Roman 
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Nun auch ein von Gruftine selbst geschriebener Roman über Buffy. Wer schon die Storys bzw. die Endlosgeschichten gelesen hat, weiß was sie für ein Talent hat. Ich bewundere jedenfalls Meike über ihre Einfälle.
Wer hier meckern will, soll es erst mal besser machen!!
Wer sich die Seiten ausdrucken möchte, dann nur zur eigenen Nutzung. Es ist ohne schriftliche Genehmigung der Autorin nicht erlaubt, den Roman und Teile daraus zu vervielfältigen, systematisch auszuwerten oder auf gedrucktem bzw. elektronisch gespeichertem Weg zu verbreiten.
Anfragen diesbezüglich sind an Die Autorin zu richten. Sie wird über alles weitere entscheiden.
Dann viel Spaß beim Lesen!
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G r a b g e f l ü s t e r

 

Das Finale

 

der erfundenen Gruselstories der Kultserie

Buffy-Im Bann der Dämonen (5)

 

by

Meike Benner

Feb.2001

 

Gewidmet all jenen, die das Glück kennen, jemanden zu treffen, der dasselbe fühlt, dasselbe denkt, der einen ohne Worte versteht. So findet man eine Weile zu sich selbst und kann gestärkt gegen den Widerstand in der Welt angehen.

 

Die Autorin

 

 

Seelenblues

 

Inhalt:

Die ersten Semesterferien beginnen für Buffy, seit ihrem Aufenthalt auf dem College. Sie will sich zu Hause in Sunnydale von dem Streß erholen. Die erste Tuchfühlung mit Riley ging mächtig daneben, er distanzierte sich von ihr. Buffys  Mom ist bei ihrem Vater, Giles ist auf einer Wächtertagung für Ehemalige. Willow ist nach der Trennung von Oz ins sonnige Kalifornien abgehauen, um zu sich zu finden. Xander ist als Einziger übriggeblieben, um Buffy Gesellschaft zu leisten. Als das erste Wochenende vor der Tür steht, Buffy und Xander einen Abstecher ins Bronze machen wollen, wird ihr Vorhaben jäh unterbrochen:

Eine Vampirin taucht plötzlich vor Buffys Schlafzimmerfenster auf. Völlig verstört bittet sie Buffy, ihr den Gnadenstoß zu geben. . .

 

1. Normal sein ist alles

 

Es war soweit! Das erste Halbjahr des Colleges war geschafft! Nun hatte Buffy Anne Summers endlich Semesterferien! Es ging auf den Winter zu. Die ersten Studenten strömten aus ihren letzten Vorlesungen um einfach davonzufahren, in die Ferien oder nach Hause.

Nachdem die Jägerin ihren Hauptjob eher mäßig ausgeübt hatte, war sie dennoch froh, eine einigermaßen gute Bilanz ihres Studiums hinter sich gebracht zu haben. Nach diversen Differenzen mit Professor Walsh hatte sie sich sehr angestrengt, um Pluspunkte bei ihr zu sammeln. Was ihr auch gelungen war.

Außer Tutor Riley hatte sie wenig Freunde, vor allem ihre alte Gang war in alle Winde zerstreut. Ihre erste persönliche Begegnung mit Riley auf einer Party ging jedoch mächtig in die Hose und daher beschloß er, sich von ihr zurückzuziehen. Irgendwie kam Buffy das bekannt vor...

Willow plante eine Reise nach Kalifornien, nachdem sie schlagartig von Oz verlassen wurde. Giles rief sie in der Mittagspause an, daß er sie in Green´s End erreichen könne, dort wo ehemalige Wächter zusammen kamen, um über ihr Fortbestehen zu diskutieren. Dazu gehörte nun seit knapp einem Jahr leider auch Buffys einstiger Wächter, Rupert Giles.

Der einzige, welcher von der alten „Scooby Gang“ noch übrig blieb und Sunnydale bis heute treu geblieben war: Alexander Lavelle Harris, genannt Xander. Da er weder einen Studienplatz am Sunnydale College, noch sonstwo einen einigermaßen rentablen Job ergattern konnte, blieb er zu Hause und lebte sein Leben im Keller der elterlichen Wohnung. Seit einigen Monaten jobbte er im Bronze erfolgreich als Barkeeper.

Als er von einer früheren Schulkollegin aufschnappte, daß Buffy wieder im Lande war, ließ er von seiner Arbeit ab, es war kurz vor der Mittagspause, und schnappte sich den Telefonhörer...sein Herz schlug Purzelbäume, bei dem Gedanken an seinen ewigen Schwarm......Anya war wie weggeblasen. Der einstige Rachedämon und liebestolle dazu, war sowieso nicht bei ihm. Sie traf sich mit anderen, zu Menschen gewordenen Rachedämonen, um an einem Reinigungsritual teilzunehmen. Und was sie nicht weiß, das macht sie nicht heiß...Mit feuchten Händen tippte er Buffys Nummer.

 

X

 

Buffy parkte den Jeep gerade in der Haueinfahrt, als sie von weitem das Telefon klingeln hörte. Sie beeilte sich aber keineswegs. Sie genoß ihre innere Ruhe und Gelassenheit. Der Anrufbeantworter war ja eingeschaltet. Neidisch dachte sie an Willow, die eine halbe Stunde vorher aus der Vorlesung schlich, um das Flugzeug zu erwischen. Fünf Minuten nachdem Willow gegangen war, nannte Buffy einen Vorwand, um Willow hinterherzugehen. Sie verabschiedeten sich mit einer festen Umarmung.

Willow haßte Abschiede, Oz Weggang immer wieder vor Augen. Sie versprach, Buffy eine Postkarte zu schicken. Nachdenklich und etwas besorgt sah Buffy ihrer Freundin nach. Sie wird sich fangen. Dachte die Jägerin. Über Angel bin ich auch hinweg. Ja, das bin ich. Dachte sie weiter und nickte zur Bestätigung, als sie wieder in die Lesung ging. Doch sie wußte, das sie sich da was vormachte. Die zarten Tuchfühlungen mit Riley waren mehr als nur freundschaftlich. Doch Angel war immer und überall anwesend. Das wußte sie. Sie spürte ihn, wie keine andere Liebende. Und er litt ebenso wie sie. Was für ein Trost.

 

Sie schloß die Tür auf, schmiß ihre Tasche in die Ecke und atmete tief ein. Sie fuhr sich durch ihre blonden, langen Haare und lächelte. „Ich habe Ferien! Ich sollte glücklich sein!“ Sprach sie zu sich selbst. Sie ging in die Küche und stürzte sich auf den Kühlschrank.

An der Tür hingen Liebesgrüße ihrer Mom und ein paar Nachrichten. Giles und Xander haben angerufen. Willow sei gut in den Flieger gekommen. Viele Grüße von ihrem Großvater. Sie solle das benutze Geschirr in die Spülmaschine packen. Und dann ein „ich liebe Dich.“ Buffy grinste das Papier an und gab dem letzten Satz einen Handkuß.

Buffy kannte ihren Großvater nur als kleines Kind. Ansonsten hatte sie ihn nie gesehen. Aufgrund der Scheidung ihrer Eltern gab es immer Zwist und Joyce heulte sich oft bei ihrem Dad aus. Sie war zu ihm gefahren, da er jetzt ihre Hilfe brauchte. Natürlich fragte Joyce ihre Tochter, ob sie nicht mitkommen wolle. Doch Buffy zog es vor, sich vom Semester zu erholen, was Joyce natürlich berücksichtigte. Seit ihre Mutter wußte, daß Buffy die Jägerin war, wurde ihr Verhältnis offener.

 

Sie wollte ihre üblichen Runden etwas verkürzen, damit sie für das Wochenende frei war. Das nahm sie sich vor. Seit sie aufs College ging, war in Sunnydale deutlich weniger Jagd auf Dämonen angesagt, als sie noch auf der High Scool war. Doch das hieß nicht, daß sie so gut wie arbeitslos war. Wenn etwas passierte, war immer der Weltuntergang nahe. Sie setzte ihr Leben weiterhin aufs Spiel und schaffte es auch ganz gut, zu überleben. Sogar ohne Wächter. Doch Giles half ihr auch so, selbst wenn er sich damit strafbar machte. Er genoß sein neues Leben sichtlich, was Buffy manchmal die Stirn runzeln lies. Er hatte sich zwar zum Vorteil verändert, doch er war immer noch einsam, trotz mancher überraschender Bekanntschaft mit weiblichen Wesen. Das wurmte Buffy.

 

Buffy machte sich ein Käsesandwich und ein großes Glas Milch. Sie ging in ihr altes Zimmer und schaltete den Fernseher ein. Sie öffnete ihr Fenster, stellte ihr Essen auf die Anrichte und schmiß sich aufs Bett. Es dauerte keine halbe Stunde, da war sie so müde, daß sie einschlief.

 

X

 

Das Klingeln des Telefons holte sie in die Wirklichkeit zurück. Langsam schlug Buffy die Augen auf und gähnte herzhaft, ohne sich die Hände vor den Mund zu halten. Sie rieb sich die Augen und blinzelte das Telefon neben ihrem Bett an, das weiterhin unaufhörlich klingelte. „Warum kann ich nicht einmal in Ruhe essen?“ seufzte sie, nahm ihr noch unberührtes Sandwich, biß einmal ab, trank einen Schluck Milch und nahm den Hörer ab. „Hallo?“ meldete sie sich etwas genervt. „Na endlich, einzige Jägerin des Höllenschlundes und einziges übriggebliebene Mitglied der Scooby Gang! Ich versuche schon seit einer Ewigkeit, Dich zu erreichen! Wie geht´s? Hast Du am Wochenende schon....“ stürmte die atemlose, nervöse Stimme von Alexander Harris auf sie ein. Buffy nahm den Hörer vom Ohr und hielt in von sich weg: „Nein, habe ich noch nicht, Xander. Danke, mir geht es auch gut. Und Dir? Holst Du auch mal Luft beim Reden oder willst Du die Redseligkeit unserer kleinen Hexe ersetzen?“

Schweigen am anderen Ende der Leitung. Dann ein erstauntes: „Woher weißt Du, das ich.....“ Buffy sah gen Himmel. „Wer redet schon wie ein Wasserfall, wenn Willow nicht da ist? Mom hat eine Nachricht hinterlassen und als ich nach Hause kam, hast Du sicher auch angerufen. Ich hab den Anrufbeantworter angelassen. Man wird ja wohl den ersten Tag genießen dürfen, oder?“ Xander lachte leise. „Natürlich, Frau Studentin, natürlich. Ich muß mich anscheinend dran gewöhnen, daß Du tatsächlich aufs College gehst. Falls Du nicht gerade die Welt retten mußt, kannst Du ja ins Bronze kommen. Ich lad Dich auf einen Drink ein, ja?“ Ein ganzer Haufen Hoffnung schwang im letzten Satz mit, das hörte Buffy aus seinen Worten heraus.

„Ich überleg´s mir, o.k.? Bis dann, Xander!“ sagte sie so sanft sie nur konnte. Dann legte sie auf. Sie trank den Rest ihres Glas Milch in einem Zug leer, aß mit zwei Bissen ihr Käsesandwich auf und zappte die Sender durch, denn ihr Fernseher war noch eingeschaltet. Dann sah sie auf die Uhr. Zeit für die Jagd. Es dämmerte. Buffy sah ihre offene Tasche mit den Pfählen, Armbrüsten und Kreuzen vor ihrem Kleiderschrank stehen.

Die Jägerin seufzte tief. Dann stand sie auf, reckte und streckte sich. Sie beschloß, sich umzuziehen und dann auf Patrouille zu gehen. Sie hoffte auf eine ruhige Nacht. Wenn sie sich da mal nicht irren sollte....

Während ihrer Highscoolzeit hatte sie viel durchgemacht, Angel, der Meister, der Bürgermeister, Faith, Wesley, der Cyborgfreund ihrer Mom, Oz der Werwolf. Das alles lag wie ein Schatten in ihrem Kopf. Und da waren noch so viele andere Dinge. Willows Hexenkräfte, die sie oft verharmloste, da Willow sich nicht immer an die Regeln hielt und damit Unheil anrichtete oder weil ihre Zaubersprüche oft keine Wirkung zeigten, wurden zusehends beeindruckender und stärker. Doch da Willow nicht nur weiße, sondern auch schwarze Magie benutze, machte sie sich Sorgen um ihre Freundin.

Seit Oz sie verlassen hatte und sie einen bösen Fluch aussprach, hatte sie sich verändert. Darum auch der Trip nach Kalifornien. Sie wollte Abstand gewinnen, um wieder zu sich zu kommen. Das verstand Buffy nur zu gut. Schließlich war sie auch mal von zu Hause abgehauen, da sie Angel verloren hatte. So etwas braucht Zeit. Angel. Bei dem Gedanken an den Mann ihrer Träume, oder besser gesagt, Vampir ihrer schlaflosen Nächte, mußte Buffy schlucken.

Sie prüfte einmal noch ihr Outfit im Spiegel, steckte sich die Haare hoch, hing die mit Waffen bestückte Tasche um ihre Schulter und zog in die Nacht.

 

X

 

2. Verlaß Dich auf Deinen Instinkt

 

Eine leichte Brise zog über den Sunnydale Friedhof hinweg. Die Nacht war klar. Sterne leuchteten in Massen und deutlich sichtbar vom Himmel. Der halbvolle Mond versteckte sich hinter ein paar Wolken.

Einsam streifte eine junge Frau zwischen den Gräbern hin und her. Es war die Jägerin. Auserwählt, gegen die Mächte des Bösen zu kämpfen. Seit ihrem 16. Lebensjahr war das ihre Aufgabe. Jetzt war sie bald 20. Manchmal fragte sich, wer ihren Job übernahm, wenn sie nicht mehr dafür in Frage kam. Sie mußte an Kendra denken, die ihre Jagd mit dem Leben bezahlte.

Ihr Pfahl „van Helsing“ war seit Kendra´s Tod in Buffys Händen. Da war auch noch Faith. Sie verschrieb sich der Gegenseite. Nun mußte sie dafür bezahlen. Sie lag seit fast 9 Monaten im Sunnydale-Memorial Hospital im Koma. Sie schüttelte den Kopf, so als wolle sie diese bösen Erinnerungen abschütteln....

 

Wie auch jetzt, hatte sie den Pflock immer griffbereit in der Jackentasche ihrer schwarzen Lederjacke. Langsam und wachsam sah Buffy sich jedes neue Grab an, wo sie vorbeikam. Plötzlich fühlte sie eine andere Existenz. Ein alter Geruch stieg in ihre feine Spürnase. Ein Meister?

Buffy´s Schritte beschleunigten sich: „Wo steckst Du? Komm raus! Ich kann Dich riechen! Obwohl dieser Geruch alles andere als anziehend wirkt!“ rief sie mutig in die Stille. Äste knacken. Ein Käuzchen schrie. Buffy blieb stehen, als der Geruch immer stärker wurde. Sie mußte die Nase rümpfen. Ein Vampir war hier, das spürte sie jetzt ganz deutlich. Und er war sehr alt. Es konnte sich nur um einen Meister handeln. Buffy sah in alle Richtungen. In geduckter Haltung ging sie weiter.

Dann erblickte sie eine Gestalt. An einem Mahnmal für Soldaten waren mehrere Sitzbänke. Dort hockte, in sich zusammengesunken, eine gedrungene Gestalt. Auf dem großen Stahlkreuz gegenüber, das in einen großen Felsen gehauen war, auf dem Gefallene des Krieges verewigt waren, saß eine wunderschöne, ausgewachsene Schnee - Eule. Sie schien das Wesen zu beobachten oder zu bewachen.

Buffy hielt sich jetzt die Hand vor dem Mund, denn der Gestank war eindeutig von diesem Etwas, was da hockte. Als das Wesen Buffy bemerkte, reckte es sich. Jetzt sah Buffy, daß es ein weiblicher Meister sein mußte. Langes, weißes Haar fiel ihr auf die Schultern. Der Geruch verebbte, als frischer Wind aufkam: „Jägerin. Du bist spät dran. Ich warte schon seit Stunden auf Dich. Setz Dich.“ Sagte die Vampirin. Ihre Stimme war fest, aber leise. Sie war rauh und heiser. Buffy folgte der Einladung. Sie schluckte, denn bisher hatte sie es nur mit einem Meister zu tun gehabt. Das war ihre erste Begegnung mit einem weiblichen Meister. Als sie näher kam, griff sie automatisch in ihre Innentasche, um den Pfahl zu zücken, ließ aber gleich wieder die Hand sinken. Sie blickte in ein Gesicht voller Runzeln, Falten und tiefen Furchen. Ihre hellen, wasserblauen Augen fixierten sie. Sie setzte sich zu ihr und war gespannt, was passieren würde. Es war ungewohnt, Smalltalk mit Vampiren zu halten, sie handelte lieber, anstatt zu reden. Doch diese Vampirin hatte ihr anscheinend etwas Wichtiges mitzuteilen.

Die Stimmung war angespannt. Ein paar Minuten saßen sich Jäger und Gejagter gegenüber und sahen sich an. Buffy zog vorsichtig Luft durch die Nase. Es roch nach krankem Schweiß, so ähnlich, wie verbranntes Fett. Sie war nicht nur sehr alt, sondern auch nicht mehr „gesund“. Falls man dieses Wort für Vampire überhaupt benutzen sollte.

