Story 
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Der zweite Teil von Susis Geschichte "Wächter der Zeit".

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Viel Spaß beim Lesen!
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Die andere Stadt

Der Weg zurück

Die Stadt lag im Morgengrauen, als eine Gruppe von jungen Menschen aus einem Reihenhaus auf die Strasse hinaustrat. Die Vögel zwitscherten fröhlich und der Frühling war zu spüren. In New York begann gerade das alltägliche Straßenchaos, aber in dieser Kleinstadt machte nur der Zeitungsjunge seine Runde. Hier und da hörte man das Surren der Garagentore, die ihre Besitzer in den Großstadtdschungel entließen. 
Die Gruppe überquerte die Strasse und folgte einem Hinweisschild, auf dem ganz klein „Nervenheilanstalt“ verzeichnet war. Hier und da blitzten Waffen unter den Jacken hervor- eine Armbrust, mehrere Pflöcke, ein Hexenbuch und auch einige Äxte und Messer. Die augenscheinlichen Anführer trugen schwarz und wirkten in ihren Gesichtszügen versteinert, die Teenagerhorde hinter ihnen überbrückte die Zeit mit Scherzen und Angstbekundungen. Etwas an dieser Situation wirkte widersprüchlich, und in dem stillen Betrachter stieg unwillkürlich ein beklemmendes Gefühl hoch. Dieser Trupp von Menschen könnte große Probleme bedeuten- für ihn.

Buffy und Spike näherten sich mit ihrem Spähtrupp dem Ziel. Wie vereinbart trennte sich die Gruppe in 4 Einheiten. Buffy steuerte mit Kennedy, Heather und Lauren den Haupteingang an. Kurze Zeit später folgten ihnen Giles mit Tomas, Dawn und Dennis. Sie würden sich im offiziellen Teil der Anlage umsehen, hier und da genauer hinhören und allgemeine Fragen stellen. Willows Team gehörten Mason, Chao-Ann und Andrew an. Der Hintere Bereich, der für die Kranken eingerichtet war und zu dem man nicht freien Zutritt hatte, war ihr Aufgabengebiet. Durch ein kleines Waldstück gelangte man zu der Umgrenzungsmauer des Gartens, indem die Insassen spazieren gehen konnten. Dafür hatten sie weiße Krankenkittel besorgt, um nicht aufzufallen. Für Spike mit Tyra und Sam blieben die Katakomben, die sie über ein Kellerfenster an der uneinsehbaren Stelle am Waldrand erreichten.
Buffy meldete sich als Besucherin für ihre Mutter an. Sie hatten vorher per Einwahl in den Klinikcomputer herausfinden können, wer momentan als Insasse verzeichnet war und sich die besonders schweren Fälle herausgesucht. Meist gab es keine Angehörigen mehr, die sich nach Jahren der Isolation noch ernsthaft um sie kümmerten. Also war es ein Leichtes, sich für sie auszugeben. Heather gab sie als ihre Schwester an. Die anderen konnten genauso verfahren, nur Giles und Dawn mussten vorgeben, zu Dr. Jeroth, Buffys früherem Arzt zu wollen. Sie kannte man hier schließlich bestens. Buffy hatte niemand erkannt, da sie sich von der kranken Buffy Summers mittlerweile sehr unterschied. Also führte man sie alle mit kurzen Abständen zu den Kranken, mit welchen sie versuchten, zu reden, solange die Pfleger anwesend waren. Alle waren im Speisesaal versammelt, und so konnten sie über Handzeichen und Mimik untereinander Zeichen geben. Die Kranken waren meist so lethargisch, daß sie sie ernsthaft als Verwandte akzeptierten oder gar nicht beachteten. So konnten sie sich umsehen. Heather gab vor, zur Toilette zu müssen und wurde in einen langen Gang geführt. Hier entdeckte sie einzelne Zimmer mit Kranken und einen Treppenaufgang, der auch in die Untergeschosse führte. Als die Pflegerin verschwunden war, nahm sie ihre kleine Kamera heraus und fotografierte den Fluchtplan. Nirgends hatten sie im Internet einen Grundriss finden können.
Giles und Dawn besprachen mit dem Arzt Buffys Krankengeschichte, wofür er ihre Akte herauskramte. Auch diese Informationen schienen aus irgendeinem Grund nicht auf den Rechnern der Klinik zu sein. Es gab nur eine normale handschriftliche Akte. Buffy Summers war der einzige Name gewesen, über den sie nichts hatten finden können. Als wäre sie nie hier gewesen. Giles gab vor, daß sie immer noch lethargisch sei und sich ruhig verhielte. Sie aß selbstständig und lebte in ihrer Scheinwelt. Dieses Krankenbild passte zu dem, was passiert war. Für den Arzt galt es schon als phänomenale Verbesserung. Als sie ihr Gespräch beendeten, beobachtete Dawn genau, in welchem Schrank Buffys Akte verschwand. Wie vereinbart erfolgte der Alarm auf der Station, als Giles das Zimmer des Arztes verließ. Dieser stürmte gleich nach draußen und es entstand Aufregung. Dawn schnappte sich Buffys Akte und sie verließen die Station.

Willow ging mit den anderen in gebührendem Abstand im Park spazieren und tat so, als wäre sie geistesabwesend. Hier und dort konnte man die Gespräche der Insassen auffangen. Meistens waren es sinnlose Sätze, oder es wurde sich über das Essen beschwert. Doch Andrew schnappte ein Gespräch unter 2 älteren Männern auf. Es ging um den Keller und welche Angst beide davor hätten, dort zu landen. Einer ihrer Freunde wäre letzte Woche verlegt worden und sei kurze Zeit später für tot gemeldet worden, obwohl er doch gar nicht die Klinik mit den Beinen voran verlassen hätte. Das war selbst für einen normalen Menschen unverständlich, fand Andrew. Chao-Ann sah sich genau um, da sie nicht alle Gespräche verstehen konnte. Sie entdeckte einen Hintereingang, der verlassen wirkte. Das Gras wuchs auf dem Weg, aber das Schloss war neu. Scheinbar machten alle Insassen einen weiten Bogen um diesen Bereich, einer von ihnen sprang regelrecht fort, als er zu nah an den Weg gekommen war. Er flüsterte immer: Böse, böse- du kriegst mich nicht! 

Spike bedeutete den Mädchen, sich zu ducken, als ein Pfleger auf dem Hauptgang des Kellers erschien. Sie hatten sich in einem der Lager hinter Krankenbahren und allerlei Kisten versteckt und warteten, bis er weg war. Dann spähten sie den Gang entlang. Alles war still, nur hinter der großen Tür an der Kopfseite hörte man seltsame Geräusche. Spike öffnete die Tür einen Spalt und erstarrte. In diesem Raum waren überall Käfige, in denen Kranke herumsprangen oder einfach nur still dalagen. Sie müssten dort hinein. Hinter ihnen hörten sie Schritte. Es gab keine Ausweichmöglichkeit außer diesen Raum. Ty und Sam schickte er vor. Sie sollten bis zur nächsten Versteckmöglichkeit laufen. Er blieb stehen und drehte sich um. Der Pfleger stürmte auf ihn zu und wollte ihn packen, aber der Vampir war schneller und schlug ihm mit der Handkante ins Genick. Das hatte ihm Mason beigebracht, um Gegner bewusstlos zu machen, und es funktionierte tatsächlich. Der große Mann sank vor ihm zu Boden. Spike beeilte sich, zu den Mädchen zu kommen. Schreie ertönten, als sie nun bemerkt wurden. Die Irren sprangen gegen die Gitter und versuchten sie zu greifen. Sie benahmen sich wie Tiere. Einer lief auf allen Vieren in seiner Zelle auf und ab und knurrte. Am Ende des Raumes gab es eine weitere Tür. Wenn das Grauen in dieser Anstalt einer Steigerung unterlag, wollte er lieber nicht wissen, was ihn dahinter erwartete. Aber es war nichts- und das im wortwörtlichen Sinne- der Raum entpuppte sich als riesige, leere Höhle, zu der eine Treppe von der Tür herunterführte. Es schien eine Art Zufahrt zu geben. Sie musste irgendwo im Park enden, wenn Spikes Orientierungssinn nicht vollkommen falsch war. Und es gab eine Art Jeep, nur kleiner. In der riesigen Höhle verlor sich das Gefährt fast im Nichts. Plötzlich erklang ein seltsames Geräusch. Es kam von der rechten Seite unterhalb der Treppe und klang wie Kratzen auf Steinen, nur viel lauter. Und dann erfolgte ein Pfeifton, der so sehr in die Ohren ging, daß selbst Spike sich die Ohren zuhalten musste und nach vorn krümmte. Es folgte ein seltsames Leuchten, daß direkt auf sie zusteuerte. Vor Spike schien es kurz anzuhalten, dann sauste es auf Tyra und Sam zu und durchstreifte sie. Es fuhr durch den Raum mit den Verrückten und schien ein konkretes Ziel zu haben. Spike schüttelte sich unwillkürlich und beschloss, zurückzugehen. Hier konnten sie allein wohl nichts ausrichten. Was war das nur gerade für ein Licht gewesen? Er drehte sich um, da standen die beiden Mädchen vor ihm- mit starrem Blick und gezogenen Pflöcken.

Buffy verabschiedete sich gerade von ihrer „Mom“, als sie einen Ruck in sich spürte und wieder diese Stimme hörte. Ihr lernt es nie! Was willst du hier, Jägerin? Dein Vampir stirbt gerade. Du kannst ihn nicht mehr retten. Ich werde immer bei dir sein.
Was war plötzlich passiert? Es war wieder da. Und Spike war in Gefahr. Die anderen hatten die Klinik schon verlassen. Sie musste ihm- tu das nicht! Ich warne dich! Er ist böse, daß weißt du!
Buffy wehrte sich dagegen und lief los. Sie fand die Treppe, von der ihr Heather im Vorbeigehen erzählt hatte. Sie stürmte nach unten. Den Pfleger, der auf sie zustürmte, rannte sie einfach nieder. Sie erreichte eine offene Tür. Dahinter waren Gitterkäfige. Er hat dich betrogen- du hast es gesehen! Die kleine Dawn- sie liebt ihn! Sie verharrte kurz. Von rechts knallte ein Kopf gegen das Gitter. Ein Stöhnen erklang, als der Kranke nach unten rutschte. Eine Blutlache breitete sich unter seinem Kopf aus. Buffy konnte nicht darauf achten. Sie lief weiter. Das würde Dawn nie tun. Und Spike auch nicht. Fast fiel sie über das Geländer, daß hinter der nächsten Tür an der seitlich nach unten führenden Treppe angebracht war. Unten sah sie einen verzweifelten Kampf. Spike versuchte sich gegen die beiden Jägerinnen zu wehren, die ihn gemeinsam attackierten. 
„Halt! Hört auf!“ schrie sie verzweifelt. Der Kampf ging weiter. Lass ihn endlich gehen! Er soll endlich befreit sein, das wolltest du doch! Nein. Hör auf. Sie stolperte die Treppe hinunter. Ihr Kraft schien zu versagen. Es saugte sie aus und würde wieder nur eine leere Hülle hinterlassen. Sie packte die erhobene Hand, die dem am Boden liegenden Spike den Pflock ins Herz rammen wollte. Sam währte sich dagegen, ließ dann aber plötzlich nach. Ein Schrei ertönte. Buffy sah ungläubig, wie Ty ihren Pflock losließ, der in Spike steckte. Sie hatte das Herz getroffen. Er brach vor Buffy zusammen. Aber er zerfiel nicht. Seine Augen schienen sie anzuflehen. Befreie mich. Hatte Ty vielleicht gar nicht das Herz getroffen? Befreie ihn vom Schmerz! Tu es!
Und sie tat es. Sie zog den Pflock heraus. Spike brach vollkommen zusammen. Er hustete Blut. Mein Gott, was passierte mit ihm? Konnte er nicht einfach zu Staub zerfallen? Ihn leiden zu sehen war kaum erträglich. Seine Augen wurden glasig. Plötzlich sank Ty neben ihm auf die Knie und flüsterte: „Was hab ich getan?“ Das Böse war wieder aus ihr gewichen.
„Das warst nicht du. Es wollte ihn töten und hat dich benutzt.“ Nur mühsam konnte Buffy die Tränen zurückhalten. Sie beugte sich zu ihm und küsste seine kalten Lippen. Dann weinte sie hemmungslos.

Eine kalte Hand packte nach Buffys Arm. Sie öffnete die Augen. Sie waren immer noch in dieser Höhle. Spike lag vor ihr und schien tot. Aber es war seine Hand, die ihren Unterarm umklammerte. Und die Wunde begann sich zu schließen. Er war blasser als je zuvor. Das konnte doch nicht sein? Wie war es möglich? Er schlug langsam die Augen auf. Sie starrten sich an und die Zeit schien still zu stehen. Sie strich ihm über die Wange.
„Spike- du lebst!“ Ty stürzte auf ihn und umarmte ihn. Er stöhnte laut auf. Buffy riss sie von ihm fort.
„Er muß sich erholen, lass ihn.“ Spike drehte sich langsam auf den Rücken und starrte an die Decke. Er konnte sich nicht erinnern, was passiert war. Aber er fühlte sich so schwach- als hätte ihm jemand das Herz herausgerissen. Und er lebte trotzdem weiter.
„Was-?“ Buffy legte ihm sofort den Finger auf die Lippen und bedeutete ihm zu schweigen.
„Ruh dich aus. Du hast soeben einen Pflock überlebt.“
„Was?“ Er fuhr nach oben und packte sich vor Schmerz an die Brust. Sein T-Shirt fühlte sich warm und feucht an. Es war Blut- sein Blut. Er betrachtete seine Hand. Mein Gott- er wirkte so fasziniert von dem Blut- es machte Sam ein wenig Angst. Sie sah seinen Blick auf Buffy- besser gesagt auf Buffys Hals. Dann schlug er die Augen nieder. Er dachte wirklich darüber nach. Dann erhob er sich langsam und quälte sich zur Treppe. Buffy versuchte ihn zu stützen. 
„Laßt uns heimgehen.“ sagte er leise.

Giles war entsetzt, als Sam ihm alles erzählte. Obwohl es ihn nicht wirklich überraschte, da sie ja nun wussten, woher Spikes neue Kräfte kamen. Buffy hatte ihm nebenbei am Morgen die Zettel zugesteckt, die sie auf dem Schreibtisch gefunden hatte. Nun konnte sich Giles vorstellen, wie Spike diese Kräfte erhalten hatte. Aber das es wirklich stimmte, daß das Amulett einen wirklich unbesiegbar machte, hatte er nicht für möglich gehalten. Einen Pflock zu überleben war vielleicht das Eine, aber sämtliche andere Tötungsmethoden für Vampire würden nun wohl auch nicht wirksam sein. Was, wenn Spike böse werden würde, wenn er wieder Menschen aussaugte? Sie hätten keine Möglichkeit mehr, ihn zu töten. Buffy war das einzige Druckmittel, was ihnen noch blieb. Solange, wie er sie liebte und für sie die Dämonen bekämpfte, würde es keine Probleme geben. Aber jeder stirbt eines Tages- was dann? Er- Giles- würde wahrscheinlich nicht mehr leben. Aber was passierte mit den Nachfolgern? Hatten sie etwa doch etwas zurückgeholt, daß sich als größere Gefahr erweisen sollte als das Böse selbst? Es gab nur eine Möglichkeit. Spike brauchte jemanden, der ihm für immer erhalten blieb. Jemanden, dem er vertraute und der in allem Gut war. Nur ein Paar, daß sich gegenseitig kontrollierte, konnte ewig gut bleiben.

Buffy dachte viel darüber nach, was eigentlich passiert war. Er hatte viel Blut verloren und glich das mit Unmengen an Tierblut aus. Und er hatte ihr etwas gebeichtet, daß sie keineswegs erschüttert hatte. Seine Blutgier war plötzlich wieder erwacht, als er da vor ihr lag. Der Kampf dagegen wäre schlimmer gewesen als die Schmerzen. Und er hatte sich den Tod gewünscht- für kurze Zeit wollte er sterben. Doch dann hatte er sie weinen gehört. Das hatte ihn wohl davon abgehalten, sich aufzugeben. Er hatte gefroren, als sie heimkehrten, da packte sie ihn ins Bett und brachte ihm gleich 2 Blutkonserven. Sie war nach draussen gegangen, weil ihm das immer peinlich war. Aber sie hatte etwas in diesem Zimmer gehört, daß sonst nicht da gewesen war. Die Töne eines Vampirs, wenn die Gier ihn überwältigt. Er war nicht mehr er selbst gewesen, und sie war plötzlich froh, daß sie ihn in diesem Zustand nicht gesehen hatte. Als sie später wieder hereinkam, schlief er ruhig. Das Glas, was er sonst benutzte, um das Blut zu trinken, war sauber. Die Bisse in der Folie der leeren Blutkonserven zeigten ihr umso mehr, wie schlecht es ihm gehen musste. Das war nicht mehr Spike, der mittlerweile einen gewissen Grad an Kultiviertheit vorzog. Wahrscheinlich hielt ihn nur noch eine ganz leise Stimme davon ab, jeden in diesem Haus anzufallen. Also konnten auch Vampire krank werden, wenn auch auf eine andere Art als Menschen. 
Ein paar Tage später ging es ihm wieder viel besser und sie konnten die Arbeit fortsetzen. Aber das Misstrauen gegen ihn war enorm gestiegen. Alle versuchten ihm aus dem Weg zu gehen, worunter er merklich litt. Zu lange hatte er unter Menschen verbracht, als das er jetzt noch die Ruhe einer Gruft diesem Haus vorgezogen hätte.
Diese Ruhe sollte bald wieder gestört werden, als es an der Tür klingelte.

„Hallo Buff- können wir reden?“ Xander stand eines Abends völlig durchnässt vor der Tür. Es regnete in Strömen und war noch einmal kühler geworden.
„Klar- komm rein. Was ist denn los?“
„Ich hab über unser Gespräch neulich nachgedacht. Wie stehen die Dinge? Laufen sie ihm immer noch alle wie Lemminge hinterher?“
„Nein-.“ Sie lachte kurz und deutete auf einen Sessel. „Setz dich doch erst mal. Es hat sich viel verändert. Wir konnten erfahren, warum ich hier eingeliefert wurde- war eine Geheimsache von irgend jemandem, dem das Böse hier auf den Nerv ging. Dafür haben sie mich ja ganz schön runter gebracht- ich wäre fast drauf gegangen, daß weißt du ja. Als wir dort waren, hat es uns wieder angegriffen. Ich versteh´s auch nicht- es befällt mich, dann werd ich hierher gebracht, weil ich etwas bekämpfen soll und dafür bringe ich das Böse persönlich mit- klingt das irgendwie logisch?“ 
„Vielleicht haben sie dich ja als Taxi missbraucht. Das Böse aus Sunnydale will gemeinsame Sache mit dem Bösen in Tarrytown machen- schon mal daran gedacht?“
„Mein Gott- nein. Wir stehen hier alle so sehr auf dem Schlauch, daß wir das Simpelste nicht erkennen können.“
„Was, wenn das böse auch wollte, daß ihr Spike zurückbringt-.“
„Meinst du? Aber es hatte Angst vor ihm. Und Giles wollte ihn ja haben. Wenn du mir jetzt noch offenbarst, daß Giles das Böse ist, fliegst du aber raus!“
„Nein- das glaube ich eher weniger. Aber es gibt da einen Grund, warum ich hier bin.“
„Hab ich´s mir doch gedacht- du kommst doch nicht im strömenden Regen rüber, nur um mir nen Tipp zu geben.“
„Das hätte ich auch getan, wenn ich gewusst hätte, daß es Probleme gibt. Aber ich wollte euch etwas fragen- kann ich wieder bei euch wohnen? Nur für kurze Zeit- ich such mir auch bald was Neues.“
„Was ist los? Wurdest du rausgeschmissen?“
„Nein. Die Familie, wo ich bisher wohnte, verkauft das Haus. Und es gibt momentan kaum freie Wohnungen, die ich mir auch leisten könnte.“
„Warum verkaufen sie?“ Buffy wunderte sich schon langsam, daß immer mehr Leute hier wegzogen- hauptsächlich diejenigen, die in der Nähe der Klinik wohnten. Und nun also auch schon bei Xander.
„Es ist zu laut. Irgendetwas macht die ganze Nacht Krach. Es schabt und kratzt, dann pfeift es wieder. Am Tag hört man es weniger, aber irgendetwas stimmt hier nicht.“
„Meinst du- Dämonen?“
„Keine Ahnung. Klingt eher wie unterirdische Erdarbeiten. Als würde man einen Tunnel durch einen Berg graben- ja- so in etwa.“ Xander hatte die letzte Woche mit extrem wenig Schlaf auskommen müssen und wollte eigentlich nur noch ein Bett haben- ganz gleich, ob er dann mit Spike unter einem Dach leben müsste.
„Ich glaub nicht, daß das ein Problem ist. Oben sind noch mehrere Zimmer frei. Ich sollte nur vorher Spike fragen-.“
„Ich denke, das hat sich geändert. Warum muß er das erlauben?“
„Es geht hier nicht um ein normales Wohnhaus- du willst in der Zentrale der Wächter wohnen, da gibt es Regeln. Und Spike ist nun mal der Chef.“
„Hab schon gesehen- habt ihr toll hingekriegt, das Haus.“ Er war einmal kurz da gewesen, als Willow allein war. Sie hatte sich sehr gefreut und ihm alles gezeigt. Manchmal telefonierten sie auch miteinander, aber er war Spike seit damals, als es um die Wahl des Rates ging, nicht mehr begegnet.
„Gefällt´s dir, Tischler?“ Der blonde Vampir stand plötzlich hinter ihm. Aber es hatte nicht verächtlich geklungen. 
„Oh- der ehrenwerte Meister des Guten ist also auch anwesend-.“
„Xander- Spike- hört sofort auf. Ich hör mir eure Geschichten nicht länger an.“
„Schon gut, Liebes- ich wollte unseren neuen Mitbewohner nur freundlich begrüssen!“
„Lauscht du jetzt schon an den Wänden, Blondie?“
„Nicht nötig. So etwas hab ich im Instinkt. Ist sozusagen angeboren. Wenn ein alter Freund der Familie abends nach zehn vollkommen durchnässt vor der Tür steht, ist entweder jemand gestorben oder er braucht ´ne Bleibe. Laß mich raten, Harris- du hast keine Leiche im Keller. Das unterstellst du ja lieber dem Vampir.“
„Dann sind wir uns ja einig. Xander bleibt vorerst hier. Danke, Chef!“ Buffy ging bewusst dazwischen und scheuchte Xander nach oben. 

Als sie wiederkam, saß Spike auf der Couch, die Füsse auf dem Tischchen davor und sah anscheinend fern.
„Warum ist er wirklich hier?“ fragte er nebenbei, als Buffy sich in den Sessel warf.
„Ich denke, du hast einen Instinkt dafür?“
„Liebes- ich kann ja nicht alles wissen.“
„Das ist auch besser so. Aber es hat was mit Lärmbelästigung zu tun. Die Leute ziehen alle plötzlich weg von hier.“
„Aha.“ Er schien nicht interessiert. „Was sollte ich noch alles nicht wissen?“
„Ich weiß nicht.“
„Warum weißt du es denn nicht?“
„Weil auch ich nicht alles wissen kann.“
„Was meinst du?“
„Die anderen- sie sind seltsam. Schon gemerkt? Sie meiden dich.“
„Ist auch gut so. Ich weiß es ja selbst nicht.“
„Was?“
„Was wirklich passiert ist, als ich wieder gestorben bin. Oder auch nicht. Ich war nicht tot. Aber ich glaube auch nicht, daß ich wirklich noch lebte.“
„Schwebezustand?“
„Genau. Keine Ahnung, was war.“
„Wie bei mir damals. Ich war bereit, zu sterben. Aber ich hörte dich, und da wollte ich weiterleben.“
„Meinst du, das es das versucht, auszunutzen? Was, wenn wir nicht mehr da sind, wenn der andere stirbt?“
„Dann sterben wir wirklich.“
„Die Angst vorm Alleinsein. Wenn du mit deinem Tod niemandem mehr weh tust, dann bist du wirklich allein.“
„Spike?“
„Was?“
„Nicht nur ich hätte geweint.“
„Da wäre ich mir nicht sicher. Nicht mehr.“
„Laß uns schlafen gehen. Morgen ist Versammlung.“ Sie zog ihn hoch und nahm ihn mit in den Keller, ohne, daß er auch nur protestierte. Die letzten Tage hatten auch ihre Beziehung verändert. Sie begegnete ihm mit erhöhter Vorsicht, auch wenn sie das nicht beabsichtigte. Und er brauchte sie heute Nacht. Er war furchtbar ernst und sagte kein Wort, als er sie auszog und mit ihr schlief. Er sah sie nicht einmal an. Das machte ihr Angst. Was war wirklich passiert? Er wirkte so gefühllos und abgestumpft, als wäre er in Gedanken weit weg. Sie wurde das Gefühl nicht los, benutzt zu werden. Vielleicht hatte er sich ja so gefühlt, als sie ihm das damals angetan hatte.
Und vielleicht hatte er jetzt den Rückweg eingeschlagen. Weil er die Zukunft nicht mehr sehen wollte. Beide wussten, daß es nicht nur ihre Liebe gewesen war, die ihn rettete. Der Stein von Amara war völlig in ihn übergegangen. Es waren keine Splitter mehr zu sehen. Er würde die Ewigkeit vor sich haben, und selbst wenn er sterben wollte- er könnte es nicht. Aber wieder der alte Spike zu werden war mit Sicherheit der falsche Weg. 

Der Ankou

„Wir sollten uns Sleepy Hollow genauer ansehen.“ meinte Buffy auf der Versammlung am nächsten Morgen, als es um das weitere Vorgehen gegen das Böse ging.
„Warum? Es sitzt hier in der Klinik und wartet darauf, daß die Jägerinnen kommen. Wir brauchen doch nur einen Plan, wie wir es ausschalten können, dann töten wir es endgültig und die Sache ist erledigt.“ Tomas hatte langsam die Nase voll von den ewigen Recherchen. Er wollte Dämonen verprügeln- endlich mal etwas Richtiges tun. Herumsitzen und Bücher lesen konnte doch nicht der richtige Weg sein.
„Buffy- was willst du damit bezwecken?“ Giles sah sie ernst an. Manchmal hatte selbst er das Gefühl, daß sie übervorsichtig an den Kampf ging und ihn am liebsten verhindern wollte. Aber sie sollte ja als Wächterin denken und die anderen handeln lassen- sie hatte das anscheinend besser begriffen als er.
„Ich weiß es nicht- es ist so ein Gefühl. Als Zekhor mir den Weg zeigen wollte, fuhr ein Leichenauto vorbei. Und es fuhr nicht zu unserem Friedhof, obwohl hier alle Toten der letzten 20 Jahre beigesetzt werden. Seit wir hier sind gab es mehrere Bestattungen auf dem alten Friedhof. Als würden sie nicht einmal die Toten mehr in unsere Nähe bringen wollen.“
„Buffy hat recht. Als wir dort waren, fiel es mir auch auf. 5 Beerdigungen, die eigentlich auf diesen Friedhof gehören würden. In Sleepy Hollow wurde vor Jahren ein neuer Friedhof angelegt, wo jetzt alle Toten landen. Nur diese 5 an alter Stelle.“
„Spike- du denkst also auch, daß da etwas dran ist?“
„Wie gesagt- Buffy hat recht. Etwas stimmt da nicht. Wir fahren mit ihr heut Abend noch mal hin. Ihr anderen trainiert- ich hab euch gesagt, wo eure Fehler liegen, also tut endlich was dagegen!“ Seit Wochen prügelte er sich mit den Teenagern herum und manche, vor allem der ewige Rebell Tomas, wollten einfach nicht mehr lernen. Es wäre wirklich nicht schlecht, mal ein paar richtige Todeskandidaten vorsetzen zu können, damit sie sehen könnten, wie viel sie noch lernen mussten. Vielleicht fand sich da ja etwas Passendes auf dem alten Friedhof. Sollte es denn möglich sein, daß es hier keine neuen Vampire gab? Was machten die alten Vampire New Yorks? Vielleicht hatte er auch nur irgendwelche Beschränkungsmaßnahmen verpasst, die besagten, daß es schon zu viele Vampire gab und somit keine Neuen mehr entstehen dürften? Dann müsste man wohl doch mal eine alte, erfahrene Gruppe ausrotten, um Platz zu machen für Neulinge, gegen die seine Schüler eine Chance hatten. Das klang irgendwie nach Ärger mit Giles. Wir brauchen mehr Vampire, also Freiwillige vor!

