Roman 
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Schon der zweite von Gruftine selbst geschriebener Roman über Buffy, Angel, Spike und all die anderen. Wer schon die Storys bzw. die Endlosgeschichten gelesen hat, weiß was sie für ein Talent hat. Ich bewundere jedenfalls Meike über ihre Einfälle.
Wer hier meckern will, soll es erst mal besser machen!!
Wer sich die Seiten ausdrucken möchte, dann nur zur eigenen Nutzung. Es ist ohne schriftliche Genehmigung der Autorin nicht erlaubt, den Roman und Teile daraus zu vervielfältigen, systematisch auszuwerten oder auf gedrucktem bzw. elektronisch gespeichertem Weg zu verbreiten.
Anfragen diesbezüglich sind an Die Autorin zu richten. Sie wird über alles weitere entscheiden.
Dann viel Spaß beim Lesen!
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A n g e l - Jäger in der Nacht (1)

 

 Eigene Ideen zur Serie „Angel - Jäger der Finsternis“ erfunden von M. Benner

Dez/2001

 

Tod eines Feindes

 

Inhalt: Cordelia hat eine grausige Vision, wo sie Spike sieht, wie er mit dem Tode ringt. Sie ruft Angel sofort an, der daraufhin nach Sunnydale fährt und Spike aufsucht. Er findet seinen Erzfeind auf einer Steinplatte liegend, in einer Höhle versteckt. Spike ist so verwirrt und abgemagert, daß er Angel erst gar nicht erkennt. Er redet wirr über Buffy und daß er nicht mehr existieren kann, weil er gemerkt hat, daß er sie liebt. Angel ist darüber so verwundert, daß er Buffy am liebsten zu Rate ziehen möchte, es aber dann bleiben läßt.

Als er sich zurückziehen will, um sich mit seinem Team zu beraten, spürt er eine fremde Existenz: Es ist Dina, die Seelenjägerin, die auch ihm einmal geholfen hatte, als es ihm schlecht ging. Sie sorgte damals dafür, daß sein Gedächtnis über sie verschwand, doch Dina brachte es ihm in dieser Situation wieder in Erinnerung. So beschließen Angel, Dina und seine Freunde, Spike zu helfen...nur Spike ist immer noch davon überzeugt, sterben zu müssen...schließlich taucht auch Buffy auf...und die Lage spitzt sich zu....

 

1.  Tragische Zustände

 

Los Angeles: Das Telefon nervte Cordelia Chase schon seit Tagen. Nicht nur in der Agentur, Angel Investigations, wo sie für einen Vampir arbeitete, auch privat war sie gestreßt. Seit ihrem letzten Versuch, sich als Schauspielerin zu bewähren, der sich eher mühsam zu gestalten schien, hatte ein Agent sie für eine Werbekampagne entdeckt. Sie warb für ihre eigene Pflegeserie „Chase Challange“ und bekam Standing Ovations dafür, da sie sehr natürlich blieb und mit ihrem Witz und der unfreiwilligen Komik die Herzen der Verbraucher eroberte.

So kam es, daß sie es eines Morgens nicht mehr aushielt und Angel auf seinem Handy anrief. Dennis, ihr Hausgeist, ließ gerade Badewasser in die Wanne laufen, die Wasserhähne drehten sich wie von Geisterhand gedreht auf, quietschend und das heiße Wasser dampfte aus dem Bad.

Cordelia lag noch verschlafen im Bett, ihre Augen waren dunkel umringt, ihre Haare lagen ihr wirr im Gesicht. Und wenn Cordelia an etwas festhielt, war sie nicht mehr davon abzubringen. Wesley und Angel konnten ein Lied davon singen. Und so mußte sich auch ihr Boss wieder einmal mehr mit Cordelias Dickkopf auseinander setzten. Es läutete und läutete. „Nun mach schon, Angel....geh ran. Du bist zwar mein Boss, aber immer noch bin ich die tragende Kraft, hörst du...“ redete sie wirr drauf los, als es in der Leitung klickte und eine ebenso verschlafene Stimme sich meldete: „Guten Morgen, Cordelia. Was ist?“ Cordelia hielt den Hörer von sich weg. Ungläubig starrte sie auf den Telefonhörer und hielt ihn dann wieder ans Ohr. „Oh, guten Morgen, Angel. Woher weißt Du...naja, ist ja auch egal. Hör mal...ich hab in den letzten Monaten, Wochen, Tagen ziemlich viel gearbeitet, nicht wahr? Ich meine, wir alle waren sehr gefordert und...“ Ein Seufzen am anderen Ende der Leitung. „Für wie lange?“ Cordelia grinste in sich hinein. „Kein Widerspruch? Kein Gemecker? Bist du krank? Ich dachte so an...eine Woche? Inklusive Wochenende?“ Wieder ein Seufzen. Dann, nach einer kleinen Pause sprach Angel mit sanfter Stimme: „Ok, Cordi. Du hast ja recht. Wir alle haben eine Pause verdient. Besonders Du. Du bist freigestellt. Für eine Woche inclusive Wochenende. Zufrieden?“  Ein Juchzer am anderen Ende. Angel mußte diesmal den Hörer von seinem Ohr nehmen, aber mit einem Grinsen. Doch eins machte ihm Sorgen. Sofort wurde er wieder ernst: „Und was ist mit Visionen? Du...“ Cordelia unterbrach ihn sofort: „Ich ruf an. Versprochen. Die werden mich ja leider nicht verschonen, wenn ich von meinen Visionen Urlaub machen könnte...ich ruf an, Angel.“ Der Vampir nickte. „Wirst Du..zurecht kommen? Wenn Du mich brauchst, ich...“ Cordelia sah gen Himmel: „Jajaja, der Helfer in der Not....ich weiß, Chef....ist ok, ich kann mich auf dich verlassen und du dich auf mich, verstanden? Wie immer. Grüß Wes von mir. Bye!“ Angel legte auf.

Cordelia schmiß den Hörer auf die Gabel und rief ihrem Hausgeist zu: „Hast Du schon Badezusatz drin?“ Die Decke, die Cordi noch umschlungen hatte, wurde zurückgezogen. Cordi schwang sich aus dem Bett, schlüpfte in ihre Pantoffeln und lief ins Bad, fröhlich pfeifend. Sie schlängelte sich aus ihrem Pyjama und stieg in das wohlriechende, schaumige Bad hinein. Denis machte derweil in der Küche Lärm. Die Kaffeemaschine fing an zu arbeiten, ein Knopf betätigte sich unsichtbar, der Kaffee lief durch, zwei Toastscheiben schwebten in den Toaster, Teller und Tassen ebenso und deckten den Tisch ein....

Cordi hatte sich ihre braunen Haare zu einem Dutt hochgesteckt und räkelte sich mit geschlossenen Augen entspannt in der Wanne. Sie hoffte, daß sie jetzt nicht von einer Vision überrannt wurde, denn diese kündigten sich vorher selten an....doch genau das passierte nach ein paar Minuten....

 

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Cordelia spürte plötzlich ein Stechen an ihren Schläfen. Sie richtete sich auf. „Nein...bitte...bitte..“ die Vision überkam sie wie ein heftiger Hustenanfall. Sie klammerte sich krampfhaft an den Haltegriff rechts an der Wand und atmete stoßweise...ihre Beine klatschten auf und ab und hinterließen große Wasserlachen auf den Boden. Dennis bemerkte das und hielt ihr sofort ein Handtuch hin, daß vor ihr schwebte und das Telefon lag neben ihr, auf einem Hocker...er war ihre Visionen gewohnt und immer sofort mit dem Telefon zur Stelle, damit sie Angel anrufen konnte.

Cordelia kniff die Augen zusammen, hielt sich mit beiden Händen die Schläfen und ihr Kopf fiel nach hinten. Ihr Herz raste und sie verspürte einen anhaltenden Schmerz. Sie sah, roch, fühlte....eine Höhle, ein Vampir...er war schwach, sehr schwach...dann war da noch eine Frau, ein Wesen...sie sah Buffy und die alte Gang um den Vampir herum....diesen Vampir kannte sie auch...als die Vision endete, riß Cordelia die Augen auf und brachte nur ein Wort hervor: „Spike!“

 

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Sunnydale: Giles Zauberladen: Seit ein paar Monaten besaß Buffy Summers ehemaliger Wächter Rupert Giles den Zauberladen, der nach Zerstörung der High School immer wieder von Überfällen der dunklen Seite gezeichnet war und Giles beschloß, ihn zu übernehmen. Mit Hilfe von der „Scooby Gang“ hatte er einen ziemlich guten Einstand und auch Anya bewies ihre Qualitäten im Geschenke verpacken und als nützliche einstige Dämonin konnte sie viel mit ihrem Wissen beisteuern.