Als Buffy das Wort ergreifen wollte, setzte die Vampirin zum Sprechen an: „Bevor Du mich tötest, hör mich an. Es ist kein Zufall, daß wir uns hier treffen. Bald wird Dir jemand begegnen. Sie wird Dich bitten, sie zu töten. Sie wird Dir jedoch vorher fast das Herz brechen. Du bist sehr stark geworden, Jägerin. Den Höllenschlund hast Du mächtig aufgeräumt, Kompliment! Ich war auch einmal jung und unerfahren. Angelus war für einige Zeit mein Lehrer. Er hatte viele Schüler, mußt Du wissen. Viele eiferten ihm nach. Es ist wirklich eine Ewigkeit her. Er ist damals noch nicht verflucht gewesen. Dafür war er unsagbar böse. Das weißt Du ja, ich will jetzt auch nicht ins Schwärmen geraten. Er liebt Dich immer noch sehr, sowie Du ihn. Auch ich habe ihn damals verehrt. Er hat viele von uns geliebt. Doch nur Dir gehört sein Herz. Aber lassen wir das. Ich habe meine Existenz gehabt. Jetzt sind andere da, die mich ersetzen. Den Meister habe ich natürlich auch gekannt, doch er war nicht wie Angel. Niemand wird je wie Angel sein, es sei denn er teilt dasselbe Schicksal wie er. Ich bin sehr alt, Buffy, ich habe genug Menschen ihres Blutes beraubt. Jetzt lebe ich nur noch von Tierblut, denn ich bin langsam zu alt fürs Jagen. Wenn Du mich gepfählt hast, nimm meine Asche und tu sie in diesen Lederbeutel hier. Die Todesbotin wird sich des Beutels annehmen. Hab keine Angst. Sie weiß, wer Du bist, doch sie tut Dir nichts. An Menschen hat sie kein Interesse.“

Die Meisterin sah Buffy beinahe flehend an. Sie hatte Tränen in den Augen. In ihren langen, dünnen Händen hielt sie einen dunklen Lederbeutel, der mit einer Schnur zum Zubinden befestigt war.

Buffy hatte ihr sehr aufmerksam zugehört und war erstaunt, wie offen sie aus ihrem Leben und von Angel erzählte. Viele Fragen brannten ihr auf den Lippen, doch sie traute sich nicht, diese zu stellen. Als sie Angel erwähnte, beschleunigte sich ihr Herzschlag. Sie wollte nicht zu lange schweigen, darum fragte sie: „Die Todesbotin?“ Die Meisterin deutete mit zitternden Händen auf die Eule. „Sie verbindet das Reich der Toten mit dem Reich des Höllenschlundes und eurer Welt. Sie bringt unsere Asche an einem bestimmten Ort. Für Meister, die sterben, ist es etwas ganz besonderes. Nun, sie ist sozusagen der Aasgeier unter den Untoten. Sie bringt uns dorthin, wo wir nicht mehr wiederkehren können. Genug geredet. Erledige Deinen Job!“ forderte sie die Jägerin auf und zeigte ihr Vampirgesicht.  So, als empfange sie den Tod mit Freuden, stand sie auf und breitete die Arme aus.

 

Buffy zögerte nicht lange, sie erhob sich gleichzeitig mit ihr, nahm blitzschnell den Pfahl aus der Jackentasche und holte aus.  Einen schnellen Stoß mitten in das untote Herz. Sofort zerfiel die Vampirin zu Staub. Nur der Schädel zerfiel langsamer. Normalerweise dauerte der Zerfall von Meistern etwas länger, als bei ihren Jüngern, da sie sehr alt wurden. Der Geruch stieg Buffy wieder in die Nase. Ihr wurde beinahe übel. Doch sie bewahrte Haltung. Dann sah sie zu dem Raubvogel und wieder zu dem Staubhaufen vor sich. Sie erfüllte die letzte Bitte des weiblichen Meisters.

 

Die Eule schrie kurz auf und flatterte vom Kreuz auf die Banklehne, auf der sie gesessen hatten. Wachsam beobachtete das Tier, wie Buffy die Asche in den Beutel füllte, der als einziges übrig geblieben war. Als auch der Schädel zerfiel, erledigte sie den Rest. Als sie den Beutel aufheben wollte, flatterte die Eule auf sie zu, um ihr den Beutel im Flug zu entreißen. Buffy beobachtete nachdenklich, wie die Eule mit dem Beutel zwischen den Krallen in Richtung des Mondes flog. Dann war sie verschwunden. Nachdenklich rieb die Jägerin sich den letzten Staub von den Händen. Er verwehte im Wind. Es war normalerweise nicht ihre Art, den letzen Wunsch ihres Opfers zu erfüllen. Doch diese Begegnung hinterließ ihre Wirkung bei Buffy. Sie weinte. Die Meisterin, von der sie nicht einmal den Namen erfahren hatte, tat ihr leid. Es war das erste Mal, das sie von einem Vampir gebeten wurde, ihn zu töten. Und bald wird noch eine Vampirin kommen, die ihr dasselbe gleich noch einmal anbietet. Und dieser Satz, daß sie Buffy vorher beinahe das Herz brechen werde, hallte im Kopf der Jägerin noch lange nach. Sie fragte sich, was die Alte wohl damit gemeint hatte. Sie fühlte sich schlecht. Sie steckte den Pflock wieder in die Jackentasche.

 

Für heute hatte sie genug. Sie wischte sich schnell ihre Tränen fort und lief nach Hause. Schließlich waren Ferien. Und diese wollte Buffy auskosten. Sie beschloß, früh zu Bett zu gehen.

X

 

Als sie zu Hause angekommen war, schmiß sie erschöpft und traurig die Tasche in die Ecke und zog sich aus, um zu duschen und dann sofort schlafen zu gehen. Während sie duschte, hörte sie wie durch Watte, das Telefon klingeln, doch auch diesmal ging sie nicht dran. Als sie sich abtrocknete, ihren Pyjama anzog, ging sie in die Küche, wo das Telefon stand, das an den Anrufbeantworter angeschlossen war. Eine Nachricht wurde hinterlassen. Sie spulte die Nachricht zurück und drückte auf den Abhörknopf: „Hi, hier ist Willow, ich bin heil angekommen. Es ist total heiß hier, genauso wie mein Hotel. Ich vermisse Dich jetzt schon, doch ich habe ein paar nette Leute kennengelernt und werde heute schon mit ihnen ausgehen. Ich schreib Dir´ne Postkarte. Grüß Giles und Xander von mir. Paß auf Dich auf! Bye!“ Buffy grinste den Anrufbeantworter an. Die gute alte Will. Dachte sie. Seufzend fuhr sie sich durch ihre feuchten, blonden Haare und löschte die Nachricht.

Dann ging sie zu Bett und hoffte, schnell Schlaf zu finden. Es dauerte eine ganze Weile, bis sie müde und ihr Körper schwer wurde. Sie träumte von der Meisterin und hörte ihre letzten Worte. Tränen liefen ihr die Wangen hinunter, während sie schlief. Es war das zwar nicht das erste Mal, daß sie ihre Berufung verfluchte, doch sie spürte, daß sogar sie nicht immer alles mit einer trockenen Logik hinnehmen konnte. Schließlich war sie ja ganz nebenbei auch ein Mensch mit Gefühlen. Und sie ließ zu, daß der Tod einer Meisterin ihr nahe ging. Was war auch so falsch daran? Unruhig wälzte sie sich in ihrem Bett hin und her....

 

X

 

3. Leben und leben lassen

 

Es war stockdunkel, dort wo sie herauskletterte. Sie sah sich hektisch nach allen Seiten um. Hatte sie ihre Verfolgerin endlich abgeschüttelt? Es war keine Zeit darüber nachzudenken. Unsicher und zittrig stieg sie aus dem Schacht des alten Fabrikkellers. Sie sah gen Himmel. Sternenklare Nacht. Ohne sich umzudrehen, kramte sie in ihrer Lederwestentasche herum und ging einige Schritte vorwärts. „Hoffentlich finde ich diese Buffy Summers!“ sprach sie leise zu sich selbst. Ein Knacken war plötzlich hinter ihr zu hören. Steine rollten einen Abhang hinab. „Verdammt!“ fluchte sie und steckte das Foto mit der Adresse darunter schnell wieder ein. Sie lief so schnell sie konnte in Richtung Norden.

 

Das Wesen stieg aus dem Schacht. Sie schnüffelte und hielt die Nase in den Wind. Unvollstellbare Wut stieg in ihr hoch: „Ich bin Dir auf den Fersen, Du Verräterin! Und ich werde Dich vernichten. Jägerin hin oder her! Ich nehme ihr das schon ab! Und wenn ich selbst dabei draufgehe, das schwöre ich Dir!“ rief sie der Gejagten hinterher. Dann stob sie davon. Ungewöhnlich lautlos. Und schneller, als es das menschliche Auge wahrnehmen könnte.......

 

X

 

Xander spülte gerade die letzten Gläser im „Bronze“, als es heftig an der gläsernen Außentür pochte. Xander rief so freundlich er konnte: „Sorry, wir haben geschlossen!“ Doch das Pochen wurde immer heftiger. „Bitte, laß mich rein, bitte....“ hörte er eine weibliche Stimme flehen. Xander drehte sich um. Er sah ein junges Mädchen, etwa so groß wie Buffy, die immer noch an die Scheiben klopfte und bettelte, eingelassen zu werden. „Bitte hilf mir, ich werde verfolgt, bitte...laß mich rein!“ jetzt wurde sie etwas ruhiger und ließ die Hände sinken. Xander ging zur Tür und sah sie durch die Scheibe an. Dunkelblaue Augen blickten ihm entgegen. Sie war auffallend blaß. Womöglich ein Blutsauger? „Du wirst verfolgt? Und warum sollte ich mich da ausgerechnet einmischen?“

Ihre Lippen bebten, sie waren zart rosa. Sie hatte sinnliche Lippen, voll und verführerisch. Ihre Zähne waren auffallend weiß. „Bitte....ich muß mich verstecken....“ Sie hatte rot-schwarzes, kurzes Haar. Es klebte ihr am Kopf. „Hilf mir!“ bat sie eindringlich. Ihre Figur war zierlich, sie hatte eine schwarze Lederweste an, eine weiße Bluse darunter und zerrissene Bluejeans. Trug Cowboystiefel aus braunen Wildleder. Xander sah sich auf einmal selbst, wie er den Schlüssel herumdrehte, während er in ihre Augen blickte. „O.k., o.k. Aber nur 20 Minuten. Ich arbeite hier nur, wenn man uns erwischt, dann...“ die Tür ging auf und sie sagte leise, mit rotem Kopf: „Du....mußt mich...hereinbitten. Bitte...“ sie zeigte ihr  wahres Gesicht. Xander erwachte aus seiner Trance: „Was? Warst Du das? Du hast mich hypnotisiert? Wie zum Teufel...Du bist ein Vampir! Nein, es tut mir leid, wir haben geschlossen!“ Xander schüttelte sich, wollte die Tür wieder schließen. Die Unbekannte stellte einen Fuß dazwischen, sich ständig umblickend.

Sie wurde nervös. „Ich bitte Dich! Ich werde Dich schon nicht beißen, laß mich nur rein!“ Sie zeigte sich wieder mit menschlicherem Äußeren. Plötzlich bewegten sich die Büsche, das Rascheln wurde immer wilder und lauter. Xander hörte wieder eine weibliche Stimme, sie fluchte vor sich hin: „Na, warte, ich finde Dich! Ich zerreiße Dich in Stücke, Du verdammtes Balg!“ Die Stimme klang tief und bedrohlich. „Oh, nein...sie kommt! Bitte, laß mich rein!“ Xander starrte wie gebannt auf die sich bewegenden Büsche und auf die Vampirin. „Du wirst also gejagt? Was geht mich das an? Ich habe etwas gegen euch blutsaugendes Volk, verstehst Du? Ich....“ weiter kam er nicht, denn als sein Blick auf die Vampirin fiel, hörte er ihre Stimme in seinem Kopf: „Du sagst mir jetzt, daß Du mich reinläßt...bitte mich hinein, sofort!“ Xander´s Blick blieb an ihren Augen haften. Ihre Stimme klang so weich und so feminin. So weiblich. „Komm rein.“ Hörte er sich sagen. Die Vampirin lief an Xander vorbei. „So, danke. Und jetzt mach alles dunkel.“ Suggerierte sie ihm weiter. Wie ein Roboter ging Xander zu dem großen Lichtschalter und kippte ihn um. Das Bronze verdunkelte sich. Sie ging zu ihm und zog ihn mit sich, durch den Hinterausgang. „Komm mit mir und sei still“ ließ sie weiterhin ihre Stimme in seinem Kopf hallen. Xander ließ sich mitziehen.

 

Von Weitem hörte sie die Flüche ihrer Verfolgerin. Sie waren von derselben Art. Nur mit dem Unterschied, daß sie Schwestern waren und ihre Schwester einer Berufung folgen mußte. Sie war im wahrsten Sinne des Wortes eine Vampirjägerin. Und das alles ist ihre Schuld gewesen.

 „Wer bist Du und wohin willst Du?“ hörte sie Xanders Stimme wie durch Nebel. Sie sah ihre „Geisel“ an. „Ich bin Sadie und suche diese Frau hier.“ Sagte sie zu ihm und zeigte ihm ihr Foto. Xander´s Augen wurden groß, als er Buffy entgegen blickte...

X

 

Bevor Xander eine Antwort geben konnte, wurde er von hinten attackiert. Sadie sah ihn vor sich in die Knie gehen. Ein Stein hatte ihm eine Platzwunde am Hinterkopf beschert. Als sie das Blut witterte, wurde ihr schlecht. Sie sah in die Richtung, aus der das Objekt kam und aus dem Dunkel stolperte ihre Schwester. Sie trug eine Armbrust in den Händen. Sie hielt sie gespannt. Zielsicher. Sie feuerte. Sadie duckte sich und taumelte nach vorne und begann wieder zu laufen: „Bleib endlich stehen, verdammt noch mal! Wie viele Jahrhunderte soll das noch so weitergehen, Sadie? Du findest Deinen Erlöser ja doch nie! Na, warte! Ich kriege Dich!“ schrie Sadie´s Schwester ihr hinterher. Sadie drehte sich nicht nach ihr um. Sie schwieg. Die Worte ihrer Schwester trafen sie, doch das ließ sie nicht an sich heran. Provoziert wurde sie ständig, doch langsam härtete das ab. Sie mußte sich irgendwo in Sicherheit bringen. Diese Buffy war hier irgendwo. Der Sterbliche kannte sie auch, darum wollte Sadie wieder zurück zu ihm, damit er ihr helfen konnte.

Sie fand eine leerstehende Scheune und begrub sich unter dem Heu, was dort lag. Ihre Schwester, Fiona, lief daran vorbei.

Bis jetzt hatte sie es über 200 Jahre lang geschafft, vor ihr zu fliehen. So lange jagte Fiona schon ihre eigene Schwester. Die Liebe war daran schuld. Fiona und Sadie waren Zigeuner. Sie gehörten der Sippe Chinta an. Sie kampierten damals mit ihren Wohnwagen neben einem anderen Zigeunerlager. Doch mit dieser Sippe waren sie eigentlich verfeindet, es waren die Roma. Dann verliebten sich beide in die Söhne des Sippenältesten der Roma. Sie trafen sich heimlich mit ihnen. Eines Nachts, beim Neumondfest, passierte das Unglück. Fiona fand ihren Geliebten blutleer an Sadies Wohnwagen gelehnt. Als sie Sadie zur Rede stellte, ob sie ihn getötet habe, beschwor ihre Schwester, daß sie zu dieser Zeit mit ihrem Freund zusammen war. Am nächsten Tag lag auch Sadies Geliebter blutleer an Fionas Wohnwagen. Die beiden Schwestern beschuldigten sich gegenseitig. Die Sippenältesten beider Zigeunerstämme versuchten, durch das Legen von Runen, den Schuldigen zu finden. Natürlich gab es in beiden Lagern auch Seherinnen, doch sie weigerten sich strickt, zu helfen. Später gestanden sie den Führern, daß sie Todesangst gehabt hätten.

Es vergingen drei Tage, bis in einer Vollmondnacht Sadie von einem Unbekannten überfallen und verschleppt wurde. Am nächsten Morgen fand man sie genauso blutleer, wie ihr Geliebter vor dem Wohnwagen ihres Vaters. Wachen wurden aufgestellt.

Der Leichnam wurde in einer Krypta aufgebahrt und verschwand noch in derselben Nacht. Sadies Geliebter, Randolph, stahl ihn. Er war zu einem Vampir geworden. Dann tauchte auch Fionas Geliebter, Matthew auf, und entwendete ihren Leichnam. Als alle vier eines nachts am Lager ihrer verfeindeten Familien erschienen, töteten die Sippenältesten die Geliebten ihrer untoten Töchter. Fiona brachte im Blutrausch ihre gesamte Sippschaft um. Sadies Vater sprach gegenüber Fiona einen Bann aus und nahm Sadie mit in seinen Wohnwagen. Fiona verharrte die ganze Nacht davor und konnte nicht zu ihrer Schwester, geschweige denn den Wohnwagen betreten. Sie floh.

Sadie wurde mit einem besonderem Fluch belegt. Am nächsten Abend verstieß ihr Vater sie mit den Worten: „Such das Wesen, das Dir ähnlich ist. Wenn Du es nicht findest, wird Dich Deine Schwester bis in alle Ewigkeit jagen und töten. Finde die Auserwählte, die dafür geboren wurde, Eure Brut zu vernichten und bitte sie um Erlösung. Ich werde für Dich beten, Sadie! Geh!“

 

X

 

Und so geschah es. Sadie konnte sich verstecken, wo sie wollte, Fiona war ihr immer auf den Fersen. Manchmal unterstützen sie sogar Horden von Dämonen oder sie schuf sich Brüder und Schwestern. Doch auch Sadie lernte dazu. Andere Vampire, die ihr während ihrer Flucht begegnet waren, wollten nichts von ihr wissen. Das verstand sie nicht, doch sie akzeptierte es. So schlug sie sich alleine durch.