Spike steuerte die Anfahrt zum alten Friedhof der Holländer an, die sich hier niederließen und von denen die Kirche noch zeugte. Die Tore quietschten in ihren rostigen Angeln, als Buffy und er sie aufdrückten. Da waren sie also. Ein Friedhof, der Vampir und die Jägerin- alles wie früher. Wie oft waren sie in Sunnydale gemeinsam auf Patrouille gegangen, hatten gequatscht und nebenbei ein paar dumme Dämonen verprügelt. Jetzt war da nur ein kleiner Unterschied. Sie waren ein Paar- wenn auch nicht im herkömmlichen Sinne. Es gab kein Händchenhalten, kein Ausflug ins Grüne mit Picknick, keine Träumereien vom kleinen Häuschen mit Kinderschar. Sie waren zusammen, damit sie nicht allein waren. Weil der Andere der Einzige war, der einen verstand. Vielleicht war es sogar Liebe, aber das wagte er nicht mehr zu glauben. Sie war kalt geworden zu ihm. Es hatte dieses halbe Jahr gegeben- da waren sie glücklich, wenn auch mit Problemen. Und dann tauchte Zekhor auf und der Streit begann. Sie konnten noch kurze Zeit sie selbst sein, doch als er in der Klinik fast starb, da war auch etwas von ihm gegangen. Die Gewissheit, daß sie ihn liebte. Sie hatte geweint, es war Trauer gewesen. Aber dann war da nur noch seine Gier. Der Vampir hatte in seinem Kopf gesiegt und sie zurücktreten lassen. Er hatte niemanden angegriffen, kein Menschenblut gewollt- das war es nicht- seine Seele war noch da. Aber sie trauerte sich selbst hinterher. Sie wünschte sich den Tod, weil die Ewigkeit zu lang war ohne Buffy.
Der Vampir an ihrer Seite starrte vor sich hin. Liebte er sie denn noch? Er war kalt geworden zu ihr. Keine Umarmung mehr, wenn sie traurig war, kein Kuß, wenn niemand es zu sehen schien. Es war eine schöne Zeit gewesen. Früher hatten sie den Sex, dann hatten sie diese Verbundenheit, und dann gab es das alles für kurze Zeit zusammen. Und sie hatte es wirklich genossen. Aber die Dämonen ließen es nicht zu. Vielleicht war es schneller zum Scheitern verurteilt, als sie es für möglich gehalten hatte. Sie lebten sich jetzt schon so sehr auseinander- was sollte da noch kommen? War es der Alltag- sich jeden Tag zu sehen? Sie lebten zusammen, die anderen im Haus blieben draussen vor ihrer Tür, wenn sie es wollten. Dann gab es nur noch sie zwei. Aber es war in ihre Welt eingebrochen und hatte sie auseinandergerissen- das normale Leben mit Spike.

„Halt. Was wollt ihr Eindringlinge?“ Gleichzeitig schreckten sie zusammen. Warum hatten sie denn gar nicht bemerkt, daß sie verfolgt wurden? Weit und breit war niemand zu sehen. Dann trat hinter einem Grabstein ein zerlumpter Geist auf, der wirklich widerlich nach Fäulnis stank.
Buffy wollte ihn angreifen, aber Spike stoppte sie.
„Wer bist du?“
„Das ist mein Friedhof, also stell ich die Fragen- wer bin ich?“ Buffy sah kurz zu Spike –der wirkte genauso verstört wie sie.
„Äh- ach, damit war ich ja gemeint. –ich bin ein Ankou.“
„Du bist was?“
„Ein Ankou –äh –ihr seit nicht zufällig aus Europa?“
„Er schon, ich nicht.“ Sie deutete mit dem Daumen neben sich auf Spike.
„Ah ja. Also Ausländer.“
„Wieso- wir sind hier in Amerika.“ Langsam nervte Buffy dieser Stinke- Ankou.
„Oh- wirklich? Welches Jahr haben wir?“
„2004. Bist wohl irgendwo falsch abgebogen?“ Spike schien amüsiert zu sein.
„Moment- da muß ich nachsehen.“ Er schritt bedächtig hinter dem Grabstein vor, um sich dann umzudrehen und nach vorn zu beugen. Er entzifferte den Grabstein. „der alte Grohter- na bitte, ich bin doch richtig.“
„Hast du irgendwie schlecht geschlafen? Wieso liegst du nicht in deinem Sarg?“ Diese Dämonen wurden immer kauziger, da war er als Vampir ja richtig normal geblieben.
„Ja- warum eigentlich? Ich bin gestorben und wurde als Erster hier begraben, glaub ich.“
„Also ein Friedhofswächter?“
„Spike- woher-?“
„Ein Ankou- mir war es auch nicht eingefallen –das sind Friedhofswächter. Aber mir ist noch nie so ein Vergesslicher begegnet.“
„Ich bin nicht vergesslich! Das ist altersbedingt. Aber was tue ich hier?“ Na toll- ein Wächter mit Alsheimer.
„Den Friedhof bewachen?“ versuchte es Buffy logisch.
„Ja- genau –tststs –ich bin doch ein vergessliches Kerlchen. Und ihr seid tot?“
„Äh- nein- wieso?“ Das irritierte Buffy.
„Ihr wollt doch was von mir- deshalb seid ihr doch hier. Seit Jahren war hier keiner mehr und hat die Toten gesucht.“ So dumm war der Geist dann wohl doch nicht.
„Naja- wir dachten, daß hier was nicht stimmt, weil es 5 neue Gräber gibt.“
„5 neue Was?- achso- Gräber. Viereckig, einsachtzig tief mit Leiche drin –man tut Erde drauf, damit es nicht so stinkt, wusstet ihr das?“ Das Skelettgesicht sah sie beifallheischend an.
„Stell dir mal vor, da lagen wir sogar schon drin. Also was ist mit den Gräbern?“ Langsam nervte Spike diese lange Leitung.
„Tststs- immer langsam, sonst fall ich noch auseinander!“ Er steuerte bedächtig auf die Reihe von neu aufgeworfenen Grabstellen zu. „Also- da hätten wir sie- nicht besonders geschmackvoll, diese Plastikkränze. Aber da hat man ja nicht mitzureden.“
„Und was ist mit diesen Gräbern nun?“ Buffy machte sich nicht die Mühe, genauer hinzusehen.
„Was soll sein, da liegt wirklich jemand drin.“ Der Ankou zuckte mit den Schulterknochen.
„Buffy- sieh dir das an.“ Spike hielt eine der Schleifen an den Kränzen ins Mondlicht. „Wir erwarten dich“ stand in goldenen Lettern darauf. Der Kranz war ganz in Schwarz gehalten. Er ging zum nächsten Kranz und fand einen identischen Kranz mit der gleichen Aufschrift. Auf den folgenden bot sich dasselbe Bild.
„Oh- die Aufschriften –Menschen lassen sich viel einfallen, und die Kränze gibt es doch an jeder Ecke zu kaufen- Massenware sozusagen.“
„Mit der Aufschrift?“
„Ich weiß nicht, was heute so Mode ist bei den jungen Leuten.“
„Wie alt waren die Leichen?“
„Oh- sehr gut erhalten- wirklich. Als ob sie schliefen.“
„Nein- wie alt waren die Menschen, als sie starben?“
„Achso. Kinder. Nicht älter als 14.“ Jetzt fiel es Buffy auch auf- es waren Kindergräber.
„Ich glaub gern, daß sie aussahen, als ob sie schliefen!“ Spike hatte seinen Arm in eines der Gräber gesteckt und wühlte in der Erde herum.
„Was tust du da! Laß sofort das Grab in Ruhe! Es ist meine Aufgabe, sie vor Eindringlingen zu schützen.“ Der Ankou stolperte auf Spike zu.
„Schützt du auch die Besucher vor denen, die da drin liegen?“ Spike warf die Erde zurück und putzte sich den Arm ab.
„Was meinst du?“ Der Friedhofswächter klang beleidigt.
„Vampire?“ fragte Buffy besorgt. Spike nickte nur.
„Das kann nicht sein! Sie sind doch noch Kinder! Das ist nicht erlaubt!“ entrüstete sich der Geist.
„Das weiß ich auch. Warum liegen sie alle hier? Warum identische Kränze?“
„Weil wir sie in Tarrytown längst entdeckt hätten. Es kennt unsere Arbeitsweise. Hier scheinen sie sicherer zu sein. Jemand hat sie geschaffen und hier versteckt. Aber wer?“ Buffy war ratlos, denn auch sie kannte die Regeln der Vampire. Keine Kinder dürften zu Untoten werden. Sie wurden nicht älter und das war seelische Grausamkeit- selbst Vampire achteten diesen Umstand.
„Oh- ihr wollt wissen, wo sie herkommen? Da kann ich euch helfen. Wenn ihr mir diese Schande da entfernt.“ Der Ankou deutete auf die Gräber.
„Wir beseitigen die Vampire. Du kümmerst dich um die Gräber- verstanden?“ Buffy hatte ihre Rationalität zurückerlangt.
„Ja- abgemacht. Auf den Handschlag verzichte ich lieber- das letzte Mal brach mir der Arm weg.“ Er hielt demonstrativ den rechten Arm, der aber eigentlich ein Linker war, den jemand behelfsmäßig angebunden hatte, hoch. „Kommt mit. In der kleinen Kapelle ist das Totenbuch. Da steht drin, wer hier liegt und so.“ Er schlich an verschiedenen Grabreihen vorbei und stieß die Tür mit überraschender Kraft auf. Dort zog er umständlich eine Bodenplatte weg und beförderte ein großes Buch heraus.
„Bitteschön. Seite 32, letzte Spalte. Ich lass euch jetzt allein, hab noch zu tun- nein so eine Schande! Legt es dann wieder ordentlich zurück- und keine Seiten rausreißen!“
Buffy klappte das Buch auf und versuchte etwas zu erkennen. Spikes Feuerzeug flammte auf.
„Ich dachte, du hast aufgehört?“
„Ja. Aber find du mal den Ausgang aus dem kaputten Höllenschlund, ohne etwas zu sehen. Das war mir eine Lehre.“ Er blätterte, bis sie die richtige Seite hatten. Dort waren 5 neue Einträge. Namen mit Geburtsdaten und sogar Adressen. Buffy suchte nach einem Zettel und Stift und notierte sich alles.
„Seid wann hast du denn so etwas einstecken?“
„Geh du mal in eine öffentliche Bibliothek und finde ein Buch, das du nicht kopieren kannst. Das war mir eine Lehre.“ Sie lächelte ihn kurz an. Sie war fertig und wollte das Buch zurücklegen. Er kam mit seinem Mund ganz nah an ihr Ohr. „Hast du´s schon mal in einer Kapelle getan?“ Ein Schauer lief über ihren Rücken.
„Erst die Arbeit, dann das Vergnügen!“ Demonstrativ schlug sie das staubige Buch zu und packte es zurück.

„Buff- was ist los mit uns? Warum geht alles kaputt?“ Er klang verzweifelt. Er wollte also reden. Aber war das jetzt der richtige Moment?
„Ich weiß es nicht. Vielleicht sind es die Dämonen. Wenn wir keine Sorgen mit ihnen haben, bleibt mehr Zeit für uns.“
„Das mit letzter Nacht tut mir leid. Ich wollte, es wäre nicht passiert.“
„Ist okay.“ Sie drehte sich um und wollte gehen.
„Buffy-!“
„Es ist okay, wirklich. Jetzt weiß ich, wie du dich immer gefühlt hast. Wir sind quitt.“ Schnell lief sie zwischen den Reihen in Richtung Eingang. Spike blieb stehen, dann rannte er ihr hinterher. Was war denn nur passiert?
„Hör mich an!“ Er wirbelte sie herum und packte sie hart an den Schultern. „Es ist nicht okay! Verdammt- ich liebe dich! Und wenn ich etwas tun könnte, das alles wieder so ist wie vor ein paar Wochen, dann täte ich es!“
„Es waren die schönsten 11 Wochen, die ich je erlebt habe.“ Sie wagte es kaum, ihn anzusehen
„Wieso 11 Wochen?“ fragte er fassungslos. Bedeutete es ihr vielleicht doch mehr als er dachte? Aber er war doch schon letztes Jahr zurückgekehrt?
„Am 12. Oktober hast du abends an meinem Bett gesessen, als du gerade erst zurückgekommen warst. Da habe ich dich gehört und wusste, daß du mich liebst. Und das ich dich liebe. Am 23. November waren wir zu Faust. Da fühlten wir, daß wir ein Paar sind. Weihnachten warst du nicht da. Es war wie eine Trennung. Es tat so weh. Und dann kamst du wieder. Es war der 15. Januar und es schneite. Wir hatten eine wundervolle Nacht. Heute ist der 4. April. Wir sind nicht einmal 3 Monate zusammen seitdem, und wir haben uns auseinandergelebt, als wären es Jahre.“ Ein Kloß stieg in ihrem Hals hoch.
„Also der 15. Januar? Warum nicht eher?“ War es so wichtig für sie gewesen, mit ihm zu schlafen?
„Was war das davor- wir haben gestritten, du bliebst einfach fort und sagtest nichts. Es waren vielleicht 3 Wochen, wenn überhaupt, in denen ich dachte, daß es etwas wäre, aber du hast dich vor mir versteckt. Das war keine Beziehung!“ Sie rannte zum Ausgang. Die Tränen strömten ihr vor Wut über das Gesicht.
„Warte- verdammt! Warum ist ein Datum so wichtig?“
„Weil ich nicht wie du die Ewigkeit habe. Ein Jahr ist für mich auch ein Jahr, und 11 Wochen bleiben 11 Wochen, es sei denn-.“
„Was?“
„Es würden mehr werden. Es würde ein Jahr werden. Oder 2. Ich weiß es nicht, wie viele Jahre ich mir wünschen darf, deshalb tue ich es nicht. Morgen könnte ich tot sein- aber es blieben 11 Wochen in meinem Leben, in denen ich mit dir glücklich war.“ Trotzig lief sie die Auffahrt hinunter.
„Bleib verdammt noch mal endlich stehen und hör mir zu!“ Jetzt hielt er sie endgültig fest, damit sie nicht entkommen konnte.
„Wenn du glaubst, daß es mir nicht wichtig ist, dann irrst du dich. Ich will keinen Tag vergessen, an dem du mich wie einen Menschen behandelt hast- an dem du mich geliebt hast. Aber ich zähle nicht. Weil jeder Tag etwas Besonderes ist. Keiner war wie der andere. Verstehst du?“ Sie sah ihn traurig an, dann umarmte sie ihn plötzlich ganz fest. Also hatte sie ihn verstanden.
„Und ich muß dir noch etwas sagen.“ Sie sah ihn fragend an. Kam jetzt ein Antrag? Was sollte sie sagen?
„Du hast mich um etwas gebeten- damals, nach dem Theater. Weißt du noch?“
„Ja. Die Ewigkeit mit dir.“
„Was meintest du wirklich?“
„Ich möchte für immer bei dir sein, und wenn es etwas gäbe, was es ermöglichte, diese Zeit zu verlängern, dann täte ich es. Aber nur, wenn ich dann immer noch ich selbst wäre- meine Seele hätte.“
„Ich würde dich nie zum Vampir machen, daß weißt du.“ flüsterte er.
„Ja. Aber vielleicht finden wir einen anderen Weg. Irgendwann.“
„Wenn du es dann noch willst, tue ich es. Versprochen.“ Er küsste sie sanft.

Buffy gab Andrew ihre Notizen und folgte Spike nach unten. Dort packte er sie und zog sie an sich. Ein langer Kuß folgte. Dabei dachte er aber dummerweise darüber nach, ob wohl Zekhor ihm sagen könnte, was es mit den Kinder- Vampiren auf sich hatte. Er wollte jetzt nur bei ihr sein, aber seine Gedanken schweiften immer wieder ab.
„Willst du es wirklich erfahren?“ Sie sprangen regelrecht auseinander. Zekhor erschien aus der Ecke.
„Komme wohl ungelegen, dann solltest du nicht an mich denken! Ich kann nichts dafür.“
„Du denkst an ihn, wenn du mich küsst?“ Sie war entsetzt. Nicht einmal jetzt war er ganz bei ihr.
„Es tut mir leid- ich dachte nur- wegen den Kindern- wer kann ihnen so etwas antun?“ Dumme Ausrede, aber leider die Wahrheit. Sie kannte ihn doch gut genug, da würde sie wissen, daß ihn das wirklich beschäftigte.
„Die Vampire beschäftigen dich. Also solltest du wissen, daß euer Erfolg gegen das Böse in der Klinik von dem Sieg über die Vampire in New York abhängt. Bekämpft sie und achtet auf das Geschehen hier in der Klinik. Es wird schwer werden, aber nutzt die Wege des Feindes.“
„Was ist mit den Kindern?“
„Die Vampire haben gegen die Regel verstoßen. Findet denjenigen, der ihnen das angetan hat. Tötet sie nicht, beobachtet. Erschaffen sie neue Kinder- Vampire, müsst ihr die Opfer töten.“
„Wir sollen Kinder töten?“ Buffy erschrak.
„Vampire, die wie Kinder aussehen. Denkt nie darüber nach, wen ihr vor euch habt.“ Zekhor verschwand. 
Wie sollten sie das den anderen erklären? Sie hoffte inständig, daß sie nie so einem Kind gegenüber stehen müsste. 

Falsche Dämonen

„Sie wohnten alle in einem Stadtteil- Soho, um genau zu sein.“ Andrew kreiste das Gebiet auf der Karte ein, in welchem die Adressen der 5 Kinder lagen.
„Manhattan? Nicht grad der typische Ort für Vampire, oder?“ Buffy dachte bei Vampiren immer an Kleinstädte mit vielen Versteckmöglichkeiten in Wäldern und Höhlen. Oder Friedhöfe. Aber nicht stark befahrene Strassen und Menschenmassen.
„Ich glaub eher, daß das der ideale Ort für sie ist. So anonym lebst du nur in Manhattan. Und du hast jede Menge Opfer zur Verfügung.“ Spike erinnerte sich wieder an die Zeit in New York, als er Nicki getötet hatte. War es Schicksal, daß es ihn jetzt wieder dorthin verschlug?
„Aber wo verstecken sie sich am Tag? Keine Grüften, kaum leerstehende Häuser- die können doch nicht alle so sonnen-unempfindlich wie du sein?“
„Schon mal was vom New Yorker Underground gehört?“ Ty hüpfte auf die Tischkante und grinste.
„Der Untergrund? U- Bahn- Stationen und so?“
„Unter anderem, ja. Ich hab mich damals meist dort aufgehalten.“ 
„Ihr seid wirklich naiv, das muß ich schon sagen- Spike –gerade du müsstest doch besser darüber Bescheid wissen.“
„Entschuldigung, daß ich es hier nicht lange ausgehalten habe!“
„Hey- bleib ruhig! Tomas- komm mal bitte.“ Sie winkte ihn heran. Was konnte da jetzt wieder kommen? Irgendwelche überdimensionalen Pläne waren bei den Beiden ja Normalität.
„Erzähl ihnen, wo du jahrelang lebtest!“
„In der Gosse- das wissen sie doch schon.“
„Nein, ich meine –wo war dein Zuhause?“ Sie betonte jedes einzelne Wort.
„Die Stadt im Untergrund. New York ist genauso hoch wie tief, sagt man. Die wenigsten kennen mehr als die U- Bahn und Central Station. Ein paar Einkaufszentren im Keller- und? Soll das der Traum gewesen sein? –Die Stadt der Zukunft steht auf den Trümmern der Vergangenheit. Die Stadt, die nicht regierbar ist, weil niemand sie wirklich kennt. Bevor Giuliani an den Posten des Bürgermeisters gekommen war, herrschte hier das Chaos. Und dann räumte der auf- und schuf 30000 Obdachlose. Wir waren 13000 Kinder, die Nacht für Nacht herumirrten und kein Dach über dem Kopf hatten. Aber die da oben haben uns nicht gesehen, weil wir unter ihnen lebten- im Underground.“
„Mein Gott- das wusste ich nicht.“ Buffy hatte diese Zeit als Schülerin und junge Jägerin verbracht und verfluchte damals ihr Leben.
Tomas erzählte ihnen von den Mole- People, den verlassenen U-Bahn-Schächten und Stationen, den Wartungsräumen, in denen die Obdachlosen wohnten, den alten Tunneln und dem Mythos des Central Station, bei dem niemand wisse, wie viele Stockwerke es wirklich sind.
„Aber was genau liegt unter Soho?“ fragte Andrew plötzlich.
„Das alte Croton Aquädukt.“ Ty starrte gebannt vor sich hin. Es schien sie zu faszinieren, wenn sie daran dachte.
„Was ist das? Alte Wasserleitungen?“ Buffy konnte sich nicht vorstellen, daß New York einem Schweizer Käse ähneln sollte.
„Das sind keine Leitungen! Das ist ein langer, gemauerter Tunnel. Er brachte früher das Wasser in die Stadt, bevor die anderen Aquädukte entstanden.“
„Aber der ist doch gesperrt. Niemand kommt da rein- woher weißt du das dann alles?“ Tomas war nun doch etwas überrascht. Seine kleine Freundin schien mehr drauf zu haben, als gedacht.
„Für die, die ihn nicht finden sollen, ist er nur ein Tunnel unter der Stadt. Aber wenn du die Geheimgänge kennst, findest du eine andere Welt dort unten.“
„Du warst drin?“ flüsterte Tomas nur noch fasziniert.
„Klar. Kennst du die High Bridge?“
„Die ist gesperrt.“
„Sicher- wenn du auf der Brücke gehen willst. Aber wenn du durch die Brücke gehst, kommst du an.“
„Hey- Stopp mal –ihr wollt uns erzählen, daß man durch halb New York kommt, ohne jemals an die Oberfläche zu müssen?“ Buffy wurde langsam bewusst, warum sie hier nie Vampire sahen- die waren alle in der Großstadt und hatten dort ein reichliches Büfett vor sich.
„Nicht halb New York- fast ganz New York. Es gibt nur wenige Stellen, wo du mal ein paar Blocks oben lang mußt. Aber wenn du dich im Netz der U-Bahn auskennst, kannst du das auch noch vermeiden.“
„Ty- warum kennst du dich so gut aus?“ Ein Mädchen, daß zur Schule ging und ein gutes Elternhaus hatte, konnte unmöglich so gut über dieses Leben Bescheid wissen.
„Es tut mir leid, Buffy. Ich hätte es sagen müssen. Aber ich dachte, daß es vielleicht nicht wichtig ist-.“ Sie wurde leise.
„Tyra! Was hast du uns zu sagen?“ Warum schlugen gleich alle Alarmglocken in Buffy Sturm? 
„Schon gut- ich erzähl´s euch ja.“ Sie schluckte schwer. „Ich habe nicht immer so ein Glück gehabt wie jetzt. Meine Mutter war eine Stricherin und lebte in der Bronx. Sie bekam mich und setzte mich einfach aus. Ein paar Obdachlose fanden mich und brachten mich zum Jugendamt. Die ersten Jahre war ich im Heim. Niemand wollte mich haben, und wenn es jemand mit mir versuchte, gaben sie mich gleich wieder zurück. Dann bin ich ausgerissen und bei den Leuten im Untergrund geblieben. Dort hab ich 5 Jahre verbracht, bevor sie mich wieder hatten. Die Familie, wo ich jetzt lebe, ist ein Eingliederungsprojekt. Ich muß jede Woche anrufen und jeden Donnerstag kommt auch eine Frau vom Sozialamt an die Schule. Ich wollte nicht, daß ihr das alles gleich erfahrt, aber vielleicht ist es auch besser so, weil ich glaube, daß sie mich zurückholen werden. Dann kann ich keine Jägerin werden. Sie wollen mich irgendwo aufs Land schicken, damit ich wegkomme von der Stadt. Aber ich will lieber hier bleiben.“
„Das tut mir leid, Ty. Aber warum hast du nichts gesagt?“ Buffy versuchte sie zu trösten.
„Verstehst du es nicht? Sie wollte nicht, daß wir sie zurückbringen. Du willst nicht wieder ins Heim, stimmt´s?“
Tomas sah Buffy böse an. Sie würde es nicht verstehen. Bei ihrer Vorstellung vom Leben passten Kinder wie sie nicht ins System. Sie wusste nicht, wie es in den Heimen zuging.
„Nein- nie wieder. Ich bin noch nicht alt genug- sie würden mich noch 4 Jahre einsperren, weil mich niemand mehr adoptiert. Ich bin zu alt. Familien wollen Babys haben, keine bösartigen Teenager.“
„Ty- du bist doch nicht bösartig!“ Buffy fühlte sich hilflos. Nun konnte sie Einiges verstehen. Jede Woche war sie donnerstags später aus der Schule heimgekommen als es ihr Stundenplan vorsah- und sie hatten sie dafür bestrafen wollen und viel härter drangenommen. Und trotzdem wollte sie hier bleiben.
„Spike sagt das doch immer.“
„Was sagt Spike?“ Sie sah ihn vorwurfsvoll an.
„Kleine Bestie. Oder Quälgeist. Nur so was.“ Sie schniefte. Buffy musste schmunzeln. „Ty- das ist doch nicht böse gemeint bei ihm. Hey- er sagt zu jedem irgendwelche Ausdrücke. Aber so ist er eben. Das heißt bei ihm dann eben, daß er dich eigentlich mag!“
„Was sagt er zu dir?“ Da war sie wieder, die alte Ty. Neugierig und ein wenig böse, aber im lieben Sinn gemeint.
„Also weißt du-.“ Nein, zu ihr sagte er immer nur Liebes, oder Buff, oder Jägerin, wenn es wirklich ernst gemeint war. Wächterin vermied er irgendwie.
„Willst du wissen, was ich sage, wenn ihr nicht zuhört?“ Er beugte sich verschwörerisch zu Tyra und sah Buffy amüsiert an. „Wo ist mein Blut, Dämonenbraut!“ Er packte Ty schnell am Hals und tat so, als ob er sie beissen wollte. Sie kreischte los vor Lachen. Buffy sah ihn interessiert an. Das hatte er noch nie gesagt. Aber es stimmte ja. Sie war die Geliebte eines Dämons- eines Vampirs. „Oder Vampirschreck- oder Kampfratte.“ Sie hörte wohl nicht richtig. Kampfratte!
„Weißt du, was sie auch ist?“ Ty kicherte. „Eine verwöhnte Highschool- Queen.“
„Das nimmst du zurück!“
„Warum Buff- weil es die Wahrheit ist?“ Er sah sie ernst an.
„Das stimmt doch gar nicht!“ Die Zicke in ihr schaltete sich ein. Sie drehte auf dem Absatz um und marschierte die Treppe lautstark runter.
„Sie ist ja wirklich ne Zicke- versteht keinen Spass.“ 
„Laß mal, Ty- ich seh nach ihr.“ Spike lief ihr nach.