Es war ein guter Tag. Giles und Anya waren gerade mit einer erneuten Inventur beschäftigt, da sich immer wieder neue Stücke einfanden, die sie beim Einordnen fanden und es kamen skurrile Sachen an, selbst von Dämonen, das erstaunte die Scooby Gang noch mehr. Es war nicht mehr geheimnisvoll oder verwunderlich, daß Sunnydale jetzt offiziell Dämonen zuließ. Der Höllenschlund war schließlich nicht einfach wegzubeamen und auch die Einwohner hatten sich an das Auftauchen von Dämonen, Vampiren, Geistern gewöhnt.

Tara und Willow ließen sich mal wieder blicken, um ihren Hexenküche etwas aufzustocken. Willow hatte mehr und mehr an Stärke, Selbstbewußtsein und Zauberkraft gewonnen, als es Tara eigentlich lieb war. Tara war eine starke Hexe, die über Telekinese Macht hatte, doch auch Willow holte mit ihrem Hexenwissen und gewonnener Magie ständig auf. Da Giles nicht mehr so gewaltig auf Buffy aufpassen mußte, hatte auch er ein Auge auf Willow, denn die ständige Sorge um seine Schützlinge ließ auch einen ehemaligen Wächter nicht los. Hand in Hand kamen die zwei Jung-Hexen durch die Tür und sagten fröhlich im Chor: „Hallo, Freunde!“

Giles und Anya, die auf einer Leiter stand blickten auf: „Willow, Tara, nett, daß ihr uns mal wieder mit eurer Anwesenheit beehrt! Was kann ich...“ er verstummte, weil er bemerkte, daß er an Anyas Fuß spielte, nervös, wie er war. Anya kicherte und räusperte sich: „Hey, Giles, ich hab einen Freund!“ witzelte sie. Giles wurde purpurrot, als er bemerkte, was er da tat und versteckte seine Hand hinter dem Rücken. „Ist schon ok, wir wissen schon, wohin, Giles. Laßt euch nicht stören.“ Sagte Tara und konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Willow schütelte nur den Kopf und zwinkerte Giles lachend zu. Die zwei jungen Frauen verschwanden hinter einem langen Regal mit Büchern und flüsterten, kicherten.

Anya war mittlerweile von der Leiter gestiegen und stellte sich hinter den Tresen, wo sich neue Kunden versammelt hatten. Ein kurzer, verschmitzter Blick zu Giles verriet ihm, daß sie es lustig fand, was er da gerade tat. Giles grinste kläglich und beschäftigte sich schnell damit, neue Bücher aus Kisten auszupacken.

Plötzlich sagte eine ihm wohl bekannte Stimme direkt hinter ihm: „Hey, Giles!“ Der Angesprochene fuhr herum und ließ die Bücher fallen, die er in der Hand hielt. „Was zur Hölle...“ begann er und sah in Buffys Gesicht. Sie sah alles andere als gut aus. Dunkle Ringe unter den Augen, strähniges Haar, kein Make-up. „Buffy? Was...“ Die Jägerin hielt ihm die Bücher wieder hin, die er fallen gelassen hatte. „Ich muß mit Ihnen reden, Giles. Hab schlecht geträumt.“

Giles musterte die Jägerin von oben bis unten. Ein unsicherer Blick zu Anya und wieder ein Blick zu Buffy. Anya erklärte einem Kunden gerade, wie man ein Armulett benutzen mußte, daß vor ungebetenen Gästen schützen sollte, als Giles schon von Buffy in ein Nebenzimmer geschleift wurde. Er setzte sich stumm an einen Tisch und sah sie an. „Giles, was ist los? Fallen Sie wieder auf Ihre alte Art als Bibliothekar zurück, hm?“ Sie lachte leise. Dann setzte sie sich ihm gegenüber, strich sich eine Strähne aus den Augen und begann, von ihrem Traum zu erzählen. Sie berichtete ihrem ehemaligen Wächter, wie sie und Spike sich erst bekämpften, dann bat Spike Buffy, ihn zu töten. Doch gerade in dem Moment, wo sie ihn pfählen wollte, riß er sie an sich und küßte sie. Sie erzählte ihrem Freund Riley nichts davon, der schon genug darunter litt, in Angels Schatten zu stehen. Doch dieser Traum ließ Buffy nicht los und sie weigerte sich, ihre Runden zu drehen, weil sie Angst hatte, Spike zu begegnen. Sie vermutete, daß Spike einen ähnlichen Traum hatte. Doch daran wollte sie nicht denken.

Giles mußte schlucken und auch etwas grinsen, als Buffy geendet hatte. Buffy hingegen fand das weniger amüsant: „Was gibt es da zu grinsen, Giles? Ich liebe Riley! Ich war mit Angel zusammen, verdammt! Und jetzt...das! Was hat das zu bedeuten?“ Sie begann zu weinen. Giles lief sofort zu ihr hin und verfluchte sich. Er legte ihr einen Arm um die Schulter und reichte ihr ein Taschentuch. „Tut mir leid, Buffy. Aber schon allein der Gedanke daran, daß ihr Todfeinde seid und wo Spike nicht mehr töten konnte, haben wir ihn ja auch von einer hilfsbereiten Seite kennengelernt. Erinnere dich an Willows Fluch...“ er wurde von Buffy sofort unterbrochen: „Das war ein Zauber! Wir waren nicht wir selbst! Aber dieser Traum...“ sie schneuzte sich. „Ich kann Riley nicht in die Augen sehen. Ich muß an Angel denken. Alles kommt...wieder, Giles.“ Sie hielt die Hände vors Gesicht. Giles war so bestürzt, daß er sich auch erst einmal hinsetzte. Jetzt war guter Rat teuer. Denn mit Spike war seit kurzem nicht mehr zu spaßen. Der Chip, der von der Initiative eingepflanzt worden war, zu der auch Riley einmal gehörte, war entfernt worden. Er war wieder der Alte. Und doch nicht. Er konnte Buffy ebenso wenig töten, wie sie ihn. Das wußte nicht nur Giles, sondern alle anderen auch. Doch sie nahmen es als selbstverständlich auf. Und das war es nicht....

Riley war in einem Trainingscamp, um Buffy in Ruhe zu lassen, weil er wußte, daß sie wieder etwas beschäftigte, was ihn nichts anging. Er gewöhnte sich daran, nicht der Mittelpunkt zu sein. Und er wußte, daß Buffy ihn nicht mit Absicht raushielt. Obwohl er genau das vermutete.

 

Giles beschloß, mit Buffy zu sich nach Hause zu fahren und alles in Ruhe zu überdenken. Ihm würde schon eine Lösung einfallen. Ausgerechnet Spike. Nein. Was für ein Widerspruch. Doch auch Buffy haderte mit sich. Sie mußte sich eingestehen, daß sie Spike mehr als nur mochte. Er ging ihr oft nicht aus dem Kopf, wenn er ihr geholfen hatte oder sie vor einer Dummheit bewahrte. Sie dachte oft darüber nach, warum er immer dort war, wenn sie auftauchte oder umgekehrt. Er fuhr sie oft hart an, doch seine Stimme und der Ausdruck in seinen Augen sagten zu Buffy etwas anderes. Und nun dieser Traum. Er war so real gewesen. Sie konnte danach nicht mehr einschlafen. Sie dachte sogar daran, Angel anzurufen. Doch das war absurd.

Denn Angel und Spike hatten sich nichts mehr zu sagen. Sie haben sich über 2 Jahre lang nicht gesehen, seit Drusilla Spike verließ und Angel in Los Angeles seine Agentur hatte. Ihre letzte Begegnung endete im Streit. Angel...bei dem Gedanken an ihren „Ex“ mußte Buffy einen gewaltigen Kloß hinunter schlucken. Auch wenn sie sich begegneten, stritten sie sich meistens. Es war alles so...verworren. Sie liebte Angel immer noch, daran konnte sie nichts ändern. Auch Riley wußte das.

 

Giles schickte Buffy schon vor, sie solle in seinem Haus auf ihn warten. Er gab ihr die Schlüssel. Wortlos und langsam stahl sich die Jägerin durch den Hinterausgang. Natürlich wollte sie nicht heulend und verstört vor ihren Freunden dastehen. So war sie eben.

Anya sah Giles mit ernster Miene an, als er ihr sagte, daß er etwas mit Buffy zu klären habe. „Was stimmt nicht?“ hakte sie sofort nach. „Du kommst alleine hier zurecht? Wenn etwas ist, Du hast ja meinen Piper, Anya, ok? Und Xander kannst Du auch erreichen. Ich komme bald zurück.“ Wich er aus. Er sah sie nicht an. Das ärgerte Anya zwar, doch sie respektierte Giles so, wie er war. Sie hakte nicht weiter nach, nickte nur und sammelte die Geldscheine aus der Kasse ein, um sie zu ordnen. Giles verließ ohne ein Wort seinen Laden und ging stumm und schnell zu sich nach Hause.

