Story 
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Der fünfte Teil von Susis Geschichte "Wächter der Zeit".

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Viel Spaß beim Lesen!
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5. Feinde und ihre Freunde

 

Gut oder Böse

 

„Die Jägerin ist also tot?“ Tepesch sah sie ungläubig an. Natürlich hatte er das schon gewusst- aber das konnte ja vieles bedeuten. Irgendetwas in ihm wehrte sich dagegen, Batseba zu glauben. Es wäre einfach zu schön, um wahr zu sein.

„Sie wurde von Zekhor erstochen, wenn du es genau wissen willst.“

„Und wo? Ich habe keine Leiche gesehen.“

„Kannst du auch nicht- sie war zum vollkommenen Lichtjäger geworden und ging in einer strahlenden Kugel auf. Es wird eine ganze Weile dauern, bis sich Lunar wieder in diese Welt wagt. Er hat ziemlich viel Dummheiten angestellt. Zekhor ist für ihn zuständig- er wird es mit allen Mitteln verhindern, daß er uns Ärger macht.“

„Und was ist mit dieser Buffy?“

„Wie gesagt. Er hat ihre Seele mitgenommen- allenfalls käme sie als Vampir zurück- einer von uns. Keine Probleme also, sie zu steuern. Aber ich wage das zu bezweifeln. Sie war wirklich tot. Keine Chance, da noch etwas zu tun. Würde sie die Hexe zurückholen wollen, käme ein seelenloses Monster in ihrer Gestalt. Das weiß Willow- und wird sich hüten, etwas zu unternehmen.“

„Aber sie kennen doch die Prophezeiung. Sie werden damit rechnen, daß sie wieder lebt.“

„Sollen sie doch- Buffy Summers ist tot- und dabei bleibt es.“ Batseba wandte sich entschieden ab. Auf dem Flur begegnete sie einem Vampir mit dunklen Haaren. Sie spürte etwas, daß sie nur in Spike gesehen hatte. Dieser Vampir hatte eine Seele! Er musterte sie kurz und ging dann zu Tepesch hinein. Sie hatte sein Leid gefühlt- er war ein Bestrafter, der für seine Taten büßte- das gefiel ihr. Sie ging zur Empfangsdame und fragte nach ihm.

„Jemand von Wolfram und Hart- mehr weiß ich auch nicht.“ Gähnte die Blondine gelangweilt.

Batseba wandte sich ab und verließ das Bürogebäude. Vielleicht war es ja auch nur eine Täuschung gewesen. Sie hätte schwören können, diesen Vampir schon einmal gesehen zu haben- vor sehr langer Zeit.

„Dawn- du musst jetzt noch nicht fahren- die Uni beginnt erst in 2 Wochen. Vielleicht haben wir sie dann schon wiedergefunden!“ Kennedy versuchte, sie am Packen zu hindern.

„Nein- es ist besser so. Ihr wisst genauso gut wie ich, daß ihr euch etwas vormacht. Buffy wird nie mehr wiederkommen- sie ist tot! Kapiert das endlich. Und ich will mich erst noch ein wenig in L.A. umsehen, bevor es losgeht. Angel und Fred werden schon auf uns aufpassen heute- und vergiss nicht, daß Rick kein normaler Mensch ist. Ich komme klar- okay?“ Sie klang etwas genervt, denn schon den ganzen Morgen hatten alle auf sie eingeredet, noch zu bleiben. Aber was brachte das noch. Nicht einmal mit Spike konnte sie noch reden. Alles war kaputt gegangen- und es war allein Buffys Schuld. Warum hatte sie denn nicht einen anderen Weg finden können? Jeder hatte mal Probleme- und ihre Reaktion war einfach nur feige gewesen. Sie hatte es vermieden, sich selbst zu stellen. Und damit hatte sie das Leben aller hier zerstört. Sie hasste ihre Schwester! Und doch tat es weh.

Die letzten Sachen landeten im Koffer und sie ließ die Verschlüsse zuschnappen. Dann sah sie sich noch einmal um. Alles wirkte jetzt so leer. Die Fotos waren gut in ihrer Tasche verstaut. Auf dem kleinen Regal stand nur noch die rote Schachtel, in der sie immer den Schmuck aufbewahrte. Sie nahm das kleine, silberne Armband heraus und sah es an. Da war Spike noch wie ein großer Bruder zu ihr gewesen. All die Erinnerungen an ihn kamen zurück. Wie er immer versuchte, möglichst abweisend zu wirken- und doch war er für sie da gewesen. Manche Dämonen waren nicht so schlecht, wie man sie immer sehen wollte. Und Spike war wohl einer der Liebsten gewesen- bis Buffy ihn zerstört hatte.

„Na- bereit zum Neuanfang?“ Rick versuchte, sie aufzumuntern. Alle hatten sich versammelt, um ihr Lebewohl zu sagen- nur ihrer eigenen Schwester würde sie nie mehr vor die Augen treten können- und ihr sagen, was sie von ihr hielt. Angel und Fred warteten auf der Veranda. Wegen ihm hatten sie den Flug am Abend gewählt, damit er keine Probleme mit der Sonne bekam. Spike war da schon pflegeleichter. Unwillkürlich musste sie lächeln, als sie ihn da so abseits an der Säule lehnen sah. Er vermied jeglichen Blick zu Angel. Die Beiden würden wohl immer wie Hund und Katze bleiben. Sie stellte ihren Koffer ab, als er sie traurig ansah und ging zu ihm.

„Na- Kleine Dawn- bereit für die große Welt?“ Das Lächeln fiel ihm sichtlich schwer.

„Spike- ich hab dich lieb!“ Sie umarmte ihn fest und begann zu weinen.

„Hey- alles okay. Wir sehn uns wieder- versprochen.“ Er streichelte ihren Rücken und drückte sie etwas von sich, um ihr in die Augen sehen zu können. „Du weißt, daß ich immer für dich da bin. Egal, wann- meld dich, wenn es Probleme gibt.“ Er wischte ihr die Träne aus dem Gesicht.

„Ich hab´s nicht vergessen.“ Schniefend hielt sie ihren Arm mit seinem Geschenk darum etwas hoch.

„Komm endlich- der Flieger wartet nicht.“ Drängte Angel.

„Kannst du auch einmal etwas Herz haben?“ fauchte ihn Fred an.

„Vampire haben so was nicht- vergiss das nie. Nicht einmal er hat es.“ Angel war das alles zu blöd. Spike als netter Ersatzbruder für Buffys Schwester? Bildete der sich ein, daß machte ihn zu einem besseren Dämonen? Spike warf ihm einen verachtenden Blick zu, behielt seine Wut aber für sich. Es ging hier um Dawn- nicht um die Dumpfnuss, die zufällig mit ihr den Flieger teilte.

„Mach´s gut.“ Er drückte sie noch einmal ganz fest und schob sie dann zu Rick. Solche Abschiedsszenen waren nie sein Fall gewesen. Es machte keinen Sinn, sich gegenseitig zu sagen, wie sehr man sich vermissen würde. Andererseits fand er Buffys stillen Abgang auch nicht besonders toll.

„Spike? Wenn sie doch auftauchen sollte- gib ihr einen kräftigen Arschtritt- mit besten Wünschen von mir.“ Damit schloss sich die Tür hinter ihr und entließ die jüngere Summers ins eigene Leben.

Kennedy setzte sich neben Willow an den Schreibtisch und beobachtete, wie die Hexe etwas im Internet recherchierte. Nach einer Weile klopfte sie mit den Fingern leise auf den Tisch, um auf sich aufmerksam zu machen.

„Was ist denn, Kenny- hast du eine Frage?“

„Ja- Willow. Wie wäre es, wenn wir mal wieder miteinander reden?“ Antwortete sie mit sarkastischem Unterton.

„Das tun wir doch.“ Willow suchte weiter auf dem Bildschirm.

„Indem wir uns nicht einmal ansehen- sehr interessant. Warum weichst du mir aus?“ Sie lehnte sich mit dem Ellbogen auf den Tisch und stütze ihren Kopf ab.

„Was erwartest du? Das alles wieder so wie früher wird?“ Jetzt sah Willow sie direkt an.

„Will- es tut mir leid- okay? Aber ich lieb dich immer noch. Als du weg warst- da hab ich dich vermisst- wirklich. Aber scheinbar ist dir das egal.“

„Nein. Es tut mir leid. Momentan kann ich dir leider nicht mehr anbieten als Freundschaft.“ Verlegen starrte sie auf die Tastatur hinab.

„Warum? Wir lieben uns doch.“ Kennedy wollte ihre Hand nehmen, aber Willow wich aus.

„Kennedy- es ist viel passiert seitdem. Ich bin nicht mehr die Alte. Und es gibt Dinge, die ich selbst nicht begreife. Es tut mir so leid.“ Ein leises Leuchten verriet Kenny das, was sie befürchtet hatte.

„Du liebst mich nicht mehr.“

„Ich- ich- ach verdammt- lass es einfach! Es liegt nicht an dir. Du bist toll- und schön- und klug. Aber ich bin nicht mehr die, die du liebst.“

„Was bist du dann? Eine Hexe? Eine von ihnen?“ ihre Stimme wurde lauter und Dennis und Lauren spähten kurz in ihre Richtung.

„Kenny- hör auf, okay? Das bringt nichts. Es ist vorbei.“ Jetzt wurde auch sie lauter.

„Warum? Hast du eine Andere?“ Die ernannte Jägerin sprang wütend auf. Darauf wurden nun wirklich alle aufmerksam- und wie des Öfteren hockte der ganze Trupp in dem riesigen Wohn- und Versammlungssaal herum.

„Hör auf! Okay? Und wenn- was ginge dich das an? Wir sind schon lange kein Paar mehr.“

„Wer?“

„Fliegen jetzt gleich die Fetzen?“ flüsterte Tomas Ty zu- und fing sich einen bösen Blick von Spike ein.

„Das tut nichts zur Sache.“

„Willow! Wer? Wer von uns weiß denn überhaupt, was du all die Zeit getan hast? Vielleicht bist du ja ein Spion- und wir vertrauen dir alle blind.“

„Das wüsste ich auch gerne mal.“ Stellte Mason fest.

„Vergesst es!“ Sie machte eine aufbrausende Geste und wollte verschwinden.

„Willow Rosenburg! Du sagst uns jetzt sofort, wo du eigentlich warst. Und was du gemacht hast!“ Giles klang betont ärgerlich. Auf ihn würde sie ja wohl noch hören. „Was geht hier vor? Du weißt doch, was passieren wird- du hast Buffy geholfen. Wo ist sie? Und wer steckt dahinter?“

„Ihr könnt nichts tun dagegen. Das macht euch krank- nicht wahr? Die Herren und Damen des Rates haben keine Ahnung, was sie tun sollen! Aber ich wird es euch sagen- alles, was ich weiß. Es wird euch noch viel mehr verwirren, aber ihr wollt es wohl nicht anders.“

„Es hat was mit dieser anderen Hexe zu tun, oder?“ Spike erinnerte sich wieder an seine Entdeckung unterhalb der Warren Street. Diese Hexe hatte ihn ja durch ihre bloße Anwesenheit halb wahnsinnig gemacht.

„Von Anfang an.“ Willow machte es sich im Schneidersitz auf dem großen Versammlungstisch bequem. Gut- sie würde alles erzählen- alles, was sie mit Sicherheit wusste. „Alles begann mit Spike und Buffy. Ich hab gemerkt, daß sie glücklich miteinander waren. Und dann hab ich mit Xander geredet- und irgendwie hatte ich das Gefühl, etwas für Tara tun zu müssen. Sie haben mit mir geredet. Ich nehme an, First hatte da seine Finger im Spiel. Ich wurde abgeholt und in ihren Warren Street Station gebracht. Dort traf ich auf Batseba. Euch allen besser bekannt als die kleine weiße Katze, die hier Chaos gestiftet hat. Aber sie war das nicht alles. Da hat noch ein Höherer seine Finger im Spiel gehabt- sie vermutet, daß es der Herrscher persönlich war, den nicht einmal die Dämonen erkennen. Jedenfalls arbeitet sie offiziell mit Tepesch zusammen- um hinter seinem Rücken ganz andere Ziele zu verfolgen. Das mit Tara war nur ein Ablenkungsmanöver- weil er ihr wirklich alles glaubt. Wir haben das mit Tyra inszeniert- auch die Vampire auf der Strasse. Sie hatten ihre Anweisungen, euch nicht zu töten. In der Zeit ließen wir die Reiter frei, die ihr sonst wohl hättet aufhalten können. Ich erfuhr von Buffys Schwangerschaft, bevor sie es überhaupt wusste. Es war wohl ein Irrtum oder so- irgendwann hat Zekhor Wind davon bekommen und setzte Lunar ein. Er ist ein Söldner in seinen Diensten, und ich nehme an, daß er von Anfang an gegen das Kind arbeiten sollte. Sie haben es so gedreht, daß Buffy böse wurde und von allen Seiten Ärger bekam. Das war die mieseste Nummer, die mir je untergekommen ist. Na ja- Spike hab ich dann den Weg aus diesem Club gezeigt- das wirst du nicht mehr wissen. Hab dafür ziemlich Ärger mit Tepesch gekriegt. Jedenfalls sieht es die Prophezeiung so vor, daß Buffy als ewige Jägerin kämpfen soll. Das passt Zekhor anscheinend nicht- mag sein, daß er da mehr weiß als wir alle. Buffy ahnt was und bastelt sich selber diesen Plan, zu sterben, um Lunar loszuwerden. Der Typ muss verdammt hartnäckig gewesen sein. Sie hatte auch eine ziemliche Wut auf ihn, weil er ihr Kind getötet hat. Normalerweise hätte der auch verschwinden müssen- aber er wurde stärker in ihr. Die haben irgendwas geplant. Buffy nimmt sich also dieses Serum und denkt sich, daß er nur ihren lebenden Körper beherrscht. Sie organisiert diesen anscheinenden Kampf, um auch dem letzten Dämon zu zeigen, daß ich nicht auf ihrer Seite stehe und sie futsch ist. Dann verschwindet sie in dieser Gruft und sagt euch nicht Goodbye, weil sie annahm, euch auch wiederzusehen. Aber irgendwie ist Zekhor mal wieder schneller. Er wusste, daß es nicht das richtige Serum war, lässt sie es schlucken und überzeugt sie somit in null Komma nichts, daß es nur einen Ausweg gibt. Er tötet sie. Und damit weichen wir vom eigentlichen Plan ab. Sie sollte laut Batseba das Serum schlucken, als Mensch sterben und ziemlich tot erscheinen. Das wollte sie Tepesch berichten, dabei aber Buffy verschwinden lassen. Dann sollte sie zur ewigen Jägerin werden und mal eben diese Langsuir vernichten, die die Kinder tötet. Muss wohl noch eine alte Rechnung mit Batseba sein. Bis jetzt hab ich keine weiteren Informationen- kann Buffy auch nicht orten- was wohl heißt, daß es wirklich nicht geklappt hat.

Wenn ich jetzt aber versuchen würde, Buffy auf dem gleichen Weg wie Spike zurückzuholen, könnte das ziemlich üble Folgen haben. Lunar ist dafür bekannt, Seelen mit sich zu nehmen. Wenn er nun also aus Buffys totem Körper stieg und das Serum ihre Seele nicht schon vorher gebunden hatte, wird sie zum absolut fiesen Vampir. Ich wage zu bezweifeln, daß sie mal eben Lunar im Jenseits jagen gehen würde, um ihre gequälte Seele zurück zu erhalten. Wir haben also ein ziemliches Problem. Wenn sie tot ist und auch bleibt, ist das eigentlich das Beste. Sollte sie aber zurückkehren, haben wir einen Feind mehr, der alles von uns weiß. Dafür kann sie gar nichts, weil sie annahm, daß das Serum alles erledigen würde. Es hätte auch funktioniert, da bin ich mir sicher.

Vielleicht versteht ihr jetzt, warum ich sie nicht zurückholen werde.“

„Bei Spike bist du das Risiko eingegangen.“ Xander verstand immer noch nicht ganz, ob Willow nun eigentlich auf der Seite der Guten stand oder nicht.

„Nennt mir mal einen guten Grund, warum ich das gerade jetzt tun sollte? Wegen der Prophezeiung? Die kann man brechen- man sieht es ja an Zekhor. Spike haben wir wegen Buffy zurückgeholt- sie wäre sonst gestorben. Da hatten wir keine Ausweichmöglichkeit. Und wir konnten noch hoffen, daß er gut ist. Bei Buffy bin ich mir leider sicher, daß sie nicht mehr die Alte ist. Selbst wenn sie das Serum gehabt hätte- was hätte sich in ihr verändert? Und hätte sie die Gefahr des Lichtjägers nicht aufrecht erhalten? Es ist alles schief gegangen, damit müssen wir uns abfinden- und in Zukunft besser auf die Zeichen achten.“

„Was wird mit Dawn- wenn dieser Rick nun auch gefährlich ist?“ Dennis malte sich lieber nicht aus, was geschehen konnte.

„Tanubis? Der arbeitet zufällig für Batseba und ist damit steuerbar. Wenn sie Dummheiten mit ihm macht, kriegt sie Ärger, ganz einfach.“

„Willst du damit sagen, du kontrollierst Batseba?“ Kennedy sah ihre Ex- Freundin ungläubig an.

„Das würde ich nun nicht gerade sagen- aber sie weiß, daß ich ihr gefährlich werden könnte. Was meint ihr, was Zekhor oder Tepesch mit ihr tun würden, wenn sie verraten würde? Noch ist Tepesch nicht besonders mächtig- aber er hat Mittel und Wege, jeden aus dem Weg zu räumen, wenn er lästig wird. Ich nehme an, ihr habt das KID schon identifiziert, Sam?“

„Das was?“

„KID. Kill Identity Dope- so nennen sie es. Sehr gefürchtet unter Vampiren. Batseba weiß, daß Tepesch sie ständig vergiftet. Wird sie ihm lästig, kann er sie ganz schnell in die Versenkung schicken. Das funktioniert nicht nur bei Vampiren. Jeder Dämon kann befallen werden.“

„Was ist mit dir?“

„Hexen fallen nicht unter das Dämonen- Gesetz. Und ich bevorzuge immer noch Gemüse- kein Blut.“

„Da bin ich ja beruhigt. Aber mit Dämonen gibst du dich schon ab, was?“ knirschte Kennedy.

„Okay- wenn du´s unbedingt wissen willst- ja. Batseba ist meine Freundin- oder so. Kann ich nicht genau sagen.“

„Liebst du sie?“ Kennedy klang sehr verletzt.

„Das wäre genauso, als hättest du Buffy vor 2 Jahren gefragt, ob sie Spike liebt. Alles klar?“ Jetzt ging sie endgültig, denn intimere Fragen wollte sie tunlichst vermeiden.

„Na toll- ne Bettgeschichte!“ stöhnte Xander auf.

„Äh- wie bitte? Soll das heißen- Buffy und Spike-?“ Heather wandte sich neugierig an ihren Freund.

„Sag bloß, das wusstest du nicht?“ Gerade diese Story war bis jetzt vor ihr verborgen geblieben? Hier wurde doch sonst alles taufrisch ausgeplaudert.

„Nein. Die hatten schon länger was miteinander? Ich dachte, die konnten sich erst nicht ausstehen?“

„Eigentlich war das auch so. Meistens. Aber wenn es die Jägerin mal wieder ritt, dann war Spike der Mann der Stunde. Keine Ahnung, wie man aus so einer Hass- Liebe eine Beziehung gründen kann. Liegt wohl daran, daß Spiky sich ganz schön verändert hat.“

„Harris- leg es nicht drauf an, Buffy postwendend im Jenseits zu treffen!“ warnte Spike. Aber leider hatte Xander ja recht. Sie konnten nicht miteinander- aber erst recht nicht ohne den Anderen.

Die andere Jägerin

 

Spike machte direkt vor dem Friedhofstor halt und stellte den Motor ab. Es nieselte schon den ganzen Morgen und der Nebel wollte sich anscheinend gar nicht mehr verziehen.

„Und jetzt? Du wirst sie nicht finden.“ Willow saß auf dem Beifahrersitz und sah nach draußen. Nur ungern hatte sie ihm verraten, auf welchem Friedhof die Gruft lag. Sie hatte es doch versprochen! Aber wenn nun andererseits Batseba gar nicht erschienen war- vielleicht lag Buffy ja immer nur in dieser kalten Gruft? Die Vorstellung allein war beängstigend- schließlich war es 2 Tage her, daß sie gestorben war.

„Wenn du mir sagen würdest, wo ich suchen soll, wäre das auch einfacher!“ Er stieg aus und schlug die Fahrertür zu. Sie beeilte sich, hinterher zu kommen.

„Was willst du erreichen? Sie bleibt, wo sie ist! Daran wirst selbst du nichts ändern!“

„Das wollen wir doch mal sehen! Wo ist diese Gruft?“ Spike nahm den Weg mit großen Schritten.

„Da vorn.“ Schon von weitem erkannte sie, daß der Eingang weit offen stand. Spike hielt die Taschenlampe hoch, als er in das Dunkel eindrang. Es war stockfinster in dem tiefer liegenden Gewölbe. Alles war verlassen.

„Ich hab es dir doch gesagt- sie ist nicht da!“

„Sicher, daß sie überhaupt hier war?“ Es sah aus wie in jeder anderen Gruft- und nichts wies auf Buffy hin. Willow leuchtete den Boden ab. Da fand sie, was sie vermutet hatte.

„Reicht dir das als Beweis?“ Sie wies auf das eingetrocknete Blut, daß am Steinsarg entlang nach unten verschmiert war. Er hockte sich daneben und strich über das eingetrocknete Blut. Jetzt konnte er leider nicht mehr feststellen, von wem es war. Aber eine kleine Tropfenspur führte nach draußen. Beim näheren Hinsehen erkannte er auch die Schleifspur eines Körpers im Staub. Die Vampire mussten sie hinausgezogen haben.

„Wir werden draußen nichts finden- es ist zu lange her. Das Gras hat sich längst wieder aufgerichtet.“

„Warum hast du es nicht eher gesagt?“

„Weil ich gehofft habe, daß ich mich irre- daß sie einfach wieder zurückkommt.“

„Und wo ist sie jetzt? Wo wollten sie sie hinbringen?“

„Das hat sie mir nicht so genau gesagt. Es muss hier in der Nähe sein. Aber mehr weiß ich nicht.“

„Verdammt!“ Spike suchte die Treppe nach weiteren Spuren ab- hier und da war undeutlich ein Blutstropfen zu erkennen- aber draussen verlor sich die Spur schlagartig im Gras. Aber er würde hier alles umkrempeln, wenn es sein musste. Sie konnte ja schließlich nicht spurlos verschwinden.

Der Vampir lag auf dem alten Sofa und hörte mit Begeisterung die CD, die ihm Batseba mitgebracht hatte. Wachen waren immer so langweilig- da konnte man sich auch die Zeit etwas besser vertreiben. Und er dürfte ja nicht einmal nachsehen, was da in dem Brunnenschacht steckte. Er sollte nur darauf achten, daß niemand hier eindrang- und das machte er auch. Er war nicht dabei gewesen, als sie ihr Opfer- oder was immer es war, angebracht hatten. Aber nach all den Stunden vermutete er, daß es sich dabei um eine unbequeme Leiche handelte. Er drehte die Musik noch lauter auf und spielte Luftgitarre zu den rockigen Klängen. Wenn nicht bald eine Ablösung kam, würde er noch durchdrehen!

Tief unten im Brunnen war es kalt und feucht. Ein paar Ratten liefen über das tote Mädchen und stritten sich anscheinend um ihre Nase. Aber etwas hielt sie davon ab, sie anzunagen. Die Musik drang nur schwach nach unten und klang seltsam dumpf. Die mutigste Ratte nahm sich ein Herz und biß in die vor ihr liegende Hand. Doch das eisige Händchen zuckte zurück- und packte das Tier mit stählernem Griff. Dann war alles wieder ruhig, und die Tierchen kamen erneut aus den Verstecken, in die sie sich bei der plötzlichen Bewegung gerettet hatten. Die Ratte tat die letzten Zuckungen und starb, weil sie keine Luft mehr bekam. Und dann schlug die Tote die Augen auf. Minuten vergingen, in denen sie einfach nur vor sich hinstarrte. Es war stockdunkel, und nur ein kleiner Ritz in der Decke ließ etwas Licht hinein, daß kaum bis auf den Boden reichte. Sie begann, die Feuchtigkeit wahrzunehmen- und etwas Felliges in ihrer Hand. Leise stöhnend versuchte sie, es zu erkennen. Angewidert warf sie die Ratte an die Wand. Es stank entsetzlich hier. Der Takt der Musik drang herab und schien ihr Gedächtnis anzukurbeln. Sie sah wieder Zekhor vor sich, wie er mit grimmigem Lächeln zustach. Sie erinnerte sich an den Tod, wie alles dunkel geworden war. Doch wie kam sie hierher- und warum lebte sie noch?

Sie lehnte sich stöhnend an die Wand. Ihr war schrecklich schlecht, und der Gestank und die quietschenden Ratten machten das nicht gerade besser. Sie hielt zwei Finger an ihre Halsschlagader- vermutlich war ihr Blutdruck nur zu niedrig. Aber sie spürte gar nichts. Das war doch nicht möglich! Der Puls am Handgelenk war ebenso nicht zu spüren. Und erst jetzt merkte sie es- ihr Körper strahlte gar keine Wärme aus. Sie fror nicht- aber sie merkte auch keinen Unterschied zwischen ihrem Gesicht und den bedeckten Körperteilen. Dabei musste es hier kalt sein, denn die Wände waren feucht und aus Stein. Sollte es möglich sein, daß das Serum doch gewirkt hatte? Wie lange war sie schon hier? Es konnten doch nur ein paar Stunden vergangen sein! Es zeugte nicht gerade von Gastfreundschaft, sie hier unten einzusperren!

„Hallo Bruce- irgendwelche Vorkommnisse?“

„Nein- Chefin- alles beim Alten. Keine Einbrecher. Aber warum soll ich denn hier aufpassen? Was gibt es denn so Wertvolles hier?“ Der Vampir eilte anbiedernd Batseba hinterher, die um den verdeckten Brunnen ging und darauf sah. Es waren schon 2 Tage- warum passierte nichts?

„Wenn du es wüsstest, müsste ich dich töten. Das ist ein Geheimnis.“ Sie winkte ihre Helfer heran und wies auf die Metallplatte. „Öffnen!“

Sie hörte, wie sich der Deckel verschob. Die Hälfte des Weges hatte sie gerade hinter sich gebracht, indem sie sich mit gespreizten Armen und Beinen an den Schachtwänden abstützte. Nun sah sie nach oben, von wo ein heller breiter Lichtstrahl kam. Er wurde zum Kreis, der von mehreren Köpfen beschattet wurde. Es blendete sie furchtbar und sie suchte Halt mit den Beinen, um nicht abzustürzen.

„Willkommen- Bella. Du brauchst keine Angst zu haben. Wir werfen dir ein Seil herunter!“ Eine Frauenstimme. War das Batseba? Die Hexe hatte ihr davon erzählt. Aber das war auch das Einzige, an was sie sich erinnern konnte. Sie fing das Seil und ließ sich hochziehen. Keuchend schwang sie sich über die Mauerkante und verdunkelte ihre Augen. Mehrere Männer standen um sie herum- und eine wunderschöne Frau in schwarzem Gewand.

„Wo bin ich?“ flüsterte sie schwach.

„Bruce- mach das Licht etwas schwächer!- Wo du bist- ich würde sagen- in der Hölle!“

„Was?“ Und wo waren die kleinen Teufel in den roten Strampelanzügen und den Mistgabeln?