„Bin ich das wirklich? Eine verwöhnte Zicke?“ Sie saß auf dem Bett und schniefte in ihr Taschentuch.
„Nein- du hattest nur ein anderes Leben als Ty. Für sie hattest du alles. Eine Familie, Erfolg und anscheinend nie Probleme.“
„Aber warum denkst du das auch? Du kennst mich doch.“
„Weil du dich manchmal vielleicht so verhältst? Als könntest du alles unter Kontrolle haben- als wärest du perfekt. Aber niemand ist das.“
„Aber wenn ich den Mädchen nicht den Weg zeige, werden sie keine guten Jägerinnen. Ich habe sie enttäuscht, als ich krank war. Giles erwartet doch, daß wir das hier gut machen. Und die anderen auch.“
„Buffy- jeder hat Schwächen und Fehler. Niemand kann immer gut sein und alles Richtig machen. Wenn du nicht aufpasst, rutschst du wieder ab und wirst zu Miss Perfect- das verlangen sie nicht von dir. Warum haben sie dich damals abgesetzt, als es um die Führung ging?“
„Weil ich sie nur rumkommandiert habe. Sie glaubten, daß ich nicht mehr weiß, was ich tue.“
„Sie haben dich nicht mehr verstanden, daß war alles.“
„Aber du hast mich verstanden.“
„Ich habe es damals aus Liebe getan, und weil wir etwas gemeinsam hatten. Ich kann dich verstehen, weil ich spätestens jetzt weiß, was auf dir gelastet hat. Ohne dich könnte ich das hier auch nicht durchstehen. Wir Beide müssen zusammenhalten- um es endlich zu besiegen.“
„Du willst es im Alleingang schaffen? Ohne die Anderen?“ Spike war schließlich ein bewährter Einzelgänger, obwohl es ihn immer wieder zu den Menschen zog.
„Nein- bewahre. Es wird schwer. Aber wenn wir ihnen zeigen, daß wir durch unsere Freundschaft- durch unsere Liebe stark sind, werden sie auch besser aufeinander aufpassen. Wir müssen alle ein Team werden- keine Querschläger oder Unstimmigkeiten. Aber wir sind nun einmal diejenigen, die sie führen müssen. Die Wahl fiel auf uns, weil wir Erfahrungen haben, die wir weitergeben müssen. Du als Jägerin, ich als Gejagter. Beide Seiten zu kennen ist der einzige Weg nach vorn.“ Er hatte sich vor sie gehockt und sah sie eindringlich an.
„Du hast dich verändert. Wo ist der alte Spike, den alles aufregte, der niemanden leiden konnte?“
„Ich weiß. Vielleicht bin ich plötzlich um Jahre gealtert und vernünftig geworden. Vielleicht ist es ja auch nur die Verantwortung, die auf mir lastet. Aber ich habe das Gefühl, so etwas wie Freunde zu haben- Menschen, die mich akzeptieren, wie ich bin. Das verändert mich wohl am meisten.“
„Bist du glücklich?“
„Ich bin dankbar dafür, daß ich das alles erleben darf- es ist die schönste Zeit, die mir je vergönnt war.“

Die Versammlung am Abend war unausweichlich. Was sollte mit Ty werden? Sie mussten einen Weg finden, sie bei sich zu behalten- und wenn sie es als Pflegefamilie tun mussten. Dann gab es das Problem mit der Klinik. Alle Jägerinnen, die zu dem Zeitpunkt noch drin waren, hatten plötzlich verrückt gespielt. Sie kannte die Stimme des Bösen, deshalb hatte sie ihm widerstehen können. Aber die Mädchen waren noch zu schwach.
Und dann die Sache mit den Vampirkindern. Und die New Yorker Gangs. Wie sollte man das alles koordinieren? Nur einer konnte ihnen wohl da noch helfen- Zekhor. Der schien irgendwie trotz allem die Übersicht zu wahren. Also begrüßten sie zuerst Xander zurück in ihrer Mitte, dann erklärte sich Giles bereit, die Sache mit dem Jugendamt zu klären. Xander sollte von nun an der Mann für alle Fälle werden- wichtige Besorgungen, die Kinder von der Schule abholen, daß Haus in Ordnung halten und ihnen Pläne von der New Yorker Unterwelt besorgen. Seine Verbindungen zur Baubehörde würden äußerst nützlich sein.
„Auf dem Friedhof trafen wir also einen Ankou- einen Friedhofswächter- ziemlich katastrophal, aber wenigstens half er uns weiter. Die Toten sind alle Mädchen zwischen 5 und 14 Jahren. Irgendjemand scheint daran interessiert zu sein, Kinder als Waffen einzusetzen. Wir müssen ihn finden und ausschalten. Die Kinder dürfen keine Opfer schlagen und wir sollen sie nicht töten- was wohl auch besser ist. Ich denke, niemand von uns will ein Kind töten, auch wenn es ein Vampir ist. Also sollten wir vorsichtig sein.“ Buffy stand am Tischende neben Spike und versuchte ihre Lage zu verdeutlichen.
„Was ist mit der Klinik?“
„Sie hängt irgendwie mit den New Yorker Vampiren zusammen- wie das geht, wissen wir nicht. Wir müssen das System finden. Also noch einmal dort hinein und genauer arbeiten. Aber wir würden gerne noch jemanden befragen- Zekhor. Er ist der Vorgänger von Spike und will uns irgendwie helfen. Erschreckt bitte nicht- Spike?“
Er rief Zekhor in Gedanken. Vorher hatte er ihn natürlich gefragt, ob er sich den Anderen zeigen würde.
„Guten Abend.“ Kam es aus der Bibliotheksecke. Er wirkte sogar gepflegter als sonst. War wohl eine neue schwarze Kutte. Die Mädchen schreckten zurück. Die jungen Wächter wollten cool wirken, rutschten aber nervös auf ihren Stühlen hin und her.
„Zekhor- was kannst du uns diesmal für einen Tipp geben? Irgendwelche Vorschläge, wo wir anfangen sollen?“ Spike wirkte entspannt, also war es vielleicht doch okay. 
„Das habe ich euch bereits gesagt. Bekämpft die einzelnen Gruppen und behaltet die Anstalt im Auge. Nutzt die Wege des Feindes. Findet diejenige, die für die Kinder verantwortlich ist und tötet sie. Achtet auf die falschen Dämonen. Tötet sie nur, wenn es nötig ist. Jede Leiche führt das Böse näher zu euch. Keine Spuren hinterlassen.“
„Welche falschen Dämonen?“ Buffy hatte davon noch nie etwas gehört.
„Sie sind so, wie du es warst. Menschen, die sich für etwas anderes halten- Verrückte, würdet ihr sagen.“
„Aber was können sie anrichten?“
„Sie sind das Werkzeug. Nehmt ihr es weg, werdet ihr dazu. Sie sind nur für sich selbst gefährlich. Aber wenn sie angreifen, habt ihr keine Wahl. Achtet aufeinander und erhaltet euch eure wichtigste Waffe.“ Er verschwand.
Die anderen blickten noch immer ungläubig auf die Stelle, an der Zekhor eben noch gestanden hatte.
„Was ist unsere wichtigste Waffe, Spike?“ Andrew wirkte alarmiert. Die anderen sahen Spike fragend an. Er überlegte kurz. Wie konnte er es ihnen erklären? Er atmete tief durch.
„Es ist das, was das Böse nie erschaffen kann- Freundschaft, Liebe, Gefühle füreinander. Solange wir ein Team sind, daß aus freien Stücken zusammen arbeitet, findet es keinen Angriffspunkt.“
„Und was würde passieren, wenn sich daran etwas ändern würde?“ Das gefiel Andrew gar nicht.
„Ich weiß es nicht, aber die Vorahnung allein ist nicht besonders prickelnd.“ Er starrte vor sich hin. Eine düstere Vision schob sich vor sein inneres Auge. Alle liefen allein los und starben. 
„Also- ihr habt es gehört. Wir müssen uns einen Anfang suchen. Hat jemand Vorschläge?“ Buffy schaute erwartungsvoll in die Runde.
„Wird Zeit, daß ihr mal richtig kämpfen lernt. Wir fangen im Black Widdow Club an. Die Jägerinnen kümmern sich um die Gangs in New York. Giles und Xander- ihr seht euch noch mal in der Klinik um. Die Wächter suchen alles zum Thema Vampirkinder heraus. Er sagte „diejenige“ ,also ist es ein weiblicher Dämon. Ich will alles wissen darüber. Buffy und ich gehen mit den Mädchen. Hat jeder seine Aufgabe gefunden?“
„Was ist mit uns?“ Willow deutete auf Dawn und die anderen Mitglieder des Rates.
„Findet den Zusammenhang. Wer hat hier wirklich das Sagen- wer genau arbeitet gegen uns- was ist das große Ziel. Das könnte uns das Leben retten.“ Alle nickten zustimmend. 4 verschiedene Aufgaben zu koordinieren würde verdammt schwer werden.
„Und noch etwas- wählt in jeder Gruppe einen, der mich über alles aufklärt, was wichtig ist. Wenn hier alle durcheinander reden, wird gar nichts passieren. Ich will weder wissen, wer was entdeckt hat, noch ob ihr denkt, daß es wichtig ist. Alles wird mir berichtet. Und schreibt es auf, damit wir die Übersicht kriegen. Dieses Chaos hier muß endlich aufhören. Ab sofort trägt jeder seinen Pieper. Ihr meldet euch ab, wenn ihr das Haus verlasst. Keine Ausflüge auf eigene Faust, keine Patrouillen, keine dummen Streiche gegen die anderen, verstanden? –Tyra, Tomas- ist das da hinten angekommen?“ Beide nickten schuldbewusst. Also war jetzt der Ernstfall ausgerufen. „Giles- noch irgendwelche Ideen oder bessere Vorschläge?“ Spike wirkte plötzlich etwas hilflos. Hatte er alles richtig gemacht?
„Nur eines noch. Chao- Ann hat ein Tor im Park der Anstalt entdeckt. Wir sollten uns das mal näher ansehen. Wäre möglich, daß wir euch dafür brauchen.“
„Kein Problem. Das gilt für alle. Wenn es etwas zu erledigen gibt, daß eventuell eine Gefahr birgt, machen wir das mit Buffy. Zumindest werden Willow, Giles oder Xander gefragt vorher. Sie entscheiden dann.“
Damit war alles abgeklärt. Die Teams setzten sich zusammen und beratschlagten über die Vorgehensweisen. Buffy erklärte den Jägerinnen den Plan zu ihrem ersten Kampf, den sie vorher mit Spike abgesprochen hatten. Er ging von einer Gruppe zur anderen und versuchte noch ein paar Hinweise zu geben, die er von Zekhor hatte.
Nur mit den Dämonen- Menschen wusste er nichts anzufangen. Giles und Xander würden es herausfinden, da war er sich sicher. Vielleicht waren es ja die Verrückten in den Gitterkäfigen. Er wies Giles darauf hin, daß sie versuchen sollten, über diese Menschen etwas herauszufinden. Jeder Mensch hatte schließlich eine Lebensgeschichte- vielleicht hing es damit zusammen. Wenn er daran dachte, daß sie Buffy damals auch in den Keller stecken wollten- was wäre aus ihr geworden? War es vielleicht sogar der Plan des Bösen, sie dorthin zu bringen? Was war das Ziel? Eine Armee von Verrückten? Sie waren unkontrollierbar, so dumm würde nicht einmal das Böse sein. Aber schließlich verließ er sich auch auf eine Ex- Irre. Konnte überhaupt noch jemand sagen, wer hier gut und wer böse war? Die Zeit würde es wohl zeigen müssen.

Das System

Spike schlurfte lässig zur Hintertür des Clubs. Er sah sich in der Gasse um. Keine Vampire weit und breit. Also ging er wieder rein und drehte den Schlüssel im Schloss um. Anschließend steckte er ihn ein. Unauffällige Blicke nach links und rechts in die Lagerräume ergaben, daß sich hier niemand aufhielt. Er ging zurück in den Barraum und schloss bedächtig die Tür. Dann nahm er einen Stuhl und verkeilte ihn unter dem Türknauf. Seelenruhig zog er sich einen Barhocker heran und machte es sich an dieser Seite des Tresens bequem.
„Rip- eine Bloody Mary, wenn ich bitten darf.“ Es war das ganz besondere Getränk in diesem Club. Nur das Blut von Jungfrauen unter 25 kam hinein.
„Gibt´s was zu feiern?“ Rip stellte das Glas vor Spike auf den Tresen und grinste.
„Genau- Freunde-.“ Spike wandte sich laut an die anderen Vampire, die ihn gebannt ansahen.
„Ich möchte mit euch meinen Sieg feiern. Junge Ladies für jeden von euch!“ Er erhob das Glas und leerte es in einem Zug. Die Eingangstür flog auf und Buffy erschien auf der Bildfläche, gefolgt von den anderen Jägerinnen. Sie betraten ruhig das Lokal und blieben auf dem Treppenpodest stehen. Die Augen der Vampire ruhten gierig auf den Mädchen, die ihre Waffen gut versteckt hielten.
„Sind die für uns?“ fragte einer von ihnen ungläubig in Richtung Spike.
„Ja. Alles für meine guten Freunde. Viel Spaß beim Zerfleischen- Ladies!“ Das letzte Wort war ihm genüsslich langsam über die Lippen gegangen. Heather verbarrikadierte den Eingang ebenfalls mit einem Stuhl.
„Na dann- wer will zuerst?“ Buffy warf ihren Mantel von sich. Das war das Stichwort. Blitzschnell wurden die Waffen der anderen gezückt. Kennedy hielt die Armbrust im Anschlag und die anderen hatten ihre Spezialpflöcke und die normale Version dabei.
„Hey- was soll das?“ Der Vampir wich zurück. „So haben wir nicht gewettet!“ Die Angst stand ihm ins Gesicht geschrieben.
„Wieso- ihr wolltet doch mal was Junges, Wehrhaftes zwischen den Zähnen- bitteschön. Was können die dummen Hühner euch schon tun?“ Spike lehnte sich entspannt zurück. Wie froh war er doch, im richtigen Boot zu sitzen. 6 Jägerinnen gegen 30 Vampire- das war doch wirklich mal ein fairer Kampf. Die Vampire wirkten ernsthaft irritiert. Sie hatten also noch nichts mitbekommen. Der Rat der Wächter war ihnen wahrscheinlich unbekannt. Einer der Vampire lachte auf. Der Übermut siegte also doch über die Angst. 6 kleine, dumme Mädchen wollten also den Heldentod sterben. Das war wirklich eine nette Geste von Vampir Namenlos.
„Na los Leute, schnappen wir uns die Süßen!“ Er steuerte auf Buffy zu und fing sich einen herben Schlag ein. Das machte ihn erst recht rasend und die anderen Vampire folgten ihm. Die Schlacht war eröffnet. Spike sah einfach nur zu, wie seine Mädels den Vampiren zeigten, wo der Hammer hing. 
Buffy schlug wild aber gezielt um sich, Kennedy hatte schon 5 mit ihrer Armbrust auf dem Gewissen und die kleine Ty schlüpfte hin und her und brachte die Vampire dazu, sich gegenseitig zu schlagen. Heather und Chao- Ann hatten ihre langen Pflockstangen dabei und spießten alles auf, was nicht nach Mensch aussah.
Plötzlich flog Kennedy neben ihn an den Tresen. Ein Vampir suchte den Nahkampf.
„Halt mal kurz!“ Sie knallte Spike die Armbrust entgegen und schlug im nächsten Moment mit der gleichen Hand auf den Vampir ein. Sie war wirklich die berechtigte Nachfolgerin von Buffy- so scharf, wie sie auf den Kampf war. Ty war plötzlich von 2 Vampiren umringt. Sam wollte ihr helfen, wurde aber selbst bedrängt. Der eine Vampir schleuderte Ty zu Boden und warf sich auf sie. Er drohte zuzubeißen.
„Hey- Mistkerl- schon mal so was gesehen?“ Der Pfeil sauste aus der Armbrust und traf den Vampir genau zwischen den Augen. Den Moment nutzte Ty und rammte ihm den Pflock ein. Sie grinste Spike dankbar an. Diese Waffe gefiel ihm langsam. Er lud nach und sah sich wieder um. Buffy kam jetzt kämpfend in seine Nähe.
„Macht´s Spass, Liebes?“
„Aber- immer- doch- Schatz!“ Sie drosch auf den Gegner ein und tötete ihn blitzschnell.
„Du kämpfst nicht?“
„Ach- mir ist heut nicht danach. Macht ihr das mal schön.“
„Findest- du- das- für- die- Moral- der Gruppe- gut?“ Ein weiterer Vampir wurde von ihr bearbeitet.
„Hast ja recht. Werd wohl mal eingreifen müssen.“ Er sah sich um. Die Mädchen drohten nachzulassen. Sam und Heather standen Rücken an Rücken und versuchten die 5 Vampire, die sie einkreisten, abzuwehren. Er sprang auf und steuerte auf die Gruppe zu.
„Alles klar bei euch?“
„Nicht ganz.“ keuchte Sam.
„Wollt ihr ´ne Ablösung?“ Die Mädchen mussten merken, wann sie ihre Grenze erreichten, um sich zu verbessern.
„Wäre nicht schlecht.“
„Okay.“ Er schnappte sich eine der Stangen, die herumlagen und schlug dem nächststehenden Vampir auf den Kopf. Der drehte sich wutentbrannt um und starrte ihn an.
„Das war ´ne Falle! Du verfluchter Hurensohn machst gemeinsame Sache mit denen! Wer ist euer Anführer?“ Was für ein schlaues Kerlchen. Er begriff etwas, bevor er tot war- das war glatt über dem durchschnittlichen IQ dieser Vampire.
„Darf ich mich vorstellen- Spike. Ich bin ihr Boss. Noch Fragen?“ Sie würden sterben, da konnten sie wenigstens wissen, wer ihnen das einbrockte. Er drehte die Stange gekonnt in seinen Händen.
„Spike?- Der Spike? Der Vampir, der die Jägerin tötete?“ Der Vampir wirkte plötzlich erfreut. Die Legende zu treffen war wohl doch wichtiger als den Verstand einzuschalten. Sam und Heather wichen zurück und sahen ihn ungläubig an. Niemand hatte es ihnen gesagt. 
„Hey- willkommen zurück, Kumpel!“
„Ich glaube nicht, daß wir das sind.“ Er ließ die Spitze der Stange blitzschnell nach vorn sausen. Als die anderen ihren Freund zerfallen sahen, griffen sie an.
„Zum Ausgang- lasst niemanden entkommen!“ rief Spike den verdutzten Mädchen zu. Wenigstens funktionierten sie wie Maschinen, wenn sie einen Auftrag bekamen.
„Spike- hier!“ Buffy hatte ihren Gegner besiegt und stand mit erhobener Stange im Raum. Er wirbelte einen Gegner in ihre Richtung. Ihm bohrte sich die Spitze durch den Rücken nach vorn und er zerfiel. Die Mädchen hatten sich alle vor den Ausgang geflüchtet und beobachteten nun den Kampf ihrer Anführer. Alles war Lektion für sie- nur durch Beobachtung und eigene Erfahrung konnten sie so gut werden wie Buffy. Sie griff einen weiteren von hinten an und erstach ihn einfach. Spike nutzte den gleichzeitigen Angriff der Gegner von links und rechts und ließ sie in den Stab laufen. Sie zerfielen im gleichen Moment.
Buffy wandte sich zum Gehen. Hinter dem Tresen knackte etwas. Spike sprang mit Schwung darauf und sah auf Rip hinab.
„Alter Kumpel- was machst du denn noch hier?“
„Hey- was soll das? Wer bist du wirklich?“
„Sagt dir der Rat der Wächter etwas? Er schließt soeben deinen Club.“ Spike sprang neben den verwirrten Barkeeper und rammte ihm sein Messer in das Herz. Willow hatte es für ihn magisch gesegnet, so daß es Vampire töten konnte. Die Wunde begann zu qualmen und zischen. Ein gequälter Gesichtsausdruck ließ die Schmerzen erkennen.
„Weißt du was?“ zischte Spike. „Die Zeiten der Blutkeeper sind vorbei. Du bist der Erste- sei stolz drauf!“ Spike zog blitzschnell die Klinge aus dem Leib und schlitzte dem Vampir die Kehle auf. Ein kurzer Schrei erfolgte, bevor er zerfiel.
Die Mädchen standen wie versteinert da. Buffy wollte es nicht sehen. Er blieb Spike. Das, was er früher mit Menschen tat, rächte er jetzt an den Dämonen. Er wischte das Messer an einem Lappen ab und steckte es ein.
„Sammelt die Waffen ein. Hier gibt es nicht mehr viel zu tun. Er nahm den Stuhl von der Tür am Hintereingang. Vorhin hatte er dort in einem der Lagerräume Kanister gesehen. Er holte sie und schüttete den Inhalt über den Tresen und den staubigen Boden. Die Mädchen hatten alle Pfeile und Pflöcke eingesammelt und gingen nach draussen, wo sie auf Spike warteten. Er drehte sich in der Tür noch einmal um und zündete sich eine Zigarette an. Er nahm einen tiefen Zug, dann sah er auf sie. „Die Dinger sind wirklich tödlich.“ Er warf sie in den Club und schloss die Tür.

Giles und Xander erreichten den Keller. Hier war das Chaos ausgebrochen. Die Pfleger schienen sich um nichts mehr zu kümmern. Aber die Irren blieben hier- sie versuchten nicht auszubrechen. Die Gitterkäfige, von denen ihnen Spike erzählt hatte, waren leer. Weit standen die Türen auf. Die Schlösser wirkten, als hätte sie etwas einfach zerquetscht. Als sie in die Höhle kamen, hörten sie von weit her das Dröhnen von Maschinen. Aber es kam nicht näher. Es hallte aus dem Gang, den die Dämonen auf der rechten Seite angelegt hatten. Oberirdisch lagen laut Xanders Bebauungsplan genau die Häuser darüber, die nicht mehr bewohnt wurden. Jetzt schien alles etwas klarer. Hier unten legte jemand einen Tunnel an, und der Lärm drang nach oben und nervte die Menschen.
„Wir sollten oben mal alles abfahren und rauskriegen, wie weit sie sind.“ Stellte Xander fest.
„Vielleicht hast du recht. Hier unten ist es einfach zu gefährlich- wir wissen ja nicht einmal, was es ist.“ Sie verließen die Höhle wieder. Ein paar Irre kamen ihnen auf allen Vieren entgegen und bellten. Sie versuchten nach ihren Waden zu schnappen.
„Mein Gott- sie halten sich für Hunde!“ Giles schüttelte einen ab und sie beeilten sich, nach oben zu kommen. Was immer hier vorging- es war weit entfernt von der Normalität, die eine Anstalt ausstrahlen konnte. Sie gingen in den Park und Xander knackte das Schloss des alten Tores. Das Holz hatte sich verzogen, aber sie bekamen es mit lautem Kratzen auf. Dahinter war eine Art schräge Einfahrt. Sie führte in die Höhle.
„Entweder gibt es diese Höhle schon länger, oder das Tor diente früher einem anderen Zweck.“ Stellte Giles sachlich fest. „Gut- ja- wir sollten das im Auge behalten. Es interessiert die anderen bestimmt, daß es hier eine Zufahrt zur Stadt gibt.“
„Woher wollen sie das wissen?“ Xander wühlte in seinen Plänen.
„Das alte Aquädukt- es lief oberirdisch hier entlang. Sie wählen die gleiche Route. Dann werden sie genau am alten Tunnel durchstoßen und haben eine unterirdische Verbindung- aber was wollen sie hier in Tarrytown? Niemand macht sich die Arbeit eines solchen Projektes, wenn er nur einmal von A nach B will- es muß eine wichtige Strecke sein.“ Giles schloß wieder das Tor und ging nachdenklich heim. Xander folgte ihm, wagte es aber nicht, etwas zu sagen.

Die jungen Wächter saßen um den großen Tisch und wälzten Dutzende von Büchern. Auf einer Liste hatten sie immer wieder versucht, Dämonen aufzuschreiben, die im Entferntesten etwas mit Kindern zu tun hatten. Der Bogie- Man trat ebenso auf wie die Hexe aus Hänsel und Gretel. Aber das war nicht das, was man wirklich erwarten konnte. Also versuchten sie es mit einem echten Dämonenhandbuch. Dort tauchten Aswangs neben der Blutgräfin und der Empuse auf. Aber alle waren wohl eher unwahrscheinlich, weil sie Kinder höchstens töteten, sie aber nicht zu Vampiren machten. Tomas war beim Buchstaben L angelangt, als er stutzte. Es gab die Lamia, eine Kinderfresserin, aber von einer Langsuir hatte er noch nie etwas gehört. Er las genauer. Es ging darum, daß ihre totgeborenen Kinder zu Vampiren wurden. Die Vampirkinder waren aber schon älter. Etwas sagte ihm aber, dieser Aspekt sei vielleicht nicht wirklich entscheidend. Zumindest schien dieser Malaysische Vampir die Möglichkeit zu haben, Vampirkinder zu erzeugen. Wie er nach New York kommen sollte, war auch unklar, aber er würde das etwas genauer überprüfen, schließlich fehlte ihnen jeglicher Hinweis.
Willow hatte das Gefühl, ihr Kopf würdeexplodieren. Nichts ergab einen Sinn. Andrew hatte eine tolle Grafik angefertigt, auf der alle Fakten verzeichnet waren, die sie bis jetzt hatten. Aber wo war der springende Punkt- der Hinweis, der alles zusammenführte. Sie hatten also durch Buffy das Urböse in ziemlich schwacher Form hierher gebracht. Das konnten sie nicht ändern. Dann gab es diese Verrückten. Vielleicht ließ sie das Böse so handeln, Buffy hatte es auch fast soweit getrieben. Also war die Situation der Klinik vielleicht klar. Ein normaler Dämonenherd. Dann waren da die New Yorker Vampire, die sich unter einen Großen ordneten. Wer war er oder sie? War es möglich, daß das mit den Kindern auf Sleepy Hollow zusammenhing? Sie waren aus New York und hätten dort beerdigt werden müssen, aber jemand hatte sie verlegt, daß war jetzt klar. Alle Kränze hatten sich als identisch erwiesen- es gab also eine Verbindung zwischen den Kindern. Es ging von einer Macht aus. Tarrytown lag genau dazwischen. Vielleicht war die Klinik die Zentrale? Aber Dämonen neigten nicht dazu, so stark zusammen zu arbeiten. Das Urböse war selbstsüchtig- es würde nie die Macht teilen. Oder doch? Hatte es von ihnen gelernt und wählte jetzt diesen Weg? Also eine Koalition zwischen ihm und dem Obervampir New Yorks. Wofür die Kinder? Weil man Erwachsenen nicht traute? Kinder konnten leichter an Opfer gelangen. Kinder waren ehrlich. Vampirkinder wurden nie erwachsen, um selbst die Herrschaft erlangen zu wollen. Sie würden immer diejenigen bleiben, die gehorchten. Aber sie waren schwächer als erwachsene Vampire. Und diese brauchten auch Gehilfen, die die Drecksarbeit machten. Warum entstanden keine neuen Dämonen? Waren es schon zu viele? Oder hatte man sich auf andere Ziele verlegt? Willows Kopf raste vor Schmerz. Das war es wohl alles nicht. Vielleicht war es ganz einfach. Vielleicht war es ja nur Magie, und wenn einer den Stecker rauszog, war alles wieder normal. Manchmal hatte sie das Gefühl, daß das nicht die Realität war. Zu viele Dinge veränderten sich, zu viele Dämonen schwirrten hier herum, ohne, daß sie auch nur einen zu Gesicht bekamen.
Fakten. Logisch bleiben. Eine Klinik. Ein gegrabener Tunnel, der dieselbe Linie verfolgte wie das alte Aquädukt. Der Underground in New York. Eine unbekannte Zahl an Vampiren- vielleicht Tausende. Fünf neue Vampire auf einem Friedhof, wo sie nicht hingehörten. Was war so wichtig an ihnen, daß sich jemand diese Mühe machte? New York hatte viele Grabstätten- warum Sleepy Hollow? Bestimmt nicht, weil es dort so schön grün war. Ein alter Friedhof- sehr alt. Und eine Geschichte von Washington Irving. Der kopflose Reiter. Das ergab keinen Sinn. Was war so anders an diesem Friedhof? Er war eine Verbindung zum alten Europa. Mehr nicht- aber auch nicht weniger. Und er hatte einen Ankou. Das hatten nicht viele Friedhöfe. Nur die, die wirklich einen Wächter brauchten. Einen, der die Toten beschützte. Vor den Lebenden. Vielleicht war es das. Die Kinder sollten von ihm beschützt werden- vor Buffy. Aber er hatte es nicht getan. Jemand hatte ihn für dümmer gehalten, als er war. Und deshalb hatten sie herausfinden können, woher die Kinder waren. Das wollte jemand ebenfalls vor ihnen verstecken. Sie sollten die Verbindung zu Soho nicht erkennen. Ganz heiss. Das war die Spur. Aber eigentlich zu auffällig, um wirklich brillant zu sein- zu auffällig einfach. Das sollten sie denken.
Wenn es vielleicht nur ein Ablenkungsmanöver war? Wenn die Kinder gar keine Bedeutung hatten? Wenn das Böse nun die Schwäche des menschlichen Herzens entdeckt hatte- leidende Kinder. Das konnte nicht einmal Spike ertragen. Aber Irre waren verachtet in der Gesellschaft. Sie waren vielleicht das viel größere Problem. Was konnte passieren, wenn ein paar Menschen, die nicht mehr sie selbst waren, ausrasteten? Sie liefen Amok und töteten alles um sich. Das System drehte sich einzig und allein um die menschliche Seele! Das Böse verwirrte sie dadurch, daß es ihnen etwas vormachte. Also war der wichtige Kern in New York. In Soho. Oder auch nicht. Sie würde es Spike nicht erklären können, aber es war wichtig, die Vampire in New York auszuschalten. Das war das, was die Jägerin immer tat. Alles andere war nur Taktik, um es kompliziert aussehen zu lassen. Zum ersten Mal seit langem hatte Willow das Gefühl, zu verstehen, was man eigentlich von ihnen erwartete. Einfach losgehen und alles niedermetzeln, was kein Mensch war. Und das war etwas, daß Buffy und Spike wirklich gut konnten. Vielleicht war es das Einzige, was sie wirklich beherrschten in ihrer Welt des Chaos- den Kampf.



