mal geliebt hat. Ein wenig Zuneigung wird doch da noch vorhanden sein, will man meinen.“

„Das ist nicht dein Ernst! Sie soll den Quadratschädel heiraten? Weiß sie das?“

„Nein- aber sie wird es schon noch rechtzeitig erfahren. Und dann ist es an dir- bist du da, hast du vielleicht noch eine geringe Chance. Vorrausgesetzt, du wärst bereit, sie sofort zu heiraten. Es wird Zeit, dass Bella zu wahrer Größe erwacht. Ihr habt nicht ewig Zeit.“

„Ich bring dich um!“

„Oh- Bitte- Vampir! Du mußt noch viel lernen. Mich- kann man nicht umbringen.“

„Spike- warte, bevor du etwas falsches tust. Wo soll diese Hochzeit stattfinden- und wann?“

„Ich bitte dich- Wächter- so einfach werde ich euch das doch nicht machen! Aber ich gebe euch einen Tipp. Ein kleines Rätsel. Diesen Ort zeigte er ihr zum Dank für ihre Tat an ihm. Und der Tag, an dem sie einem Anderen ihre Liebe schwor, sei der Tag. Mitternacht- versteht sich. Wenn ihr es herausfinden könnt, seid ihr herzlich eingeladen. Ich bin mir sicher, Angel freut sich ganz besonders, seinen alten Kumpel Spike wiederzusehen- und ihm die Frau vor der Nase wegzuschnappen. Bis dann!“ Zekhor löste sich mit hämischem Grinsen ins Nichts auf.

„Das werden wir nicht zulassen, Spike.“ Versuchte Willow ihn zu trösten, aber er wehrte ihren Arm auf seiner Schulter nur ab und lief los.

„Spike- was hast du vor?“

„Und wenn ich durch die Hölle gehen muss- der kriegt sie nicht! Findet alles über diesen verdammten Angel heraus- und nicht nur die Dinge, die ich besser weiß als ihr. Ich will alles zu deren Beziehung wissen. Welche Tat- das war wahrscheinlich die Sache mit der Beschwörung, als sie ihn umbrachte.“

„Und der Tag?“

„Keine Ahnung, wem sie alles was geschworen hat. Wahrscheinlich dieser Soldatenfreund- Riley.“

„Buffy ist stark- Spike. Sie wird sich für dich entscheiden.“

„Kennedy? Warst du jemals in der Hölle gefangen? Irgendwann glaubst du alles. Sie wird sich für ihn entscheiden- weil Bella siegen wird da unten und sie überzeugen. Aber das lass ich nicht zu.“ Er wandte sich ab, um seinen verzweifelten Gesichtsausdruck verbergen zu können. Wütend schnappte er sich sein Motorrad und düste davon.

„Ich glaub, wir sollten Giles und Dawn benachrichtigen. Die kennen Buffy neben uns am längsten. Vielleicht kennen die sich ja besser in ihrem Privatleben aus.“ Bemerkte Willow matt und wünschte sich soeben, nie diese CD angenommen zu haben. Was sie aber zugleich auf eine Idee brachte. Vielleicht wusste Batseba ja mehr darüber. Vielleicht war das ja nur ein Trick, um Bella und Spike endgültig zusammenzubringen. Das wäre dann wohl die härteste Version einer Hochzeit- aber immerhin- es würde klare Fronten schaffen. Andererseits lag es nicht in Batsebas Interesse, die beiden Auserwählten zusammen zu bringen. Warum sollte sie dann so etwas tun?

Und noch etwas war ihr nicht ganz klar. Warum sollte Riley plötzlich eine so entscheidende Rolle spielen- und nicht Spike? War es nicht logischer, dass er als Ablösung für Angel angesehen wurde- zumindest im Reich der Dämonen?

„Hallo Buffy.“ Murmelte Angel und betrachtete sie eingehend.

„Was soll das alles? Wo sind wir?“

„Pschsch. Ganz ruhig. Das ist doch egal. Wichtig ist doch nur, dass wir zwei wieder vereint sind.“

„Ich liebe dich nicht mehr.“

„Ich weiß- du liebst Spike. Immer wieder dieser widerliche kleine Bastard, der mir nur Ärger machte. Es war dumm von Dru, ihn zu erschaffen. Aber so war sie eben- dumm und verspielt.“

„Angelus? Was ist mit Angel passiert?“ flüsterte sie entsetzt, als sie die wahre Identität ihres ehemaligen Freundes erkannte.

„Keine Ahnung. Sag du es mir doch. Was hast du ihm nicht alles angetan. Erst verlässt du mich, dann fickst du auch noch mein kleines Spielzeug- und nun machst du meine Arbeit kaputt. Es gibt viele Wege, lästige Seelen loszuwerden.“

„Drück dich deutlicher aus- was willst du? Das ich zu dir zurückkehre- ist das alles?“

„Weißt du- diese Konversationen sind schrecklich ermüdend- findest du nicht auch?“ Er trat ganz nah an sie heran und nutzte ihre kurze Erstarrung, um ihr eine Spritze in den Bauch zu rammen und das darin befindliche Narkotikum den Rest tun zu lassen. Sie sank mit weit aufgerissenen Augen zusammen.

„Ich will nicht dich- kleine Buffy Summers- nein. Das will er auch nicht. Wir wollen nur sie- die ewige Jägerin. Denn wer sie besitzt, hat die wahre Macht. Ein Umstand, den unser kleiner Blondschopf im Tarnkleid nur leider nicht kennt. Pech für ihn- aber Glück für mich. Gute Nacht- Liebes.“ Er drückte ihr die starren Augen zu und entfernte sich laut lachend. Es war so einfach- warum war er nicht schon viel früher darauf gekommen? Sie würde ihn erwählen- wenn man ihr die Alternative madig machte, würde sie ihn vielleicht sogar lieben können.

„Das ist es alles nicht- mein Gott- sie werden sie doch nicht bis nächstes Jahr August festhalten, bevor sie heiraten soll! Dann hätte das alles viel später stattgefunden.“ Xander sah sämtliche Daten durch, die sie über Riley, Angel und sonst wen in Buffys Vergangenheit herausgefunden hatten. Aber es ergab alles keinen Sinn.

Giles und Donna waren eilends aus England zurückgekehrt, als sie von Bellas Verschwinden gehört hatten. Wie immer wälzte der Senior- Wächter seine Bücher und fluchte, weil er nichts finden konnte.

„Wie wäre es mit dem Ort- vielleicht wird sie ja dort gefangen gehalten.“ Bemerkte Tyra.

„Sie ist irgendwo in der Hölle- hast du in etwa eine Vorstellung, wie groß die ist?“ maulte Tomas sie gereizt an.

„Das würde ich so nicht sehen wollen.“

„Giles? Was meinen sie damit?“

„Naja- es wäre möglich, dass das alles nur eine Täuschung ist. Ein paar Dämonen, die in einem Loch verschwinden, sind noch keine Hölle. Hat jemand Schwefel gerochen oder so?“

„Wenn ich ehrlich bin, sah das alles ziemlich nach einem normalen Erdbebenschaden aus.“

„Ich habe da eine ganz andere Theorie. Spike- hörst du mir auch zu?“ Der Auserwählte starrte vor sich hin und sah kurz auf, als sein Name fiel. Das Ganze machte ihn richtig wütend. Verdammter Angel! Aber vielleicht war das ja auch genau das, was die Prophezeiung vorsah. Wer sagte denn, dass er immer noch die Nummer eins bei den Auserwählten war. Zeiten ändern sich- und Gefühle von Frauen erst recht. Und es wäre auch nicht das erste Mal, dass die Jägerin ihn nur hinhalten würde.

„Dieser Belzar wurde ja durch irgendjemanden in diese Welt zurückgeholt- und Willow war nur das unschuldige Opfer- kein Grund also, ihr Vorwürfe zu machen. Jemand hatte also von Anfang an vor, Bella zu entführen. Die Hinweise, die wir zu Angels seltsamem Treiben haben, sind nicht genug, um ihn als den Bösewicht zu entlarven. Aber scheinbar hat ihm jemand etwas Entscheidendes versprochen, dass er da mitmacht. Wir haben also ein Asphaltloch, dass aufgrund von Erdbewegungen entstanden ist. Ich denke, wir sollten mal in der Unterwelt unseres alten Freundes Tepesch nachsehen. Vielleicht finden wir ja da eine höchst reelle Hölle. Willow- hast du schon etwas bei Batseba erreicht?“

„Nein- mir scheint es, dass sie sich aus dem Staub gemacht hat. Würde mich auch nicht wundern- erst provoziert sie die Katastrophe, um sich dann in Sicherheit zu bringen. Ich vermute, sie ist in den Bergen bei ihren Geheimverstecken für die Drogen.“

„Gut. Willow und Xander- ihr fahrt dorthin. Ich will alles wissen- warum sie das getan hat, wie der neue Plan gegen uns aussieht. Nehmt Tyra mit und prügelt es zur Not aus ihr heraus. Kennedy, Faith und die anderen Wächter- ihr besucht mal unsere Freunde im Untergrund. Spike und Andrew suchen diese Vampire auf, mit denen sie immer rumhängt. Mason und ich werden uns die Bücher antun und mit Donna etwas versuchen. Vielleicht kann sie die Jägerin ja orten.“

„Danke- Giles. Schön, sie wiederzuhaben.“ Mason klopfte dem alten Wächter auf die Schulter und erhob sich, um den nächsten Bücherstoß hervorzuholen

„Ihr schafft das auch allein, da bin ich mir sicher- aber ich sitze nicht gern herum und sehe zu, wie dieser verdammte Angel meine gesamte Arbeit zerstört.“

Es sollte das schrecklichste Weihnachten in Spikes Leben werden. Sie fanden rein gar nichts heraus- und es war schon 3 Wochen her, seitdem Bella gekiddnappt wurde. Jemand hatte alle Register gezogen, um sie vor ihnen zu verbergen. Weder Faith und Kennedy noch Mason und Giles konnten etwas in Erfahrung bringen. Willow und Xander mussten jeden Tag wieder auftauchen und er konnte kaum erwarten zu erfahren, wie Batseba da drin steckte und warum sie Willow die CD zugespielt hatte. Von den anderen Dämonen wusste auch niemand etwas. Jass hörte sich zwar bei allen anderen, die mit Tepesch zu tun hatten, etwas um, aber anscheinend hatte der damit wirklich gar nichts zu tun. Er war gerade mit neuen Aktien an der Börse angetreten und hatte ein paar Firmen aufgekauft. Ein wirklich moderner Vampir war also nicht mehr am Blut edler Jungfrauen interessiert.

Spike sah nur noch eine Möglichkeit, alles zu verhindern. Es schien doch nur einen Ort zu geben, an dem Angel und Buffy gewesen sein konnten- Sunnydale. Also schwang er sich früh morgens ins Auto, um dem Schneefall wenigstens etwas entgehen zu können und machte sich auf den Weg. So verpasste er auch die Ankunft von Willow, die wirklich Neuigkeiten hatte.

„Sie war das gar nicht?“

„Nein. Batseba hat mir die CD nicht übergeben. Es war jemand, der so aussah wie sie. Vielleicht war es auch das, was mich so verwirrt hat. Sie selbst würde doch nicht wegen so etwas vorbeikommen. Das ich nicht schon früher darauf gekommen bin!“

„Aber wer ist es dann? Wer wollte uns auf ihre Fährte leiten- und vor allem- mit welchem Zauber kriegt man so was hin?“

„Dawn- ich glaube, wir wissen die Antwort schon alle.“

„First.“ Bemerkte Xander wütend. Es hatte sie gefoppt! Die ganze Sache war mal wieder nichts weiter als ein Racheakt vom ersten Bösen, dass ihr immer noch den Untergang bescheren wollte. Also konnte der Ort doch nur Sunnydale sein! Denn dort war alles passiert!