„Entschuldige- das war nicht so gemeint. Weißt du denn, wer du bist?“

„Nein.“

„Das dachte ich mir schon. Laßt uns doch bitte allein. Ich habe viel mit unserem Gast zu besprechen.“ Die Männer gingen ohne ein Wort- nur einer, den sie Bruce genannt hatte, sah sie verwirrt an.

„Also- du bist Bella- die Kriegerin. Du arbeitest für mich- Batseba, falls du das auch vergessen haben solltest. Ich werde dir vieles beibringen- wie man kämpft und wie man den Kampf vermeidet. Aber zuerst werde ich dir helfen, dich wieder zu kultivieren- du siehst wirklich schlimm aus.“

„Ich habe keinen Puls.“

„Ich weiß. Du bist gestorben.“

„Wer oder was bin ich?“ sie sah Batseba mit noch totem Blick in die Augen.

„Du bist eine ewige Jägerin, die gegen das Böse ankämpft. Deshalb hat dich dein Tod gereinigt. Du bist ein vollkommen neuer- Jäger.“

„Ich bin eine Reinkarnation?“

„Das würde ich nicht so ausdrücken.“ Sie half Bella hoch und führte sie milde lächelnd in einen angrenzenden Raum. Dort wurde sie von ihren schmutzigen Sachen befreit und stieg in die Wanne voll warmem, weißen Wasser. Sie konnte es gar nicht steuern, sondern bewegte sich wie im Traum. Die schwarze Schönheit strich ihr mit dem Schwamm über das Gesicht, den Hals und ließ ihre Hand tiefer gleiten. Der Duft betörte die Sinne der Jägerin und sie ließ sich zurücksinken.

„Du bist wunderschön- Bella. Die Feinde werden weinen, wenn sie dich sehen. Deine Macht sei deine Erscheinung- deine Waffe der Moment völliger Überraschung. Gebiete den niederen Wesen, streite gegen die Gesetze der Natur, besiege die Schwäche in dir.“ Es klang wie eine Beschwörungsformel in Bellas Ohren.

„Wer ist mein Feind?“

„Es gibt Viele, die dich töten wollen- aber du hast Freunde. Zu rechter Zeit wirst du sie erkennen- meine kleine Göttin. Aber du musst viel lernen. Aus deinem früheren Leben bringst du ein gewisses Talent mit- aber deine Stärke hast du verloren- um die neue Macht empfangen zu können. Du wirst mächtiger, als je zuvor sein. Denn du bist eine von Uns.“ Sie bedeutete ihr, sich zu erheben und trocknete sie zart ab. Dann sollte sie sich vor einen großen Spiegel setzen. Nun sah sie sich zum ersten Mal. Lange, dunkle Haare lagen nass auf ihren Schultern. Sie hatte grüne Augen, ein gleichmäßiges Gesicht mit betonten Wangenknochen und einen vollen, willensstarken Mund.

„Der Tod hat dich verändert. Aber deine Freunde werden sie in dir sehen.“

„Wen?“

„Die Jägerin, die du warst. Sie war eine sehr starke Frau- aber leider hat sie den Kampf gegen sich selbst verloren. Sie war sehr unglücklich.“

„Hast du noch etwas von ihr? Was habe ich außer diesen Sachen bei mir gehabt?“

„Oh- nur diese Jacke hier.“ Sie reichte ihr eine schwarze Lederjacke und begann, der Kriegerin die Haare zu kämmen und zu einem langen, dicken Franzosenzopf zu flechten. Bella befühlte das weiche Leder. Es war eine gute Jacke. Sie würde sie auch weiterhin tragen. Da fühlte sie etwas in der Brusttasche. Sie öffnete den Reißverschluss und zog ein kleines Bild heraus. Eine Frau und ein Mann waren darauf abgebildet- und sie sahen sehr glücklich aus.

„Wer ist das?“

„Oh- das wirst du noch rechtzeitig erfahren. Aber sieh genau hin.“ Für kurze Zeit hatte Batseba erschrocken gewirkt und vergessen, weiterzuflechten. Etwas hatte sie sichtlich beunruhigt. Bella besah sich die Frau näher- und schaute in den Spiegel. Sie war ihr sehr ähnlich. Aber die Haare waren kürzer, das Gesicht runder und scheinbar war diese Frau etwas jünger.

„Du siehst ganz recht- das warst du. Die alte Jägerin, die gestorben ist.“

„Wie hieß sie?“

„Das kann ich dir nicht sagen.“

„Und wer ist der Mann?“

„Ein guter Freund von ihr. Aber er ist tot.“

„Oh.“ Für einen guten Freund lachte sie ihn aber ziemlich verliebt an. War die Jägerin deshalb gestorben- weil ihr Freund tot war?

„Sie hat ihn sehr geliebt.“

„Wie kommst du darauf?“

„Naja- wenn er schon tot ist, und sie immer noch das Bild bei sich hatte, bedeutete er ihr sehr viel- meinst du nicht?“

„Du solltest nicht darüber nachdenken. Zieh diese Sachen da an.“ Auf einem Sessel lag eine schwarze Lederhose und eine enge, dazu passende Corsage mit weitem Ausschnitt. Als sie sich hineingezwängt hatte, verriet ihr der Spiegel, daß sie einfach toll aussah. Die Sachen passten wie angegossen und ließen keinen Zweifel darüber, daß ihre Trägerin eine ziemlich starke Frau war. Batseba lächelte und wies ihr wieder ihren Platz zu.

„Sie werden dich lieben, Bella.“ Batseba malte ihr mit feinem Pinsel die symbolischen Linien und Schwünge der Kriegerin auf Arme, Hände und Stirn. Sie betonte die grünen Augen und ließ auch den Übergang zum Hals nicht aus. Bella bewunderte die Kunst auf ihrer Haut und versuchte, sich nicht zu bewegen, damit nichts verwischte. Als es trocknete, sah es wie hauchzarte Tätowierungen aus. Eine Göttin der Unterwelt schien so eben auferstanden zu sein.

„Es hält solange, wie es dich tarnen kann.“ Erklärte Batseba. „Und nun sollst du kämpfen lernen. Es wird eine Weile dauern- aber du wirst es verstehen, dessen bin ich mir sicher.“

Die Zentrale versank langsam im Chaos der Bücher und Ordner, die wirklich überall zu liegen kamen und ein normales Leben kaum noch ermöglichten. Jeder suchte krampfhaft nach Allem. Entweder ging es um die Legende von Vlad Tepesch, die chemische Zusammensetzung der Drogen oder um die grundsätzliche Überlegung, was zu tun sei, wenn eine Prophezeiung nicht eingehalten wurde. Der Ein oder Andere wagte auch mal einen Blick in die Hexenbücher oder das Buch der Jägerin- nur um festzustellen, daß es hoffnungslos war.

Auch nach einer Woche der Verzweiflung gab es keine andere Erkenntnis über Buffys momentane Daseinsform.

Als Willow schließlich mit allerhand Magie und Gedankenübertragung Kontakt zu Batseba fand, erfuhr sie das Schreckliche. Zekhor hatte sie wirklich getötet. Die Vampire hatten sie noch weggebracht und versucht, sie zurückzuholen- nur um dann einsehen zu müssen, daß es zu spät war. Daraufhin hätten sie ihren Körper in heiliger Zeremonie verbrannt, damit niemand etwas Böses mit ihr versuchen könnte. Das tötete den letzten Glauben an eine Zukunft in Spike. Er verfiel in tiefe Depressionen und war meist gar nicht mehr auffindbar. Giles hatte vorsichtshalber alle Bücher, die ihm in irgendeiner Weise verraten könnten, wie ein Auserwählter sterben kann, verschlossen. Es waren eigentlich nur zwei, in denen überhaupt etwas erwähnt wurde- und selbst dort stand nicht, wie es funktionierte. Er würde sich damit abfinden müssen, daß der Tod ihn finden würde, wenn seine Zeit gekommen war. Die Kämpfe beschränkten sie nun auf das tägliche Training untereinander- schließlich konnte man sich auf Spike nicht mehr verlassen. In seiner Todessehnsucht vergaß er, daß er für die Anderen zuständig war.

Aber so würde es nicht weitergehen. Sie mussten kämpfen- wozu waren sie sonst überhaupt da? Sicherlich gab es da noch andere Möglichkeiten- Mason kam mit seinen Plänen gut voran und Xander hatte sich um eine alte Fabrik bemüht, die abrissreif war und somit nicht zu teuer. Es sollte eine Art Fantasy- Labyrinth werden. Es verfolgte das gleiche System wie Painterball. Nur wurde hier ganz nebenbei Karate und andere Kampfarten vermittelt. Für die Jugendlichen würde das ein neues Paradies werden- schließlich konnten sie sich hier frei in einer Ruine bewegen und niemand störte sich daran, wenn sie ihre Aggressionen abbauten. Es sollte richtige geplante Kämpfe geben, in denen eine Mannschaft die Jäger spielte und die Andere die Bösen- die Vampire. In einer Zeit, in der Horrorfilme und -serien an der Tagesordnung waren, wirkte das nicht einmal seltsam, sondern absolut realistisch. Vielleicht konnte man damit sogar die Jugendlichen von der Strasse herunterbringen- und nebenbei als Jugendprojekt gesponsert werden. Es wirkte alles wie ein reines Fantasy- Spiel, obwohl es doch der bittere Ernst der Jäger war. Denn das, was inszeniert werden sollte, war ihr Leben.

Zwei Wochen später beschlossen Faith und Kennedy, daß sie mal wieder nach dem Rechten sehen wollten- und landeten mitsamt der Mannschaft in einem äußerst luxuriösen Vampirclub. Chao- Ann versuchte ihr Bestes, war aber immer nur als eventuelle Jägerin angesehen worden und hatte nicht die Ausbildung von Kennedy.

Spike war überhaupt nicht bei der Sache und wusste nicht einmal, was er hier sollte- bis ein Vampir neben ihm an der Wand landete und Tyra zustach. Sie sah ihn zweifelnd an. Wenn das so weiterging, müssten sie sich bald noch einen neuen Anführer suchen. Halbherzig begann er zu kämpfen, fing Schläge ein, die er früher vorhergesehen hätte und wirkte insgesamt fehl am Platze. Die Vampire begriffen recht schnell, daß etwas nicht stimmte und griffen ihn bevorzugt an. Und er wehrte sich nicht einmal. Die Mädchen gerieten in immer stärkere Bedrängnis und traten schließlich den Rückzug an. Faith boxte ihn aus der keifenden Horde heraus und zerrte ihn mit sich. Es war der schwärzeste Tag seit der Gründung des neuen Rates. Und plötzlich merkten sie, daß Chao- Ann fehlte. Kennedy machte sich auf die Suche nach ihr und die Anderen schlurften mit hängenden Schultern zum Wagen. Da kamen auch schon die gewählte Jägerin und die bestimmte Jägerin hinterher. Chao- Ann sah etwas bleich aus. Sie hatte einen Vampir nach draußen verfolgt und war deshalb nicht drinnen gewesen.

Xander wagte nicht, etwas zu sagen, auch wenn er an den Blicken erkannte, daß wohl Spike nicht so funktioniert hatte ,wie sie es sich vorgestellt hatten. Da flog der Club hinter ihnen plötzlich in die Luft und sie duckten sich automatisch. Alles brannte daraufhin lichterloh.

„Was war das denn?“ fluchte Xander irritiert.

„Vielleicht ne Bombe, und wir hatten verdammtes Glück?“ mutmaßte Faith.

„Wer sollte es denn auf die Vampire abgesehen haben?“

„Womöglich Zoff untereinander. Mann- das war knapp!“ Tyra atmete sichtlich auf und war nun froh, daß Spike ´versagt´ hatte.

„Soll mir recht sein.“ Faith zuckte mit den Schultern und sie beeilten sich, weg zu kommen, bevor die Polizei dumme Fragen stellen konnte.

Schweigend fuhren sie durch das nächtliche New York. Die Scheibenwischer konnten kaum den ganzen Regen von der Scheibe vertreiben. Und zu spät reagierte Xander und trat auf die Bremsen, wodurch der Kleinbus kurz ins Schlittern geriet. Ein unmissverständlicher Aufprall war zu hören.

„Der Typ ist mir einfach reingerannt!“ fluchte Xander panisch. Er, Spike und Mason stiegen aus und spähten vorsichtig über die Motorhaube. Ein junger Mann mit schrecklichen Brandwunden lag vor ihnen auf dem mit einer Wasserschicht überlaufenen Asphalt. Doch er öffnete plötzlich die Augen, sprang auf und sah an ihnen vorbei nach der anderen Strassenseite, als hätte er den Aufprall nicht bemerkt. Die Angst stand ihm ins Gesicht geschrieben. Ein Taxi kam herangebraust- und eine schwarze Gestalt sprang von dem Dach herab, packte den verkohlten Vampir, denn das war er zweifellos und ließ ihn einfach zu Staub zerfallen. Dann verschwand die Spukgestalt auf die gleiche Weise- ein Auto kam gerade wieder vorbei, und die Gestalt sprang gleich weiter auf das Taxi auf der entgegengesetzten Spur- musste somit die gesamte Sprungrichtung ändern- in einem Zug. Spike erschien es fast so, als hätte das Wesen kurz in der Luft verharrt, um das Dach auch richtig erwischen zu können. Als er dem Taxi hinterhersah, drehte sich die Frau, denn das erkannte er jetzt an der Statur, für den Bruchteil einer Sekunde um. Und es durchfuhr ihn ein kalter Schauer, denn etwas an ihr kam ihm bekannt vor.

„Spike?- Spike!- Was ist denn los?“ Mason stand deprimiert wie ein nasser Pudel im Regen und trat von einem Bein auf das Andere.

„Nichts. Nur eine Täuschung.“ Er stieg wieder ein und beschloß, es nicht weiter zu beachten- zumindest sein seltsames Gefühl. Es gab also eine Frau, die gegen Vampire kämpfte- in ihrem Gebiet. Möglicherweise war das ja Batseba. Dann könnte er Willow gut verstehen- diese Frau war der Wahnsinn gewesen! Aber für ihn gab es immer noch keine Andere als Buffy. Es würde wohl ewig dauern, bis ihren Platz eine neue Frau einnehmen könnte- wenn das jemals geschehen sollte. Und diese Frau war wahrscheinlich der Tod persönlich- wer konnte sonst so schnell sein?

Als sie zu Hause ankamen, berichtete Mason wie immer alles Geschehene und erwähnte auch das schwarze Wesen. Giles dachte wie immer eine Zeitlang darüber nach- um dann zu dem Schluß zu kommen, man müsse es überprüfen. Spike wagte gar nicht erst, seine irre These zu erwähnen. Die würden ihm nicht glauben. Er glaubte es ja selbst nicht. Aber genauso wenig vertraute er auf diese Batseba. Die Jägerin verbrennen! Klar! Die waren wohl verrückt! Und anscheinend glaubten es die Anderen auch noch. Er glaubte zwar mittlerweile auch an ihren Tod- aber nur aus dem Grund, weil sie sich nicht bei ihm gemeldet hatte. Selbst wenn sie böse war, würde sie doch erkennen, daß sie durch sein Blut zu dem wurde, was sie war. Die Sache mit dem Serum bezweifelte er genauso. Buffy hatte das auch gleich nach ihrer Ankunft auswechseln können- da war sie ganz allein im Labor gewesen. Und Tyra war erst in den Morgenstunden unten gewesen. Blieben 4 Stunden, die sie hatte nutzen können. Auch wenn er wusste, daß er sich das alles nur einredete, weil er die Wahrheit nicht ertragen konnte.

In der Nacht wurden sie von einem lauten Aufschrei geweckt. Spike sah noch fern, weil er in diesem Bett immer an sie denken musste- und seit dieser Begegnung mit der Fremden war er regelrecht irre. Das war eine Fata Morgana- nichts weiter! Aber der Schrei war echt. Er sprintete nach oben und traf auf die versammelte Mannschaft, die vor Kennedys Zimmer stand. Chao- Ann stand genau mit dem Rücken vor ihm- und ganz plötzlich überflutete ihn eine grausame Erkenntnis.

Die Chinesin sah erstaunlich ruhig in die Runde. Faith wollte sie gerade fragen, ob alles okay sei, weil sie so bleich ist, als sie aufschrie- und zu Staub zerfiel. Hinter ihr stand Spike mit einem Pflock in der Hand. Er hatte die Jägerin erstochen! Geschockt sah er auf das Häufchen Staub und rannte weg.

„Giles!“ brachte Xander nur keuchend heraus.

„Chao-Ann- sie ist tot!“ keuchte Kennedy.

„Spike hat sie erstochen!“ Faith stürmte in das Zimmer und wusste gar nicht mehr, was sie tun sollte.

„Wann?“ Kennedy sah sich fragend um.

„Gerade. Sie stand noch vor einer halben Minute vor mir!“

„Xander-wo ist sie dann?“ Giles kam zur Tür und spähte in den Gang. Aber da war sie nicht.

„Zerfallen! Einfach so! Er hat mit einem Pflock zugestochen.“ Das klang jetzt plötzlich ganz unlogisch- Vampire zerfielen zu Staub- aber Jägerinnen?

„Sie ist aber in meinem Traum gestorben- vor bestimmt 5 Minuten!“ brachte Kenny hilflos hervor.

„Spike hat es wahrscheinlich gleich gemerkt. Sie war ein Vampir- für gerade mal 5 Minuten. Er hat sie nicht getötet- denn das war sie schon.“ Giles schüttelte traurig den Kopf. „Kennedy- bist du die Jägerin?“

„Ja- ich denke schon.“

„Wer immer das alles steuert, macht ziemlich viele Schusselfehler. Erst Buffy, jetzt Chao- Ann. Das macht mich langsam ernsthaft wütend.“ Giles ging in sein Zimmer, um kurze Zeit später in voller Kleidung zu erscheinen- mit mehreren Büchern unter dem Arm.

Unten traf er auf den verzweifelten Spike. Er dachte genau das, was zuerst jeder annahm- er hatte seine dritte Jägerin getötet. Giles legte seine Bücher ab und legte ihm die Hand auf die Schulter.

„Du hast das einzig Richtige getan- sie hätte im nächsten Moment schon jemanden angreifen können. Du bist nicht ihr Mörder.“

„Aber sie war die Jägerin- ich hab sie getötet.“ Schluchzte er verzweifelt. Er war schließlich für alle zuständig! Auch wenn er immer Verständigungsprobleme mit ihr hatte.

„Nein. Du hast einen Vampir getötet, der unbemerkt eindringen konnte. Wir haben alle versagt- wenn du schon Schuldige suchst.“ Giles wandte sich wieder seinen Büchern zu. Wenn er Spike doch nur helfen konnte! Aber er fand nichts. Der Auserwählte musste durchhalten- bis zum Ende.

„Giles? Kann ich ihnen was erzählen, ohne, daß sie mich für verrückt erklären?“

„Natürlich. Auch wenn es noch so abwegig sein mag- wir haben es hier mit Dingen zu tun, die psychologisch nicht mehr zu erklären sind. Du merkst schließlich mehr, als wir.“

„Kann es sein, daß die ewige Jägerin nicht identisch mit Buffy ist? Ich meine- ich habe diese Gestalt gesehen- es war eine Frau! Was sie da getan hat- das hab ich noch nie gesehen bei einem normalen Vampir. Sie hat irgendwie die Zeit kontrolliert. Die Anderen haben das wahrscheinlich nicht gemerkt- aber ich hab es gefühlt. Wenn Buffy nun gestorben ist, damit dieser ewige Jäger freigelassen wird?“

„Sie hat dich beeindruckt, oder?“

„Giles! Sie wissen, wie sehr ich Buffy geliebt habe- aber da war etwas, was mir bekannt war- sie sah nicht so aus wie sie- aber sie hatte auch eine seltsame Bemalung auf der Stirn- das verändert ein Gesicht.“

„Willst du mir damit sagen, daß du Buffy gesehen hast?“

„Nein. Das war nicht Buffy. Aber das war auch nicht Lunar oder sonst wer, der mal eben schon in ihr steckte. Es war eine vollkommen andere Jägerin!“

„Und wie kommst du dann auf Buffy?“

„Ich hab ihre Augen gesehen- Giles! Sie hat sich umgedreht und uns angesehen- als würde sie nachdenken. Als hätte auch sie was gemerkt. Ich bin nicht verrückt. Und ich werde dieses Wesen verfolgen- weil ich denke, daß es wichtig ist.“

„Na dann- tu, was du nicht lassen kannst. Wenn es nicht Buffy ist, haben wir noch eine Bestätigung, daß sie nicht wiederkommt. Und laut Prophezeiung gehörst du ja zur ewigen Jägerin.“

„Diese Prophezeiung ist mir egal! Ich will wissen, was hier los ist- das ist alles.“ Er beruhigte sich wieder etwas.

„Das wollen wir alle. Sie tauchte auf, als ihr vom Kampf kamt- also heißt das, ihr werdet wieder mehr unterwegs sein. Sie wird wohl kaum an der Tür klingeln.“

„Danke Giles.“ Spike ging in den Keller und begann mit seinem Training. Schließlich musste er ja fit sein, wenn er sie traf. Womöglich würde sie gegen ihn kämpfen wollen- und da wollte er sich ja nicht hoffnungslos blamieren.

 

In der neuen Welt

 

Batseba stellte ihr einen Teller vor die Nase. „Du solltest etwas essen. Sonst bist du nicht stark genug.“

„Ich habe keinen Hunger.“ Bella schob die Kekse von sich fort. Sie saß an dem alten, schäbigen Tisch in der grauen, staubigen Küche des alten Hauses im Wald, wo sie von Batseba seit 3 Wochen versteckt wurde. Sie sollte nicht auf Tepesch treffen, und vermutlich auch nicht auf andere Feinde- oder Freunde. Langsam zweifelte sie daran, daß es alles so richtig war, was ihr die schöne Dämonin, denn als diese hatte sie Batseba zweifelsohne erkannt, erzählte. Und seit gestern Nacht war alles nur noch verwirrender. Sie hatte gesehen, wie diese Menschen aus dem Club geflüchtet waren- bevor der Sprengsatz, den sie installiert hatte, hochging. Und etwas in dem Gesicht dieses Mannes war ihr bekannt vorgekommen. Aber sie hatte ihn nur so kurz gesehen- daß sie nicht einmal sagen konnte, wie er aussah.

„Was ist los mit dir? Du hattest doch Erfolg. Und Tepesch kommt nie dahinter, wer es war.“

„Weil er diese Menschen verdächtigt?“ lauerte sie auf. Batseba zitterte für den Bruchteil einer Sekunde die Hand, die den Teller nahm.

„Wen meinst du?“ tat sie unwissend.

„Du weißt, wen ich meine. Was verschweigst du mir?“

„Nichts. Es ist noch nicht die Zeit für dich, sie zu treffen. Aber du darfst sie nicht angreifen- sie sind unsere Helfer. Aber du musst dich irgendwie ernähren! Seit drei Wochen vegetierst du vor dich hin- das geht nicht so weiter!“

„Ich will nichts.“

„Oder ist es das, was du brauchst?“ Sie knallte ihr eine Flasche aus dem Kühlschrank vor die Nase. Es war die Blutflasche von Bruce, der sie stets und ständig hier bewachte, wenn Batseba nicht da war. Bella besah sich die rote, dicke Flüssigkeit. War es das? Aber wer war sie dann? Ein Vampir? Leise schüttelte sie den Kopf.

„Ich habe noch nie gesehen, daß du etwas isst.“ Stellte sie bitter fest.

„Das geht dich nichts an.“

„Warum? Weil ich wie du bin? Weil wir ohne all das auskommen können? Weil wir Geister sind?“

„Nein- wir sind keine Geister. Leider. Wir sind der Welt doch sehr verhaftet.“ Sie öffnete einen der Küchenschränke und warf ein Röhrchen auf den Tisch. Darin waren kleine, rote Pillen.

„Wenn du´s unbedingt wissen willst- das ist alles, was ich brauche. Aber ich will dir das ersparen. Versuch es mit dem normalen Essen. So wie die Menschen.“ Sie nahm das Röhrchen wieder weg und steckte es in die Tasche. „Vielleicht magst du ja auch was ganz anderes. Bruce?“ Der Vampir kam aus dem angrenzenden Wohnzimmer und ahnte schon, daß es wieder Arbeit gab. “Fahr bitte in die Stadt. Wir brauchen irgendwas zu essen für sie- Chinesisch, Pizza- irgendwas Reales. Hier hast du Geld. Wir dürfen nicht auffallen.“ Sie warf ihm ein Bündel Scheine zu und wandte sich zum Fenster, um ihm hinterher zu sehen. Es war alles komplizierter, als sie es sich vorgestellt hatte. Bella war eine gute Kriegerin- aber sie dachte einfach zu viel nach. Sie wollte unbedingt die Vergangenheit kennen- und das wollte sie verhindern. Es würde sie zurück zu Spike treiben- und sie würde sie verlieren.

„Hat dich jemand gesehen?“ Batseba machte schnell die Tür hinter dem seltsamen Wesen zu. Er warf die Kapuze nach hinten und ein Knochenschädel mit straffer Haut kam zu Tage. Bella wunderte sich nicht wirklich darüber. Nach den einsamen Wochen hier im Wald freute sie sich über jedes neue Gesicht. Der Knochenkerl musterte sie interessiert und grinste seltsam. Bevor er aber etwas sagen konnte, traf ihn Batsebas warnender Blick.

„Das ist Bella- die Kriegerin. Also- was hast du?“ Batseba hielt fordernd ihre Hand hin, in die er eine Papierrolle legte.

„Hallo- Bella! Ich bin ein Ankou- also wundere dich nicht über mein etwas- kaputtes Aussehen.“ Er streckte ihr die Hand hin- eine linke Hand. Sie hob nur kurz die Hand und wagte nicht, ihn anzufassen. Irgendwas wusste er doch über sie? Er benahm sich seltsam- beobachtete sie und schien nachzudenken. Dann wandte er sich an Batseba.

„Das ist also die berühmte Liste?“ fragte sie ihn, ohne aufzusehen.

„Ja. Es war nicht ganz leicht, sie zu bekommen- aber Ferusa ist ein guter Kumpel. Und sie haben ja gerade Feiertag- da arbeiten sie nicht.“

„Ich wusste gar nicht, daß sie in der Gewerkschaft sind.“ witzelte Bruce.

„Um wen geht es?“ fragte Bella nichtsahnend. Drei Augenpaare musterten sie gleichzeitig. „Entschuldigung- ich kann mich an nichts erinnern!“

„Es geht um die Reiter. Sie stehen im Dienste Tepeschs. Er hat ihnen diese Liste gegeben- und nun arbeiten sie die ab. Ich wollte wissen, wo wir stehen. Und ich will versuchen, sie für uns zu gewinnen.“

„Darf ich sie mal sehen?“ Bella drehte sie zu sich herum und sah viele Namen. Die oberen 5 waren durchgestrichen. Der nächste Name war: Ankou. Bella sah zu dem Knochenwesen auf- und er zuckte nervös mit den Schultern. Darunter standen noch ganz andere Namen. Kennedy, Giles, Willow, Spike- und noch viel mehr Namen, die ihr nichts sagten.

„Wir müssen sie aufhalten.“ beschloss sie. Schon allein wegen Ankou, der ihnen anscheinend half.

„Kannst du denn nicht deinen Kumpel davon abhalten, dich zu töten?“ warf Bruce ein.