Stadt der kranken Seelen

Als Willow versuchte, bei der Vorbereitung des Mittagessens ihre These zu erklären, erntete sie fragende Blicke. Nur Buffy blieb ganz ruhig und schien wirklich darüber nachzudenken.
„Wir müssen in den Tunnel. Wissen, wo er hinführt. Und vor allem, was wirklich da unten ist. Wenn wir so weiter machen wie in dem Club gestern, kriegen wir bald die Vampire auf den Hals. Wir haben weder die Chance, zu fliehen, noch das Böse direkt auszurotten.“ Spike wollte Vernunft vor Kampf walten lassen.
„Warum nicht? Es ist doch in dieser Klinik?“ Tyra bereute gleich ihre Frage, als sie Buffys Blick traf.
„Wie kämpft man gegen etwas, daß nicht als Wesen vorhanden ist? Es gelangt in unsere Köpfe und macht, was es will mit uns. Es gibt vorerst keine Möglichkeit, es wirklich auszuschalten. Wir müssen den Umweg über die anderen Fakten gehen. Eins nach dem anderen. New York hat seit letzter Nacht 30 Vampire weniger. Fragt sich, wie lange die anderen brauchen, um diese Lücke wieder zu schließen. Es bleibt nur der eine Weg. Willow hat recht. Wir nehmen uns eine Gruppe nach der anderen vor. Angriff als Verteidigung.“
„Buffy- denk nach!“ Spikes vorwurfsvoller Blick traf sie. Was sollte das? Fiel er ihr jetzt schon in den Rücken?
„Das ist die einzige Möglichkeit! Wir müssen kämpfen.“
„Hast du eine Ahnung, wie viele Vampire es überhaupt gibt? Wo wir sie überhaupt finden? Wir wissen von ein paar Clubs- mehr nicht! Es ist Wahnsinn, loszuziehen und unbedacht alle anzugreifen!“
„Was schlägst du denn vor?“ Die anderen sahen sie ernst an. Da war es also- der Streit, den sie immer nur für sich austrugen- ohne, daß es die anderen erfuhren. Jetzt standen sie hier und mussten irgendwie die Kurve kriegen. Es drohte sonst zu eskalieren.
„Auf keinen Fall diesen sturen Plan zu verfolgen! Du siehst immer nur den Kampf. Hör auf, unbesonnen zu handeln- das wird sie alle töten. Du hast es gesehen- wir sind nicht so weit. Diesen Mädchen fehlt die Erfahrung, das intensivere Training- aber wenn Miss Perfect der Ansicht ist, daß sie das Leben der anderen riskieren will, um sich selbst zu beweisen, dann tu es doch! Mal sehn, wie viele dir folgen!“ Er hatte sie angeschrien. Vor den Anderen. Sie sagte nichts mehr und raste wütend nach unten.

Buffy schlug verbissen auf den Sandsack im Trainingsraum ein. Es hatte sie so wütend gemacht. Was bildete er sich ein? Ihr zu sagen, daß sie nicht immer gleich losrennen soll und kämpfen, sondern erst nachdenken! Als ob er anders handeln würde! Sie würde ihm jetzt am liebsten eine reinhauen. Er hatte sie vor den Anderen lächerlich gemacht! Verdammter Vampir! Ihre Gedanken hielten sie so sehr gefangen, daß sie ihn nicht kommen hörte. Sinnlos drosch sie weiter auf den Sandsack ein. Er beobachtete sie kurz, dann entrollte sich ein schwarzes Band aus seiner Hand.. Er trat ganz nah an sie heran. Nicht einmal das registrierte sie in ihrer Wut. Blitzschnell legte er es über ihre Augen und verknotete es. Der Überraschungsmoment hatte sie innehalten lassen.
„Hey- was soll das?“ Sie wollte es wieder wegreißen, aber ein stahlharter Griff um ihren Unterarm hinderte sie daran.
„Du hast 3 Schläge. Denk vorher nach!“ Er ließ sie los und sie schlug blitzschnell zu- ins Leere. Verdammt, was war das für ein Spielchen? Sie versuchte ihn zu hören, aber die Kids machten oben Radau.
„Nebengeräusche. Schalt sie aus.“ Er hatte ihr Innehalten bemerkt. Er war also rechts von ihr und hatte sich verraten. Sie schlug erneut ins Leere.
„Du enttäuschst mich, Jägerin. Wo sind deine besonderen Sinne?“ Er klang fast spottend. Jetzt war er also links- aber sie schlug nicht zu. Seine Logik war nicht durchschaubar. Er würde nicht als Nächstes hinter sie treten. Wo war er? Sie hörte nur noch auf die nahen Geräusche. Er bewegte sich- ein Gewisses Rauschen war in der Luft. Dann spürte sie etwas anderes. Den Luftstillstand an ihrer rechten Seite- etwas oder jemand blockierte den Lufthauch. Ihre Faust sauste mit voller Wucht nach oben und traf sein Gesicht- unvorbereitet, wie ihr sein Aufschrei verriet. Sie riß sich das Band weg und sah ihn vorn übergebeugt neben ihr. Er hielt beide Hände ins Gesicht. Als er sich aufrichtete, quoll Blut aus seiner Nase.
„Warum hast du nicht aufgepasst?“ zischte sie ihn an.
„Weil ich es nicht für möglich hielt, daß du das wirklich kannst!“
„Schon vergessen- Jägerin von Beruf. Zeig her-.“ Sie hatte ein nasses Tuch aus dem Bad geholt und wollte ihm das Blut abwischen. Ihre Bewegungen waren eher grob- so ein bisschen Blut rettete ihn nicht vor ihrer Wut.
„Au!“ Er zuckte zurück.
„Wieso tut das weh?“ Den Kommando-Ton konnte sie nicht unterdrücken.
„Was weiß ich!“ Er versuchte vorsichtig danach zu tasten. Langsam stellt sich eine Art Taubheitsgefühl ein. Buffy sah ihn schräg an.
„Was?“ Dieser Blick war irritierend.
„Sieht gebrochen aus- schwillt nämlich an und wird blau.“ Sie drehte seinen Kopf hin und her und betrachtete sich das Malheur. Sie beruhigte sich langsam. Er hatte ihr eine Chance gegeben, sich an ihm abzureagieren, mit dem Erfolg, daß er jetzt nicht mehr so toll aussah. War eigentlich ein fairer Deal für ihre Bloßstellung.
„Dann heilt es auch bald wieder.“
„Da wäre ich mir nicht so sicher. Wir müssen es kühlen. Komm mit.“ Langsam kroch das Pochen in seine Stirn.

An der Küchentheke war gerade eine Spaghettischlacht im Gange, an der auch Dawn beteiligt war. Sie nannten es Wettessen- aber die Sauerei danach würden sie allein wegmachen müssen. Buffy beachtete es kaum. Katastrophen gehörten zum Alltag, also warum sich noch über Lappalien aufregen. Sie holte einen Kühlbeutel aus dem Eisschrank- in einer Chaos- Zentrale gehörte das zum Repertoire.
„Was´n los?“ nuschelte Dawn aus ihren Spaghetti hervor. 
„Nur das Alltägliche. Wahrscheinlich Nasenbruch.“ Sie drückte Spike die blaue Kühlpackung aufs Gesicht. Er stöhnte unter dem Schmerz auf, hielt sie dann aber allein fest.
„Spike? Ich dachte, dem kann so etwas nicht mehr passieren?“ Dawn erhob sich von ihrem Barhocker und kam zur Couch herüber.
„Das dachten wir auch. Vielleicht gibt es ja doch auch Schwachstellen. Aber ich dachte, daß man sich nur einmal die Nase brechen kann.“
„Ich hatte noch nie einen Nasenbruch!“ näselte Spike unter dem Beutel beleidigt hervor.
„Wie bitte? Ich hab dir in all unseren Kämpfen nie die Nase gebrochen?“
„Nein. Ging immer- ins Auge.“ Er versuchte zu grinsen, aber das tat weh.
„Dann hab ich wohl nie wirklich gute Arbeit geleistet.“ Sagte sie trocken.
„Tut mir leid, daß ich dich erst bloß gestellt habe. Aber es geht nun mal um die Gruppe- nicht um uns.“
„Es geht immer um die Gruppe- nie um uns.“ Sie war plötzlich sehr leise geworden. Er nahm den Beutel vom Gesicht und sah sie durchdringend an. Es ging hier nicht nur um einen Kampf und eine Nase- er hatte sie wirklich verletzt, weil er ihr genau das an den Kopf geworfen hatte, daß sie nicht hören wollte- daß sie nicht für alles zuständig war- daß sie nicht mehr das letzte Wort hatte. Sie war immer die Jägerin gewesen, der sie alle hinterherliefen. Jetzt hatte man sie einen Schritt nach hinten gezwungen- hinter ihn, der doch gerne darauf verzichtet hätte. Deshalb gab es ständig Zoff. Sie hatte Angst, ihre Macht zu verlieren. Sie war immer unabhängig gewesen, auf sich selbst gestellt. Ihre jetzige Situation machte sie zu einer Gefangenen. Sie liebte ihn und wollte ihm helfen, aber ihr Stolz drängte immer wieder vor und wollte die starke Frau zeigen.
„Es tut mir leid.“
„Was tut dir leid?“ der patzige Unterton war nicht zu überhören.
„Das ich den Stolz einer Jägerin angegriffen habe.“ Er sagte es ganz ruhig. Deshalb schien sie auch kurz zu überlegen, bevor sie ausrastete und erneut zuschlug. Diesmal traf sie nur seine Seite und der Schmerz konzentrierte sich weiterhin auf die Stirn.
„Danke. Ich hatte fast vergessen, wo meine Position ist.“ Er lehnte sich zurück in den Sessel und schloss die Augen. Das machte sie noch viel wütender. Wie konnte er so ruhig bleiben?
„Spike? Was soll das?“
„Nichts. Du hast doch immer alles unter Kontrolle. Ich will nur wissen, was du jetzt vorhast.“ Sein Blick war einfach nur provozierend. Aber die Verfärbung schien zu vergehen. Also heilte es ja doch. Gut- dann könnte sie ihm anschließend gleich noch mal eine scheuern. Aber sein Blick durchdrang sie. Plötzlich spürte sie, daß ihn das nicht so kalt ließ, wie er tat. Also atmete sie ein paar Mal tief durch. Dann setzte sie sich auf das Sofa. Er musterte sie. Vor Wut zitterten ihre Hände, aber sie versuchte sich krampfhaft zusammen zu reißen. Sie würde sich wieder beruhigen. Wenn er sie nicht mehr reizte. Also beobachtete er sie einfach. Sie starrte zurück. Tödliche Blicke wechselten. Es war ein stilles Kräftemessen. Was würde sie als Nächstes tun? Sie sah sich kurz nach den Anderen um, die aber mit ihren Nudeln beschäftigt waren. Ihr Blick wurde weicher- zu weich. Es war dieser seltsame Blick, den nur er von ihr kannte. War das ihr Ernst? Sie stand langsam auf und reichte ihm die Hand.
„Frieden?“
„Was hast du vor?“ Er sagte es so leise, daß nur sie es hören konnte und zögerte, ihre Hand zu nehmen. Sie beugte sich zu ihm hinab. Ihr Gesicht war kurz vor seinem. „Find es heraus.“ flüsterte sie. Dann ging sie demonstrativ in sein Büro und sah sich noch einmal kurz zu ihm um. Dieser Blick sprach nun wirklich Bände. Er folgte ihr irritiert. Kennedy und Willow sahen sich wissend an.
Kaum hatte er die Tür geschlossen, warf sie ihn an die Wand und küsste ihn heftig. Ein wilder Kampf der Leidenschaft folgte. Er presste sie an sich und drehte sie gegen die Wand. Ihre Beine umschlangen seinen Körper. Plötzlich riss sie seinen Kopf nach hinten.
„Wenn ich immer alles unter Kontrolle haben soll- was tue ich dann hier?“ Er starrte sie kurz an.
„Hier geht es mal nur um uns- das wolltest du doch!“ Er drückte sie stärker an sich und küsste sie leidenschaftlich. Dann nahm er sie im Stehen. Es erinnerte ihn an damals, als sie nur den Sex gemeinsam hatten. Aber als er in ihre Augen sah, war da mehr als nur Lust. Der liebevolle Blick galt ihm.

Giles Kopf erschien in der Eingangstür, als alle anderen den neuen Tag begannen.
„Kommt bitte alle raus- ich hab eine Überraschung für euch!“ Das ließen sie sich nicht zweimal sagen. Alle stürmten vor das Haus, nur Buffy und Spike ließen sich Zeit, schließlich wussten sie, um was es ging. Für die Gruppe hatte der normale Wagen nicht mehr ausgereicht, da sie einfach zu Viele waren, die ständig zwischen Tarrytown und New York hin und her pendeln müssten. Xander würde der neue Fahrer sein, er hatte Giles beim Kauf beraten. 
Der nagelneue Kleinbus glänzte in der Sonne. Er war schwarz und sah wie ein Standardmodell aus, daß zu Tausenden in der Stadt unterwegs war. Neben Xander würden 8 Personen mitfahren können, was für die meisten Einsätze reichen sollte. Und den anderen Wagen und Spikes Motorrad hatten sie ja auch noch.
Die Kids waren begeistert, und auch der vernünftigere Kern des Rates zeigte sich interessiert. Alle liefen um den Wagen herum und bestaunten alles. Buffy lehnte an dem Pfosten der kleinen Veranda und beobachtete sie. Wie kleine Kinder an Weihnachten. Sie war wieder glücklich seit letzter Nacht. Sie hatten alles zwischen sich geklärt und waren sich nun auch über den weiteren Plan einig. Erst der Tunnel, dann würden sie neue Verstecke in der Stadt aufdecken.
„Buffy- würdest du bitte mal kurz kommen?“ Giles tauchte aus dem Chaos auf. Sie sah Spike zweifelnd an, aber der lächelte nur geheimnisvoll und folgte ihr. Was sie dort erwartete, war ein glänzendes Motorrad. Das gleiche Modell wie Spikes, nur in Rot. Diese sportlichen Gefährte hatten es Giles wohl angetan.
„Aber-!“
„Nichts aber! Ihr müsst schnell sein, wenn ihr auf der Jagd seid. Spike bringt es dir bei. Gefällt es dir wenigstens?“
„Ja- Giles- es ist- Klasse- keine Frage.“ Sie strich über den Ledersitz.
„Kleine Spritztour gefällig?“ Spike reichte ihr eine schwarze Lederjacke. Sie sah ihn ungläubig an.
„Kleines Geschenk von mir. Damit du dir keine Schrammen holst.“ Er holte seine Maschine. Sie hatte die Jacke angezogen und zog den Reißverschluss zu. War das seine Art, Entschuldigung zu sagen? Er war noch einmal in der Stadt gewesen gestern, nun wusste sie auch, warum.
„Okay- los geht´s!“ Sie schwang sich auf den Sattel und löste den Ständer.
„Weißt du überhaupt, wie man damit umgeht?“ zweifelte Giles ängstlich.
„Kein Problem- Spike hat es mir beigebracht- für den Notfall, wie er immer betonte.“ Sie lachte kurz auf. Er hatte es also schon längst geplant.
„Naja- mich fragte er, ob du überhaupt einen Führerschein hast.“
„Konnte er ja nicht wissen- ich fahre ja sonst nie!“ Sie startete den Motor.
„Fertig, Jägerin?“
„Bereit, wenn sie es sind- Captain!“ Sie ließ das Gas kommen und raste los. 3 Häuser weiter hatte er sie eingeholt.

„Meinen sie wirklich, daß das eine gute Idee war?“ Kennedy stand mit verschränkten Armen neben Giles und sah den kleiner werdenden Motorrädern hinterher.
„Sie muss unabhängiger werden. Und nur allein bist du wirklich flexibel mit so einer Maschine.“
„Was ist mit uns? Der Bus zwingt uns, zusammen zu bleiben.“
„Nein- nicht unbedingt. Xander wird euer Fahrer. Ihr könnt ihn mit euren Piepern erreichen, dann sammelt er euch ein. Es geht einfach nicht anders- die anderen sind noch zu jung, um allein klarzukommen. Vergiss nie, daß Spike und Buffy keine normalen Jäger sind.“
„Verstehe- sie sind die Wächter und wichtiger als der Rest.“
„Nein- Kennedy. Jeder ist wichtig. Aber sie haben einfach den gefährlicheren Job. Sie müssen auch allein klarkommen.“
„Hab schon verstanden. Ich möchte nicht tauschen.“ Ihr war natürlich klar, was Giles meinte. Buffys Leben war um einiges komplizierter als ihres. Sie hatte ihren Trainingsplan. Ihr wurde gesagt, was sie tun sollte. Aber die beiden waren für alle verantwortlich. Sie machten die Pläne. Das war wirklich eine schwere Aufgabe. Früher oder später würde ihre Beziehung daran zerbrechen, wenn sie nicht bald ihre Arbeit und das Private trennten. Willow und sie konnten sich einfach ausklinken und sie selbst sein, aber Buffy und Spike blieben sogar dann Kämpfer, wenn es nichts zu bekämpfen gab. Nur selten spürte Kennedy so etwas wie Verliebtheit zwischen den Beiden. Ein flüchtiger Kuss, wenn es niemand sah, ein liebevoller Blick- aber sie blieben immer die Starken, die den anderen ein Beispiel an Disziplin sein wollten. Sie würden nie das normale Paar sein, daß Kinder hatte und sich Sonntags mit anderen Eltern zum Picknick traf. Kennedy spürte zum ersten Mal so etwas wie Mitgefühl für Spike und die Jägerin. Die Beziehung war zum Untergang verdammt. Sie wussten es beide und hielten doch aneinander fest. Weil sie gar keine andere Wahl hatten.

Giles und Xander rissen das Tor zur Unterwelt auf. Spike und Buffy brausten mit den Motorrädern heran und hielten kurz neben Giles. Ty hatte ihnen den Vorschlag mit den Maschinen gemacht, um dort unten schneller zu sein. Bis zum Aquäduktteil, der noch erhalten war, waren es schließlich Meilen, und niemand von ihnen wusste, wie weit die Dämonen schon waren. Sie schalteten das Licht an den Maschinen ein.
„Viel Glück. Wir warten bis Mitternacht. Seid ihr dann nicht zurück, sprengen wir den Eingang und unterbrechen den Weg dadurch. Wie vereinbart.“ Giles hob kurz die Hand zum Gruß und entließ sie in das Höhlensystem. Zum ersten Mal hatte er wirklich Angst um Buffy. Sie wussten nichts über das, was ihnen bevorstand- das war weniger, als sie jemals zuvor über den Gegner erfahren konnten. Also hatten sie diesen Plan. Wenn den Beiden etwas passierte, wüsste das Böse Bescheid und käme hierher. Um Zeit zu gewinnen, konnten sie nur den Weg unterbrechen. Dann hätten sie eine Galgenfrist von ein paar Stunden. Mit dem Risiko, die Beiden an das Böse zu verlieren. Wenn Buffy nun wieder durchdrehen würde? Er wollte sie eigentlich nicht gehen lassen, aber es musste wohl sein. Einer allein konnte da noch weniger erreichen. Und sie würden aufeinander aufpassen, daß war das Einzige, was wirklich sicher war.
Was konnte dort unten lauern? Das Urböse schien sich aus der Klinik zusammen mit seinen Verrückten verzogen zu haben- aber wohin? Xander hatte herausgefunden, daß der Gang schon sehr weit nach Süden gehen musste. Irgendwann brach er einfach ab. Das war am Stadtrand von Tarrytown.
Der Klang der Motoren hallte von den Wänden zurück. Sie fuhren langsam in den Gang ein. Er war breit genug, um nebeneinander zu fahren. Hier passte wahrscheinlich sogar ein LKW durch, so hoch war die Decke. Ein Luftzug verriet, daß es wohl auch einen Ausgang geben musste. Mehrere Seitenwege gingen ab. Wahrscheinlich führten sie teilweise sogar an die Oberfläche. Das war eine andere Welt für Beide. Bis jetzt waren sie auf Friedhöfen zu Hause gewesen und hatten die Dämonen an der Oberfläche bekämpft, wenn sie sich in die Welt der Menschen wagten. Jetzt drehten sie den Spieß um und drangen in die Unterwelt ein. Aber selbst Dämonen gingen mit der Zeit. Deutlich waren die Spuren von Kettenfahrzeugen zu erkennen. Man konnte fast glauben, daß sie sich in einem Bergwerk befanden. Kein Dämon nahm wohl mehr eine gute alte Schaufel in die Hand?
Der Tunnel ging die ganze Zeit leicht abwärts. Seltsamerweise trafen sie auf keine Dämonen. Alles war erschreckend still, wenn sie anhielten und in die Motoren kurz abstellten. In einem Seitengang wuselten ein paar Verrückte herum. Sie stapelten Kisten auf und waren so beschäftigt, daß sie gar nicht beachtet wurden.
Vielleicht war das ja auch eine Falle? Sie drangen Kilometer für Kilometer in dieses Reich ein, ohne aufgehalten zu werden. Spike wurde langsamer und gab ihr ein Zeichen, den Motor abzustellen. In der Ferne hörte man ein Piepen, dann dröhnte und krachte es und die Erde schien zu vibrieren.
„Mein Gott- sie sprengen sich durch!“ flüsterte Buffy.
„Sie sind viel weiter, als wir dachten. Wir müssen kurz vor der Bronx sein.“ Sie stellten die Motorräder an einer Wand hinter ein paar Kisten ab.
„Wir gehen zu Fuß weiter.“ Spike lief los.
Ein Blick auf die Uhr verriet Buffy, daß sie länger gebraucht hatten, als gedacht. „Wir haben nur noch 28 Minuten- wir müssen zurück!“
„Nur 5 Minuten- versprochen.“ Er rannte los und sie folgte ihm. Hinter der nächsten Biegung waren die Geräusche viel lauter und es wurde heller. In geduckter Haltung schlichen sie weiter. Vor ihnen öffnete sich eine weite Höhle, die unterhalb des Tunnelniveaus angelegt war und über eine schräge Auffahrt zu erreichen war. Sie tauchten schnell hinter ein paar Kisten ab und spähten nach unten. Die Faszination schien sie fast zu übermannen. Schwere Baufahrzeuge transportierten Erdmengen. Vampire schrieen Anweisungen, die die Verrückten befolgten. Also waren sie die Handlanger der Vampire.
„Was wird das?“ wisperte Buffy.
„Keine Ahnung. Sieht so aus, als würden sie eine ganze Stadt errichten.“
„Eine Stadt der kranken Seelen.“ Stellte Buffy nüchtern fest. „Aber wieso hier? Manhattan liegt weiter südlich.“
„Und näher am Wasser. Der Boden ist dort schlecht. Kein Gestein mehr.“ Er spürte einen Blick auf sich. Ein kleines Mädchen stand auf der Rampe und sah ihn mit trüben Augen an. Verdammt. Sie waren entdeckt worden. Aber das Kind stand einfach nur da und verzog keine Miene.
„Buff- wir sollten verschwinden- sofort!“ Er zerrte sie mit sich zurück in den Gang. Sie hatte keine Ahnung, warum er es plötzlich so eilig hatte, folgte ihm aber. Als sie an den Maschinen ankamen, keuchte sie: „Was ist los?“
„Schnell raus hier. Wir wurden entdeckt.“ Sie sah sich irritiert um, aber niemand schien ihnen gefolgt zu sein. Spike sprang auf sein Motorrad und sie beeilte sich, hinterherzukommen. Unterwegs erwischte Buffy fast einen von diesen Verrückten, der ausgerechnet jetzt eine Kiste über den Weg schleppen musste. Sie wich aus und rutschte auf dem weichen Boden fast weg. Dabei fiel ihr Pieper aus der Tasche und blieb im Sand liegen. 
Der Weg zurück war weiter, als sie es gedacht hatten. Noch dazu hörte sie hinter sich plötzlich seltsame Geräusche. Etwas verfolgte sie. Es schnaufte laut und knurrte. Sie hörte, wie der Sand unter Krallen wegrutschte.
Was immer das war- sie wollte nicht seine Bekanntschaft machen und gab Vollgas. Sie überholte Spike und raste davon. Hinter ihr ertönte ein lautes Heulen.

Die Uhr zeigte 5 Minuten vor Mitternacht. Und von Buffy und Spike fehlte jede Spur. Giles atmete tief durch. Sollten sie es wirklich nicht schaffen, oder zogen sie nur wieder den großen Auftritt vor? Er ging erneut zu Andrew in den Keller.
„Noch immer kein Signal?“
„Nein, von keinem der Beiden.“
„Sie funktionieren doch aber?“
„Ja- natürlich. Aber der Funk kann unterbrochen sein, wenn sie sehr weit unten sind.“ Giles wandte sich wieder ab. Sollte wirklich etwas schief gegangen sein? Warum war da kein Signal? Die Sender waren stark, stärker als jedes Handy allemal. Die Sekunden verstrichen. Dann rief ihn Andrew plötzlich.
„Moment mal- da ist was!“ Ein leises Piepen ertönte, daß langsam lauter wurde. Giles starrte gebannt auf den Bildschirm mit der Umgenungskarte von Tarrytown. Ein roter Punkt bewegte sich schnell vorwärts.
„Wer ist das?“
„Spike. Sein Sender ist aber auch stärker- wäre möglich...“ Andrew erschrak. „Giles- wie schnell sind diese Motorräder im Ernstfall?“
„Warum?“
„Der Sender kommt mit 120 Km/H auf uns zu.“
„Das ist nicht möglich- nicht in den Gängen!“
„Was kann es dann sein?“ Andrew wollte es eigentlich nicht wirklich wissen. Wenn das nicht Spike war, dann hatte es ihn wohl gefressen und hatte immer noch Hunger.
„Funk Xander an. Sie sollen vorsichtig sein. Im Ernstfall müssen sie sprengen.“ Das war es also. Er hatte sie Beide in das Verderben geschickt, daß nun nach oben kam. Und es würde sie bestimmt alle töten. Es gab nur einen Ausweg. Aber Giles würde mit dem Befehl bis zuletzt warten. Erst mussten sie sehen, was da kam. Vielleicht gab es ja noch eine Hoffnung. Aber wenn, dann war es nur Spike. Buffys Sender war weiterhin nicht zu orten. Und wenn er es war, musste er es verdammt eilig haben. Vielleicht verfolgte ihn ja etwas.

Kennedy hielt die Armbrust im Anschlag und erwartete das Grauen. Xander hatte den gesamten Eingangsbereich des Ganges vermint und prophezeite eine riesige Explosion, durch die der gesamte Tunnel vorerst verschlossen werden würde. Plötzlich erklang ein lautes Heulen, welches den näherkommenden Motorenlärm übertönte. Kennedy sprang im letzten Moment zur Seite, als das Motorrad auf sie zuraste. Buffy bremste so stark, daß das Hinterrad herumgerissen wurde und sie fast umkippte. Im letzten Moment fing sie sich mit dem Bein ab. Sie starrte ungläubig in den Gang. Er war doch hinter ihr gewesen- wo blieb er bloß? Ein lautes Heulen erklang wieder. Wie Tausende von Wölfen, aber alle in einem Tier. Dann schoss plötzlich das Motorrad aus dem Gang und Spike raste an ihr vorbei. Das Heulen kam näher.
„Xander- sprengen! Sofort!“ Buffy fuchtelte wild mit den Armen herum. Was immer dort kam- es waren keine niedlichen Hunde, die spielen wollten. Xander drückte die Sicherung und den Auslöser. Nacheinander erfolgten 3 Detonationen, die Kennedy und Buffy von den Beinen rissen. Staub schlug ihnen entgegen und ein paar kleinere Steine flogen durch die Gegend. Ein beleidigtes Winseln ertönte auf der anderen Seite des Schuttberges und entfernte sich. Buffy stand langsam auf und sah zu dem Schuttberg.
„Was- war- das?“ Xander klang panisch. Er wies mit der Hand in die Richtung.
„Spike?- Wo ist er?“ Buffy sah sich besorgt um.
„Hier.“ Er war bis nach draußen gerast und kam langsam die Auffahrt vom Tor hinunter. Sie rannte ihm entgegen und schlang die Arme um ihn.
„Was war das?“ Er hatte keinen Blick zurück gewagt und war einfach nur Buffy gefolgt, als er das Heulen hörte.
„Wie wär´s mit Kerberos?“ Tomas tauchte hinter einem Steinhaufen auf.
„Kerber-was?“ Buffy wusste nicht, was er meinte.
„Kerberos der Höllenhund- lässt jeden in die Unterwelt, aber niemanden zurück. Griechische Mythologie. Habt ihr ihn gesehen?“
„Nein- natürlich nicht.“ Buffy verschränkte nervös die Arme.
„Soll ganz nett aussehen- 3 Köpfe, eine Schlange als Schwanz- und verdammt fies drauf. Da habt ihr wirklich Glück gehabt.“
„Wird er uns hier angreifen?“
„Eher nicht.“ Tomas war stolz darauf, endlich auch mal helfen zu können. Die Bücher über Mythologie waren also doch ganz nützlich. „Er bewacht die Unterwelt. Wahrscheinlich ist hier das Ende seines Reiches. Er wird nicht nach oben kommen- das ist nicht seine Aufgabe.“
„Na da bin ich ja wirklich beruhigt.“ Spike klang sarkastisch. Dieses Biest hätte ihn fast gehabt. Und es war verdammt groß.
„Wie kann man ihn ausschalten- äh- Wiener Würstchen vielleicht?“ Buffy´s Nerven beruhigten sich langsam wieder.
„Eher nicht. Entweder durch bloße Kraft, oder aber mit Gesang und Saitenspiel- wenn ihr mich fragt- das funktioniert nie!“
„Okay- wir versuchen etwas zu finden. Aber erst mal gehen wir jetzt heim.“ Sie schnappte sich ihr Motorrad und schob es nach draußen.
„Na- Hundemüde- Liebes?“ Er legte seinen Arm locker um ihre Schulter.
„Ich nenn dich nie wieder Höllenhund, versprochen.“ Der Schreck würde wohl noch eine Weile in den Knochen sitzen.