„Willow- versuch mit Spike Kontakt aufzunehmen- er muss es wohl allein herausfinden. Ich nehme an, es wird bald passieren und er muss das allein durchstehen. Hoffentlich kommt er noch zur rechten Zeit.“

„Giles- ich weiß nicht, was es ist, aber an ihrer Logik stimmt etwas nicht.“ Bemerkte Mason wie nebenbei.

„Was soll daran falsch sein?“

„Der Ort, an den er sie für ihre Tat führte. Das Datum, an dem sie einem Anderen ihre Liebe gestand. Ich weiß es nicht. Nur so ein Gefühl, dass wir da viel näher dran sind, als wir es vielleicht glauben.“

„Vielleicht fällt es dir noch ein- vorerst müssen wir uns damit begnügen. Spike ist definitiv derjenige, der diese Hochzeit unterbrechen muss.“

„Stimmt das eigentlich- dass er sie heiraten wird, wenn er es schafft, sie zu überzeugen?“

„Ty- woher hast du das denn?“

„Na- das hat doch dieser Zekhor gesagt. Es muss diese Hochzeit geben- mit wem, ist die einzige Frage, die noch zu klären wäre.“

„Das hat er gesagt?“

„Oh mein Gott- das gibt der Sache eine ganz andere Bedeutung- wieso hat mir das denn niemand gesagt? Wie konnte ich nur so.... Entschuldigt mich- ich muss dringend etwas nachsehen.“ Giles wirkte plötzlich vollkommen aufgelöst.

„Giles- alles in Ordnung?“

„Ja- äh- Nein- Mason- du musst dich sofort darum kümmern, dass Spike sie findet. Wir müssen genau wissen, wann sie ihm gesagt hat, dass sie ihn liebt. Achso- und ruft mal einer in L.A. bei Angel an- nur zur Kontrolle. Ich wage zu behaupten, dass er dort ist und von alldem keine Ahnung hat.“

„Giles- was geht hier vor?“

„Hat Bella etwas davon gesagt, dass sie sich so fühle, als ob sie vor einer Entscheidung stände? Warum habe ich es ihr nicht gesagt? Sie muss sich doch für Spike entscheiden, sonst verlieren wir den Endkampf! Dann arbeitet die Auserwählte mit dem Bösen zusammen.“

„Muss ich das in irgendeiner Weise verstehen?“ fragte Xander irritiert.

„Im Klartext: Wir müssen diese Hochzeit verhindern- egal, wie. Und wenn ich sie selbst heiraten muss- er kriegt sie nicht!“

„Hier bist du also.“

„Spike? Ich hatte solche Angst, dass du mich nicht mehr lieben würdest. Wo warst du so lange?“ Bella kauerte verzweifelt in einer Ecke und sah ihren Freund traurig an. Er hatte es also doch versucht- und würde sie nun retten.

„Es tut mir leid- Buffy. Aber du hast mich sehr verletzt. Ich kann dir nicht mehr verzeihn. Es ist vielleicht besser, wenn du mich vergisst.“

„Aber- warum? Wir hatten so eine schöne Zeit- warum willst du das alles hinwerfen?“

„Weil ich denke, dass du mich nicht liebst. Du sagst es- aber meinst du es auch? Du benutzt mich doch nur.“ Spike klang sehr ruhig und innerlich gekränkt.

„Aber ich liebe dich.“

„Und gehst mit Angel, nur weil er dir die Hand hinhält? Wie groß ist diese Liebe, dass du für einen Blick von ihm alles aufgibst. Nein- Jägerin- wir waren nie dafür bestimmt, zusammen zu sein- und wir werden es nie- dein Platz ist an Angels Seite. Und das wusstest du von Anfang an. Ich war nur ein Kapitel in deinem Leben- es ist aus. Heirate ihn und werde glücklich.“

„Das bist nicht du. Was denkst du wirklich?“

„Das willst du lieber nicht wissen.“

„Doch.“

„Ich bin verdammt wütend- und ehrlich gesagt hasse ich dich- hör verdammt noch mal auf, mit mir zu spielen. Du hast dich entschieden- und ich habe verstanden. Wir werden uns nie wieder sehen. Danke für die Jahre des gnadenlos guten Sex- ich habe es wirklich genossen.“ Er lächelte und wandte sich zum Gehen.

„Das war´s? Du hattest deinen Spaß mit mir? Das ist eine Lüge!“ Sie sprang auf und packte ihn von hinten.

„Sieh mir in die Augen und sag mir, dass du mich liebst!“ forderte sie.

„Warum sollte ich? Das habe ich doch nie getan. Mein Motto war schon immer Spaß- und wenn man die Gelegenheit bekommt, die Jägerin dermaßen auszunutzen- warum sollte ich da nein sagen?“ Er wandte sich endgültig ab und verschwand um die nächste Ecke des Ganges.

„Nein- das ist nicht wahr. Das ist nicht wahr- du liebst mich doch!“ flüsterte sie entsetzt. Doch dann setzte die Wut ein und sie brüllte ihm nach: „Ich hasse dich, William! Ich wünschte, ich hätte dich getötet!“ Schwach sank sie zu Boden und weinte los.

„Hey- was ist los?“ Angel hob sie vorsichtig auf und umarmte sie.

„Spike. Er liebt mich nicht mehr.“

„War er etwa hier?“

„Warum? Darf er das nicht?“

„Das ist doch mein Versteck- wie konnte er das herausfinden?“

„Vielleicht habe ich ihn in Gedanken unbewusst gerufen.“

„Das kannst du?“

„Nur bei ihm- es ist so eine Art innere Verbindung.“

„Wenn du noch Zeit brauchst, dich zu entscheiden, dann sag es.“

„Nein. Ich bin mir klarer als je zuvor. Ich will bei dir bleiben. Er ist Vergangenheit.“

„Soll das heißen- für immer?“

„Ja.“

„Ich liebe dich.“ Er umarmte sie fester und drückte ihr beinahe gefühlvoll die Spritze in die Seite. Bald. Sehr bald- und dann könnten die Karten neu gemischt werden.

Das Handy piepte schon zum dritten Mal auf dem Beifahrersitz- aber Spike konnte es nicht hören, weil er sich auf dem ehemaligen Terrain von Sunnydale umsah.

Hier war kaum noch zu erkennen, das es mal eine Stadt war- alles war zugeschüttet und flach- es schien unmöglich, dass dieser verfluchte Angel hier ein Versteck erhalten haben könnte. Spike kramte seine Schachtel Zigaretten heraus und befühlte die Packung. Fast war er dazu geneigt, eine zu nehmen- doch dann besann er sich eines Besseren und warf sie wütend weg. Dieses Zeug war Gift- auch wenn er immun dagegen war.

Er stieg wieder in den Wagen und dachte nach. Was hatten sie übersehen? Die Sonne blendete ihn und er klappte den Schutz über seinem Kopf herunter. Ein kleiner Kalender klemmte daran. Spike lehnte sich zurück. Den hatte wohl noch niemand ausgewechselt. Der 15. Januar war rot eingekreist. Hatte das Buffy gemacht? Was war so wichtig- nein! Das konnte doch nicht sein! Plötzlich fiel es ihm wie Schuppen von den Augen.

Das Telefonklingeln unterbrach seinen vorübergehenden Schock.

„Willow? Ich weiß es jetzt! Es ist der 15. Januar!“

„Schön für dich- dann sieh zu, dass du nach Tarrytown kommst. Es muss die Klinik sein. Der Ort, an den er sie brachte. First ist unser Gegner. Er hat sich in Angel verwandelt- wahrscheinlich läuft da auch noch eine Spike- Kopie in seinem Versteck herum.“

„Aber was bezweckt er?“ Spike gab Gas und fuhr schon mal los.

„Giles hat so eine absolut irre Theorie. Buffy und Bella können nur durch eine Hochzeit vereint werden. Die Prophezeiung spricht vom Auserwählten. Du bist leider nicht der Einzige. Zekhor war das auch. Also könnte er genauso gut diesen Part übernehmen. Das würde bedeuten, Zekhor arbeitet mit First zusammen. Der Belzar war das klassische Ablenkungsmanöver. Wenn Buffy glaubt, sie würde Angel heiraten- frag mich nicht, was passieren kann. Es würde wohl bedeuten, dass das Kind der Auserwählten Böse wäre. Es gibt nur einen Weg, sie aufzuhalten. Du musst rechtzeitig da sein und sie heiraten. Es geht nicht anders. Wahrscheinlich hängt da eine Beschwörung dran- und wenn diese Hochzeit nicht stattfindet, bricht vielleicht gleich die Hölle aus.“

„Ihr müsst herausfinden, wo es genau ist. Es wird verdammt knapp bei mir- und fraglich ist auch noch, ob Bella einfach so mitspielt.“ Er legte auf und raste im Wahnsinnstempo los. Es waren noch 12 Stunden bis Mitternacht. Eigentlich gar nicht zu schaffen- ihm musste etwas einfallen, wie er schneller war. Und es blieb wohl nur eine Möglichkeit- ein Flug von L.A. nach N.Y.. Hoffentlich bekam er ihn rechtzeitig.

„Diese Klinik ist doch nicht so groß! Wieso finden wir denn nichts?“ Xander kramte in den Bauplänen und suchte nach Räumen, die sie bisher noch nicht überprüft hatten.

„Und wenn es in dieser Unterwelt ist?“

„Dann wüsste Tepesch davon. Aber der ist ahnungslos und hat immer noch Schiss, die Jägerin könnte ihm auflauern.“ Demox schüttelte den Kopf und kam sich einfach nur lächerlich dumm vor. Sie waren Dämonen- warum wussten nicht einmal sie, was gespielt wurde? Sonst hatten sie doch auch ihre Ohren überall gehabt.

„Es gibt nur noch eine Möglichkeit. Wir stürmen diese Klinik. Keine Gnade- wer sich in den Weg stellt, wird vernichtet.“

„Giles? Seit wann gehen sie denn so brutal vor?“ Faith hätte keinen besseren Vorschlag machen können.

„Xander- du musst um 21. Uhr am Flughafen sein- Spike kommt dann an und ihr fahrt sofort zur Klinik.“

„Nie habe ich mich mehr darüber gefreut, meinen alten Kumpel abzuholen!“

„Wenigstens eine positive Nachricht. Wir werden zur selben Zeit angreifen- dann haben wir noch einen Freiraum nach hinten, falls der Kampf länger dauert- und ihr habt freie Bahn, um Buffy davon zu überzeugen, das Richtige zu tun.“ Kennedy spitzte einen Holzpflock an und peilte die Balance aus.

„Giles- mit welchen Gegnern müssen wir eigentlich rechnen?“ Tyra wirkte etwas eingeschüchtert. Es schien ihr nicht zu gefallen, in anderer Leute Pläne einzufallen.