„Nein. Job ist Job- da macht er keine Kompromisse.“

„Aber wir machen schon einen Unterschied zwischen Freund und Feind. Bella- du musst erst mal allein klarkommen- ich werde zu einer alten Freundin von mir gehen und sie um die Münze bitten. Damit können wir Ferusa kaufen- er wird dann gegen seinen bisherigen Auftraggeber arbeiten. Aber du musst den Ankou beschützen. Er kann nicht hier bleiben, denn sonst würde Tepesch unser Versteck finden. Du musst mit ihm irgendwo verschwinden- nicht nach Sleepy Hollow- dort würden sie zuerst suchen. Heute seit ihr noch sicher- aber sie könnten schon morgen angreifen. Taucht irgendwo in New York unter- wo sie mit den Pferden nicht hinkommen. Das macht sie berechenbarer. Bruce- du versuchst, die Anderen abzulenken. Sie sind wieder unterwegs- sie sollen sie nicht sehen. Aber paß auf dich auf- ich kann es nicht gebrauchen, dich auch noch zu verlieren.“ Batseba schnappte sich die Liste und verließ eiligen Schrittes das Haus. Sie verschwand irgendwo zwischen den Bäumen.

Spike lümmelte in dem Sessel und sah sich das Hunderennen im Fernsehen an. Es war Halloween, und er war sich ziemlich sicher, daß es heute ruhig bleiben würde. Die Mädchen würden nicht wagen, den großen Feiertag der Dämonen zu stören- denn dann würde das Böse wirklich sauer werden. Also konnte auch er nicht viel tun. Die letzten Wochen waren mehr schlecht als Recht vergangen. Nach Chao- Anns `Unfall` war eine neue Depression eingetreten, die im Endeffekt zu einer Dauerlage wurde. Man ging sich aus dem Weg und vermied Rangeleien. Die Kämpfe führten sie nun in kleineren Gruppen, und meistens zog er sein Ding allein durch- ließ hier und da etwas Luft ab und machte sich bei allen Dämonen unbeliebt. Aber das war ihm so was von egal! Hauptsache, sie erwischten ihn als Nächstes und nicht noch eine Jägerin- oder einen Wächter. Dawn hatte sich gut in L.A. eingelebt und rief ihn manchmal an. Sie merkte, wie er litt und konnte selbst nur schwer den Schmerz zurückhalten- aber irgendwie musste es ja weitergehen. Er hatte ihr nichts von seiner Vermutung erzählt- denn es war bei dieser einen Begegnung geblieben. Seitdem war die Schwarze Jägerin nicht mehr aufgetaucht.

Willow litt sichtlich unter der Trennung von Batseba- aber sie sagte auch nicht, warum sie überhaupt hatte gehen müssen- wahrscheinlich wusste das die Gute selbst nicht. Sie hatte wohl den Plänen dieser Dämonin im Weg gestanden, nahm Spike an.

Bella flüchtete mit dem Ankou hinter sich auf dem Motorrad durch die Strassen von Manhattan. Es hatte wohl auch der Jägerin gehört- und es war ein sehr schnelles Bike. Der Ankou klammerte sich ängstlich in ihrer Jacke fest und sie überlegte, ob er eigentlich mehr Angst vor den grünen Reitern hatte, die sie verfolgten oder vor der Geschwindigkeit. Sie entdeckte eine kleine Seitengasse und drehte hinein. Es war mehr ein Fußgänger- Durchgang, durch den das Motorrad gerade so durchpasste. Aber die Reiter gaben nicht auf- also beschloß sie, etwas sehr Gefährliches zu tun. Diese Großstadtwelt war ihr zwar neu, aber irgendwie kam ihr alles sehr bekannt vor- als hätte sie das alles schon einmal gesehen.

„Festhalten!“ rief sie dem Ankou zu und nahm mit einem Sprung die Treppe in die U-Bahn- Station. Unten war reger Verkehr und die Menschen sprangen zur Seite, als das wild gewordene Motorrad auf sie zuschoß. Sie sah kurz auf die Anzeige. In einer Minute kam die nächste Bahn. Das musste reichen. Sie erhob sich etwas vom Sattel und lenkte auf das Gleisbett zu.

„Was hast du vor?“ kreischte der Ankou.

„Wie gesagt- festhalten!“ Sie krachten zwischen den Schienen auf und sie gab Gas. Hinter ihr hörte sie das Pfeifen der einfahrenden Wagen.

„Sind sie weg?“ rief sie ihm zu. Er drehte sich verkrampft um und schielte auf den Bahnsteig. Die Reiter waren nirgends zu sehen. Aber er sah jemand Anderes. Die Gruppe der Jäger starrte ihnen verdutzt hinterher, um dann in die Bahn einzusteigen. Das hatte noch gefehlt! Wo war dieser Bruce, wenn man ihn brauchte? Jetzt hatten sie wohl ein Problem mehr am Hals!

Sie sausten durch den Untergrund und flüchteten nun vor der Bahn, die sich gnadenlos näherte. Aber am nächsten Bahnsteig gab es ein Abstellgleis, auf das Bella auswich. Die Wagen rauschten an ihnen vorbei und nur das flackernde Licht war zu sehen. Doch als es vorbei war, standen die 6 Reiter auf dem Bahnsteig und grinsten gespenstisch. Doch etwas schien sie abzuhalten. Bella wollte gerade ihr Schwert ziehen, als sie sich untereinander ansahen und etwas in einer ihr fremden Sprache klärten.

„Was reden sie?“

„Das ist ja toll- sie können dich nicht angreifen, weil du nicht auf der Liste stehst. Und wenn sie mich wollen, müssten sie dich besiegen. Hey- Ferusa! Dumm gelaufen, oder?“

„Wir kommen wieder- versprochen!“ antwortete der Anführer mit gebrochener Stimme und seltsamem Dialekt. Er trug ein riesiges, gezacktes Schwert, daß er jetzt emporhob und in lautem Kreischen zum Aufbruch rief. Sie waren alle in ehemals schwarze Reitermäntel gehüllt und ihre dünnen, langen Haare hingen wie Spinnweben über ihre Schultern. Die Gesichter waren genauso verknöchert wie das des Ankou- aber ihre Augen schienen leer zu sein. Wahrscheinlich richteten sie sich nach dem Geruch und nicht nach dem Sehen. Sie glitten gespenstisch die Treppe hinauf und verschwanden.

„Warum sagt mit das keiner? Ich hätte sie doch einfach jederzeit angreifen können!“ fluchte sie. Der Ankou lächelte und dachte bei sich: Sie wird schon wieder ganz die Alte.

Er half ihr, das Motorrad auf den Bahnsteig zu heben und sie trugen es nach oben. Da sah er sich um und entdeckte die Horde der Jäger, die angewetzt kam. Das war gar nicht gut! Er hatte Batseba versprochen, sie vor ihnen zu verbergen! Aber Bruce kam ihnen zu Hilfe. Er tauchte hinter den Jägern auf und schnappte sich die Kleinste.

Tyra schrie auf und schlug wild um sich. Das lenkte die Jäger sofort ab und sie wollten angreifen. Im Hintergrund zerrte der Ankou Bella, die neugierig stehen blieb, in eine Seitenstrasse und sie verschwanden somit aus der Sicht. Da ließ Bruce die Kleine los und machte einen riesigen Satz auf das nächste Auto, wodurch er entkommen konnte. Er grinste frech und zeigte ihnen den eindeutigen Finger. Spike fuhr wild herum- und keine Schwarze Jägerin war mehr da.

„Verdammt! Das war ein Ablenkungsmanöver! Die stecken alle unter einer Decke!“ rief er fassungslos. Dann rannte er wieder los und spähte um die nächste Ecke- aber er hörte nur noch das Motorrad wegbrausen- und in dem Moment donnerte die Horde der Reiter an ihm vorbei und ritt die Gasse hinunter.

„Wer jagt hier eigentlich wen?“ Kennedy blickte ihre Helfer kritisch an.

„Das weiß ich auch nicht. Aber es sieht so aus, als ob wir nicht gemeint sind.“ Faith wuselte aufgeregt hin und her und versuchte, nachzudenken.

„Na das ist doch schon mal positiv!“ stöhnte Xander erleichtert auf.

„Glaubt ihr mir jetzt endlich, daß diese Fremde was mit Buffy zu tun hat?“ Spike fuchtelte wild herum und schien gerade zu überlegen, wem er als Nächstes eine scheuern wollte.

„Wieso?“ Rona mischte sich sonst nie ein, aber das war interessant.

„Ach- das fragt ihr noch? Seid ihr eigentlich blind? Mit was arbeite ich hier- mit Vollidioten? Aber mal ganz langsam, damit es auch der letzte Troll kapiert! Wir sehen eine Frau, die komisch angemalt ist und seltsame Dinge tut. Okay. Diese Frau trägt eine schwarze Lederjacke- die ganz zufällig wie Buffys aussieht. Sie fährt ein rotes Motorrad- das gleiche wie Buffy! Das wir nie finden konnten- weder auf dem Friedhof noch sonst wo. Aber das kann ja alles Zufall sein. Gut. Diese Verrückte fährt in den U-Bahn- Schacht, obwohl sie weiß, daß die Bahn gleich kommt. Sie flüchtet vor etwas. Und sie ist nicht allein. Und ganz zufällig sieht dieser Mitstreiter so ziemlich doll nach unserem alten Freund von Sleepy Hollow aus. Dann taucht ein Vampir auf, der uns von ihnen ablenkt- um mal eben genauso wie diese Fremde durch den Sprung auf ein Auto zu verschwinden. Und der Kerl ist auch noch frech. Aber das braucht ja nichts heißen- wenn man mal von den Reitern absieht, die sie anscheinend jagen. Was vollkommen unlogisch ist, denn der Ankou ist ja laut eigener Meinung ihr Kumpel. Kommt ihr noch mit?“

„Äh- nein?“

„Gut. Dann geht’s euch ja genauso wie mir!“ Spike fluchte und lief großen Schrittes los.

„Was hast du vor?“

„Mal eben unseren Knochen- Kumpel aufmischen gehen. Wenn er noch auf dem Friedhof ist, dann war er es nicht und wir liegen alle falsch. Sollte er weg sein- na ja- dann wissen wir wenigstens, das er es war. Dann lauern wir ihm auf und prügeln die Wahrheit raus. Etwas, daß wir wohl mit jedem machen sollten, dann ständen wir hier nicht rum wie die Kuh vorm Scheunentor!“

„Gefällt mir.“ Meinte Faith und lachte leise.

Dämonengeld

„Wieso verfolgen die uns immer noch?“ Bella raste den Highway entlang. Hier war sie zwar schnell, aber irgendwie schafften es die Reiter, immer dran zu bleiben.

„Keine Ahnung. Hat wohl was mit ihrer Arbeitsweise zu tun. Sie können gar nicht anders. Ich bin nun mal der Nächste.- UUAAH!“

„Bitte was?“ Sie drehte sich um- aber der Ankou saß nicht mehr hinter ihr. Sie bremste ab und stürzte- um zu sehen, wie die Reiter zu ihm kamen und das Seil, mit dem sie ihn gefangen hatten, einrollten. Ein erstklassiger Lassowurf hatte ihn mal eben vom Sitz katapultiert. Und die Reiter stiegen laut lachend von ihren Pferden. Es schien sie herzlich wenig zu interessieren, daß die heranbrausenden Autos mit lautem Hupen auswichen oder auch mal durch sie hindurchrasten. Bella sah schon den drohenden Massenunfall vor sich. Sie sprang auf und rannte los- mit gezogenem Schwert direkt auf den Anführer zu. Der lachte hämisch und setzte an, um den Ankou einen Kopf kürzer zu machen. Da tat sich ein strahlendes Loch neben ihm auf und er verharrte erschrocken. Aber nur eine einzelne, kleine Münze erstrahlte darin und fiel nach unten, als sich das Universen- Loch wieder schloss. Bella beeilte sich, danach zu greifen und sprang nach vorn. Aber der Ankou griff ebenso danach- und wollte nicht loslassen!

„Hey- gib das her- die ist für mich!“ schnauzte sie ihn an.

„Nein- ich will sie haben!“

„Bist du bescheuert? Was willst du damit?“

„Du brauchst sie auch nicht- also laß sie mir!“

„Äh- Leute- es ist uns Scheiß egal, wer sie uns gibt- aber sie gehört uns!“ Die gierigen Blicke der Reiter ruhten auf dem Hand- und Knöchenknäuel am Boden. Sie drohten, jede Sekunde anzugreifen.

„Okay, okay- wir einigen uns. Du kriegst die Münze, und ich darf die neue Liste schreiben.“

„Nein.“

„Ankou- die greifen gleich an- und denen ist es egal, wen sie dafür töten müssen! Also entscheid dich!“

„Ich krieg die Münze, und schreibe die Liste- und du erfährst was über Buffy.“

„Buffy?“ Sie sah ihn fragend an und vergaß glatt die 6 Reiter, die nun nicht mehr lange fackeln würden.

„Die Jägerin- bist du denn wirklich so vergesslich?“

„Entschuldigung- mir wird ja hier alles verschwiegen!“

„Äh- Buffy Summers?“ wandte der Anführer ein. In Gedanken schien er gerade eine gewisse Liste durchzugehen.

„Halt schön die Klappe und laß mich das machen.“ Knirschte der Ankou zwischen den Zähnen hervor und richtete sich mit der Münze auf. „Ja- also. Dann hätten wir das ja geklärt. Hier habt ihr eure Bezahlung. Ferusa- ich nehm es dir nicht übel, daß du mich töten wolltest. Aber ab heute bin ich dein neuer Herr.“ Er warf die Münze hoch und der Anführer fing sie mit seiner riesigen Klaue. Er biß zum Test hinein und lachte dann. Durch ein paar Worte erklärte er seinen Leuten etwas und sie schienen sich zu freuen.

„Danke- Ankou. Wir werden dich nicht enttäuschen! Jak, Jak- Sleepy Hollow!“ ordnete er an und sie stiegen auf ihre geisterhaften Pferde. Er salutierte kurz mit der Hand und sie ritten wie eine Nebelwolke davon.

„Okay- und was jetzt?“ Xander stiefelte nervös zwischen den Gräbern herum und kratzte sich am Kopf. Der Ankou war natürlich nicht da.

„Wir warten.“ Spike setzte sich auf einen niedrigen Grabstein und zündete sich seelenruhig eine Zigarette an.

„Hey- kannst du dir den Scheiß nicht abgewöhnen?“ maulte Tomas.

„Wie wär´s, wenn du dir das Atmen abgewöhnst?“

„Den kapier ich nicht.“ Tomas schüttelte den Kopf.

„Kratz ab, Mann! Das wollte er sagen.“ Unterstützte Faith seine Gedankengänge.

„Hey- Klappe- alle- ach- ihr könnt mich doch mal!“ Xander schlurfte den Weg entlang davon- nur um panisch wieder zurückgerannt zu kommen. „Scheiße! Deckung- die Reiter!“ Das brauchte er nicht zweimal zu sagen. Sie warfen sich flach auf den Boden und hatten so gut wie keine Deckung. Und gerade jetzt musste der Mond auch noch hell scheinen! Spike zog vorsichtig sein Messer hervor- keine Ahnung, was er damit eigentlich wollte. Er gab Faith und Kennedy ein Zeichen, daß sie an die Restlichen weitergaben. Wenn es zum Angriff käme, dann alle zusammen. Sie hörten die Stimmen, wie sie immer näher kamen. Langsam trotteten die Pferde vor sich hin und es schien etwas Lustiges zu geben, über das sich die Reiter in einer fremden Sprache unterhielten. Dummerweise kamen sie genau auf die versteckten Jäger zu. Spike barg sein Gesicht nach unten und hörte genau hin. Ankou. Irgendwie klang es danach. Und ein lateinisches Wort- Bella. Was hieß das noch mal? Die Pferde wieherten und schnaubten kurz, als sie an ihnen vorbeizogen- und sie gar nicht beachteten.

Kennedy spähte vorsichtig hinter ihnen her. Sie nahmen den Seitenweg zu den ganz alten Gräbern. Dort verteilten sie sich und stellten sich auf je ein Grab. Ihre Gestalt löste sich auf und versank mitsamt den Pferden in der Erde. Dann war der ganze Spuk vorbei- und die Jäger richteten sich langsam wieder auf.

„Was war das denn?“ fragte Xander irritiert.

„Scheint so, als wären sie nicht an uns interessiert gewesen.“ Stellte Wood sachlich fest und klopfte sich die Erde von der Kleidung.

„Ich wage mal zu bezweifeln, daß Knochi hier noch auftaucht.“ Faith machte sich auf den Weg nach draussen. Doch ein Geräusch an der anderen Seite des Friedhofs ließ sie alle aufmerken. Sie schlichen sich näher heran und entdeckten, daß es einen kleinen Hintereingang gab, dessen rostiges Tor in den Angeln gequietscht hatte.

„Runter!“ Und wieder landeten alle im Dreck- aber wenn Spike es sagte!

Zwei Gestalten waren deutlich im Mondlicht zu erkennen- der Ankou und jemand in Schwarz- die Fremde!

Und wieder fiel das Wort Bella- diesmal sagte es der Ankou- aber mehr konnten sie nicht verstehen, dafür waren sie zu weit entfernt. Die Frau verabschiedete sich anscheinend und der Ankou nahm allein den Weg zu seiner Gruft. Spike schlich sich leise von hinten an und sprang los. Er warf den Ankou an die Friedhofsmauer und packte ihn an der alten Kutte, die er trug. Die Jäger versammelten sich um sie herum und hier und da huschte ein triumphierendes Lächeln über die Gesichter. Das lief ja besser, als geahnt!

„Okay- Kumpel! Du erzählst mir jetzt schön, was du weißt.“

„Keine Ahnung, was du willst!“

„Ach ja? Wer ist sie? Und was habt ihr eigentlich vor?“

„Gibt´s Probleme?“ kam es von oben. Spike erkannte kurz eine schwarze Gestalt, die ihn irgendwie anlächelte- dann knallte ihm ein Fuß mit voller Wucht ins Gesicht und er wurde nach hinten geschleudert. Und der Ankou war nicht mehr da.

„Schei-!“

„Sag´s nicht, Xander- das hab ich noch nie gesehen!“ Faith versuchte, an der Friedhofsmauer hochzuspringen und drüber zu luken- aber sie war zu hoch.

„Das gibt gewaltigen Ärger- Schätzchen!“ fluchte Spike. Ein Motorrad fuhr auf der anderen Seite davon. Er wischte sich das Blut von der Lippe. Der Schlag hatte soviel Wucht gehabt, daß ihm der Kiefer brummte- aber vielleicht war das ja auch nur der Überraschungsmoment gewesen. Ein kaum hörbares Knacken lenkte seine Aufmerksamkeit auf den Wald hinter der Mauer.

„Das war´s dann wohl für heute.“ Er deutete nebenbei auf die Mauer und grinste.

„Na los- ich bin hundsmüde.“ Gähnte Faith demonstrativ. Sie zeigte auf die kleine Gruft, wo sie sich verstecken konnten. Die Anderen schickten sie heim. Bei der Hammelhorde würde es nicht auffallen, wenn Spike und sie fehlten.

Witze reißend führte Xander sie weg- und sie waren absichtlich laut, damit Spike und Faith sich verstecken konnten. Dann war alles still. Und hinter der Mauer knackte es nun deutlicher. Jemand raschelte durch das Laub und schien wieder zu der Eisentür zu gehen. Es quietschte, und dann tauchte der Ankou wieder auf. Er sah sich vorsichtig nach dem Ausgang um und schien dann aufzuatmen. Er knackte zufrieden mit den Knochen und wollte in seine Gruft. Diesmal überfielen sie ihn auf offener Fläche, so daß sich niemand heranschleichen konnte. Faith packte ihn von hinten und drückte ihm ihr Knie in den Rücken, daß es krachte. Er fluchte leise.

„Ja- ganz recht- wie kann man nur so blöd sein? Also komm schon- wir tun dir nichts. Wenn du uns endlich alles erzählst!“ Faith ließ ihn nach unten sinken und lockerte den Griff.

„Ihr gebt wohl nie Ruhe, was?“ Er zerrte sich wütend die Kutte zurecht und sah Spike mit giftigen Augen an.

„Mach schon- ich hab keinen Bock drauf, es aus dir rauszuprügeln!“

„Dann laß es doch!“

„Das heißt nicht, daß ich es nicht tun würde!“ Er knallte dem Ankou die Faust ins Gesicht.

„Okay! Schon gut. Was denkt ihr denn, was los ist? Wer sie ist?“

„Die ewige Jägerin wahrscheinlich, oder?“

„Korrekt. Dann wisst ihr es doch schon- was wollt ihr von mir?“

„Wer ist sie? Wo finden wir sie- was hat sie vor?“

„Das sind nicht die Fragen, die du mir eigentlich stellen willst, Vampir. Frag doch gleich direkt: Ist es Buffy- die Liebe meines Lebens!“ Er klang seltsam theatralisch.

„Und? Die Antwort.“

„Keine Antwort. Ich weiß es noch nicht. Sie ist Bella. So nennt sie zumindest Batseba. Aber ich muss sagen- tolle Frau- wirklich.“

„Hör auf, uns zu verarschen- du weißt noch viel mehr!“ Spike packte ihn erneut und zerrte ihn auf die Beine. „Ich brech dir alle Knochen einzeln, wenn du mir nicht bald alles sagst!“

„Okay. Waffenstillstand. Schick deine Helferin weg. Nur wir Beide. Dann sag ich dir, was du wissen willst.“

„Das geht Faith genauso an.“

„Nein. Das ist eine Sache zwischen dir und Bella.“ Der Ankou presste die Zähne zusammen- mehr würden sie gemeinsam nicht aus ihm herausbringen.

„Schon in Ordnung, Spike. Xander wartet bestimmt noch. Paß auf dich auf.“ Sie ließ den Ankou los und verließ die Beiden.

„Schieß los- was weißt du?“

„Ich kann sie dir zeigen- du kannst alles erfahren- aber du darfst dich ihr nicht zeigen. Sie hat alles vergessen. Ich musste ihr versprechen, ihr alles über Buffy zu erzählen- aber noch weiß sie nichts. Mein Gott- sie ist so ahnungslos. Aber du wirst es selbst sehen. Ich werde euch helfen und sie in deine Richtung lenken- mehr kann ich nicht tun.“

„Heißt das, du weißt, wo sie ist?“ Spike spürte, wie die Hoffnung in ihm aufstieg.

„Ja. Es ist gar nicht so weit weg von hier. Wir können durch den Wald gehen- es gibt einen Schleichweg. Komm mit.“ Er lief vor dem Vampir wieder durch das Eisentor und bog ein paar Zweige zur Seite. Ein kleiner Trampelpfad war schwach im Mondlicht zu erkennen.

„Was hast du mit ihr zu schaffen?“

„Ich bin jemand, der für Batseba arbeitet. Bella hat mich vor den Reitern beschützt, weil ich auf der Liste stand. Aber jetzt bin ich der Herr über sie- über die Reiter, meine ich. Dafür musste ich ihr versprechen, ihr zu erzählen, wer sie früher war. Sei nicht schockiert, wenn du sie siehst- sie ähnelt Buffy nicht unbedingt. Wenn ich dich so anschaue, würde ich eher sagen, der Vampir schlägt durch. Aber vielleicht liegt es nur daran, daß sie so wenig isst. Und diese ganze Anmalerei von Batseba- sie will sie damit tarnen, denke ich. Und sie fällt im Dunkel kaum auf, wirklich! -Aber jetzt müssen wir still sein- Batseba könnte da sein.“

Der Weg führte über eine Hügelkuppe hinweg und dann steil abwärts, zu einem kleinen Waldsee hin, der im Mondschein leuchtete. Ein kleiner Steg führte hinein. Etwas weiter oben am Hang stand ein altes, verfallenes Haus mit einer Veranda zum Wasser hin. In einem offenen Schuppen erkannte Spike das Motorrad. Und ein Wagen stand etwas abseits- wahrscheinlich war dort ein breiterer Weg. Der Ankou drückte Spike nach unten.

„Verdammt- sie ist da. Wir müssen hier bleiben, sonst merkt sie es.“ Fluchte er leise.

Spike wollte schon fast aufgeben, als er ein leises Lachen hörte. Die Tür des Hauses ging auf und eine Frau in einem weißen Laken rannte hinaus. Er erkannte die schwarzen, langen Haare und die Bemalungen. Sie blieb auf dem Steg stehen und ließ das Laken fallen.

„Oh oh.“ Machte der Ankou leise, als er Spikes faszinierten Blick sah.

Sie sah sich kurz zum Haus um und sprang dann mit einem Kopfsprung ins Wasser. Prustend tauchte sie wieder auf und schwamm etwas nach draußen.

„Du holst dir noch den Tod!“ lachte eine männliche Stimme von der Veranda, die sie nicht einsehen konnten.

„Sehr witzig!“ rief sie zurück und tauchte unter. Dann sahen sie den Vampir, der sie soeben gewarnt hatte, den Weg zum Wasser hinuntergehen. Er hob das Laken auf und hielt es breit vor sich. Er schlang es um sie herum und nahm ihr etwas aus der Hand- einen zappelnden Fisch.

„Sehr gut- meine Liebe!“ die volle, verführerische Stimme Batsebas verriet sie, bevor sie zu sehen war. „Bruce- kümmere dich um ihr Abendessen. Komm mit- du musst dir etwas anziehen- auch du kannst frieren.“ Sie nahm Bella in die Arme und führte sie hinein.

Der benannte Bruce klatschte den Fisch auf einen großen Stein, der angesichts des Blutes schon öfter dafür missbraucht worden war. Er stach ihn mit einem Messer ab und nahm ihn aus. Also war das wohl das Abendessen.

„Was für ein Teufelsweib!“ entfuhr es dem Ankou. Doch Spikes böser Blick bewahrte ihn vor weiteren Offenbarungen. Für den Bruchteil einer Sekunde war die blanke Eifersucht in ihm aufgestiegen- als dieser Bruce ihr das Laken umgewickelt hatte. Aber er wurde sich wieder bewusst, daß sie ja gar nicht mehr Buffy war. Aber sie ähnelte ihr doch mehr, als sie es wohl alle ahnten. Zumindest war ihr wundervoller Körper noch der Gleiche wie früher, wenn er auch seltsam hell schimmerte, was er auf das fahle Mondlicht zurückführte.

Im oberen Stockwerk ging das Licht in einem Zimmer an, und ein Schatten war zu erkennen. Es war wieder die Fremde Jägerin- Bella. Sie trocknete sich ab und zog sich ein langes Kleid über den Kopf. Dann zog sie schlagartig das Rollo hoch- und der Ankou drückte Spike gen Waldboden. Aber sie hatte den Ankou schon entdeckt.

„Scheisse!“ zischte er durch sein Grinsen heraus. Bella bedeutete ihm, zu warten. Dann ging das Licht aus.

„Jetzt haben wir ein ernsthaftes Problem. Sie wird irgendwie versuchen, herzukommen. Dann sieht sie dich. Nicht gut. Gar nicht gut! Verschwinde!“ Er stieß Spike etwas unsanft hinter die Hügelkuppe. Nun konnte er nur noch zuhören, was passierte. Der Ankou stand auf und straffte seine Knochen. Spike fand einen Busch, hinter den er verschwinden konnte.

Nach einer Weile hörte er, wie sie Batseba etwas zurief- sie gehe noch mal nachsehen, ob sie niemand beobachtete und etwas spazieren. Das war ja die volle Wahrheit, aber das Lachen der Anderen verriet, daß sie es nicht ernst nahmen. Die Schritte durch das Laub näherten sich, und dann lachte sie leise und war bei dem Ankou angekommen.

„Na- kannst wohl auch nicht schlafen?“ fragte sie ihn leise und setzte sich auf einen Baumstamm neben ihm.

„Keine Ahnung. Ist ne schöne Nacht.“

„Hey- was hast du gesehen?“

„Nichts! Zumindest nicht mehr als dieser Bruce!“

„Klingt ja ganz schön eifersüchtig.“ Neckte sie ihn.