Zum Schlafen kam Buffy aber erst, nachdem sie den anderen berichteten, was sie gesehen hatten. Und es gab schlechte Neuigkeiten für sie. Lauren hatte versucht, durch Berechnungen herauszufinden, auf wie viele Einwohner ein Vampir käme. Das man so etwas überhaupt ermitteln konnte, war Buffy neu. Er nannte es statistische Erhebungen. Es hatte irgendwas mit der real vorhandenen Blutmenge und dem Verbrauch eines einzelnen Blutsaugers zu tun. New York hatte über 8 Millionen Einwohner. Nach Laurens Berechnungen konnte es bis zu 200 000 Vampire hier geben- wie er darauf kam, blieb den anderen ein Rätsel. Das war nicht besonders ermutigend, auch wenn niemand wirklich glaubte, daß es so viele waren. Aber schon 1000 reichten aus, um ziemlich lange beschäftigt zu werden. Diese Nacht würde sie wohl ziemlich schlecht schlafen- es sei denn, Spike brachte sie auf andere Gedanken.

Bahnhof des Todes

„Was meinte er damit- der Spike, der die Jägerin getötet hat?“ Heather und Sam saßen nach den Ereignissen des langen Tages in ihrem gemeinsamen Zimmer und dachten über den Kampf im „Black Widdow Club“ nach. Kennedy ging draussen vorbei und hörte ihre Frage. Sie stoppte an der offenen Tür und steckte den Kopf hinein.
„Ihr wisst wirklich nicht viel über Spike, oder?“
„Nein- niemand erzählt hier was. Er war mal böse, aber das ist auch schon alles, was wir wissen.“
„Naja-.“ Sie setzte sich auf Sams Bettkante. „Spike war wirklich böse. Er wurde mit 20 Jahren zum Vampir. Dann zog er viele Jahre mit Drusilla, seiner Erschafferin, durch die Welt. Aber irgendwie war er ihr zu langweilig und nicht böse genug, und als er dann diesen Chip im Kopf hatte, da wurde er so was wie ein geduldetes Mitglied in der Gruppe. Und er verliebte sich in Buffy. Das ging natürlich schief und er holte sich seine Seele wieder- zumindest glauben wir das alle. Vielleicht wollte er ja auch nur seine alte Kraft zurück. Und dann fiel der Chip aus und wir merkten, daß seine Seele ihn veränderte. Er ist jetzt durch seine Seele auf unserer Seite. Und weil er Buffy liebt.“
„Aber was ist mit der Jägerin, die er getötet hat.“
„Es ist leider so, daß es irgendwie eine Art Volkssport unter den Vampiren ist, Jägerinnen zu töten. Als Spike noch böse war, tötete er im Laufe der Jahre 2 Jägerinnen. Die letzte war Nicki Wood- die Mutter von unserem Direktor Wood.“ Die Mädchen sahen sie entgeistert an.
„Aber dann muss er ihn doch hassen!“
„Ja- das tut er wohl auch. Sie sind beide Feinde mit demselben Ziel. Spike hat Wood zum Wächter gemacht- vielleicht ist das seine Art, sich für alles zu entschuldigen. Aber der jetzige Spike kann nichts mehr für den alten Spike. Sie sind in vielen Dingen sehr verschieden. Das hat auch Wood eingesehen.“
„Aber er wird immer Spike bleiben.“
„Ja. Er bleibt ein Vampir- aber auch die können sich anscheinend ändern.“
„Glaubst du auch, was du sagst?“
„Ich wünschte, ich könnte es.“
„Was passiert, wenn er wieder böse wird?“
„Dann würde Buffy ihn töten.“
„Würde sie das? Es scheint vielmehr, daß Buffy immer mehr wie er wird. Berechnend- quälend. Sie würde mit ihm in die Hölle gehen-.“
„Und als Siegerin wieder auferstehen- so wollen es Giles und die Anderen sehen- da habt ihr leider recht. Wenn etwas passiert, werden wir nicht mehr auf sie zählen können. Ich weiß.“ Stille folgte. Alle drei dachten wohl darüber nach, was im Ernstfall passieren könnte.
„Was planen sie als Nächstes?“ Heather fand in die Wirklichkeit zurück.
„Wir gehen morgen auf getrennte Streife in Manhattan. Wenn wir was rauskriegen, wird die Gruppe zusammengetrommelt und wir greifen an. Angriff als Verteidigung. Keine Überlebenden unter den Dämonen.“
„Die Spike- Art- richtig?“
„Ja- sozusagen.“
„Ist das der einzige Weg? Oder ist das nur ihr Weg?“
„Nein. Momentan scheint das der einzige Weg zum Erfolg zu sein. Indem wir das tun, was die Jägerin schon immer tat. Auf Streife gehen und Vampire vernichten- wenn auch im großen Stil.“ Sie erhob sich langsam.
„Und wenn es einmal nicht mehr der richtige Weg ist?“
„Die Gruppe wird richtig entscheiden. Wir sind nicht der Meinung von 2 einzelnen Personen unterlegen. Macht euch keine Sorgen. Gute Nacht.“

„Spike- Kenny hat was entdeckt- unterm City Hall Park.“ Sie sah auf die Nachricht auf ihrem Pieper.
„Was ist es?“
„Keine Ahnung. Wahrscheinlich ein unterirdischer Treff. Laß uns hinfahren.“

Die Anderen warteten schon in einer Seitenstrasse auf sie. Kennedy stieg aus dem Wagen und schlenderte lässig zum Parkeingang. Dort traf sie auf die beiden, die ihre Maschinen etwas weiter vorn abgestellt hatten und nun so taten, als wollten sie in den Park. Um diese Urzeit war wohl niemand mehr unterwegs, aber man konnte nie vorsichtig genug sein. Unter den Ästen einer Trauerweide trafen sie aufeinander.
„Und- was hast du?“
„City Hall Station. Wahrscheinlich an die 20 Gegner. Wir gehen über Brooklyn Bridge Station rein. Bis gleich.“
Die Motorräder sausten kurze Zeit später davon und der Kleinbus wählte einen anderen Weg zum gleichen Ziel.
Im U-Bahnhof trafen sie alle wieder aufeinander. Ty war nicht bei den anderen- sie würde ein paar Stationen früher einsteigen und den Fahrer ablenken, damit sie ungesehen aufspringen konnten. In die Umkehrschleife fuhren nur die leeren Bahnen hinein und es gab vorher Kontrollen von den Fahrern. Der verlassene Kopfbahnhof wurde nun nur noch zum Drehen der Bahnen benutzt- und diente anscheinend den Vampiren als Unterschlupf.
Die U-Bahn donnerte in die Endstation ein und hielt an. Niemand stieg aus und die Gruppe hatte sich vorsorglich im Treppenaufgang versteckt gehalten, um vom Fahrer nicht gesehen zu werden. Kennedy erspähte ihn, wie er durch die einzelnen Abteile ging und nach letzten Fahrgästen suchte. Ty hatte sich so gesetzt, daß er sich umdrehen musste, wenn er mit ihr sprach. Er hielt im letzten Wagon an und drehte sich um. Kenny gab das Zeichen für die Anderen. Spike rannte los und kletterte leise auf das Dach der U-Bahn. Buffy folgte und half den Mädchen beim Aufsteigen. Eine nach der Anderen wurde von Spike nach oben gezogen, während Ty mit dem Fahrer nach vorn ging. Sie würde durch die Schleife mitfahren dürfen- ein kleines Mädchen, daß sich verfahren hatte, dürfte man schließlich um diese Nachtzeit nicht allein lassen. Sam stieg gerade auf, als sich die Bahn in Bewegung setzte. Kennedy sprang noch schnell nach oben. Die Fahrt wurde schneller. Sie reichte Buffy die Hand und zog sie hoch. Auf dem Wagenpuffer fand sie mit den Füssen Halt und krallte sich an der Dachkante fest.
Die Bahn wurde immer schneller und die schwarzen Passagiere auf dem Dach hielten sich mit aller Mühe an Luken und Dachkanten fest. Die Tunneldecke sauste knapp über ihren Köpfen hinweg. Das Rauschen in den Ohren wurde unerträglich. Dann bremste die U-Bahn ab, und die Mädchen wären fast nach unten gerutscht.
Spike tippte Heather an. Sie würde als erstes nach unten gehen, was während der Fahrt nicht ganz einfach sein würde. Aber die Bahn musste die Kehre sehr langsam fahren. Die Notstromanlage der Gleisanlage ließ die ersten Säulen des verlassenen Bahnhofs erkennen. Buffy sprang ab und rannte neben den Wagen, um Heather aufzufangen, die sich nach unten gleiten ließ. Spike sprang neben ihr auf den Bahnsteig. Er fing Sam auf. Chao-Ann und Kennedy kletterten an der Rückseite wieder herunter. 
Die Bahn drehte weiter ihre einsame Runde und verschwand im anderen Tunnel. Es war dunkler hier, als sie es vermutet hatten. Zum Glück trugen die Mädchen vorsorglich kleine Taschenlampen um den Hals, die ihnen im Kampf aber nicht helfen würden. Buffy wünschte sich plötzlich, daß Spike mit ihnen das Gleiche gemacht hätte wie mit ihr- die Sinne der Jägerin schärfen. Sie hatte sie dermaßen vernachlässigt in der Zeit seit Sunnydale, das es wie Neuland war, wieder die Kräfte zu spüren.
„Achtet auf die Geräusche. Benutzt den Verstand der Jägerin, nicht eure Augen.“ Sie lief vor den Anderen her. Wenn es ganz dunkel werden würde, waren die Vampire eindeutig im Vorteil. Sie schloss zur Unterstützung die Augen. Die nächste Bahn würde in 15 Minuten kommen. 15 Minuten, um etwa 20 Vampire zu erledigen. Und das im Dunkel eines verlassenen, ihnen unbekannten U-Bahnhofs. Das waren erschwerte Bedingungen für die Mädchen- ideal, um etwas zu lernen. Alles war still, die Mädchen wagten kaum zu atmen. Da hörte sie Stimmen von rechts. Sie klangen gedämpft- also war eine Mauer dazwischen. Sie sah Spike an. Er nickte ihr zu. Langsam zog sie ihren Pflock hervor. Lachen und Stimmen.
„Mindestens 10. Sie sitzen beieinander. Wahrscheinlich ein Raum.“ Flüsterte sie den Mädchen zu. Alle gingen in Angriffstellung. Sie mussten sie herauslocken- nur so hatten sie noch etwas Licht von der Gleisanlage. Buffy stieß laut an einen umgekippten Papierkorb. Es schepperte laut und hallte von den Wänden zurück.
„Wahrscheinlich nur eine Katze. Geht nachsehen- Slitter, Rouk!“ Das war ja einfacher als gedacht. Jetzt bekamen sie sogar schon Mengenangaben, ohne den Gegner zu sehen. Spike stellte sich hinter Heather, die nun mit Kenny die erste Reihe bildete. „Denk dran- Vampir- pflöcken. Laß dich auf keinen Kampf ein.“ Flüsterte er ihr beim Vorbeigehen zu. Giles war zwar manchmal etwas seltsam, aber diese Einstellung, die er auch Buffy damals beibringen wollte, hatte etwas Wahres in sich. 2 Gestalten erschienen in dem Gang. Vampire. Sie griffen ohne ein Wort an. Und Heather befolgte den Rat. Der Pflock rammte sich in den Angreifer, bevor er sie richtig erreicht hatte. Kennedy schlug ein paar Mal zu und erledigte ihn dann. Alles war sehr still passiert. Dann geschah nichts. Buffy sah auf ihren Pieper. Noch 12 Minuten.
„Das dauert zu lange.“ Fluchte sie leise.
„Okay.“ Spike packte den Papierkorb und warf ihn in den pechschwarzen Gang. Es schepperte und polterte scheußlich. Gleich darauf erschienen mehrere Vampire in panischem Lauf. Sie blickten hinter sich in den dunklen Gang, von dem nun das Poltern widerhallte und rannten den Mädchen direkt in die Pflöcke. Weitere Vampire folgten. Einer nach dem Anderen stürmte nun auf sie zu und der Kampf entbrannte. Die Mädchen schlugen sich ganz gut und machten keine unnötigen Kampfhandlungen, die ihnen den Atem nehmen konnten. Buffy schlug auf den letzten Gegner noch eine Weile ein, bis Spike sie am Arm packte und hochzog. Der Vampir unter ihr sah sie geschockt an.
„Willst du ihn töten oder nur verprügeln?“ Er drückte ihr den Pflock in die Hand.
„Tut mir leid- Schätzchen- mein Boss meint, daß ich dich jetzt töten muss. Danke für den Kampf. War ganz nett- aber du bist leider kein ernsthafter Gegner für mich.“ Sie ließ sich auf die Knie fallen und saß nun auf dem Bauch des Vampirs. Der Pflock rammte sich mit voller Wucht in sein Herz und ließ ihn zerfallen.
„Kannst du mir mal verraten, was das eben sollte?“ Spike sah sie schräg an. Die Mädchen wirkten irritiert.
„Was denn? Darf man jetzt nicht einmal mehr Spaß an seiner Arbeit haben? Oh- das hatte ich wohl vergessen- Vampir- pflöcken. Vampir- pflöcken. Sind eigentlich alle Engländer so spießig? Du klingst schon wie Giles.“ Sie steuerte lässig den dunklen Gang an und bog in den verlassenen Laden ein, der den Vampiren als Unterschlupf gedient hatte. Spike folgte ihr. Sie philosophierte weiter. „Was sollte das? Warum tust du das? Buffy- du musst den anderen ein Vorbild sein- Fuck- und wer war mein Vorbild? Aber nein- die alte Jägerin tickt ja nicht richtig.“ Sie kickte eine Dose von sich, auf die sie in der Dunkelheit fast getreten wäre. Ein Kratzen ertönte- als wenn jemand die Dose- verdammt!
Die Dose knallte ihr an den Kopf. Ein Kichern ertönte. Hinter ihr hörte sie die Mädchen und Spike. Sie wollten gerade den Raum betreten. Jemand huschte an ihr vorbei. Und dann klopfte etwas ganz leise an der gegenüberliegenden Seite.
„Raus mit euch! Sofort. Das ist ´ne Falle!“ Sie schloß die Augen. Jetzt war das Kichern überall. Es waren mindestens 5 Gegner, die sie hier nicht sehen würde. Etwas rammte ihre Schulter und rannte in Richtung Ausgang.
„Die Taschenlampen. Macht sie an!“ schrie sie entsetzt. Das hatte sie nicht erwartet. Ihre Frustrede hatte sie direkt in eine Falle der Vampire laufen lassen. Eines der Mädchen schrie panisch. Die Lampen leuchteten auf. 
Ein Vampir stürmte direkt auf sie zu. In dem diffusen Licht erschien er verdammt gruslig, und dementsprechend standen die jungen Jägerinnen einfach nur da und setzten zum kollektiven Schrei an. Spikes Faust knallte direkt in das verzerrte Gesicht und ließ den Gegner auf dem Rücken landen. Spike ließ ihn aufstehen und tötete ihn dann blitzschnell. Ein zittternder Lichtstrahl huschte über Buffys Gesicht und blendete sie.
„Buff- das sieht übel aus.“ Kennedy schluckte demonstrativ im Angesicht der Vampirhorde, die auf Tischen und niedrigen Regalen zum Sprung bereit Buffy umkreiste. Und sie sahen wirklich wütend aus- und hässlich- das waren nicht die schönen Vampire wie Spike und Angel- dieser Trupp konnte glatt bei der Wahl zum Glöckner von Notre- Dame gewinnen.
„Willkommen in unserem Reich!“ kicherte eine der Gestalten. Buffy sah sich um und straffte sich innerlich. Okay- hier wollte jemand also Ärger.
„Hallo. Entschuldigung, wenn wir hier so reinplatzen, aber irgendwann muß wohl jeder dran glauben. Heute seid ihr es also. Versucht bitte nicht zu flüchten oder Dummheiten zu machen- ihr wisst schon- die Sache mit dem Beissen. Ich denke, ein fairer Kampf ist wohl das Beste für uns alle- dann müssen wir euch nicht unnütz weh tun. Okay- wer ist der Erste?“ Ihre kurze Rede hatte sogar kurzfristig ihre eigene Mannschaft verwirrt- außer Spike- der kannte ja schon die Sprüche der Jägerin.
„Behaltet eure Taschenlampen um den Hals, damit wir euch von denen unterscheiden können. Alles klar?“
„Äh- klar, Boss.“ Die Antwort wirkte unsicher. Spike schnappte sich den Vampir, der ihm am Nächsten war und warf ihn in Kennedys Richtung. Sie war so geistesgegenwärtig und hielt ihren ausgestreckten Arm mit dem Pflock hin.
„Gut- du hast es also verstanden. Ihr Anderen- bereithalten.“ Er packte den Nächsten und schleuderte ihn in Richtung einer Lichtquelle. Buffy versuchte es wieder auf ihre alte Art und fing herbe Schläge ein.
„Wann lernst du´s endlich? Schnapp sie dir und wirf sie Richtung Ausgang- die Mädchen machen den Rest.“ Er zerrte den Vampir von ihr weg und schob ihn schnell zu Kennedy, die ihn von hinten erledigte. Plötzlich griff die gesamte Mannschaft der Hässlichen an und stürzte auf Buffy ein. Sie schleuderte sie von sich und die Mädchen, die sie umkreist hatten, stachen zu. Der Kampf war plötzlich schneller vorbei, als sie es für möglich gehalten hätte. Aus den Augenwinkeln sah sie einen Vampir das Zimmer verlassen. Sie sprang auf und stürmte ihm hinterher. Als sie ihn fast hatte, sprang sie in die Luft und rammte ihm ihren Fuß in den Rücken. Es krachte laut und er fiel nach vorn. Sie kickte ihn mit dem Fuß in die Seite, sodaß er sie ansehen musste.
„Was haben wir abgemacht- keine Fluchtversuche. Und was tust du?- Du läufst weg. Wolltest wohl deine Freunde warnen, hm? Aber das fällt wohl leider aus. Byebye.“ Der Pflock erledigte das Übrige. Sie richtete sich wieder auf und atmete tief durch. Das war ja noch mal gut gegangen. Aber für die Zukunft würde sie vorsichtiger sein. Wenn entdeckt werden würde, wer die Vampire ausrottete, konnte das ziemlich viel Aufsehen erregen und ihnen ihre Strategie vermasseln.
„Ich glaub, wir müssen alle noch lernen.“ Spike erschien hinter ihr. Wie hatte er diesen Vampir nur übersehen können? 
„Wahrscheinlich. Sind jetzt wirklich alle erledigt?“
„Sieht so aus. Aber wir haben eine Tür entdeckt- wer weiß, was dahinter lauert.“
„Ihr wollt mich mal wieder vorschicken- ja? Als Köder, weil ich das ja so gut kann, Der Trampel vom Dienst tritt ein- aufgepasst.“
„Weißt du was? Das hätte jedem passieren können. Ich hab sie auch nicht gewittert- irgendwas war an denen anders.“
„Die stanken wohl nicht nach Vampir, was?“
„So in etwa, ja. Das sollten wir überprüfen.“
„Spike?“
„Ja?“
„Hör auf, soviel Zeit mit Giles zu verbringen.“ Sie lachte kurz über sein verdutztes Gesicht und schritt an ihm vorbei zu den Mädchen zurück.

„Okay- Ladies- wo ist diese Höllentür?“ Der Strahl der Taschenlampe wies wortlos auf eine ziemlich normal aussehende Holztür. Sie blieb davor stehen und entspannte kurz ihre Halsmuskeln, indem sie den Kopf hin und her drehte. „Bereit für das Grauen?“ Die Pflöcke hinter ihr erhoben sich. Langsam drückte sie die Klinke herunter und wollte die Tür aufstoßen. Sie schwang nach wenigen Zentimetern wieder zurück. Etwas lag wohl dahinter und versperrte den Weg. Buffy atmete noch einmal tief durch. Die spürbare Angst der Mädchen übertrug sich langsam auf sie.
„Okay. Taschenlampe!“ Sie hob abwartend die Hand. Spike erschien wieder an ihrer Seite und leuchtete nach unten. Ein paar Beine erschien im Lichtkegel. Jemand lag hinter der Tür. Es waren Arbeiterhosen und –schuhe. Spike sah sie kritisch an. War das eine weitere Falle? Er durchleuchtete den Raum. In dem kleinen Zimmer standen Regale und Aktenschränke. Es war eine Art Büro. Keine erkennbaren Gegner. Spike wagte sich hinein und leuchtete hinter die Tür. Er verzog angewidert das Gesicht und wich etwas zurück.
Halt die Mädchen fern. sagte er ihr plötzlich in Gedanken.
Was ist mit ihm?
Das war wohl ihr- Abendessen.
Oh.
Spike schnappte sich eine alte Jacke, die an einem Wandhaken hing und warf sie über die Leiche. Dann ging er zu dem massigen Schreibtisch und bediente den Schalter der Tischlampe. Gelbes, warmes Licht erhellte nun das Zimmer, daß sich als Büro entpuppte. An der Wand entdeckte Buffy eine Karte, die die Geographie des New Yorker Gebietes anzeigte und mit roten und blauen Punkten versehen war. Ein System konnte sie auf den ersten Blick nicht erkennen. Langsam wagten sich die Mädchen hinein und stiegen bedächtig und mit ängstlichem Blick über die Füsse der Leiche. Spike begann, in dem Schreibtisch zu kramen. Er holte ein paar lose Blätter hervor und las darin. Dann sah er zu den Mädchen auf und klang erfreut.
„Gratuliere, Kennedy- du hast ein richtiges Vampirnest aufgedeckt. Seht alle Akten hier durch. Wir brauchen jede Information.“ 
Sie gruben sich nach und nach durch ein System von Ordnern, einzelnen Akten und Büchern. Kennedy beobachtete die Anderen kurz und bückte sich neben den Leichnam. Sie wollte gerade die Jacke hochheben, als eine starke Hand ihren Unterarm packte und sie wegzog. Spike sah ihr in die Augen und schüttelte warnend den Kopf. Sie erhob sich und arbeitete wieder mit den anderen Mädchen an dem Aktenschrank. Buffy sah Spikes besorgten Blick auf Kennedy ruhen und stieg durch das Chaos zu ihm.
„Was ist mit der Leiche? Kennedy hat schon Opfer von Vampiren gesehen.“
„Nicht solche Opfer.“
„Was ist passiert?“
„Wie viel verträgst du- Jägerin?“
„Ne ganze Menge, daß weißt du.“ Er nickte kurz und hockte sich neben den Toten. Buffy tat es ihm gleich. Sie nahm de Jacke in die Hand und wollte sie hochheben. Er legte seine Hand auf ihre.
„Du musst das nicht tun.“
„Doch. Ich muss den Gegner kennen.“
„Wenn du Alpträume kriegst, ist das nicht meine Schuld- okay?“ Es war ihm verdammt ernst. Aber was konnte schon so schlimm sein? Sie hob den Stoff an und leuchtete darunter. Aha. Ja- das war wirklich schlimm. Sie ließ die Jacke wieder sinken. Ein Gefühl der Übelkeit stieg in ihr hoch. Sie kämpfte kurz mit sich und sah Spike an.
„Sieht eher nach einem Festgelage aus.“
„Ja.“
„Seit wann esst ihr auch Fleisch?“
„Keine Ahnung- da fragst du den Falschen. Wenn das überhaupt richtige Vampire waren.“
„Wieso- sie starben wie sie.“
„Ja- aber welcher Vampir nagt seine Opfer bis auf die Knochen ab? Vor allem das Gesicht?“
„Vielleicht Eifersucht- wenn man so hässlich ist wie sie- wer weiß. Oder sie wollten ihn unkenntlich machen- falls ihn jemand findet.“ Ihr Interesse an den Dämonen besiegte nun endgültig den Ekel.
„Dann müssten sie auch seine Fingerabdrücke entfernen.“
„Hast du was gesehen?“
„Nein. Hab nur auf die –offensichtliche Wunde gesehen.“
„Okay.“ Buffy stand auf und strich sich nachdenklich die engen Jeans an den Oberschenkeln glatt.
„Wie sieht´s aus- habt ihr was Brauchbares gefunden?“ Sie wandte sich an die Mädchen, welche immer noch übertrieben eifrig an den Akten arbeiteten. Sie hatten versucht, etwas von dem Gespräch zwischen Buffy und Spike zu erhaschen.
„Äh- ja. Genaugenommen klingt das alles sehr interessant. Wäre am besten, wenn wir alles mitnehmen könnten. Die Bücher sind der Wahnsinn- Giles wird ausrasten. Und die ganzen Akten- irgendwelche Namen und Zeichen. Das muß Willow überprüfen.“ Kennedy wusste so gut wie die anderen, daß das kaum möglich sein würde. 
Draussen hörten sie leise Schritte. Alle wechselten sofort in höchste Alarmbereitschaft. Sie versteckten sich so gut es ging und beobachteten den Eingang. Es klang nach leichten, suchenden Schritten. 
„Hallo? Seid ihr noch hier? Leute?“
„Verdammt- Ty- was tust du hier?“ Buffy stürmte auf sie los und packte sie grob am Arm.
„Tschuldigung. Die letzte Bahn fuhr gerade und ihr kamt nicht zurück.“
„Und da dachtest du, du müsstest uns suchen gehen? Bist du denn vollkommen verrückt? Was, wenn wir alle tot wären und du hier in ein riesiges Vampirnest gestürmt wärst?“
„Okay, okay- es war dumm von mir. Aber die nächste Bahn kommt erst in 2 Stunden, und ich wollte euch Bescheid sagen.“
„Dafür gibt es diese wundervollen Pieper!“ Buffy hielt ihn ihr direkt vors Gesicht.
„Das weiß ich auch, aber ihr ward nicht zu erreichen.“ Sie deutete auf das rote Blinken an Buffys Gerät.
„Verdammt. Wofür haben wir die, wenn sie nicht einmal hier funktionieren?“ Sie starrte noch immer ungläubig auf das Leuchten.
„Ich kümmere mich darum. Andrew kriegt reichlich Arbeit.“ Spike nahm ihn ihr aus der Hand und steckte ihn in Buffys Hosentasche. „Beruhige dich- sie hat uns gerade den Tipp gegeben, wie wir den Kram hier rauskriegen. Da draussen steht noch ein altes Reparaturfahrzeug herum. Wir packen alles auf die Ladefläche und bringen es zur nächsten Haltestelle. Funkt Xander an- auf dem Bahnsteig hattest du noch ein Signal.“
„Woher?“
„Du hast die Zeit abgelesen- da war ein grüner Punkt in der Dunkelheit. Kein Roter.“ Er wandte sich an die anderen: „Und ihr schafft das hier alles raus. Nehmt auch die Karte ab und seht euch nach Geheimfächern im Schreibtisch um.“ Er holte eine große Kiste aus der Ecke und warf die Akten hinein. Die Anderen schienen kurz zu überlegen und bildeten dann eine Kette zum Bahnsteig. Buffy legte ein paar weichen von Hand um und startete den Motor des seltsamen Gefährts. Sie steuerte es genau vor den Bahnsteig und nahm Kennedy die Stapel von Ordnern und Büchern ab. Für Giles würde heute Weihnachten und Geburtstag auf einmal sein- und sogar sie wollte wissen, was in den vielen Aufzeichnungen stand. Ein paar der Bücher sahen wirklich alt aus.
Spike erschien mit der Kiste und hievte sie auf die Ladefläche. Dann wandte er sich an Kennedy.
„Weißt du, wie man so etwas fährt? Ich brauch Buffys Hilfe noch hier.“
„Äh- Kenny- das ist ganz einfach- vorwärts, rückwärts, Gas und Bremse- mehr hat dieses Gefährt nicht. Du schaffst das schon.“ Sie sprang herab und ließ Kennedy aufsteigen. Dann legte sie die letzte Weiche wieder um.
„Die Mädchen laufen einfach hinterher. Xander wartet am Brooklyn Bridge Station auf euch. Ladet alles in den Bus und verschwindet. Wir kommen dann nach.“ Sie hob kurz die Hand zum Abschied und schickte Ty und die Anderen hinterher. Langsam verschwand das Gefährt im Tunnel.
„Meinst du, die schaffen das?“ Sie sah skeptisch dem tuckernden Geräusch hinterher.
„Die haben gerade ziemlich üble Vampire erledigt- ein paar Akten transportieren erscheint mir um Einiges leichter.“
„Und was tun wir jetzt?“
„Das Abendessen der Vampire durch den Kopf gehen lassen.“
„Wie konnte ich auch hoffen.“ Sie gingen in den nunmehr leeren Büroraum zurück. Spike sah sie ernst an.
„Sicher, daß du das verträgst?“
„Was hast du vor? Du wirst ihn doch nicht zerstückeln oder so?“
„Nein. Aber wir müssen wissen, was sie wirklich getan haben. Und warum.“ Er hob die Jacke von der Leiche und warf sie zur Seite. In dem warmen Licht der Schreibtischlampe wirkte es gar nicht so schlimm, wie Buffy es befürchtet hatte. Vielleicht lag es auch daran, daß sie jetzt wusste, was sie erwartete. Der Kopf war nur noch durch den Hinterkopf als solcher zu erkennen. Von dem Gesicht waren einzelne Knochen übrig, die nicht mehr an ihrer Stelle waren. Es wirkte wie ein eingefallener Höllenschlund in rot und weiß.
„Sie haben sogar das Gehirn gefressen. Keine Augen, kein erkennbarer Kiefer- was sind das für Kreaturen?“ Spike hatte viel in seinem Leben gesehen- aber das hier war mit Abstand das Schlimmste. Buffy kniete sich neben den Toten und besah sich vom Hals abwärts alles. Sie analysierte:
„Keine Bisswunden am Hals. Ab dort scheint alles ganz normal zu sein. Sie hatten es nur auf den Kopf abgesehen. Oh- hoppla. Und die Hände. Bisswunden wie von Vampiren. Und ziemlich viel zerrissenes Fleisch. Keine erkennbaren Fingerkuppen. Teilweise ist der Knochen sichtbar.“ Sie atmete noch einmal tief durch und riß das Hemd des Opfers auf. Breite Striemen wie von Fingernägeln oder Peitschen liefen über den Brustkorb. Sie waren mit Grind bedeckt.
„Sie haben ihn gefoltert- die Striemen kamen vor dem Tod.“ Spike packte den Arm des Opfers und drehte ihn auf den Bauch. Er riß das morsche Hemd auf und die gleichen Striemen kamen zutage.
„Was denkst du- wie alt- woher?“ Buffy lehnte sich gegen den Schreibtisch.
„Der ist noch nicht so alt- vielleicht 30. Hat hier bei der U-Bahn gearbeitet- die Arbeitssachen sehen wie die von den Wartungsarbeitern aus. Ziemlich hellhäutig, aber sicherlich ein normaler Weißer. Hat vielleicht sehr viel Zeit hier unten verbracht.“
„Sieh mal- er hat eine Tätowierung.“ Buffy schob den Ärmel nach unten. Auf dem relativ schmächtigen Arm prangte ein keltisches Symbol. Es sah wie ein Kreis aus, indem sich mehrere geschwungene Linien trafen. Sie wechselte auf die andere Seite, um es in der richtigen Richtung zu sehen. Jetzt sah es aus wie zwei Hundeköpfe in einem Kreis. Und es sah sehr frisch aus- eigentlich zu frisch für einen Toten, den man vorher gefoltert hatte.
„Es ist vergrindet- daß kann nicht wirklich alt sein.“
„Es ist keine Tätowierung.“ Stellte Spike nüchtern fest.
„Was dann?“
„Schon mal was davon gehört, das Pferdebesitzer die Tiere mit heißen Eisen markieren?“
„Ein Branding?“
„Wahrscheinlich. Aber es sieht verdammt frisch aus.“
„Und wenn es eine Markierung von den Vampiren ist? Ein Besitzanspruch?“
„Hätten sie ihn dann so zugerichtet? Das ist kein Vampir- der ist mausetod.“ Wenn jemand einen Untoten erkannte, dann war das wohl Spike. Und ohne Gesicht dürfte die Beute schwer erreichbar sein.
„Und wenn es ein Unfall war- oder sie haben andere Pläne mit ihm gehabt- er hat nicht pariert und da haben sie ihm das angetan?“
„Ein Unfall ist das nicht aber- wäre möglich. Wir müssen ihn irgendwie verschwinden lassen, oder?“
„Nein. Laß ihn hier. Wenn die Vampire zurückkommen, sollen sie ihn sehen. Ich habe da ein Gefühl, daß es hier um einen Streit innerhalb der Gruppen geht. Wir mischen uns da besser nicht ein. Laß uns gehen. Giles und die Anderen werden warten. Und wir müssen hier raus, bevor die nächste Bahn kommt.“