„Wenn ich das wüsste. Vielleicht Vampire. Es könnten auch diese kleinen schwarzen Gestalten sein, die ihr neulich gesehen habt. Oder die Irren, die ja anscheinend die Klinik bewachen. Ich denke, First plant irgendein Ritual. Buffy- ich meine Bella- muss einen Auserwählten heiraten- also wird er Zekhor in Angels Körper befördern. Wir wissen, dass es fast unmöglich ist, First zu töten. Alles hängt davon ab, dass Buffy sich für Spike entscheidet. Es würde wohl bedeuten, dass dieser Kampf nur durch ihre Liebe gewonnen werden kann.“

„Und wenn sie sich dagegen entscheidet?“

„Ty- ich kenne Buffy seit Jahren- und sie mich. Sie weiß, dass ich sie eigenhändig umbringen würde, wenn sie Angel wählt.“ Giles versuchte, aufmunternd zu klingen. Wenn er sich doch selbst nur so sicher wäre!  

Sie ist soweit. Deine Braut ist geschmückt. Nun wird es Zeit, den Bräutigam zu verschönen- oder willst du sie in dieser traurigen Gestalt erfreuen?

Mach dich nicht auch noch lustig. Du hattest deinen Spass- jetzt bin ich an der Reihe. Ich will nur hoffen, du hast sie nicht zu sehr geschwächt.

Oh- sie ist wunderschön.

Du weißt, dass mich das nicht interessiert. Ich will ihr Blut. Das Blut der ewigen Jägerin. Also gib mir endlich die Macht über seine Gestalt.

Was ich nie verstanden habe- wieso Angelus? Warum nicht ein zweiter Spike?

Die Demütigung für ihn ist doch viel größer, wenn sie seinen Erschaffer wählt. Kleiner, armer Spike. Und außerdem- Angelus kennt sie nicht mehr so gut- vielleicht hätte sie ja Fehler an Spike entdeckt. Ich muss sagen- deine damalige Vorführung seines zweiten Ich war wohl auch eher dürftig- schließlich hast du verloren.

Und wenn sie es doch noch schaffen, uns zu finden?

First- First- soviel Macht und doch so dumm. Natürlich sollen sie uns finden- das ist doch der Spass daran. Aber dann haben wir schon längst ihr Blut. Sie verlassen sich darauf, dass wir pünktlich um Mitternacht beginnen. Schade nur, dass das nur noch das große Finale wird. Tiktak- Tiktak- die Zeit der ewigen Wächter läuft ab. Ich liebe es- du nicht auch?

Es hat einen gewissen Reiz.

 

Tarrytown. 20.45: Und wieder einmal kommt das Tagebuch zum Einsatz. Wir warten darauf, den tödlichen Angriff auf First und Zekhor zu starten. Xander ist auf dem Flughafen- leider wird der Flieger 20 Minuten Verspätung haben. Wir beten darum, dass nicht auch noch ein Stau oder etwas anderes dazwischenkommen. Ohne Spike werden wir Buffy wohl kaum davon überzeugen können, anders zu entscheiden. Dawn wird mit mir hier bleiben- wollen wir nur hoffen, dass wir wenigstens einige unserer Mitarbeiter und Freunde je lebendig wiedersehen. Die Gruppe schart sich gerade zum gemeinsamen Angriff und bereitet ihre Waffen vor...

„Buffy- leg dich doch bitte dort hin.“ Er wies auf eine Art steinernen Altar.

„Angel-?“  fragte sie müde und schwach. Sie wusste selbst nicht, warum sie alles tat, was er von ihr verlangte.

„Du brauchst keine Angst zu haben- das ist nur ein Spiel.“ Versicherte er und schnallte sie mit Lederriemen an Händen und Füßen fest. Dann sprach er die magischen Formeln und verfiel in einen seltsamen Singsang, der Buffy vollkommen ermüdete und ihr schließlich die Augen schloß.

„Verdammt- du Idiot- verschwinde gefälligst von der Strasse, wenn du nicht fahren kannst!“ fluchte Xander und hupte drauflos.

„Es ist 22. Uhr- wir schaffen es noch- also bleib verdammt noch mal ruhig, Harris!“ fuhr ihn Spike genervt an.

„Ach ja- wer sagt uns denn, dass sich First an diese Spielregel hält? Wenn das nur so ein Trick war- und wir kommen zu spät. Vielleicht meinte der ja eine andere Zeitzone. Kann ja sein- ich sag ja nur!“

„Verdammte Scheiße- hätte ich doch bloß mein Motorrad!“ Genau in dem Moment brauste ein Bike an Spikes Beifahrertür vorbei und er knallte sie auf, sodaß der Fahrer seitlich wegkippte und fluchte. Spike schnappte sich das Sportbike und rief Xander noch zu, er solle in die Zentrale fahren. Quer über den Bürgersteig suchte er sich seinen Weg und wich den Passanten aus. Auf der Kreuzung entdeckte Spike im Vorbeifahren, dass ein Erdriß für den Stau zuständig war. Irgendwie versuchte First ihn mit allen Mitteln aufzuhalten.

„Da rüber- aber leise!“ zischte Kennedy Sam zu und sicherte ihr den Rücken. Sie hatten sich in mehrere Gruppen aufgeteilt und schlichen sich nun wie ein Polizei- Sonderkommando in der Höhle des Löwen ein.

Faith war im Kellergeschoß angekommen und hatte schon die große Einfahrtshöhle zur Unterwelt in Augenschein genommen- nur um festzustellen, das dort derzeit Ruhe herrschte. Seltsamerweise stellten sich ihnen keine Gegner in den Weg. Der Verdacht, hier vollkommen falsch zu sein, verhärtete sich langsam. Doch da hörte sie ein leises Wimmern am anderen Ende des Ganges. Leise flüsterte sie in ihr Funkgerät, die anderen sollten nach unten kommen. Dann wartete sie ab, und erst, als alle versammelt waren, ging es weiter. Am Ende des Ganges war eine einzelne Tür- und davor saß ein verängstigter Junge in einer Zwangsjacke.

„Das gefällt mir nicht.“ Flüsterte Giles. Plötzlich sah der Junge auf und kreischte wie eine Sirene los- worauf hinter ihnen sämtliche Kellertüren aufgerissen wurden und sie von einer Übermacht an weißgekleideten „Patienten“ angegriffen wurden.

„Giles- das sind Menschen! Wir können sie doch nicht einfach so töten!“ schrie Heather und versuchte sich mit dem breiten Ende ihres Pflockes gegen einen Irren zu wehren, der sie an den Beinen packen wollte.

„Schlagt sie irgendwie bewusstlos. Und wenn alles nichts hilft- das ist Notwehr!“ antwortete Giles verzweifelt.

„Wenn sie das sagen- alter Knabe!“ dröhnte es lachend von oben und mehrere Irre polterten jaulend die Treppe hinunter.

„Spike- du musst da rein und sie aufhalten- wir kümmern uns um die hier!“ keuchte Faith und trat wild um sich. Er bahnte sich einen Weg an ihnen vorbei und trat einem, der ihn noch im Liegen am Bein packen wollte, frontal ins Gesicht.

Und dann hörten sie einen markerschütternden Schrei, der sie alle innehalten ließ.

Buffy wachte langsam wieder auf und fühlte sich matter als je zuvor. Als sie versuchte, sich aufzurichten, bemerkte sie ihre Fesseln und das Blut, dass aus ihren Pulsadern lief. Sie versuchte, sich umzusehen- und erkannte, über sich knieend, eine scheußliche Gestalt, die sie widerlich angrinste. Sie keuchte auf und setzte zum Schrei an, konnte aber keinen Ton herausbringen. Langsam erkannte sie das Gesicht. Wo hatte sie es nur schon einmal gesehen?

„Meine Liebe- lass sie in Ruhe.“

„Sie ist so wunderschön. Ich will ihre Augen- gib mir ihre Augen!“ Das Wesen befingerte Buffys Gesicht- und sie konnte sich nicht bewegen, um sich wenigstens abzuwenden. Deutlich spürte sie den langen Fingernagel in ihrem Augenwinkel.

Angelus packte plötzlich den Dämon und schleuderte ihn zu Boden, woraufhin er Buffy losschnallte und in die Arme nahm.

„Es ist alles vorbei. Du bist in Sicherheit. Und nun können wir endlich heiraten- nach all den Jahren!“ Er grinste und führte sie vor einen seltsamen Priester. Buffy konnte kaum etwas von dem wahrnehmen, was um sie herum geschah. Das Wesen schien damit nicht einverstanden zu sein und stürzte Angelus entgegen.

„Mich wolltest du heiraten- mich allein!“ kreischte sie. Dann stürzte sie sich in Richtung Buffy- die sich dermaßen erschrak, dass sie nur einen lauten, angsterfüllten Schrei von sich geben konnte.

„Wir brauchen sie- die Auserwählte- das weißt du doch. Sie wird unser Kind gebären- und dann sind wir eine Familie- nach all den Jahren- meine Jägerin!“ Er küsste die hässliche, vernarbte Jägerin kurz und wandte sich dann wieder Buffy zu.

„Kann losgehen. Aber bitte schnell- ich kann es kaum noch erwarten, dich in meine Arme zu schließen- Isabella.“ Der Priester begann mit einer Litanei an lateinischen Versen, die Buffy gar nicht wahrnahm. Die Frage an Angelus verstand sie noch, der daraufhin bereitwillig ja sagte. Dann kam die gleiche Litanei für sie. Was tat sie hier eigentlich? Der Priester sah sie erwartungsvoll an. Mußte sie jetzt was sagen? Verwirrt sah sie sich um. Irgendetwas stimmte hier doch nicht! Aber was? Angel sah sie aufmunternd an. Sie wollte gerade antworten, als die Tür aufflog- und ein Mann mit schwarzen Haaren vor ihnen stand und irgend etwas wie nein schrie. Sie sah ihn fragend an. Wer war das? Ihre Beine wollten ihr fast den Dienst versagen und sie sackte auf die Stufen.

„Buffy- was ist passiert?“ Der Mann bestürmte sie und packte sie an den Armen. Da wurde er von der hässlichen Frau nach hinten gerissen und niedergeschlagen. Er stand wieder auf und schlug zurück. Der hatte ja Kraft! Langsam wusste sie gar nicht mehr, was Realität war. Angel drängte neben ihr, sie solle doch endlich ja sagen.

„Warum hast du es plötzlich so eilig?“ fragte sie stattdessen.

„Verdammtes Miststück- sag endlich ja und dann hat sich dieser ganze Kampf ein für alle Mal erledigt!“ platzte es aus ihm heraus. Sie musterte ihn fragend- dass hätte doch Angel nie gesagt. Miststück. Es war wie eine Ohrfeige.

„Buffy- nein!“ rief der Mann wieder- und sank bewusstlos zu Boden. Die Frau hatte ihn niedergestreckt und spuckte ihm auch noch ins Gesicht. Das war zuviel!

„Hört sofort auf!“ brüllte Bella, schleuderte die Frau gegen eine Säule und warf sich neben ihn auf den Boden. Sie wischte ihm das Blut von der Nase und richtete seinen Kopf auf. Langsam öffnete er die Augen.

„Hallo- ich bin Bella- und wer bist du?“ mit einem lauten Stöhnen ließ er den Kopf nach hinten fallen.

„Sag jetzt nicht, du hast dein Gedächtnis verloren!“ fluchte er und richtete sich auf. Das wurde ja immer besser!

„Wieso- kennen wir uns?“ fragte sie naiv und half ihm beim Aufstehen.

„Das ist nicht dein Ernst?“ Er rollte demonstrativ mit den Augen.

„Sieh mal an- die Familie der Auserwählten- wieder glücklich vereint. Wie rührend!“ First trat in Gestalt von Zekhor hervor und lachte grimmig.