 

Nun, so kurz vor ihrem Ziel, verlor sie all ihre Kraft. Sie verharrte bis zum nächsten Morgen in der Scheune und grub sich während ihres Schlafes immer tiefer ins Heu, um nicht von der Sonne angebraten zu werden. Sie dachte an den Menschen, der ihr helfen könnte, diese Buffy zu finden. Sie mußte ihr helfen. Das stand fest. Entweder half sie ihr, zu sterben oder führte sie zum ihrem „Erlöser“. Wer immer das auch war...

 

4. Freunde in der Not

 

Xander erwachte von einem lautem Schmatzgeräusch und bohrenden Kopfschmerzen. Er faßte sich an den Hinterkopf, wo ihn die Steinschleuder erwischt hatte. Er trug einen Verband. Er roch Blut. Schlagartig riß er die Augen auf. Als er sich aufrichten wollte, fiel er jedoch gleich wieder zurück. „Na, Du Schnarchmütze? Endlich wach? Du bist ja schlimmer als Spike!“ sprach ihn eine bekannte Stimme an. Er blickte Harmony ins blutverschmierte Gesicht: „Harm! Was...wo...wie...“ Sie zeigte ihm ihre häßliche Vampirfratze: „Ich war zufällig auf der Jagd. Da sah ich Dich am Boden liegen. Und Deine Verletzung. Ich mußte mich zusammenreißen, um nicht gierig zu naschen.“ „Naschen? An mir?“ Xander faßte sich instinktiv an den Hals. Keine Wunden. Er blickte nach rechts, woher der Blutgeruch kam. Ein junger Mann lag da, leergesaugt und weiß wie die Wand. „Du bist bei uns zu Hause. Spike hat mir gesagt, er schuldet Dir noch was, weil Du ihn hast bei Dir wohnen lassen.“ Xander nickte heftig, was er gleich wieder bereute, da sein Kopf immer noch heftig brummte: „Allerdings! Wo ist überhaupt Dein Herr und Gebieter?“ Harmony bleckte die Zähne: „Ist er nicht! Ich habe Macht, Xander. Ich kann mir Brüder und Schwestern erschaffen, so viele ich will. Und das werde ich auch, darauf kannst Du Dich verlassen! Er begleicht alte Rechnungen, seit er weiß, daß er Dämonen verkloppen kann. Soll ich ihn von Dir grüßen?“ sie grinste frech.

„Nein, danke. Was ist das hier? Eine Höhle? Es stinkt bestialisch! Ich will hier raus, Harmony, bitte. Hilf mir, ja?“ Harmony half ihm tatsächlich. Sie faßte ihn mit einem Ruck unter die Arme und hielt ihn fest, damit er nicht nach vorne fiel. Sie brachte ihn zum Höhlenausgang. Es war schon dämmrig. „Wie wäre es mit einem Dankeschön?“ fragte Harmony spitz. Xander winkte ab: „Wir sind quitt. Danke für den Verband und das Du nicht genascht hast.“ Ohne sich umzudrehen, verließ Xander die Höhle.

Haromony zuckte mit den Schultern und ging wieder in die Dunkelheit hinein. Sie hatte da noch einen Leckerbissen liegen....

 

Da Xander plötzlich einfiel, wer ihm diesen Schlag verpaßte, sah er sich automatisch in alle Richtungen um. Wer war das nur? Sadie sprach von einer „sie.“ War sie auch ein Vampir? Oder eine neue Jägerin? Bekam Buffy Konkurrenz? Buffy! Ich rufe sie an, das muß ich ihr erzählen. Vielleicht kommt sie ja ins Bronze? Dachte er. Xander´s Herz begann wieder zu klopfen bei dem Gedanken an sie. Doch er war jetzt mit Anya zusammen. Und Buffy hatte diesen Riley, sie kamen sich näher, so sah es jedenfalls aus. Hm. Er sehnte sich nach seinem Bett und einer heißen Dusche. Und wo war wohl diese Sadie hin? Wer war sie? Böse schien sie jedenfalls nicht zu sein. Ist das so offensichtlich? Und warum suchte sie die Jägerin? Zu einem Kaffeeklatsch? Ein Racheakt? Vor allem ihre Vorgehensweise war ihm unheimlich. Sie verfügte über mächtige Kräfte, konnte in seine Gedanken eindringen. War sie ein Meister? Oder einfach nur uralt? Auch er hatte viel über Dämonen und Co. gelernt, seit die Jägerin in Sunnydale wohnte. Er besaß einige Chroniken. Er würde sich schlau machen. Frohen Mutes beschleunigte er seine Schritte.

Aus sicherer Entfernung, aus einem Kellerfenster heraus, beobachteten ihn wachsam zwei gelblich glühende Augen....

 

X

 

Fiona schäumte vor Wut. Am liebsten wollte sie diesen kleinen Menschen töten. Sadie benutze ihn, um die Jägerin zu finden. Sie war immer noch nicht in der Lage, ihre Schwester zu erwischen. Das war ihre Aufgabe, sie wurde dazu verflucht. Dabei konnte sie nichts dafür, daß sie zum Vampir wurde. Und ihr Vater hatte nicht das erste Mal Kontakt mit den Blutsaugern gehabt, daher kannte er sich mit Bannsprüchen, Flüchen oder sonstigem Gegenzauber ziemlich gut aus. Zigeuner hielten zusammen wie Pech und Schwefel. Und wenn sie ein Ziel verfolgten, setzten sie alles daran, es durchzusetzen. Sie hatten keine Angst vor Dämonen, oft benutzten sie diese sogar für ihre eigenen Zwecke. Dabei galt es natürlich, die guten von den bösen zu unterscheiden. Das gelang nicht immer.

 

Die Vampirin schlug das Gitter vor dem Kellerfenster mit einem einzigen Faustschlag beiseite, als es dunkel genug war. Sie schälte sich aus der Öffnung und hielt die Nase erneut in die Luft. Durst quälte sie, doch es gab wichtigere Dinge. Sie mußte Sadie endlich töten. Dann war sie frei. Mit diesem Gedanken stob sie erneut los. Sorgen machte ihr die Jägerin. Sie durfte sich nicht von ihr erwischen lassen. Sie war ein respektabler Gegner. Das hatte sie von einigen Vampiren und Dämonen erfahren, mit denen sie im Laufe der Zeit in Kontakt gekommen war....

Sadie und Buffy ließen die Wut in ihrem Bauch nur noch größer werden. Sie zeigte ihre Vampirfratze und wurde immer schneller. Sie roch das Blut des Menschen, den sie verletzt hatte. Dann spürte sie Sadie´s Witterung auf. Sie waren beide ganz in der Nähe....

 

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5. Ein todsicherer Plan

 

Nachdem Xander lange und gründlich geduscht hatte, machte er sich ein gut belegtes Sandwich und öffnete eine Dose Bier. Er stellte die Sachen auf dem Tisch im Wohnzimmer ab und durchwühlte seine Schubladen und Regale nach Büchern. Doch nach was wollte er suchen? Über Vampire, die von anderen Vampiren gejagt werden? Über Vampire, die Jägerinnen aufsuchten? Oder über Vampire, die....über Gedankenübertragung verfügten? Die Angelchroniken? Hm. Nein. Xander hatte drei große und vier kleine Lektüren entdeckt. Unter den Kapiteln: Vampire mit besonderen Fähigkeiten wurde er fündig. In allen Büchern stand so gut wie das Gleiche:

Verbannte, verfluchte Untote: Meister, Meisterinnen besitzen durchaus Zauberkräfte. Sie haben die Macht, durch Hypnose, ihre Jünger zu steuern. Sie können Erstgeborene, Auserwählte aus dem Clan verbannen, in dem sie einen Zauber verwenden oder andere Dämonen auf sie hetzten, die nur ein Ziel haben: deren Tod. Selbst wenn der, die Verbannte gleiche Kräfte besitzt, ist dieser jedoch nicht in der Lage, diese gegen den Meister zu verwenden. Er ist nur dazu auserkoren, seine Strafe zu erfüllen, egal, wie lange, wie schmerzvoll oder ob er, sie es mit dem Tode bezahlt.....

Der Fluch von den Chintas: Eine der ältesten Zigeunersippen in ganz Europa beherrscht seit Generationen die Vertreibung oder Beschwörung von Geistern, Dämonen, Untoten, ect. Da sie, wie alle Zigeunerfamilien, ihre Sippe mit allen Mitteln schützen, liegt es an den Stammesältesten oder Seherinnen, Angriffe aus der Dunkelwelt zu fördern oder zu verhindern, sofern es der Sippe zu Gute kommt. Sobald Familienmitglieder der Sippe verschleppt, verwandelt, getötet werden, sind die Ältesten, sowie die Seherinnen in der Lage, die Dämonen mit Flüchen zu bannen oder mit dem zu besetzen, was den meisten Untoten, die ohnehin böse sind, fehlt: mit einer Seele. Sollte ein Familienmitglied verwandelt sein, liegt es in dem Ermessen des Ältesten, zu entscheiden, ob es getötet oder verflucht wird, damit es der Sippe oder anderen keinen Schaden zufügt......

 

Xander vermutete, daß Sadie vielleicht eine Chinta war. Sie wurde von einer Vampirin verfolgt. Er war sich nicht sicher, doch, er hatte ja kurz das Vergnügen, sie zu sehen. Und zu hören. Fetzen wie: „wieviele Jahrhunderte soll es so weitergehen...den Erlöser findest Du nie....“ Erlöser? Vom Fluch? Die Jägerin? Xander erinnerte sich an Buffys Foto mit ihrer Adresse und an Sadies Frage. Sie kannte Buffy als Jägerin anscheinend nicht. Viele Dämonen oder Vampire kannten die Jägerin. Sie hatte sich einen Namen in Sunnydale gemacht. Doch nicht jedes Wesen, das so plötzlich in Sunnydale auftauchte, suchte sie freiwillig auf. Es mußte einen Grund geben....

Xander faßte sich an seine Kopfwunde. Sie schmerzte nur ein bißchen. Er biß die Zähne zusammen, nahm einen großen Schluck Bier, biß zweimal in sein Sandwich und wählte mal wieder Buffys Nummer, in der Hoffnung, das sie diesmal persönlich abnahm.

 

X

 

Nachdem Buffy sich aus dem Bett gelümmelt hatte, beschloß sie, etwas Kicktraining zu machen. Doch sie konnte sich nicht so recht konzentrieren. Als die Post kam, war eine Postkarte von Willow dabei: „Hi, Buffy! Hier wird es immer heißer, genauso wie die Typen. Hab sogar ein paar Hexen getroffen und wir tauschen unsere Erfahrungen. Vermisse Dich. Geht es Dir gut? Vielleicht ruf ich mal an, okay. Willow“. Buffy laß die Karte mehrmals und mußte lachen. Sie nahm einen Magnetpinn und machte die Postkarte, die Palmen im Sonnenuntergang am Strand zeigte, am Kühlschrank fest. Sie dachte plötzlich an Riley. Sollte sie ihn anrufen, um ein wenig Smalltalk zu halten? Es stand soviel zwischen ihnen. Gerade, als sie den Hörer abnehmen wollte, klingelte das Telefon.

Vielleicht war es ja Riley? „Hallo?“ meldete sich die Jägerin. „Puh, endlich, Buff! Ich bins, Xander! Bitte leg nicht wieder auf, hör mir zu. Ich bekam Prügel, mein Kopf ist etwas angematscht.“ Buffy setzte sich an den Küchentisch. Sofort war sie hellwach und besorgt: „Bist Du okay? Wer.....“ Xander holte tief Luft und begann zu berichten, was ihm passiert war. Buffy hörte sich sein Erlebnis genau an.

Die Worte der Meisterin kamen ihr ins Gedächtnis: „Es wird jemand kommen, der Dich darum bittet, sie zu töten. Doch vorher wird sie Dir das Herz brechen...“ Xanders Beschreibung über diese Vampirin, die in seine Gedanken eindrang, um ihn für ihre Zwecke zu benützen, war ihr unheimlich. Das konnten normalerweise nur sehr alte Vampire oder.....verfluchte. Doch bisher kannte sie nur einen verfluchten Vampir und das war...nein.

Das konnte nicht sein. Er war der Einzige. Nicht auszudenken, wenn da noch...sie dachte nicht weiter. „Und diese Sadie hat Dich nicht angegriffen? Und was ist mit dieser anderen Jägerin? Bist Du sicher, daß sie ein Vampir ist?“ Xander bejahte und wiederholte Fionas Worte, soweit er sie verstanden hatte. „Sie jagt Sadie, um sie zu töten, meinst Du? Und Sadie will, daß ich ihr zuvorkomme? Ich versteh das nicht. Seit wann kommen Vampire freiwillig zur Jägerin, um sich killen zu lassen? Und da sie mich anscheinend nicht kennt, dafür aber die andere, von der sie verfolgt wird, woher will sie dann wissen, daß ich Vampire töte?“

Xander las ihr aus der Chronik vor, was er über die Chintas herausfand und behauptete, daß diese Zeilen genau auf Sadie paßten. Er hatte es im Gefühl. „Sei vorsichtig. Wenn sie bei Dir auftauchen sollte, ist diese Killerin sicher auch nicht weit. Sie hätte mich töten können, doch sie hat mich nur verletzt. Sie hat es auf Sadie abgesehen. Vielleicht ist auch sie...verflucht.“ Als Xander dieses Wort aussprach, kniff Buffy die Augen zusammen. Sie wollte dieses Wort nicht hören. Nicht wahrhaben.

Buffy sah auf die Uhr. In ein paar Stunden war Jagdzeit. „Ich bin doch auf böse Vampire abgerichtet, Xander, das dürfte kein Problem sein. Danke für die Infos. Ich werde mich auch noch mal schlau machen. Giles hat mir eine Nummer hinterlassen. Wenn es brenzlig wird, ruf ich ihn an. Bevor wir irgendwas  Genaues planen, treffen wir uns im Bronze und überlegen bei heißen Rhythmen, okay? Schließlich sind Ferien! Ich ruf Dich wieder an. Oder Du kommst vorbei, mal sehen. Bis dann.“ Sie legte auf. Sie stand auf und kramte im Wohnzimmer ein paar alte Chroniken heraus. Unter anderem fand sie auch eins über Zigeunerbräuche...

Sie dachte an Angel. Und wollte es gleich wieder verwerfen, an ihn zu denken. Sie sah ihn vor sich in diesem Moment. Sein Blick schien auf ihr zu ruhen. Er lächelte sie an. Und dann wurde sein Blick zweifelnd. Und dann nachdenklich ernst. Aufhören! Sie schüttelte den Kopf, so als wolle sie das Bild einfach wegwischen.

 

Es bohrte sich eine Frage in ihrem Kopf, die sie lieber nicht beantwortet haben wollte: Was wäre, wenn Angel nicht der einzige verfluchte Vampir ist? Seufzend nahm sie die Chronik und begann zu lesen....

In einer Chronik über die Vampire der alten Welt fand sie folgende Sätze: Vampire, verfluchte, die...: Erstgeborene einer traditionellen Familie, wie Zigeuner, Indianer, Religiöse sind oft auch erste Opfer von denen Untoten, die ebenso als Erstgeborene töten. Um die Opfer weitgehend vor sich selbst und anderen zu schützen, werden sie mit Bannsprüchen, Zauber, Flüchen belegt, wenn die Stammesältesten, Seher oder selbst betroffene Älteste nicht in der Lage sind, Ihre Kinder zu töten. Sie werden dazu gebracht, Jäger einzubeziehen, die solche Opfer von dem Fluch befreien, indem sie diese töten oder sie zu demjenigen führen, der ebenso verflucht wurde, doch da solche Opfer in vielen verschiedenen Teilen der Welt verstreut sind, ist es oft schwer, diese Suche aufzunehmen... Siehe Chronik des Engelsgleichen...“.

 

Buffy hatte genug gelesen. Der Engelsgleiche wurde auch Angelus genannt. Nun war er ja wieder Angel. Und da stand tatsächlich, daß Angel nicht der Einzige zu sein schien. Vielleicht nur der Einzige mit einer Seele?

Sie klappte das Buch zu, so hart, daß eine Staubfontäne in ihr Gesicht wehte. Sie hustete. Ihr Herz klopfte wie wild. Also sprach die alte Meisterin die Wahrheit. Jetzt brauchte Buffy nur noch warten, bis Sadie auftauchte. Dann könne sie sich selbst ein Bild machen. Verflucht hin oder her. Wenn Sadie sie bat, ihr einen Pflock ins tote Herz zu jagen, würde sie nicht lange zögern. Und wenn diese andere Jägerin, Vampir oder nicht, auftauchte, erfuhr sie sicher mehr, als ihr lieb war. Buffy beschloß, noch etwas zu trainieren. Dafür brauchte sie entsprechende Kleidung. Sie lief in ihr Zimmer, um sich umzuziehen...

 

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6.  Jäger gegen Jäger

 

Knapp zwei Stunden vor Xanders Arbeitsantritt im Bronze, beschloß er, einfach bei Buffy rein zu schneien, um sie zu einem Drink einzuladen und so das Ganze zu klären. Er hoffte, dieser Vampirin, die Sadie töten wollte, nicht zu begegnen, obwohl er nicht damit rechnete, daß sie ihm etwas antat. Doch zur Sicherheit packte er sich die Taschen mit Kruzifixen und Pfählen voll. Man weiß ja nie.

Er stieg in seinen verbeulten, grauen Van und fuhr zur Jägerin. Er bemerkte den Schatten hinter sich nicht, der sich an seine Versen heftete....

Xander fuhr extrem langsam und sah sich immer nach links und rechts um, als erwartete er, daß sich gleich jemand auf ihn stürzen würde. Auch im Rückspiegel erkannte er nichts. Klar, Vampire und Spiegel, was für ein Witz. Es war auffallend ruhig in Sunnydale. Kaum Leben auf den Straßen.