 

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2.  Vergangene Zeiten

 

Los Angeles, Angel Investigations: Ungefähr nach einer Stunde, wo Angel sich geduscht, angezogen, gekämmt, Kaffee getrunken und sich seiner Arbeit widmen wollte, er war gerade auf dem Weg ins Büro, als Wesley ihm mit ernster Miene entgegeneilte. Mit dem Telefon in der Hand: „Cordi...“ brachte er nur hervor. Angel entriß ihm den Hörer. Was er zu hören bekam, ließ ihn taumeln. Wesley schaffte es gerade noch, ihn festzuhalten. Er schob einen Stuhl hinter Angel, der sich langsam hinsetzte. Auch Wesley setzte sich an seinen Schreibtisch und sah Angel mit besorgter Miene an. Als Angel die Augen schloß, schluckte und nur zuhörte, dann auflegte, wußte Wesley, daß etwas ganz Furchtbares in Gange sein mußte. So ernst und geschockt hatte er den Vampir seit langem nicht mehr gesehen.

Angel erhob sich wortlos, schnappte sich seinen Mantel und sagte, ohne sich zu Wesley umzudrehen: „Ich muß sofort nach Sunnydale. Allein.“ Wesley schluckte. Etwas mit Buffy? Schoß es ihm durch den Kopf. Angel drehte sich um und schüttelte den Kopf: „Cordi hatte eine Vision von Spike. Er liegt im Sterben.“ Wesley wunderte sich plötzlich. Spike? Aber Spike und Angel waren doch Feinde? Was hatte das zu bedeuten? Doch bevor er aufstehen und Angel hinterherlaufen konnte, hörte er nur noch ein: „Fahr bitte zu Cordelia. Sie ist ziemlich mitgenommen. Sie wird Dir alles erzählen. Ich bin in 2 Tagen wieder da.“ Dann knallte die Tür und quietschende Reifen waren noch zu hören.

Angel konnte mit verdunkelten Scheiben bei Tag fahren. Und er fuhr wie der Teufel. Wenn er in Sunnydale ankam, war es beinahe schon dunkel.

 

Wesley stand auf, zog sich an und schnappte sich ebenso seine Schlüssel für das Motorrad. Er brauchte eine halbe Stunde, bis er bei Cordelia war. Besorgt schloß er die Tür hinter sich ab und machte sich auf den Weg zu ihr.

 

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Los Angeles, Cordelias Apartment: Wesley kam völlig außer Puste und mit quietschenden Bremsen vor Cordelias Apartment an. Die Tür ging von selbst auf, als Wesley klingeln wollte. Dennis war ziemlich aufgeregt, er tat alles für Cordelia, um sie zu beschützen. Die Fenster waren alle weit aufgerissen, die Vorhänge flatterten im Wind. Wesley lief ins Wohnzimmer, wo Cordi auf der Couch lag. Eine Tasse Tee stand dampfend, aber unberührt auf dem Tisch. Cordelia Chase lag, mit einem Eisbeutel auf der Stirn, mit einer Wolldecke umhüllt, ziemlich blaß und verweint mit geschlossenen Augen da. „Cordi?“ flüsterte Wesley leise. Er mußte schlucken als er sie so sah. Ohne die Augen zu öffnen wisperte sie mit heiserer Stimme: „Setz dich, Wes. Es ist...gut, daß Du da bist. Gunn kommt auch gleich. Es tut so weh...“ sie mußte wieder weinen. Wesley wollte nach einem Taschentuch greifen, doch Dennis ließ schon eins aus der Nähe anschweben. Cordelia nahm es und schneutzte sich: „Danke, Dennis.“

Wesley hatte sich zu ihr gesetzt. Er nahm seine Brille ab und nahm den heißen Tee und verbrühte sich glatt, stellte die Tasse schnell wieder ab. Cordi mußte grinsen. Dennis ließ die Tasse natürlich zu ihr schweben und sie nippte daran. „Du bist lieb.“ Sagte sie nur zu ihrem Hausgeist. Wesley kam sich beinahe überflüssig vor. Er lächelte Cordi kurz an: „Willst Du darüber reden?“

Cordelia setzte sich auf und nickte. „Warum ich gerade von einem unserer Erzfeinde eine Vision hatte, wurmt mich noch, Wes. Spike...er...ist so schwer verletzt, er leidet. Er stritt sich mit einem....Chok-Pah....“ sie mußte schlucken. Wesley wußte sofort, was Cordi meinte. Ein Chok-Pah-Dämon war ein Schwarzblüter, der sich von Untoten ernährte. Sein Blut war so konzentriert, daß es sich, wenn es sich mit dem Blut eines Vampirs vermischte, in dem Körper seines Gegners verteilte und den Vampir langsam vergiftete. Die einzige Erlösung wäre ein schneller Tod. „Oh, mein Gott...“ konnte Wesley nur von sich geben. Spike war auch nie sein Fall gewesen. Von Buffy hatte er einmal mitbekommen, daß Spike von der Initiative manipuliert worden war. Seine letzte Begegnung mit ihm kam Wesley vor Augen. Spike verprügelte den einstigen Wächter von Faith wie ein Berserker. Er schüttelte den Kopf um dieses Bild loszuwerden. „Aber...Angel und er sind doch...“ begann Wes. Cordi schüttelte den Kopf: „Das dachte ich auch. Doch ich habe noch mehr gesehen, Wes. Du wirst es nicht glauben. Da ist noch jemand gewesen, den Angel kannte. Ein Wesen...eine Frau. Sie ist sehr stark und wahnsinnig sexy. Sie wird Spike erlösen, glaube ich. Aber das, was mich wirklich wurmt ist, daß Spike immer wieder Buffys Namen gewimmert hat....“

Wesley zuckte die Schultern: „Sie ist die Jägerin. Sie soll ihn töten. Und dieses Wesen....ich schau mal in einer Chronik nach. Ruh Dich aus. Schlaf ein bißchen. Hast Du noch Schmerzen?“ Cordi nickte: „Ja, aber es geht schon wieder. Ich kann nicht untätig herumliegen. Ich helfe Dir, ok? Ich habe auch noch etwas merkwürdiges gesehen, halt Dich fest: Buffy und Spike haben rumgeknutscht! Aber richtig! Es war nur ein kurzer Augenblick, aber diese Gefühle von beiden....es war Leidenschaft, Wes.“

Ihrem Partner blieb der Mund offen stehen: „Was??? Leidenschaft? Buffy und Spike....lieben sich? Und sie wissen es nicht? Und Angel....hm.“ Wesley kratzte sich am Kopf. Das ist allerdings sehr merkwürdig. Er war im Begriff, Giles anzurufen. Doch vorher würde er noch in einer Chronik über dieses Wesen, was Cordi beschrieb, nachschlagen. Eine fremde Jägerin....die Angel kannte....

 

Gunn kam plötzlich ins Wohnzimmer hineingelaufen: „Ist hier Tag der offenen Tür? Wes, hi. Cordi, alles roger?“ Die Angesprochenen konnten nur grinsen. Als Wesley Cordelia wieder verließ, um Nachforschungen anzustellen, war es Gunn, der sich Cordelia annahm. Auch wenn er mit ihr nicht immer einer Meinung war, wußte er, daß sie ihm mehrmals das Leben gerettet hatte und das man ihn für seine Mithilfe bezahlte. Und er mochte die Drei. Und sie mochten ihn. Er setzte sich zu ihr und hörte einfach zu.

 

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Sunnydale, Haus von Rupert Giles: Buffy saß wie immer vor dem Fernseher, als Giles ins Haus kam. Sie hatte eine große Packung Taschentücher auf dem Schoß und schneuzte gerade kräftig in eins hinein, als Giles sie ansprach: „Tee?“ Buffy nickte. „Und Schokoladenplätzchen.“ Giles verschwand in der Küche. Er setzte den Teekessel auf und grübelte dabei. Die ganze Sache war äußerst merkwürdig. Warum sollte Spike in Buffy verliebt sein? Warum sollte Buffy Spike lieben? Wieso wissen beide nichts von ihrer Zuneigung? Es hängt in der Luft. Spike ist kein Typ, der lieben kann. War er nie gewesen. Drusilla war sein Ein und Alles. Doch sie war fort. Und auch nur Mittel zum Zweck für ihn gewesen. Angel und er konnten sich nicht riechen, seit Angel eine Seele hatte. Als Angelus waren sie ein Team. Giles war sich überhaupt nicht sicher, ob er Angel miteinbeziehen würde. Das würde Buffy nur noch mehr wehtun. Doch er wußte auch, daß Buffy ihren ehemaligen Freund mit Spike in Verbindung brachte. Es mußte hart für sie sein, über ihr „Verhältnis“ mit Spike zu sprechen. Wie immer das auch aussah. Er mußte behutsam fragen. Es würde wie immer nicht einfach werden. Doch er machte sich große Sorgen um Buffy, dagegen konnte er nichts tun.

„Giles? Der Teekessel pfeift!“ rief Buffy aus dem Wohnzimmer. Giles merkte gar nicht, wie sehr er in Gedanken versunken war. Er rührte die ganze Zeit mit einem Löffel in seiner Tasse. Er tat die Teebeutel in die zwei Tassen, die er vor sich stehen hatte und goß das Wasser auf.