Licht der Ewigkeit

Wie sollten sie ihm das erklären? Ein weiterer von ihren Treffpunkten zerstört- und noch dazu der Sitz von Raser, dem Bandenchef persönlich. Die ganzen Akten und Aufzeichnungen in den Händen des Feindes- das war eine Katastrophe! Sie würden ihm das nicht beibringen- sollten sich doch andere Freiwillige finden, die ihm erklärten, daß der unbekannte Gegner schon wieder zugeschlagen hatte. Und nun vielleicht schon wusste, was der Oberste Boss erst noch erfahren musste- daß ihre Streitigkeiten innerhalb der Gruppen ein weiteres Opfer gefunden hatten und ihm einen Untertan geraubt. Das konnte zum tödlichen Strick werden. Die beiden Vampire zerrten die Leiche hinter sich auf den Gleisen entlang. Irgendwie würden sie ihn schon entsorgen. Und wenn sie bis nach Staten Island mussten. Wo waren nur die guten alten Zeiten geblieben, als man noch abends in den Stadtpark gehen konnte und seine Opfer einfach so liegen ließ? Aber nein- es musste ja Ordnung herrschen. Niemand sollte etwas von den Vampiren erfahren. Weil der Oberguru keinen Stress wollte. Dem war sein Geld wichtiger als die Opfer. Es war wirklich ein Scheiß Leben in dieser Stadt. Keine neuen Vampire- auf Anordnung, weil man die Übersicht wahren wollte. Fehlte nur noch, daß man einen schriftlichen Antrag 3 Jahre im Voraus stellen musste, wenn man mal eben Durst bekam. Aber er versprach ihnen die Freiheit. Sie sollten herrschen. Und die Herrschaft über die Menschen war so verlockend- da nahm man auch solche Einschränkungen in Kauf.

„Nun habt ihr also wichtige Informationen erhalten. Was werdet ihr damit tun?“ Ein gewisser Spott lag in Zekhors Stimme.
„Wir werden damit arbeiten. Vielleicht finden wir so denjenigen, der für all das zuständig ist.“
„Ihr werdet es nicht nutzen. Die Akten werden in einem Regal verschwinden- sagen wir mal unter C wie City Hall Station. Und genauso, wie eine Akte unter B steht, die niemanden wirklich interessiert.“
„Weil in Buffys Akte nichts drinsteht!“
„Achso? Warum habt ihr euch dann die Mühe gemacht, sie zu besorgen? Was habt ihr erwartet? Eine Gebrauchsanweisung für das Böse?“
„Nein- aber mehr als ihre Krankengeschichte, die wir alle schon kannten.“
„Es wundert dich nicht, daß sie nur durch die Unterschrift ihrer minderjährigen Schwester hierher verlegt werden dürfte?“
„Ihre Mutter ist tot.“
„Und ihr Vater?“
„Den kenne ich nicht. Aber er hat sich nicht gemeldet. Vielleicht will er von seiner Tochter nichts wissen.“
„Vielleicht kann er es auch gar nicht wissen? Hast du das schon einmal gesehen?“ Zekhor warf eine Zeitung vor Spike auf den Schreibtisch. Eine Anzeige war eingekreist.



Wir gedenken den Opfern von Sunnydale:
Rupert Giles
Und
Buffy Summers, 
welche kurze Zeit später im Krankenhaus verstarb.

Die Zeitung datierte auf den 5. Oktober 2003. Und er hatte das noch nie gesehen.
„Was bedeutet das?“ Spike starrte auf die Zeilen.
„Sie sind tot für den Rest der Welt. Sie sind nie nach New York gekommen, haben nie den Rat der Wächter gegründet und werden immer nur ein Mythos sein.“
„Warum?“
„Um euch zu schützen. Niemand vermutet euch hier.“
„Das ward ihr?“
„Glaubst du, daß das Böse eine Annonce aufgibt, in der es den Tod seiner Erzfeinde beschwört?“
„Aber Giles verhandelt mit Firmen- das Konto- .“
„Schweizer Nummernkonto. Und wie viele Leute heißen Giles mit Nachnamen- nicht viele- aber genug, um nicht aufzufallen. Außerdem weiß unser alter Knabe längst bescheid- im Gegensatz zu euch liest er Zeitung. Es war wie ein Segen für ihn. Endlich kann er nach eigenem Ermessen handeln.“
„Und Buffy- was ist mit ihr? Weiß sie es?“
„Nein. Bevor du fragst- es gibt den Namen Summers sehr viel- und sie unterschreibt in der Öffentlichkeit immer mit: B. A. Summers. Es war ein Leichtes, ihre Visacard auf eine gewisse Belinda Amily Summers anzumelden. Der Name Buffy ist leider so auffällig- das ging nun wirklich nicht. Vielleicht solltest du ihr das bei Gelegenheit mal sagen- um unschöne Situationen zu vermeiden. Aber eigentlich bin ich wegen etwas anderem hier. Ihr habt da einen sehr schönen Plan gefunden. Wisst ihr denn, was darauf dargestellt ist?“
„Nein.“
„Gut- das dachte ich mir. Also ein Tipp: was ist den Vampiren hier das Wichtigste?“
„Blut. Opfer. Keine Ahnung.“
„Hör auf, in deinen alten Vorstellungen von Vampiren zu leben!“ Zum ersten Mal schien Zekhor wirklich wütend.
„Es ist das System. Ihr System. Und es dreht sich für dich als Nächstes um den größten Mythos des New Yorker Untergrunds. Den prunkvollsten Ort, den dir die ewige Nacht bieten kann!“
„Warum sagst du mir nicht endlich, was unser Ziel ist? Keine Versteckspiele mehr- nenne mir klipp und klar den Ausgang des Ganzen!“
„Ich hatte vergessen, wie jung du noch bist. Aber den Kopf gegen die Wand zu schlagen hat noch niemandem etwas gebracht. Warte und lerne. Ihr seid nicht bereit für das, was kommen wird. Euch fehlt die Lebenserfahrung, das Wissen um den Feind. Wenn ich dir jetzt alles sagen würde- selbst wenn ich es könnte- es geht nicht. Und ich kann es auch nicht. Die Geschichte ist nicht vorherbestimmt- es gibt nur ein paar Hinweise. Ihr könnt siegen- aber es wird ein langer Kampf. Dinge werden geschehen, die euch auf die Probe stellen. Es wird zu Feindschaften kommen, die ihr nie erahnt hättet- Freunde werden kommen und gehen- aber am Ende siegt die Ewigkeit. Der Ausgang wird von eurem jetzigen Handeln bestimmt- es kann sehr schwer werden- es kann aber auch gut funktionieren. Ihr bestimmt eure Zukunft. Also überlege genau, welche Aufgabe für wen bestimmt ist. Eure unterschiedlichen Fähigkeiten sind eure Macht- eure Freundschaft kann die entscheidende Waffe sein. Es gibt so vieles in eurem Leben, daß euch den Sieg bringen kann- wirf nicht alles weg, nur wenn die Zeiten etwas anderes von dir verlangen.“ Zekhor sah ihn traurig an und verschwand wieder.
Spike dachte lange über seine Worte nach. Zum ersten Mal hatte er ihm wirklich einen direkten Tipp gegeben.
Wie ernst war es, wenn Zekhor in Panik geriet? Er hätte ihm das alles nie erzählt, wenn es nicht wichtig wäre. Aber eines hatte er deutlich verstanden- sein Weg würde ihn von der Gruppe wegführen. Er musste bestimmte Dinge allein regeln und dürfte die Anderen nicht hineinziehen. Und er würde den Mythos finden.

„Tomas-!“ Spike startete gleich den Frontalangriff, als er ihn nach unten kommen hörte. Der zuckte schuldbewusst zusammen- aus reinem Reflex.
„Was ist es diesmal?“
„Äh- eine frage. Der prunkvollste Ort des New Yorker Untergrunds- eine Idee?“
„Ist das ´ne Fangfrage?“ Was führte der Vampir diesmal im Schilde?
„Ein Mythos? Irgendwas Besonderes?“
„Also das, was es offiziell nicht geben kann.“
„Ja. So in der Art vielleicht.“ Spike war aufgeregt. Dieser Bengel wusste etwas und hielt ihn hin.
„Nun- es gibt da etwas- aber man kann es nicht finden, weil es schon bei seiner Entstehung ein Mythos war.“
„Namen- Fakten- erzähl schon.“
„Warren Street Station. Der erste U-Bahnhof New Yorks. Luxus pur. Das Reich der Träume. Aber nicht existent. Wahrscheinlich wurde alles, was es sowieso nie gab, zerstört.“
„Danke.“ Spike stürmte davon. Hatte er ihm vielleicht gerade verraten, wie man die Weltherrschaft erringen konnte? Wenn ja, dann war er aber unschuldig. Dieser Vampir tickte langsam nicht mehr richtig. Es war- unheimlich. Er war manchmal verdächtig nett und dann wieder diese Geschichten der Mädchen, wie er den Bloodkeeper getötet hatte. Die tickende Zeitbombe lief anscheinend direkt unter ihnen herum und die liebeshungrige Jägerin Buffy kriegte es nicht mit.

„Giles- haben sie Spike gesehen?“
„Äh- nein. Ehrlich gesagt, vermisse ich ihn auch schon ein wenig. War er denn nicht bei dir?“
„Er ist gestern Abend weggefahren- ohne ein Wort, was er vorhat.“
„Äußerst seltsam. Dabei wollten wir das heute mit den Plänen aus dem Vampirnest klären.“ Giles wirkte so verwirrt wie immer, wenn ihm jemand den Tagesplan durchkreuzte.
„Dazu hat er mir einen Tipp gegeben. Es Ist wohl das System der Vampire. Irgendwie.“
„Es gibt darin kein System. Willow hat alles überprüft. Es scheinen bestimmte Orte gemeint zu sein.“
„Na das ist doch schon etwas. Versuchen sie es weiter- schlauer Giles. Sie schaffen das schon.“ Buffy schnappte sich ihre Schlüssel und verließ das Haus.
Die vielen Akten waren ja toll- aber er konnte einfach nichts daraus erfahren, was sie weiterbrachte. Die ganze Nacht hatte er darüber verbracht, und festgestellt, daß die Rechnungen alle bis zum Juni 2003 vorhanden waren und dann fehlten. Sämtliche Aufzeichnungen hörten in diesem Monat auf. Das war ein Jahr her. Was war seitdem passiert? Vielleicht war das ja nur ein altes Lager, und die aktuelleren Sachen lagen woanders. Aber der Umfang entsprach nicht den Ausmaßen, die sie erwarteten. Es ging um etwa 50 Vampire in den Akten. Jemand hatte anscheinend ein Archiv über seine Untergebenen geführt.
Willow und Ty brüteten wieder- oder immer noch über dem Plan. Giles trat zu ihnen.
„Spike sagt, es stellt ihr System dar.“
„Es gibt keine Wegeverbindungen- keine Anhaltspunkte. Nicht einmal die Strassen sind eingezeichnet. Diese Karte ist vollkommen nutzlos. Als fehlte ihr eine Schicht, die der Orientierung dient.“
„Vielleicht sehen Vampire ihre Umgebung anders. Wo ist Spike?“
„Nicht auffindbar. Aber er weiß mehr als wir, da bin ich mir sicher. Es muss ganz einfach sein. Wir sehen es nur nicht. - Äh- Tyra- wo ist dieser Black Widdow Club gewesen?“ Plötzlich schien Giles etwas entgegenzuspringen.
„Das kann ich auf der Karte nicht genau sagen.“
„Probier´s auf der hier.“ Giles reichte ihr eine Straßenkarte. Sie tippte gezielt auf die Strasse in Yonkers.
„Du hast dich am Straßennetz orientiert- richtig?“
„Ja.“
„Weil du die Strassen täglich benutzt. Welche Wege benutzen die Vampire?“
„Alle. Den Untergrund, die Kanäle, die Strassen.“ Willow verstand noch nicht, auf was Giles hinauswollte.
„Ja. Aber ist der Weg ihr Ziel? - Nein. Sie haben so viele Möglichkeiten, daß es nicht wichtig ist, den Weg zu kennen- es ist das Ziel. Sie sind nicht an das eine System auf der Erdoberfläche gebunden. Ihre einzige Grenze ist der Tag. Es muss Orientierungshilfen geben, die ihnen die Zeit des Weges angeben- wie lange sie noch auf der Oberfläche bleiben können, bevor der Tag anbricht.“
Ty schnappte sich ein Lineal und schob es auf dem Plan hin und her. Giles beobachtete sie angespannt. Und dann erkannte er es.
„Willow- bring mir Folie- oder Transparentpapier- womit ich etwas durchzeichnen kann. Schnell. Und einen Zirkel.“ Er nahm die Spanne zwischen 2 Punkten in die Fingerspanne und verglich sie mit 2 anderen Punkten. Willow kam zurück und legte einen Bogen durchscheinendes Papier über den Plan.
„Was meinen sie- gibt es doch ein System?“ 
„Das werden wir gleich sehen.“ Er stach den Zirkel in einen Punkt und zog einen Kreis mit dem Radius des nächstliegenden Punktes. Dann probierte er den gleichen Radius mit anderen Punkten aus. Nach etwa 10 Versuchen richtete er sich auf und hielt den Zirkel demonstrativ in die Luft.
„Meine Damen und Herren- wir haben hiermit die entscheidende Variable im Leben eines Vampirs gefunden- den Weg. Keine zwei Punkte liegen weiter auseinander als diese Spanne. Fragt sich nur, wie lang dieser Weg ist. Wir brauchen einen Versuchsvampir. Der sich von A nach B bewegt und wir stoppen die Zeit. Es muss wirklich entscheidend für sie sein.“
„Und woher wissen sie die Richtung?“ Ty wagte zu bezweifeln, daß ein paar sinnlose Kreise die Lösung waren.
„Ihr Orientierungssinn ist phänomenal. Sie würden sich nie verlaufen. Wenn Spike einmal nicht mehr den Weg nach Hause wüsste, dann könntest du sicher sein, daß etwas nicht stimmt. Sie sind wie Ratten- sie können vor der Gefahr weglaufen und finden den Ausgang.“
„Schön für sie- aber wie sollen wir dann diesen Plan für uns nutzen- wir können nicht ständig Spike losschicken- der ja heute nicht einmal da ist.“
„Nein. Aber ich hab da eine Idee. Findet den Maßstab dieses Plans heraus. Dann fertigt ihr eine Folienkopie des normalen Stadtplans an und legt sie darüber. So erhalten wir einen Plan, der uns schneller als gedacht zu den Vampiren führt. Dann unterbrechen wir ihre magische Entfernung- es interessiert mich wirklich, was dann passiert.“
„Sie kriegen Blasen an den Füßen?“ Willow musste unfreiwillig kichern.
„Das ist eine interessante These- wirklich. Aber so weit scheint es nicht zu sein- vielleicht eine halbe Stunde Fußmarsch- mehr nicht.“
„Nun müssen sie mir nur noch erklären, wie die Vampire es schaffen, daß alles auch zu wissen. Haben die kleine Karten einstecken? Oder gibt´s Wegweiser dafür?“
„Weder noch. Ich nehme an, daß ihr so eine Art Quartier ausgehoben habt. Vampire haben ein gutes Gedächtnis, wenn sie etwas sehen, dann merken sie es sich.“
„Das grüne Licht-.“ Bemerkte Ty leise.
„Was meinst du?“
„Buffy hatte keinen Funk in dem Versteck, aber Spike wusste, daß ihr Pieper ein grünes Licht hatte, als sie ihn auf dem Bahnsteig kurz in der Hand hielt. Niemand sonst konnte sich daran erinnern, weil niemand darauf geachtet hat.“
„Was Spike betrifft, können wir ihn vielleicht nicht mehr mit ihnen vergleichen. Er trägt die Kraft dieses Steines in sich- seine Fähigkeiten können ausgeprägter als die der normalen Vampire sein.“
„Giles- wer ist Spike wirklich? Ich meine- er weiß alles über uns- er beobachtet uns. Er kann unsere innere Stimme hören. Ist das nicht- gefährlich?“ Ty klang plötzlich sehr ernst. Diese Frage beschäftigte sie schon seit langem. Und in letzter Zeit entfernte er sich immer mehr von ihnen.
„Ty- wenn ich wüsste, was passieren kann- ich würde es nicht zulassen. Aber leider haben wir keine andere Wahl. Hätten wir ihn zum Feind- es wäre nicht auszumalen, was er uns antun könnte. Aber ich merke immer wieder, daß er sich dieser Kraft gar nicht bewusst ist. Er kämpft für euch und für das Gute. Wir müssen alles tun, damit das so bleibt. Er darf nie erfahren, daß er uns mit seinem Wissen alle vernichten könnte.“
„Sie haben Angst vor ihm.“ Stellte Willow fest.
„Nein- Angst ist nicht das richtige Wort- ich habe- Respekt. Seine Arbeit macht er gut, er behandelt euch fair und gibt uns keinen Grund, etwas zu vermuten, was nicht ist.“ Giles Stimme hatte einen nervösen Unterton.
„Er ist verschwunden, Giles. Er hat nicht einmal Buffy etwas gesagt. Und er hat sich Tomas gegenüber seltsam verhalten. Er wollte von ihm etwas über den Warren Street Station erfahren.“
„Den Mythos?“ Die alte Angst beschlich Giles. Er kannte Spike lange genug, um zu wissen, daß die Aussicht auf Gewinn ihn schwach werden ließ. In seinem Wahn um den Stein von Amara hatte er halb Sunnydale untergraben. Aber was war in diesem Bahnhof, was ihn anlocken konnte? Was wollte Spike noch erreichen? Er war ein mächtiger Vampir, hatte den Stolz der Jägerin gebrochen- was fehlte denn noch? Nein- so dumm würde er nicht sein. Die Weltherrschaft? Wenn er nicht einmal mit Teenagern fertig wurde? Er hatte sicherlich seine Gründe. Gute Gründe. Ob sie nun gut für den Rat der Wächter waren, sei dahingestellt.

Kennedy war wieder allein auf Patrouille. Die ständigen Fahrten zwischen Tarrytown und Manhattan steckten ihr in den Knochen. Wenn Giles sich nicht bald etwas einfallen ließ, würde sie irgendwo auf dem Weg liegen bleiben. Sie hatte heute den Bereich um den Union Square zugeteilt bekommen. Als sie gerade aus der 18ten Strasse auf die Park Avenue kam, sah sie, wie jemand in einem schwarzen Ledermantel in die 19te einbog. Er war nicht allein. Mehrere Vampire folgten ihm. Sie lief vorsichtig hinterher. Um die Ecke konnte sie ein Pub erspähen. Die Männer gingen hinein. Mehrere Pärchen und Menschengruppen standen davor. Ein normales Pub also. Sie zupfte ihre Jacke zurecht und steuerte darauf zu.
Als sie drinnen ankam, quoll ihr der Rauch entgegen. Es war brechend voll und größer, als sie es sich vorgestellt hatte. Den letzten der Vampire konnte sie gerade noch eine Treppe hinuntergehen sehen. Sie folgte ihnen unauffällig. Unten saßen verliebte Pärchen in den Ecken, ansonsten waren hier nur die Toiletten und der Privatbereich ohne öffentlichen Zugang. Von den Vampiren keine Spur. Auf dem Boden saßen ein paar Kiffer herum. Sie warf sich neben sie und zauste ihre Haare ins Gesicht. Ein Joint wurde ihr gereicht. Sie tat so, als würde sie ziehen und reichte ihn zurück. Der Qualm entwich ihrer Hand am Mund. Was man nicht alles lernte, wenn man zuviel mit den Kerlen auf der Schule herumhing! Sie tat so, als würde sie schlafen, legte ihre Arme locker auf die angezogenen Knie und starrte zwischen ihren Haaren hindurch zu der Tür mit der Aufschrift: No entry. Es dauerte lange. Sie wollte fast aufgeben und gehen, da schwang die Tür auf. Zwei Vampire baten ein Pärchen, ihnen zu folgen. Als sie hineingingen, sah Kennedy ihn ganz deutlich. Spike. Er saß mit den anderen Vampiren in fröhlicher Runde und lachte fies, als das Mädchen zurückschreckte. Ihr Blick traf sie plötzlich. Verdammt- er hatte sie also erkannt. Die Tür ging wieder zu. Sie stand langsam auf und wankte demonstrativ nach oben. Als sie aus dem Pub heraus war, rannte sie los. Wenn er wirklich wieder böse war, dann würde er versuchen, sie davon abzuhalten, es Buffy zu erzählen. Sie kam Xander kurz ein Funksignal und wartete an der Third Avenue. Immer wieder sah sie sich um, aber er schien ihr nicht zu folgen. Der Bus raste heran und sie sprang auf den Beifahrersitz. Heute war sogar Buffy mit ihnen gefahren. Sie bedeutete Xander, nicht loszufahren.
„Was ist los- Kenny. Du siehst aus, als hättest du einen Geist gesehen?“ Buffy lehnte sich nach vorn.
„Oh nein- das war kein Geist- es war Spike- wie er leibt und lebt!“
„Was ist mit ihm? Hast du mit ihm gesprochen?“
„Nein. Ich bin vor ihm geflüchtet. Er macht gemeinsame Sache mit den Vampiren. Verdammt- er hat uns alle reingelegt.“
„Kenny- das ist nicht möglich!“ Buffy klang aufgeregt.
„Wenn du sein Grinsen gesehen hättest, würdest du mir glauben. Xander- fahr los- bloß weg hier.“ Sie fasste sich an den hämmernden Kopf. Die Aufregung bereitete ihr Kopfschmerzen. Plötzlich bremste er scharf.
„Verdammter Mistkerl!“ Im letzten Moment hatte er das Motorrad gesehen, daß von links nach rechts über die Kreuzung schoss. Ihm folgte ein schwarzer Wagen mit 4 Insassen.
„Das ist Spike- hinterher!“
„Bleib ruhig, Buffy- wir würden auffallen. Er bog langsam in die 20te ein. Das Motorrad war weithin zu erkennen. Xander fuhr die vorgeschriebene Höchstgeschwindigkeit. Als sie den Wagen anhalten sahen, suchte er sich einen Parkplatz. Sie beobachteten, wie die 4 Vampire aus dem Auto stiegen. Sie wirkten nervös. In wenigen Minuten würde die Sonne aufgehen. Was hatte Spike für sie, daß sie dieses Risiko eingingen? Er erschien kurz auf der Bildfläche und führte sie in Richtung Wasser.
„Ty- was gibt es hier?“
„Nur den Skyport- nichts Besonderes.“
„Es muss etwas geben, sonst würden sie ihm nicht folgen.“ Buffy stieg aus und die Anderen folgten ihr. Sie schlichen jede Deckung suchend hinter den Vampiren hinterher. Diese wirkten nun noch nervöser und schienen eine Deckung zu suchen. Spike führte sie auf ein Pier, an dem ein Boot angelegt hatte. Die Wasserflugzeuge schaukelten in den leichten Wellen. Spike lief nun hinter den anderen. Buffy duckte sich hinter einen Container und spürte die Mädchen an sich kleben. Plötzlich zerfiel der Vampir, der Spike am nächsten war, zu Staub. Sie hatte die Handbewegung kaum gesehen. Blitzschnell folgten die anderen zwei ins Jenseits. Er packte den ersten Vampir, der sich von den anderen durch eine gewisse Würde abgehoben hatte und drückte ihn in die Knie. Der wollte sich wehren, aber der Klammergriff zogen seine Arme auf dem Rücken nach oben.