Vereinzelte Pärchen gingen in Richtung Bronze. Er kam in die Einfahrt des Hauses der Familie Summers. Er stellte den Wagen vor dem Gartenzaun ab und hupte dreimal kurz, damit Buffy schon ahnte, wer sie besuchen kam. Er sah Licht in ihrem Schlafzimmer. Das Fenster war offen.

Er stieg aus dem Wagen und ging zur Haustür. Bevor er anklopfte, hörte er ein Rascheln hinter sich. Er drehte sich um, mit einem Pfahl in der Hand: „Komm raus! Ich mag diese Spielchen nicht, verstanden? Wer ist da?“ Xander stand ganz still und seine Augen waren auf das dichte Dornengestrüpp gerichtet, aus der das Geräusch kam. „Sadie? Wenn Du das bist, hab keine Angst. Du hast Buffy gefunden.“ flüsterte er zu dem Busch. Er kam sich für einen Moment ziemlich albern vor. Doch wenn Sadie tatsächlich in der Nähe war, hatte er jetzt seine Schuldigkeit bei ihr getan.

Die Tür ging auf und eine erstaunte Jägerin stand vor ihm: „Xander, hey! Dachte ich´s mir doch, daß Du´s nicht lange ohne mich aushältst. Komm rein!“ Sie trug ein weißes, enges Top, schwarze Jogginghose. Ihre blonden Strähnen klebten an ihrer Stirn. „Hey, Buff! Hab ich Dich beim Training erwischt? Au!“ Seine Kopfwunde zog ordentlich vor Schmerzen. Er faßte sich an den Hinterkopf. „Tut es sehr weh? Laß mal sehen!“ Xander wehrte ab: „Schon gut. Harmony hat mich gut versorgt. Für einen fiesen Vampir war sie sogar ziemlich nett.“ Buffy lachte.

Sie trocknete sich den Schweiß von ihrem Gesicht: „Schöne Grüße von Will. Ihr geht´s richtig gut.“ Xander ging zum Kühlschrank und laß ihre Karte. Er grinste: „Sie hat´s ja toll getroffen. Meine beste Freundin sonnt sich mit Hexenschwestern ihren weißen Hintern und ich muß mich hier von Blutsaugern verprügeln lassen.“ Er schüttelte verächtlich den Kopf: „Darf ich mir etwas zu trinken machen?“ Buffy nickte ihm zu: „Ich mach mich schnell fertig und dann geht es abtanzen, o.k.?“

Xander blickte Buffy mit leuchtenden Augen an: „Ich freu mich, daß ich Dich nicht erst dazu überreden brauche! Nur zu, Goldlöckchen...“ Buffy sah ihn neckisch an: „He! Das darf nur Spike zu mir sagen, ist das klar?“ Xander schaute verlegen zu Boden und zuckte mit den Schultern.

Seit Spike der Gang bei der Dämonenjagd zur Seite stand, waren Buffy und er so etwas wie Verbündete. Durch einen Fluch von Willow wollten die Zwei sogar mal vor den Traualter, küßten und befummelten sich. Eine Erinnerung des Grauens. Xander schüttelte sich, als er daran dachte. Und bei ihrer letzten Begegnung nannte Spike sie „Goldlöckchen“. Er hatte so einige Spitznamen für die gesamte Scooby Gang, die Xander gar nicht gefielen. Doch Spike war trotz seiner Hilfe immer noch ein böser Vampir, woran er sie auch stets erinnerte. Seit die Initiative ihn daran hinderte, zuzubeißen, war er beinahe wie ein zweiter Angel. Nur mit dem feinen Unterschied, daß Spike keine Seele hatte.....

 

Buffy verschwand in ihrem Zimmer. Sie schaltete das Radio ein, während sie sich im Bad einer flüchtigen Katzenwäsche unterzog. Sie malte sich ihre vollen, sinnlichen Lippen mit einem dunklen Rotton an und zog ihre Augen mit einem Kajal nach. Das genügte. Sie sprühte sich mit ihrem Lieblingsparfüm „Roses“ ein, steckte ihre Haare zu einem Dutt und sang zu einem Song der gerade lief, den Refrain mit.

Gerade, als sie sich in ihr schwarzes Lederoutfit zwängen wollte, war ihr, als hätte sie in ein fremdes Gesicht am Fenster gestarrt. Sie zog ihr enges Kleid schnell über, was gar nicht so einfach war, da Leder ja ziemlich eng anlag. Sie starrte gebannt auf das Fenster, das leicht hin und her schwang, anscheinend vom Wind. Sie ging langsam zum Radio und stellte es aus. Dann machte sie zwei Schritte zum Fenster und horchte. Sie steckte den Kopf raus und sah nach allen Seiten. Links, rechts, nach unten.

Nichts. Ihr Instinkt als Jägerin meldete sich. „Hallo? Wer immer Du bist, zeig Dich!“ Es klopfte leise an der Schlafzimmertür. Xander flüsterte von draußen: „Buffy? Alles klar? Kann ich rein...“ Buffy lief zur Tür und öffnete sie einen Spalt: „Ja, aber sei leise und setz Dich auf das Bett. Ich glaub, ich hab jemanden am Fenster gesehen.“ Als Xander in Buffys Zimmer trag, flog sein Blick über die Jägerin.

Ihr Trägerkleid aus Leder paßte wie angegossen und unterstrich ihre weiblichen Formen: „Wow! Du siehst...wie immer supertoll aus, Mädchen!“ Flüsterte er weiter und setzte sich brav auf das Bett. Auch seine Nerven waren zum Zerreißen gespannt. War es Sadie? Oder diese Killerrin?

Buffy lächelte Xander an: „Du kleiner schmeichelnder Schleimer, Du!“ neckte sie ihn. Da! Ein Rascheln. Xander und Buffy starrten gleichzeitig auf das Fenster. Als Xander aufstehen wollte, hielt Buffy ihn am Arm zurück. Als er zum Reden ansetzen wollte, hielt sie warnend den Finger an den Mund. Xander nickte ihr zu und schwieg. Es fiel ihm allerdings ziemlich schwer. Die Stimmung war angespannt. Plötzlich war eine weiße, blasse Hand am Fenstersims zu sehen. Sie vernahmen ein Wimmern. Doch kein Atem.

 „Ist hier...Buffy Summers? Bitte...ich....brauche....sie ist in der Nähe...ich brauche Hilfe. Wenn Du...diese.....Jägerin...bist, dann....bitte....ich...Dich, mich zu....erlösen....oooh.“ Ein dumpfer Aufprall war zu hören. Die Hand verschwand wieder.

Jetzt hielt Xander und Buffy nichts mehr auf dem Bett. Beide erhoben sich gleichzeitig und stürmten zum Fenster. Eine junge Frau lag bewußtlos unter Buffys Schlafzimmerfenster. Xander deutete auf sie: „Das ist sie, die mich hypnotisierte! Sadie!“

Als Buffy und Xander der Vampirin hochhelfen wollten, flog knapp an Buffys Arm ein Pfeil vorbei. „Laß sie los! Sie gehört mir!“ Aus dem Gebüsch tauchte eine andere Frau auf. Besser gesagt eine Vampirin. Sie trug knallig rote, enge Lederklamotten, eine Lederjacke, eine Lederhose und ein roter Leder-BH leuchteten den beiden entgegen, sogar im Dunkeln hob sich die Gestalt hervor. Sie trug eine kleine Armbrust. Ihre Haare waren schwarz und hingen ihr wild im Gesicht. Sie gingen ihr bis über die Schultern. Und noch eines fiel auf. Sie sah Sadie ziemlich ähnlich. Buffy stellte sich vor Xander und Sadie. Xander gab ihr in der Eile schnell einen Pflock aus seiner Jackentasche. „Moment! Schön der Reihe nach und hinten anstellen! Wer bist Du und was willst Du?“

„Halt Dich daraus, Jägerin! Das ist Familiensache, klar? Sadie gehört mir! Wenn sie hier einer tötet, dann ich!“ Ohne eine Antwort von Buffy abzuwarten, schmiß Fiona die Armbrust weg und stürzte sich auf Buffy. Sie zeigte ihr Vampirgesicht, stob mit den Armen nach vorne und warf Buffy um. Buffy wehrte sich ihrerseits und trat Fiona mit dem rechten Knie in den Bauch und versetzte ihr einen mit beiden Fäusten nacheinander heftigen Kinnschlag, so daß sie mit einer derben Wucht auf den Rücken geschleudert wurde.

Xander und Sadie konnten unbemerkt in Buffys Haus schleichen. Sadie war immer noch bewußtlos. Und ziemlich schwer, wie Xander feststellen mußte. „Danke, Mensch. Fiona, das ist...meine Schwester...sie wurde dazu...erwählt, mich umzubringen...“ hörte Xander wieder in seinem Kopf. Er legte Sadie auf die Couch im Wohnzimmer. Dann lief er zur Tür raus und rief Buffy zu, wer die Vampirin war.

Fiona raste vor Zorn: „Halt Dich raus!“ Sie wuchtete sich vom Boden und flog aus dem Stand auf die Jägerin zu. Buffy konnte sich noch rechtzeitig umdrehen und stieß mit dem Pfahl erbarmungslos zu. Fiona brachte noch ein: „Neeeeiiiin!“ zustande. Dann zerfiel sie zu Staub.

 

X

 

7. Schicksalsschläge

 

Gerade in diesem Moment erwachte Sadie. Sie spürte einen stechenden Schmerz in ihrer Herzgegend und wuchtete sich von der Couch hoch. „Fiona, nein!“ brachte sie hervor und hielt sich am Tisch fest. Xander, der Sadies Schrei aus der Küche gehört hatte, lief zu ihr. „He! Sadie! Ist ja gut. Sie kann Dir jetzt nichts mehr tun. Buffy hat nur ihren Job gemacht...es...tut mir leid.“ Sagte Xander mitfühlend. Und er meinte es sogar ehrlich. Er versuchte, Sadie in den Arm zu nehmen, doch sie stieß ihn von sich. Sie sah ihn mit ihrer Vampirfratze an: „Sie war immerhin meine Schwester. Buffy ist also die Jägerin. Fiona kannte sie, ich nicht. Sie war dazu verflucht, mich zu töten. Jetzt wünschte ich, ich hätte sie gewähren lassen.“ Sagte sie traurig und ging hinaus zu Buffy.

 

Xander beschloß, ihr nicht hinterher zu laufen. Das war wohl eine Sache zwischen den beiden. Er würde helfen, wenn es nötig war. Er setzte sich wieder auf die Couch, nippte an seinem Bier und schaltete den Fernseher ein. Noch knapp eine Stunde, bis er zur Arbeit mußte. Vielleicht konnte er Buffy und Sadie dazu bewegen, gemeinsam ins Bronze zu kommen, um die Gedanken bei guter Live - Musik zu ordnen....

 

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Buffy stand immer noch da und sah den Staubhaufen an. Ihr wurde kalt. Sie fühlte sich nicht als Siegerin. Sie empfand Mitleid. Doch warum eigentlich? Sie machte hier nur ihren Job. Oder hätte sie zulassen sollen, daß Fiona ihre Schwester tötet?

 „Ja, das hättest Du. Ich war nur zu feige, mich ihr zu stellen. Ich wollte einfach überleben. Wenn es nicht meine Aufgabe gewesen wäre, Dich zu finden, wäre ich schon längst wie sie  ein Haufen Staub.“ Hörte sie eine Stimme vor sich. Sie blickte Sadie entgegen.

„Du kannst meine Gedanken lesen? Was für eine Art Vampir bist Du?“ Buffy verwünschte sich, diese Frage gestellt zu haben. „Ich bin Sadie. Oder Sandrina Moya. Fiona war meine Schwester. Wir stammen von der Sippe der Chintas ab. Ich...wurde von meinem Vater bestraft. Er sagte mir, ich soll Dich suchen, damit Du mich tötest, um mich zu erlösen.“ Sie zeigte ihr Vampirgesicht. „Ich bitte Dich, es zu tun. Töte mich!“

Buffy hob automatisch den Pfahl, den sie immer noch in der Hand hielt. Dann bemerkte sie plötzlich Tränen in Sadies Gesicht. Tränen? Vampire können doch nicht weinen? „Ich schon. Ich verfüge über gewisse Kräfte. Ich bin eine Chinta. Wir sind mächtige Zigeuner, Buffy. Wir haben als Menschen Macht, die uns schon in die Wiege gelegt wurde.. Und als Vampir verdoppelt sich diese Macht.“ Hörte Buffy Sadies Stimme in ihrem Kopf.

Sie ließ den Pfahl sinken und schüttelte langsam den Kopf: „He! So läuft das nicht. Da ist doch ein Haken, oder? Du bist nicht böse. Ich töte nur die Bösen. Etwas stimmt ganz und gar nicht mit Dir! Komm, bevor ich Dich pfähle, möchte ich Deine Geschichte hören. Ausnahmsweise.“

Buffy steckte den Pfahl in ihre Lederjacke, die sie sich aus ihrem Schlafzimmer geholt hatte. Sie stieg einfach in ihr Fenster ein, aus Gewohnheit, wie sie es früher tat. Sie hörte den Fernseher aus dem Wohnzimmer laufen. Xander wußte schon, wie er sich beschäftigen konnte. Und das war auch gut so.

 

Sadie wischte sich die Tränen aus dem Gesicht: „Du....willst mich nicht töten? Und Du willst eine Jägerin sein? Was quälst Du uns beide unnötig? Ich bin nicht gerade scharf darauf, Dich mit etwas zu konfrontieren, was Dir eventuell...weh tun könnte...“ sie verstummte.

Buffy fiel die Meisterin ein. „Sie wird Dir vorher das Herz brechen.“ Buffy erzählte ihr von der Begegnung und ihrer Prophezeiung. Sadie machte große Augen: „Das war eine ehemalige Seherin der Roma, Verushka. Sie ist genauso verflucht gewesen. Darum solltest Du sie töten. Sie hatte....genau wie ich...eine Seele.“

Jetzt war es raus. Buffy blieb stehen. Sie war geschockt. Und verwirrt. „Was sagst Du da? Wie kommt es, daß...das darf nicht wahr sein, das gibt es nicht, ich...nein. Das kann ich nicht glauben.“ Sie holte den Pfahl wieder aus der Tasche. Wut sammelte sich in ihr. Da war also der Haken. „Erzähl mir, wie es dazu kam. Bevor ich es mir anders überlege.“ Sie schluckte tapfer ihre Tränen, die in ihr hochstiegen, hinunter.

Buffy fühlte sich erstaunlich beherrscht. Ihre Hände zitterten zwar und sie war nahe daran, zu weinen. Doch sie atmete tief durch und nickte Sadie ermunternd zu. Sie quälte sich sogar ein kleines Lächeln ab. Sadie lächelte zurück. Dann sah sie verlegen weg.

 

Sie waren am Friedhof angekommen und setzten sich auf eine Bank. „Der Haken ist nicht nur mein Fluch, Jägerin. Es gibt einige von unserer Art. Ich fühle Schmerz in Dir. Du erinnerst Dich an jemanden, der Dir sehr nahe gestanden hat. Du liebst ihn, obwohl Dein Herz bereits jemand anderem gehört. Und er liebt Dich, obwohl er krampfhaft versucht, Dich zu verdrängen. Es wird ihm nie gelingen. Hab ich recht? Erzähl mir von ihm.“ Buffy schüttelte energisch den Kopf: „Geh aus meinen Gedanken! Du bist zuerst zu mir gekommen und wolltest meine Hilfe. Also erzähl mir Deine Geschichte. Ich höre Dir zu. Das kann ich sehr gut.“

 

Sadie begann. Und Buffy hörte zu. Die Nacht war noch jung. So saßen dort zwei Wesen, wie sie unterschiedlicher nicht sein können und unterhielten sich über ihr Leben....

 

X

 

Als Sadie geendet hatte, standen der Jägerin Tränen in den Augen. Sie holte ein Taschentuch aus der äußeren Tasche ihrer Lederjacke und wischte sich das Gesicht ab. „Ihr wurdet beide verflucht, weil ihr euch in die Jungs des verfeindeten Stammes verliebt habt? Und die wurden also zu Vampiren und machten euch auch dazu? Weißt Du, wer eure Geliebten verwandelt hat?“

Sadie schüttelte den Kopf: „Wir hatten gar keine Gelegenheit dazu, etwas zu erfahren. Sie überfielen uns im Schlaf. Fiona veränderte sich am schnellsten. Sie tötete die halbe Sippe. Mein Vater hat, nachdem er unsere Freunde pfählte, sie mit einem Bannfluch belegt. Sie wurde verdammt, mich zu jagen und zu töten. Falls sie es nicht schafft, solltest Du es für sie tun. Doch vor meinem Tod soll ich noch den Erlöser finden. Den, der ebenfalls von einem unserer Vorfahren verflucht wurde, da er eine Zigeunerin zum Vampir machte....“

 

Buffy schluckte. Sie wußte sofort, daß Sadie nur Angel meinen konnte. Sie schien ihn ebenso nicht zu kennen, nur von ihm gehört zu haben, durch ihren Vater. Vielleicht erfuhr sie mehr über diesen Fluch und konnte Angel damit konfrontieren. Er suchte schließlich nach Erlösung, so wie Sadie. Doch an ein Zusammentreffen der beiden beseelten Vampire mochte sie gar nicht denken. Sie erhob sich und lief ein paar Schritte. Sie kämpfte mit sich.