Er schüttete Schokoladenplätzchen in eine Schüssel und stellte alles auf einem Tablett und ging damit ins Wohnzimmer. Er stellte das Tablett ab, setzte sich und sah seine Jägerin ernst an: „Jetzt erzähl einfach. Ich hör zu.“ Buffy nahm einen Keks und schob ihn sich zwischen die Backen. Mit vollem Mund begann sie erst einmal nachzudenken. „Wasch scholl ich erschälen, Giles? Ich verstehe esch ja schelbst nischt.“ Nuschelte sie. Als sie zu ende gekaut hatte, trank sie einen großen Schluck Tee. Sie sah dem Wächter in die Augen: „Ich...glaube, Spike stellt mir schon seit längerer Zeit nach, Giles. Er beobachtet mich. Er hat einen großen Haufen Kippen vor dem Zaun hinterlassen. Ich traf ihn vor einer Woche genau an der Stelle. Er redete dummes Zeug und versuchte, mich zu reizen. Doch er sah mich an....wie ein...Schaf. Ich hab das dumme Gefühl, daß er genau denselben Traum hatte. Ich weiß auch nicht wieso. Oder war es vielleicht gar kein...“ sie verstummte.

Giles faltete die Hände und zog die Augenbrauen zusammen: „Du meinst, er beobachtet Dich? Woher willst Du wissen, ob er denselben Traum hatte? Und wieso vermutest Du, daß es gar kein Traum gewesen ist? Buffy....ihr seid Todfeinde. Ihr bekämpft euch seit Jahren. Seit er diesen Chip los ist, kann er Dir wieder sehr gefährlich werden, das weißt Du. Wir alle wissen das. Du solltest ihn erledigen. Doch wenn Du...eine solche Beziehung zu ihm aufgebaut hast...“ Buffy unterbrach ihn schroff und erhob sich: „Ich habe nie eine Beziehung zu Spike gehabt! Ich hasse diesen blöden, platinblonden Angeber-Vampir, das wissen Sie! Wir nerven uns gegenseitig! Auch, wenn er uns geholfen hat und ab und an ganz nützlich war, ja...wenn wir uns doch nur bekämpfen könnten....“ Buffy suchte nach Worten. Giles ging zu ihr und legte ihr die Hand auf die Schulter: „Buffy...sei einmal ehrlich zu Dir. Spike ist zwar böse, doch er hilft uns. Er hat uns auch geholfen, als er den Chip nicht besaß. Das weißt Du. Alle Versuche, Dich zu töten, schlugen fehl bei ihm. Und Du hast ihn bisher auch nie getötet, obwohl Du viele Gelegenheiten hattest....seit Angel weg ist...“ Buffy drehte sich zu ihm um. Giles wußte, jetzt hatte er den wunden Punkt getroffen: „Lassen Sie Angel daraus, Giles! Ich liebe Riley. Angel und Spike sind zwei verschiedene Welten! Und...Spike sollte nie...als...“ sie verstummte. Giles legte seine Hände auf Buffys Schultern: „Als Freundersatz dienen?“ sprach er ihren Gedanken aus.

Buffy riß sich los und setzte sich wieder hin und nahm erneut einen großen Schluck aus der Tasse: „Giles, wie kommen Sie nur auf die absurde Idee, ich wäre in Spike...und er in mich...das....nein.“ Sie schüttelte immer wieder den Kopf. „Es war ein Traum. Es war ein dummer, blöder Traum.“

Giles kam eine blendende Idee: „Wieso fragst Du ihn nicht selbst?“ Buffy war so wütend über diese Frage, daß sie die leere Tasse in die Ecke schmiß, wo sie mit einem lauten Knall in viele Teile zersprang. Wortlos stand sie auf und verließ die Wohnung. Giles könnte sich Ohrfeigen für dieses Fettnäpfchen, in das er wieder einmal getreten war. Er ließ sie gehen. Schweigend sammelte er die Scherben auf und dachte nach....

Das Telefon klingelte und ließ ihn aufschrecken. Er legte die Scherben auf den Wohnzimmertisch, die er aufgesammelt hatte und nahm den Hörer ab: „Hallo?“ versuchte er, ernst zu sagen. Es war Xander. „He, Giles, Anya hat mich angerufen. Wo bleiben Sie? Wie war das Gespräch mit Buff?“ Giles sah auf die Uhr. Es waren fast 2 Stunden vergangen! Giles mußte sich gehörig anstrengen, um sich nichts anmerken zu lassen: „Hallo, Xander. Ich komme. Buffy geht es...nicht sehr gut. Sie hat einen schlechten Tag und weint sich bei mir aus, weiter nichts. Mach Dir keine Sorgen. Und kein Wort zu Anya. Verstanden?“ Xander schwieg. Es war also etwas Ernstes, daß konnte Xander förmlich riechen. „Ok. Bis gleich, Giles. Und: Ich schweige wie ein Grab.“ Xander legte auf.

Giles, froh über diese Ablenkung und auch ärgerlich über seine Vergeßlichkeit oder eher Zerstreutheit, schnappte er sich seine Jacke und machte sich auf dem Weg zu seinem Laden.

 

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Angels Ankunft in Sunnydale: Er fuhr viele Abkürzungen, um den Weg und die Zeit so schnell wie möglich zu verkürzen. Vielleicht war es schon zu spät. Vielleicht war Spike schon tot. Angel sah ihn vor sich, wie sie zusammen jagten. Wo Angel noch keine Seele hatte. Wie Spike Drusilla kennen - und lieben lernte. Wie sie zu dritt durch die Städte zogen und töteten. Wie die Zwei sich bekämpften. Er drehte das Gaspedal durch, bis die Reifen Spuren auf dem Asphalt hinterließen. Endlich das Schild: „Willkommen in Sunnydale.“

2 ½ Jahre war es her, seit er das letzte Mal hier war. Natürlich hatte er sich wieder ein hitziges Wortgefecht mit Buffy geliefert. Buffy...sein erster Weg führte zu ihrem Haus. Es wurde kühler. Langsam ging es auf den Abend zu. Er beschloß, Spike dort zu suchen, wo er sich immer zurückzog, wenn es ihm schlecht ging.

Die alte Höhle neben der Fabrik. Er verstand selbst nicht, warum er Spike helfen wollte. Sie haßten sich. Sie bekämpften sich. Doch Cordi brachte Buffy mit ihm in Verbindung. Und da war noch eine andere Frau. Er wollte wissen, was los war. Er hielt vor der Höhle. Er war nervös.

Mit einem Satz sprang er aus dem Wagen und landete im Eingang. Die letzten, klammen Sonnenstrahlen, es war Anfang Herbst, hätten ihn schnell anbrennen lassen können, auch, wenn es auf den Abend zuging. Er war immer noch ein Vampir. Auch wenn er meist Menschen half. Auch Dämonen nahmen seine Hilfe an. Selbst jetzt, wo er schon Spikes Geruch wahrnahm, gab es kein Zurück mehr. Er fühlte sich von irgend jemandem angezogen. Es kam ihm vor, als wäre er nicht freiwillig hier. Als hätte ihn etwas hierher getrieben.

Er ging dem Geruch nach und mußte sich die Hand vor dem Mund halten. Verwesungsgestank und Blut siegen in Angels Nase. Spike war von einem Schwarzblüter verletzt worden, sagte Cordi. Er hätte kaum noch Chancen. Als er durch die engen Höhlenwände lief, gelang er zu einem breiten Gang. „Spike...ich bins. Ich will Dir...“ er mußte husten. Helfen konnte er Spike nur, indem er ihn pfählte. Das wußte Angel.

Schließlich gelang er zu einem breiteren Gang, wo eine Steinplatte in der Mitte der Höhle stand. Darauf lag, schrecklich abgemagert, blaß und wirr vor sich hin redend, Spike. Sein schwarzes T-Shirt klebte an seinem Körper. Seine Haare hingen ihm wirr über der Stirn. „Buffy...Buffy...hilf mir...töte mich...töte mich...ich kann..nicht mehr....“ hörte Angel seinen Erzfeind flüstern. Angel ging langsam auf Spike zu. Er fühlte sich beobachtet. Irgendjemand war noch hier. Er sah sich um. Hinter Spikes Kopf saß, auf einem kleinen Felsvorsprung eine weiße Schleiereule. Ihre Augen leuchteten Orange. Sie legte den Kopf schief, fiepte einmal laut und zwinkerte ihm zu, so als wolle sie ihn begrüßen. Als Angel sich Spike so näherte, daß er seine Hand berührte, schoß die Eule plötzlich hoch und flatterte auf Angel zu...

Angel erschrak kurz und wich vor Spike zurück. „Was soll das? Wer bist Du? Sein Wächter?“ fragte Angel das Tier und fragte sich, warum er die Eule plötzlich ansprach. Der schöne Raubvogel flog an die Decke und ließ sich im Sturzflug auf den Boden gleiten. Im Fall verwandelte sich die Eule in eine Frau!