„First- wir hatten eine Abmachung!“ keifte Angelus alias Zekhor los.

„Ach- hat sie nicht ja gesagt. Zu dumm. Tiktak- die Zeit läuft ab- waren das nicht deine Worte, Zekhor? Was wohl passiert, wenn wir sie mal etwas schneller laufen lassen?“ Er schnippte mit dem Finger und eine riesige Mechanik setzte sich in Gang. Es begann ein Pendel zu schwingen, und eine riesige Uhr setzte sich in Gang.

„Hör auf!“

„Sieh mal an- Zekhor- hast du Angst um deine Macht?“

In diesem Moment trafen die Jäger und ihre Helfer ein und blieben ehrfürchtig vor der Szenerie stehen. Giles begann zu husten- und erst jetzt bemerkte Spike, dass der Wächter plötzlich sichtlich alterte.

„Ganz recht- sie werden alle sterben- einer nach dem anderen. Schlägt die Uhr ein zwölftes Mal- ist der Tod des letzten Wächters da. Wollt ihr das?“ First musterte Spike und Bella eindringlich.

„Willst du das, Jägerin? Es liegt an dir. Entscheide dich. Angelus oder Spike. Wer soll es sein? Nur ein kleiner Tipp- nur als wahre Braut verlässt du lebend diesen Ort. Wem vertraust du mehr? Bedenke- es ist auf ewig.“

Bella sah vollkommen verwirrt in die Runde. Wenn sie sich doch nur an Spike erinnern könnte! Wie konnte es dieses Wesen auch nur wagen, sie vor solch eine Entscheidung zu stellen!

Spike sah sie vollkommen hilflos an. Dieser Mann wusste nicht mehr weiter- das spürte sie. Sie musste wohl oder übel die Beiden auf eine Probe stellen.

„Ich werde keinen von euch beiden heiraten.“ Sagte sie mit Bestimmtheit.

„Wie kannst du es wagen!“ polterte Angel los.

„Dann werden alle sterben- sie sind deine Freunde. Hast du sie auch vergessen?“ flüsterte Spike zweifelnd. Genau das hatte sie wissen wollen. Angel war nicht der Mann, den sie lieben könnte- aus seinen Augen glühten Egoismus und Wut- während Spike so verletzlich wirkte- als hätte er alle Glück in seinem Leben verloren.

„Es sei denn- die Mehrheit der Anwesenden stimmt dafür, dass ich hier und jetzt heiraten soll.“ Wandte sie sich an das Team.

„Du musst- Buffy!“ flüsterte Willow verzweifelt- sie ähnelte mittlerweile einer 40- Jährigen. Giles konnte sich kaum noch auf den Beinen halten.

„Und wen?“

„Spike- verdammt noch mal!“ fluchte Tomas lauthals los. „Bist du wirklich so bescheuert?“

„Hey- sei still- wir wissen nicht, was sie ihr gegeben haben- aber sie ist definitiv nicht sie selbst- also hör auf damit.“ Warnte ihn Spike. Dann kniete er sich vor sie nieder und nahm ihre Hand.

„Buffy Ann Summers- oder eben Isabella- willst du meine Frau werden?“ Er spürte den Kloß in seinem Hals hochsteigen- wenn sie jetzt nicht endlich ja sagte, war alles verloren.

„Ich-.“ Sie schluckte schwer und sah ihn mit feuchten Augen an. „Ja.“

„Du weißt ja gar nicht, was du damit anrichtest- Jägerin!“ fauchte Angel sie an und wich ein Stück zurück- um plötzlich auf die Beiden mit einem Schwert loszugehen. Es sauste in der Luft auf und drohte Spike regelrecht zu enthaupten. Doch er stoppte urplötzlich in der Bewegung und sein Gesicht verzerrte sich zu einer überraschten Grimasse. Er sackte kurz vor Buffy zusammen, die noch im letzten Moment ausweichen konnte. Hinter ihm erhob sich mit wutentbranntem Gesicht die seltsame Frau und starrte auf ihn hinab.

„Die Jägerin!“ keuchte Spike auf. Erst jetzt erkannte er das Wesen aus dem Buch wieder.

„Ja- genau- ihr Blut hat mich zum Leben erweckt. Vielleicht war es das, was ich gespürt habe- ihre Liebe zu dir. Zekhor wollte alles- und das um jeden Preis. Aber das ist vorbei. Er wird euch nie wieder belästigen- und er wird mir nie wieder untreu sein. Verliert euch nie aus den Augen- versprecht es mir. Ich habe noch eine Rechnung mit jemandem offen, der euch ständig Schwierigkeiten macht. Ach ja- wenn ihr wollt, könnte ich euch ein paar Stunden schenken- sozusagen. Wer will schon unter diesen Bedingungen heiraten- sagen wir- 19 Uhr? Aber vergesst nicht- bis Mitternacht müsst ihr verheiratet sein. Vielleicht könnt ihr die Prophezeiung besser erfüllen- ich bin leider daran gescheitert.“ Sie stoppte die Mechanik durch einen gezielten Messerwurf und und drehte an einem kleinen Rad. Die Uhr ging rückwärts auf 10 Minuten vor 12, und eine kleine Uhr zeigte 19 Uhr an.

„Aber- warum?“ fragte Buffy verwirrt.

„Er wollte mich zurück- und er hat mir das angetan.“ Sie wies auf ihr Gesicht. „Da, wo er jetzt hinkommt, wird  die Schönheit einer Frau das Letzte sein, was ihn interessiert.“ Sie lächelte wissend und packte ihn am Kragen. Er hatte sich zurück in Zekhor verwandelt und stöhnte auf.

„Wie kann man ihn endgültig töten?“ fragte Faith neugierig.

„Gar nicht. Er ist wie First- aber keine Bange- ich kümmere mich um die Beiden. Bei Emanzen hatten Männer noch nie etwas zu lachen- nicht wahr- ewige Jägerin?“ lachte sie in Richtung Buffy und schleifte ihren jammernden „Mann“ in die Richtung, wo sich First aufgehalten hatte- nur um plötzlich im Nichts zu verschwinden.

Giles dehnte seinen Rücken etwas hin und her und sah sich fragend um.

„Kann mir jemand erklären, was hier gerade passiert ist?“

„Ich glaub, die beiden Dämonen werden sich noch wünschen, tot zu sein!“ kicherte Tyra los.

„Ihr habt gehört, was die Lady gesagt hat- wir müssen bis Mitternacht verheiratet sein- wo kriegen wir so schnell einen Priester her? Und außerdem finde ich den Ort auch etwas unpassend. Wenn ich Buffy schon an die Kette legen darf, dann bitte mit Stil.“ Lachte Spike und führte die etwas verwirrte Braut nach Hause.

 

Für immer und ewig

Dawn fiel ihrer Schwester um den Hals und wollte sie schon beglückwünschen, als Faith sie rechtzeitig bremste.

„Schön langsam- hier wird erst noch geheiratet. Und dann gibt’s hoffentlich was gutes zu Essen.“

„Wie jetzt?“ wunderte sich Andrew.

„Schon mal auf die Uhr gesehen? Wir haben etwas Zeit geschenkt gekriegt und nun gibt´s eine echte Hochzeit- es sei denn, die Braut kriegt schon wieder kalte Füße.“ Ein durchdringender Blick streifte Buffy. Die hatte Spike gleich erst mal auf das Sofa befördert und zugedeckt. Willow kümmerte sich um ihre Handwunden und Donna mixte einen Stärkungstrank, der es ihr auch erleichtern sollte, sich wieder zu erinnern. Nach einer Weile ging es ihr schon wieder etwas besser- trotzdem kam Willow auf Spike zu und zog ihn mit in eine ruhige Ecke.

„Ich mach mir Sorgen um sie. Buffy scheint vollkommen ausgelöscht worden zu sein. Sie kann sich kaum noch an etwas erinnern, was vor Bella war. Ich fürchte, du musst sie wohl in ihrer Reinform heiraten. Kann auch sein, dass die letzten Wochen bei diesen Dämonen sie so gestresst haben- irgendwas ist da seltsam. Sei einfach vorsichtig mit ihr- du weißt schon.“ Spike sah sie etwas verwirrt an.

„Verdammt- wie erklär ich dir das. Du bist jetzt an Buffy gewöhnt- aber die Prophezeiung ist mittelalterlich- also heißt das, dass im Idealfall- was wir hier wohl haben- die Braut noch- Jungfrau ist. Verstanden?“

„Willow- das geht doch gar nicht- das weißt du- ich meine- Buffy und ich- wir haben doch schon-.“

„Es ist alles möglich- also sei nett zu ihr. Lass ihr Zeit- aber denk dran- die Ehe ist nur gültig, wenn sie vollzogen wurde. Blödes, altes Gesetz. Dummerweise scheint das für die Prophezeiung aber wichtiger zu sein als die priesterliche Segnung. Dafür reichen Zeugen aus. Aber Mason hat mir erzählt, dass er nach buddhistischen Gesetzen dazu befähigt ist, euch zu trauen- es wäre also vollkommen legal für euren Fall. Wenn ihr euch irgendwann mal durchringt, könntet ihr immer noch standesamtlich heiraten.“

„Krieg erst mal Bella so weit, diesen Abend durchzuziehen und nicht zu kneifen- das wäre mir schon genug.“

„Ich glaub, deshalb habt ihr dieses Ultimatum gekriegt. Buffy muss man ja fast mit dem Tod ihrer Freunde drohen, damit sie mal ihren Sturkopf ausschaltet.“ Willow lachte und ging zu Andrew, um ihm beim Abendessen zu helfen.

Spike sah Bella hinterher, wie sie mit Faith, Dawn und den anderen Mädchen nach oben verschwand. Sie würden sie bestimmt hübsch machen- also sollte er sich vielleicht auch mal etwas sauberes anziehen. Zuerst würde er eine heiße Dusche nehmen- und das Zimmer noch etwas hübsch herrichten- ein paar Kerzen und so- Atmosphäre war schließlich wichtig. Unter der Dusche klangen Willows Worte in ihm nach- und langsam wurde ihm etwas mulmig. Hatte er sich das eigentlich genau überlegt? Er würde plötzlich ein Ehemann sein- und im Ernstfall in 9 Monaten Vater. Das machte ihm nun doch etwas Angst. Warum musste denn diese Prophezeiung so hartnäckig darauf pochen, dass sie es unbedingt miteinander treiben sollten. Es war doch alles schön und gut so, wie es war. Wenn er nun einfach nicht so richtigen Sex mit ihr-? Ob das diese höhere Institution eigentlich merkte? Man konnte es ja mal versuchen- schließlich hatten sie die ganze Nacht Zeit. Dummerweise würde das aber auch heißen, dass dies seine Zukunft mit Buffy oder Bella wäre- denn wenn sie beide eins werden würden- müsste er ja zwangsläufig so lange verzichten, bis er sich bereit für die Vaterrolle fühlte. Und das würde er gewiß nicht lange aushalten. Seit wann dachte er eigentlich so ernsthaft über sein Leben nach? Früher wäre ihm das doch vollkommen egal gewesen- früher hatte er aber auch nicht gewusst, dass Vampire Kinder zeugen können. Er musste sofort aufhören, darüber nachzudenken- sonst würde er noch derjenige sein, der die kalten Füße bekommt.