 „Buffy? Was ist? Habe ich etwas Falsches gesagt? Du bist traurig und wütend. Es tut mir leid, wenn ich...“ Buffy drehte sich um. Jetzt war es an ihr, Sadie ihre Geschichte zu erzählen. „Schon gut. Ich...kann Dir helfen, diesen Erlöser zu finden. Ich kenne ihn.“

Sadie stand ebenso auf und faßte Buffy an den Schultern: „Was hast Du da eben gesagt? Hab ich das richtig verstanden? Ist das wahr? Buffy! Ich suche seit über 293 Jahren nach ihm! Wenn Du mir hilfst, mit ihm zusammenzukommen, dann könnte...dann würde ich meinen Frieden finden...und er...auch. Vielleicht sucht er ebenso nach den Gründen seiner Verfluchung, wie ich. Ich habe niemanden gefunden, der so ist wie ich, in all den Jahrhunderten ist mir nur Haß begegnet, böse Geister, Dämonen, Vampire, ich hätte schon längst aufgegeben, wenn ich nicht gewußt hätte, daß die Wahrheit irgendwo da draußen ist! Ich verspreche Dir, wenn Du mich zu ihm führst und wir....uns ausgetauscht haben, dann kann ich in Frieden gehen. Auch wenn das vielleicht für ihn bedeutet, nicht genug Antworten zu bekommen, ich werde ihm mein Wissen zukommen lassen. Vielleicht macht es dadurch sein untotes Dasein etwas leichter. Ich bin Dir so dankbar, Buffy, ich...“ sie fiel auf die Knie und begann hemmungslos zu weinen.

Buffy sah zu Sadie hinunter. Jetzt konnte auch sie ihre Gefühle nicht mehr zurückhalten. Sie mußte den Redeschwall der Vampirin erst einmal verdauen. Tausend Gedanken schossen durch ihr Gehirn. Sie bückte sich zu Sadie hinunter und gebot ihr, aufzustehen. Sie sah in ihr verheultes Gesicht. „Sadie, bitte...hör auf zu flennen. Ich...tu Dir den Gefallen, wenn ich dem...Erlöser damit auch helfen kann.“ Sie sah Sadie nur noch verschwommen, da auch ihre Tränenflut nicht mehr zu bändigen war. Sie ließ sich von ihren Gefühlen einfach leiten und umarmte die Vampirin.

Als Sadie sie fest drückte, wurde die Jägerin mit Bildern, Visionen und Emotionen übermannt, die in Sadies Leben eine Bedeutung spielten. Sie ließ Buffy an ihrem bisherigen Leben teilhaben, damit sie sich ein Bild machen konnte.

Buffy zuckte kurz und schloß die Augen, damit die Bilder besser auf sie wirken konnten. Als die Flut der Visionen endete, hing die Jägerin schlaff in Sadies Armen. „Ich habe Dir ein Teil von mir gegeben, Buffy. Alles was ich denke ohne es auszusprechen, wirst Du hören, ob es Dir gefällt oder nicht. Es könnte Dir von Nutzen sein, um besser zu verstehen. Doch wenn Du es nicht willst, kannst Du es mir mitteilen, ich dachte nur, daß...“ Buffy löste sich sanft aus Sadies Umarmung. „Ist schon gut, ich weiß, daß Du mir helfen willst, Dich besser zu begreifen.“ Sprach Buffy in ihre Gedanken. Auch sie hatte nun die Fähigkeit, sich telepathisch mit Sadie zu unterhalten. Gar nicht mal so schlecht.

Doch das Härteste stand Buffy noch bevor. Die Konfrontation mit ihrer Vergangenheit. Und das Kapitel Angel....

 

X

 

Bevor Buffy loslegen wollte, sah sie auf die Uhr. Xander mußte bald zum Bronze, er hatte einen Job zu erledigen. Buffy kam eine ungewöhnliche Idee: „Sadie, was hältst Du davon, wenn ich Dir meine Story in Kurzfassung bei guter Livemusik erzähle? Das Bronze ist Kult und dort habe ich mit Angel, ähm...viele Erinnerungen an Deinem Erlöser gehabt. Hast Du Lust, abzutanzen?“ Sadie strahlte über das ganze Gesicht. Es war über 100 Jahre her gewesen, seit sie das letzte Mal getanzt hatte! Und ihr war auch der Name desjenigen nicht entgangen, den Buffy den Erlöser nannte: Angel... oder auch Angelus: der Engelsgleiche. Es war wie ein Traum. Sie konnte es gar nicht richtig glauben.

Fast wie zwei gute Freundinnen gingen die beiden ungleichen Frauen zu Buffys Haus zurück, um Xander darum zu bitten, sie mit ins Bronze zu nehmen....

 

8. Erinnerungen

 

Xander war wie sooft auf der Couch im Wohnzimmer eingeschlafen. Mit offenem Mund lag er da, die Beine quer über der Couch ausgebreitet, die Bierdose in der linken Hand. „Ein Bild für die Götter, nicht wahr, Sadie?“ flüsterte Buffy der Vampirin zu. „Spotte nicht über ihn. Er hat mir schließlich geholfen, Dich zu finden.“ Buffy zuckte mit den Schultern.

Sie rief Xander zu: „Dämonenalarm! Sofort auf Posten!“ Xander wachte auf der Stelle auf, kippte sich das Bier vor Schreck über die Hose und erhob sich: „Was...wo....wieviele?“ Sadie und Buffy sahen auf den besudelten Xander hinab und konnten sich ein Grinsen nicht verkneifen. Xander guckte Buffy böse an: „Ja, ja, macht euch nur lustig! In einer halben Stunde muß ich zur Arbeit. Ich brauche eine neue Hose. Vielen Dank auch!“ Buffy schüttelte den Kopf und erzählte ihm von ihrem Plan. Sofort strahlte er über das ganze Gesicht.

Gemeinsam gingen sie zu seinem Wagen: „Darf ich bitten, Ladies?“ Er fühlte sich mächtig. Wann hatte man schon mal zwei hübsche Bräute im Wagen? Auch wenn eine davon ein Vampir war.

Sie fuhren erst zu Xanders Wohnung, wo er sich schnell umzog. Dann ging es ins Nachtleben von Sunnydale!

 

X

 

Der Laden war wie immer gut besucht. Die Liveband spielte bereits und Buffy führte, nachdem sie Sadie eingeladen hatte das Bronze zu betreten, die Vampirin an den Tresen, wo Xander schon fleißig Drinks verteilte, er hatte eine weiße Schürze umgebunden und trug ein schwarzes Muskelshirt und eine dazu passende Lederhose. Er bediente die zwei Mädels und bemerkte etwas zu Sadie, in dem er sich kurz zu ihr hinüberbeugte: „Du bist der erste Vampir, dessen Drink aufs Haus geht und in einem Glas serviert wird.“ Er lächelte sie an. Buffy machte große Augen. Es schien, als ob Xander Sadie mochte! Sie nahm das Glas mit Gingerale und einem Schuß Wodka und stieß mit ihren „neuen Freunden“ an. Obwohl Vampire eigentlich nichts zu sich nehmen, außer Blut, paßten sich einige auch dem normalen Essen an, um nicht aufzufallen. Auch Sadie schien kein Problem damit zu haben. Doch dann veränderte sich ihr Gesichtsausdruck rapide.

Sadie wurde aufeinmal unruhig, sie sah sich nach allen Seiten um. Buffy ging auf sie zu und berührte sie am Arm: „Was ist mit Dir? Stimmt was nicht?“ Sadie schüttelte den Kopf: „Der Laden ist nicht übel, Buffy. Doch das hier auch andere Vampire herumspazieren....“ Buffys Jägerinstinkt wurde sofort alarmiert: „Wo sind sie? Ich werde sie....Moment, Sadie. Wir sind hier am Höllenschlund schon vergessen? Es ist seit Jahren normal, daß alle Art von Dämonen in Menschengestalt sich einen Happen holen. Und dieser Ort ist der gedeckte Tisch für sie, verstehst Du? Xander, kümmere Dich solange ich weg bin um sie, okay? Ich bin gleich wieder zurück. Und dann ist Tanzen angesagt, ja?“ Xander, der immer in Bewegung war und die Theke putze, nickte ihr ermunternd zu: „Geh Du nur auf Vampirjagd. Äh, sorry, Sadie. Das ist nun mal die Jägerin wie Du weißt und wenn Du sie schon auf Deine...äh, auf die anderen bösen Jungs und Mädels aufmerksam machst, dann kann sie nicht anders. Normalerweise merkt sie es von selbst, doch oft müssen wir sie auch...äh, darauf hinweisen, denn sie ist meist in Männerbegleitung und abgelenkt, wenn Du verstehst, was ich meine...“ Sadie nickte und sagte zu Xander, daß sie sich ins Gewühl stürzt und schon mal tanzen geht. Es wurde ein Blues gespielt und sie wiegte sich im Takt der Musik wie eine geschmeidige Schlange.

Xander konnte sich noch keine Pause leisten, doch er ließ es sich nicht nehmen, Sadie aus den Augenwinkeln zu beobachten. Anya schien wie weggeputzt zu sein....

 

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Sadie bewegte sich im Takt der Musik. Der Rhythmus brachte sie fast in Trance. Sie sah die Menschen und Augenpaare, die auf ihrem Körper ruhten, doch das störte sie nicht weiter. Zum ersten Mal fühlte sie sich frei und von allen Sorgen losgelassen. Sie spürte die Anwesenheit von bösen Vampiren um sich herum, doch auch das störte sie eigentlich nicht. Obwohl sie eine Seele besaß und das ihre „Brüder und Schwestern“ bemerkten und sie eigentlich verspotten mußten oder angreifen konnten, ließen sie Sadie in Frieden.

Plötzlich sah sie Xander vor sich. Er umfaßte ihre Hüften und lächelte sie an: „Ich habe Pause, Sadie. Und ich soll den Babysitter spielen. Also, ich nehme diesen Job sehr ernst. Sei artig, okay?“ Sadie lachte und schüttelte den Kopf. Sie schickte ihm ihre Gedanken: „Du bist süß, weißt Du das? Ich danke Dir und Buffy, daß ihr mir helfen wollt. Vergiß nicht, daß wir noch etwas vorhaben.“ Sie entzog sich seiner Berührung. Xander begriff plötzlich, wen er da gerade anmachte und das er Sadie überhaupt anmachte und wurde verlegen. „Ja...okay, schon gut. Ich bin es gewohnt, abgewiesen zu werden. Ich schau mal, wo Buffy bleibt. Du kommst klar?“ Sadie nickte und rief ihm zu, daß er sich keine Sorgen machen brauchte.

Sie schloß die Augen und stellte sich Angel vor. Wie er wohl aussah? Wie es wohl sein wird, wenn sie ihm begegnete? Ob er es überhaupt zuließ? Sie schüttelte den Kopf um diese Gedanken loszuwerden und gab sich den schnellen Rhythmen hin...

 

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Buffy hatte den Hinterausgang genommen, der von den Vampiren oft genutzt wurde, um sich an ihren Opfern zu vergreifen. Sie spürte gleich vier Vampire, zwei weibliche und zwei männliche, ganz in ihrer Nähe. Sie holte den Pflock aus ihrer Jackentasche und hielt wachsam an den Stellen Ausschau, wo sie die Blutsauger auch sonst immer fand. Bei den Mülltonnen, in einer engen Gasse zwischen dem Bronze und einer Häuserreihe. Genau dort standen die vier, jeder von ihnen hing an den Hälsen eines Opfers. Das Schmatzen und Saugen war nicht zu überhören. „Genug gesaugt. Jetzt ist es Zeit zu sterben!“ rief Buffy den Vampiren zu und stürzte sich auf den ersten.

Die anderen drei ließen ihre Opfer einfach auf den Boden fallen und attackierten die Jägerin von hinten mit Tritten in den Rücken und Faustschlägen auf den Schultern. Buffy erledigte den ersten, in dem sie ihn herumriß und einen Klammergirff benutzte, der ihm die Luft abschnürte. Sie wuchtete ihn mit einem Fuß zu Boden und stellte diesen auf seine Brust. Dann schlug sie blitzschnell mit dem Pflock zu. Der Vampir zerfiel sofort zu einer Staubwolke.

Dann richtete sie sich auf und kickte die drei Angreifer mit Händen und Füßen von sich. Sie flogen nach allen Seiten und hatten Mühe, sich wieder zu erheben. „Nicht alle aufeinmal! Ihr wollt doch noch ein paar Sekunden Spaß haben, oder?“ Eine Vampirin machte einen Schritt auf sie zu und begann zu lästern: „Wieso tötest Du diese verfluchte Schlampe nicht? Warum müssen wir dran glauben, obwohl das Miststück da drin ihren Spaß hat? Wir hätten sie töten sollen!“ Das ließ Buffys Wut neue Kraft schöpfen. Sie lief auf die Vampirin zu, den Pflock in der rechten Hand: „Das laß mal meine Sorge sein, Du stinkendendes, untotes Monster!“ Sie verpaßte der Vampirin einen Kinnhaken. Sie fiel nach hinten. Sie wuchtete sich mit beiden Händen wieder auf und verpaßte Buffy einen Tritt mit beiden Knien in den Bauch. Die zwei übrig gebliebenen männlichen Vampire ergriffen das Weite.

Buffy taumelte rückwärts gegen die Wand und hielt sich den Bauch, es schmerzte zwar nicht sehr, doch es genügte, um sie nach Luft schnappen zu lassen: „Aua!“ brauchte sie hervor. Doch als sie zum erneuten Angriff starten wollte, zerfiel die Vampirin vor ihren Augen zu Staub.

Xander hatte einen Eispickel in der Hand. „Wow! Ich wußte gar nicht, daß es hiermit auch funktioniert!“ Er ging zu Buffy und half ihr auf die Beine: „Alles okay? Tut´s weh?“ Buffy schluckte den Schmerz hinunter: „Schon gut. Äh, danke, mein Held. Wir müssen jetzt langsam mit Sadie reden. In ein paar Stunden wird es hell.“ Xander nickte ernst und seufzte. So schnell waren sie wieder in der Realität. Buffy drehte sich zu Xander um: „Glaubst Du, mir fällt es leicht, alte Geschichten aufzuwärmen? Langsam wird mir klar, was die Meisterin meinte, als sie sagte, Sadie wird mir das Herz brechen. Es tut mir jetzt schon weh, obwohl ich ihr noch nichts erzählt habe.“ Xander schluckte. Er sparte sich jeden Kommentar, weil er wußte, wie sehr Buffy unter Angels Trennung litt. Er mußte plötzlich wieder an Anya denken. Er sagte zu Buffy, daß er telefonieren ginge: „Du...schaffst das doch auch ohne mich, nicht wahr?“ Buffy nickte tapfer. Sie steckte den Pflock wieder weg und wühlte sich durch dichte Menschenmassen.

Als sie Sadie dort so unbekümmert tanzen sah, beschloß sie ebenso, mitzutanzen. So könne sie das Gespräch noch etwas hinauszögern. Es würde hart genug werden, das wußte die Jägerin. Als Sadie Buffy sah, legte sie die Arme locker auf ihre Schultern. Buffy lächelte. Es war schon verrückt. Sie tanzte mit einer Vampirin und erinnerte sich an die Augenblicke mit Angel im Bronze...Buffy schloß die Augen. Und Sadie tat es ihr nach: „Du brauchst mir nichts zu erzählen, Jägerin. Unsere Gedanken sind eins. Ich werde jetzt vorsichtig Deine Schläfen berühren und massieren. Hab keine Angst. Ich wühle nicht zu sehr in Intimitäten herum, ich hole mir nur das aus Deinen Gedanken, was ich wissen will. Einverstanden?“ Buffy nickte. Sie vertraute Sadie. Sadies Hände waren warm und sanft. Es lief sogar ein Prickeln durch Buffys Körper. Sie konzentrierte sich und hörte, daß die Musik lauter wurde. Sie spürte ihren eigenen Herzschlag. Dann sahen sich die beiden direkt in die Augen. Sadie sah überrascht aus. Nach einer Weile liefen ihr Tränen übers Gesicht. Buffy war besorgt: „Was ist los? Warum weinst Du?“  fragte sie ohne Worte die Vampirin. Sadie schüttelte den Kopf und schickte ihr nur einen Gedanken: „Es ist nichts. Ich brauche noch ein paar Minuten. Entspann Dich, Buffy. Mir geht es gut.“ Buffy berührte Sadies Hände und drückte sie extra an ihre Schläfen. Buffy spürte ein Kribbeln und ihr ganzer Körper wurde warm. Sie begann zu schwitzen. Ein eigenartiges Gefühl von einem Vampir benutzt zu werden. Buffy begriff, daß Sadie nicht nur klug war, sondern wie sie selbst sagte, auch sehr viel Macht besaß. Dann war plötzlich alles vorbei.

Sadie ließ sie los und drückte Buffys Hände fest: „Es ist gut. Ich weiß das, was ich wissen wollte. Laß uns was trinken und dann besprechen, was wir machen, okay?“ Buffy nickte. Sie fragte sich, was Sadie alles gesehen hatte. Und vor allem, was noch alles von Angel in ihrem Kopf vorhanden war. Sie setzten sich an die Bar, wo Xander ganz vertieft einen Cocktail mixte. Er stellte den beiden ein großes mit Wasser gefülltes Glas mit zwei Strohhalmen hin: „In zwei Stunden ist Feierabend. Ich schätze, ihr habt einen Plan?“ Sadie nickte ihm zu: „Wir besprechen die Details und sagen Dir Bescheid, in Ordnung?“ Xander war erleichtert. Er widmete sich wieder seinem Cocktail. Anya klag fröhlich am Telefon. Sie freute sich schon, wenn die Zwei sich wieder in die Arme schließen konnten. Xander mußte darüber lachen, da er wußte, wie Anya das meinte. Seit er ein geregeltes Sexleben hatte, fühlte er sich mehr als nur gebraucht. Er fühlte sich wichtig. Und das war es, was er brauchte. Das Gefühl, wichtig zu sein.