„Was soll das?“
„Oh- ich wollte dir doch etwas zeigen.“ Er ließ den Vampir los, der nur noch in sich sank.
„Du tötest uns Beide- was bringt dir das?“ lachte der Vampir verzweifelt.
„Was das bringt? Soll ich es dir verraten? Das ist die Vergeltung für alles, was du diesem Pärchen angetan hast- für alles, was du jede Nacht den Menschen antust.“
„Du bist dieser Verräter! Spike- ich hätte wissen müssen, daß dich die Zeit verändert hat. Aber das es so schlimm um dich steht- du tust mir leid- es muss wehtun, habe ich recht? Die Menschen vertrauen dir nicht. Du sehnst dich nach ihnen, aber du wirst immer einer von uns bleiben.“
„Ich habe dich hierher gebracht, um dir etwas zu zeigen- schon vergessen?“
„Du willst mich töten- also tu es. Wenn du etwas Anstand hast, dann befreist du mich vorher.“
„Nein. Weißt du- es gibt etwas, daß mir 120 Jahre verwährt blieb. Das, nachdem wir uns alle sehnen- und ich weiß, daß du es am meisten vermisst hast. Die Ewigkeit ist grausam ohne das Licht- habe ich recht?“
„Die Sonne wird uns beide töten.“
„Da muß ich dich leider enttäuschen- ich habe diesen Moment seit meiner Rückkehr fast jeden Tag genossen. Ich möchte, daß du es auch siehst- das ewige Licht.“ Die ersten Strahlen erschienen über dem Wasser und bewegten sich wie in Zeitlupe auf den Vampir zu. Er starrte Spike ungläubig an.
„Was hast du getan?“
„Du kennst doch den Stein von Amara?- Nein- ich trage keinen Ring- siehst du? Die Kraft ist in mir. Darf ich dir einen letzten Rat geben? Hol dir keinen Sonnenbrand.“ Er trat einen Schritt zurück. Die Sonnenstrahlen blitzten auf und trafen den Vampir. Er schrie, als er in Flammen aufging. Es dauerte länger, als es Buffy aushalten konnte. Sie wollte aufspringen und ihn befreien, aber die Mädchen hielten sie zurück. Spike stieß mit dem Fuß gegen die Gestalt aus Asche. Sie fiel in sich zusammen und wurde vom Wind verweht. Er stand einfach nur da und starrte auf die Bucht hinaus. 
Die Mädchen zogen Buffy langsam zurück. Sie wirkte schockiert. Ihr ganzer Glaube an ihn war in diesem Moment gestorben. Er hatte den Vampir eindeutig gequält. Es hatte ihm Freude bereitet, ihn schreien zu sehen. Das war nicht besser als das, was er früher getan hatte. Selbst Vampire kannten den Schmerz des Todes- und das machte seine Art zu töten unmenschlich. Und dabei wollte er so sein wie sie. Sie wandte sich ab und stürmte entschlossen zum Bus zurück. Dann war es das also. Giles musste eine Schwäche in seiner Unsterblichkeit finden. Bevor er noch mehr Macht bekam, musste er sterben. Seine Wut konzentrierte sich momentan auf die Vampire- aber er würde sie systematisch ausrotten- und dann würde er wieder auf die Jägerin zurückkommen.


Der Einzelgänger

Die schwarzhaarige Schönheit lachte boshaft auf. Sie räkelte sich auf ihrer Designer- Recamiére und beobachtete den umhertigernden Vampir in seinem 3000- Dollar- Anzug.
„Er spielt mit dir- wie interessant.“
„Wer ist- Er? Keiner von diesen Idioten kann mir einen Namen nennen.“
„Weil sie sterben, wenn sie es erfahren.“ Sie spielte genüsslich mit ihrer Halskette.
„Aber jemand muss ihn doch kennen!“
„Der Vampir, der seine eigene Familie verrät. Das ist sehr- böse. Vielleicht arbeite ich ja mit dem Falschen zusammen- er scheint- Stil- zu haben.“
„Wenn du dein Leben auch nur annähernd behalten willst, dann halt die Klappe!“ Sein wütendes Gesicht stoppte kurz vor ihrem.
„Du bist eifersüchtig auf ihn- warum nur? Weil er diese Kräfte hat? Oder weil er das hat, was du nicht haben kannst?“
„Was meinst du, verdammte Hure?“ Sein lauernder Unterton verriet Interesse.
„Eine Seele. Er kann gut sein. Er versteht die Menschen. Er handelt mit Bedacht. Er beherrscht seine Gier- ist das nicht etwas, daß du dir wünschst? Er ist mächtig!“
„Zu mächtig.“
„Seelen haben auch entscheidende Nachteile. Sie können lieben- und leiden. Er handelt mit der Überlegung eines Menschen. Er muss mit ihnen gelebt haben- oder noch leben.“
„Am Anfang soll er nicht allein gekommen sein.“
„Kämpferinnen. Es hat sich herumgesprochen. Sie wurden gesehen, als sie den Club verließen. Sie sind Menschen- und sie bedeuten ihm etwas.“
„Batseba- du bist und bleibst ein Biest! Wir werden ihn wohl etwas genauer beobachten müssen. Aber bei den letzten Angriffen erschien er allein.“
„Ein Ablenkungsmanöver- mehr nicht. Er will sie schützen, aber früher oder später werden sie sich verraten.“
„Was schlägst du vor?“
„Überlass ihn mir.“ Sie lehnte sich geschmeidig an seinen Rücken.
„Nein.“ Er schüttelte sie entschlossen ab.
„Du bist eifersüchtig- das gefällt mir. Aber du weißt, daß nur ich ihn finden kann.“
„Leider. Tu, was du nicht lassen kannst.“ Sie umarmte ihn kurz und glitt mit geschmeidigen Schritten aus dem Zimmer. Er ging zu den hohen Fenstern. Die Stadt unter ihm wirkte wie ein leuchtender Ameisenhaufen. Seine Stadt. Bald.
„First- was meinst du?“ Er spürte die Anwesenheit, noch bevor die leuchtende Materie erschien.
„Ich weiß es nicht.“
„Du weißt es nicht? Soll ich dir auf die Sprünge helfen?“ Er packte mit der bloßen Hand in das Energiefeld und bekam so etwas wie ein Herz zu fassen. Er drückte zu. Es ächzte.
„First- First- manchmal frage ich mich wirklich, wie soviel Dummheit den Höllenschlund regieren konnte.“
„Ich war- stark. Ich hatte- Macht.“ Keuchte es.
„Sag mir doch- wo ist deine Macht jetzt?“
„Das kann ich nicht. Aber du könntest mir etwas Macht geben. Dann verrate ich dir vielleicht, was ich weiß.“
„Ich glaube kaum, daß du in der Position bist, um Forderungen zu stellen. Warum verrätst du es mir nicht einfach?“
„Nein. Ich weiß nichts über ihn.“ Es drohte sich aufzulösen.
„Das sieht dir ähnlich- du verkriechst dich und willst mir die Drecksarbeit überlassen. Aber so läuft unser Pakt nicht.“
„Wir haben keinen Pakt.“ Beeilte es sich zu antworten.
„Oh doch. Ich habe bestimmt, daß du mir hilfst- schließlich bist du in mein Gebiet eingedrungen. Das war äußerst dumm von dir. Willst du bleiben, musst du mit mir zusammen arbeiten. Also- was weißt du?“ Er schien langsam wirklich sauer zu werden.
„Er hat meine Armee vernichtet. Er ist- schlecht. Er ist schlimmer, als wir es je sein können!“
„Er ist auf der Seite der Guten, stimmt´s? Das sticht dich doch am meisten, oder?“ Er klang fast belustigt. Dieses Böse war doch wirklich unwürdig, überhaupt den Namen zu tragen.
„Er ist der Auserwählte!“ zischte es beleidigt. Plötzlich lockerte sich sein Griff und ließ es frei. Sein Gesicht verriet eine gewisse Art von- Schock. “Was? Nein- das ist nicht möglich!“
„Wir kriegen richtig viel Ärger- und wenn ich das sage, dann ist es ernst- daß weißt du.“
„Warum hast du das nicht gleich gesagt?“
„Warum sollte ich? Wenn er sich mit euch allen beschäftigt, habe ich freie Bahn. Du hättest genauso gehandelt.“
„Wir haben einen Pakt!“
„Nein- das glaube ich weniger- du hast einen Pakt- mit dir selbst- vergeh nicht in Selbstmitleid. Wenn er an deine Tür klopft, weißt du, wer hier der Sieger ist.“ Damit verschwand es laut lachend.
Dafür, daß es so alt war, war es verdammt dumm. Dieser Vampir hatte die stärkste Waffe in der Hand und es dachte nur an den eigenen Vorteil. Er hatte es längst begriffen- und foppte sie mit seinen Tricks. Aber Batseba war die Beste in ihrem Fach- sie würde gute Arbeit leisten. Es war noch lange nicht entschieden, wer hier gegen wen kämpfte...

Buffy zeigte sich den ganzen Vormittag nicht bei den Anderen. Mehrmals waren Willow und Dawn nach unten gegangen und versuchten mit ihr zu reden. Entweder herrschte Stille, oder ihr Weinen klang leise hinter der Tür hervor.
Dann, als alle es aufgegeben hatten, tauchte sie plötzlich auf. Sie wirkte sehr entschlossen.
„Giles- geben sie mir ´nen Tipp. Wie können wir ihn töten?“
„Buffy- ist das nicht etwas überstürzt?“
„Nein. Ich habe gesehen, was er tut. Das ist der alte Spike. Nur eine Frage der Zeit, bis wir dran sind.“
„Ich fürchte, ich kann dir nicht weiterhelfen.“
„Warum decken sie ihn?“
„Das tue ich nicht. Aber ich kann dir nicht sagen, wie du ihn töten kannst. Ganz einfach. Der Stein macht ihn unsterblich. Alle Möglichkeiten, einen Vampir zu töten, funktionieren nicht mehr.“
„Was ist mit der Kopf-ab- Methode? Er wird wohl nicht wieder zurückrollen und anwachsen, oder?“
„Buffy- dein Entschluss ist voreilig. Wir wissen nicht einmal, wo er ist. Er könnte dir auflauern und dich schneller töten, als du ihn überhaupt wahrnehmen würdest.“
„Das ist nicht sein Stil- das wissen sie.“
„Buffy- dein Schmerz macht dich blind! Er hat keinen Menschen getötet! Laß uns abwarten und sehen, was er als Nächstes tut.“
„Seid wann glauben sie eigentlich an das Gute in Spike? Wer immer sie sind- wo haben sie den alten Giles gelassen?“
„Ich will nur erreichen, daß du nicht unbedacht losrennst und für dein eigenes Unglück sorgst. Wir warten ab- verstanden?“ Irgendwie musste er sie ja bremsen.
„Ist das ein Befehl?“
„Es ist eine Anordnung, die hier gefälligst jeder befolgen wird- auch du.“
„Sie haben mir nichts mehr zu sagen.“
„Oh doch- auch du unterliegst gewissen Regeln- und das Töten von Mitgliedern des Rates ist eindeutig untersagt.“
„Sie werden schon sehen, was wir davon haben!“ Sie machte kehrt und igelte sich für die nächsten 3 Tage wieder im Keller ein.

Xander und Kennedy atmeten tief durch. Vielleicht waren die Mädchen ja hier- im „New Orphan Pub“.
„Was für ein komischer Name.“ Grauste es Kennedy. Xander nickte angespannt. Um Mitternacht wollten sie sich alle am Rockefeller Center treffen- nur, weil sie fünf Minuten zu spät waren, konnten die Mädchen doch nicht einfach so verschwinden! Also blieb nur Suchen- auch in diesem stinknormalen Pub, daß sich als Vampirnest herausstellte, als sie beide drin standen. An die 20 Vampire umringten sie und verstellten den Eingang. Und die Armbrust lag im Bus.
„Xander- ich glaube- wir haben ernsthafte Probleme.“
„Das glaub ich auch für euch- willkommen in unserer bescheidenen Hütte.“ Gleich mehrere Vampire flogen auf sie zu und warfen sie hart auf den Boden. Xanders Aufschrei verriet, daß es ihm nicht viel besser erging. Die massigen Körper drückten ihr die Luft aus der Lunge und sie spürte die ersten Zähne an ihrem Hals. Plötzlich wurde das bissige Rudel von ihr weggerissen. Einer nach dem Anderen zerfiel über ihr zu Staub. Schemenhaft erkannte sie eine schwarzgekleidete Gestalt, bevor sie sich der Vampire um Xander annahm.
„Hier- Fang!“ Ein Holzpflock landete aus Reflex in ihrer rechten Hand. Sie sah ihm kurz in die Augen. Warum tat er das?
„Zeig, was du gelernt hast- Jägerin!“ Er holte sie wieder in die Realität zurück. Sie griff alles an, was ihr in die Quere kam. Dabei dachte sie nur an ihn. Seine Augen hatten so seltsam geleuchtet. Er war nicht wirklich der alte Spike, oder? Vielleicht hatte sie doch vorschnell geurteilt- verdammte Vampire- sie stieß kraftvoll zu- warum konnte man sie nicht einfach kontrollieren- warum machte er immer das, was man gerade nicht erwartete!
Der letzte Vampir krachte vor ihr auf den Boden und zerfiel. Sie hatte wie eine Furie gewütet. Der Zorn hatte sie 15 Vampire töten lassen, und sie hatte es nicht wahrgenommen. Erst jetzt schien der Atem wieder in ihre Brust zurückzufinden.
„Kenny- was war los?“ Xander trat wieder in ihre Gedankenwelt ein.
„Das war nicht mehr ich.“ Sie ließ den Pflock fallen und wandte sich zur Tür.
„Das war die Jägerin in dir.“ Spike kam auf sie zu und blieb direkt vor ihr stehen.
„Danke- Spike.“
„Keine Ursache- du hättest es auch allein geschafft. Sag Buffy, daß du deine Prüfung bestanden hast. Willkommen- Jägerin. Und jetzt verschwindet, so schnell ihr könnt.“ Er drückte ihr eine kleine Schachtel in die Hand und war so schnell fort, daß sie nichts erwidern konnte.
„Was ist das?“ Xander nahm ihr die Schachtel aus der Hand und öffnete sie. „Oh- das ist- hübsch.“ Er reichte es ihr zurück. Ein schwarzes Holzkreuz mit silbernen Verzierungen an einem Lederband glänzte ihr entgegen. Sie musste plötzlich lächeln.
„Was bedeutet das?“
„Laß uns gehen. Buffy wird es dir erklären. Wir haben uns wohl doch getäuscht.“ Sie schlug ihm freundschaftlich auf die Schulter und führte ihn nach draußen. Spike beobachtete sie, wie sie weggingen.
Es tut mir leid, Spike. Pass auf dich auf. 
Er hörte es ganz leise, aber er verstand es. Die neue Jägerin hatte ihre Kraft entdeckt. Dafür hatte er sie immer in der ersten Reihe kämpfen lassen. Und sie hatte immer den Verstand benutzt. Bis heute Abend. Da war die wahre Jägerin aus ihr getreten. Er hatte es gesehen. Sie dachte in diesem Moment nicht an das eigene Leben- nur die Wut hatte sie regiert- auch wenn die Wut ihm galt, das hatte er gespürt. Er nahm eine Spraydose aus dem Abfallberg in der Gasse und sprühte ein S. an die Wand. Dann überließ er den Pub den Flammen. Es begann leise zu regnen. Er schwang sich auf sein Motorrad und suchte sein Versteck auf.

„Buffy- erklär Xander die Bedeutung!“ Wie schön- die Schnecke hatte sich wieder aus ihrem Haus gewagt und ersann neue Rachepläne. Sie warf ihr die Schachtel zu und begab sich auf den Weg zur Dusche. Das brauchte sie jetzt. Alles abspülen. Und nachdenken. Er würde wieder zurückkommen- was immer gerade mit ihm geschah- es war eine Sache, die er allein durchziehen musste. Und er hatte sie akzeptiert. Unten lief eine heftige Diskussion zwischen Buffy und Xander. Gut- sollte sie toben- dann würde sie sich beruhigen und man konnte wieder mit Buffy- dem Menschen reden.

„Buff- was bedeutet das mit der Kette?“
„Er hat sie zur aktuellen Jägerin erwählt.“
„Aber das war sie doch schon.“
„Nein. Sie sind alle Jägerinnen- aber es kann nur eine geben, die sie führt. Ab jetzt ist sie es.“
„Aber wer war es bis jetzt?“ Eine ganz dumme Vorahnung ereilte Xanders hinterste Gehirnwindungen.
„Ich.“
„Aber du lebst noch- ich meine- gut- das ist gut- äh.“
„Ich weiß, was du sagen willst. Aber ich habe eine neue Aufgabe erhalten- ich soll eine Wächterin sein. Solange, wie ich mich um die Mädchen gekümmert habe, konnte ich das nicht auch noch sein.“
„Wo ist der Unterschied?“
„Was tut Giles so den ganzen Tag?“
„Du willst doch nicht etwa über Büchern alt werden?“
„Nein. Aber es muss jemanden geben, der sich um das ganze Drumherum kümmert. Wir haben einfach angefangen, irgendwelche Vampire aufzustöbern und sie vernichtet. Aber das ist kein System. Indem Spike sie zur Jägerin macht, sagt er mir, daß er mich braucht- verstehst du? Ich muss mit ihm gehen- wir müssen ihr System begreifen, müssen die Jägerinnen gezielter einsetzen. Es gibt soviel zu tun, daß nicht mit Kämpfen zu tun hat- im gewissen sinne. Willow und die Anderen können nicht alles allein tun- das schaffen sie nicht. Die Jägerin Buffy ist nun endgültig Vergangenheit. Nachdem ich am 5. Oktober offiziell für Tot erklärt wurde, trete ich nun endgültig ab. Von nun an gehört der Kampf Kenny. Ich kann ihr nur noch beistehen. Wahrscheinlich bin ich die erste Jägerin, die das erleben muss.“
„Was sagst du da vom 5. Oktober?“
„Giles und ich sind seit diesem Datum nicht mehr in dieser Welt. Wir sind tot. Es stand in der Zeitung. Ich habe es auf seinem Schreibtisch gefunden. Bestimmt steckt Zekhor dahinter. Giles wusste es auch. Mein jetziger Name ist Belinda Amily Summers- nett, oder?“
„Buffy?“
„Du darfst mich natürlich weiterhin so nennen- hast recht. Aber bitte versuch´s in der Öffentlichkeit zu vermeiden.“
„Du nimmst das so leicht hin?“
„Glaub mir- es war schwerer, als es jetzt klingt. Aber vielleicht ist es die einzige Möglichkeit für mich, ein normales Leben zu führen- ohne, daß mich ständig irgendwelche Dämonen angreifen.“ Sie versuchte zu lächeln.
„Und wenn sie es herausfinden? Das Urböse weiß doch Bescheid.“
„Und ist zu stolz, um es den anderen mitzuteilen- nein- es will mich ganz für sich allein- und als Wächterin werd ich uninteressant- vorerst. Es hat ganz andere Sorgen- Macht kriegen- ein wenig in der Weltgeschichte herumpfuschen. Eine Ex- Jägerin wird erst interessant, wenn sie direkt angreift. Und das kann ich mir wirklich verkneifen, solange wir nicht wissen, wie wir siegen können.“
„Du hast dich verändert.“
„Sehr schlimm?“
„Nein. Du wirst erwachsen. Das werden wir wohl alle. Auch Spike.“
„Erwähne ihn lieber nicht.“
„Er hat uns heute gerettet.“
„Wer weiß, warum. Vielleicht ist das alles ein Trick mit Kenny- er will uns ablenken.“
„Buff- egal, was in ihm vorgeht- er ist kein gewissenloses Monster.“
„Das aus deinem Mund? Was ist er dann?“
„Ich weiß es nicht- aber er versucht uns von sich fernzuhalten. Er will uns irgendwie vor etwas schützen.“
„Vor wem- vor sich selbst?“
„Keine Ahnung- find´s raus. Aber lass die Axt zu Hause- das könnte einen falschen Eindruck hinterlassen.“

Buffy trug an diesem Abend das- Ich- lass- mich- auf- alles- ein- Kleiner- Outfit. Das kleine Schwarze hatte sie noch irgendwo im Schrank gefunden- obwohl sie nicht mehr wusste, woher es stammte. Sie hatte sich so richtig herausgeputzt. Ihre Tour würde sie durch mehrere Clubs führen- schließlich würde sie nicht gleich im ersten Lokal alles erfahren, was sie zu ihm führen konnte. Selbstbewusst steuerte sie auf das „Lowded“ zu. Wenn man wie eine Edelhure aussah, kam man an jedem Türsteher vorbei.
Sie sah sich unauffällig um und steuerte die Bar an. Es war laut und voll. Genau richtig. So fiel sie erst gar nicht auf. Sie bestellte sich eine Coke und hörte den Gesprächen der näheren Umgebung zu. Okay- dieses Lokal war ein Fehlalarm. Es ging um Aktien. Sie startete einen langsamen Rundgang und hörte plötzlich etwas heraus. Der Jägerinnen- Instinkt war ihr also erhalten geblieben.
„Der Typ taucht aus dem Nichts auf. Nur die Toten kennen sein Gesicht wirklich. Wenn er einen Club verlässt, bleibt kein Stein auf dem Anderen. Er tötet alle. Eine verdammte Bestie. Und dann hinterlässt er immer ein S. –ist wohl sein Markenzeichen.“
„Was ist mit den Anderen- anfangs hieß es, es wäre eine Gruppe.“
„Ja- aber er ist nur noch allein. Sonst hätten wir ihn doch schon längst. Der könnte direkt neben dir stehen und du wüsstest es erst, wenn du tot bist.“
Buffy wandte sich ab, als die Gruppe von jungen Vampiren weiterzog. Mehr würde sie hier wohl nicht erfahren. Jetzt wusste sie aber wenigstens, warum er sich von ihnen fernhielt. Aber sie musste ihn sehen- mit ihm sprechen. Was war sein Plan? Er konnte doch unmöglich losziehen und alle Vampire allein ausrotten- das war- unfair. Aber typisch Spike.
Sie wechselte in den nächsten Club einige Blocks weiter. Hier war eine heiße Diskussion im Gange und sie wurde gar nicht bemerkt. Wenn es eine Dämonen-Zeitung gäbe, wäre Spike in diesen Tagen der Headliner: Verräter tötet seine eigene Familie. So empfanden es die Vampire. Mehr konnte sie hier aber auch nicht erfahren. Niemand wusste, wo er stecken konnte. Also zum nächsten Club. Und wenn sie solange warten musste, bis er wieder auftauchte.

Sie lief gerade am Central Park vorbei, als sie ein Motorrad vorbeirauschen hörte. Zwischen den geparkten Autos erkannte sie die Gestalt auf der Maschine. Und sie konnte ihm nicht folgen ohne ihr Bike- verdammt. Dieses Outfit war total unpraktisch! Sie rannte los und bemerkte schnell, daß ihre Schuhe nicht für eine Verfolgungsjagd ausgelegt waren. Ihr Instinkt führte sie zum nächsten Club. Als sie seine Maschine in der Nebenstrasse sah, wusste sie, daß sie jetzt lieber draussen blieb und versteckte sich hinter einem Müllcontainer. Dumpfes Poltern wurde von Stille abgelöst. Sie beobachtete, wie er auf seine Maschine zukam. Er blieb stehen. Dann kam er direkt auf sie zu. Er schien sich zu vergewissern, daß ihn niemand beobachtete.
„Du brauchst dich nicht zu verstecken- dich riecht man ja auf Meilen.“ Seine Stimme hatte einen lauernden Unterton. Er blieb vor dem Container stehen. Stolz erhobenen Hauptes trat sie hervor. Er sah sie überrascht an.
„Was ist? Weißt du schon nicht mehr, wie ich aussehe?“ Sie stützte provokativ ihre Hände in die Hüften.
„Nein- aber- ist das dein neues Outfit?“ Sie sah langsam an sich nach unten- okay- das war wirklich nicht das, was sie sonst trug.
„Ähm- nein. Es ist nur- mir war grad danach. Ja. Was dagegen?“ polterte sie angriffslustig zurück.
„Nein- bewahre. Es ist nur so- anders. Tut mir leid. Ich werde dann mal gehen- äh- fahren.“ Er drehte sich geschockt weg.
„So- wie du das immer machst-ja? Es gibt ein paar Probleme- und der Herr verschwindet einfach. Was ist es diesmal? Wieso bist du gegangen?“ Sie klang plötzlich verzweifelt- ihn zu sehen tat mehr weh, als sie es für möglich gehalten hatte. Sie wollte ihn hassen- aber sie konnte es nicht.
Spike stoppte. Er stürmte zurück zu ihr und hielt ihr demonstrativ den Mund zu. Sein Gesicht verwandelte sich plötzlich und er beugte sich über ihren Hals. Sie wollte zurückweichen, aber sein stahlharter Griff hielt sie an ihn gepresst.
„Halt still. Wir werden beobachtet. Spiel einfach mit, dann erklär ich dir alles.“ Seine Lippen berührten ihren Hals. Die Zeit schien stillzustehen, als ihr ein eiskalter Schauer über den Rücken lief. Aber es war nicht die Furcht vor ihm- das ganze Gegenteil tobte in ihrem Inneren. Sie ließ sich nach unten sinken und schloss die Augen. Er hob sie auf und setzte sie vor sich auf das Motorrad. Sie lehnte sich während der Fahrt an seinen Oberkörper und roch das Leder des Mantels. Er kreuzte ein paar Strassen, schien Umwege zu fahren und schließlich kamen sie an ein älteres Haus. Er bedeutete ihr, im dunklen Treppenaufgang zu warten und versteckte das Motorrad in einem alten Nebengebäude. Es war eine alte Druckerei. Tagsüber war es wohl eine Art Museum. Er kam zurück und drückte sie mit dem Rücken gegen den Eingang. Sein Gesicht kam ihrem ganz nahe.
„Warum hast du mich gesucht?“
„Ich habe nicht-„
„Doch- warum?“
„Weil- ich weiß es nicht. Vielleicht, weil ich die Hoffnung doch noch nicht aufgeben wollte. Ich musste wissen, ob ich dich töten soll oder nicht.“ Sie klang gekränkt. Er drehte den Türknauf und sie stolperte rücklings in das Haus. Was hatte er vor? Sie beobachtete gebannt, wie er nach draußen spähte und dann bedächtig die Tür schloss. Er drehte sich um und zischte sie plötzlich an: „Was tust du hier? Hast du überhaupt eine Ahnung, wie gefährlich das ist?“
„Spike- ich-.“ Er stürmte auf sie zu und packte sie an den Oberarmen.
„Sag einfach nichts. Es ist schwer genug- ohne dich.“ Seine Hände wanderten langsam zu ihren Wangen. Sie sah ihm direkt in die Augen. Das fahle Mondlicht ließ einen neuen Spike vor ihr auferstehen. Sie kannte so viele Seiten an ihm- aber diese innere Angst um sie hatte er nie so deutlich gezeigt.
„Warum tust du das alles?“ flüsterte sie.
„Um euch zu schützen. Ich weiß viele Dinge über sie- sie würden mich lieber tot sehen- und wenn sie von euch wüssten, wärt ihr die Ersten.“
„Was weißt du?“
„Nein. Das kann ich dir nicht sagen.“
„Hast du den Mythos gefunden?“
„Welchen Mythos?“ Er gab sich nichtsahnend.
„Ich bin nicht dumm- Spike- Warren Street Station. In welchen Schwierigkeiten steckst du diesmal?“
„Komm mit- hier sind wir vielleicht auch noch nicht sicher.“ Er zog sie mit sich durch die einzelnen Räume, eine Treppe hinunter, an heißen Heizungsrohren vorbei und in einen stickigen Gang. Die U- Bahn schien direkt neben ihr vorbeizurauschen.
„Wo sind wir hier?“
„Ein altes Schmuggler- Versteck. Hab es damals entdeckt, als ich nicki- du weißt ja,“
„Ja. Ich weiß schon.“ Sie folgte ihm durch eine Eisentür in einen kleinen Raum. Eine Matratze lag in einer Ecke. Es war überraschend ordentlich für ein Quartier im Untergrund. Aber welchen Müll sollten Vampire auch machen- abgesehen von ein paar Leichen, die sie aber nirgends entdecken konnte. Das war wohl das einzig Beruhigende an dieser Situation. Spike ließ die Tür zufallen und trat direkt hinter sie. Buffy spürte, wie sein Gesicht ganz nah an ihrem Hals war. Sie wagte es nicht, sich umzudrehen. Das einzige Licht kam unter der Tür durch einen Schlitz in den Raum. Auf was hatte sie sich bloß eingelassen? Sie musste verrückt sein. Hier würde ja niemand ihre Leiche finden. Seine Fingerspitzen strichen langsam an ihren Armen entlang. Er beobachtete sie. Er genoss es, wie sie innerlich zweifelte. Er folterte sie bewusst. Was war nur in ihn gefahren?
„Spike?“
Er brummte zur Antwort.
„Kann ich dir eigentlich noch vertrauen?“
„Was meinst du?“
„Warum hast du ihm den Sonnenaufgang gezeigt?“
„Weil er schon immer davon träumte.“ Seine Nasenspitze fuhr sanft ihren Hals entlang.
„Du folterst sie wieder- warum?“
„Glaubst du, sie hätten Angst, wenn ich nett zu ihnen wäre?“
„Nein- aber muss das wirklich sein?“
„Du tust es auch. Du spielst mit ihnen- erinnere dich- der Vampir neulich. Du quatschst sie voll- ist das nicht auch Folter?“ Ja. Und das, was du gerade mit mir machst, ist schon Sado Maso. Aber sie sagte es nicht laut. Sie lehnte ihren Kopf nach hinten an seine Brust. Er umarmte sie fest.
„Ich hab dich so vermisst.“ Flüsterte er ihr leise zu. Sie drehte sich um und sah ihn an. Ihre Finger wanderten langsam in sein Gesicht und über seine eingefallenen Wangen. Er sah ausgemergelt aus- sein Kampf gegen die Vampire kostete ihn einfach zu viel Kraft.
„Wann hast du das letzte Mal geschlafen? Du siehst furchtbar aus.“ 
„Das weiß ich nicht mehr. Seitdem ich euch verlassen habe, hatte ich keine Ruhe mehr.“
„Sei vernünftig- du bist unsterblich- aber du wirst schwächer. Dieses Leben macht dich kaputt. Ich werde das nicht zulassen- hörst du?“
„Was willst du tun?“
„Komm zurück. Sie werden es sowieso erfahren. Sag uns, was du weißt. Wir finden einen Weg, sie zu bekämpfen- aber du kannst das nicht allein schaffen. Willow hat diese Karte mit Giles entziffern können- sie brauchen deine Hilfe. Wir haben das System entdeckt. Wir können sie angreifen- wenn du uns hilfst.“
„Habt ihr überhaupt eine Ahnung, mit welchem Gegner ihr es zu tun bekommt?“
„Wir werden es herausfinden. Und wir werden ihm ordentlich in den Arsch treten.“
„Was wird aus uns?“ Er sah sie forschend an.
„Es wird immer ein Wir geben.“
Die Tür knarrte leise.
„Buffy- wenn ich morgen sterben sollte, dann will ich mit der Erinnerung an diesen Moment mit dir gehen.“
„Du wirst nicht sterben.“
„Man darf doch noch träumen- oder?“ Er versuchte zu lächeln. Sie zog seinen Kopf nach unten und küsste ihn zärtlich. Er drückte sie sanft nach hinten und auf die Matratze hinab. Er war also immer noch der Spike, der sie vor ein paar Tagen verlassen hatte. Die Tür knarrte leise vor sich hin.


