Zärtliche
Erinnerungen
Willow saß im Schneidersitz zusammen
mit ihren Freunden auf einer Decke im Park. Tara
hatte ihren Kopf in Willows Schoß gelegt, ihren Körper hatte sie so klein wie
nur irgendwie möglich gemacht, sie lag auf der Seite, eng an Willow gepresst. Buffy sah ihre beste Freundin liebevoll an. Sie wusste was
sie durchmachte, seit Glory Taras Verstand gestohlen hatte.
Das war nun beinahe ein Jahr her und
ihr Zustand hatte sich kaum verbessert. Sie sprach nicht mehr von der
„Zeit“ oder Orten wo sie sein musste, aber ihre Gedankengänge waren konfus
und an einigen Tagen war sie nur mit Medikamenten ruhig zu bekommen. Und das alles nur, weil Glory den
Schlüssel gesucht hatte.
In dem Kampf in jener Nacht wollte
Buffy sich an Dawns Stelle in das Portal stürzen, aber, als sei es Ironie des
Schicksals, hatte eine einzige Träne von Dawn ausgereicht um den Untergang der
Welt zu verhindern. Nur Tara wurde nicht wieder die Alte.
Willows Versuch sie zurückzuholen war fehlgeschlagen.
Und nun saßen sie alle hier auf
einer Picknicksdecke im Park, die Clique, die Scoobies. „Wie
geht es ihr heute?“ fragte Dawn. Die rothaarige Hexe sah auf. „Es
ist einer der besseren Tage. Sie braucht zur Zeit keine Medikamente.“ Behutsam
strich sie ihrer Freundin über das dunkelblonde Haar. Ihr Versprechen das sie
ihr gegeben hatte, sich immer um sie zu kümmern, hielt sie ein. Sie liebte Tara
und sie spürte dass sie gebraucht wurde. „Wenn das einer der besseren Tage
ist, wie sieht dann deiner Meinung nach ein schlechter Tag aus?“ Anya war
ehrlich, wie es ihre Art war, nach einem kurzen Blick auf Willow sah sie auf die
zitternde Tara. Anya wusste nicht, was sie mit dieser Aussage bei Willow auslöste.
Ihre Augen wurden feucht und sie biss
sich die Unterlippe blutig. „He Will, sie meint es doch nicht
so.“ Xander legte eine Hand auf ihre Schulter. Er wusste wie einer der schlimmen
Tage aussah. Tara war dann kaum zu bändigen, ihre Bewegungen wurden
unkontrolliert und sie schrie sinnlose Worte in den Raum. Anya konnte das nicht wissen, sie war
seltener im Summers-Haus, seit sie ihre alten Dämonenfreundschaften wieder
pflegte. Die Sache mit Glory hatte ihr gezeigt, dass es doch besser war sich ein
paar Zaubertüren offen zu halten. Willow wand nur noch wenig Magie an,
ohne ihre Hexenfreundin machte es ihr nicht so rechten Spaß und die einzigen
Zauber die sie hätte anwenden wollen, versagten. Es war ihr nicht möglich Tara
wieder Tara sein zu lassen. „Nicht weinen.“ Sagte Tara und
richtete sich ruckartig auf. Es war offensichtlich dass sie auf ihre eigenen Art
und Weise Willow immer noch liebte. Willow sah in die hellen Augen ihrer
Freundin. Sie wollte stark sein, stark für Tara, aber die Tränen liefen heiß
und unaufhaltsam ihre Wangen hinab. Tara streckte ihre linke Hand aus und
wischte Willow mit einer hektischen Bewegung die Nässe aus dem Gesicht.
Die Hexe lächelte und nahm das
blonde Mädchen in den Arm. „Ich liebe dich.“ Flüsterte sie ihr ins Ohr.“
Taras Gesicht hellte sich auf und sie
strahlte, als Willow mit ihren Lippen ihre Stirn berührte. Sie nahm Taras Hand und hielt sie
fest, während die Tränen langsam verebbten. „Sie liebt dich.“ Bemerkte
Buffy.