Buffy und Sadie tranken einen großen Schluck aus dem Glas. Buffy konnte sich nicht mehr beherrschen: „Was hast Du gesehen?“ Sadie errötete: „Fast alles, Buffy. Ich mußte es tun, damit ich weiß, was Angel durchmachte und was ihr beide durchgemacht habt. Du liebst ihn immer noch, nicht wahr? Und er Dich auch. Ihr...habt Euch geliebt...keine Sorge, ich habe nicht alles gesehen, ich habe nur seine...Leidenschaft gespürt und hinterher war er....nicht mehr er selbst und Du hast ihn zweimal töten müssen....er ist in L.A und hat eine Agentur....er ist...sehr...schön. Doch er ist auch verzweifelt. Er hilft den Menschen, obwohl er nicht mit ihnen klarkommt. Er will büßen für das, was er seinen Opfern damals angetan hat. Er sucht nach Erlösung, er...“

Sadie schwieg, als sie sah, daß Buffy hart schlucken mußte. Sie war verwirrt, doch entschlossen, die Sache hinter sich zu bringen: „Hör zu, Sadie. Es tut weh, wenn Angel und ich uns begegnen. Wir streiten nur. Darum schlage ich vor, daß Xander die Sache in die Hand nimmt. Du scheinst eine besondere Wirkung auf ihn zu haben. Ich war damals einmal in Gefahr und Angel hat mich ohne mein Wissen hier besucht, um mir zu helfen. Jetzt ist es an der Zeit, den Spieß umzudrehen. Xander ruft ihn an und wir vereinbaren ein Termin. Ich komme zwar mit, doch er soll mich nicht sehen. Wenn Du nichts dagegen hast.“ Sadie verneinte. „Ich kann ohne sein Wissen auch seine Gedanken Dir zukommen lassen. Du brauchst keine Angst haben, daß Du etwas verpaßt. Es ist zwar...eine Sache zwischen uns, doch...ich möchte nicht, daß Du....Buffy, ich...kann Dir nicht sagen, was ich mit Angel....was ich von ihm erwarte oder wie er auf mich reagieren wird....wenn es soweit ist und...etwas passiert, daß nicht in Deinem Sinne ist...schick mir Deine Gedanken und ich...werde es nicht...tun.“ Sadie wollte nicht, daß Buffy litt, wenn sie Angel vielleicht zu nahe kommen könnte. Sie hatte ihn in ihren Visionen gesehen, als sie mit Buffys Gedanken vereint war. Es war unbegreiflich, was sie jetzt schon für ihn empfinden konnte, obwohl sie ihn noch nicht kannte.

Buffy winkte ab. Sie hatte ja auch schon einen neuen Freund. Was heißt Freund, sie haben sich erst einmal geküßt, doch das sollte schon was heißen. „Danke, daß Du so offen bist, Sadie. Tu, was Du tun mußt. Der Gedanke, daß ich Dich töten soll, tut mir jetzt schon weh. Doch wenn es Dein Wunsch ist...und wenn Angel dadurch auch an Wissen kommt und es ihm hilft...ich halte mich raus. Wenn Du mit ihm....ich meine....lassen wir das. Ich habe einen Freund, weißt Du und...es entwickelt sich, ich...denke nicht oft an...diese Zeiten..“ Buffy hielt inne. Was redete sie da? Sadie trank den Rest des Wassers in einem Zug leer. Das Bronze leerte sich langsam ebenso. Die Liveband spielte auch nicht mehr.

Xander legte seine Schürze ab: „Und, was kann ich für Euch tun?“ Buffy und Sadie lächelten Xander an und sprachen wie aus einem Mund: „Eine gewisse Agentur anrufen.“ Xander staunte nicht schlecht. Sie verließen das Bronze gemeinsam. Die Luft war frisch, der volle Mond schien auf Sunnydale hinab. Sie fuhren schweigend zu ihm nach Hause. Jetzt wurde es ernst. Xander spürte die Anspannung der beiden Frauen. Er sollte also Angel anrufen. Ob er selbst dranging? Was wäre wenn er plötzlich mit Cordelia reden mußte? Seit sie bei ihm arbeitete, hatten die Zwei keinen Kontakt mehr. Sie hatten sich damals im Streit getrennt...Jetzt spürte auch Xander ein mulmiges Gefühl in der Magengegend.

Die Stille wurde ihm langsam unheimlich: „Könntet Ihr mir vielleicht mal sagen, was ihr genau vorhabt? Oder ist das ein großes Geheimnis?“ Buffy verdrehte die Augen. Sie wies ihn an, schneller zu fahren und dann die Agentur anzurufen und ein Treffen für Sadie mit Angel zu arrangieren. „Das ist alles?“ fragte Xander verwundert. Buffy wurde wütend: „Frag nicht soviel, fahr einfach, Mr. Obernervensäge!“ Xander ersparte sich jedes nächste Wort und gab Gas.

Sadie wurde die Sache plötzlich unangenehm. Sie spürte Buffys Wut nur kurz, doch sie war innerlich aufgewühlt. Sadie wollte etwas zu Buffy sagen, doch diese schickte ihr nur knappe Gedanken: „Es ist nichts. Xander redet manchmal nur zuviel, weißt Du? Und Du hast recht. Ich möchte es hinter mich bringen.“  Sadie verstand Buffy. „Du mußt nicht mit, wenn Du nicht....“ begann Sadie ihre Gedanken an Buffy zu schicken, doch sie hielt inne. Der Blick, den die Jägerin ihr zuwarf, sprach Bände. Sie war entschlossen....

 

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9. Der Auftrag

 

Als sie bei Xander ankamen, fragte jener vorsichtig, ob die beiden ihren Plan auch genauso durchführen wollten. Als beide dies bejahten, schickte er noch ein Stoßgebet zum Himmel, das Cordelia das Gespräch nicht annahm.

Sadie ging hinter Xander her und drang schnell in seine Gedanken ein, bevor er etwas sagte, was er nicht sagen sollte. Sie wollte Buffy so weit wie möglich daraus halten: „Sag ihm, wir treffen uns auf einem Friedhof in der Nähe der Agentur. Dieser muß namenlos sein. Erzähle ihm nicht, daß ich verflucht bin. Sag einfach, eine Schwester brauche seinen Rat. Dann versteht er schon.“ Xander gefiel dieser mentale Überfall auf sein Gehirn gar nicht mehr so gut. Er wünschte sich, er könnte es ihr sagen. Er sah sie an, lächelte, nickte und wählte die Nummer von „Angel Investigations“...

 

 

 

 

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Es läutete dreimal, viermal. Dann kam die automatische Ansage mit Cordelias Piepstimme an Xanders Ohr. Er schloß die Augen. Sein Herz klopfte schneller. Merkwürdig. „Hallo, Sie haben Angel Investigations angerufen. Wir helfen jedermann in besonderer Notlage. Bitte hinterlassen sie Rufnummer und Namen. Wir kümmern uns um Sie. Bye!“

Der verdutzte Xander stotterte drauflos: „Ähm, hi, Angel, hi Cordi, ich bins, Xander! Ich habe da ein kleines Problem...“ weiter kam er nicht, denn der Hörer wurde abgenommen.

Xanders Befürchtungen wurden wahr. Cordelia war dran: „Xander? Der Xander? Alexander Harris Lavelle? Bist Du´s wirklich? Ich fasse es nicht! Wie kannst Du es wagen, hier anzurufen? Was fällt Dir ein? Es muß ja was wirklich Dringendes sein, wenn Du....“

Xander hielt den Hörer etwas weiter weg: „Ist Angel da? Es ist wirklich wichtig, Cordelia Chase.“ Er klang ernst. „Warte´ne Sekunde. Bye.“ Das war´s. Es klickte in der Leitung und Xander atmete tief durch, als er Angel am anderen Ende hörte, solide wie immer meldete er sich locker: „Hier ist Angel. Was kann ich für Sie...“ er endete mitten im Satz, als Xander ihn unterbrach. Natürlich hatte Cordi nicht gesagt, wer ihn sprechen wollte, das ist mal wieder typisch.

 „Hallo, Angel, ich bin´s, Xander. Ich würde nicht anrufen, wenn es nicht wirklich wichtig wäre. Mir ist jemand begegnet und ich soll Dir von ihr ausrichten: Eine Schwester braucht Deinen Rat. Sie möchte Dich auf einem namenlosen Friedhof in der Nähe der Agentur treffen. Den Zeitpunkt bestimmst Du.“

Stille herrschte für einen Moment. Xander spielte mit der Telefonschnur. Er war nervös. Wofür brauchte er so lange? „Angel? Bist Du noch dran? Hallo?“ Angel räusperte sich: „Ja, ich bin noch da, entschuldige. Wie heißt sie?“ Xander nannte ihren Namen. Ob er etwas ahnte? Warum hielt er solange inne? War das so etwas wie...Seelenverwandschaft? „O.k., Xander. Was hat sie für ein Problem, diese Sadie?“

Xander atmete tief ein: „Das will sie Dir selbst erzählen. Du mußt ihr helfen, Angel. Sie braucht Deine Hilfe wirklich, okay? Also, was ist?“ Angel sagte ihm, daß er sich mit ihr auf einem Friedhof, wo Obdachlose begraben wurden, treffen würde. Der Ort nannte sich „Galen Falls“. Um Mitternacht. Er nannte ihm die Straße mit Nummer.

 

Xander bedankte sich höflich und notierte Angels Angebot sorgfältig auf ein Notizblatt. Als er auflegen wollte, hielt ihn Angel natürlich zurück. Es kam die Frage, die Xander eigentlich nicht hören wollte: „Wie geht es ihr?“

Xander stand auf und sah Buffy an. Sie nickte ihm zu. Das bedeutete soviel wie „sag ihm, mir geht es gut“. Xander schluckte den Kloß im Hals hinunter: „Wenn Du mit ihr Buffy meinst, ihr geht es gut.“

Auf die weitere Frage, ob sie da sei und er mit ihr sprechen könne, schüttelte Buffy energisch den Kopf.

Xander gab sein Bestes: „Sie ist zur Zeit beschäftigt, Du weißt ja, wie sie ist, Dämonen hier, Vampirjagd da...ich richte ihr Grüße von Dir aus, in Ordnung?“ Xander spürte förmlich, wie enttäuscht Angel war: „Das dachte ich mir. Na schön. Also, bis morgen um Mitternacht. Bringst Du sie her oder kommt sie allein oder seit ihr zu dritt?“ Xander sagte das, was er zu sagen hatte. Sie kamen natürlich zu zweit. Er mußte sich beinahe auf die Zunge beißen, um Buffy nicht zu erwähnen.

Dann war das Gespräch beendet. „Puh! Das war vielleicht ein hartes Stück Arbeit!“ rief er aus. Sadie stand vom Sofa auf und ging zu ihm hin. Sie klopfte ihm anerkennend auf die Schulter: „Das hast Du sehr gut gemacht, mein Freund! Ich danke Dir!“ Xander gab ihr den Zettel und gähnte. „Ich hau mich aufs Ohr. Wenn ihr wollt, könnt ihr hier bleiben und noch etwas plaudern. Sadie, wenn Du einen Schlafplatz brauchst...ähm, hier hat schon mal ein Vampir übernachtet, also macht mir ein weiterer auch nichts mehr aus. Du bist wenigstens nett.“

Sadie verstand nicht, was Xander meinte. Buffy hatte keine Lust, ihr von Spike zu erzählen. Ihr machte es eher zu schaffen, daß Angel sich nach ihr erkundigt hatte. Es wäre noch schlimmer gewesen, hätte er es nicht getan.

Sadie erriet ihre Gedanken: „Er fehlt Dir, nicht wahr? Es tut mir leid, wenn ich alles wieder aufwühle...“ Buffy winkte ab und ließ ebenfalls ein Gähnen von sich: „Du kannst nichts dafür, Sadie, okay? Ich helfe Dir, Du triffst Dich mit ihm, regelst, was immer Du willst mit ihm und dann werde ich Deinen letzten Wunsch erfüllen. Noch Fragen?“ Sadie war erleichtert. Sie schüttelte dankbar den Kopf. „Komm mit, ich kenne da eine leere Gruft. Da kannst Du schlafen. Ich bring Dich hin. Wir sehen uns morgen abend. Gute Nacht.“ Sadie bedankte sich bei Xander und ging mit der Jägerin zu ihrem Schlafplatz.

 

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10. Seelenverwandte

 

Nachdem Buffy Sadie „ins Bett“ gebracht hatte, brauchte die Jägerin selbst lange, um Schlaf zu finden. Jetzt, da sie ohne ein Wort der Vampirin gestattet hatte, in ihre Seele zu blicken, hatte sie Angst, zu träumen. Von ihm. Ihrer einzigen Liebe. Sie wollte zum Hörer greifen und Riley anrufen und sich ausweinen, doch dann verwarf sie dieses Vorhaben wieder.

Angel ging Riley kaum etwas an. Sie dachte die ganze Zeit daran, wie Angel reagieren würde, wenn er auf eine Gleichgesinnte trifft. Sie würde es sich aus sicherer Entfernung ansehen. Irgendwie kam sie sich schmutzig vor. Eigentlich ging es sie nichts an. Doch dann war sie gespannt, wenn sie Angels Gedanken hören könnte, dann...aber was, wenn diese Gedanken auch ihr galten? Würde sie das verkraften?

Dann fiel ihr ein, daß Sadie ja durch sie erlöst werden wollte. Warum nur? Aufgrund des Fluches? Weil sie mit ihrem „Seelenleben“ nicht zurecht kam? Oder weil ihr Vater es so für sie bestimmt hatte? Sie sah es plötzlich vor sich: Als Angel aus der Hölle wiederkam und sie ihn wie ein wildes Tier anketten mußte. Dann, wo Angelus Acathla wecken wollte, und sie, um zu verhindern, daß der Höllenschlund sich öffnet, ihn erneut töten mußte und in dem Augenblick der „alte Angel“ wieder zum Vorschein kam, da Willow es schaffte, ihm seine Seele wiederzugeben...

Sie kuschelte sich tief in ihre Bettdecke und erst, als die Sonne aufging, schlief sie endlich ein...

 

 

 

X

 

Der Tag wollte so gar nicht vergehen. Als Buffy aufwachte, hatte sie zwei Nachrichten auf dem Anrufbeantworter. Sofort fiel ihr Angel ein. Sie schluckte. Sie spulte das Band zurück und ließ die Nachrichten ablaufen. Willow und Giles. Puh! Willow hinterließ ihre Nummer, falls irgend etwas war, könne sie sich ja melden. Die gute Seele, dachte Buffy. Dieses Wort schien jetzt von Bedeutung zu sein, wie? Giles erkundigte sich ebenso nach ihrem Befinden und erzählte, was er so vorhatte und wie es ihm bei dem Treffen erging. Er langweile sich und er wünschte sich nichts sehnlichster, als in seinen Büchern zu stöbern.

Dann klingelte plötzlich das Telefon. Buffy schreckte zurück. Doch dann nahm sie ab. Xander. Er klang verschlafen: „Na, Du goldgelockte Kriegerin, wie geht´s?“ Buffy ahnte schon, worauf er mit seinem Anruf hinauswollte: „X-Man, mach Dir keine Gedanken. Ich hätte es nicht besser machen können. Es ist in Ordnung. Mir geht es gut, wirklich. Wir ziehen es durch. Sollte ich schwach werden, habe ich ja eine starke Schulter zum Anlehnen. Bis heute abend!“ Bevor Xander etwas erwidern konnte, legte sie auf.

Xander würde das verstehen. Er respektierte es, er hatte nicht vor, in alten Wunden herumzuwühlen. Doch es würde für beide hart werden, besser gesagt für alle Drei. Buffy beschloß, zu trainieren um sich abzulenken. Sie würde Willow kurz anrufen, um ihr zu sagen, wie die Lage sei. Doch was sich tat, das nahm sie sich fest vor, galt als verschwiegen. Wenn Willow davon wüßte, käme sie bestimmt auf den Gedanken, ihr Beistand zu leisten. Wie immer hatte eine Jägerin das natürlich nicht nötig. Sie schaffte das schon! Dieser Gedanke kreiste ständig in ihrem Kopf...

 

X

 

Willow war natürlich ganz aus dem Häuschen, als Buffy sich meldete. Sie klang gut gelaunt und ihre Stimme überschlug sich fast. Sie redete wie ein Wasserfall, das tat sie fast immer, wenn etwas Neues auf sie einstürmte oder sie in einer „ihrer Stimmungen“ war. Buffy war froh über diese erfreulichen Nachrichten. Sie hatte neue Freunde gefunden und da war ein Typ, der ihr ganz besonders gefiel.

Neben ihrer Freundin Tara gab es auch einen „Hexer“, der sich mit Astralwanderung beschäftigte und Willow konnte gar nicht aufhören zu schwärmen: „Jeremy ist so lieb und ich bin immer völlig beruhigt, wenn wir uns unterhalten. Meine Schüchternheit ist wie verflogen. Ich bin nicht verliebt, Du weißt ja...Tara....ich vermisse sie, doch sie wollte nicht mit, ich kann sie ja nicht zwingen. Ich bin schon fast....über Oz hinweg. Fast.“

Buffy spielte mit dem Gedanken, über Riley zu reden, doch sie wußte, wie sehr Willow´s Neugier sie dazu verleitete, mehr zu erzählen. Dann kam die alles entscheidende Frage, die Buffy lieber nicht gehört hätte: „Geht es Dir auch wirklich gut? Du hast kaum etwas gesagt. Hast Du Sorgen? Machen Dir irgendwelche Dämonen zu schaffen? Warst Du auf der Jagd? Ich rede schon wieder zuviel, ich glaube, es wird teuer, wenn das so weiter geht.“

Buffy schloß die Augen und schluckte: „Will, es geht mir gut, ehrlich! Es ist alles im grünen Bereich. Kein Dämon macht Ärger und aufdringliche Vampire habe ich auch kaum besiegt, äh...nur ein paar, die sich im Bronze aufspielten. Schöne Grüße von Xander und Giles. Mach´s gut und komm gesund wieder, kleine Hexe!“ neckte die Jägerin Willow. „Paß auf, das ich an Dir nicht neue Flüche ausprobiere!“ konterte Willow Rosenberg. Das Wort „Fluch“ löste in Buffy eine Gänsehaut aus...Sie verabschiedeten sich und dann war Buffy wieder allein. Sie sah auf die Uhr. Zeit für einen Rundgang. Und dann ging es in Richtung Los Angeles...