„Ahh- nein. Ich mag dich nur- ehrlich. Bist mir viel zu- fleischig.“ Er lachte leise. Spike fand das gar nicht witzig! Die sollten hier nicht Süßholz raspeln.

„Irgendwie riecht´s hier komisch.“ Stellte sie fest.

„Tut mir leid- ich hab so meine Probleme mit der Verwesung.“

„Nein- das bist nicht du. Es riecht wie- äh- ach, vergiß es.“

„Nein- sag schon.“

„Eine Erinnerung. Irgend jemand, den sie gut kannte.“

„Aha.“ Hoppla! Wie machte sie denn das? Konnte sie Spike riechen?

Ein Moment der Stille folgte.

„Kannst du mir etwas verraten? Wer ist das?“ Sie hielt ihm ein Foto hin. Der Ankou nahm es ehrfürchtig und hielt es in den Mondschein. Dann stockte er kurz und sah sie neugierig an.

„Wo hast du das her?“

„Aus der Jacke. Sie hatte es in der Brusttasche gehabt. Muss ihr viel bedeutet haben.“

„Ja- ja, das hat es wohl. Weiß Batseba davon?“ Spike hatte keine Ahnung, um welches Bild es ging.

„Ja. Sie meinte, das wäre sie und ein guter Freund von ihr.“

„Und was meinst du?“

„Das er nicht nur ihr guter Freund war. Sieh es dir doch an- sie liebten sich. Diese Jägerin, Buffy- war glücklich mit ihm. Und ich glaube, daß sie es ihm nicht gesagt hat, als sie starb.“

„Warum?“

„Weil er nicht da war. Sie starb ganz allein. Es gibt nicht einmal ein Grab.“ Traurig stocherte sie mit einem Ast im Laub herum. Diese Jägerin musste nicht gerade beliebt gewesen sein.

„Du glaubst, er hat sie verlassen?“

„Ich weiß nicht. Hatte sie denn keine Freunde? Alles, was mir in Gedanken blieb, ist dieses Licht. Sie kämpfte mit jemandem. Dann war da dieser Geist- oder Dämon. Sie nannte ihn Zekhor. Sie schluckte etwas- irgendein Serum. Und dann hat er sie erstochen. Aber er traf gar nicht ihr Herz. Sie starb nicht davon.“

„Was willst du damit sagen?“ Der Ankou wechselte einen kurzen Blick mit Spike, der hinter ihr verborgen blieb. Der war wohl gerade drauf und dran, einfach aus seinem Versteck zu kommen und sie in den Arm zu nehmen. Hüte dich! Warnte der Ankou ihn in Gedanken.

„Sie starb an dem Serum. Es hat ihr Herz still stehen lassen. Und sie dachte an jemanden dabei.“

„Woher weißt du das alles?“

„Es ist wie ein grauer Film in meinem Kopf. Es kam erst langsam- eigentlich erst, nachdem ich diesen Club in die Luft jagte und diese drei Männer auf der Strasse standen- der Eine sah mich ganz seltsam an. Und da hab ich irgendwas gefühlt- als würde ich ihn kennen.“

„Vielleicht war es ja ihr Freund?“

„Nein. Der ist tot. Batseba sagte, daß er das sei.“

„Kann ich das Foto haben? Nur leihen- ich bring es dir zurück- versprochen. Vielleicht krieg ich ja raus, wer das ist. Aber ich würde dir raten, Batseba nicht in allem zu vertrauen. Sie will dich auf ihrer Seite haben.“

„Ich gehöre zu den Anderen, oder?“

„Zu wem?“

„Die Anderen- die Bruce ablenken sollte. Sie will nicht, daß ich sie kennen lerne.“

„Da hast du wohl recht. Deshalb erzähle ihr nicht alles, was du siehst oder hörst. Wenn du jemanden treffen solltest, bei dem du das Gefühl hast, daß er mit dir reden will- vertrau ihm.“

„Hast du jemanden bestimmtes im Kopf?“ Sie lächelte, weil er so verlegen wirkte.

„Na ja. Ich weiß da jemanden. Aber Batseba darf es nicht erfahren. Wo bist du morgen unterwegs?“

„Manhattan. Ich glaub, die Langsuir steht auf dem Plan.“

„Sie nimmt dich ganz schön dran- was?“

„Ist okay. Sonst würde ich ja hier versauern. Das soll für meine eigene Sicherheit sein- aber ich komm mir vor wie eine Gefangene.“

„Bella? Wo bist du?“ Bruce kam nach draußen und suchte den Wald ab.

„Der Ruf des Gefängniswärters! Du solltest gehen, bevor er dich hier mit mir findet.“ Der Ankou lachte bissig.

„Eines Tages tret ich dem dermaßen in den Arsch- aber na ja- mach´s gut.“ Sie stand auf und ging den Hügel hinab. „Bin ja da!“ lachte sie und ging mit ihm ins Haus.

„Und? Zufrieden, Herr Unbekannt?“

„Wenn ich nur annähernd ne Ahnung hätte, was ihr da besprochen habt.“ Spike folgte dem Ankou den Waldweg zurück.

„Wußte gar nicht, daß man euch Untote fotografieren kann!“ Er reichte ihm das Foto über die Schulter. Spike blieb überrascht stehen. Der Ankou drehte sich um und wirkte genervt. „Sag bloß, du kennst es nicht? Was habt ihr denn die ganze Zeit gemacht? Okay- ich will es gar nicht wissen! Aber sie klammert sich daran fest, als ginge es um ihr Seelenheil.“

„Und was jetzt? Sie denkt, daß ich tot bin! Toll!“

„Bist du doch auch. Genau wie sie. Ihr Vampire habt irgendwie immer Probleme damit, euch selbst zu definieren. Also- morgen abend in Manhattan. Wahrscheinlich nicht vor 22 Uhr. Bevorzugt wahrscheinlich Soho, denn da schlägt die Langsuir immer zu.“

„Vor kurzem konntest du uns keinen Tipp dazu geben- was ist passiert?“ Das alte Misstrauen beschlich ihn wieder. Der Ankou hatte immer etwas dumm und einfältig gewirkt- aber all das schien sich mit Buffys Tod in Luft aufgelöst zu haben.

„Hab mich eben bisschen erkundigt. Und sie hat mir das erklärt. Batseba stinkt es an, daß Tepesch sich kleine Kinder zu Hilfe nimmt. Sie ist zwar keine Kinderfreundin, aber diese Vampire dienen den Hunden. Je Kind ein Hund. Die Tölen bewachen aber die Vorräte, an die sie gerne ran will. Und weil sie so furchtbar schlau ist, greift sie das Problem an der Wurzel an. Keine Kinder mehr- keine Hunde. Freie Bahn für sie. Eigentlich ganz einfach.“

„Und was soll sie dann tun?“

„Bella? Sie erledigen, würde ich sagen. Batseba ist nicht gerade eine Kämpferin- um nicht zu sagen- sie ist eine Niete. Dafür ist sie verdammt schlau. Das ist unserem Dämon aber egal. Also eine Kriegerin, die einfach drauf haut und nicht fragt. Und weil ich Schiss hab, daß sie erfahren könnte, daß ich der guten Bella mal die Wahrheit sage, bin ich der neue Boss von den Reitern. Im Ernstfall haben wir also jeder unsere Waffe, um mit den Anderen fertig zu werden. Und momentan steht Bella zwischen allen Stühlen und muss sich entscheiden. Alle wollen, daß sich die Prophezeiung erfüllt- aber für jeden zu seinem Vorteil.“

„Du kennst diese Prophezeiung?“

„Na aber klar doch. Ihr ward mal wieder die letzten, die den Schuss gehört haben. Aber Donna hat das ja noch gerichtet.“

„Sag mir jetzt nicht, daß sie ein Dämon ist!“ Das konnte er Giles nicht antun! Nicht schon wieder ein Dämon in Frauengestalt!

„Nein. Definitiv kein Dämon. Ein Mensch. Fast. Na ja- eine Hexe eben. Sie ist sehr nett- wirklich. Der könnt ihr vertrauen. Und Bella. Sie ist der liebste- Jäger oder was auch immer, der mir je begegnet ist. Wirkt wie ein unschuldiges kleines Ding- kann aber verdammt fies werden. Der Unschuldsblick ist die beste Waffe, die ich je erlebt habe. Mann- da könnte man schwach werden. Wenn die mal nicht Massen von Vampiren den Kopf verdreht!“ Zu spät merkte er, daß er zu weit gegangen war.

„Hey- jetzt pass mal gut auf- Finger weg von ihr- oder du kriegst es mit mir zu tun!“ Er ließ ihn wieder los, nachdem er ihn wütend an einen Baum geschleudert hatte.

„Vergiss es nie- sie ist nicht Buffy! Sie wird sich nicht ganz plötzlich an alles erinnern! Du kriegst deine Chance- aber dann müsste sie sich schon vollkommen neu in dich verlieben. Die Sache mit den Nachfolgern beinhaltet schließlich nicht, daß ihr mal eben die heile Familie spielen könntet.“

„Was soll das heißen?“

„Muss ich dir das denn erklären? Ihr könntet euch hassen- und irgendwann in einem Rausch mal eben ein dummer Ausrutscher- und Hoppla!- der Nachfolger ist da. Du tanzt auf ganz dünnem Eis, Travolta!“ Er pisakte ihm mit seinem spitzen Knochenfinger in die Brust. Ein langer, durchdringender Blick folgte und Spike hatte verstanden. Es brauchte Zeit und viel Verständnis. Und er musste sich davon verabschieden, Buffy in ihr zu sehen. Andererseits hatte er auch nicht das Gefühl, Buffy zu betrügen oder sie zu schnell zu vergessen. Denn irgendwie war sie ja immer noch da- so wie William in Spike.

Die Kindsmörderin

 

„Spike! Hör endlich auf, so hibbelig zu sein! Wir gehen doch nur auf die Jagd- wie immer!“ Faith war langsam ernsthaft genervt. Dauernd sah er auf die Uhr, zupfte an seinem T-Shirt herum oder besah sich im Spiegel.

„Man könnte ja fast glauben, du hättest ein Date!“ witzelte sie weiter. Er hörte sofort auf und rief zum Aufbruch. Er würde es niemandem sagen, bevor er nicht selbst wusste, wie sie wirklich war. Und wer sie war. Das würde doch einen schönen Schock abgeben, wenn er plötzlich mir ihr auftauchen würde! Aber er musste ruhig bleiben- wenn er nicht enttäuscht werden wollte. Es konnte auch alles schief gehen. Vielleicht traf er sie nicht einmal.

Sie marschierten die dunkle Strasse entlang, die eine Verbindung zwischen zwei Clubs bildete. Spike sah sich aufmerksamer als sonst um und entdeckte so einiges an New York, daß er vorher nie beachtet hatte. Nachts regierten die Penner und die Jugendlichen das Manhattan, daß am Tag so viel Glanz und Reichtum ausstrahlen wollte. Und plötzlich huschte ein Schatten über ihre Köpfe hinweg. Ein zweiter folgte- die Jägerin!

Spike schnappte sich die nächste Feuerleiter und kletterte auf das Dach. Die beiden Frauen jagten über die Häuserschluchten hinweg, als seinen es nur geringe Schlitze. Er konnte vorerst mithalten und sah, wie die anderen Jäger unten folgten. Das grüngekleidete Wesen sprang plötzlich sehr hoch und weit. Bella schien kurz zu überlegen, nahm dann aber Anlauf und sprang todesmutig hinterher. Als Spike den breiten Straßenabgrund vor sich wahrnahm, war es schon fast zu spät. Nur mit Mühe konnte er abbremsen, um nicht zu stürzen. Wie hatten sie das gemacht? Hinter ihm schnauften die Jägerinnen über die Dachkante und blieben stehen, als sie die Entfernung sahen.

„Sind die da rüber gesprungen?“ zweifelte Faith. „Starke Leistung.“

Auf dem anderen Dach entbrannte ein wahnsinniger Kampf. Die beiden Gegnerinnen schenkten sich nichts- und Spike zuckte automatisch zusammen, wenn Bella einen Schlag einsteckte. Doch dann zog sie ein Schwert aus einer Scheide an ihrem Rücken- und fegte wie nebenbei die gefährlichen Krallen der Langsuir weg. Sie kreischte wütend auf und griff mit solcher Wucht an, daß Bella nach hinten taumelte. Spike ahnte, was passieren würde. Die Langsuir stürzte sich mit bleckenden Zähnen auf sie und warf sie Beide in die Tiefe.

„Nein!“ schrie er automatisch und beeilte sich, die Feuerleiter herunter zu kommen. Die Mädchen versuchten, ihm zu folgen und erreichten das schreckliche Blutbad kurz nach ihm. Die Langsuir definierte sich als schäumende rote Masse auf dem Asphalt- doch von der Schwarzen Jägerin keine Spur. Spike hockte sich neben das Gebrodel und hob das Schwert auf. Es war ziemlich groß aber sehr leicht und gut ausbalanciert. Und dann sah er die feine Blutspur, die quer über die Strasse führte. Für den Bruchteil einer Sekunde hatte er nicht sehen können, was da unten passiert war- und da musste sie geflüchtet sein. Und sie war verletzt.

„Kümmert euch um diesen Club- das schafft ihr allein. Ich seh mal nach, ob ich diese Jägerin finde.“

„Klar, Chef. Viel Spaß!“ Tyra lächelte, als würde sie in ihn sehen können.

Spike folgte der Spur, die ihn in eine kleine Hintergasse führte. Der Hintereingang eines Restaurants war hier, und die Mülltonnen stapelten sich davor. Vorsichtig ging er weiter- und sah, wie die Spur in eine Ecke führte.

Er wollte sie nicht auch noch aufschrecken und fragte deshalb vorsichtig: „Hallo?“ Ein leises Scharren verriet sie. Vorsichtig spähte er an dem großen Karton vorbei, der ihm den Blick versperrte. Die schwarze Jägerin saß dort und sah ihn zitternd an. Da wanderte ihr Blick zu dem Schwert und sie suchte sichtlich nach einer Verteidigungsmöglichkeit.

„Hey- alles okay. Ich hab das nur gefunden. Gehört wohl dir.“ Er bückte sich und legte es vorsichtig auf den Boden, ohne sie dabei aus den Augen zu lassen. Sie wollte es nehmen, zuckte aber vor Schmerz zurück. Ihr Bein sah seltsam verdreht aus- und das Blut lief am Knöchel heraus.

„Du bist verletzt- soll ich dir helfen?“

„Keinen Krankenwagen!“ antwortete sie automatisch.

„Nein- ist okay. Zeig mal her!“ Er kniete sich neben sie und wollte das Bein gerade drehen- aber da schrie sie laut auf. „Kannst du es bewegen?“

„Nein- verdammt!“ Sichtlich biß sie die Zähne zusammen.

„Keine Panik- okay! Ich muss die Hose aufschneiden, damit ich dir helfen kann. Wahrscheinlich ist das ein offener Bruch.“ Er nahm ihr kleines Messer, daß sie an einem Gürtel trug und schlitzte das Leder auf. Und wie geahnt sah ihn ein fröhlich weißer Schienbeinknochen in blutendem Fleisch an.

„Scheisse!“ fluchte sie leise.

„Würde ich auch sagen. Beiß da drauf!“ Er steckte ihr den Messergriff in den Mund und bog das Bein wieder in die richtige Stellung. Sie zuckte zusammen und die Tränen schossen ihr in die Augen.

„Du musst es ganz ruhig halten.“

„Ich muss hier weg.“

„Vergiss es. Du bleibst hier.“ Er legte das Bein vorsichtig auf den Boden und sah, wie die Wunde sich langsam schloss. Wie er geahnt hatte- sie hatte dieselbe schnelle Heilung wie er.

„Wie heißt du?“

„Ist das so wichtig?“ Er setzte sich neben sie und versuchte, sein Gesicht etwas im Schatten zu halten- vielleicht hatte sie sich das Foto doch etwas genauer angesehen. Aber darauf war er noch blond gewesen.

„Naja- ich weiß ja nicht, wie lange das hier dauert- du könntest mir Gesellschaft leisten, wenn du Lust hast.“ Klar hatte er! Und was anderes vor hatte er schließlich auch nicht.

„William. Und du?“

„Isabella.“

„Du siehst nicht gerade italienisch aus.“ Sie sah eigentlich aus wie der Hölle persönlich entstiegen, dachte er kurz. Ihre Bemalung und die geschminkten Augen wirkten düster und gefährlich.

„Ich weiß. Es ist nur ein Name. Aber mein Aussehen scheint dich nicht gerade abzuschrecken. Ich nehme an, daß du ein Vampir bist- liege ich da richtig?“ Sie musterte ihn eingehender.

„Wie kommst du darauf?“

„Du weißt, daß meine Wunde schnell heilen wird- du bringst mir einfach so mein Schwert- nachdem du mich über die Dächer verfolgt hast- was willst du?“

„Keine Ahnung. Vielleicht einfach nur- reden.“

„Wurdest du von jemand bestimmten geschickt?“ Sie ahnte bereits, was er antworten würde.

„Der Ankou. Aber er hat mich nicht geschickt. Er hat mir nur gesagt, daß ich dich treffen könnte- wenn ich wollte.“

„Und warum wolltest du?“

„Ich kannte die alte Jägerin. Ich wollte nur wissen, ob du dich an sie erinnern kannst. Das ist alles.“

„Nein. Ich kann es nicht. Aber ich hatte das Gefühl, dich zu kennen- sonst hätte ich versucht, dich zu töten. Wer bist du wirklich, William?“

„Verrat du es mir.“

„Wie könnte ich?“ Sie hatte das Bedürfnis, ihn zu streicheln und hob die Hand- zuckte dann aber zurück. Das konnte sie doch nicht tun! Sie kannte diesen Vampir doch gar nicht! Aber er bemerkte es.

„Gib mir eine Chance. Laß mich dir helfen, deine Vergangenheit zu verstehen. Das würde mir vollkommen reichen.“

„Du bist einer von den Anderen. Was habt ihr vor?“

„Wir sind Jäger. Wir kämpfen für das Gute- gegen das Böse. Buffy war Eine von uns. Und sie starb, weil wir ihr nicht helfen konnten.“

„Das tut mir leid. Kannst du mir von ihr erzählen? Und von ihren Freunden?“

„Ja- ich denke schon. Aber deine Wunde ist verheilt. Du kannst jetzt gehen, wenn du willst.“

„Warum sollte ich?“ Verträumt sah sie ihn an- oder bildete er sich das nur ein?

„Ich meinte nur, daß- ach, vergiß es.“

„Ich könnte also heim fahren, meinst du.“

„Naja- rein theoretisch.“ Er zuckte mit den Schultern.

„Rein theoretisch könnte ich mich aber auch noch stundenlang mit dir unterhalten. An einem schöneren Ort als hier.“

„Äh- ja.“ Das war verwirrend. Ging die immer so schnell ran?

„Komm schon- wir fahren raus aus dieser hässlichen Stadt. Ich hab Bock drauf, mal was Anderes zu tun als immer nur Dämonen zu jagen.“

„Oder Fische zu fangen.“ Uups! Das war nicht gut!

„Woher-?“

„Der Ankou- na ja- er ist eben ne Plaudertasche, daß weißt du ja.“ Rettete er sich.

„Was hat er erzählt?“ Sie spielte die Ernsthafte wirklich gut.

„Das du Fische mit der bloßen Hand fängst. Einfach so. Wieso? Gibt es da etwas, daß ich wissen sollte?“

„Äh- Nein. Das geht dich überhaupt nichts an.“ Lachte sie und stand vorsichtig auf. Keine Frage- sie flirtete mit ihm! Dieses kleine, schwarze Biest hatte es darauf angelegt, ihn anzumachen. Wenn sie nur wüsste, wie gut ihr das gelang!

Die Hudson-Bucht lag still vor ihnen und das Wasser schwappte nur wenig an die Uferbefestigung, auf der sie saßen und auf die andere Seite blickten.

„Sie war also eine erfolgreiche Jägerin. Aber warum wollte sie dann nicht mehr?“

„Naja- es sind ein paar blöde Dinge passiert. Alles fing damit an, daß sie nach dem großen Sunnydale- Knall durchgedreht ist. Teilweise war sie dann manchmal wieder ganz die Alte- aber sie wollte etwas Anderes- und wir haben es nicht gleich begriffen.“

„Was wollte sie?“

„Keine Ahnung. Das wusste sie wohl bis zum Schluss nicht. Ich denke, sie wollte ein normales Leben führen. Dann war sie von einem Lichtjäger besessen- und das gab ihr irgendwie den Rest.“

„Aber sie sind doch Wächter der Guten- wie kann das sein? Und Jägerinnen werden nicht befallen- es sei denn, sie tragen ein Kind- oh nein- sie war schwanger?“ Das Entsetzen stand ihr ins Gesicht geschrieben. Spike verfluchte sich innerlich- aber woher hätte er wissen sollen, daß sie so geschult war?

„Ja. Sie hat das Kind verloren.“ Er musste sich zusammenreißen, um sie nicht merken zu lassen, wie sehr ihn das selbst betraf. Irgendwann würde sie erfahren, welche Rolle er bei all dem gespielt hatte- aber noch wollte er so allgemein wie möglich bleiben- was wohl sehr schwer war, wenn sie alles schlussfolgern konnte. Dann brachte es wohl auch nichts, Verstecken mit ihr zu spielen.

„Wie? Und wer war der Vater?“

„Es war ein Unfall- ein Treppensturz. Und der Vater war ihr Freund.“

„Der Mann auf dem Foto?“

„Ja.“

„Hat er sie geliebt- ich meine- so richtig?“

„Ja. Sie war sein Ein und Alles.“ Er versuchte, sie nicht anzublicken. Verdammt- es war so schwer! Das konnte er nicht länger durchstehen!

„Hey- William- warum weinst du denn?“ Sie klang so furchtbar sanft.

„Nur der Wind- entschuldige.“

„Nein- es ist etwas Anderes. Sieh mich an! Wer warst du für sie?“

„Tut mir leid- ich muss gehen.“ Er schwang sich von der Brüstung und sah sie noch einmal kurz an.

„Ich glaub, ich weiß es längst.“ Flüsterte sie rau. Darauf fand er nur die eine Antwort. Er holte das Foto aus der Tasche und gab es ihr zurück.

Sie sah ihm hinterher, wie er die dunkle Strasse hinauf zur Stadt lief und sah dann auf das Foto. Mit dem Finger hielt sie die Haare zu- und erkannte das Gesicht. Aber er war schon weg und sie konnte nur hoffen, ihn wiederzusehen. Denn langsam formten sich einzelne Bilder der Vergangenheit. Buffy war gegangen, weil sie eine Kindsmörderin war- zumindest hatte ihr das jemand eingeredet.

„Ach- auch schon da?“ stichelte Kennedy sofort los, als er die Zentrale betrat. Es waren doch einige Stunden vergangen- mehr, als er wahrgenommen hatte. Aber trotzdem wurde mal wieder die Nacht zum Tage gemacht in dieser Zentrale.

„Spike- wo warst du?“ Giles klang ziemlich erbost. Was war das hier- die heilige Inquisition? Er warf sich lässig in seinen Stuhl und bevorzugte den logischen Weg.

„Ist irgendwas passiert?“

„Nein. Aber was hast du denn 5 Stunden lang getan?“

„Ich bin hier niemandem Rechenschaft schuldig. Was soll das also? Sonst war es euch doch auch egal, was ich tue!“

„Die Mädchen meinten, daß du diese Jägerin suchen wolltest- und da haben wir uns Gedanken gemacht, was passiert sein könnte. Sie sah nicht gerade harmlos aus- und wir haben in der letzten Zeit genug Rückschläge erlebt. Also- wo warst du?“

„Wenn ich euch sage, daß diese Jägerin zufällig so etwas wie ich ist, würdet ihr mir das glauben?“

„Eigentlich schon, ja. Die ewige Jägerin.“

„Ist es Buffy?“ hoffte Xander.

„Sie sieht aus wie Buffy mit zuviel Make Up und ziemlich untot. Wie ein Vampir eben. Und im Geiste ist sie so etwas wie ein verirrtes Huhn. Sie ist zum Kämpfen da und sonst nichts. Reicht das?“

„Und die Wahrheit?“

„Das ist die Wahrheit, Faith!“

„Ja- so, wie du sie gern hättest. Damit du dich nicht in sie verknallst.“

„Hör auf! Sie ist nicht Buffy. Das ist alles.“

„Aber sie ist auch nicht so wenig Buffy, daß du sie nicht in ihr sehen würdest. Tu, was du willst- aber brich ihr nicht das Herz, weil sie dem Vergleich nicht standhalten kann.“

„Danke für den weisen Rat. Ich werd ihn dir an passender Stelle auch geben- wenn du sie erleben solltest!“ Er stand auf und verzog sich in sein Zimmer, um die ganze Nacht grübelnd wach zu liegen. Als der Morgen graute, hatte er einen Entschluß gefasst. Er würde sie noch heute besuchen- in ihrem kleinen Häuschen am See.

Heimliche Freunde

Spike schlich sich vorsichtig an die Hügelkuppe heran und beobachtete das Haus. Das Motorrad stand da- aber das Auto war weg. Aber er wollte kein Risiko eingehen und wartete ab, ob sich nicht etwas tun würde.

Nach einer viertel Stunde, die ihm wie eine Ewigkeit vorkam, tauchte Isabella auf- mit einem Wäschekorb unter dem Arm. Sie führte anscheinend ein ganz normales Leben hier. Fast dachte er daran, alles so zu lassen und zu gehen. Aber vielleicht bekam er nie wieder diese Chance. Sie schien allein zu sein- aber er war sich nicht sicher, ob der Vampir nicht irgendwo im Haus herum lungerte. Also nahm er die Hände vor den Mund und machte einen Uhu nach. Wie erwartet sah sie sich irritiert um- und erblickte ihn auf der Hügelkuppe. Sie erschrak, gab ihm dann aber ein Zeichen, daß er herunterkommen könne.

„Was tust du hier? Wie hast du mich gefunden?“ zischte sie ihn böse an- aber irgendwie schien sie sich auch zu freuen.

„Du weißt doch- ich finde dich immer. Was machst du denn Schönes?“

„Siehst du doch. Aber wie kannst du überhaupt hier sein- die Sonne scheint.“ Sie schien das nicht weiter ernst zu nehmen und hängte weiter ihr weißes Laken auf. An was ihn das bloß erinnerte?

„Naja- ich hab ein bisschen gelogen- ich bin kein normaler Vampir.“

„Gut. Sehr gut. Dann kannst du dir gleich merken, daß ich am Tag immer allein bin- weil die sich da neuerdings immer verziehen- große organisatorische Sachen beim Boss- oder so. Halt mal!“ Sie drückte ihm den Korb in die Arme.

„Ist das eine Einladung?“ fragte er verdutzt.

„Na ja. Falls du was wissen willst oder so. Wüßte nicht, warum ich euch verschweigen sollte, was Tepesch plant- der ist schließlich der Bösewicht. So- fertig. Hast du Hunger?“

„Nein. Äh- du weißt über Tepesch Bescheid?“

„Klar. Batseba erzählt ihrem Schoßhündchen Bruce doch alles- und die Wände haben hier zufällig Ohren. Hey- sieh mich nicht so an- ich hab ja nicht einmal einen Fernseher, um zu erfahren, was in der Welt los ist!“ Sie nahm ihm den Korb aus der Hand und ging nach drinnen. Er folgte ihr in die Küche, wo sie in den Kühlschrank starrte und die gähnende Leere sie ansprang.

„Kekse?“ bot sie gelangweilt an.