„Und sie braucht dich.“ Willow lächelte. „Ja ich weiß.“
Tara legte sich wieder hin, ihr
zarter Körper schmiegte sich wieder eng an ihre Freundin, ihre beiden Hände
ließen sich nicht wider los. In Gedanken versunken begann Willow
wieder durch Taras Haare zu streicheln. Immer wieder ließ sie einzelne Strähnen
durch ihre Finger gleiten. Schmerzlich überkam sie die
Erinnerung daran, dass sie das früher oft nach einer gemeinsamen Liebesnacht
getan hatte. Die langen Nächte mit Tara, in denen es nur sie beide gab, nur
sie, ihre Körper, Gedanken und ihr Sein. Auch wenn jetzt keine Nacht verging
in der sie nicht in einem Bett schliefen, war es natürlich nicht das selbe. Tara konnte ohne Willow in der Nacht
nicht schlafen, sie hatten es nur ein einziges Mal versucht, aber alleine konnte
sie nicht sein. Es war kurz nach dem missglückten Rettungsversuch gewesen. Die
Hexe hatte sie ganze Nacht gewimmert und erst Ruhe gegeben, als sie Willows
warmen Körper neben sich spürte. In ruhigen Nächten konnte Willow es
sogar wagen nackt zu schlafen.
Tara, die sich weigerte sich selbst
auszuziehen, wurde immer von ihrer Freundin entkleidet. Normalerweise trug sie
einen Schlafanzug, aber manchmal ließ Willow sie in ihrer natürlich Schönheit. Diese Nächte waren etwas besonderes.
Die beiden weiblich Körper waren sich näher als sonst, ganz selten küsste
Tara Willow von sich aus auf den Mund. Ihre Küsse waren so, als wären es die
ersten, unerfahren, aber unendlich liebevoll. Kindliche, unschuldige Küsse... „...nicht wahr? Willow?“ Willow sah auf. Was hatte Dawn
gesagt? „Du könntest sie nicht in ein Heim
geben, oder?“ Entsetzt schüttelte die junge Frau
den Kopf. „Oh Gott nein, ich habe es ihr versprochen!“ Ihre Stimmer senkte
sich wieder. „Sie ist mein Mädchen.“ Das hatte sie schon einmal gesagt, am
Tag nach ihrer Veränderung durch die Göttin. „Sie ist mein ein und alles.
Wie könnte ich die wunderbarste Frau der Welt aufgeben?“
Ein paar Wolken zogen auf und
verdunkelten den Himmel. Xander sah auf die Uhr. „Schon kurz nach sieben.“
Bemerkte er. „Zeit um zu gehen, nicht wahr?“
„Ich finde es wahnsinnig von ihr,
sie ist so unendlich tapfer.“ „Wer? Tara? Seine Entscheidungen
nicht mehr alleine treffen zu können muss hart sein.“ „Anya!“ Buffy sah die ehemalige Dämonin
scharf an. „ich meine natürlich Willow. Sie ist so sehr an Tara gebunden, sie
ist nur für sie da, ich glaube, ich würde das nicht können.“ „Ich finde es toll. Sie liebt sie
und was soll daran falsch sein? Und sie hat Recht, Tara ist eine tolle Frau. Sie
war meine beste Freundin.“ Dawn erschrak als sie realisierte was sie da eben
gesagt hatte. War. Ein hartes Wort, als hätte sie Tara aufgegeben. Xander, der nicht weniger litt als
Willow, eben weil es um Willow, seinen besten Kumpel ging, schwieg und schenkte
allen in der Summers - Küche ein Glas Eistee ein.
„Aber wenn Willow bei ihr bleibt
dann wird sie nie wieder Sex haben, wie soll ein Mensch das aushalten? Tara kann
ja nicht einmal küssen.“ Ein eisiges Schweigen trat ein und
drei entsetzte Augenpaare richteten sich auf Anya. Willows Herz raste, Tara war müde
gewesen und Willow hatte sie dazu gebracht, eine Stunde alleine zu schlafen, und
nun stand sie vor der Küche und bekam den letzten Kommentar mit. Konnte Anya
sich nicht beherrschen? War es ihr nicht möglich? Die Hexe schloss die Augen und atmete
tief durch. Wenn sie damals in Taras Gesicht
gesehen hatte, diese kurzen Augenblicke in denen sie einander einfach wunderbar
fanden, waren ihr so viel wert. Und nichts davon war verloren gegangen. Ihre
Liebe zu Tara war noch gewachsen, größer, intensiver, tiefer geworden.
Willow trat den anderen gegenüber.
„Ich liebe sie.“ Sagte sie, stärker, als sie
es sich selbst zugetraut hätte. „und sie ist glücklich, auf ihre Art.“
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