In der großen Halle hatten sich alle versammelt- selbst Ferusa und der Ankou waren gekommen und freuten sich nun auf die –wie sie es nannten- Hochzeit der Ewigkeit. Der Ankou versuchte gerade, Xander von der Wichtigkeit dieser Hochzeit für die gesamte Zukunft von Dämonen und Jägern zu überzeugen, als Spike auftauchte. Er trug seine schwarzen Lederhosen und ein weißes Hemd darüber- und wirkte wie ein einziges Nervenbündel. Faith musste unwillkürlich lachen. Er wollte so cool wirken mit seinen offenen Hemdsärmeln, eine Hand in der Hosentasche und  in der anderen eine Zigarette, die ihm Giles sofort abnahm und wegwarf. Dawn stürzte ihm entgegen und zupfte seine Haare noch zurecht.

„Hey- entspann dich- sie wird dich schon nicht auffressen!“

„Ich war noch nie verheiratet- okay? Und dann auch noch deine Schwester- ich meine- das hätte ich mir nie träumen lassen.“ Er zupfte an seinem Hemd herum und konnte keinen Moment still stehen.

„Spike- du heiratest Bella- die ewige Jägerin- okay? Vergiß das nie. Ich hab sie da oben erlebt- dass ist nicht Buffy.“

„Was zum Teufel meinst du?“ zischte er apathisch.

„Kennst du die alten Filme- wo die Braut einfach so verheiratet wird- mit einem Wildfremden- und die ganze Zeit Angst hat? Bella hat Angst. Sie kam mir vor wie ein kleines Kind- ich hab nur mal was von Hochzeitsnacht erwähnt, da kriegte sie schon die Panik. Ich hab keine Ahnung, welche grausigen Vorstellungen sie davon hat- aber ehrlich gesagt tust du mir leid.“

„Mach mir auch noch Angst! Danke!“

„Was ist bloß los mit euch? Man könnte ja meinen, ihr hättet Angst davor, euch näherzukommen! Wie zwei ewige Jungfern! Du müsstest doch am besten wissen, wie viel Spass das macht.“

„Wenn du keine Konsequenzen fürchtest- ich glaubs ja wohl nicht- ich lass mir von dir Küken Ratschläge geben? Was ist hier los?“

„Konsequenzen? Glaubt ihr immer noch an diesen Schwachsinn- einmal Bang und schon macht´s Peng?“

„Was?“

„Das ist Schwachsinn- verstanden. In keiner Prophezeiung steht, das ihr euer Kind in der Hochzeitsnacht zeugt. Wenn die Zeit dafür heran ist- okay? Da vergehen noch Jahre, bis ihr das schafft. Der Endkampf ist doch noch lange nicht- bis dahin könnt ihr verdammt viel Spass haben- schließlich werdet ihr ja kaum älter.“

„Wie beruhigend. Ist das fundiertes Wissen oder deine eigene Meinung?“

„Hab ich von Giles.“

„Na dann.“ Spike atmete sichtlich auf und setzte sich in seinen Sessel. Es waren nur noch wenige Minuten, bis sie offiziell anfangen wollten.

Sam hatte die Unterhaltung etwas mitbekommen und gesellte sich zu Dawn.

„Stimmt das wirklich mit Giles?“

„Keine Spur- aber wir wollen ihnen doch nicht den Spass an der Freude verderben.“

„Hast du bei dem Nervenbündel da oben dieselbe Nummer abgezogen?“

„So in etwa. Der musste ich erst mal grundlegend erklären, wie das mit dem Sex funktioniert. Schon komisch, wenn du deine eigene Schwester vor dir hast, von der du weißt, dass sie´s schon zigmal mit diesem Mann getan hat und sie sich verhält wie Lieschen Müller.“

„Als ob man einen Mann wie Spike nicht lieben müsste.“

„Sam- der ist schon vergeben.“

„Hach- leider. Der attraktivste Vampir, den ich je kennen lernte, kommt heute unter die Haube und die Frauenwelt beweint diesen schmerzlichen Verlust aufs Heftigste.“ Sie lächelte und wandte sich wieder ab.

Recht hatte sie ja- er sah verdammt gut aus. Nur gut, dass sie mit Rick glücklich war- sonst wäre sie wohl etwas eifersüchtig auf ihre Schwester gewesen.

„Alle Mann antreten zur Brautübergabe!“ befahl Faith. Alle stellten sich bereitwillig um die Treppe herum, und Spike wurde von Dawn einen Schritt nach vorn geschoben. Er kam sich furchtbar verlassen vor. Zuerst stieg Giles die Treppe hinunter- und dann folgte Stoff- weißer Stoff. Sehr viel weißer Stoff. Spike glaubte, nicht richtig zu sehen. Bella trug ein Brautkleid- zwar ganz schlicht- aber wunderschön. Es musste irgendein Seidenstoff sein- und irgendwie schaffte sie es, das er ihre Figur darunter erkennen konnte. Jede einzelne Rundung wiegte aufreizend die Treppe hinunter und forderte ihn heraus. Aber ihr Gesichtsausdruck ließ all das verblassen. Er hatte das Gefühl, sie wäre nie zuvor so schön gewesen. Auch wenn ihre Bemalung etwas hart wirkte gegen ihre anscheinende Verletzlichkeit. Sie lächelte scheu und stand ihm gegenüber.

„Gut so?“ flüsterte sie tonlos.

„Wow.“ brachte er nur heraus.

„Spike- es gibt da noch etwas, was ich zur Bedingung mache.“ Sie nahm seine Hände und sah ihm tief in die Augen. Ihm wurde mulmig. Was immer es war- es machte ihm Angst- weil sie so ernst war und Buffy wohl doch noch nicht ganz Ruhe gab in ihr- was zeigte, dass dieser seltsame Zustand wohl doch von Drogen herrührte. .

„Wir kennen uns seit Jahren- und es war nicht immer die große Liebe zwischen uns. Weil Bella und Spike laut Prophezeiung heiraten sollen, tun wir das hier- aber das will ich nicht. Denn ich weiß nicht, ob Bella und Spike fähig sind, zu lieben. Aber in jedem von uns gibt es ein zweites Ich- Jemanden, der fähig ist, zu lieben. Findest du nicht auch, dass die Beiden endlich ja zueinander sagen sollten- William?“ Sie verwandelte sich schlagartig in Buffy- ein letztes Mal. Er sah sie sprachlos an. Ein Kloß stieg ihm unweigerlich in die Kehle und er spürte, wie seine Hände sich in ihren verkrampften.

„William Roberts- ich, Buffy, will dich heiraten, weil ich dich liebe. Denn keine Prophezeiung der Welt könnte mich dazu zwingen, wenn es nicht so wäre.“ Ihr stiegen die Tränen hoch und sie lächelte verlegen.

Spike fiel nur noch eine Antwort dazu ein: Er hob sie aus dem Stand hoch und küsste sie sanft. „Und ich liebe dich.“ Flüsterte er und ihre Nasenspitzen stubsten zusammen.

„Dann können wir ja endlich mal anfangen- oder soll das schon eure Trauung gewesen sein?“ maulte Mason gespielt ernst und platzierte sich hinter seinem Tisch. Buffy verblasste und nur noch die ängstliche Bella blieb übrig- geschwächt vom Blutverlust, den Drogen und der Angst vor dem, was noch kommen würde.

Es folgte eine etwas längere Litanei über den Sinn der Ehe- die des öfteren einige Lacher provozierte, weil Mason es einfach nicht lassen konnte, seine Witze darüber zu machen. Dann wurde natürlich auch noch die bisherige doch etwas verquere Beziehung der Beiden durchkämmt, bis es dann schließlich ernst wurde.

„Also frage ich dich William Spike Roberts- willst du die hier Anwesende Buffy Isabella Ann Summers zu deiner rechtmäßigen Ehefrau nehmen, sie lieben und ehren, bis euch böse Machenschaften irgendwelcher Dämonen endgültig töten- so antworte mit: Ja ich will!“ Spike konnte sich wie alle anderen Anwesenden ein Grinsen nicht verkneifen.

„Sehr kreative Namensgebung- danke. Ähm- mal sehen- Ja natürlich will ich!“ Er sah Bella die ganze Zeit so zuversichtlich wie möglich an- doch sie wurde immer unruhiger.

„Eine eindeutige Antwort. Und du- Buffy Isabella Ann Summers- willst du den hier Anwesenden William Spike Roberts zu deinem rechtmäßigen Ehemann nehmen, ihn lieben und ehren, bis zu eurem Tode? So antworte mit : Ja- ich will.“ Mason ahnte das Schlimmste. Sie sah aus, als würde sie gleich umkippen vor Angst.

Sie schlug die Augen kurz nieder und schluckte. Alles war plötzlich still. Sie würde doch nicht abspringen? Wußte sie, was sie damit anrichtete? Spike bekam es mit der Angst zu tun- doch da nahm sie seine Hand an ihr Herz und sah ihn direkt an.

„Ja- ich will.“ Ein leichtes Lächeln huschte über ihre Lippen. Innerlich schien ihr ein Stein vom Herzen zu fallen. Das Spike gleich einen ganzen Steinbruch verlor, merkte ihm jeder an.

„Na endlich. Du machst es gerne spannend, oder?“ atmete Mason auf und gab ihnen die Ringe. Dann mussten sie erst noch ihre Urkunde unterschreiben, bis es dann endlich hieß: Du darfst deine Braut jetzt küssen.

Darauf hatten alle gewartet. Vorsichtig berührten sich ihre Lippen- und Spike fühlte sich, als würde es ihm den Boden unter den Füßen wegziehen- das war so vollkommen anders als sonst. Sie wirkte so zerbrechlich- und vollkommen unerfahren. Wie hatte sie sich nur so verändern können? Es war eindeutig höchste Zeit, dass die beiden Charaktere wieder vereint wurden- schließlich war Buffy in letzter Zeit zu seltsamen Extremen ausgeufert- wenn sie mal noch erschienen war. Schnell entfernte sie sich wieder aus der Gefahrenzone.

Spike war für sie eine Art guter Freund- oder so was- daran konnte sie sich noch erinnern- aber auch nicht mehr. Vielleicht kam es ihr deshalb so seltsam vor, ihn zu küssen- und erst recht, ihn zu heiraten. Sie hatte das Gefühl, etwas zu verlieren, wenn sie sich ihm hingeben würde. Und eigentlich hatte sie nur panische Angst davor- warum, wusste sie auch nicht recht. Diese Gefühle waren erst in den letzten Wochen entstanden, als sie ständig nicht wusste, wo sie war und was sie glauben sollte. Irgendwie hatte es der falsche Angel geschafft, ihr Angst vor Spike zu machen. Er sei schon immer böse gewesen- und er würde mit Frauen wahnsinnig brutal umgehen. Nur schlechte Dinge eben. Doch das passte nicht mit dem zusammen, was sie in ihm sah- und was Dawn ihr erzählt hatte. Sollte sie sich einfach darauf einlassen? Wenn sie sich gehen ließ- vielleicht war es ja dann gar nicht so schlimm? Sie musste einfach ohne Vorbehalte daran gehen. Ihn einfach beobachten und seine nette Seite ergründen- vielleicht konnte sie sich ja dann doch noch in ihn verlieben.