„Nein.“

„Sag mal, bin ich unnormal, oder warum kann ich diese Dinger auch nicht mehr sehen? Irgendeiner hat denen gesagt, daß Frauen auf Kekse scharf sind- und wenn ich den erwische, kriegt der Ärger! Ich bin doch nicht das Krümelmonster!“

„Äh- woher kennst du das Krümelmonster? Du hast doch keinen Fernseher.“

„Darüber hab ich noch nie nachgedacht. Woher kenne ich überhaupt Fernseher? Ich sitz von Anfang an hier fest.“

„Sie haben dich gleich hierher gebracht?“

„Jepp. Die fanden es ganz lustig, mich in so ein nettes, stinkendes Rattenloch zu werfen, wo ich auf der Speisekarte ganz oben stand. Ich muss ne ganze Weile dort gelegen haben. Dann wachte ich auf, wurde nett angezogen und bekam diese Malereien aufgedrückt und hieß Bella. Ich fand das alles ganz normal- aber irgendwie fängt die Fassade langsam zu bröckeln an. Ich muss sagen- sie hat mich nicht unbedingt angelogen- schließlich bist du ja schon tot- irgendwie. Wow- das war ein ganz schöner Schock. Sie ist durchgedreht, weil du gestorben bist, oder?“

„Theoretisch ja- praktisch war ich schon lange vorher tot. Ich wurde 1880 zum Vampir- also kann ich dir sagen, daß man sich an alles gewöhnt.“

„Eigentlich ist das fies- du kennst mich wahrscheinlich in- und auswendig, während ich absolut keine Ahnung hab, wer du bist. Ich will alles wissen. Ohne Gnade. Sag mir ruhig, wie blöd ich war- also wie blöd Buffy war. Vielleicht fällt mir dann ja wieder was ein.“ Sie setzte sich gespannt auf den Küchenstuhl und sah ihn fragend an. Spike stöhnte kurz auf und fing dann ganz von vorne an.

Die Zeit verging und die Sonne stand schon hoch am Himmel, als sie begann, einzelne Dinge einzuwerfen, die sie wusste- daß Giles Bücher mochte, Faith immer frech gewesen war, und sie an der Highschool ziemlich viel Stress hatte.

„Ja- vor allem mit dem großen Traum aller amerikanischen Mädchen.“

„Warum musst du immer auf dem Cheerleading rumhacken! Ich glaub´s nicht- und ich reg mich da noch drüber auf!“ Plötzlich sahen sie sich erschrocken an. Da war wieder ein Fetzen von Buffy gewesen. Sie merkte, daß er sie fragend musterte. „Das Foto.“ Begann sie leise. „Wir haben darüber gesprochen- und- und ich hab drüber gelacht, weil du mich immer damit aufgezogen hast. Ob ich die Vampire damit vertreiben wolle, hast du gesagt. Deshalb haben wir gelacht. Du dürftest gar nicht auf dem Foto sein- aber -aber du hast ein Spiegelbild. Es kam langsam- und du bist der Auserwählte. Und diese Treppe- da war etwas Besonderes dran. Wir haben immer da gesessen und geredet. Und Faith hat gelacht, weil wir uns so kindisch benahmen. Wir wollten nie zugeben, daß wir ein Paar sind. Aber dabei wussten sie es doch alle.“ Sie brach traurig ab. Jetzt war alles wieder schwarz. Aber sie war noch da- Buffy Summers war nicht komplett gegangen. Ihre Seele war wie ihr Aussehen erhalten geblieben und musste erst langsam wieder zueinander finden.

„Es ist okay. Laß dir Zeit.“ Er hockte sich neben sie und versuchte, ihre Hände vom Gesicht zu ziehen. Da umarmte sie ihn ganz fest und heulte los. Er hielt sie einfach ganz fest und merkte, wie gut das tat- und wie sehr er sie vermisst hatte. Er würde ihr so viel Zeit geben, wie sie brauchte- aber nun wusste er, daß der Ankou Unrecht hatte. Sie konnte sich erinnern- und irgendwann wäre sie wieder ganz sie selbst- mit einem besseren Leben als bisher, denn das war er ihr schuldig.

Die nächsten Tage vergingen wie im Fluge. Spike war nur noch wenig anzutreffen, was die Gruppe langsam misstrauisch machte. Er erzählte ihnen nicht, daß sich Bella immer mehr erinnerte und sie sich so gut verstanden. Jeden Morgen besorgte er etwas zu essen für sie und fuhr dann nach Sleepy Hollow. Sie hatten das Zeichen mit dem Uhu beibehalten, denn so wusste sie immer, das er kam.

An diesem Morgen war er zeitiger als sonst. Sie hatte ihn den Tag vorher kaum gehen lassen wollen- irgendwie fürchtete sie wohl, daß Batseba etwas merkte. Leise schlich er den bekannten Weg entlang und duckte sich schlagartig, als er unten am See Batseba mit Bella streiten sah. Hatte sie etwas gemerkt? Die Dämonin verließ mit ihrem Handlanger wenig später das Haus und sie fuhren weg. Er wartete noch etwas, bevor er sich bemerkbar machte. Sie sah ängstlich zu dem Weg hin und ließ ihn dann erst kommen.

„Was ist denn los? Hat sie was gemerkt?“ Er legte die Tüte mit dem Essen auf den Tisch und sah sie fragend an.

„Ich fürchte, ja. Lange können wir das nicht mehr geheim halten. Ich muss hier weg- irgendwo hin, wo sie weiß, daß sie mich nicht einfach zurückholen kann.“

„Hast du irgendeine Idee?“

„Ich kann das nicht von dir verlangen- das weiß ich- aber hilf mir. Sie hat Angst davor, mich an die Jäger zu verlieren- weil dann die Prophezeiung eintreten könnte. Sie weiß nicht, daß du es bist, mit dem ich über alles rede. Sie glaubt, ich hätte einen Liebhaber oder so.“ Die Rolle hätte er auch übernommen, wenn sie es verlangte- aber sie behandelte ihn wie einen guten Freund- vielleicht war er ja momentan ihr Einziger, neben dem Ankou- der wohl auch manchmal abends vorbei kam. Ganz offiziell natürlich als Mitarbeiter der Chefin.

„Dann komm mit- das bringt hier nichts. Wir wissen erst mal genug, um reichlich Chaos in den oberen Reihen zu veranstalten. Sie kann dich nicht einfach festhalten.“

„William- ich hab Angst- verstehst du? Wenn mich die Anderen sehen- Giles und Faith und Tyra- sie werden in mir Buffy sehen. Und mich dafür verantwortlich machen, was passiert ist.“

„Das werd ich nicht zulassen- du kannst nichts dafür, daß es Buffy nicht geschafft hat- auch wenn du dich erinnerst, bist du nicht sie.“

„Aber du würdest es dir wünschen.“

„Nein- nicht mehr. Sie war einmal so wie du- aber New York hat sie verändert. Ich hab sie schon geliebt, als sie die wilde, unbezähmbare Kämpferin war und mich gejagt hat. Aber es wurde immer schwerer, die Buffy zu lieben, die aus ihr wurde- es ist nicht so toll, einen Geist ständig als Mitspieler zu haben.“

„Sie hat dich geliebt- da bin ich mir ganz sicher- bis zum letzten Herzschlag.“ Sanft strich sie ihm über die Wange. Ein flüchtiger Kuß auf ihre Handfläche entrutschte ihm. Er räusperte sich verlegen und ging nach draußen. Das war zuviel- er verliebte sich immer mehr in sie- und wusste nicht, ob sie das nicht alles nur aus Mitleid für ihn tat.

„Giles? Xander? Jemand da?“ Spike öffnete die Tür und spähte hinein. Der alte Wächter saß wie immer am großen Tisch und wälzte Bücher. Was tat der nur die ganze Zeit damit? War es denn so schwer, eine Lösung zu finden?

„Spike- was ist denn?“ rief er überrascht.

„Ähm- was dagegen, wenn wir jemandem Asyl gewähren? -Komm schon- sie beißen dich nicht!“ Er führte Bella in das Haus und schloss die Tür. Giles sah mehr als geschockt aus. „Sie entschuldigen doch bitte kurz?“ Spike drückte den Alarmknopf, woraufhin alle innerhalb kürzester Zeit erschienen- und die schwarze Jägerin anstarrten.

„Darf ich vorstellen- Isabella. Die ewige Jägerin. Bevor ihr fragt- es ist nicht Buffy! Keine Anschuldigungen, keine dummen Fragen, was sie denn so lange gemacht hat und nicht einmal anrief. Isabella- der Rat der Wächter. Willkommen zu Hause.“

„Äh- Hi. Schön, euch alle- wiederzusehen. Oder kennen zu lernen. Ich weiß nicht so recht.“

„Was für eine Überraschung.“ Merkte Wood an.

„Was ich schon immer wissen wollte- sind das echte Tatoos?“ Tyra kam vorsichtig auf sie zu und wagte es nicht, sie zu berühren.

„Nein. Das ist spezielle Dämonenfarbe. Stimmt doch so, Giles, oder?“ lachte sie vorsichtig in seine Richtung.

„Ja- das ist möglich. Darf ich mir das mal ansehen?“ Er rückte seine Brille zurecht und betrachtete den Arm, den sie ihm entgegenstreckte. „Sehr interessant- wirklich. Die Zeichen der Tugend und des Schutzes. Sie zeigen an, wie rein du bist, sozusagen.“

„Was soll das heißen?“ fragte Tyra und fasste sie nun doch an. Bella kam sich vor wie von einem anderen Stern., Alle starrten sie an und dachten wohl darüber nach, wo sie noch überall die Zeichen hatte.

„Das erklärt dir Spike, wenn sie verschwinden sollten, würde ich sagen.“ Ein alles sagender Blick strafte den Vampir, der das nicht lustig fand. Vergreif dich an ihr, und wir wissen es alle! Wie beruhigend. Wenigstens leuchteten sie bis jetzt noch in makellosem Schwarz. Eigentlich seltsam, daß Batseba ihr dann einen Liebhaber unterschieben wollte.

„Andrew- was gibt es denn leckeres zu Essen heute?“

„Das wird dich wohl nicht so interessieren, Spike- wieder einmal Pizza- auf allgemeinen Wunsch. Ihr werdet wohl beim Alltäglichen bleiben müssen.“

„Um das gleich mal klarzustellen- ich bin kein Vampir. Ich trinke kein Blut- meistens jedenfalls.“ Bemerkte Bella.

„Oh- Entschuldigung. Wir nahmen an, daß du- na ja- so ähnlich wie Spike sein müsstest.“

„Spike? Wieso nennen sie dich so? Du heißt doch William.“

„Künstlername. Vampir gleich Spike- Menschliche Seite gleich William. Eigentlich ganz einfach.“

„Okay- ich versteh´s zwar nicht- aber von mir aus. Dann bin ich wohl doch Bella alias Buffy, oder?“

„Könnte passieren, daß der Eine oder Andere das verwechselt.“

„Solange, wie sie die Kriegsbemalung hat- glaub ich eher weniger.“ Tomas betrachtete sie mit gebührendem Abstand- man konnte nie wissen, was da noch alles drinsteckte!

„Und- was kannst du so? Ich meine- irgendwelche Tricks?“ Lauren umrundete sie abschätzend.

„Leute- hört auf, sie wie ein Zootier zu behandeln!“ versuchte Spike sie zu verteidigen.

„Tricks. Du willst wissen, wie gefährlich ich bin, ja?“ Bella lachte seltsam kalt und hob die Arme. Dann sprang sie wie zum Salto nach oben- und blieb kopfüber an der Decke hängen. Wie eine Fledermaus legte sie die Arme an und spähte auf den Wächter hinab, der ziemlich baff war -so wie alle Anwesenden. Blitzschnell landete sie wieder auf den Füßen und lachte. “Huuh- immer wieder erfrischend. Reicht das?“

„Wie hast du das gemacht?“ Tyra war begeistert.

„Du kommst wirklich ganz ohne Blut aus- Isabella? Das wundert mich. Der gemeine Vampir oder auch Fledermaus genannt kann das auch- was ihn aber oben hält sind seine Krallen- nicht die bloße Macht, die Schwerkraft zu überwinden.“ Giles klappte ein Buch auf, daß er sich gerade geschnappt hatte.

„Wie sieht es aus mit anderen Dingen. Kannst du dich verwandeln- sagen wir mal, in einen Wolf?“

„Ammenmärchen, Giles. Sie lesen zu viele Horrorgeschichten.“ Demonstrativ nahm sie ihm das Buch aus der Hand und klappte es zu. „Bram Stoker- ich bitte sie- das ist was für Kinder.“ Sie wandte sich ab und war schon ein paar Meter entfernt, als Giles zielsicher ein Messer nach ihr schleuderte. Sie drehte sich blitzschnell um und hielt es im Flug auf, so daß es in der Luft stehen blieb. Ein nervöses Murmeln ging durch die Menge.

„Du hattest deine Gründe, so lange bei ihr zu bleiben- Isabella. Ich muss sagen- du warst eine gute Schülerin.“

„Ach ja? Wie gefällt ihnen denn das?“ Sie wendete mit einer Geste das Messer und schleuderte es zurück- ganz nahe an Giles vorbei in die Säule. „Versuchen sie es nie wieder- ich warne sie nur einmal.“ Das Messer zitterte nach und zog die Ungläubigen Augen der Umstehenden auf sich. Spike wirkte nun vollkommen hilflos- hatte er denn das Böse ins Haus gebracht? Sollte sie ihn so getäuscht haben?

„Ich bin froh, dich auf unserer Seite zu haben- ewige Jägerin. Willkommen.“ Giles ging auf sie zu und umarmte seine frühere Schülerin. Jetzt verstand niemand mehr, was los war und es bedürfte einer Erklärung.

„Ich brauche noch eine kleine Gewissheit, Isabella. Zeig uns dein wahres Gesicht. Das hast du doch gelernt, oder?“

„Meinen sie wirklich? Es ist nicht leicht, das wissen sie.“

„Tu es. Dann zweifeln sie nicht mehr. Spike- sieh genau hin und merke dir, was du siehst. Denn das ist die Seele, die du liebst- und die du immer wieder unter Tausenden erkennen würdest.“

Bella lächelte verlegen und schloss die Augen. Langsam verschwanden ihre Zeichnungen gen Decke. Ihre gesamte Kleidung veränderte sich in ein weißes, langes Gewand. Die Haare lösten sich auf seltsame Weise auf und wurden heller. Ihr gesamtes Gesicht begann zu strahlen und die Vampirzüge lösten sich in weicheren, volleren Zügen auf, die die alte Buffy erstrahlen ließen- aber tausendmal schöner, als sie es je war. Ihre Augen leuchteten wie funkelnde Sterne und sahen ihn liebevoll an. Einige Sekunden hielt es an, dann verschwand das Leuchten wieder und Bella erschien- schwarz und bedrohlich und doch irgendwie faszinierend schön.

„Die ewige Jägerin kann viele Gesichter haben- aber sie bleibt immer sie selbst. Das war der Test, womit man sie erkennen kann. Die überwundene Schwerkraft, das Anhalten der Zeit und das wahre Gesicht. Ich denke, damit wären alle Zweifel beseitigt. Wir haben sie wirklich auf unserer Seite. Die Prophezeiung kann weiter gehen. Was für ein Tag!“ Giles schien sich wirklich zu freuen und ließ Bella auf dem Stuhl Platz nehmen, der einmal Buffys war.

Spike ging auf die Veranda, als es drinnen zu einer spontanen Party kam. Giles hatte Donna eingeladen und war nun auch mal etwas ausgelassener als sonst. Bella wurde nun akzeptiert und lachte über die Witze und Anekdoten, die Tomas und Mason zum Besten gaben, um ihr die Erinnerung zu erleichtern. Er setzte sich auf die Treppe, die sie etwas Besonderes genannt hatte und starrte auf die leere Strasse. Es war kalt geworden, aber er merkte es kaum. Hinter ihm klappte die Tür und Bella ließ sich neben ihm nieder.

„Na- war die Angst berechtigt?“

„Nein. Sie geben sich alle Mühe. Wahrscheinlich sehe ich so furchterregend aus, daß sie sich nichts Anderes trauen.“

„Glaub ich nicht. Sie sind froh, wieder jemand Neues an Bord zu haben. Hier war es ziemlich schlimm geworden in der letzten Zeit. Sie warteten irgendwie auf jemanden, der sie rausholt.“

„Und du?“

„Was meinst du?“

„Du hast auch gewartet- oder?“

„Ich weiß es nicht. Ich hab immer gedacht, daß ich Buffy nie vergessen könnte- daß ich nie mehr eine Andere lieben könnte. Jetzt weiß ich, daß ich recht hatte.“

„Oh.“ Es klang enttäuscht.

„Tut mir leid, wenn ich das nicht hinkriege.“

„Was?“

„Dich nicht zu lieben.“ Er sah vorsorglich nach unten und erwartete die Absage. Aber sie schien es nicht zu verstehen.

„Spike? Das ist Quatsch.“ Sie drehte sein Gesicht zu sich und gab ihm einen flüchtigen Kuß - um dann schnell zurück zu schrecken. Dieser Körper hatte irgendwie ein seltsames Eigenleben. „Tut mir leid.“

Spike konnte sie nur mit großen Augen ansehen- um dann vorsichtig näher zu rücken. Wie in Zeitlupe näherten sich ihre Gesichter und ihre Lippen berührten sich zärtlich. Sie fühlte sich unglaublich weich und zerbrechlich an, und er wagte kaum, fordernder zu werden. Es war einfach nur so wundervoll, mit dieser Frau auf der Treppe zu sitzen und nicht einmal die Zunge einzusetzen. Er hatte kaum geahnt, daß das so toll sein konnte.

Irgendwann in den frühen Morgenstunden waren alle in ihre Zimmern verschwunden, und Bella lag allein in diesem Bett, daß einst Buffys war und indem sie wahrscheinlich nur unglücklich war. Sie wollte bei Spike sein- denn dort gehörte sie doch hin. Aber das konnte sie doch nicht tun? Sie hatten sich geküsst- da schlief man doch nicht gleich bei ihm im Bett!

Schließlich stand sie auf, zog sich die Schlabberhose an, die noch von Buffy im Schrank hing und schlich sich nach unten. Alles war dunkel, aber sie kannte sich blind in diesem Haus aus. Wie automatisch fand sie sein Zimmer im Keller und lauschte. Alles war still. Leise machte sie die Tür auf und huschte hinein. Sie stand im Wohnzimmer. Aber auch im angrenzenden Schlafzimmer war es dunkel und leise. Sie schlich hinein und sah den Vampir in seinem Bett liegen- mit freiem Oberkörper und so friedlich wie ein Kind. Vorsichtig nahm sie die Decke und schlüpfte darunter. Er murmelte kurz im Schlaf und zog sie dann an sich.

„Na- hast du dich wieder hergefunden?“ flüsterte er liebevoll in ihr Ohr.

„Jetzt wird mir so Einiges klar. Diese Buffy muss ja ein ziemlich böses Mädchen sein.“

„Würde ich nicht sagen. Sie war ganz harmlos.“

„War sie langweilig im Bett?“ Sie lehnte sich auf ihren Arm und musterte ihn im Halbdunkel.

„Guter Versuch- aber vergiß es- das werd ich dir nicht verraten.“

„Weil sie mies war?“

„Nein- aber sie könnte ja mithören. Woher weiß ich denn, wie sehr du Buffy bist?“

„Find´s doch raus.“

„Das war jetzt aber Buffy.“

„Warum- weil Bella nicht so wäre?“

„Bella ist die reinste Unschuld gegen Buffy- okay? Und jetzt schlaf.“ Er drehte ihr demonstrativ den Rücken zu.

„Spike? Ich hab dich vermisst.“ Ihre Finger glitten sanft über seine Schulter. Er drehte sich zurück und sah sie überrascht an. Buffy lag in ihrer alten Schönheit neben ihm- aber etwas dämonischer als früher.

„Buffy?Wie machst du das?“

„Du kannst doch auch William und Spike zugleich sein.“ Sie näherte sich seinem Gesicht und küsste ihn leidenschaftlich. Oh ja- das war definitiv Buffy! Sie ließ gar keine Wiederrede zu und ließ ihre Zunge nach seiner tasten. Er merkte plötzlich, was er all die Wochen wirklich vermisst hatte und rollte sich auf sie.

„Wie kommt´s, das du dich erinnerst?“ Er packte ihre Unterarme und zog sie nach oben, so daß sie ihm hilflos ausgeliefert war.

„Kennst du den Froschkönig?- Ein Kuß, der ihn befreit. Aber jetzt hör auf zu quatschen und f... mich!“

„Nur das? Du enttäuschst mich.“ Er knabberte sanft an ihrem Hals.

„Du willst mich quälen?“

„Ein bisschen Folter hat dir doch schon immer gefallen.“ Knurrte er und sank mit seinem Kopf nach unten. Schnell flog ihre Hose und der Slip weg und sie geriet in Flammen. Das das so gut war, hatte sie fast vergessen. Und das er es glatt bis zum Ende durchziehen würde, hatte sie auch nicht gedacht- und musste sich das Kopfkissen auf das Gesicht drücken, um nicht durchs ganze Haus zu schreien. Dann hörte er auf und lachte leise. Langsam arbeitete er sich nach oben und zog das Kissen weg. Sie keuchte und zitterte am ganzen Leib.

„Na- immer noch Bedarf auf das böse F- Wort?“

„Du bist so ein-!“

„Vorsicht- sonst musst du dir irgendwann einen anderen Liebhaber suchen.“

„Das bist du nicht.“

„Nein?“

„Nein. Du gehörst mir. Mir- mir- mir. Egal, wer ich gerade bin.“ Sie lächelte ihn glücklich an und er küsste sie dafür. Und dann kam Bella wieder. Sie lag noch genauso nackt und schön vor ihm, und da sie sich erst langsam veränderte, konnte er alles erkennen, was sie so von Buffy unterschied. Es war nur diese Bemalung. Ihr Gesicht wirkte dadurch bedrohlicher. Automatisch nahm er etwas Abstand- schließlich wusste er nicht, ob die Beiden auch ahnten, was die Andere gerade tat. Aber Bella lachte.

„Immer noch Buffy- keine Angst. Bella ist dieses kleine Beiwort ´ewige´- aber ich bin die Jägerin. Sie kämpft anders und ist manchmal etwas schüchtern- aber eigentlich ist sie nur all das , was bei Buffy fehlte. Eiserne Disziplin, die unbescholtene Unschuld und zuckersüß. Dafür sieht sie zum Fürchten aus. Giles hat schon recht- die Bemalung steht für ihre Unschuld. Wenn du sie jemals- du weißt schon- das böse, böse Wort- dann kannst du dir an 10 Fingern abzählen, daß du Vater wirst. Ganz einfache Regel. Treibe es nie mit der Ewigen- aber die Jägerin steht zur freien Verfügung- jederzeit.“ Sie lachte und küsste den etwas verdutzten Vampir.

„Soll das heißen- wir sind weiterhin zusammen- so wie immer? Du bist dieselbe Buffy wie früher?“

„Nicht ganz. Es wird sich etwas ändern. Im Kampf und offiziell werde ich so aussehen- angezogen natürlich. Und da bin ich auch Bella. Ich kann dir leider nicht versprechen, daß ich sie ablege, sobald ich allein mit dir bin- aber ich laß sie nur einmal im Leben wirklich an dich ran. Und Buffy- na ja- sie hat gesühnt für ihre Fehlschläge. Und ist wieder ein nettes kleines Biest- ganz wie früher. Such dir aus, wenn du mehr liebst.“

„Wenn du nicht wieder anfängst, durchzudrehen, kann ich mit euch Beiden leben.“

„Naja- das, was du da eben getan hast, könnte Bella eventuell ruhig stimmen, wenn sie mal ausrastet. Nur so als Tipp am Rande.“

„Und du willst mir erzählen, daß dich das nicht eifersüchtig machen würde?“

„Wir zwei lieben dich- und schließlich hab ich ja auch was davon. Gute Nacht.“ Sie drehte ihm den Rücken zu und versuchte zu schlafen.

„Buffy?“

„Hm?“

„Könntest du sie noch mal kurz rausschicken?“ Er küßte sanft über ihre Schulter und seine Hand wanderte an ihrem Rücken entlang und zwischen ihre Beine. Sie lachte wissend und schickte Isabella Last Minute nach Hawaii.

Die Methoden der Dämonen

Es klopfte an der Tür und Bella schreckte hoch. Spike saß in dem Sessel in der Ecke und hatte sie anscheinend beobachtet- aber nun sah er sie fragend an.

„Spike- hast du Isabella gesehen?“ Kennedy. Das war doch zum aus der Haut fahren! Ging denn das alte Versteckspiel jetzt schon wieder los?

„Nein. Muss wohl irgendwo draußen sein.“ Antwortete er und lauschte, bis die Jägerin gegangen war. „Und jetzt?“

„Ich kann doch unmöglich so da raus gehen!“ Obwohl sie in ihrem Schlafoutfit nachmittags um 3 richtig toll aussah, fand Spike. Sie hörten, wie die Mädchen im Keller trainierten- und Mason draußen im Garten seine Übungen machte.

Sie stand auf und tigerte nachdenklich auf und ab. Dann blieb sie stehen und sah ihn forschend an. „Wenn du jetzt gleich was siehst, daß dich verwirren sollte- sag es nicht Giles oder jemand Anderem, okay? Du musst es mir versprechen! Bitte.“

„Was hast du vor?“ Er stand auf und trat nahe an sie heran.

„Ich war nicht umsonst die Schülerin von Batseba- mach das Fenster auf.- Na los- du wirst es schon sehen, wenn es klappt.“ Er gehorchte verwirrt. Wollte sie hinausklettern? Dann brauchte sie nicht so einen Aufriß machen- aber Mason würde sie dann sehen.

„Okay- Schätzchen. Zeig mal, wie gut du schon bist!“ feuerte sie sich selber an, schloss die Augen und sank zusammen- um zu einer kleinen Schwalbe zu werden, die flink aus dem Fenster flog. Spike sah ihr vollkommen sprachlos hinterher und schüttelte den Kopf. Was konnte sie denn noch alles? Langsam war das beunruhigend- denn das hatte nichts mehr mit den normalen Fähigkeiten eines Jägers oder Vampirs zu tun.

Er zog sich sein T-Shirt an und machte sich auf den Weg in die Küche- um dort fast mit Bella zusammen zu stoßen. Sie lächelte entwaffnend und gab ihm ein Zeichen, gar nicht erst zu fragen. Aber wie konnte das möglich sein? Sie musste doch in ihr Zimmer gelangen, sich verwandeln, umziehen und nach unten- in nicht einmal einer Minute? Oder war das dieser Zeittrick?

„Spike- schön, daß du auch mal wieder zu sehen bist- Bella will uns dann gleich erklären, wie unsere weitere Arbeit aussieht.“

„Ja- toll, Andrew. Äh- kann ich mal mit dir reden, Bella?“ Er betonte ihren Namen bewusst, damit er keinen Fehler machte. Das musste sich erst noch festigen- Bella gleich Kriegerin, Buffy gleich Freundin.

„Was gibt es denn? Wenn du nicht willst, daß ich mich einmische, musst du es nur sagen.“

„Nein- du weißt ja schließlich, wo die Bösen sitzen. Aber ich hab da ein paar Fragen.“

„Die kannst du mir auch dann stellen- vor allen Anderen. Ich habe keine Geheimnisse.“ Der warnende Blick passte aber überhaupt nicht zu dieser Aussage! Wie konnte sie nur so lügen, ohne auch nur etwas rot zu werden? Oder wenigstens verlegen. Aber stattdessen provozierte sie ihn auch noch mit diesem gnadenlosen Blick, der das Feuer in ihm entfachte. Wenn das wirklich Buffy war, hatte sie es verdammt gut verstecken können all die Jahre.