 

Angel blieb der Mund offen stehen. Sie hatte eine Wahnsinns-Figur, war sehr groß, über 1, 80 m, lange, lockige, rote Haare, die ihr bis zur Taille reichten, grüne, blitzende Augen. Sie glänzte am ganzen Körper....eine Art Goldstaub viel von ihr herab, als sie sich vor Spike stellte. Ihr knallenger Lederanzug, der an ihrem Körper wie eine zweite Haut saß, betonte ihre weibliche Figur sehr. Sie hatte lange, spitze Fingernägel, die schwarz lackiert waren und einen vollen, roten Mund. Sie lächelte Angel an und pustete ihm etwas ins Gesicht. Als er die Augen davor verschloß und sein Gesicht wegdrehte, wurde ihm kurz schwindelig. Als er sie wieder ansah, wußte er, wen er da vor sich hatte: „Dina? Was machst Du denn hier?“ fragte er verwirrt.

Sie hatte ihm etwas Goldstaub in die Augen gepustet, damit seine Erinnerung wiederkam. Vor Jahren hatten die beiden eine Begegnung. Angel war damals unglücklich über seine Liebe zu Buffy und wollte Sunnydale verlassen. Er begegnete einem sterbenden Vampir und wollte ihn gerade töten, als Dina auftauchte und das für ihn erledigte. Sie war eine Seelenjägerin, die sich Untoter annahm, die sterben wollten oder mit dem Tode rangen. So wie jetzt Spike.

„Dasselbe wie Du, Angel. Schön, Dich wiederzusehen. Es ist zwar eine traurige Angelegenheit, aber...daran gewöhnt man sich.“ Sie lächelte und stand immer noch schützend vor Spike. „Wie lange...ist er schon in diesem..Zustand?“ wollte Angel wissen.

Dina zuckte die Schultern. „Seit Stunden. Er quält sich nur noch, Angel. Ich sollte ihn von seinem Leiden erlösen. Du kannst Dich verabschieden. Aber er wird Dich nicht erkennen. Er redet ständig von der Jägerin. Ich glaube...er ist...“ sie verstummte. Sie trat beiseite, damit Angel an Spike herantreten konnte.

Spike neigte den Kopf und sah Angel an: „Harm? Ich hatte Dir doch verboten, Desmond mitzubringen! Schaff ihn hier raus, klar? Er erinnert mich an diesen Waschlappen-Seelenklempner-Vampir! Schaff ihn raus!“ versuchte Spike im lauten Ton zu sagen, doch er bekam nur ein klägliches Krächzen zustande. Desmond war Angel noch in Erinnerung. Ein enger Vertrauter von Spike, der Angel verblüffend ähnlich sah. Angel mußte unwillkürlich grinsen, in dieser skurrilen Situation. Doch er besann sich wieder und berührte Spikes Hand. Er fühlte Dina´s Blick im Nacken, die aber nichts unternahm. Als er sich zu ihr umdrehte, saß sie dort wieder als Eule. Lauernd.

Spike verstärkte den Druck von Angels Hand plötzlich und Angel sah in seine Augen. Spike setzte sein Vampirgesicht ein: „Was machst...Du denn hier? Willst Du zugucken, wie ich verrecke? Pfähl mich, Angel....pfähl mich...ich halte diese Schmerzen...kaum noch...aus. Ich sterbe sowieso....pfähl mich...ich würde es selbst tun...wenn ich könnte....“ Er zeigte sich wieder mit menschlichem Gesicht: „Aber selbst dafür bin ich....zu schwach. Buffy....“ er verstummte. Er hob den Kopf an, ließ ihn kraftlos wieder sinken und ließ Angels Hand los. Als Angel ihren Namen aus seinem Mund hörte, mußte er schlucken. Er betrachtete Spike von oben bis unten und erschrak, als er die Wunde am rechten Unterarm sah. Sein Blut gerann nicht. Es lief aus ihm heraus. Und es war schwarz. Und es stank. Eine klaffende Fleischwunde, die seinen ganzen Unterarm offen legte, bot sich Angels Augen dar. Er schluckte. Die Wunde verheilte nicht mehr. Der Chok-Pah hatte ganze Arbeit geleistet. Dünne Rinnsale seines Blutes tropften von der Steinplatte. „Was ist mit Buffy? Soll ich sie...“ Angel brach ab. Das wär keine gute Idee.

Zu tief waren seine Gefühle für sie. Er schluckte seine Tränen, die aufkommen wollten, tapfer hinunter. Cordelias Worte fielen ihm plötzlich wieder ein: „Spike ruft ständig Buffys Namen und ich sah die beiden, wie sie sich umarmten und küßten, es war Leidenschaft...sie denken, es sei ein Traum...doch es war...“ Angel ballte die Fäuste. „Spike? Was empfindest Du für sie? Du kannst sie nicht töten, richtig? Du scheiterst an ihr. Weil Du...“ er brach ab. Spike hob den Kopf und ließ ihn wieder sinken. Auch er mußte schlucken: „Angel....ich weiß nicht, was los ist. Ich kann nicht mehr. Sie verfolgt mich, wo ich auch bin. Ich verfolge sie....ich habe geträumt, daß...und ich glaube, sie hat dasselbe auch geträumt. Wir gehen uns aus dem Weg...es ist ein merkwürdiges Gefühl, ich...du kennst das auch, nicht wahr?“ Er sah ihm in die Augen.

Angel nickte nur. Er war sprachlos. Spike offenbarte ihm seine Gefühle zu Buffy. Und diese schienen nicht gespielt zu sein. Auch er kannte diese Situationen, die Spike beschrieb nur zu gut. Um sich abzulenken, fragte er Spike nach Dina aus: „Weißt Du, wer bei uns ist? Eine Seelenjägerin. Sie will Dich....“ Spike winkte ab. „Ich weiß, sie will mich erlösen. Ich hoffe, sie tut es auch. Ich kann nicht mehr...warum läßt sie sich nur soviel Zeit? Dina....laß mich sterben....es ist egal, wer mich tötet...es ist egal...ich sterbe ohnehin....ich habe Harm weggejagt, als ich von dem Kampf mit dem Chok-Pah in die Höhle kam. Sie hat keine Ahnung, sie roch an mir und ergriff das Weite. Bitte....Angel....macht irgend etwas, aber entscheidet euch...ich...halte...es kaum noch aus...“ er sank auf die Steinplatte zurück und entspannte sich. Er schloß die Augen und ruhte sich aus.

Angel ging aus der Höhle, um sich zu fassen. Die kühle Nachtluft tat ihm gut. Er nahm sein Handy aus der Manteltasche, um Cordelia anzurufen. Er brauchte Wesley, Giles, Buffy....er brauchte sie alle. Alle sollten zusammenkommen, um von Spike Abschied zu nehmen. Das er ein würdiges Ende verdiente, machte es für Angel auch nicht einfacher. Denn diese ganzen Spannungen zwischen ihm, Spike und der Gang wühlten alles wieder hoch. Und das haßte Angel.

Er konnte seine Gefühle kaum im Zaum halten, jetzt verfluchte er seine Seele. Wenn er keine gehabt hätte, wäre Spike längst Staub. Dina wartete nur den richtigen Zeitpunkt ab. Das konnte Angel spüren. Selbst wenn Buffy ihn versuchte zu pfählen, sie wüßte dies zu verhindern. Doch Spike hatte doch gar keine Seele? Was wollte sie dann an sich nehmen?

„Spike hat sehr wohl eine Seele, Angel.“ Hörte er sie plötzlich vor sich. Sie stand in ihrer menschlichen Gestalt vor ihm. „Seit ihm ein Chip der Initiative eingepflanzt worden war, wurde er fast menschlich, dadurch, daß er nicht töten konnte. Es ist fast so, wie bei Dir gewesen. Nur mit dem Unterschied, daß Spike nun einmal eine böse Natur hat. Das bedeutet jedoch nicht, daß er keine Gefühle hat. Vor allem für Buffy...“

Angel war von Dina´s Anblick so angetan, daß er wegblicken mußte, weil seine Gefühle schon so aufgewühlt waren. „Was fühlt er für sie? Du willst mir doch nicht weis machen, daß er sie liebt? Und Buffy liebt ihn? Nein.“ Dina lachte leise. Sie hob Angels Kinn an, damit er sie ansehen mußte. Diese Berührung kam ihn nur allzu gut in Erinnerung. Genau, wie damals, vor Jahren...auch jetzt erregte ihn diese Berührung erneut. „Oh, doch. Es ist wahr. Sie wissen es nicht. Es war kein Traum. Für Spike sollte es so aussehen, ja. Doch Buffy weiß es genau und sie verdrängt es nur. Sie liebt Dich immer noch sehr, doch während Du weg warst...haben sich ihre Gefühle zu Spike intensiviert. Er könnte Dich nie ersetzen, ebenso wenig, wie Riley. Das weißt Du auch. Doch die beiden bekämpfen sich schon jahrelang, ohne, daß sie einander töteten. Was bedeutet....“ Sie verstummte und überließ Angel seine Gedanken. Als er wieder hochblickte, war sie wieder in der Höhle und bewachte Spike in Gestalt der Eule.