Beim Essen versuchte Bella sich so ungezwungen wie nur möglich zu geben- und ertappte sich dabei, wie sie es genoß, von Spike verwöhnt zu werden. Er sorgte sich um sie, als wäre sie ein unbeholfenes Kind, suchte immer wieder ihren Blick und war den ganzen Abend nur für sie da. Den Anderen fiel dieses seltsame Verhalten der Beiden natürlich auf und sie machten ihre Witze- obwohl Giles wie immer beunruhigt war. Bella hatte sich schon zu sehr von dieser Welt entfernt- sie lebte in der Welt, für die sie vorgesehen war. Wie hatte es nur soweit kommen können? Die Wochen in Gefangenschaft bei Zekhor hatten sie verängstigt. Was immer er mit ihr angestellt hatte- hoffentlich war es noch nicht zu spät. Gegen Mitternacht verzogen sich Xander und Heather- und als Bella darauf etwas seltsam reagierte und wissen wollte, was die denn tun würden, erntete sie nur amüsierte Blicke. Spike fand das allerdings nicht sonderlich witzig- genauso wenig wie Willow, die ihm einen vielsagenden Blick zuwarf. Es schien so, als würde es von Stunde zu Stunde schlimmer. Also beschloß Spike, es wäre jetzt Zeit, nach unten zu gehen und die Party zu beenden. Er streichelte Bella sanft über die Wange und nahm sie bei der Hand. Sie war eiskalt und zitterte.

Unten angekommen, hob er sie hoch und trug sie, ganz wie es sich gehörte, über die Schwelle ihres kleinen Reiches. Das entlockte ihr wenigstens ein Schmunzeln. Er ließ sie kurz stehen, um sie dann in das von Kerzenschein erhellte Schlafzimmer zu ziehen. Sie sah sich neugierig um. Bis jetzt war es doch gar nicht so schlimm- warum hatte sie dann solche Angst davor?

„Was immer sie dir erzählt haben- es war gelogen.“ Versuchte er sie zu trösten. Er setzte sich vor sie auf die Bettkante und betrachtete ihren Körper, wie er sich unter der Seide abzeichnete. Es war doch die gleiche Frau- warum war sie ihm dann so unbekannt? Er deutete an, sie solle sich neben ihn setzen. Das tat sie auch bereitwillig. Vorsichtig nahm er ihr Gesicht in die Hände und begann sie zu küssen. Sie wirkte verkrampft und schien nicht recht zu wissen, was passieren würde.

Spike nahm die Fernbedienung und schaltete leise Musik ein.

„Entspann dich. Kannst du dich denn an gar nichts erinnern?“

„Wir haben uns damals auf der Treppe geküsst. Das war sehr schön. Mehr weiß ich nicht mehr.“

„Na toll.“ Rutschte es ihm heraus. „Schließ die Augen und entspann dich. Wir tun das, was du willst.“ Er hauchte ihr einen Kuß auf die Stirn und legte ganz leicht seinen Arm um ihre Hüfte.

„Wirklich alles? Können wir nicht einfach so ins Bett gehen- wie normale Menschen?“ Das klang seltsam- aber vielleicht half es ihr ja, erst mal zur Ruhe zu kommen- auch wenn er langsam an sich selbst zweifelte.

„Okay. Deine Schlafsachen sind noch hier. Im Bad ist auch noch alles da. Ich geh noch mal kurz nach dem Rechten sehen. Bis dann.“ Er stand auf und ließ sie allein. Das war doch zum aus der Haut fahren! Er hatte sie so gewollt- aber langsam nervte ihn diese Keuschheits- Nummer. Wie eine Kuh vor der Schlachtbank- als ob er über sie herfallen wollte! Fast  schon wütend kontrollierte er, ob alle Türen verriegelt waren und kein Fenster offen stand. Dann ging er wieder nach unten und blies die Kerzen bis auf eine aus. Sie lag im Bett- bis zum Hals zugedeckt- und beobachtete ihn angespannt. Na gut- das konnte sie haben. Demonstrativ zog er sein Hemd über den Kopf und zeigte somit schon mal reichlich Haut. Als dann auch noch die Hosen fielen, kniff sie die Augen zusammen.

„Was ist eigentlich dein Problem?“ bemerkte er wie nebenbei und tapste barfuß ins Bad. Nach kurzer Zeit kam er wieder und legte sich neben sie ins Bett.

„Ich weiß es auch nicht. Alles ist wie weggeblasen. Als wären wir uns nie nahe gewesen- auch wenn ich das will.“

„Dann tu es einfach.“ Er deutete an, sie solle näher an ihn heranrutschen. „Augen zu.“ Sagte er leise. Und küsste sanft ihr Gesicht ab, bis er an ihrem Mund angekommen war. Diesmal ließ sie es zu und fing schließlich an, zu erwidern. Als er ihre Zungenspitze spürte, durchzuckte es ihn kurz- langsam schien sie es zu begreifen. Was für eine schwere Geburt- wie sollte er es da erst bis zum Letzten bringen? Vorsichtig ließ er seine Hand unter der Decke an sie heran gleiten. Als er sie berührte, zuckte sie kurz, küsste ihn dann aber weiter. Jetzt wurde sie schon fordernder und erforschte seinen Mund. Er streichelte ihren Bauch und ließ schließlich seine Hand unter ihr T-Shirt gleiten. Sie starrte ihn plötzlich an.

„Vertrau mir einfach. Wenn du die Augen schließt, kannst du es vielleicht wieder fühlen.“ Er wanderte langsam mit seinen Lippen an ihrem Hals nach unten. Dann wechselte er zu ihrem Bauch und küsste und streichelte ihn. Sie zuckte unter jeder einzelnen Bewegung, schien es aber langsam zu genießen. Zentimeter für Zentimeter arbeitete er sich unbemerkt an ihr empor und erreichte schließlich ihre Brüste. Er beobachtete genau ihre Reaktion, als er das Shirt nach oben schob. Bella sah ihn fragend an, dann zog sie es sich selbst über den Kopf und nickte leicht. Jetzt schien sie nur noch die pure Neugier zu treiben. Er umkreiste ihre Brustwarzen zuerst mit den Fingern, dann schließlich mit der Zunge und biß schließlich leicht zu. Sie bog sich und keuchte auf. Er küsste sie auf ihren geöffneten Mund und wurde diesmal fordernder. Anstatt sich noch zu wehren, nahm sie seine Hand und führte sie zu ihrer Brust. Dann begann sie, seine Arme zu streicheln, wanderte auf seinen Rücken und ertastete seine Brustwarzen. Sie schien dieses Spielchen zu genießen-und langsam machte ihm das auch wieder Spaß. Seine Hand wanderte wieder auf ihrem Bauch entlang und schob unbemerkt ihre Shorts etwas nach unten. Wieder küsste er ihren Oberkörper- diesmal von oben nach unten. Ganz sanft arbeitete er sich vor und achtete auf ihre Reaktionen. Es war gar nicht so leicht, eine Frau zu verführen, die vor sich selbst Angst hatte! Aber nun blieb ihm nur noch, aufs Ganze zu gehen. Vorsichtig zog er ihr die Shorts und den Slip gleichzeitig aus. Sie lag plötzlich ganz still und beobachtete ihn.

Langsam kam er wieder nach oben und küsste sie, um sie zu beruhigen. Sie zuckte unter jeder einzelnen Berührung seiner Hand wie unter Strom.

„Ist das so schlimm?“

„Nein. Mach weiter.“ Stöhnte sie leise.

Er ließ seine Hand tiefer sinken und strich an ihren Oberschenkeln entlang. Wie automatisch zog sie die Beine etwas an und entspannte sie etwas. An der Innenseite entlang arbeitete er sich immer näher an sein Ziel heran. Die ganze Zeit über küssten sie sich und Bella streichelte über seinen Bauch- und stockte, als sie plötzlich zu weit nach unten gerutscht war. Das war gar nicht gut- jetzt bekam sie vielleicht erst recht Angst. Aber sie schien es zu interessieren und sie fing an, immer und immer wieder genau auf seine empfindliche Stelle zu zielen. Wenn ihn das nicht nur noch wilder gemacht hätte- dabei musste er sich doch beherrschen! Er konnte ein Keuchen nicht mehr unterdrücken. Sie wirkte plötzlich amüsiert. Er nahm ihre Hand, die gerade drohte, sich um sein bestes Stück zu schließen und führte sie bestimmt nach oben.

„Was ist?“ fragte sie verwirrt.

„Nichts- aber soweit sind wir noch nicht.“ Er ließ seine Hand absichtlich schnell zwischen ihre Beine fahren. Ihre Augen weiteten sich vor Überraschung. Das übertraf bei weitem, was sie sich immer vorgestellt hatte. Es machte einfach wahnsinnig Spass und war so aufregend. Und jetzt auch noch- oh mein Gott- was tat er da? Sie spürte, wie er ihre Beine langsam auseinander drückte und nach unten wegrutschte.

„Was zum Teufel-?“ keuchte sie und wollte die Beine zusammenpressen.

„Entspannen- Okay? Ich will nur deine Lippen küssen.“

„Aber-.“ Sie wollte sagen, dass er das doch schon hätte- doch das vergaß sie sofort, als sie spürte, was er da wirklich tat. Es war wie ein Stromschlag nach dem Anderen in ihrem Körper. Sie stöhnte laut auf, als es immer heftiger wurde. Da tauchte er wieder auf und küsste sie wild, während sie spürte, wie sein Finger ganz neue Wege beschritt. Alles drehte sich plötzlich um sie und sie konnte ihn nur noch mit weit aufgerissenen Augen

anstarren.

„Tut das weh?“ fragte er plötzlich besorgt.

„Nein.“ Sie schüttelte den Kopf und genoß langsam, was er da tat. Das Gefühl wurde immer heftiger- und als sie merkte, wie ein weiterer Finger ins Spiel kam, hielt sie es kaum mehr aus und konnte nur noch stoßweise atmen. Sie bemerkte nicht mehr, wie er nach unten glitt und was er alles tat, sie wusste nur, dass es einfach der helle Wahnsinn war. Und dann hörte er plötzlich auf und kam über sie. Sie zitterte vor Erregung- und plötzlich wurde ihr bewusst, was jetzt kommen würde.

„Zu schnell?“ vergewisserte er sich.

„Nein. Aber sei vorsichtig.“ Sie küsste ihn sanft und drückte sich an ihn, als könnte sie damit ihre Angst verlieren. Aber die war unbegründet. Spike gab ihr alle Zeit der Welt und beobachtete jede einzelne Regung in ihrem Gesicht. Als sie es kurz verzog, stoppte er sofort. Womit er nicht gerechnet hatte war, das sie sich schlagartig an ihn drücken würde und somit selbst weh tun könnte. Die Tränen schossen ihr in die Augen und er wollte sofort aufhören, aber sie krallte ihn fest und legte ihre Beine um seine Hüften. Dann lächelte sie ihn einfach nur an.

„Freudentränen- keine Angst. Alles okay bei mir.“ Sein verdutztes Gesicht brachte sie zum Lachen. Sie zog ihn an sich und knutschte nun wild drauflos, während sich ihr Becken langsam hob und senkte.

„Du bist ein kleines Biest- weißt du das?“ Spike drang tiefer und tiefer in sie ein und fühlte sich ihr so nah wie nie zuvor. Und da geschah es plötzlich- ihre Zeichnungen begannen ganz langsam zu verblassen. Sie wichen nicht einfach davon wie sonst immer- es ging ganz langsam.

„So- bin ich das?“ Buffy lachte ihn an und drehte sich blitzschnell auf ihn, um ihm keine Chance mehr zu geben, die Oberhand zu haben. Rhythmisch kreiste ihr Becken auf ihm und brachte ihn schneller zum Höhepunkt, als es ihm lieb war. Keuchend glitt sie von ihm herunter und blieb ermattet liegen. Erst als sie sich aufrichtete, bemerkte sie das Blut.