„Wie konnte das passieren? Wo ist sie?“ tobte Batseba durch das verlassene Haus.

„Ich nehme an, sie hat die Wahrheit erfahren. Aber von wem?“ Bruce lehnte im Türrahmen und vermied ein spöttisches Grinsen. Sie war so schlau, aber sie konnte nicht einmal auf eine einzelne Jägerin achten. Und war nicht einmal fähig, sie aufzuspüren.

„Ich hab da eine ganz böse Ahnung. Willow! Sie kannte den Plan, wusste, daß ich sie für mich will. Ich würde sagen, wir haben jemandem einen Besuch abzustatten. Fahr mich zu ihr. Das hat noch ein Nachspiel!“

Bella lief auf und ab hinter Spikes Stuhl und machte ihn ganz nervös. Sie sollte den Plan für heute Nacht klären und wartete, bis alle saßen.

„Also- Leute. Wir haben also eine neue Chefin- neben Spike natürlich. Das wisst ihr ja schon. Und wie Willow hast du ja ein paar interessante Dinge heraus bekommen. Ich schlage vor, du zeigst uns mal, was wir bis jetzt nicht sehen. Bitteschön- dein Wort.“ Andrew setzte sich und lächelte aufmunternd.

„Okay. Es könnte da ein paar Sachen geben, die euch zu dem Schluss kommen lassen könnten, ich stecke mit denen unter einer Decke. Momentan tue ich das auch noch zu einem gewissen Teil- mit Batseba. Es gibt da noch ein paar Sachen, die geklärt werden müssen. Wahrscheinlich taucht sie hier irgendwann ziemlich sauer auf- dann wäre ich Willow recht dankbar, wenn sie das mit mir zusammen regelt. Jedenfalls gibt es da einen Pakt. Ich tötete die Langsuir für sie und funke bei den Vampiren dazwischen. Das ist dann wohl auch in eurem Interesse. Dafür hab ich aber auch ein paar Möglichkeiten, die sonst nicht denkbar wären. Aber fangen wir ganz von vorn an.“ Sie nahm einen Edding und begab sich an die Schreibtafel, um die wichtigsten Zusammenhänge zu notieren.

„Wir hätten also den Rat der Wächter. Batseba, Tepesch, Zekhor und meine Wenigkeit, um die sich alle streiten. Dann wären da noch als kleinere Mitspieler der Ankou und ein paar oberste Vampire, nicht zu vergessen First- der sich bis jetzt ziemlich gut versteckt hat. Und jetzt wird´s kompliziert. Batseba ist eine Dämonin, die mit den fiesesten Tricks ihre Ziele verfolgt- und die wohl niemand wirklich durchschauen kann. Sie ist schon ziemlich alt- kommt aus Ägypten und hatte mal Tanubis den Kopf verdreht. Ungefähr zur selben Zeit muss auch die Sache mit Zekhor und der ersten Jägerin gewesen sein. Keiner von Beiden ist für die ersten Vampire zuständig- womit wir den Unbekannten noch hinzuziehen müssen, der das alles steuert. Der, dem das Schachbrett gehört.

Jedenfalls wird Batseba ein Vampir, so wie Zekhor auch. Beide sind aber so eine Art Gegner des Bösen und wählen ihre Methoden. Sie kriegt es irgendwie hin, Lichtjäger zu erzeugen. Tanubis war ihr erstes Opfer, und auch Lunar gehörte mal dazu. Der ließ sich aber von Zekhor anheuern und treibt seitdem sein Unwesen, um Zekhors Ziele zu ermöglichen. Die kennt wohl auch nur Batseba- und verschweigt sie gekonnt.

Dann wäre da Tepesch. Der ist mehr oder weniger eingesetzt worden und breitet sich gerade wie die Made im Speck aus. Er kennt First und ist der Meinung, er kontrolliere alles hier. Womit wir wieder bei unserer Dämonin wären. Sie gaukelt ihm vor, auf seiner Seite zu sein- wenn sie nicht sogar seine Entdeckerin ist. Tepesch ist der Boss von diesem ganzen Vampirclan New Yorks und bekommt auch immer Unterstützung von anderen Dämonen. Die Langsuir war auch gekauft. Das ganze System beruht also auf Korruption und Macht. Er baut fröhlich sein Imperium auf und ahnt nicht, daß er ganz schnell von der Bildfläche verschwindet, wenn er nicht mehr gebraucht wird. Interessant ist, daß er Zekhor nicht kennt und sich deshalb wohl des Öfteren fragt, woher ihr wisst, was zu tun ist. Dann wäre da noch unser Freund, der Ankou. Der ist wahrscheinlich noch der Netteste von denen. Er will einfach nur seine Ruhe haben und seinen Job machen. Keinerlei Aversionen, die Welt zu erobern. Die Reiter behält er sich als Schutz vor- sowie er unter meinem persönlichen Schutz steht. Damit können wir nämlich eine große Katastrophe verhindern. Der Friedhof birgt ein ziemlich übles Geheimnis, daß Tepesch nicht rauskriegen soll. Die Armee des Todes wird dort seit mehreren Jahrhunderten gut versteckt.

Und um es alles noch etwas komplizierter zu machen, gäbe es da noch verschiedene Vampire, denen das alles nicht passt. Die arbeiten momentan mit Batseba zusammen- sind deshalb auch auf meiner Seite. Von denen kriege ich meine Informationen, die wir dann wieder ausnutzen können. Tepesch ist momentan natürlich fuchsteufelswild und will rauskriegen, wer ich bin. Zu dumm, daß die Hälfte von seinem Rat für Batseba oder mich arbeitet. Das hat vielleicht auch ein wenig mit der Angst zu tun- sie wissen, was ich anrichten kann. Womit wir nur noch ein Problem hätten- wo steckt First? Der tauchte mal eben auf, als es um die Erkenntnis ging, wer wir sind und verschwand dann einfach in der Versenkung. Es wäre anzunehmen, daß er für Tepesch im Hintergrund wirkt.“ Sie lehnte sich über Spikes Stuhl und sah in die verdutzten Gesichter des Rates. „Hab ich gesagt, daß es einfach sei?“

„Äh- was ich jetzt aber nicht verstehe- was können wir tun? Und was ist mit der Unterwelt, die sie geschaffen haben?“ Faith dachte auch darüber nach, ob man das überhaupt glauben sollte.

„Die andere Stadt? Tepeschs Werk. Das gehört alles zur großen Vision vom Imperium. Für uns stellt sich nun also das Problem, daß wir allein gar nichts ausrichten können. Greifen wir Batseba an, kriegen wir Ärger mit allen Anderen, bei denen sie noch Schulden hat. Sie ist zwar das Hauptrisiko, aber wir kommen vorerst nicht an sie ran. Dann könnte ich euch auch nicht mehr so gut helfen, weil ich ja von ihr einiges an Macht habe- und einen Pakt, der bei einem Bruch meinen Untergang bedeuten würde. First ist nicht greifbar. Zekhor ein Geist, dem es scheiß egal ist, was wir tun- er wird am Ende immer übrig bleiben. Bliebe noch Tepesch. Gegen den intrigieren jetzt schon mehrere Parteien, und wir könnten uns unbemerkt einschalten. Mit einem etwas anderen Ziel als Batseba. Sie will ihn die Arbeit machen lassen- um dann den fertigen Thron zu übernehmen- so vermute ich es zumindest. Sonst hätte sie ihn längst abgesetzt. Sie hat nämlich ein einfaches Problem- sie ist eine Strategin- aber viele Vampire stehn nun mal auf Kämpfer- auf Macht und auch auf einen bekannten Namen. Tepesch ist ihre ideale Marionette. Aber manchmal ist sie auch etwas blind- und traut mir nicht zu, so gerissen wie sie zu sein. Ich würde vorschlagen, wir nutzen die Methoden der Dämonen. Wir hätten einen Vampir, eine Dämonin, eine Hexe und jede Menge fähige Wächter und Jäger. Sollte sich daraus nicht was machen lassen?“

„Bella? Was bist du eigentlich? Hast du auch eine Ahnung, wie du wirklich entstanden bist? Und auf welcher Seite du eigentlich sein solltest?“ Wood musterte sie etwas verlegen. Das fragte sich hier wohl jeder.

„Wenn ihr das unbedingt wissen müsst- also gut. Buffy erfuhr von Spike, daß das Serum fertig ist. Sie hat es umgefüllt und somit geklaut- bevor Tyra es erneut vertauschen konnte. Dieser Lunar hat ihr eingeredet, daß sie an allem schuld sei und sie in den Tod getrieben. Aber irgendwie hatte sie eine Idee und wollte nur den Körper töten, den er beherrschte. Zekhor tauchte auf und machte sie runter, warum sie sich zwei Auswege ließe. Er wollte ihr beweisen, daß das mit dem Serum nicht funktioniert, lässt sie es schlucken und ersticht sie dann- zumindest sollte sie das glauben. Aber in der Zeit wirkte das Serum schon und tötete sie. Zekhor ruft seinen Lunar zurück und plant irgendwas, daß ich nicht weiß. Batseba schafft den Körper zur Seite und versucht es mit der Wiedererweckung der ewigen Jägerin- weil sie ebenfalls annahm, daß Buffy tot sei. Ich wäre also so oder so zurückgekehrt. Buffy war 2 Tage tot- und das machte sie nervös. Doch dann wurde ich von kleinen, fiesen Ratten erweckt, die mal kosten wollten, wie eine Jägerin schmeckt. Batseba dachte erst mal, daß ich nur Bella sei- die Kriegerin in ihrem Auftrag. Und bildete mich in allem aus, was ich so wissen muss als ewige Jägerin. Doch da kam ihr der Ankou in die Quere, der mir mal eben verklickerte, daß es euch gibt. Buffy durchschaut also das Spiel und macht mit. Und dann lernte ich Spike kennen- und hab mich erinnert. Jetzt hab ich also ein einfaches Problem: Bella ist dafür ausgebildet, ihre Aufträge zu erfüllen, zu kämpfen und nicht unbedingt darüber nachzudenken. Das Idealbild einer Jägerin. Und dann gibt es da noch die kleine, fiese Stimme von Buffy, die sich weigert, aufzugeben. Irgendwie hing sie dann doch am Leben. Aber scheinbar verschmelzen die Beiden und werden noch zur ewigen Jägerin mit einem Charakter. Als die Prophezeiung entstand, waren Frauen nur schön- und hatten nicht zu denken. Durch Spikes Blut und Buffys Charakter hat sich das aber geändert- und ich weigere mich, einfach so zu allem ja und Amen zu sagen. Und das schließt auch ein, daß ich mir meinen Kampf selber aussuche. Das passt Batsy natürlich nicht so ganz, obwohl sie selbst um nichts besser ist. Könnte also recht lustig werden, wenn zwei Emanzen gegeneinander intrigieren. Es gibt nur noch eine Frage: Kann ich auf euch zählen? Seid ihr bereit, den Bösen mal so richtig eine reinzuhaun?“

„Und was bist du nun? Jägerin, Vampir, Dämon?“

„Das ist eine gute Frage, Faith. Was bin ich? Giles- haben sie eine Antwort?“

„Ich weiß nicht recht. Eigentlich solltest du ja eine Jägerin sein. Oder eine Art Auserwählte. Da du aber auch wie Spike untot bist- würde ich sagen- eine tödliche Mischung aller Fähigkeiten. Die aber in allen ihren Charakteren für das Gute kämpft- denn Buffy war gut, Spike ist auf unserer Seite und zählt auch nicht unbedingt als Vampir. Die ewige Jägerin ist vorherbestimmt, Gutes zu tun- ich würde sagen- wir können dir vertrauen. Auch wenn ich gerne wüsste, was eine Spezies wie du alles kann.“

„Ich bin eine Spezies?“ lachte Bella.

„Eine mir noch unbekannte Gattung von Jäger- Dämon, würde ich sagen.“

„Und was hat die Jäger- Dämonin heute nacht vor?“ merkte Wood an.

„Ich würde sagen- das Brooklyn´s. Aber nicht kämpfen. Wir brauchen Infos. Wo startet die nächste Blutparty- wo wären noch ein paar Nester auszuräuchern- wie können wir in der anderen Stadt etwas Chaos anrichten- solche Sachen eben. Das ist ein Club von Batsebas Leuten. Wir könnten euch einschleusen, indem ihr euch als mein Team zu erkennen gebt. Es ist so üblich, daß da jeder etwas bessere Vampir eine Horde von Mitläufern hat. Sie sind meistens markiert- mit Zeichnungen oder Brandings. Die zwei Hunde sind Tepesch´s Zeichen. Batsebas Leute tragen eine kleine Schlange- eine Kobra, um genau zu sein. Da ich euch keine Tätowierungen aufdrücken will, kriegt ihr Armbänder.“ Sie zog ein schwarzes Lederband aus der Hosentasche und warf es auf den Tisch. Ein silbernes, längliches Zeichen war daran befestigt.

„Das Auge der Jägerin. Ein altes Zeichen aus der frühesten Zeit. Batseba hat es mir zugeteilt- deshalb auch diese Gesichtsbemalung.“ Sie deutete auf ihre Linien an den Augen, die sie viel schmäler und katzenhafter erscheinen ließen.

„Jetzt weiß ich, warum mir das bekannt vorkam. Die Augen der ägyptischen Königinnen wurden auch so betont. Sie gelten als die Seele des Menschen- aber ist es nicht riskant, sich als Jäger zu outen?“ Andrew verglich das Armband mit Buffys Blick. Eine gewisse Ähnlichkeit war wirklich nicht zu übersehen.

„Jeder Vampir im ganzen Bundesstaat weiß, daß die ewige Jägerin erschienen ist- so was spricht sich rum wie ein Lauffeuer. Und das sie mit dem Rat der Wächter arbeitet, können die sich an 5 Fingern abzählen.“

„Aber dann wissen doch alle, daß du gegen sie arbeitest?“

„Weißt du, Faith- Dämonen haben einen entscheidenden Fehler in ihrer Denkweise- sie kennen das Ende- aber trotzdem wollen sie immer das Beste für sich selbst rausholen. Und sie sind so ehrgeizig, daß jeder gerne der Herrscher wäre, der das Imperium errichtet- solange sie es nicht mit uns zu tun kriegen. Batseba war so leichtsinnig und stellte nur eine Bedingung- sie und ihre Leute nicht bewusst zu bekämpfen. Unfälle zählen da genauso wenig drunter wie dumme Aussagen, die euch vielleicht zu gewissen `Angriffen` führen könnten. Würde ich mich vor Batseba stellen und sie köpfen wollen- das wäre ein direkter Angriff- alles andere ist bei Dämonen Auslegungssache. Und das gilt für jeden von ihnen. Wisst ihr, warum ihr bis jetzt noch keinen ernsthaften Ärger gekriegt habt? Weil ihnen ihre Untertanen egal sind. Ein paar Vampire mehr oder weniger- wen interessiert das schon? Aber einen Unterschlupf ausräuchern, ihr System unterbrechen oder ganze Vereinigungen dem Erdboden gleich machen- wenn sie vielleicht gerade einen wichtigen Auftrag haben- das ist richtiger Krieg für sie. Und dann sind alle Anderen ganz schnell dabei und stürzen sich auf die Beute. Wir sind doch nur diejenigen, die den Startschuss geben- und das wissen sie. Die Jägerin räumt auf- und wer auf ihrer Seite ist, lebt länger. Das bedeutet etwas mehr Macht- für den kärglichen Rest ihres Daseins. Sie werden immer weniger und werden mächtiger- und der Schlauste bleibt übrig. Nur wagen sie selbst nicht, eine Dezimierung vorzunehmen- zu starke Gegner, zuviel Arbeit- kein geschenkter Sieg. Da werde ich eben vorgeschickt und bin sowohl Freund als auch Feind für sie. Das ist eine lustige Position- das muss ich zugeben.“

„Klingt logisch. Aber wenn, dann brauchen wir für jeden so ein Band.“

„Kein Problem, Andrew. Willow- du kannst doch sicher den Vervielfältigungszauber?“

Ein lautes Poltern auf der Veranda ließ sie alle aufschrecken. Sie waren gerade dabei, sich für den Abend zu rüsten, und Tyra und Willow verteilten die Armbänder, die Willow mit Bellas Hilfe erstellt hatte.

„Willow!“ keifte eine unmissverständliche Frauenstimme draußen.

„Na toll- Batseba. Alle Waffenträger bitte bereithalten, falls sie Dummheiten macht.” Bella zog die Tür auf und lächelte zuckersüß. „Hallo, Batseba. Hallo Bruce. Gibt es Probleme?”

„Und ob- junge Dame- wir haben einen Pakt!“

„Ähm- wie war das noch gleich- ich soll euch nicht angreifen? Tue ich das? Sieht mir nicht so aus. Und der Pakt gilt beidseitig. Du darfst mich und meine Helfer nicht herausfordern- schon vergessen? Ich würde vorschlagen, du belässt es bei der Erinnerung an eine schöne Zeit am See. War toll, weißt du- aber eigentlich steh ich mehr auf Action. Mir geht es hier wirklich sehr gut- und wir wollen doch nicht, daß sich daran was ändert, oder?“

Batseba schnappte sprachlos nach Luft. Da kam Willow neben Bella und sah die Dämonin traurig an.

„Laß sie in Ruhe, Batsy. Oder du verlierst mich auch noch ganz.“

„Willow?“ flüsterte die Schönheit niedergeschmettert.

„Du kannst nicht alles festhalten, nur weil du es willst. Und Bella gehört hier her- so, wie das auch meine Familie ist. Du musst es akzeptieren.“

„Soll das heißen-?“

„Tut mir leid- aber du bist zu weit gegangen. Du hättest es mir sagen müssen- und hättest sie uns nicht vorenthalten dürfen. Du wirst nie die Seele eines Menschen beherrschen können- auch nicht meine.“ Damit machte Willow leise die Tür zu und atmete durch. Dann sah sie Bella an und nickte wissend.

„Du bist Buffy- nur sie würde Dämonen sprachlos quatschen können.“ Und dann ging sie nach oben und schloss sich ein.

 

Der Flirt mit dem Tod

 

„Hallo Isabella! Toll siehst du wieder aus- rrr!“ Der Türsteher- Vampir gab ihr die Fünf und lachte. „Gehören die Nasen zu dir?“

„Hey!“ Das passte ihm gar nicht! Bella war seine Freundin- und er ließ sich doch hier nicht einfach beleidigen!

„Spike- bleib ruhig. Ja- mein Aufgebot. Schick- was?“ Bella lachte kalt und besah sich den drolligen Haufen hinter sich. Sie sahen aus, als würden sie zur Schlachtbank geführt. Daran würden sie sich wohl erst gewöhnen müssen- mal nicht losstürmen und zuschlagen.

„Menschen? Sind die nicht zu leichte Beute?“

„Glaub mir- ich weiß, was ich tue. Aber hab mal ein Auge auf sie- wenn mir einer von denen flöten geht- bist du fällig!“ Sie klopfte dem Riesen auf die Schulter und ging hinein. Die Jäger folgten ihr und sahen sich nebenbei nach Fluchtwegen um.

„Spike- um das gleich klar zu stellen- Isabella und Spike sind kein Paar- okay? Also mach es nicht durch irgendwelche Eifersüchteleien kompliziert. Ich hab meine Methoden- und die funktionieren meistens- auch ohne jemanden zu verprügeln.“

„Hab schon verstanden- aber wenn Buffy es mit anderen Vampiren treibt, werd ich ernsthaft sauer.“

„Na das ist doch eine klare Aussage- hallo Jass!“ Sie stürmte los und fiel einem Vampir in die Arme. Spike glaubte, nicht richtig zu sehen! Sie gab ihm Küsschen auf die Wangen! Wie viele Jahre hatte er denn verpasst?

„Ich glaub, sie hat uns doch Einiges verschwiegen.“ Bemerkte Kennedy an seiner Seite.

„Teilt euch auf und versucht, was rauszukriegen- und behaltet sie im Auge.“ Knirschte Spike.

Bella ging mit dem Vampir an die Bar und hievte sich auf einen Hocker. Sie klopfte auf den Tresen und prompt standen zwei Gläser vor ihnen.

„Sehr witzig, Tark!“ Sie schob das Glas mit dem Blut von sich.

„Du weißt einfach nicht, was gut ist!“ Der Bloodkeeper nahm das Getränk zurück und stellte ihr eine Cola hin.

„Na- was machst du so? Hab gehört, die Langsuir soll ziemlich breit gewesen sein!“ Jass lehnte sich an den Tresen und beobachtete die anderen Gäste.

„Im wahrsten Sinne des Wortes.“ Lachte sie und sah in die Menge. Überall entdeckte sie ihre Helfer- und sie beobachteten sie genau. Irgendwie schrie das Biest in ihr auf, mal so richtig loszulegen. Aber da kamen schon zwei weitere Vampire auf sie zu und umarmten sie wild. Jetzt war ja die Clique wieder vollständig- und sie fragten sie über den letzten Kampf aus. Spike focht gegen die innere Wut an, als er sah, wie sie mit ihnen herumscherzte und so vollkommen glücklich aussah. Er hatte sich einen Platz an der anderen Seite der Bar gesucht und starrte sie unverhohlen an.

„Uh- der Typ da drüben scheint es aber ganz schön auf dich abgesehen zu haben!“ johlte Jass los, als er Spike bemerkte. Sie sah kurz hin und wandte sich dann wieder ab.

„Ist einer von meinen Mitarbeitern. Eigentlich ganz okay.“

„Willst du ihn uns nicht vorstellen?“

„Wenn ihr meint.“ Sie stand auf und führte ihren Trupp durch die Menge zu Spike hin.

„Na? Amüsierst du dich gar nicht?“ scherzte sie.

„Ich beobachte.“

„Aja. Das sind ein paar Kumpels von mir- Jass, Iris und Demox. Leute- das ist Spike.“

„Hallo. Mußt ja ziemlich gut sein, wenn du für unsere Bella arbeitest.“ meinte Demox aalglatt.

„Was macht er so, Bel? Ich meine- du kämpfst doch eh allein.“ Iris musterte den Vampir neugierig.

„Wie wär´s, wenn wir tanzen gehen, Jungs. Spike?“

„Nein, danke.“ Er wandte sich demonstrativ ab.

„Wow- der ist ja ein Spielverderber!“

„Ich würde eher sagen- eifersüchtig!“ kicherte Demox und tanzte ganz nah an Bella heran. Sie machte bewusst mit und tat so, als würde sie das gar nicht interessieren. Im Geheimen beobachtete sie aber Spike ganz genau- und merkte, daß das zur Folter für ihn wurde. Das tat ihr dann doch leid, denn sie hatte ihn nicht vorgewarnt.

„Hey, Jungs- Pause. Ich muss mich mal hinsetzen.“ Sie stürmte in die Sitzecke und warf sich auf die Couch. Und bekam Spike so aus ihrem Blick- um endlich mal wieder an die Arbeit denken zu können. Und da erfuhr sie auch, daß es Probleme mit dem Blut gäbe. Tepesch würde langsam auf die Dauervergiftung umsteigen und hätte schon mehrere Clubs beliefert. Jemand müsse das KID abblocken. Eindeutige Blicke gingen in Bellas Richtung. Sie wollte sehen, was sie tun konnte und verabschiedete sich dann. Sie hatte das Gefühl, sich noch bei jemandem entschuldigen zu müssen.

Spike saß noch immer an der Bar und starrte vor sich hin. Sie blieb hinter ihm stehen und legte ihre Hand auf seinen Arm. „Tut mir leid.“

„Schon okay.“ Er sah sich nur kurz zu ihr um. Sie setzte sich neben ihn und strich kurz über seinen Oberschenkel.

„Bist du sauer?“

„Was denkst du denn?“ er klang gekränkt.

„Spike- ich hätte es dir vorher sagen sollen- okay. Das sehe ich ein. Aber es ist nicht gut, wenn es gleich alle erfahren. Sie wissen, daß du mit Buffy zusammen warst- irgendeiner könnte sich verquatschen bei Tepesch- und dann sind wir gleich geliefert. Also- wir können drüber reden- aber nicht hier. Laß uns heim fahren. Ich hab erfahren, was ich wollte.“ Sie sprang wieder auf die Füße und sah sich nach den Anderen um.

„Wie du meinst. Trommeln wir die Chaoten zusammen und dann los.“

Schnell fanden sie ihre Jäger und Wächter, die meistens mit irgendwelchen Vampiren abhingen und teilweise ziemlich gut drauf waren. Hier hatte wohl jeder heute seinen Spaß- und Bella hoffte nur, daß es beim Flirten blieb. Vampire konnten manchmal ziemlich unberechenbar werden! Im Auto plapperten alle wild durcheinander, nur Bella blieb still und sah zum Fenster hinaus.

„Also- wenn wir da noch mal hinfahren sollten, kann ich für nichts garantieren! Diese Bräute waren ja der Wahnsinn! Habt ihr die Blondine gesehen?“ Tomas war Feuer und Flamme.

„Hey- halt mal schon die Füße still! Das sind Vampire- die sind ziemlich tot- und wenn du dich drauf einlässt, bist du es auch bald.“ Warnte Spike.

„So wie deine Buffy?“ gluckste Tomas.

„Vergiss es einfach.“ Stellte er erstaunlich ruhig fest. Und merkte, wie Bella seine Hand nahm und sanft drückte. Wenn die alle wüssten, wie viel von Buffy wirklich zurück war- sie würden ausrasten! Aber anscheinend bemerkten sie nicht einmal, daß er mit Bella angebändelt hatte.

Nach Auswertung der Neuigkeiten und der Planentwicklung für den nächsten Tag, den sie mal wieder in der Unterwelt verbringen würden, verabschiedete sich Bella und ging ins Bett. Alle Anderen folgten nach und nach, was Spike viel zu lange dauerte. Wie ein Tiger im Käfig wanderte er den Trainingsraum auf und ab. Dann wurde es still im Haus. Er wollte schon fast nach oben schleichen, als sie ihn von hinten antippte. Er hatte sie nicht gehört.

„Spike.Ich liebe dich!“ flüsterte sie und wandelte sich in Buffy um, die sich an ihn schmiegte und leidenschaftlich küsste. Sie versuchte, ihn an den nächsten Tisch zu ziehen und fuhr ihm nebenbei unters T- Shirt. Da wich er von ihr ab und stoppte sie somit.

„Okay- du bist eine tolle Frau- aber du wolltest mir was erklären! Ich laß mich nicht damit abspeisen!“

„Seit wann denn das?“ lachte sie und setzte sich auf den Tisch. Sie lehnte sich leicht zurück und ließ ihren Fuß an seinem Bein nach oben wandern.

„Buffy- laß das bitte! Ich will eine Erklärung!“

„Spielverderber. Aber gut- ich hab´s dir wohl versprochen. Setz dich neben mich- ich tu dir nichts. Vorerst.“ Mit einigem Abstand lehnte er sich an den Tisch und wartete ab.