 

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11. Gewissenhafte Blutsbande

 

Eine kühle Brise herrschte, als die Jägerin loszog. Die hatte sich ihren schwarzen Ledermantel angezogen und einen weißen Schal umgebunden. Ihre lange, blonde Mähne war zu einem Dutt hochgesteckt. Es herrschte merkwürdige Stille. Sie ging ihre Runden im Park wie immer und dann machte sie einen Abstecher zum Friedhof, um nach frischen, offenen Gräbern zu sehen. Eine Tür quietschte im Wind. Buffy blieb stehen. Sie ging dem Geräusch nach.

Es war ein Mausoleum, vor dem sie verharrte. Die schwarze, rostige Gittertür bewegte sich hin und her. Buffy bekam ein unbehagliches Gefühl in der Magengegend. Sie ging hinein. Steinerne, graue und grünfarbige Engel auf linker und rechter Seite, die über Grabplatten gebeugt waren und ihre Flügel über den Körper ausgebreitet hatten. In Lebensgröße. Mit Vogelkot beschmutzt. Buffys Blick hing an ihnen für Sekunden. Dann nahm sie Geruch von frischen Kerzenwachs wahr. Sie ging weiter und gelangte an die eigentliche Gruft. Vor dem Eingang waren Grablichter angezündet. Die Holztür war aufgebrochen worden!

Buffy war sofort alarmiert. Entweder wurde eingebrochen oder ein neugeborener Vampir war der Gruft oder....ein Geräusch ließ sie herumfahren: „Was immer Du bist, schleich Dich ja nicht an! Es könnte Dein Tod sein!“ rief sie laut und hielt den Pflock in die Höhe.

Die Tür öffnete sich. Eine ihr wohlbekannte Stimme meldete sich zu Wort: „Na, Blondie? Ist Dir auch so langweilig, wie mir?“ Spike trat aus der Tür heraus und grinste Buffy frech an. Buffy ließ den Pflock sinken und war enttäuscht: „Spike! Was machst Du denn hier? Immer mußt Du einem die Tour versauen, verdammt!“

Sie wollte sich umdrehen und zum Gehen ansetzen, da hielt sie Spike am Arm fest. Sie riß sich los und bedankte sich dafür mit einem Faustschlag ins Gesicht, den sie ihm als Reflex auf die Anmache präsentierte.

Spike taumelte zurück und stolperte über seine Füße, blieb aber aufrecht stehen: „He! Was soll das? Es war nur eine Frage! Weiber! Ich wollte Dich nur warnen, Goldlöckchen. Gefährten, die von Dir verscheucht wurden, haben Dich und diesen Waschlappen im Bronze mit einer Zigeunerhure gesehen. Du bist dumm, wenn Du ihr hilfst. Aber es ist Dein Ding.“

Buffy winkte ab, sie wollte nichts hören. Doch er schien etwas zu wissen. Schließlich war Drusilla seine Geliebte gewesen. Und sie war auch Zigeunerin. „Was meinst Du damit?“ Spike lachte und schüttelte den Kopf: „Sie ist eine Chinta! Die Berichte in Deinen schlauen Büchern kannst Du vergessen, halte Dich lieber an jemanden, der etwas davon versteht! Traue keinem von uns, den Du nicht kennst. Glaubst Du wirklich, sie hält sich an das, was sie Dir vorgaukelt? Dru ist eine Sinthi, bevor sie verwandelt wurde, hatte sie Visionen, die sie im Irrglauben ließen, wahnsinnig zu werden. Als Vampir hatte sie diese Visionen noch deutlicher und sie haben sie krankgemacht. Chintas sind von ihren Visionen abhängig. Sie haben die Macht, Menschen und Vampire gleichermaßen zu täuschen. Sie lügen, wenn sie den Mund aufmachen! Trau ihr nicht. Sie ist eine falsche Schlange, eine Hexe. Sie wird einen Nachgeschmack bei Dir hinterlassen, den Du nicht so schnell los wirst. Doch was rede ich mir hier den Mund fusselig. Ich habe Besseres zu tun, als meine Zeit mit Dir zu vergeuden. Viel Spaß noch!“

Buffys Herz klopfte schneller, als sie Spike so reden hörte. Sie wollte etwas darauf erwidern, doch als sie hochsah, war Spike verschwunden. Seine Worte verwirrten die Jägerin. Er schien ihr helfen zu wollen, was sie ihm hoch anrechnete. Doch sie verstand nicht, was er ihr damit sagen wollte. Was könnte Sadie für andere Absichten haben? Würde sie Angel etwa...etwas antun wollen? Nein. Das konnte nicht sein. Oder doch?

Sie beschloß zur Gruft zu gehen, um mit Sadie zu reden. Wenn sie denn dort noch wahr...

X

 

Als Buffy in die Nähe von Sadie´s Ruhestätte kam, hörte sie von Weitem Geräusche aus der Grabkammer! Fauchen, Fluchen und Faustschläge! Die Jägerin lief zum Eingang und schrie Sadie´s Namen: „Sadie, was ist los, bist Du verletzt?“ Sie hielt inne, als sie sah, was passiert war.

Die zwei Vampire aus dem Bronze, die vor Buffy flüchteten und noch drei andere, die sie nicht kannte, lagen um Sadie herum verstreut, mehr oder weniger lebendig. Sie war im Gesicht blutverschmiert. Blutverschmiert? Sie schien vom Kampf benommen. Sie starrte auf die Vampire und dann haftete ihr Blick auf Buffy. Ihre Hände zitterten. Sie weinte.

Verzweifelt hielt sie der Jägerin ihre mit Blut besudelten Hände entgegen. Die verletzten Vampire hatten zerkratze Hälse und Gesichter. Sie stöhnten vor Schmerzen. Buffy ging einen Schritt vor: „Was ist passiert? Warst Du das?“ Sadie nickte langsam. Mit zitternder Stimme begann sie, zu sprechen: „Ich...habe bis vor zwei Stunden noch geruht...und dann kamen sie, ich weiß nicht, wie sie...wer...warum sie mich überfielen...sie haben etwas von Zigeunerhure und Schlampe gesagt und wollten mich....töten....sie haben ihren ganzen Haß...auf mich übertragen und...ich habe....mich nur gewehrt....ich weiß auch nicht....normalerweise ist das nicht meine Art, glaub mir. Es sieht zwar so aus, aber...ich...“ sie hielt sich die Hände vors Gesicht. Sie schämte sich.

Buffy fiel Spike wieder ein: Trau keinem von uns, den Du nicht kennst. Sie lügt. Sie täuscht. Die gaukelt Dir was vor. Sie beschloß, es auf Sadie´s Art zu erfahren und wendete die Telepathie bei Sadie an: „Hast Du schon einmal von Wilhelm, dem Blutigen gehört? Man nennt ihn auch Spike? Er sagte mir, daß Du...Sadie, was willst Du wirklich von Angel?“

Sadie nahm langsam die Hände vom Gesicht. Sie sah Buffy erschrocken an. Sie zeigte ihr Vampirgesicht. Sie stand auf: „Spike? Du kennst ihn? Oh, nein...ich....wußte nicht, daß...Buffy! Bitte! Er hat diese Schläger geschickt! Jetzt versteh ich...wo ist er?“

Buffy wurde unsicher. Spike hatte also die Wahrheit gesagt. Es war etwas im Busch: „Du kennst Spike auch? Sadie, was ist los? Du verschweigst mir etwas! Raus damit, oder ich...“ Sie holte mit dem Pflock aus und tötete die Vampire, die um Sadie herum lagen vor ihren Augen. Einen nach dem anderen. Sadie war darüber so ergriffen, daß sie aufsprang und sich in eine Ecke der Gruft verkroch. Sie ließ sich auf den Boden fallen, legte die Hände um die Beine, lehnte mit dem Kopf an der Wand und schüttelte immer wieder mit dem Kopf:

„Also schön. Spike haßt mich. Wir kennen uns durch...Drusilla. Sie...hat auf mich aufgepaßt, als...wir noch keine Vampire waren. Ich war damals acht, als sie...als sie starb...“ Sie sah Buffy unsicher an. Buffy setzte sich auf einen steinernen Sarg: „Soso. Weiter.“ In ihr brodelte es. Sie hielt den Pflock krampfhaft in der Hand. Sadie sah es mit Schaudern und schluckte: „Buffy, ich...nun, gut. Mein Vater....als ich verwandelt wurde....er...war es...der....auch Drusilla...pflegte, wie mich....als...sie so krank war...sie...wir...wir beide...waren...dabei, als mein...Vater Angel...“ sie endete. Sie konnte nicht weiter sprechen.

Buffy liefen die Tränen übers Gesicht: „Du und Drusilla wart dabei, als Angel mit einer Seele verflucht wurde. Und derjenige der das tat, war Dein Vater.“ Sadie nickte nur. „Und das willst Du Angel sagen? Ist es so?“ Sadie nickte wieder. Buffy steckte den Pflock auffallend langsam wieder zurück in die Innenseite ihrer Manteltasche. „Wenn Du mich jetzt...töten willst, verstehe ich das...ich wollte Dir die Wahrheit solange verschweigen, bis ich alles mit Angel geklärt habe....“ hörte Buffy Sadie in ihren Gedanken sagen. Buffy stellte sich vor Sadie hin: „ Nun steh schon auf! Wir haben zu tun.“ Sadie wischte sich das Blut aus dem Gesicht und brachte ihren Gemütszustand wieder auf Null. Puh, das war geschafft. Sie hatte es getan, sie hatte darüber gesprochen. Darüber, was sie Jahrhunderte lang mit sich herumtrug. Sadie war erleichtert. Vorerst jedenfalls...

Sie gingen eine Weile schweigend nebeneinander her. Dann fragte Buffy: „Warum haßt Spike Dich?“ Sadie sah Buffy traurig an: „Er wußte von den Fähigkeiten der Chinta. Ich hätte meinen Vater daran hindern können, wenn ich es gewollt hätte. Doch ich konnte es nicht...ich habe Drusilla geliebt, wie meine eigene Mutter. Sie hat sich einige Zeit um mich gekümmert, als ich....verflucht wurde...ich habe Angel nur in dem Augenblick gesehen, als er seine Seele zurückerhielt. Danach war er weg. Ich habe ihn seitdem suchen müssen, um ihm zu sagen, wer ihm das angetan hat. Und...das er nicht der Einzige ist...“

Sie stockte, denn sie mußte sich die Tränen aus dem Gesicht wischen. Buffy blieb stehen und hielt sie an den Schultern fest: „Willst Du damit sagen, daß Du und Angel nicht die Einzigen seid, die ihre Seele wiederbekommen haben?“

Sadie nickte: „Ja, es ist wahr. Es sind nicht viele. Doch es gibt sie. Irgendwo da draußen. Viele Stammesväter, die über diese Gabe verfügen, tun das, um sich und ihre Sippe zu schützen. Es ist so etwas wie eine Tradition. Ein Ritual. Nur...der Tod bringt denjenigen Erlösung, wenn sie...ihresgleichen nicht finden.“

Buffy stutzte. „Du hast ihn doch gefunden. Wir bringen Dich zu ihm. Warum willst Du sterben?“ Sadie zeigte wieder ihr Vampirgesicht: „Buffy, bitte. Du wirst es noch früh genug erfahren! Du bist gedanklich mit mir verbunden, Xander ebenso. Nur lasse ich nicht zu, daß es zuviel wird. Es ist nicht einfach, die intimsten Gedanken seines Blutsbruders an andere weiterzugeben. Verstehst Du das? Vielleicht hörst Du...von Angel etwas...was Dich verletzt und...“ Buffy mußte lächeln: „Darüber mach Dir keine Sorgen. Ich bin es gewohnt, von ihm verletzt zu werden. Er bekommt ja auch eine Retourkutsche, in dem ich ihm dieses Vorhaben antue. Vielleicht ist es nicht richtig, was wir tun. Doch wir müssen es tun, weil wir es für richtig halten. Habe ich recht? Angel und ich werden...für immer verbunden sein, egal, ob wir getrennt sind. Das ist mein Fluch. Ihn zu lieben, ihn aber nicht bei mir zu haben. Ihm geht es genauso. Wir spüren uns, ohne, daß wir uns sehen. Wir wissen, was der andere denkt, ohne Worte.“ Sadie sagte nichts mehr dazu. Das war genauso, wie sie es sich vorstellte, wenn sie selbst Angel gegenüberstand.

Als sie mit Buffy bei ihr zu Hause ankam, riefen sie Xander an, um ihm mitzuteilen, das sie jetzt zum Aufbruch nach L. A. bereit waren. Es dauerte dreieinhalb Stunden, bis sie in der Stadt der Engel waren. Xander kam innerhalb von zwanzig Minuten mit dem Van seiner Mutter angesaust. „Seid ihr bereit? Bist Du bereit?“ Er blickte Buffy ernst an. Buffy atmete einmal tief durch und nickte. Sie nickte allerdings ziemlich lange.

Als sie auf dem Highway waren, erklärte Sadie, was sie mit Buffy noch anstellen wollte, wenn sie mit Angel zusammentraf: „Es ist etwas...ungewöhnlich, wenn Du es nicht willst, kannst Du es jederzeit wieder beenden. Bevor ich mich mit Angel treffe, werde...ich Dir einen Kuß geben. Keine Angst, nur auf die Stirn. Sobald ich...Angel berührt habe oder er mich anfaßt, egal, ob flüchtig oder... naja...ähm, dann wirst Du auch Angel´s Gedanken mitbekommen. Wenn Du genug gehört hast und es zuviel wird, teile es mir sofort in Gedanken mit und ich werde die Gabe wieder verschwinden lassen.“ Sadie schwieg und ließ ihre Worte auf die Zwei wirken.

Dann meldete sich Xander zu Wort: „Könntest Du mir diese Gabe auch geben? Ich möchte wissen, was Buffy....“ er konnte nicht weiter sprechen, denn die Jägerin versetzte ihm mit dem Ellenbogen schnell einen kleinen Stoß in die Rippen. Er riß das Lenkrad nach rechts. Sie schlenkerten eine kleine Schlangenlinie auf der Straße, bis Xander den Wagen wieder unter Kontrolle hatte: „Hey! Entschuldige, war nicht so gemeint!“ druckste er kleinlaut.

Buffy konnte nur den Kopf schütteln: „Das ist wieder typisch! Man nennt Dich zwar den „König der Idioten“, doch bisher habe ich Dich nicht dafür gehalten.“ Sadie konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen: „Xander, spiele nicht mit den Gedanken anderer. Du solltest ihren Wunsch respektieren. Schließlich weiß ich, was Du über Buffy und vor allem über Angel denkst!“ Das hatte gesessen. Xander sagte nichts, gab aber dafür Gas.

Buffy, die neben Sadie saß, zwinkerte der Vampirin zu. Obwohl sie sich ihren Teil darüber dachte. Am liebsten würde sie jetzt gar nichts mehr denken. Wer weiß, welchen Part Sadie in ihrem Kopf gerade erwischte? Sie bereitete sich innerlich darauf vor, von einer Vampirin auf die Stirn geküßt zu werden. Und darauf, wenn sie Angel sah....

X

 

Der volle Mond beschien den Highway. Die Luft war klar und rein. Ein leichter Wind wehte. Sadie war am ganzen Körper kalt. Sie schloß die Augen und ging innerlich noch einmal ihre Gedanken durch. Sie hatte Angst vor dem Moment, Angel zu begegnen. Andererseits war sie auch gespannt, ob er spüren konnte, was mit ihr los war. Buffy sah sie an. Ihr Blick blieb lange an ihr haften. Doch sie bekam keine Gedanken von ihr. Selbst Xander schwieg, da er wußte, daß es jetzt ernst wurde.

Dann kamen sie zu der Straße, die sich Galen Falls nannte. Xander parkte den Van in einer kleinen Abzweigung in der Nähe des Friedhofs. Man konnte das Feld gut sehen. Dort lagen Obdachlose, ohne Grabstein und sonstigem Schnörkel. Das einzige, was an einen Friedhof erinnerte, waren die Grablichter, die auf vereinzelten Plätzen abgestellt waren und vertrocknete Blumen.

Sadie stieg aus dem Wagen. Buffy und Xander blieben drin. Sadie wandte sich an Buffy: „Bist Du Dir auch sicher, daß Du Angel´s Gedanken mitbekommen möchtest? Wir können es auch lassen.“ versicherte Sadie ihr das Angebot. Buffy schüttelte den Kopf: „Mach schon. Ich bin nervös. Ich vertraue Dir. Mißbrauche es nicht. Du kannst Dich ja auch von alleine ausklinken aus meinem Kopf, wenn Du meinst es ist genug.“

Sie schloß die Augen. Sadie ging auf sie zu, nahm ihr Gesicht in die Hände und gab ihr einen kräftigen Kuß auf die Stirnmitte. Er dauerte einige Sekunden. Buffy fühlte sich schwindelig, als Sadie sie losließ. Sie sank in den Sitz. Xanders Blick haftete die ganze Zeit auf den beiden. Sadie bemerkte es amüsiert: „Was starrst Du so?“ Xander erwachte aus seiner Trance: „Es ist selten, daß ein Vampir eine Jägerin küßt. Ausgenommen, sie hat eine Seele. Viel Glück.“

Es war zehn Minuten vor Mitternacht. Sadie lächelte die beiden noch einmal verhalten an und ging langsam auf den Friedhof zu....