Angel setzte sich auf einen Baumstumpf und tippte mit zitternden Händen Cordelias Telefonnummer...

 

******

 

Buffy auf Streife: Nachdem Buffy wütend Giles Apartment verließ, ging sie schnell nach Hause, packte ihre Jägerausrüstung zusammen und ging auf die Jagd.  Sie dachte natürlich sehr intensiv an Giles Worte und das er auch nicht ganz unrecht hatte. Ihre Auseinandersetzung hatte Buffy wieder einmal gezeigt, wie wichtig Giles für sie war. Und ihre Begegnungen mit Spike wurden in den letzten Wochen immer seltener oder wenn sie sich trafen, stritten sie sich meist über Belanglosigkeiten. Das erinnerte sie stark an Angel. Obwohl Spike mit Angel nichts gemeinsam hatte. Außer....Buffy schüttelte den Kopf. Sie wollte es nicht wahrhaben.

Zwei Vampire waren in der Nähe. Sie kämpften miteinander, daß konnte Buffy anhand des Fauchens und der Faustschläge hören. Sie entdeckte die beiden Männer hinter zwei frisch geöffneten Gräbern. Amüsiert blieb sie stehen und beobachtete die beiden, wie sie miteinander kämpften. „He! Was soll das Gezanke? Darf ich mitspielen?“ neckte sie gespielt die Zwei. Als die beiden die Jägerin ansahen, hörten sie sofort auf, zu kämpfen.

Buffy war mit einem Satz bei ihnen und pfählte sie schnell, in dem sie den ersten mit einem Fußtritt in ein Grab kickte und ihn mit dem Pfahl beglückte, den anderen, der sich auf sie stürzte, warf sie mit sich auf den Rücken, drehte sich um, kickte ihm mit dem Kopf nach hinten und pfählte auch ihn schnell.

 

Sie lief schnell vom Friedhof weg, weil sie diese Tätigkeit wieder an Spike erinnerte. Sie sollte ihn ebenso töten und zwar endgültig. Er bat sie sogar darum. In diesem Traum....nein. Es war Realität. Es konnte nicht anders sein. Dieser Kuß...und diese Gefühle, die sie beide überkam, war echt. Buffy verdrängte es die ganze Zeit. Sie begann, sich in Spike zu verlieben. Und er liebte sie. Das sagte er ihr sogar: „Ich liebe Dich so sehr....“ hallte seine Stimme in ihrem Kopf. „Neiiiin!“ rief sie laut und rannte ziellos umher. Bis sie plötzlich vor der Höhle stand. In dieser Höhle hielt sich Spike meist auf, wenn es ihm schlecht ging.

Sie spürte mehrere Existenzen, zwei Vampire und...noch jemand. Sie hörte Stimmen. Jemand sprach. Doch...nein, es war Einbildung. Sie war so durcheinander, daß sie nicht erkannte, wer da redete. Sie ging wieder zurück nach Hause.

 

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Angel hob den Kopf, als er Buffys Gegenwart fühlte. Er hörte sofort auf, zu sprechen, denn Cordelia sprach sowieso unentwegt. Er wollte sich umdrehen und zu ihr laufen, doch etwas hielt ihn davon ab. Sie wollten sich nicht in Spikes Gegenwart angiften. Das wäre zuviel für alle. Und sie hatten eigentlich auch gar keinen Grund. Das alles ging Angel ja auch eigentlich nichts an. Er kam nur her, weil Spike sein ehemaliger Gefährte war. Und es war seine Pflicht zu helfen. Selbst wenn es ein eigentlicher Feind ist. Im Tod sind alle Vampire gleich. Sie sterben meist allein oder qualvoll. Und Spike hatte es nicht verdient, einfach so gepfählt zu werden. Dafür war er zu sehr mit Sunnydale und den Menschen um ihn herum verwachsen.

Als er spürte, daß Buffy sich entfernte, sprach er weiter zu Cordelia: „Wes braucht keine Nachforschungen über Dina anzustellen. Er kann sich selbst überzeugen, sie ist hier. Und ja, ich kenne sie. Sie hat mein Gedächtnis damals gelöscht, nun habe ich es wieder. Sie ist imstande, Spike zu...“ er brach ab. Auf die Frage Cordis, warum Buffy ihn nicht längst pfählte, wußte er auch keine Antwort. „Es ist wohl was dran, Cordi, Deine Vision....Spike fühlt etwas für Buffy. Er ist sich dessen nur nicht bewußt. Und umgekehrt. Sag Wes, daß er sich beeilen soll. Spike wird immer schwächer.“

******

 

3.  Unangenehme Entscheidungen

 

Als die Jägerin vor ihrem Haus stand, traute sie ihren Augen nicht: Giles, Willow und Xander standen vor der Veranda und sahen sie ernst an. Buffy wußte sofort, daß Giles ihren Freunden reinen Wein eingeschenkt hatte.

Mit gesenktem Kopf und ohne sie anzusprechen, ging Buffy an ihren Freunden vorbei, schloß die Tür auf und ging ins Wohnzimmer. Die Tür ließ sie natürlich auf. Es hatte keinen Zweck, wegzulaufen oder das Ding alleine durchzuziehen. Die anderen hatten Spike genauso in Erinnerung. Auch sie mußten mit ihm fertig werden. Wenn auch jeder auf seine eigene Art.

Willow sprach als erste: „Buffy...warum hast Du uns nichts erzählt? Du brauchst Dich nicht zu schämen. Glaubst Du, wir wissen nicht, wie Dir zumute ist? Tara und ich haben einen Aufspürzauber angewendet. Ich brauche ihn nur auszusprechen und ein Lichtkügelchen führt uns zu ihm. Ok? Entweder wir stehen das gemeinsam durch oder ihr Zwei leidet weiter. Was hältst Du davon?“

Xander lächelte Buffy zu: „Er hat bei mir gewohnt, Buff. Ich habe diesen Stinker genauso wenig leiden können, wie Dein Ex...sorry, aber...ich meine, es ist doch richtig, daß ihr beide euch nur vollsülzt, kämpft, mehr aber auch nicht. Da ist etwas im Busch. Ich weiß, es geht uns nichts an. Doch Deinem Freund gegenüber solltest Du schon ehrlich sein. Uns gegenüber bist Du es auch, wenn auch später...Buff, wir lieben Dich und wir helfen Dir. Egal, was kommt.“ Sein Lächeln verwandelte sich in einen ernsten Blick.

Buffy mußte schlucken. Xander hatte einen Nerv getroffen. Aber er hatte natürlich recht. Giles sah Buffy unsicher an. Er putzte seine Brille. „Ok, Freunde. Ich weiß ja, ihr meint es gut. Ich hab keine Wahl. Es tut mir leid, wenn ich...euch immer aus meinen Angelegenheiten raushalten will, ihr wißt ja, Jägerinnen haben es nicht leicht. Als Mensch hab ich es noch schwerer. Ich versteh´s ja auch nicht. Ich kann und will einfach nicht einsehen und glauben, daß Spike und ich...das ist einfach widerlich, Leute. Aber...vielleicht ist es ein Zeichen. Ich muß mich ihm stellen, wie ich es immer tue. Er wartet auf einen Zeitpunkt, wo er mich tötet. Ich warte auch darauf, ihn zu pfählen...aber...ich kann es einfach nicht..“ Sie sah Giles an. Er nickte. Er setzte seine Brille wieder auf und räusperte sich: „Siehst Du, Buffy...und genau da...da sollten wir, ähm...ansetzen. Warum kannst Du ihn nicht töten? Es sind Gefühle im Spiel. Dieser Traum könnte gar kein Traum gewesen sein...“ Buffy erhob sich erbost: „Giles!“ Doch dieser winkte ab: „Ich stelle nur Vermutungen an. Du hast selbst gesagt, er war sehr real. Und Du glaubst, auch Spike hatte diesen Traum. Es ist schon überfällig, daß ihr euch....nun, ihr solltet miteinander reden.“

Buffy lachte bitter: „Reden. Ausgerechnet mit Spike.“ Sie schüttelte den Kopf. Sie sah Willow an und seufzte. „Hexe Willow, Dein Einsatz.“ Sagte sie und beobachtete ihre Freundin.

Willow stellte sich in die Mitte des Raumes, streckte die Arme vor sich aus und rief. „Oh, Hecate, Göttin aller Untoten, ich rufe Dich! Zeige uns den Weg und weise mich! Laß mich finden, was ich suche, leite mich an jenen Ort! Schicke ich Dir meinen Glauben, setz mir meine Kräfte fort!“ Sie schloß die Augen und plötzlich gab es einen kleinen Knall, die ihre Freunde zusammenzucken ließ.