„Es gibt da so ein paar Tricks, die es ermöglichen, die wahre Identität der Jägerin zu verheimlichen. Die Dämonen erliegen alle einer Täuschung, so wie das auch bei den Menschen funktioniert. Das Team sieht sicherlich gewisse Dinge von Buffy in mir- aber wenn ich es will, kriegen die nicht mit, das wir zusammen sind. Da müssten sie uns schon in flagranti erwischen. Bella strahlt für sie eine absolute Reinheit aus- etwas Unnahbares. Ein Wesen ohne Gefühle, ohne das Bedürfnis nach Sex oder anderen menschlichen Schwächen. Deshalb würde es ihnen suspekt erscheinen, daß wir etwas miteinander hätten. Und das sollte auch so bleiben. Denn dadurch schützen wir die ganze Gruppe. Würde Tepesch etwas mitkriegen- daß wir Beide wieder glücklich vereint sind- nicht auszudenken, an wem er seine Wut ausließe. Spike und Buffy waren denen allen ein Dorn im Auge- aber Spike und Bella- das würde nie funktionieren- denken sie zumindest. Die Beiden sind dafür vorgesehen, eine einmalige Begegnung zu haben. Niemand weiß, daß Buffy immer noch im Spiel ist- außer dir und mir.“

„Soll das heißen, wir müssen uns wieder verstecken? Schon wieder Heimlichkeiten haben? Ich hab das langsam satt.“

„Sie werden das noch zeitig genug erfahren- aber ich will nicht, daß sie von heute auf morgen alles wissen. Giles glaubt, daß man es sofort an den Zeichen sehen würde, wenn da mehr wäre zwischen uns. Lassen wir ihn doch in dem Glauben, damit sein Weltbild wenigstens einigermaßen stimmt.“

„Warst du schon immer so ein Luder?“ zweifelte Spike mit einem ironischen Lächeln.

„Ich glaub, ich war immer viel zu ehrlich- wollte mein ganzes Leben logisch begründen- einfach perfekt sein. Dabei hab ich vergessen, was es für einen Spaß machen kann, kleine Geheimnisse zu haben. Ich schlag dir also eine Abmachung vor- wir Beide haben keine Geheimnisse voreinander- aber bestimmte Dinge bleiben unter uns. Denn was wir so privat treiben, gehört nicht in den Rat der Wächter. Ich hab einmal den Fehler gemacht und alles miteinander verbunden- das hat mich letztendlich umgebracht. Tu mir den Gefallen und spiel mit- du wirst es auch nicht bereuen.“

„Wenn du meinst.“ Er klang wenig überzeugt, aber wandte sich ihr zu und kam etwas näher.

„Oh ja- und wie ich das meine. Schließlich bekommst du dafür das Herz der schwarzen Jägerin.“ Sie umklammerte seine Hüften mit ihren Beinen und zog seinen Kopf zu ihr herunter. „Auch wenn das vielleicht so aussieht- du bist nicht mein heimlicher Liebhaber!“ Ein Kuß folgte.

„Was denn dann?“ murmelte er dazwischen.

„Meine Seele.“ Kuß. „Mein Blut.“ Kuß. „Der Mann, den ich über alles liebe.“ Kuß, der verlangender wurde.

„Seit wann bist du eigentlich so süchtig danach?“ Seine Lippen wanderten ihren Hals herab.

„4 Monate sind ne lange Zeit- und jeder Dämon hat doch eine kleine Gier- oder?“

„Du bringst mich noch ins Grab.“ Er drückte sie nach hinten auf den Tisch und lehnte sich auf sie.

„Wer ist denn hier süchtig?“ Ihre Augen schienen ihn hypnotisieren zu wollen.

„Halt die Klappe, du Biest!“ hauchte er in ihren leicht geöffneten Mund. Und sie vergaßen Beide, wo sie eigentlich waren- aber der Keller behielt ihr Geheimnis für sich.

Das Gift des Drachen

Am Nachmittag, als wieder Leben in das Haus kam, wirkte Bella kühl und gelassen wie immer- und erleichterte Spike, Abstand zu halten, indem sie sich höflich, aber distanziert gab. Es war okay, wenn sie als gute Partner erschienen- und vielleicht auch Freunde. Giles schien es alles zwar aufmerksam zu beobachten, aber er konnte sich wohl keinen Reim darauf machen.

„Spike- Dawn ist am Telefon. Willst du es ihr erklären?“ Willow hielt den Hörer zu und deutete auf Bella.

„Ja- gib her.“ Er nahm den Hörer und verzog sich in sein Büro. Es würde wohl ein Schock für Dawny sein, daß jemand aufgetaucht war, der so Einiges von Buffy hatte.

„Bella- wenn du nicht willst, brauchst du nicht mit ihr zu reden. Sie wird verstehen, daß das alles Neu für dich ist.“ wollte Willow sie aufmuntern. Aber Buffy erinnerte sich an alles, was schief gelaufen war zwischen ihnen. Und das tat weh. Aber sie wollte gerne mit ihrer Schwester reden- als Bella. Denn das war einfacher. Auch wenn sie wusste, daß sie sich hinter dieser Fassade versteckte.

„Bella- sie würde dir gern hallo sagen.“ Spike war zurück gekommen und hielt ihr fragend den Hörer hin. Bella nahm ihn wie ein rohes Ei entgegen und sagte vorsichtig: „Hallo Dawn. Wie geht es dir?“ Und dann verstummte sie und hörte ihrer kleinen Schwester zu, fragte manchmal nach und lachte über ihre Feststellungen zu L.A.. Als einige Zeit vergangen war, sagte Dawn plötzlich leise: „Ich wünschte, Buffy hätte mir früher so zugehört. Danke, Bella. Du bist toll.“ Dann legte sie auf. Es tutete lange, bevor Bella es registrierte. Sie gab Willow das Telefon zurück und zuckte mit den Schultern.

„Sie ist wirklich erwachsen geworden.“ Und bedrückend ehrlich. Als sie sich abwandte und den Büchern widmete, sagte niemand ein Wort und ließ sie nachdenken. Vielleicht brauchte sie das- die Wahrheit. Spike wusste, was Dawn gesagt haben konnte, was ihr so nahe ging und ihr vielleicht half, in Zukunft anders zu handeln.

„Leute- gute Neuigkeiten!“ Xander stürmte freudig in die Zentrale hinein und fand die gesamte Mannschaft wie immer über irgendwelchen Büchern brütend. Manchmal fragte er sich wirklich, was eigentlich so schwer daran war, diese Dämonen auszuschalten. Die mussten doch langsam wandelnde Lexika über Dämonen sein- warum fanden sie dann die Lösung nicht?

„So? Das wäre ja dann mal wirklich etwas Neues.“ Bemerkte Giles seltsam abwesend. Spike musterte den Senior- Wächter kurz. Er hatte aufgegeben, auch wenn er sich das selbst nicht eingestand. Die beste Zeit hatte Giles in Sunnydale gehabt, was seinen Job anging. Er tat sein Bestes, aber die anderen, jüngeren Wächter konnten mit ihren neuen Methoden ganz anders arbeiten- und das wurde langsam zu viel für ihn.

„Unser Trainingslager macht entscheidende Fortschritte. Wir konnten zu der alten Fabrik in Queens noch eine Art Wasserturm dazubekommen. Es liegt alles auf einem verlassenen Gelände- ideal also, um auch draußen zu üben. Mason hat so seine Pläne mit diesem Turm- es soll so eine Art Fallengespicktes Labyrinth werden- und was er mir so am Computer gezeigt hat- holla! Wenn das mal nicht richtig reinhaut! Aber das Beste daran ist- wir bekommen die Unterstützung als Jugendprojekt. Damit wäre unsere Kasse wohl etwas geschont. Wir können Leute anwerben, die beim Aufbau helfen und kriegen auch noch welche zugewiesen- ist so ne Art Eingliederungsprojekt für Kids, die sozial nicht so gut dastehen.“

„Könntest du mir mal eine Liste erstellen, wer da so mitmacht? Wir sollten das wohl vorher überprüfen, bevor wir auch noch Probleme mit Gangs oder so kriegen.“ Andrew wirkte etwas beunruhigt. Er kannte solche Eingliederungsprojekte. Meist bestanden sie doch daraus, straffällig Gewordene zu schikanieren.

Bella kam mit einem Arm voll Waffen die Treppe hoch und knallte sie auf den Tisch.

„So. Wir haben heute noch was vor. Ich meine-ich könnte das auch allein erledigen- aber ich denke, daß wir das als Team tun sollten. Dann würdet ihr gleich noch mehr mitkriegen, wie das alles so läuft in der Unterwelt. Es gibt da noch so Einiges, von dem ihr nichts wisst. Aber vergesst die Sache mit den Pflöcken. Das riecht ja regelrecht nach Jägerin. Stilecht für die ewige Jägerin ist natürlich das Schwert. Aber damit könnt ihr noch nicht so gut umgehen- und schließlich braucht ja jeder ein gewisses Statussymbol. Ihr bekommt das hier- Langmesser. Exklusive Silberlegierung, falls euch mal ein Werwolf in die Quere kommt, geweiht mit heiligem Wasser, um auch wirklich jedem Vampir den Garaus zu machen und sehr handlich.“ Sie machte ein paar Luftschläge und spähte über die Klinge, die im Licht seltsam leuchtete.

„Woher hast du die?“ Kennedy nahm eines in die Hand und besah sich den Schliff. Eine glatte, wahrscheinlich sehr scharfe Seite und eine furchteinflößend Gezackte. Noch nie hatte sie solche Messer gesehen- vor allem so viele auf einen Haufen!

„Woher- das tut hier nichts zur Sache. Sagen wir mal so- ein kleines Geschenk vom Chef persönlich. Vermutlich wird er sie schon vermissen- aber Willow war so nett und hat sie mit meinem Zeichen versehen- sie gehören offiziell uns.“

„Du hast sie von Tepesch geklaut?“ entfuhr es Tomas vorwurfsvoll.

Bella strafte ihn mit einem vielsagenden Blick. „Nicht geklaut- nur seine Schulden bei mir beglichen.“ Sie atmete tief durch und seufzte. „Also gut- ich glaub, wir müssen da mal was klären.“ Giles hob interessiert den Kopf. Er hatte so einiges über die ewige Jägerin erfahren können- aber würde sie das selbst auch alles wissen? Seine Arbeit war getan- Buffy existierte nicht mehr und Bella käme allein ganz gut klar. Er hatte nicht mehr zu entscheiden, was richtig oder falsch war.

„Setzt euch mal bitte. Ich hab euch viele Dinge erzählt- was wir tun müssen- wer die Feinde sind und auch ein wenig über mich als ewige Jägerin. Wir wissen alle, seitdem wir diesen Rat gegründet haben, daß die alte Vorstellung davon keinen Bestand mehr hat. Zeiten ändern sich- und selbst Giles wählt ganz neue Methoden und hat uns sehr viel freie Hand gelassen. Manche von euch kennen ihn nicht so lange, als daß sie wüssten, wie ein Rat eigentlich funktioniert- und das Giles immer recht hatte- Buffy immer unrecht- und Spike- na ja- lassen wir das.“

„Der Mitläufer vom Dienst.“ Bemerkte er trocken.

„Ja- so in etwa. Wie gesagt- es hat sich sehr viel verändert. Buffy gibt es nicht mehr. Kennedy ist die aktuelle Jägerin und wir sind die Wächter. Das ist nicht so einfach, wie es klingt. Und gerade für mich ist es momentan schwer, sich überhaupt selbst zu definieren. Ich möchte hier nicht die große Anführerin sein, der Alle hinterherlaufen. Ich weiß- in Sunnydale war ich das schon zur Genüge. Keine Ahnung, warum ich immer den obersten Posten abkriege. Ihr seid der Rat- und ich bin die ewige Jägerin. Wir müssen nicht Notgedrungenehrmaßen zusammen arbeiten. Ich kann mein Ding durchziehen- und ihr Eures. Fakt ist- ich bin die, die übrig bleibt. Und weil ich euch alle so schrecklich gern hab, will ich euch helfen. Nichts weiter. Naja- allein sein ist auch nicht so toll- und irgendwie hab ich mich an das Chaos hier gewöhnt- ich geb´s ja zu! Aber das tut nichts zur Sache. Ihr könnt mit mir kämpfen- aber dann gelten meine Regeln. Und Spikes- ja- das ist wichtig. Unsere Regeln. Ist nicht ganz leicht, sich als Team zu betrachten, wenn man eigentlich als ewige Einzelgängerin angesehen wird. Entschuldigung. Ich werd mich bessern.“ Sie lachte Spike kurz an- und dachte unwillkürlich an das, was nur sie Beide wussten. „Naja- jedenfalls haben wir bisher viel zu sehr nach Art der Jägerin gekämpft. Wir wollten alles anders machen, wenn ihr euch noch erinnert- und dann sind wir doch wieder auf Patrouille gegangen, haben Clubs ausgerottet- die alte Sucht der Jägerin eben. Die werden wir wohl auch nie wirklich in den Griff bekommen. Aber wir können sie umwandeln. Gestern abend im Brooklyn´s- da wollte ich euch eigentlich etwas zeigen- ich hoffe, ihr habt die Lektion verstanden. Wir töteten keine Vampire, und trotzdem werden wir heute etwas tun, um Tepesch zu schaden. Weil wir Informationen erhielten. Patrouillen können auch anders laufen, wie ihr seht. Dieser Club ist aber nur Einer von mehreren Verstecken und Treffs der Vampire um Batseba und mich. Ihr werdet sie nicht in dieser schlauen Karte finden, weil sie nicht zu Tepesch gehören. Nach und nach werde ich euch überall hinbringen und sie euch zeigen. Aber das ist nur dann wichtig, wenn wir Infos brauchen oder einen Unterschlupf. Womit wir schon beim nächsten Thema wären- Tarrytown liegt zu weit von New York entfernt. Wir brauchen eine Art Filiale in der Stadt, wo wir auch mal mehrere Tage untertauchen können. Batseba gehören mehrere Wohnungen an der Upper West Side. Ich werd sehen, ob ich nicht doch mal mit ihr verhandeln kann. Zufällig gibt es da noch ein paar Dämonen, die ihr im Weg sind. Eine Hand wäscht die Andere.“

„Dann kann sie uns aber kontrollieren.“ Faith erschien es unlogisch, sich so offensichtlich mit dem Feind einzulassen.

„Das tut sie auch so. Wir tun keinen Schritt, ohne, daß sie es nicht wüsste. Gewöhnt euch ganz schnell die Vorstellung ab, wir könnten hier was in unserem Kämmerchen zusammenbrauen und sie reinlegen. Also ist es klüger, mit ihr zu arbeiten statt gegen sie. Womit ich beim letzten, und wohl auch schwierigsten Punkt angelangt wäre- unsere Methoden und Denkweisen zu Gut und Böse. Es stand immer fest, daß die Jägerin gut ist und die Vampire bekämpft. Schön und gut- aber das funktioniert leider nur in der Theorie. Wenn ihr euch mal umseht- wen habt ihr denn in eurem Team? Einen Vampir, der auch noch übernatürliche Kräfte hat und eine Jägerin, die sein Blut in sich trägt und nicht gerade wie Lieschen Müller aussieht und handelt. Willow ist eine Hexe, die auch mal richtig fies wird. Von euch anderen und euren Teufeleien möchte ich gar nicht sprechen. Sieht also so aus, als wären wir alles andere als Nett! Und dieser Kampf erfordert mehr als jemanden ins Jenseits zu schicken. Klar- ihr könntet jetzt sagen- lasst uns Tepesch angreifen und ihn töten. Das klingt ganz einfach. Aber wir haben es hier mit Politik zu tun. Diese ganzen größenwahnsinnigen Meister und was auch immer waren aus der alten Welt. Nimm einen Pflock, erledige sie und basta! Ich wäre froh, wenn es so weiterginge. Aber auch die Vampire haben den Schuss gehört und sind im 21. Jahrhundert angelangt. Die stecken hinter der gesamten Wirtschaft, der Börse, Banken, Armee- was weiß ich. Töte den Einen und du provozierst das große Ende, das du nicht mehr mit einem Pflock bremsen kannst- das hat mir Batseba beigebracht- und damit hat sie leider recht. Wir kämpfen gegen Dämonen- aber wie sollten wir einen Börsencrash oder eine Atombombe stoppen? Die Verantwortung ist somit sehr viel größer als früher- und eine Jägerin allein kann das gar nicht schaffen. Es geht hier nicht darum, den einen Feind auszuschalten- es gibt sie überall und das gesamte System ist nur durch einen Faktor verbunden- die Zeit. Die Prophezeiung sagt es- es ist noch nicht die Zeit gekommen. Aber wir können trotzdem etwas tun- das Böse in soweit aufhalten, als daß es nicht so stark werden kann. Ein schwacher Feind lässt sich immer besser bekämpfen als ein übermächtiger Gegner. Und darum bitte ich euch. Helft uns, dem Bösen das Leben schwer zu machen. Bewahrt diese Welt vor zu viel Chaos. Und kämpft mit seinen eigenen Waffen. Wir sind nur ein paar- aber die Macht der Wächter wird wachsen. Der Grundstock ist gelegt- ihr werdet es bald erfahren- aber ihr müsst uns vertrauen. Wir sind Dämonen- wir kämpfen anders. Ich weiß, daß es schwer ist, daß zu verstehen- ich brauchte ja selbst sehr lange, um Spike überhaupt zu akzeptieren. Aber ihr kennt ihn jetzt etwas besser. Ich werde hier niemanden fragen, ob er Spike zu 100 Prozent vertraut- weil es doch immer wieder gewisse Zweifel gab. Die werdet ihr bei mir genauso haben- weil ich manchmal vielleicht sogar noch etwas extremer handeln werde. Aber es dient alles dem einen Ziel. Den Endkampf zu gewinnen und das Gute zu erhalten. Geht den Weg mit uns, oder entscheidet euch dagegen. Aber versucht uns nicht aufzuhalten. Denn dann könnte es gefährlich werden.“

„Ist das eine Drohung?“ Wood gefiel das alles gar nicht recht. Aber es war wohl der einzige Ausweg- wenn man Dämonen bekämpfen wollte.

„Nein. Es ist nur die Wahrheit. Ihr könnt aufgeben, wenn ihr wollt. Sucht euch einen einfacheren Job, kauft euch ein Häuschen oder was immer ihr wollt. Niemand wird euch deswegen verurteilen. Aber ihr müsst euch entscheiden. Wenn ihr einmal in all dem drin steckt, könnte es auch gefährlich werden. Dann ist ein Ausstieg vielleicht nicht mehr möglich. Solltet ihr aber jetzt entscheiden, daß ihr lieber in Ruhe leben wollt und in 10 Jahren rappelt es euch wieder und ihr wollt zurück, ist das auch kein Problem, nehme ich an. Je mehr von euch gehen, desto schwieriger wird es für uns- aber zum Anderen wäret ihr dann wenigstens in Sicherheit.“

„Müssen wir uns sofort entscheiden?“ fragte Amanda vorsichtig. Sie wollte das alles nicht aufgeben- aber andererseits hätte sie auch gern so ein Leben wie Dawn- weit weg von all dem.

„Ich verstehe es, wenn du gerne etwas Anderes tun möchtest. Niemand wird hier böse sein, wenn du lieber studieren willst oder was auch immer. Sollte es dazu kommen, daß alle anderen Jägerinnen sterben, dann wärest du die Eine. Damit musst du leben. Aber momentan gibt es von euch Anwärterinnen sehr viele- nicht nur euch, die ihr hier sitzt. Deine Chancen stehen ganz gut, daß du es nie werden würdest.“

„Das kannst du nicht festlegen.“ Bemerkte Giles beunruhigt.

„Giles- es tut mir leid. Zeiten ändern sich nun mal. Wie gesagt- ich weiß Einiges, was ihr erst noch erfahren müsst. Jägerinnen werden nicht per Zufall bestimmt. Chao- Ann war kein Unfall vom Amt- sozusagen. Und Kennedy ist ein anderes Schicksal vorherbestimmt als ihr. Sie wird eine würdige Nachfolgerin für Buffy sein, daß kann ich ihnen schon jetzt versichern.“

„Woher willst du das wissen?“

„Ich weiß es einfach. Als ich starb, war das anders als beim letzten Mal. Ich war wohl irgendwo in einem anderen Universum. Da erfährt man so Einiges über dieses System. Und deshalb weiß ich auch, daß sich viel verändert hat. Auserwählte entstehen bei Bedarf, nicht durch ihre Geburt. Vor einem Jahr waren es nur diese Wenigen, die wir versammelten. Aber irgendwie wurde durch mein chaotisches Leben- Buffys Leben eine wahre Flutwelle ausgelöst- die urplötzlich bei Kennedys Ernennung stoppte. Wir werden diese Jägerinnen finden und alle einer gewissen Grundausbildung aussetzen- aber vorerst nicht mehr. Wer bei Spike und mir im Team bleibt, wird weiterhin lernen und kämpfen. Sie sollen später die folgenden Generationen ausbilden. Nur so kann es funktionieren.“

„Klingt so, als hättet ihr einen genauen Plan?“

„Keine Ahnung- ich weiß von nichts!“ wehrte sich Spike gegen Woods´ Mutmaßung.

„Wir sollten das alles nach und nach entscheiden, wenn ihr mehr Fakten wisst. Vorerst steht der Untergrund auf dem Plan. Wir sind zu viele dafür- also nur der harte Kern, der wahrscheinlich bleiben wird. Wer ist dabei?“ Hoffentlich meldete sich jemand, befürchtete Bella. Wenn ihre Rede sie nun alle verschreckt hatte und sie mit Spike allein dastand! Aber auf Mason war Verlaß- und Faith. Tyra und Tomas reckten ebenfalls ihre Arme hoch.

„Robin- du nicht?“ flüsterte Faith ihrem Freund zu.

„Tut mir leid- ich bin mir nicht sicher, ob das der richtige Weg ist.“

„Wie sieht das eigentlich aus- ich bin ja kein Jäger oder so- was kann ich denn tun?“ meldete sich Xander zu Wort.

„Oh- du kannst mitkommen. Da gibt es momentan keine Einschränkung. Ihr werdet nicht unbedingt kämpfen müssen- aber ziemlich viel sehen und auch gesehen werden. Deshalb diese Sicherheitsvorkehrung.“

Willow, Kennedy, Heather und Sam hatte sie gar nicht bemerkt- sie waren auch mit dabei- und Andrew.

„Okay- was soll ich auch sonst mit meinem Leben anfangen- bin dabei.“ Xander lachte verlegen.

„Giles?“ fragte Tyra vorsichtig.

„Ich glaube, ich sollte zu all dem mal etwas sagen.“ Er räusperte sich und wirkte plötzlich schrecklich alt und müde. „Bella- ich weiß, daß du das Richtige tust- und ihr werdet mit Spike hoffentlich Erfolg haben. Ich kenne die Schriften, in denen von euch Beiden die Rede ist. Ich habe alles zusammengestellt und es liegt in meinem Büro. Aber versteht mich bitte richtig- ich bin einfach nicht mehr der Wächter für all das. Ich habe Buffy beschützt- aber sie ist gestorben- und auch wenn du ihr in vielem sehr ähnelst, wirst du sie nie sein. Meine Arbeit ist hier also beendet. Ihr seid weiter gekommen, als ich es je für möglich gehalten hätte- und ich will euch gerne helfen, wenn es nötig wird- aber ich merke immer mehr, daß ich das nicht mehr schaffe- es gibt zu viele Neuerungen und Denkweisen bei Vampiren, die nicht spezifisch für ihre Gattung sind. Ich würde gern mein Amt an Mason weitergeben.“

„Das ist okay- Giles. Aber danke- für alles, was sie für mich getan haben. Sie waren der beste Wächter, den eine Jägerin sich wünschen kann.“ Bella konnte nicht anders und umarmte ihn ganz fest.

„Na na- ich bin ja nicht gleich aus der Welt. Aber Urlaub machen- ja, das würde ich jetzt ganz gerne mal. Mit Donna- ich soll ihr England zeigen.“

„Na sehn sie- sie können ja doch ein Privatleben führen- viel Spaß.“

„Ihr seid mir nicht böse?“

„Nein- wir wären eher sauer, wenn sie hier noch ewig rumhocken würden und ihr Leben vergessen.“ Sie lächelte ihn aufmunternd an. Schließlich war das keine überraschende Hiobsbotschaft.

„Nagut- dann hätten wir das jetzt auch geklärt- noch jemand, der dabei sein will?“ Andrew war wieder ganz in seinen alten Planungseifer verfallen.

„Wenn´s recht ist- ich bleib bei euch- aber erspart mir diese Kämpferei.“ Lauren tauchte kurz hinter seinem Laptop auf.

„Kein Problem- wir brauchen auch Strategen im Team. Aber jetzt sind wir doch mehr, als gedacht. Das ist natürlich gut- sehr gut. Fallen also weg: Wood, Giles, Amanda, Rona und Dennis?“

„Wir könnten ja auch wieder dazukommen, oder?“

„Klar- macht erst mal Ferien. Habt ihr euch verdient. Erzählt bloß niemandem, wer wir sind oder was ihr so getan habt im letzten Jahr- das könnte im Lebenslauf ein paar Probleme bringen. Aber meine Kumpels könnten euch da etwas helfen- damit ihr ein reines Alibi habt. Ich kümmere mich drum. So- und die Anderen- kurze Besprechung für den weiteren Plan heute. Wir sind ein paar Leute zuviel- also gehen wir wieder nach altem Schema vor- die Zentrale bleibt erhalten und wird von den Strategen geführt. Willow und Xander kommen aber mit heute. Lauren, Sam, Andrew, Tomas und Heather- ihr bleibt hier. Tyra muss mit, weil meine Kumpels sie noch nicht kennen. Und sie könnte uns auch etwas helfen.“

„Und warum wir nicht?“ maulte Sam.

„Momentan brauche ich leider die Erfahreneren unter euch. Willow und Xander sind seit Jahren dabei. Und die anderen sind entweder Jägerin, waren es oder aber sind oberster Wächter. Die Hierarchie wird sich nicht vermeiden lassen. Seht´s positiv- keine Vampire, kein Kerberos- und da unten stinkt´s manchmal gewaltig. Ihr verpasst rein gar nichts, weil wir es danach sowieso auswerten. Aber es ist besser so für euch.“

„Naja- wenn du meinst!“ Tomas knallte sich auf´s Sofa und schaltete den Fernseher an. „Viel Spaß!“

„Ich nehme an, daß das deine Art von Sarkasmus war. Leute- los geht´s!“ Sie schnappte sich ihr Schwert und drückte jedem der Helfer ein Messer in die Hand. „Nur für den Notfall!“ warnte sie gleich darauf.

„Toll- wusste gar nicht, daß es hier einen Eingang gibt!“ stellte Faith fest, als sie sich an dem Seil nach unten ließ und in der Dunkelheit etwas zu erkennen versuchte.

„Ist ne Abkürzung. Sonst müsstest du am Aquädukt rein und alles laufen.“ Sie waren nun unterhalb von Yonkers und standen in dem breiten, meist mit Stahlträgern abgestützten Gang der Unterwelt.

„Wo sind wir eigentlich genau? Wäre gut, wenn man was sehen könnte.“ Xander drehte sich hin und her und suchte nach einem Anhaltspunkt. Plötzlich gingen Neonröhren an der Decke an. Bella lächelte und kam zu ihnen zurück.

„Wow- ziemlich modern!“ Faith klopfte gegen einen der Stahlträger. Das metallene Geräusch hallte durch den Gang.

„Geht´s noch lauter?“ zischte Xander warnend.

„Keine Sorge- hier kommen nur die Leute vorbei, die ich kenne. In die Richtung liegt die Unterwelt- Stadt.“ Sie wies nach Norden. „Südlich von uns liegt New York- und wir müssen in die Richtung!“ Den Seitengang hatte kaum jemand bemerkt. Als sie auf der Jagd nach dem Kerberos waren, waren sie hier aber nicht vorbei gekommen. Spike sagte zu all dem nicht viel. Sie wusste hoffentlich, was sie tat. Es schien fast so, als hätten sie wieder ihre alten Positionen eingenommen- Buffy, die Anführerin und er, der Mitläufer.

„Spike?“ Sie erschien neben ihm, der etwas abseits von den Anderen hinterhertrottete und sozusagen den Rückweg sicherte.