„Kleiner Extraservice aus der Prophezeiung. Du hast mich soeben entjungfert.“

„Und ich hielt das für einen Scherz!“ fluchte er leise und sah sie fragend an. Wer war sie nun? Buffy oder Bella- oder Beides? Schließlich wollte er wissen, was nun geschehen würde. Erst jetzt schien die Trance langsam zu weichen- sie waren verheiratet- und hatten soeben den seltsamsten Sex seines Lebens gehabt- denn aus einer anscheinend Fremden war plötzlich seine höchst reale Freundin geworden. Die ihn jetzt aus dem Bett ins Bad scheuchte und strahlte, als wäre soeben ihr größter Traum in Erfüllung gegangen.

Dawn klopfte vorsichtig an die Tür und stellte das Tablett ab. Für eine richtige Hochzeitsnacht gehörte sich schließlich ein Frühstück am Bett- auch wenn es schon Mittag war. Alle waren natürlich gespannt, wie Bella nun aussehen würde- schließlich müssten ihre Male ja verschwunden sein- wenn Spike es geschafft hatte, sie zu zähmen.

Bella wurde davon wach und betrachtete ihren Mann. Irgendwie war sie stolz, es getan zu haben. Jetzt gehörten sie wirklich zusammen- ganz offiziell. Und jetzt wusste sie es ganz klar- sie hatte ihn schon Ewigkeiten geliebt und wollte es sich nur nicht eingestehen.

Spike erwachte, als er etwas ganz und gar nicht Unangenehmes an seinem Körper spürte. Es durchzuckte ihn und er öffnete überrascht die Augen. Was tat sie denn da unter der Decke? Er musste sich ein Grinsen verkneifen und stellte sich schlafend, als sie auftauchte und sich langsam auf ihn legte. Sie streichelte sein Gesicht und knurrte dann leise:“ Ich weiß, dass du wach bist.“

„Wie das?“ murmelte er glücklich.

„Weil das da unten sonst ein ziemliches Eigenleben haben müsste.“

„Mit wem hab ich die Ehre, verheiratet zu sein?“ Er blinzelte sie an und strich ihr die Haare aus dem Gesicht.

„Hm. Mal sehen? Ewige Jägerin auf alle Fälle. Und gerade eben fühle ich mich so, als würde ich dich schon ziemlich lange lieben- also Buffy?“ Sie fuhr mit dem Finger seine Gesichtslinien nach.

„Frühstück am Bett?“ bemerkte er, als er das Tablett bemerkte.

„Stand vor der Tür. Aber die haben dein Blut vergessen.“ Sie rappelte sich auf und stellte es auf die Bettdecke.

„Nein- das glaub ich nicht.“ Er nahm das kleine Tablettenröhrchen und schüttete zwei auf seine Hand, um sie mit etwas Orangensaft hinunterzuspülen.

„Das ist nicht dein Ernst!“

„Sam hat sie überprüft. Kein KID drin. Hey- ich hab mit dem Rauchen aufgehört- warum sollte ich das nicht auch noch schaffen. Sie vermutet, dass meine Vampireigenschaften schwinden werden und die Kräfte des Auserwählten hervortreten, wenn ich dauerhaft mit dir zusammen bin. Hier ist ja eh schon alles nicht mehr so, wie es normal wäre- ich sage nur letzte Nacht.“ Er schnappte sich eine Scheibe Toast und ließ sie abbeißen.

„Du meinst-?“

„Giles hat da so eine Theorie. Jass meinte, dass wir Auserwählten eine eigene Rasse oder so wären. Und du trinkst auch kein Blut.“

„Ich war kein Vampir.“

„Wir versuchen es- wenn der Blutdurst aufhört und ich plötzlich Lust auf richtiges Essen habe, sag ich es dir. Sieht eigentlich gut aus.“ Er knabberte am Brot und grinste.

Zwei Stunden später hatten sie es endlich bis nach oben geschafft- und wurden von grinsenden Gesichtern empfangen. Alle musterten Bella. Sie sah etwas abgemagert und blaß aus- wie ein Vampir eben- aber sehr glücklich und vor allem ohne die Zeichen auf ihrer Haut.

„Und- war es nun so schlimm?“ lachte Dawn.

„Nein. Oder- Schatz?“ Sie umarmte ihn vor allen und gab ihm ein Küsschen.

„Womit die Traumtänzer endgültig vereint wären!“ murmelte Xander und wandte sich wieder Heather zu.

„Was liegt heute an?“ fragte Spike in Richtung Mason.

„Wir wollten die neuen Sonnenlaser testen. Und mal in der Kanalisation nach den Gnarps suchen. Wenn ihr aber lieber noch etwas Zeit für euch haben wollt, verstehen wir das.“

„Nein!“ kam es von Beiden wie aus einem Mund.

„Oh- so kampffreudig? Habt ihr denn soviel überschüssige Energie?“ Giles sah sie gespannt an. Er ahnte natürlich etwas. Aber das sie es so schnell gemerkt hatten?

„Äh- wir haben das dumme Gefühl, dass sich bei uns Beiden irgendwelche neuen Fähigkeiten entwickelt haben. Die wollen wir ausprobieren. Und was wäre geeigneter als ein paar Vampire in der Unterwelt?“ Sie hatte sich die ganze Zeit an ihren Mann gekuschelt und lächelte ihn nun verliebt an.

„Heißt das, die neue Ära der ewigen Jäger ist angebrochen?“ Lauren hatte es langsam genervt, nichts tun zu können, weil ständig ein Mitglied der Kette schwach war und alles auf die Zukunft verschoben wurde.

„Wenn sie wirklich diese Fähigkeiten haben, von denen in dem Buch, das ich in England entdeckt habe, geschrieben wird, dann können sich Tepesch und alle anderen Gegner auf etwas gefasst machen. Das wollten sie alle verhindern- und ich wusste nichts davon. Die Kräfte wurden letzte Nacht ausgelöst- und sie unterliegen der Macht des Guten, weil es der richtige Auserwählte war. Jeder Gegner, den sie töten, kann ihnen Kraft geben. Es ist kein Mythos- aber nur die wenigsten haben diese Macht. Und wenn das erst mal bekannt wird in den Reihen unserer Feinde, wird das ausbrechen, was wir alle fürchten. Der Kampf gegen das Böse in vollkommen neuen Dimensionen.“ Giles schien seine apokalyptische Prophezeiung fast zu genießen.

„Bedeutet das Krieg?“

„Auf Dämonenebene- ja, Die Jäger sind erwacht- und es ist nur eine Frage der Zeit und ihres Willens, wie stark sie werden. Sie können, wenn sie es erlernen, ihre Mächte an euch weitergeben. Und dann wird unsere Macht dem Endkampf standhalten. Aber all das kann Jahre dauern. Oder sehr schnell gehen, wenn sich unsere Gegner zusammentun und uns dort angreifen, wo wir verletzlich sind.“

„Was ist unsere Schwäche? Das wir Menschen sind?“

„Vielleicht. Aber viel wichtiger ist die Zusammenarbeit aller. Kein Mitglied darf das Gefühl haben, allein dazustehen. Einer sorgt für den Anderen.“

„Wie die Musketiere- Einer für alle-!“ witzelte Tomas.

„Und alle für einen- ja- genau. In unserem Fall für 2- oder 3, aber das wird sich bald herausstellen.“

„Machen sie mir keine Angst- Giles.“ Warnte ihn Buffy.

„Die braucht ihr nicht mehr zu haben- die Prophezeiung wurde bis jetzt genau erfüllt- ihr werdet vorerst Ruhe vor weiteren Vorhersehungen haben und könnt einfach nur leben- und kämpfen. Ich hoffe, ihr habt euren Spaß daran- denn dafür seid ihr geboren worden.“ Giles widmete sich wieder seiner Zeitung und entließ sie in ihre neue Welt.

 

Kalte Sonne

Spike stieß sich mit voller Wucht ab und sprang über die Häuserschlucht. Es war Selbstmord- aber wenn er es nicht versuchte, würde er nie seine Kräfte kennen lernen. Mit den Fingerspitzen erreichte er gerade noch die Dachkante und knallte gegen die Wand. Er unterdrückte einen Fluch und konzentrierte die Kraft in jedem einzelnen Finger- und schaffte es, sich hochzuziehen. Oben wartete Buffy mit den Anderen und sah ihn strahlend an.

„Das waren 8 Meter- Respekt!“ bemerkte Kenny anerkennend. Da unterbrach Tyra sie plötzlich und wies auf eine Menschenmasse unten auf der Strasse. Beim näheren Hinsehen entpuppten sie sich als Vampire, die sich um ein Opfer scharten. Sie lauerten und stießen plötzlich alle zu. So etwas Brutales hatte selbst Spike noch nicht gesehen, und er brauchte ein paar Sekunden, bis er begriff, was dort geschah. Ein Baby schrie plötzlich- und das holte ihn in die Wirklichkeit zurück. Er schnappte sich das Seil, dass sie für das Training mit auf das verlassene Dach genommen hatten und band es in Windeseile an einem Sendemasten fest, um sich dann nach unten sausen zu lassen. Buffy tat es ihm nach und kam nur wenige Momente nach ihm an. Die Jägerinnen folgten ihnen.

Doch was Spike erblickte, ließ ihn das Blut in den Adern gefrieren. Eine junge Frau- der Kleidung nach zu schliessen- lag blutüberströmt auf der Strasse- umringt von etwa 10 furchteinflößend zähnebleckenden Vampiren. Aber viel schlimmer war das, was er in den Armen eines dieser Monster ausmachte. Ein kleines, nacktes Baby wimmerte vor sich hin. Überall war Blut. Es war noch keine Stunde alt- und Spike kam ein ganz furchtbarer Verdacht. Sie hatten es ihr aus dem Leib gerissen.

Bella schien es entweder nicht zu sehen- oder sie verdrängte es- jedenfalls stürmte sie an ihm vorbei und schwang ihr Schwert- um wie eine Maschine einen Vampir nach dem anderen zu töten. In ihrer Wut stand sie plötzlich vor dem Vampir, der das Kind hielt. Er ließ es einfach fallen und rannte los- doch sie holte ihn ein und ließ die Klinge weit in seinen Rücken eindringen. Er sank zusammen und begann, unverständliches Zeug zu faseln.

„Was habt ihr getan?“ schrie sie ihn an.

„Es ist verboten!“ kreischte er- und rammte sich selbst einen Pflock ins Herz. Bella stand fassungslos da und starrte auf die letzten Staubpartikel. Ungläubig drehte sie sich um. Aber alle waren verstummt. Spike hielt das kleine blutige Bündel in den Armen und schüttelte nur fassungslos mit dem Kopf.

„Es ist tot.“ Flüsterte er nur und legte es behutsam neben die zerrissene Mutter. Bella nahm all ihren Mut zusammen und hockte sich neben die Leichen. Da fiel ihr etwas auf- die Mutter hatte ein Branding. Eine Kobra. Als sie genauer hinsah, erkannte sie noch etwas ganz anderes. Das Kind sah seltsam aus- es hatte- nunja- Schädeldeformationen. Sie tastete nach den seltsamen Knochengebilden auf seiner Stirn. Wie bei einem Vampir. Aber das konnte doch nicht- vorsichtig versuchte sie, den Mund des Säuglings aufzudrücken. Was immer sie erwartete, zu finden- es musste eine rationale Antwort darauf geben. Spike schien sich etwas gefangen zu haben, und langsam wagten sich auch die Jägerinnen heran.