Verratene Liebe

Die Kerze flackerte unruhig auf, als die Tür aufgerissen wurde.
„Was willst du?“
„Ich denke, es gibt etwas, das du wissen solltest.“
„Was?“
„Er hat eine Freundin.“
„Und?“
„Es ist die Jägerin aus Sunnydale.“
Stille. Dann drehte er sich langsam in ihre Richtung.
„Woher weißt du das?“
„Ich hab gute Ohren- weißt du doch. Er nannte sie Buffy. Und sie kennen sich schon länger.“
„Und wer sagt dir, daß sie seine Freundin ist?“
„Wenn jemand nicht nur Sex hat, sondern über die gemeinsame Zukunft spricht- als was würdest du das bezeichnen?“
„Und wie kommst du auf die Jägerin? Sie ist tot.“
„Glaubst du das wirklich? Eine Gruppe von Frauen, die an seiner Seite kämpft- die Vampire vernichtet. Ein Auserwählter für das Gute- klingelt´s denn immer noch nicht?“
„Die Jägerinnen. Verdammt.“
„Vielleicht solltest du deinen Freund First mal genauer aushorchen- ich bin sicher, daß er dir so Einiges verschweigt.“
„Woher weißt du das?“
„Wie gesagt- ich habe gute Ohren.“ Sie verließ ihn wieder in ihrer eleganten Weise.

Dawn schaffte den Müll nach draußen. Es war wieder einer dieser Tage an dem man lieber zu Hause bleiben wollte, anstatt zum College zu gehen. Die Anderen bekam sie nur noch selten zu Gesicht. Wenn sie nachmittags heim kam, waren zwar alle wach, aber niemanden schien es wirklich zu interessieren, daß sie da war. Sie machte mit Andrew ihre Arbeit- keine Frage. Willow kümmerte sich öfters um Ty, damit sie keinen Unsinn anstellte- das konnte Dawn verstehen- schließlich wollte sie nicht mehr die Kleine sein. Aber trotz allem war sie einsam. Und seitdem Spike nicht mehr da war, konnte man Buffy total vergessen. Wenn sie mal beim Essen erschien, war das schon viel. Sie sah wie nebenbei zur anderen Straßenseite. Wieder zog eine Familie aus. Sie machte kehrt und ging wieder ins Haus. Ein bekanntes Geräusch ließ sie innehalten. Sie sah, wie ihre Schwester vom Motorrad stieg und ihn kurz küsste. Dann fuhr er wieder weg.
Buffy kam ihr entgegen und wirkte glücklich. Sie lächelte ihr Schwester kurz an und ging an ihr vorbei ins Haus.
„Hey- was ist passiert?“
„Nichts.“
„Das war Spike.“
„Ja- Das war Spike.“
„Ich dachte- er ist-?“
„Böse? Ja- das dachten wir alle. Aber er hat seine Gründe. Er wird zurückkommen. Keine Sorge- es ist alles in Ordnung.“ Sie wirkte zerzaust. Ihr Kleid hatte Schmutzflecken.
„Warst du die ganze Nacht weg?“
„Oh- äh- ja. Und jetzt geh ich duschen.“
„Tu das- Schwester.“ Erwiderte Dawn nur nachdenklich. Sie nahm ihre Tasche und schlug die Tür hinter sich zu. Es interessierte niemanden mehr, was sie tat. Ihre eigene Schwester behandelte sie wie Luft. 

Kennedy küsste Willow auf die Stirn.
„Morgen, Liebling.“
„Uah. Morgen. Wie spät ist es?“
„Beste Zeit für ein schönes Frühstück. Nur wir zwei- hm?“ Sie strich mit dem Finger über die Bettdecke, unter der Willow sich eingeigelt hatte.
„Hast du auch manchmal das Gefühl, daß wir einfach alle zu eng beieinander leben? Hätten wir nicht dieses Zimmer, wären wir nie allein.“
„Das wird sich wohl nicht ändern. Nur so können wir schnell handeln, wenn das Böse angreift.“
„Kenny- du klingst schon wie Buffy- es ist- erschreckend. Und jetzt bist du auch noch die Jägerin- nicht, daß mich das stören würde- aber was wird dann aus uns?“
„Wer sagt denn, daß es etwas ändert?“ Sie sah die Hexe liebevoll an.
„Ich weiß nicht. Aber ich kenne Buffys Leben. Beziehungen sind für eine Jägerin anscheinend nicht bestimmt.“
„Denkst du an Jemanden bestimmtes?“
„Na- überleg mal- erst Angel- es hat nicht funktioniert.“
„Weil er ein Vampir ist- das hatte nichts damit zu tun, daß sie die Jägerin war.“
„Und dann Riley.“
„Er war ein Arschloch- sagt Xander jedenfalls. Er hat sie nicht so stark geliebt, wie sie es verdient hatte.“
„Und was ist mit Spike? Es liegt nicht daran, daß er ist, was er ist- das weißt du, Kenny. Es liegt an ihr. Weil sie eine Kämpferin ist. Und du wirst es auch werden.“
„Will- ich bin nicht wie sie.“
„Nein. Aber du bist selbstbewusst und hast einen starken Willen- du bist eigenständiger als sie. Sie wehrte sich dagegen, aber du willst es sein. Es wird die Kenny verändern, die ich so liebe.“
„Will- ich verspreche dir, daß ich das verhindern werde. Ich brauch dich doch.“ Sie küsste sie sanft auf die Stirn. Plötzlich knallte das hochgeschobene Fenster nach unten. Sie schraken hoch. Dann lachten sie los.
„Puh- ich hab mich ganz schön erschreckt.“
„Ich auch. War wohl nur der Wind.“
„Kenny-.“ Willow wirkte plötzlich ernst. „Es ist überhaupt nicht windig draußen.“ Sie sahen sich unruhig an.

Giles starrte wieder auf die Postkarte an der Wand, während er sich anzog. Sie zeigte die Highlands im Nebel. Irgendwann würde er sie wiedersehen. Er würde durch sein geliebtes England laufen- dem Regen trotzen und sich über die grüne Weite und die kleinen Häuser freuen. Die Anderen konnten das nicht verstehen- aber es war nun mal seine Heimat. Er würde die alten Bibliotheken aufsuchen und die Stille und den Geruch der Zeit genießen. Dieses Leben hier war zwar besser als das in Sunnydale- aber wie lange noch? Vielleicht nicht mehr in diesem Leben- aber er würde seine Heimat wiedersehen. Er war der Älteste und Vernünftigste von ihnen, wenn man mal von Spikes wahrem Alter absah. Nie hatte er daran denken können, eine eigene Familie zu haben, eine Frau und eigene Kinder. Aber er war zu einem Ersatzvater geworden. Es war besser als nichts. Er hatte so viel Verantwortung zu tragen- eine Beziehung konnte alldem nicht standhalten. Auch wenn er es sich manchmal wünschte. Die Gardine bewegte sich leise im Lufthauch.

„Hast du den Neuen gesehen- oh- ist der Süüüß!“ Dawn schwärmte ihrer Freundin Stacy auf dem Rückweg von Rick, dem neuen Studenten, in den höchsten Tönen vor.
„Klingt ja so, als hätte es dich voll erwischt.“
„Hey- das ist nur so´ne Schwärmerei. Ich bin nicht interessiert.“
„Warum nicht?“
„Weißt du- ich sehe jeden Tag live und in Farbe, was die Liebe aus einem macht. Ich glaub kaum, daß ich einen Freund haben will.“
„Hey- bloß weil deine Schwester so kauzig ist, muss das bei dir nicht genauso sein.“
„Das ist es ja gerade. Ich weiß, daß es nie so sein würde.“
„Sag bloß, du beneidest sie um ihren Freund?“
„Spike?- Oh- nein, natürlich nicht. Er ist ein guter Kumpel- mehr nicht. Aber wie er sie liebt- das ist Wahnsinn.“
„Jeder Kerl kommt irgendwann auf dumme Ideen- glaub mir.“
„Wahrscheinlich hast du recht- Menschen sind nicht perfekt.“ Sie starrte gedankenverloren vor sich hin. Deshalb würde sie wohl nie einen Freund finden- weil sie einen Perfekten erwartete. Spike hatte seine Nachteile- der größte war die Tatsache, daß er ein Vampir war. Aber er war eigentlich ein idealer Freund. Buffy konnte tun und lassen, was sie wollte- und er kam immer wieder zurück zu ihr. Manchmal war sie schon sehr eifersüchtig auf ihre ältere Schwester.
Sie waren an ihrem Haus- der Zentrale- angelangt.
„Okay- dann bis morgen. Seite 20 bis 32 lesen- richtig?“
„Ja- genau. Die schreibt bestimmt wieder ´nen Test. Bye!“ Stacy stapfte fröhlich weiter.

Dawn blieb kurz stehen und besah sich das Haus. Schade eigentlich, daß sie nie jemanden mit nach Hause bringen konnte. Ein leises Jammern drang an ihr Ohr. Sie sah sich um. Es kam von dem Baum, der an der Seite der Einfahrt stand. Sie ging vorsichtig darauf zu. Jetzt änderte es sich in ein leises Maunzen. Sie spähte in die Krone. Eine kleine weiße Katze hockte in einer Astgabel und schien sich nicht herunterzutrauen. Sie legte ihre Tasche auf das Gras und lockte sie freundlich. Mit ausgestreckten Armen konnte sie sie erreichen. Das Tier zitterte am ganzen Körper. Sie drückte das Fellbündel an sich und ging ins Haus.
Drinnen hockte Giles über den neuen Akten und schien nachzudenken. 
„Giles- sehn sie mal, wer sich zu uns verlaufen hat. Sie hing im Baum fest.“ Er sah auf und kam gleich darauf zu ihr.
„Oje- sie ist ganz abgemagert. Gib ihr etwas Milch. Vielleicht gehört sie ja jemandem in der Nachbarschaft. Wir sollten Zettel aufhängen.“ Bei Kleinen Katzen hatte er noch nie wirklich widerstehen können.
„Und wenn sich niemand findet?“
„Dann sehen wir weiter.“ Er geleitete sie zur Küche. „Pass auf, daß sie keine Dummheiten macht. Du bist für sie verantwortlich, schließlich hast du sie gefunden.“ Er setzte sich wieder an seine Arbeit und beobachtete Dawn über den Brillenrand. Schon länger hatte er bemerkt, daß sie einsam war. Niemand war wirklich für sie da- weil sie alle beschäftigt war. Sie verstand sich zwar mit Allen, aber sie war diejenige, die den geregelten Tagesablauf hatte. Sie musste ins College, erledigte ihre Hausaufgaben und kümmerte sich auch noch um die Anderen. Die Arbeit am Dämonen- Verzeichnis belastete sie zusätzlich. Vielleicht brauchte sie jemanden, der für sie da war. Jemanden, der nicht mit Dämonen zu tun hatte. Einen Freund am College- oder aber ein Haustier. Der Freund hätte den entscheidenden Nachteil, daß es Probleme geben würde. Sie müsste ihn anlügen- oder aber ihre Tarnung würde auffliegen. Vielleicht konnte sie ja durch diese Katze etwas glücklicher sein.

„Hey- Andrew- krieg ich noch was?“ Sam hielt demonstrativ ihren Teller nach oben.
„Klar doch- ist noch jede Menge Lasagne da.“ Er nahm ihn ihr ab und ging zum Ofen. Seit Langem waren endlich mal wieder alle zum Abendbrot erschienen- bis auf Spike. Buffy hatte gemeint, daß er kommen würde, sobald es möglich war. Das es so schnell gehen würde, hätte sie auch nicht gedacht, denn soeben ging die Eingangstür auf und er stand vor ihnen. 
„Habt ihr noch Platz für einen reumütigen Vampir?“
„Hallo Spike. Setz dich doch. Essen willst du ja sicherlich nichts, oder?“ Andrew klang fröhlich.
Spike ging die Reihe von Stühlen ab und blieb vor seinem Stuhl am Ende stehen. Ty bemerkte sofort seinen drohenden Blick und beeilte sich, mit ihrem Teller einen anderen Stuhl aufzusuchen. Er nahm Platz und schaute in die Runde. Alle schienen sehr beschäftigt mit ihrem Essen zu sein.
„Wenn du schon so fragst, Kleiner- riecht verdammt gut.“ Na bitte- alle Augen starrten ihn gleichzeitig fassungslos an.
„Schön, daß ihr mich auch ansehen könnt. Hübsche Kette- Kennedy.“ Er nahm Buffy die Gabel aus der Hand und schob sich ein kleines Stück von der Lasagne in den Mund. Das musste er zugeben- Andrew konnte verdammt gut kochen. Auch wenn er sich nicht erinnern konnte, jemals so etwas geschmeckt zu haben. Eigentlich schmeckte man als Vampir gar nichts. Es musste wohl mit der Seele zusammenhängen.
„Spike- du machst mir Angst.“ Buffy wirkte angespannt.
„Keine Angst- ich kann damit nichts anfangen. Ihr könnt euch schließlich auch nicht von Sand ernähren.“
„Das ist so nicht ganz richtig- es würde zumindest den Hunger stillen- vorerst. Aber du hast natürlich recht- Energie könnten wir kaum entnehmen.“ Giles schob den leeren Teller von sich.
„Soll das heißen, du könntest das alles essen? Ich dachte immer, ihr wärt allergisch dagegen oder so.“ Ty kniete jetzt auf ihrem Stuhl und hing halb auf dem Tisch.
„Nein. Ich könnte den ganzen Kühlschrank leer machen, wenn ich wollte. Es wäre nur- uneffektiv. Die Gier bliebe, der Hunger würde auch nicht wirklich verschwinden- und ich könnte ziemliche Magenschmerzen kriegen, weil ich das Essen nicht gewöhnt bin.“
„Vielleicht würdest du dann aber mal eine gesündere Gesichtsfarbe kriegen. Du siehst echt zum Fürchten aus.“
„Ty- was Spike jetzt braucht ist wohl eher Schlaf. Also lasst ihn einfach ausruhen.“
„Nein- Buffy. Ist schon okay. Wir müssen reden. Es gibt viele Neuigkeiten. Wir sollten eine Versammlung machen, Am besten sofort. Jetzt sind alle anwesend. Räumt die Teller weg und bringt alles zusammen, was ihr an Aufzeichnungen habt. Ich komme gleich.“ Er stand auf und nahm die Treppe im Büro nach unten. Buffy folgte ihm kurze Zeit später. 

Sie hörte, wie das Wasser im Bad rauschte. Er beugte sich über das Waschbecken und schöpfte sich das Wasser ins Gesicht. Dann richtete er sich auf und schien in den Spiegel zu sehen.
„Wie ist es, wenn man sich nie sehen kann?“ Er starrte weiterhin vor sich hin. Sie ging zu ihm und umarmte ihn von hinten. Dann sah sie wie nebenbei in den Spiegel.
„Oh mein Gott.“
„Das hab ich auch gedacht.“
„Seit wann?“ Sie sah nicht nur sich im Spiegel- an der Stelle, wo er vor ihr stand, war sie nicht mehr zu sehen. Undeutliche Umrisse zeichneten sich ab. Man erkannte eine dunkle Fläche, die von seinem T-Shirt stammte und die helle Gesichtsfarbe. Alles wirkte wie durch einen Nebel und völlig verschwommen.
„Es kam langsam. Ich war in der Stadt unterwegs und sah in das Schaufenster eines Fernsehgeschäfts, weil da gerade die Nachrichten liefen. Es ging um den New Orphan Pub. Da habe ich es gemerkt. Eine dunkle Fläche zeichnete sich ab und verdeckte alles, was hinter mir war. Es verändert sich.“
„Du bekommst ein Spiegelbild.“
„Aber warum? Die Seele habe ich schon lange- und Angel hat auch kein Spiegelbild.“
„Was ist mit dem Auserwählten? Vielleicht liegt es daran. Oder es ist der Stein.“
„Laß uns hoffen, daß es nichts Negatives ist.“ Er umarmte sie fest und lange.

„Was wird nun passieren, wenn er wieder da ist?“ Heather und Sam beobachteten die Vorbereitungen der Anderen für die Versammlung. Willow platzierte einen der Laptops vor sich, Giles breitete die Karten aus und legte seine Aufzeichnungen akkurat daneben. Und Ty kramte in einem Berg von Zetteln. Die restlichen Ratsmitglieder schienen sich eher seelisch und moralisch auf alles vorzubereiten. 
„Also- können wir anfangen?“ Spike erschien wieder auf der Bildfläche und hatte Buffy im Schlepptau.
„Natürlich. Wir dachten uns, du könntest uns zuerst mal erzählen, was du so alles erfahren hast, und dann werten wir unsere Aufzeichnungen aus.“ Andrew stand mit Zettel und Stift bereit.
„Nein. Ihr erzählt mir, was ihr habt. Vielleicht passt es ja zu dem, was ich weiß.“
„Aber- du musst uns doch sagen, was du weißt? Giles- das ist nicht fair- oder?“
„Setz dich, Andrew- es ist richtig so. Wir müssen nach den Fakten gehen- was er beobachtet hat, kann auch uninteressant für uns sein. Zumindest vorerst.“
„Tomas- wie sieht´s aus? Irgendwelche Erkenntnisse über die Vampirkinder?“
„Wir haben eine Liste gemacht. Und sind dann zu der Erkenntnis gekommen, daß es wohl eine Art Langsuir- Dämon ist. Eine Frau, die zumindest dafür bekannt ist, Kinder auszusaugen. Ihr eigenen Kinder sind Vampire. Also hat sie auch keine Skrupel davor.“
„Aussehen? Und wie tötet man sie.“
„Sie kommt aus Malaysia. Kann fliegen und braucht nach ihrem Tod im Kindbett 40 Tage, um zu dem zu werden, was sie ist. Grüne Kleider, lange Fingernägel und schwarzes, sehr langes Haar. Sie tötet die Kinder mit einer Art zweitem Mund im Nacken. Und sie stößt ein typisches Geheul aus.“
„Und wie tötet man sie?“
„Relativ einfach- laut dem Lexikon. Man schneidet ihr die Nägel und stopft ihre Haare in den Nackenmund. Dann wird sie wieder menschlich. Ist aber extrem rückfallgefährdet.“
„Was ist mit der Lamia?“ Giles hatte den Ausführungen des zukünftigen Wächters genau zugehört.
„Frisst ihre Opfer- eher unwahrscheinlich also.“
„Was ist mit normalen Vampiren?“
„Wäre eine Möglichkeit, wenn das nicht gegen einen gewissen Kodex verstoßen würde.“ Spike lehnte sich nachdenklich zurück. 
„Welcher Kodex?“
„Auch Vampire haben Regeln. Und hier scheinen Regeln sehr wichtig zu sein. Die Vampire fürchten ihren Boss. Er scheint sehr- genau zu sein. Das würde er den Vampiren nicht durchgehen lassen, außer, es wäre in seinem Interesse. Und dann würde er sich jemanden suchen, der nicht dem Kodex unterliegt.“
„Und diese Vampirin ist so ein Dämon?“
„Schon möglich. Wir sollten da dran bleiben. Was ist mit Kerberos? Haben wir es dort unten mit ihm zu tun gehabt?“
„Es scheint so. Könnte aber auch Fenris oder Gamr sein. Oder ein anderer Höllenhund. Es gibt viele Geschichten darüber. Sie töten direkt oder sind Todesboten. Wenn sie euch nur mitteilen wollten, daß euer Tod nah ist, haben wir ein Problem. Dann sind es Geister und ihr werdet wirklich sterben.“
„Belassen wir es bei Kerberos. Er wirkte zu real, um ein Geist zu sein.“
„Ja. Das ist wohl besser.“ Tomas räusperte sich.
„Jetzt zu unseren Freunden in der Klinik.“ Spike rieb sich angespannt das Gesicht. Buffy beobachtete es mit Sorge. Er nahm sich zu viel vor.
„Nichts Neues. Alle rennen wild herum, das Chaos ist ausgebrochen, aber sie bleiben, wo sie sind.“
„Das werden sie auch. Sie sind die billigen Arbeitskräfte für das Böse. Die Vampire brauchen sie. Sie sind sterblich und können eine unterwürfige Generation erschaffen.“
„Sie sollen sich vermehren? Aber was soll das bringen?“
„Menschen ohne Gedächtnis an das normale Leben. Ihre Kinder werden von Vampiren erzogen- ohne eine menschliche Geschichte- sie lernen nie das normale Leben kennen und halten die Unterwelt für die Normalität.“
„Woher weißt du das?“ Er hatte ihr ein paar Dinge erzählt, aber das bestimmt nicht.
„Das kann ich euch nicht sagen- ich weiß es eben.“
„Den Informanten hast du am Pier geröstet- habe ich recht?“
„Dazu sage ich gar nichts.“
„Er hat dir vertraut. Du kanntest ihn schon länger.“
„Buffy- halt dich da raus. Ich weiß es eben.“
„Was weißt du noch von ihm?“
„Verschiedenes.“
„Okay- wer steckt dahinter?“
„Anscheinend ein gewisser R. T..“ Giles suchte in seinen Zetteln und reichte Spike einen dünnen Ordner.
„Sieh es dir an. Es scheint ein Pakt zu sein. Unterzeichnet mit Blut- und dieser Unterschrift. Leider konnten wir die Sprache nicht ermitteln.“ Interessierte Blicke ruhten auf Giles. Das hatte er ihnen noch nicht erzählt.
„Ich hab es mit dem Computer versucht- aber es gab nur Ähnlichkeiten zu rumänisch.“
„Das ist ein Vertrag über die Unterwerfung einer Gruppe von Vampiren unter einen höheren Vampir.“
„Du kannst das lesen?“
„Nein. Aber ich habe so etwas Ähnliches schon gesehen. Es ist altrumänisch mit ein paar Begriffen aus der Vampirsprache. Und R.T. steht für Romjow Tepesch.“
„Und wer ist das?“
„Vlad Tepesch.“ Giles flüsterte es nachdenklich vor sich hin.
„Giles- da liegen sie gar nicht mal so falsch. Der Pfähler- genau. Besser gesagt einer seiner Nachfolger.“
„Die Geschichte mit Dracula? Ich dachte, daß ist ein Märchen.“ 
„Tyra- in jedem Märchen steckt auch ein wenig Wahrheit. Und wenn es nur der Fakt ist, daß Tepesch ein ziemlich brutaler Mensch war. Aber- wer ist dieser Romjow?“ Giles wirkte wie immer verwirrt, wenn er etwas Neues erfuhr, daß nicht in seinen Büchern stand.
„Unser Gegner Nummer eins. Ein Vampir- scheinbar mit besonderen Fähigkeiten. Da wir meine Fähigkeiten kennen, sollten wir seine ebenfalls erfahren. Auch wenn er sie sich vielleicht nur einbildet. Deshalb sollte die nächste Lektüre diese sein.“ Spike warf ein Buch in die Mitte des Tisches. Alle sahen ungläubig darauf.
„Bram Stoker? Wir sollen einen Roman lesen?“ Kennedy nahm ungläubig das Buch in die Hand.
„Alles, was wir über Tepesch, den Vampir, erfahren können, steht da drin. Ich schlage vor, Willow sucht im Internet nach der Familiengeschichte. Was immer dieser Vampir sich einbildet zu können- er wird es aus Stolz auf seinen berühmten Vorfahren tun.“
„Er wird Leute pfählen?“ Tyra wirkte verunsichert.
„Nein. Das glaube ich eher weniger. Er beschränkt sich auch nicht auf die Liebe einer Frau- er will alles. Er ist ein eigenständiges Individuum, und die Vampire glauben wirklich, daß er der ehrwürdige Nachfolger des Grafen ist. Dadurch gehorchen sie ihm- sie haben Angst vor seiner Macht.“
„Aber was ist sein Ziel?“
„Die Weltherrschaft. Wie jeder Böse. Mit ein paar gravierenden Unterschieden. Er verlässt sich nicht auf eine Horde von Gefolgsleuten, die für ihn Krieg führen- wir haben es hier mit jemandem zu tun, der die Strategie liebt. Er baut ein perfektes System auf. Er benutzt die Stadt, indem er sich ihre Kraft nützlich macht. Wirtschaft, Aktien, Internet- er steckt überall mit drin.“
„Also doch ein netter unauffälliger Herr im Anzug.“ Willow erinnerte sich wieder an das Gespräch mit Giles.
„Ich denke, wenn er dir gegenübersteht, erkennst du ihn. Er muss eine gewisse Ausstrahlung haben- seine Autorität ist gefürchtet.“ Einen dermaßen mächtigen Vampir erkannte man sofort, da war sich Spike sicher.
„Hast du ihn gesehen?“
„Nein. Aber ich fürchte, daß sich das ändern wird.“ Spike lehnte seinen Kopf in den Nacken.
„Schluss für heute. Spike- du musst schlafen. Und für die Jüngeren ist es auch Zeit.“ Buffy stand entschlossen auf und strich ihm über die Schulter.
„Manchmal klingst du schon wie meine Mutter.“ Heather erhob sich ebenfalls.
„Sie hat recht. Wir brauchen alle etwas Ruhe. Morgen machen wir weiter. Gute Nacht, Leute. Mann- bin ich kaputt.“ Xander quälte sich nach oben.
Dawn ging in ihr Zimmer und sah nach dem Kätzchen. Sie hatte sich eingerollt und schlief fest. Dawn schaltete die Lampe aus und schlief schnell ein. Leise erhob sich das Fellknäuel und sprang auf den Tisch. Sie beobachtete Dawn und schien zu lächeln.

Ende Teil 2
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