„Was gibt´s denn?“

„Wenn wir das durchgezogen haben, wisst ihr fast alles, was ich auch weiß. Übernimmst du dann wieder die Führung?“

„Warum? Du machst das doch gut.“ Er konnte den sarkastischen Unterton kaum verbergen. Sie ging aber nicht darauf ein.

„Ich will das aber nicht machen. Wir müssen zusammen arbeiten. Schon vergessen? Ich kann euch nur alles zeigen- die Entscheidung trefft ihr dann. Faith- nächste Abzweigung rechts!“ rief sie nach vorn.

„1,2,3 -das Monster kommt vorbei...“ tönte es leise aus dem Gang vor ihnen. Faith blieb wie angewurzelt stehen. Das war eine Falle! Bella hatte sie nach vorn geschickt und nun kam wieder so ein blöder Höllenhund und-!

„Hör schon auf Kathy- ich bin´s doch bloß!“ rief Bella in den Reim hinein. „Immer diese Kinder! Wann kapieren die endlich, daß das nicht lustig ist!“ fluchte sie vor sich hin und ging nach vorn, um sich vor der erstarrten Faith aufzubauen. Ein Knurren dröhnte durch den Gang. Bella legte die Finger an den Mund und pfiff laut. Der Höllenhund bellte und tauchte urplötzlich mit seinen riesigen Köpfen aus dem Dunkel auf. Die gesamte Mannschaft wich instinktiv zurück. Aber er wedelte nur mit dem Schwanz- oder mit diesem schlangenähnlichen Ding und hechelte fröhlich.

„Hallo mein Kleiner- paßt du auch schön auf? Das ist gut- aber du musst dir jetzt mal etwas merken- ja? Diese Dämonen hier- die gehören zu mir. Du wirst denen nichts tun- verstanden?“ Ein freudiges Wuff war die einzige Antwort. „Willst du das Stöckchen?“ Bei dem Ast, den Bella aufhob, handelte es sich eher um ein Stück Baum als um ein Stöckchen. „Dann hol´s dir!“ Sie warf den Ast weit nach vorn, so daß der Höllenhund wenden musste und im Dunkel verschwand.

„Okay- weiter geht´s! Äh- alles klar bei euch- ihr seht so- blaß aus?“

„Das- war- ein Höllenhund. Ein großes, böses Ding, was uns locker fressen könnte!“ stellte Tyra stotternd fest.

„In jedem Wesen steckt ein Biest, deshalb muss es nicht automatisch böse sein. Ihr müsst noch viel lernen.“ Sie stapfte die leichte Anhöhe hinauf, die in den Seitengang führte. Hier war es wärmer und eine Lüftung rauschte vor sich hin. Links und rechts gingen Stahltüren ab- und Faith wollte ebenso wie Kennedy nicht allzu gerne wissen, was da nun wieder dahinter steckte! Aber Bella steuerte die Tür an, die genau geradeaus lag. Sie drückte auf einen Knopf in der Wand und die Tür schob sich leise zur Seite.

„Wirklich- modernste Technik! Stil haben sie ja- wer immer hier lebt.“

„Faith- das ist mir unheimlich. Sieht aus wie ein Versuchslabor oder so!“ Kennedy drückte sich instinktiv etwas näher an die Wand, um wenigstens im Rücken eine Deckung zu haben. Aber Bella marschierte freudestrahlend hinein und bedeutete ihnen, zu folgen. Alles sah sehr steril und hell aus- vollkommen untypisch für eine Welt der Vampire. Es war nur ein Vorraum mit einigen Regalen voll Reagenzgläsern und anderem Laborkram. Sam hätte hier ihre wahre Freude gehabt! Aber vielleicht hätte sie die Falle auch erkannt- dachte Faith erneut.

„Hallo Süße- na- auch mal wieder im Lande?“ tönte es von weiter unten. Überrascht starrten alle auf den kleinen Vampir, der neben Bella aufgetaucht war. Er war ein Zwergenwüchsiger in einem weißen Kittel- und lächelte ganz unverschämt.

„Naja- musste ja mal nachsehen, was ihr so macht. Das ist mein Team- Spike ist der Anführer.“ Sie deutete auf den reichlich verwirrten Vampir neben sich.

„Rat der Wächter- heh? Hab schon davon gehört. Gibst dich nicht mit jedem ab, was? Da muss es schon der Auserwählte sein! Hallo Kumpel- ich bin Noa. Hast ja ganz schön was auf dem Kasten, wie ich gehört hab.“ Er reichte Spike die Hand und schlug herzhaft ein, als dieser seine eher zögerlich hinhielt.

„Kommt mit- es gibt Neuigkeiten. Nicht sehr Gute, muss ich dazusagen. Tepesch die Null hat wieder mal was vor. Nehme an, ihr seid wegen dem KID hier. Jass hat da was erwähnt. Meinte, daß sei so´n Ding für die Jägerin. Weiß auch nicht. Geht ja gar nicht drum, jemanden umzubringen.“ Er führte sie auf eine größere Freifläche vor einer dunklen Glaswand. Überall waren Apparaturen für Experimente aufgebaut und Flaschen und Schälchen mit Pulver standen herum.

„Stoßt mir ja nirgends an- ihr Menschen seid immer so tollpatschig! Aber zurück zum Thema. Tepesch hat mal wieder was rausgekriegt. Also knallt er bei allen sein Scheiß KID rein- hab gedacht ich hör nicht recht und bin gleich erst mal zu Hause geblieben. Hat ein paar wirklich gute Leute erwischt. Batsy war natürlich stinksauer- auch wegen dir und so. War aber sicherlich die richtige Entscheidung für dich- muss ich mal so sagen.“

„Wen hat es erwischt?“

„Trippler, Gorch und Wras waren gleich hinüber. Die singen jetzt irgendwo in der Kanalisation ihr einsames Liedchen und warten auf das Ende.“

„Warum Trippler?“

„Lange Geschichte. Der hatte was mit Peach- und auf die war ja Tepesch scharf. Sie wollte aber nichts von ihm, also Tepesch stinkig und Peach tot. Trippler erfährt es und killt mal eben diesen Dorian.“

„Kein wirklicher Verlust.“ Bella besah sich den Inhalt mehrerer Flaschen im Licht. Ihr Team stand nur vollkommen sprachlos da und ordnete die unterhaltung der Beiden mit zweifelnden Blicken unter: Häh? Ein.

„Ganz und gar nicht. Jedenfalls heult Tepesch seinem kleinen Lieblingssklaven hinterher und kriegt raus wer´s war. Da steckte Trippler aber schon bei Batseba im Team. Und voila- womit wir wieder da wären, wo es wichtig wird- Tepesch verseucht das ganze Team- eher unbewusst. Der hat keinen Schimmer, wer alles gegen ihn arbeitet. Aber weil er so blöd ist, ist er schon wieder genial und lässt mal eben eine ganze Ladung Blut an Batsy´s Privatclub gehen. Die ahnt nichts- wie auch, der hat sie ja sonst auch immer beliefert- und wir kriegen´s ab. Aber das ist nicht das Schlimmste an der Sache. Der Idiot denkt, daß ja nur Trippler und ein paar andere Arschlöcher jetzt infiziert wären und steigt wieder um auf Normallieferung. Schöne Scheisse, sag ich dir! Frag lieber nicht, was da los war, als das KID einsetzte. Hab noch nie soviel Elend gesehen. Wir habens dann wieder ausgleichen können und ich hab ne Sonderlieferung rausgegeben, damit wenigstens nicht alle drauf gehen- aber die Säufer waren natürlich futsch. Und noch einen hat´s leider erwischt- aber der na ja- ich weiß nicht, ob du ihn sehn willst. Tut mir leid.“

„Wer- Noa?“ Bella spürte, wie der Brocken in ihrem Hals hochstieg.

„Wir versuchen unser Bestes- aber ich fürchte- du weißt schon.“ Der Zwerg ging an die Seite der Glaswand und drückte einen Knopf. Langsam erhellte sich der Raum dahinter. Er sah aus wie eine Gummizelle- und in einer Ecke kauerte ein menschenähnliches Wesen und schien zu schlafen.

„Oh mein Gott- Bruce?“ Bella lehnte dicht an der Scheibe und beobachtete ihn. Dann wandte sie sich ab und sah Spike nachdenklich an. „Welches Stadium?“

„Bella- du kannst nichts tun. Batseba hat alles versucht- wir sind mit unserem Wissen am Ende.“

„Welches Stadium?“ forderte sie nun entschlossener.

„Zweites.“

„Verdammt!“ sie schlug mit der flachen Hand gegen die Scheibe.

„Du weißt, was das heißt. Seelenstadium. Er geht an sich selbst zugrunde, wenn wir keine Lösung finden.“ Noa wollte das Licht wieder ausmachen.

„Nein- laß mich zu ihm.“

„Das kannst du nicht machen- er könnte dich angreifen.“ Zweifelte Noa.

„Das würde es einfacher machen, glaub mir.“ Sie legte ihr Schwert ab und nahm Faith ihr Messer ab.

„Glaubt nicht, daß mir das Spaß macht. Er war zwar nicht grad mein Freund- aber er war immer für mich da- irgendwie.“ Sie ging durch die geöffnete Seitentür und erschien kurze zeit später in dem Zimmer. Tyra kam sich so vor, als würde sie ein Schauspiel in einem Schaufenster beobachten. Bella kniete sich neben den Vampir und tippte ihn an die Schulter. Er schrak auf und sah sie mit milchigen Augen an.

„Isabella! Wie geht es dir? Batsy war so wütend. Sie hat mir die Schuld gegeben, daß du weg bist. Aber ich war doch nicht da. Ich war doch bei ihr und Tepesch! Ich bin doch nicht schuld, oder?“

„Nein- Bruce- du kannst nichts dafür. Hat sie dir das etwa angetan?“ Ein wütender Blick streifte Noa, als der Vampir kaum merkbar nickte.

„Sie gab mir die Schuld. Und dann war sie plötzlich ganz nett- und- und sie hat mich eingeladen. Dann weiß ich nichts mehr.“

„Sie hat dich vergiftet- wegen mir.“ Flüsterte Bella traurig. Nie hätte sie gedacht, daß Batseba so verrückt sein könnte!

„Bella-?“ Bruce sah sie nun vollkommen klar an. „Ich hab dich immer gemocht. Sie hatte unrecht. Du bist nicht böse- du bist nur- anders.“

„Ja- vielleicht. Ich schulde dir was.“ Sie wollte sich abwenden, aber er packte sie hart am Oberarm und zog sie herum, so daß sie ihm direkt in die Augen sehen musste.

„Befrei mich, Bell! Mach Schluß mit mir und dieser Quälerei. Ich hab schon zu lange Unrecht getan.“ Bella schien kurz zu überlegen, dann nickte sie leicht. Wie in Zeitlupe erhob sie das Messer und rammte es ihm direkt in die Brust. Er bäumte sich nur kurz auf und zerfiel im nächsten Moment. Das Messer plumpste vor ihr auf den Boden und sie hob es auf.

„Tut mir leid, Bruce.“ murmelte sie nur noch und ging dann durch den Gang zurück in das Labor, ohne sich umzusehen.

„Alles okay bei dir?“ Spike fasste kurz nach ihrer Hand, als sie wieder in dem halbdunklen Gang waren und in Richtung Norden liefen. Noa hatte ihnen den Tipp geben können, daß Jass gerade irgendwo hier unten sein müsste und sich wohl selbst um das Problem kümmerte. Bella und ihr Team müssten nur noch helfen, alles heil nach oben zu transportieren, wo schon Transporter warteten, um zu verladen und die Drogen irgendwohin zu schaffen, wo Tepesch nicht so schnell heran kam. Batseba würde dann dafür sorgen, daß ihr Team nicht ohne dieses Mittel blieb, damit sie sich nicht alle verwandelten. Eigentlich wäre es ja ganz gut, wenn die Vampire sich gegenseitig ausschalten würden- das Problem bestand nur darin, daß es hier die Vampire traf, die auf Bellas Seite standen. Sie würden sich zu bösen Kreaturen verwandeln und wären dann nutzlos- wenn nicht sogar eine neue Gefahr. Also mussten die Jäger und Wächter gute Miene zum bösen Spiel machen, was gar nicht so einfach war.

„Mir geht es gut- aber es ist schon hart, wenn man sieht, was Batseba alles anrichten kann. Versprich mir, daß du nie wieder in einem dieser verdammten Clubs was trinkst! Ich könnte es nicht ertragen, dich so zu sehen!“

„Was ist mit ihm passiert? Und warum erwähnte Noa diese Stufe? Gibt es verschiedene?“

„Das Mittel wirkt in verschiedenen Phasen- erste Phase: man fühlt sich toll und stark- und merkt gar nicht, was eigentlich los ist. Zweite Phase- die Schlimmste- du merkst plötzlich, daß du alles falsch gemacht hast- ist so wie bei dir, als du deine Seele bekamst- aber wahrscheinlich noch viel schlimmer, weil es immer heftiger wird und nie aufhört. In Phase drei beginnt diese Umwandlung ins Hässliche. Und du leidest noch viel mehr. Ab Phase 5 ist es dann egal- du wirst zum Monster und böse. Wäre mir lieber gewesen, wenn er das gewesen wäre- dann siehst du nicht mehr denjenigen darin, der er mal war.“ Sie hielt ihn kurz zurück, als der Gang einen leichten Bogen machte und wartete, bis die Anderen aus dem Blickfeld waren.

„Spike- ich hab solche Angst, daß dir das auch passieren könnte!“ Ihre Hände umklammerten seinen Hals und sie wirkte plötzlich überhaupt nicht mehr stark.

„Ich paß auf mich auf- versprochen!“ Er beugte sich zu ihr hinunter und küsste sie zärtlich.

Tyra gingen fast die Augen über! Sie war zurück geschlichen, weil sie vermutet hatte, daß die beiden Anführer etwas wichtiges besprechen würden- und jetzt das! Spike knutschte doch tatsächlich mit Bella rum! Hatte sie sich also nicht getäuscht! Von Anfang an war ihr das alles komisch vorgekommen- Spike war die ganze Woche jeden Tag zu ihr gefahren- und da sollte nichts passiert sein? Das konnte er vielleicht Giles weis machen! Aber sie würde weiter beobachten und nichts sagen. Wer weiß, was Bella noch so alles verheimlichte!

Nach weiteren 5 Minuten erreichten sie eine Abzweigung, an der Jass und die anderen Vampire mit dem Transportieren von Kisten beschäftigt waren. Bella klärte mit ihm ab, was zu tun sei und stieg den Schacht hoch, der an die Oberfläche führte. Faith und die anderen aus ihrer Gruppe folgten und nur Spike und Mason blieben unten, um die Kisten in dem Sonnenschein, der durch den Schacht hereinfiel, an ein Seil zu binden und nach oben zu befördern. Jass und Demox mussten sich im Schatten halten, ließen sich aber nicht davon abhalten, ein Gespräch zu beginnen.

„Sag mal- Spike- richtig? Was bist du eigentlich?“

„Ein Vampir- was sonst?“ Er lachte kurz und schüttelte den Kopf. Blöde Frage!

„Klar- und meine Großmutter war ein Alien! Du stehst in der Sonne, wenn ich das mal bemerken darf.“

„Oh- achso. Stein von Amara, nehme ich an.“ Er band mit Mason die nächste Kiste fest.

„Du weißt es nicht? Hast du den Ring oder nicht?“

„Werd ich dir kaum sagen.“

„Also nicht.“

„Der wurde zerstört- von so einem netten Vampir mit Seele.“ zickte Spike auf.

„Angelus dieser Vollidiot! Hab ich´s doch gewusst! Der hat auch überall seine Griffel drin.“

„Äh- ist das der von Wolfram und Hart?“ Demox hielt kurz inne und stützte sich auf eine der Kisten.

„Ja- zumindest war er das in letzter Zeit. Voll der Spinner. Bildet sich ein, bloß weil er ne Seele hat ist er was Besseres!“ fluchte Jass los.

„Naja- ist er ja wohl auch- wenn er schon zu Tepesch vorgelassen wird. Muss ihn ziemlich beeindruckt haben.“

„Was?“ fuhr Spike hoch.

„Tepesch- der war stinksauer. Meinte irgendwie, daß diese Seelen doch auch Mängel haben müssten und so.“

„Nein- Moment mal- Angelus war bei Tepesch?“

„Er war mehr dieser Loosertyp Angel. Du weißt schon. Meine arme, dumme Seele quält mich ja so sehr! Heul heul!“

Spike sah Mason entgeistert an. „Ihr kennt ihn?“

„Klar- den kennt doch jeder hier. Hab gehört, der war mal mit Buffy zusammen. Aber das ist ne ganze Weile her. Naja- die Gute weilt ja nicht mehr unter uns- Gott sei Dank.“

„Mochtet sie nicht besonders, oder?“ bemerkte Mason wie nebenbei. Waren die wirklich so blind, das sie es nicht sahen?

„Kannten wir nicht weiter. Die große Jägerin! Muss ganz schön verrückt gewesen sein- ich mein- First möchte ich nicht im Kopf haben! Und dann dieser Lunar- der hat ihr den Rest gegeben. War ganz gut, daß sie abgetreten ist. Aber das erzähl ich wohl den Falschen- ihr habt sie ja ertragen müssen. Versteh ich heute noch nicht, wie du was mit ihr haben konntest!“ lachte Jass auf und betrachtete Spike. Der wurde immer verwirrter. Was war denn hier los? Diese Vampire kannten Bella- konnten die nicht 1 und 1 zusammenzählen? Und überhaupt- was hatte Angel damit zu tun?

„Woher kennt ihr eigentlich Bella?“ Mason kam Spike zuvor- wer weiß, ob der nicht seine Intelligenz an den Nagel hängte, wenn es um Buffy ging!

„Batsy hat sie eines Abends mitgebracht- war´n ziemlicher Schock für uns. Die ewige Jägerin- und dann so´ne- wie soll man sagen- Sahneschnitte. Hat uns voll beeindruckt. Und wir kamen so ins Gespräch- war damals noch ein ziemlich verschrecktes Huhn- die wollte nur kämpfen und so- überhaupt keine innere Ruhe. Das hat sich gebessert- obwohl es doch alles sehr seltsam war. Batsy war stinksauer, daß sie anfing eigenständig zu denken. Sie sollte wohl so was wie eine Killerin werden- aber da muss was schief gegangen sein. Die Chefin hat mal was davon erwähnt, daß die ewige Jägerin laut der Prophezeiung ganz anders sein sollte. Aber dann würden wir wohl alle nicht mehr leben. Sie hat irgendwie eine gewisse Art von Sympathie für Vampire. Weiß auch nicht recht. Man könnte glatt meinen, sie wär selber einer- oder zumindest ein Teil von ihr.“

„Ist sie das denn nicht?“ Demox kratzte sich verlegen am Kopf.

„Schon vergessen- ewige Jägerin- das ist eine eigene Form von Dämon- so wie der Auserwählte. Für die gelten die Gesetze nicht mehr. Wenn die wollen, können die doch alles. Deshalb sollte man auch gut Freund mit Bella bleiben. Ich bin zwar ein Vampir- aber ich bin nicht blöd! Und scheinbar unser Spike hier auch nicht.“

„Kennt ihr den Auserwählten denn gar nicht?“ Mason ahnte langsam, warum sie bisher so viel Ruhe hatten.

„Das ist ja das Problem- der könnte glatt vor uns stehen und wir würden es nicht wissen. Das hat was mit diesen Fähigkeiten zu tun. Wüßten wir von Batseba nicht, daß Bella die Jägerin ist- wir hätten sie für einen durchgeknallten Vampir gehalten. Keine Ahnung, wie das funktioniert- muss irgendwie psychisch bedingt sein. Oder die geben uns noch ganz andere Drogen, von denen wir nichts wissen. Die Gerüchte kursieren zwar, daß er schon längst hier wäre, und die Obersten wüssten wohl auch, wer er ist- aber das war´s dann auch. Die wissen schon, warum. Wenn wir´s wüssten, würden sich ja alle Vampire auf die Seite der Auserwählten stellen- zumindest die mit Gehirn. So sind wir bei Batseba gelandet. Besser sie als gar kein Plan.“

„Soll das heißen, ihr wollt gar nicht das, was Tepesch will?“ Spike fand langsam wieder in sein normales Nervenkostüm zurück. Das war ja hochinteressant!

„Bewahre- Weltherrschaft? Dann würde es ja gar keinen Spaß mehr in der Welt geben. Wir sind bloß Vampire- also lieber hier und da mal ein Opfer- aber die Menschen sind einfach zu lustig, als daß man sie ausschalten sollte. Das wäre doch Blödsinn! Wen sollen wir denn dann jagen? Vampire und Menschen funktionieren nur zusammen. Ich töte dich- du tötest mich- einfache Regel. Tepesch kapiert das nicht. Wir töten niemanden mehr, damit wir dann alle töten können- das ist doch irgendwie unlogisch! Hat was mit moderner Kriegsführung zu tun oder so. Aber was will man machen- wenn wir nicht vorgeben würden, das Gleiche zu denken, dann wären wir schon nicht mehr. Der bringt lieber seine eigenen Leute um als dem alten Stil zu verfallen. Dabei rennt hier soviel Frischfleisch rum, daß man nur zugreifen brauchte. Und dafür hat er diese Drogen erfunden- schlaues Kerlchen. Der erschafft sich die perfekten Vampire, indem er bisschen hiervon, bisschen davon mixt. Ist ja nicht schlecht, wenn man nicht mehr nur an das Eine denkt- an Frauen gibt es ja auch noch andere schöne Stellen als den Hals- aber irgendwie wird´s langweilig.“

„Hättest ja ins Redtime gehen können!“ witzelte Demox.

„Haha! Und mich rösten lassen- klar!“

„Was war da eigentlich los? Hab ja nicht viel mitgekriegt- aber Tepesch war echt stinkig- aber sagte mal wieder nicht, wer´s war.“

„Na wer wohl- unsere Freunde hier- stimmt´s?“ Er wies mit dem Kopf auf Spike und Mason- schien aber nicht sonderlich erbost darüber zu sein. „Muss schon sagen- coole Leistung- hätte ich den Guten gar nicht zugetraut. Ist natürlich blöd, das es jetzt überall nach diesen abgefackelten Besserwissern stinkt- und die verbreiten sich mittlerweile über die ganze Stadt. Kein Wunder- 800 Vampire muss man erst mal unterbringen.“

„Soll das heißen, die leben alle noch?“

„Na klar- das Redtime war doch unterirdisch mit den Unterschlüpfen verbunden. Haben zwar einiges abgekriegt und könnten jetzt nicht mehr bei ner Schönheitskonkurrenz mitmachen- aber die Meisten konnten fliehen.“

„Aber wenn es schon so viele Vampire gibt- warum erschaffen sie dann Neue?“ Mason begriff nun gar nichts mehr. Was hatten sie in den letzten Monaten eigentlich gemacht, daß auch etwas brachte? Giles hatte recht- sie konnten auch Däumchen drehen- das war ungefährlicher und erschuf wenigstens keine angefackelten Vampire.

„Tja- warum würdest du auf eine Party gehen? Man lernt neue Leute kennen, amüsiert sich- nimmt sich noch jemanden mit nach Hause, um am nächsten Morgen festzustellen, daß man einen schweren Kopf hat und alles dumm gelaufen ist. Ist bei uns Vampiren doch nicht anders. Ein bisschen Blut hier und da- kreischende Teenager als Beute- was will man mehr! Und weil man irgendwie der Meinung ist, das neue Vampire mehr Spaß bringen könnten- liegt wohl an diesem Scheiß Zeug- da erschafft man mal eben welche. Und Tepesch steht grinsend dabei und freut sich, daß er wieder neue Heerscharen bekommt, ohne auch nur einen Finger krumm zu machen. Ist irgendwie witzig- ihr braucht einen Monat, um so viele Vampire zu töten- wenn ihr gut seid- und Tepesch erschafft sie in einer Nacht. Würde man das mal hochrechnen, könnte es noch in diesem Jahr vorbei sein mit den Menschen.“

„Aber er tut es nicht- warum?“

„Typisch Mensch- erklär du es ihm- Spike.“

„Es käme zu Konkurrenzkämpfen. Laß sie mal auf den Geschmack von echten Menschen kommen- und dann sind die plötzlich nicht mehr da- das Chaos wäre vorprogrammiert.“ Spike setzte sich auf eine der Kisten und drückte seine Schläfen- das war alles zuviel! Wie sollte man denn da noch durchsehen, wer hier was vorhatte! Aber Mason konnte sich hoffentlich Vieles merken- und wer weiß- vielleicht müssten sie ja demnächst noch enger mit diesen Vampiren zusammenarbeiten- und ihnen verraten, wem sie da die ganze Zeit die Informationen gegeben hatten.

„Verstehe ich das also richtig- je mehr Vampire wir töten- desto mehr Menschen werden wieder ihre Opfer?“

„Nicht ganz. Die Blutparties finden auch statt, wenn ihr gar nichts tut. Irgendwie muß er uns ja zufrieden stellen. Also werden es immer mehr. Sie wandern dann irgendwann aus und verteilen sich auf der ganzen Welt. Egal, was ihr tut- Menschen werden immer die Opfer sein.“

„Tolle Aussichten!“ Mason sah sich kurz um. Was taten sie hier eigentlich? Sie halfen den Vampiren, am Leben zu bleiben. Kein Wunder, daß Giles nicht mehr mitkam- das war nicht mehr nur das 21. Jahrhundert. Hier passierte etwas, daß so nah an den menschlichen Schwächen lag und die Vampire veränderte, daß er bald selbst nicht mehr wissen würde, auf welcher Seite sie eigentlich standen.

Am Abend, als sie alle wieder in der Zentrale beieinander hockten und die lange Auswertung begingen, beobachtete Spike genau die Reaktionen von Bella. Und manchmal kam es ihm so vor, als wäre das nichts Neues für sie- sie wusste noch viel mehr, als sie ihnen wohl jemals sagen würde. Er konnte es wohl schlecht aus ihr rausprügeln- obwohl er langsam ernsthaft in Erwägung zog, sich an irgendjemandem auszulassen. Der Quadratschädel wäre ihm dafür am liebsten- aber der saß wohlweißlich weit entfernt in seinem sonnigen Los Angeles. Was hatte der damit zu tun? Ob Bella sich auch an ihn erinnern konnte? Sie erwähnten ihn absichtlich nicht- daß hätte wohl zum Chaos in der Gruppe geführt- das war eine Sache, die Mason und er wohl allein herausfinden mussten. Aber wenn Angel auch nur etwas Dreck am Stecken hatte, dann war er fällig! Er hatte ihn viel zu lange erduldet- es war wohl endlich mal Zeit, etwas zu unternehmen.

Mason trainierte noch mitten in der Nacht im Garten und fühlte sich allein, da alle Anderen schon schliefen. Er versuchte seine innere Ruhe zu finden- aber eigentlich war er stinksauer. Nichts brachte etwas! Wo sollten sie denn weitermachen? Giles hatte ihm die Verantwortung gegeben- wahrscheinlich war der alte Knabe selbst am Ende seines Lateins angelangt. Er drehte sich um und machte ein paar Luftschläge- da bemerkte er über sich das offene Fenster und die wackelnde Gardine von Bellas Zimmer. Auch wenn er es nur ahnte- sie beobachtete ihn. Etwas war seltsam an ihr- sie verschwieg ihnen die entscheidenden Hinweise, da war er sich sicher. Hinter der Scheibe erkannte er nun ihr Gesicht- und etwas war anders daran als sonst- diese Augen gehörten nicht der Jägerin- es waren die Augen und die Gesichtszüge eines Vampirs- den er anscheinend sehr gut kannte.

Ende Teil 5

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