Rauch bildete sich um Willow´s Hände, der von der Decke hinabglitt und sich um ihre Hände wie eine Schlange windete. Als der Nebel sich langsam lichtete, tänzelte eine kleine Lichtkugel, nicht größer, als ein Stecknadelkopf über Willows Handflächen. Doch die Lichtkugel blinkte immer wieder mal stärker, mal schwächer. Willow zog die Augenbrauen zusammen. „Irgendwas stimmt nicht. Normalerweise strahlt die Kugel ziemlich hell. Giles?“

Die Freunde staunten nicht schlecht über Willows Zauberkünste. Giles wunderte dies allerdings auch. „Nun, wenn dieser Wegweiser schwach ist...ist auch das, was wir suchen...schwach.“ Buffy sah Giles erschrocken an: „Was meinen Sie damit, Giles?“ Doch Buffy kannte die Antwort. „Wir sollten uns beeilen, Buffy. Spike ist...schwer angeschlagen. Sehr...schwer.“ Willow schluckte, als Giles das aussprach.

Buffy lief sofort nach oben, holte ihre Ausrüstung und zog sich ihre Lederjacke über. Zig Gedanken wuselten in ihrem Kopf herum. Willow ging vor und der Rest hinterdrein. Buffy machte sich große Sorgen. Vielleicht sahen sie Spike nicht mehr lebend wieder.....

 

 ******

 

Spikes Höhle: Angel lief nervös auf und ab. Er hatte so viele Fragen und er war auch verwirrt. Eifersucht quälte ihn nicht. Das mit Buffy war lange vorüber. Und doch liebte er sie. Ebenso umgekehrt. Er wußte, daß er sie nicht rufen brauchte, früher oder später würde sie hier auftauchen, wenn Spike bis dahin noch....

Dina hatte sich wieder in eine menschliche Gestalt verwandelt und legte ihm die Hand auf die Schulter. Angel schloß die Augen, als diese Berührung seinen gesamten Körper durchlief, wie ein Kitzel. Dina lächelte hinter ihm: „Angel...der große Grübler...mach Dir nicht so viele Sorgen...ich lasse nicht zu, daß Du Dich quältst...und Buffy wird diesmal ihren Job auch nicht einfach erledigen können. Sie kann ihn nicht töten. Dafür bin ich ja hier. Ich werde mich Spike widmen, sobald alle da sind, Angel...“

Angel konnte nicht sprechen. Er sah Spike an. Er wurde immer blasser, seine Adern stachen hervor, dunkel, pulsierend. Er erhob sich und nahm Dinas Hände in die seinen: „Es tut gut, daß Du da bist. Ich dachte, ich sehe Dich nie wieder. Du hast damals gesagt, wenn ich soweit bin...“ Dina schüttelte den Kopf: „Ich bin nicht wegen Dir gekommen. Bei Dir dauert es noch eine ganze Weile, Angel...ich kann auch nicht sagen, wann....das willst Du sicher auch gar nicht wissen...ich mache auch nur meinen Job...Spike, er...wacht auf, geh zu ihm. Ich spüre einen Wächter...“ Sie verwandelte sich wieder in eine Eule und flatterte zum Ausgang. Wesley fuhr mit quietschenden Reifen vor. Angel setzte sich zu Spike und sah ihm in die Augen. Er konnte fast nicht hinsehen, er lenkte sich mit einer Frage ab: „Wie ist es eigentlich zu dem Kampf gekommen?“ Spike hustete und hob den gesunden Arm kurz hoch, ließ ihn aber kraftlos wieder sinken: „Erinnere mich nicht...an diesen dummen...Chok-Pah....ich war auch selbst ein Idiot...ich war in seinem Gebiet...er verlangte...Tribut für.....es ist unwichtig...er reizte mich...“ Angel nickte. Das war Spike, wie er lebte. Er provozierte gerne, egal, wen. „Angel?“ hörte der Angesprochene eine Stimme hinter sich. Angel drehte sich um. Wesley war da. Er ging sofort auf Spike zu. Und schluckte, als er ihn so sah: „Sollten wir ihn nicht...erlösen? Er quält sich doch nur...wo ist...“ er brach ab, denn Angel wußte schon, wen Wes meinte: „Die Seelenjägerin? Sie hockt da.“ Er zeigte auf den Felsvorsprung über Spikes Kopf.

Wesley klappte die Kinnlade hinunter. Ihre Aura wirkte auf den ehemaligen Wächter wie eine Hormondusche. „Na, was hast Du denn über sie gefunden? Wenn Du schon die Chroniken wälzt, möchte ich auch hören, wer sie ist. Ich hatte zwar schon einmal das Vergnügen, doch es währte nicht lange.“ Spike sah Wes mit seinem Vampirgesicht an: „Was...will der denn hier? Angel, ich will keine Zuschauer...ich wünschte, ich wäre schon tot...“

Doch Wesley beachtete Spike nicht und prahlte mit seinem Wissen: Seelenesser, Seelenvampire, Seelenfänger, Seelenjägerin: Sie sind auserwählte Sterbliche, die sich für die Unsterblichkeit entscheiden, einige werden von Geburt an berufen, andere mit einem besessenen Fall in der Familie zur Seelenjägerin. Sie heilen Untote oder Menschen von unreinen Dämonen oder nehmen Untoten ihre Seelen, wenn diese mit dem Tode ringen oder sich nach dem Tode sehnen. Es gibt sie seit tausenden von Jahren. Niemand darf von ihrer Existenz erfahren, da sich ranghöhere Dämonen ihre Fähigkeiten zu nutze machen können, die für die Weltherrschaft des Bösen leider zum Vorteil gemacht werden könnten. Seelenjägerinnen fallen meist durch ihre erotische Ausstrahlung auf, sie kommen häufiger vor, als Seelenjäger. Jeder agiert für sich allein, niemand ihrer Art kennt sich untereinander. Sie können sich in Tiere oder auch andere Wesenheiten verwandeln, je nach Situation. Ihre Waffen sind Fäuste, Schwert und ihr eigenes Blut...für Untote ist es tödlich, sollte die Seelenjägerin gebissen werden oder das Blut vermischt sich mit dem eines Dämons, stirbt dieser qualvoll. Sie selbst kann nur mit einem Dämonenschwert enthauptet werden. Die Seelen, die sie sammelt, werden an einen sicheren Ort gebracht, wo sie nicht wiederkehren können.“ Wes starrte, während er diese Sätze hinunter ratterte, unentwegt auf die Eule.

Diese legte den Kopf schief und quiekte, klimperte mit den großen Augen und flatterte mit den Flügeln. „Eine scharfe Braut, nicht wahr, Jungs?“ sagte Spike. Angel und Wesley nickten synchron. „Sie wird mich in den Hades befördern. Ich kann...es kaum...erwarten...“ er ließ den Kopf nach links fallen. Angel lief besorgt zu ihm und faßte einen Entschluß: „Ich geh zu Buffy. Er ist bewußtlos.“

Wes hielt ihn am Arm fest: „Das ist nicht nötig, Angel. Dina...sie war in meinen Gedanken. Sie sagte, Buffy und die anderen seien auf dem Weg hierher.“ Angel hob den Kopf...er spürte plötzlich andere Vampire, fünf an der Zahl...und sie waren schlechtgelaunt...

 

******

 

4. Der Abschied

 

Vor Spikes Höhle: Als Angel hinauslaufen wollte, flog Dina auf den Boden und verwandelte sich in ihre menschliche Gestalt zurück. Wesley blieb der Mund offen stehen, als er die Seelenjägerin in ihrer Gestalt sah. Er war so verdattert, daß er sich an die Felswand lehnen mußte. „Ich mach das. Bleib Du bei ihm.“ Angel fühlte sich hilflos. Normalerweise war er Hüter, Beschützer, Kämpfer. Nun war er nur ein Freund, der einem anderen beistand. „Na schön. Wes?“

Der Angesprochene mußte sich regelrecht von Dinas Blick losreißen um auf Angel zu reagieren. „Ok. Wir passen...auf Spike auf.“ Stotterte Wesley nur. Dina nickte und lächelte Wesley kurz an. Sie bückte sich und stellte sich auf alle Viere. In ein paar Minuten stand plötzlich ein wunderschöner, schwarzer Panther vor den beiden Männern. Angel und Wesley staunten nicht schlecht. Spike rümpfte die Nase: „Ich hasse Katzen.“ Sagte er mit heiserer Stimme und hustete.

Mit glänzendem Fell und einem drohenden Knurren schritt der Panther aus der Höhle...

 

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Buffy, Giles, Willow und Xander waren gerade an der Höhle angekommen, als sie das Knurren des Tieres vernahmen und Buffy sofort ihren Pfahl zuckte, da sie die Existenz der fünf Vampire spürte: „Wartet hier. Es gibt Ärger. Willow, geh Du rein. Wir machen das.“

Willow, die völlig konzentriert auf das Licht starrte, dessen Kraft immer schwächer wurde, es leuchtete jetzt kaum mehr, sah konzentriert auf die kleine Kugel in ihrer Handfläche und schritt geradewegs auf den Höhleneingang zu. Die 5 Vampire, die vor dem Eingang herliefen, beachtete sie nicht. Umgekehrt galt das Interesse auch ihr nicht...