„Sieh dir das an!“ Sie zog die Oberlippe etwas zurück und deutete auf das sehr ausgeprägte Muskelfleisch und die kleinen spitzen Zahnansätze.

„Ein Vampirkind?“

„Ein geborener Vampir. Aber nicht nur die Eckzähne sind spitz- siehst du- alle Zähne sind spitz zulaufend. Dabei dürfte es noch gar keine Zähne haben.“

„Was passiert hier?“ Spike wollte es eigentlich nicht wissen. Wie konnte so etwas geschehen?

„Eine neue Rasse. Oder ein Dämon im Entwicklungsstadium. Wir nehmen es mit zu Noa. Er wird es untersuchen.“

„Und was wird er herausfinden?“

„Ich weiß es nicht.“

„Wirklich? Oder hat es nicht schon alles begonnen?“ Spike richtete sich auf und nahm Kenny die Decke ab, die sie ihm reichte und in die er das Dämonenkind einwickelte. Er bemerkte ihren fragenden Blick.

„Nur eine Ahnung- eine ganz düstere. Die Welt der Dämonen, die wir kannten, wird sich verändern- so wie wir.“

Noa war weniger schockiert, als sie es angenommen hatten. Er legte es auf den Labortisch und betrachtete es eingängig.

„Ein Halbvampir. Mutter Halbmensch, Vater wahrscheinlich Vampir mit Gnarpeinschlag Stufe 1. Starb an einer Fehlfunktion der Lunge. Wahrscheinlich ist es schon tot gewesen, bevor sie es- nunja- retten wollten.“

„Sie wollten es retten? Sie haben die Mutter regelrecht zerfetzt!“ kreischte Tyra ihn an.

„10, sagt ihr. Hatten sie irgendwelche Anomalien?“

„Er hat sich lieber getötet, als mir etwas zu verraten.“ Stellte Bella fest, auch wenn das nicht die Frage beantwortete. „Hast du so etwas schon einmal gesehen?“

„Sie war Eigentum von Batseba, wie ihr wisst. Aber kein echter Mensch mehr. Sonst wäre das Kind nicht entstanden- in der Form zumindest. Sie war bereits in die Umstellung involviert. Wieder so ein Experiment von Tepesch. War wahrscheinlich seine Gefangene und ist entkommen.“

„Noa- warum hast du uns nichts davon erzählt?“

„Ich dachte, ihr wüsstet es. Nungut. Also die ganze Geschichte. Es hat etwas mit dieser Stadt hier unten zu tun. Das Heranzüchten von Sklaven. Ihr wisst schon- die Irren werden als Zuchteltern gehalten und deren Kinder sollen von Vampiren erzogen werden, um nie etwas anderes kennen zulernen. Von Zeit zu Zeit findet es Tepesch amüsant, die Rassen zu kreuzen. Er experimentiert mit allem möglichen. Ob besonders schöne Menschen und schöne Vampire auch eine Schönheitselite von Kindern hervorbringen können- etc. Die Mütter müssen dafür aber manipuliert werden- mit Vampirblut. Sie sind selbst keine- aber die Kinder brauchen dieses Blut- ansonsten- Missbildungen der Organe, Totgeburt- wie das hier eben. Sie muss aus dieser Stadt entkommen sein und wollte fliehen. Ich nehme mal an, dass sie für etwa 4 Wochen untergetaucht war. Der Embryo war noch nicht voll entwickelt, als sie das Blut absetzte. Das muss vor etwa 7 Monaten gewesen sein. Also wurde sie danach wieder darauf angesetzt. Aber anscheinend hielt sie da unten gar nichts zurück. Sie wollten das Kind lebendig- die Frau war ihnen egal. Es waren wahrscheinlich die Elitewächter. Sie dürfen niemandem etwas davon sagen- das ist verboten. Lieber sterben sie sofort, als das sie in die Foltermaschinerie eines Tepesch gelangen.“

„Was können wir dagegen tun?“ Kenny wirkte vollkommen hilflos. So etwas Monströses hätte sie niemandem zugetraut. Als sie Spike kurz ansah, bemerkte sie etwas noch viel Erschütternderes. Er war schockiert- und hilflos. Vielleicht dachte er gerade an sein Kind, dass tot war. Buffy war ein Mensch, er ein Vampir.

„Die ganze Wahrheit? Noch nicht sehr viel. Ihr seid zu schwach. Ihr müsst das Bündnis ausbauen. Eine eigene Elite von Kämpfern bilden, die unerschrocken genug ist, es mit diesen Monstern aufzunehmen. Die hart genug ist, dieses Leid im Keim zu ersticken. Ihr müsst diese Stadt ausrotten. Diese ganze Unterwelt. Es würde das ganze System lahm legen. Aber sagt mir rechtzeitig Bescheid, damit ich noch wegkomme.“ Er versuchte ein Grinsen, was leider misslang.

„Bist du dabei, wenn wir es tun?“ wollte Bella wissen.

„Ich schulde diesem Tepesch noch etwas. Er hat meine Frau getötet. Damals war er noch harmlos, wenn man es überhaupt so nennen kann, und seine Vorliebe bestand darin, missgestaltete Menschen zu foltern. Als Kleinwüchsiger hast du es nicht leicht- und sie starb vor meinen Augen. Glaubt mir- ich bin der Erste, der diesem Monster am liebsten direkt den Eingang zur Hölle weisen würde.“

„Warum arbeitest du dann für ihn?“

„Nicht für ihn. Gegen ihn. Aber manchmal muss sich das Schaf unter Wölfe begeben, um nicht gefressen zu werden.“ Verbittert wickelte er das Kind wieder ein und ließ es in einer Metallbox verschwinden, die er gewissenhaft verriegelte.

„Spike- kommst du nicht mit heim?“ fragte Buffy sanft, als er sich auf sein Motorrad schwang und meinte, sie würden sich am nächsten Morgen sehen.

„Nein- ich brauche etwas Zeit für mich- versteh das bitte.“

„Ja. Aber versprich mir, in keinem dieser Clubs- du weißt schon.“

„Kein Blut- versprochen.“ Er küsste sie noch kurz und fuhr davon.

„Es hat ihm Angst gemacht.“ Kenny drückte Buffys Schulter und nahm sie mit zum Auto.

„Nicht nur ihm.“

Er stand auf dem Bootssteg und hielt das Gesicht in den kalten Wind, der vom Meer kam. Es fühlte sich an wie tausend Nadelstiche. Noch war es dunkel, aber schon erhob sich zäh und schwer die kalte Januarsonne über dem Wasser. Er spürte nichts von der Kälte- sie war schon längst in ihm. Sie hatten angenommen, es mit einem Wirtschaftshai zu tun zu haben, der sich nicht die Finger schmutzig machen wollte. Sie hatten gedacht, es würde keine Opfer geben. Keine Toten durch Vampire. Aber das, was er heute gesehen hatte, war viel schlimmer. Die Neuerschaffung von Vampiren. Geborene Vampire. Er hatte von ihnen gehört. Sie sollten sehr viel mächtiger sein als jeder normale Vampir. Aber wie konnten sie erwachsen werden? Setzte das alles erst mit einem bestimmten Alter ein? Und warum riskierte Tepesch so viel, nur um eine derartige Elite zu schaffen. War es seine Eitelkeit? Sein Stolz? Oder etwas viel Abgründigeres, was Spike einfach nicht begreifen konnte? Wie mächtig waren sie wirklich? Und was konnte er dagegen tun?

Aber das waren die Überlegungen eines Jägers. Der Mensch in ihm- der gescheiterte Vater schrie förmlich auf, wenn er nur daran dachte. Ihr Baby hatte sterben müssen- vielleicht hatte er Buffy viel mehr unrecht getan, als er es je erfassen konnte. Sie konnte nichts dafür. Wenn es nicht diesen Sturz gegeben hätte, dann wäre es vielleicht genauso geendet wie das kleine Bündel, dass er in seinen Armen gehalten hatte. Als Monster- oder lebensunfähig. Ein Gefühl, dass er nie zuvor gekannt hatte, stieg in ihm hoch. Er hatte nicht wirklich um dieses Kind getrauert, hatte nicht wie ein Vater gefühlt. Es war nur sein gekränkter Stolz gewesen, der ihn wütend gemacht hatte. Weil sie scheinbar ohne ihn entschieden hatte.

Und plötzlich verstand er sie. Und die Angst, dass es wieder sein könnte. Das sie wieder ein Kind erwarten würde- und verlieren. Etwas hatte noch so sehr zwischen ihnen gestanden, dass sie ihm nicht gleich darin vertraut hatte. Das sie es nicht als ihr gemeinsames „Problem“ angesehen hatte. Er merkte kaum, wie ihm die Tränen in die Augen stiegen. Und dabei sehnte er sich doch nach nichts mehr, als genau das zu sein- eins mit ihr und vielleicht auch das zu beschützen, was ihre Liebe schuf. 

Als er durch die Stadt fuhr, kam er an der Kreuzung hinter einem Porsche zum Stehen und sah sich während der Rotphase etwas um. Die Läden hatten alle noch geschlossen, und nur wenige Menschen waren unterwegs. Es war Winter in New York. Kalt, grau und schmutzig. Er freute sich, zu ihr nach Hause zu kommen. Er wurde wohl auf seine alten Tage häuslich. Als ob er schon an Ruhestand denken konnte! Es fing doch alles erst an. Aber früher hatte er die Stadt gemocht. In der Nacht sah sie wohl auch anders aus. Jetzt, wo die Lichter ausgingen, aber die Sonne nicht hoch genug stand, waren diese Häuserschluchten einfach nur tot. Doch etwas erregte seine Aufmerksamkeit. Ganz plötzlich- weil es ihm noch lebloser vorkam als alles andere in diesem Betondschungel. Vor einem Bürotower hielt eine schwarze Limousine- und etwas stieg aus, was Spike wohl den Rest seines Lebens hassen würde. Er wusste nicht, warum- und woher diese Sicherheit kam. Aber der Mann, der dort in gepflegtem Anzug und strengem schwarzen Zopf ausstieg, erweckte plötzlich seine gesamte Aufmerksamkeit. Er konnte etwas riechen- nein wittern, was er nie zuvor bemerkt hatte. Den Vampir. Die Bestie. Die selbst so viele Jahre in ihm gesteckt hatte und gegen die er schon so lange ankämpfte. Dort ging sie in das Empfangsgebäude. Ein mächtiger Vampir. So mächtig, dass ihm die Sonne, auch wenn es noch so wenig war, nichts ausgemacht hatte. Spike hörte wie von fern das Hupen hinter sich. Er besann sich aus seiner Trance und gab Gas. Es konnte nur eine Möglichkeit geben, nur einem Vampir, der so sehr nach Verderben, Tod und Qual stank- und dabei so makellos wirkte. Das Blut von Vorfahren, mächtiger als alles, was Spike kannte- Tepesch. Es durchfuhr ihn wie ein Blitz. Er hatte ihn gefunden. Hunderte Male war er hier entlanggekommen- und er hätte schwören können, diesen Vampir schon einmal gesehen zu haben. Doch erst jetzt, mit den Augen des Jägers und dessen Sinnen hatte er ihn erkannt. All das, was er letzte Nacht erfahren und gesehen hatte, stieg in ihm auf. Nicht jetzt- allein würde er im Moment nicht bis zu ihm vordringen können. Aber der Tag war nahe, an dem er seine Rechnung begleichen würde- und dem Bösen dieser Stadt den offenen Kampf erklärte.

 

Ende Teil 6  

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