Es waren 2 weibliche und 3 männliche Vampire und sie sahen nicht freundlich gesinnt aus, hatten ihr Vampirgesicht als Kampfansage aufgesetzt: „Wir lassen nicht zu, daß unser Freund von Jägerinnen gepfählt wird!“ sagte einer mit rauchiger Stimme.

Gerade als Buffy zum Sprung ansetzten wollte und statt vieler Worte ihre Pflicht wahrnahm, hielt Xander sie am Arm fest. Er deutete auf den Höhleneingang. Buffy folgte seinem Finger und kniff die Augen zusammen: Aus der Höhle kam ein ausgewachsener Panther anmutig herausgelaufen. Er fauchte und knurrte, lief zwischen der Scooby-Gang und der Vampirclique hin und her. Die Vampire spürten, daß mit diesem Panther eindeutig etwas nicht stimmte und wichen zurück. Auch Buffy fühlte eine fremde Präsenz, die von dem Tier ausging...

Schließlich stolperten die Vampire immer weiter zurück und einige hielten sich die Ohren zu: Verschwindet. Spike ist in guten Händen. Ich bin eine Seelenjägerin und kann euch jederzeit vernichten. Suggerierte Dina ihnen in die Köpfe. Die zwei weiblichen Vampire liefen als erstes davon.

Die drei anderen folgten ihnen umgehend. Buffy ließ den Pfahl enttäuscht wieder sinken. „Wer bist Du?“ sprach sie den Panther an. „Stell keine Fragen. Spike braucht Dich jetzt.“ hörte Buffy die Stimme der Seelenjägerin in ihrem Kopf.

Sie sah sich um. Xander und Giles waren anscheinend schon in der Höhle. Der Panther lief ebenso wieder in den Eingang hinein. Das glänzende Fell des Tieres war feiner Staub, den sie verlor. Buffy bückte sich und wollte es berühren, da fauchte die Großkatze sie an.

Buffy schrak hoch und lief sofort in die Höhle. Als sie ankam, traute sie ihren Augen nicht. Spike lag, schwer angeschlagen, blaß, verschwitzt, auf einer Steinplatte. Giles, Willow, Xander standen bei dem verblüfften Wesley. Angel hockte völlig in Gedanken versunken, mit den Händen auf die Stirn gestützt, vor Spike. Dina, die als Panther schnurrend an Angel vorbeiging, verwandelte sich in ihre menschliche Gestalt.

Buffy bekam große Augen. Doch ihr Blick fiel natürlich zuerst auf ihren Exfreund: „Angel?“ Der Vampir drehte sich um. Buffy blickte in ein verweintes Gesicht. „Oh, Buffy...“brachte er nur hervor, erhob sich und ging auf sie zu. Sie umarmten sich kurz. „Es....tut mir so leid, Angel....was ist mit ihm...“. Doch Angel schüttelte den Kopf.

Dina ging zu Buffy und stellte sich vor Angel: „Es bleibt ihm nicht mehr viel Zeit. Es ist besser, ihr verabschiedet euch. Leute, wir lassen die Zwei allein.“ Sie machte eine kurze Handbewegung nach oben und plötzlich stand Buffy allein vor Spike.

Dina hatte eine unsichtbare Wand, wie eine Tarnvorrichtung aufgebaut, wo alle anderen die beiden sehen konnten, nur die beiden sie nicht....so hatten auch die anderen Gelegenheit, Spikes letzte Stunden mitzuerleben und auf ihre eigene Art Abschied zu nehmen.

Buffy ging zu Spike und mußte schlucken, als sie seine Verletzung sah. Sie vermutete einen Dämon. Der Geruch ließ nichts Gutes verlauten. Spike lag im Sterben.

„Oh, Buffy...ich...das es so enden muß...ich...“ er schluckte und begann zu weinen. Buffy mußte ebenso weinen. Sie streichelte seine Hand, sein Gesicht. „Spike..ich..weiß nicht, was...hast du auch geträumt...“ Spike nickte kurz: „Es ist wahr. Es war kein Traum, Buffy. Nicht für Dich. Für mich. Ich träumte es, aber Du hast es erlebt...wir haben es beide erlebt. Ich...liebe Dich so sehr, Buffy, ich...weiß auch nicht, warum ich dagegen ankämpfe...ich...und nun kann ich Dir nichts mehr geben...“Er schloß die Augen. Drehte den Kopf zur Seite.

Buffy holte den Pflock hervor: „Ich töte Dich schnell. Du hast mir mehr gegeben, als Du ahnst, Spike. Ich...liebe Dich auch. Du.... dummer, platinblonder Sprücheklopfer!“ Sie hob den Pflock an und wollte zustoßen, als eine Hand sie daran hinderte. „Moment, Buffy.“ Sie sah in Dinas Gesicht. „Was soll das? Willst Du ihn noch mehr leiden lassen? Es ist mein Job, also laß ihn mich ausführen!“ Ihr Blick war von Tränen so verschleiert, daß ihre Hand anfing zu zittern. Dina ließ sie los: „Dann tu es.“ Sie lächelte. Doch Buffy ließ den Pflock sinken. „Siehst Du. Du kannst es nicht. Die Antwort darauf hast Du selbst eben gesagt. Verabschiede Dich. Er stirbt...“ Buffy sah Dina nur an, nickte, ließ den Pflock fallen, ging zu ihm, drehte sein Gesicht vorsichtig zu ihm und küßte ihn auf den Mund.

Spike umarmte sie mit seinem gesunden Arm und schluchzte dabei so herzzerreißend, daß selbst Dina eine Träne verdrücken mußte. Buffy löste sich sanft von ihm und trat zurück.

Dina trat zu Spike, legte eine Hand auf seine Stirn und auf seine Brust und sah Buffy an. Buffy nickte. Sie sah zu Spike. Spike schloß die Augen: „Ich...bin soweit.“

 

Die Seelenjägerin schloß die Augen. Gleißendes Licht umgab sie und Spike, dort wo ihre Hände lagen, glühte ein Feuerkreis orange-rot auf. In ein paar Minuten war Spike tot. Er zerfiel langsam, beinahe in Zeitlupe zu Staub. Dina verwandelte sich wieder in eine Eule und umschlang den Staub mit ihren Flügeln und erhob sich in die Luft. Feiner Goldstaub rieselte währenddessen auf Buffy und die anderen hinab. Die unsichtbare Wand war verschwunden.

Ebenso wie Spike und Dina. Eine leere Steinplatte war zu sehen. Und traurige, verweinte Gesichter, die sich hilflos ansahen. Giles lief zu Buffy und umarmte sie: „Er hat jetzt einen Ort gefunden, wo es ihm gut geht.“ Buffy war so erschüttert, daß sie Giles festhielt und am ganzen Körper zitterte: „Er war doch nur ein dummer, nervender, platinblonder Blutsauger!“

Willow und Xander verzogen sich nach draußen. Auch an ihnen ist Spikes Tod nicht spurlos vorübergegangen. Sie mußten beide ordentlich in ihre Taschentücher schneuzen. Angel und Wesley sahen ernst und erschöpft aus. Wesley ging mit Angel zu seinem Wagen. „Willst Du ihr nicht auf Wiedersehen sagen?“ Wunderte er sich.

Angel schüttelte den Kopf: „Ich war eigentlich nur Zuschauer. Aber verdammt wäre ich, Wes, wenn ich nicht zugeben würde, daß dieser Sprücheklopfer mir fehlen wird.“ Wesley nickte.

 

Giles ging Arm in Arm mit der Jägerin nach Hause. Auch Buffy vermied es, sich noch einmal mit Angel zu unterhalten. Sie war zu durcheinander. Sie blickte in den Himmel, so als würde sie nach etwas suchen. Giles lächelte: „Er beobachtet Dich sicher.“ Buffy mußte grinsen. Giles wischte ihr übers Gesicht und hatte feinen Goldstaub in den Händen. Buffy wischte ihm über die Wange und erhielt dasselbe. „Ist das echtes Gold? Woher kommt es überhaupt?“ Giles zuckte mit den Schultern.

 

Dina war ihnen nicht mehr im Gedächtnis. Dafür hatte sie selbst gesorgt. Denn es war Gesetz, daß niemand ihre Existenz in Erinnerung behielt. Mit einem lauten Geschrei ließ sie noch einmal ihren Gruß über die Gruppe hinab. „Guckt mal, da!“ Xander fuchtelte wild mit einem Arm in der Luft herum. Alle Blicke richteten sich auf den Mond, der groß und rund am Himmel erstrahlte. Eine Eule flog in seine Richtung und machte ein ohrenbetäubendes Gekreische. Auch sie schien zu leuchten...die Blicke der Gang haftete an ihr, bis sie nur noch als kleiner Punkt zu sehen war...

 

Angel stieg ins Auto und Wesley auf sein Motorrad. Auch sie blickten zu der Eule, als sie so ein Gekreische von sich gab. Angel schluckte. Er wußte als Einziger noch, wer diese Eule war. „Mach´s gut, Dina.“ flüsterte er.

 

So ging jeder seiner Wege... wieder neuen Gefahren entgegen.

 

E N D E
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