X

 

12. Alte Wunden

 

Die Vampirin war noch nervöser geworden. Sie hatte Angst, das Angel sie abweisen würde. Sie war sogar auf einen Kampf vorbereitet. Sie wußte nicht, ob es richtig war. Ihr kamen plötzlich Zweifel. Sie wollte wieder zum Van zurückgehen, als sie Buffys Gedanken in ihrem Kopf wahrnahm: „Es gibt kein Zurück mehr, Sadie. Ich sehe Angel. Es ist auch für mich nicht einfach. Wenn Du jetzt kneifst, hat Angel die Chance verpaßt, eine Gefährtin kennenzulernen, die dasselbe wie er durchmacht. Du wirst sterben, ich töte Dich, es ist Dein Wunsch. Doch vielleicht kann Angel Dich dazu bringen, weiter zu existieren...er wird es versuchen, glaub mir. Er kommt. Viel Glück.“

Sadie riß sich zusammen. Sie drehte sich um, doch so, daß er sie noch nicht erkennen konnte. Angel sah wie immer gut aus. Er trug eine rote Seidenbluse, eine schwarze Lederhose und seinen Lieblingsmantel, natürlich auch schwarz. „Hallo. Ich bin Angel. Was kann ich....“ er stockte mitten im Satz. Etwas stimmt nicht. Was ist das? Ich spüre ihre Angst. Aber sie ist doch ein Vampir? Dachte er. Angel blieb stehen.

Sadie drehte sich zu ihm um: Wow. Du bist wunderschön! Doch das Du so groß bist...schickte sie ihm per Telepathie. Angel kam näher: „Was soll das? Warum sprichst Du in Gedanken zu mir? Diese Art zu sprechen fällt mir schwer. Was willst Du?“ Sadie schluckte: „Ich bin Sadie. Ich...habe seit über...200 Jahren nach Dir gesucht...Du spürst es doch, nicht wahr? Du weißt, was mit mir los ist....“ sie begann zu weinen. Sie hatte sich geschworen, es nicht zu tun. Doch die Gefühle überwältigten sie. Angel sah besorgt in ihre Augen. Er kam noch einen Schritt auf sie zu. Er wollte mit der linken Hand ihr Gesicht berühren: „Du bist....anders.“ brachte er zustande. Sie hat ein Gewissen. Oh, mein Gott! Sie hat Angst vor mir. Sie...ist...er hörte auf weiterzudenken. Sadie wich seiner Hand aus: Laß mich. Ist schon gut. Ich gehöre zur Sippe der Chinta, Angel. Sagt Dir das was? Kannst Du

Dich an uns erinnern?“ Angel berührte sie doch und wischte ihre Träne, eine einzelne auf der linken Wange, sanft fort. Buffy spürte diese Berührung wie ein zarter Windhauch, der über ihr Haar fuhr. Sie hörte seine Gedanken jetzt auch: Chinta? Zigeuner. Drusilla hatte mal Aufsicht über ein kleines...nein. Das...kann nicht sein. Sie ist doch tot, sie..

Sadie schüttelte den Kopf und sank auf die Knie: Nein, Angel. Ich lebe. Damals....als man Dich verfluchte, waren ich und Dru unter den Zuschauern. Der ganze Clan war da. Spike war auch in der Nähe. Wir standen um Dich herum. In einem Kreis aus Feuer. Mein...Vater hat den Fluch ausgesprochen. Glaub mir. Darum bin ich hier. Auch er verfluchte mich, gab mir meine Seele zurück. Es ist meine Bestimmung gewesen, Dich zu finden und Dir zu sagen, wer Dir das antat. Meine eigene Schwester war verflucht, mich zu jagen und zu töten, sollte ich es nicht schaffen. Nun ist sie nicht mehr da. Jetzt habe ich Dich gefunden. Ich...kann Dir nicht sagen, wie ich mich fühle. Ich möchte Dich alles wissen lassen, was ich während der Jahrhunderte gelernt habe, was ich gesehen, getan, gefühlt habe...ich...bin...völlig verwirrt. Du stehst hier vor mir. Du bist wirklich da. Ich habe solche Angst vor Dir gehabt. Vor diesem Moment....“ Sadie endete. Sie mußte ihre Gefühle in Zaum halten. Ihre Hände zitterten. Sie wußte nicht, ob sie auf ihn einschlagen oder ihn umarmen sollte.

Angel schüttelte den Kopf: Das gibt es nicht. Das kann nicht sein. Was erzählt sie da? Sie hat so viele Empfindungen. Warum tut sie das? Dachte er. Er machte eine auffordernde Handbewegung: „Steh auf. Warum hast Du diesen Ort gewählt? Ich kann es immer noch nicht glauben, Sadie! Du bist das kleine Mädchen, auf das Dru aufpaßte, während wir andere Menschen töteten? Du bist die kranke, junge Frau, die wie Drusilla wirr geredet hatte und sie sich wieder um Dich kümmerte? Du bist...wie ich mit einer Seele verflucht?“ Angel schüttelte immer noch den Kopf. Er sah sie ungläubig an. Kann sie es beweisen? Dachte er.    

Sadie erhob sich. Sie lächelte ihn an: „Das kann ich! Du hast...ein Tatoo auf dem Rücken. Einen schwarzen Engel. Genau zwischen Deinen Schulterblättern, nicht wahr? Er wurde Dir während der Zeremonie in die Haut gestochen. Dieser Ort ist für Außenseiter, für Namenlose, für Leute, die keiner will. Genauso sind wir, Angel. Wir werden von den anderen aufgrund unserer Seele gemieden, verstoßen, gejagt.“ Angel sah sie an. Er nickte. Woher weiß sie das alles? Das gibt es doch nicht!

Sadie nickte ihm zu: „Oh doch, das gibt es. Glaubst Du mir jetzt? Ich habe noch einen anderen Beweis. Sie her!“ Sie riß sich ihre Weste vom Leib und knöpfte sich ihre Bluse auf. Sie drehte sich zu ihm um. Sie hatte dasselbe Tatoo auf dem Rücken! Angel schluckte. Oh, mein Gott! Sadie...brachte er hervor in Gedanken. Sadie drehte sich zu ihm um und bedeckte ihre Blöße: „Wenn Du mutig bist, berühre es. Dann wirst Du alles sehen. Wie man uns beide zu dem gemacht hat, was wir sind.“ Sadie stand jetzt ganz nah vor Angel. Ihre Hände berührten sich fast. Ebenso ihre Gesichter. Er sah sie einfach nur an. Er stand da und konnte sich nicht rühren. Berühre es, Angel. Du willst Antworten. Du willst Erlösung. Bitte, berühre es! Hilf mir! Beende mein Leiden! Ich bin 293 Jahre alt! Ich kann nicht mehr! Hilf mir! Schrie sie ihn an mit ihren telepathischen Kräften.

Angel berührte Sadie an den Schultern. Sein Griff war fest: „Warum habe ich Dich nie gespürt? Du warst immer in meiner Nähe, verdammt! Damals, als ich verflucht wurde, bin ich weggelaufen, damit ich selbst erst mal begreife, was mit mir los ist. Nach Jahrhunderten tauchst Du dann einfach auf und verlangst von mir, daß ich Dich erlöse, indem ich Dein Leid mit Dir teile! Ich könnte Dich töten, wenn ich wollte!“

Sadie packte ihn ebenso an den Schultern: Genau das will ich ja! Tu es! Töte mich! Dann wirst Du nie erfahren, warum das mit Dir passiert ist. Und das wir beide nicht die einzigen Verfluchten sind! Los, mach mich fertig, Du Superheld! Du hilfst Menschen in Not, obwohl Du nicht mit ihnen zurechtkommst! Du bist es auch, der Hilfe braucht! Wann hast Du das letzte mal einen von uns geliebt? Wann hast Du das letzte Mal überhaupt geliebt? Angel setzte wütend sein Vampirgesicht auf.

Er ließ Sadie los: „Hör damit auf, o.k.? Warum quälst Du uns beide so damit? Ich verstehe ja, daß Du mich gesucht hast, weil Du dazu verflucht wurdest. Jetzt hast Du mich gefunden. Ich bin da. Ich bin bei Dir. War´s das? Was willst Du von mir? Wenn ich das Tatoo berühre sehe ich Dinge, die ich vielleicht nicht sehen will! Mußt Du alte Wunden aufreißen? Wollen wir uns gegenseitig die Ohren vorheulen? Ich will das alles nicht. Ich hab einen Job und den führe ich auch mit Leib und...Seele aus. Bitte geh. Es tut mir leid. Ich kann das nicht. Ich will das nicht. Wenn es sein muß, zwing mich. Du verfügst über die Kraft. Du bist eine Chita.“

Sadie ballte die Fäuste: „Na, schön, wie Du wünscht. Doch ich dachte, Du verstehst das alles, weil Du dasselbe fühlen kannst. Wir sind verschieden, doch wir haben etwas gemeinsam. Du hast Angst, die Vergangenheit nicht zu verkraften. Du willst ständig mit ihr abschließen, kannst es aber nicht. Du wirst immer wieder von ihr eingeholt. Weil sie Dich nicht losläßt.“ Sadie setzte ebenso ihr Vampirgesicht auf. Buffy, es tut mir leid. Ich muß etwas tun, was ich nicht tun will. Er versteht es noch nicht. Er wehrt sich dagegen. Du könntest mir helfen. Sag etwas zu ihm. In Gedanken. Du kannst es. Er kann Dich nicht sehen, doch wenn er Deine Stimme hört...

 

Buffy hatte sich während der ganzen Zeit an Xanders Hand geklammert. Er hielt sie eisern fest. Xander riß sich zusammen, um nicht mitzuheulen. Er wollte zu den beiden laufen und Sadie selbst umbringen. Er konnte es nicht mit ansehen, wie Buffy litt. Doch sie wußte ja, worauf sie sich einließ.

Sie war in Tränen aufgelöst, es war eigentlich schon längst zuviel für die Jägerin. Doch sie schneuzte sich kurz und schickte Sadie ihre Gedanken: Was soll ich ihm denn sagen? Wir haben seit langem kein Wort mehr miteinander gesprochen! Ich kann das nicht! Sadie schloß die Augen: Doch Du kannst. Sag ihm einfach, er soll mir helfen. Das genügt schon. Dann brauche ich ihn nicht zwingen. Bitte. Auf Dich hört er doch. Das weißt Du genauso gut wie ich!

Buffy konzentrierte sich. Sie wußte nicht, daß sie ihre Gedanken mit Angel teilen konnte. Doch dann wußte er doch, daß sie hier war? Das weiß er nicht. Er wird glauben, daß ich einen Trick angewendet habe! Darüber verfügen Chintas auch! Sie lassen andere im Glauben, etwas zu sehen oder zu hören, was gar nicht da ist! Bitte, Buffy, mach schnell! Ich kann mich nicht mehr lange konzentrieren! Er ist...einfach...zu stark, er...ist ein verdammter Sturrkopf, doch er ist....so...sexy, so verwundbar...bitte..

Die Jägerin schloß die Augen und sah Angel plötzlich vor sich, wie er sie hilfesuchend anblickte: Hilf ihr. Schickte sie ihm ihre Gedanken. Angel wich vor Sadie zurück: Buffy? Das ist unfair. Benutze sie nicht, um mich zu etwas zu bringen. Na gut. Ich tue es. Läßt Du mich dann in Ruhe? Sadie war zufrieden. Sie nickte ihm zu. Sie drehte ihm den Rücken entgegen. Angel nahm zaghaft die linke Hand hoch und legte sie fast vorsichtig auf das Tatoo...

 

X

 

Angel sah sich plötzlich verschwitzt und verängstig inmitten von Zigeunern auf dem Boden liegen. Seine, damals noch schulterlangen, braunen Haare klebten ihm verschwitzt am Kopf. Ein alter Mann, braungebrannt und von Runzeln im Gesicht gezeichnet, hatte beide Hände über ihn ausgestreckt und murmelte Beschwörungen. Angelus konnte sich nicht bewegen, geschweige denn sprechen. Er sah dem Mann in die Augen und dann wurde ihm schwindelig. Er ließ sich auf die Decke nieder, die auf dem Boden für ihn bereit lag. Er blickte in zornige, verängstigte Gesichter von Eltern, Alten und...da war sie...das Mädchen...was Drusilla beaufsichtigt hatte, vor ihrem Tod. Er hatte Dru umgebracht. Sadie sah ihn mit haßerfüllten, dunklen Augen an und sprach synchron mit ihrem Vater den Fluch nach. Genau wie alle anderen es taten.

Dann sah er Drusilla mit ihrem Vampirgesicht. Sie lächelte ihn an. Dann verblaßte ihr Bild. Und auch das von Sadie....

 

Angel wurde von Schmerzen durchgeschüttelt, die seinen gesamten Körper in Besitz nahm. Er hielt sich verkrampft an Sadie fest und versuchte vergeblich, die Hand von ihrem Tatoo zu nehmen. Es gelang ihm nicht. Statt dessen sah er neue Bilder. Zwei ihm unbekannte Vampire überfielen den Wohnwagen von Sadie´s Vater. Sie töteten sie und ihre Schwester und verschleppten sie in eine Höhle. Dort machten die beiden sie zu Vampiren. Ein paar Tage danach kehrten sie wieder zur Sippe zurück. Dann sah Angel, wie Fiona ihre gesamte Familie und die halbe Sippe im Blutrausch tötete.

Ihr eigener Vater tötete mit Hilfe von anderen Männern die zwei männlichen Vampire. Er verhinderte, daß Sadie ihre jüngere, dritte Schwester biß, konnte aber den Tod seiner Frau nicht verhindern. Er riß sie mit sich in seinen Wohnwagen, sprach einen Bannspruch gegen Fiona aus, so daß sie den Wohnwagen nicht betreten konnte.

Er legte Sadie auf den Tisch, machte Kerzen, die er  um sie herumstellte, an und sprach den Fluch aus....

Er sah sich, nach dem er seine Seele wiedererlangte, weglaufen und schreien. Genauso wie er, schrie Sadie im selben Moment, als sie verflucht wurde. Dann sah sie Sadie vor ihrer Schwester Fiona fliehen. Sadie tötete während ihrer jahrundertelangen Flucht Tiere oder brachte Menschen dazu, für sie andere Menschen zu töten. Sie füllte deren Blut in Flaschen und mit der Zeit in Weinfässern. Diejenigen, die sie manipulierte, um die Morde zu begehen, brachte Sadie dazu, Selbstmord zu begehen. Allein durch ihre Gedankenkraft!

Wieder ein anderes Bild. Fiona wurde getötet. Von Buffy. Dann sah er Buffy, Sadie und Xander im Van nach L. A fahren. Daraufhin verblaßten die Bilder...

 

X

 

Angel konnte die Hand von Sadie´s Tatoo nehmen. Es war vorbei. Und es hatte seine Wirkung nicht verfehlt. Angel hatte Tränen in den Augen. Er hielt sich den Magen. Ihm war schlecht geworden. Sein Gesicht war kalkweiß, noch blasser, als er üblicherweise aussah. Besorgt wollte Sadie ihm helfen, ihn stützen, doch er schüttelte ihre Hand ab, ging hin und her. Er sah sie nicht an.

„Es war nicht nur Dein Vater. Ihr alle wart es. Du und Dru, ihr...habt euch geliebt. Darum hast Du es zugelassen. Deine eigene Mutter hat sich kaum um Dich gekümmert, sie war eine Seherin. So hat Dru ihre Rolle übernommen. Nicht wahr? Du hast es zugelassen, weil Du Drussilla geliebt hast. Und sie Dich. Du willst Vergebung, nicht wahr? Das ist es doch! Ich soll Dir verzeihen!“ sagte Angel so leise, daß Sadie ihr Vampirgesicht zeigte, um ihn besser hören zu können: „Ja. Auch das. Ich bitte Dich um Vergebung. Und bevor ich sterbe, werde ich Dich bitten, mich so zu nehmen, wie ich bin. Ich möchte meine Seele mit Dir teilen, Angel. Ich möchte auch einen Moment des Glücks erleben, so wie Du. Du wirst dann nicht mehr böse sein, Du wirst so bleiben wie Du bist. Ich bin wie Du. Dann kann Dir nichts passieren. Ich möchte nur einmal die Liebe erfahren, die ich nie bekam. Mein Vater hat mich geliebt wie ein Bruder seine Schwester. Er hat es mir nie gesagt. Weil er anscheinend wußte, was mir vorherbestimmt war. Bitte. Tu mir den letzten Gefallen. Liebe mich. Ich bitte Dich. Dann kann ich in Frieden gehen.

Angel starrte Sadie ungläubig an: Was verlangst Du von mir? Du hast mich mit Deiner gesamten Sippe verflucht und jetzt soll ich Dich lieben? Du machst es Dir ein bißchen zu einfach! Ich kenne Dich kaum. Ich habe alles gesehen, was ich lieber nicht sehen wollte. Vielen Dank auch dafür. Jetzt geh. Wenn Du sterben willst, dann laß Dich töten. Es ist mir gleich. Ich danke Dir, daß Du mir Dein Leben offenbart hast und ob ich Dir vergebe, weiß ich noch nicht. Doch Du verlangst zu viel. Ich kann Dich nicht lieben, weil ich... Er hielt inne mit seinen Gedanken. Sadie lächelte: Ich weiß. Du mußt es nicht sagen oder nicht tun. Ich könnte Dich natürlich dazu bringen, doch das macht keinen Spaß. Du mußt es wollen, Angel und ich habe Dich nur einmal gefragt. Ich weiß, es ist viel verlangt, doch....das ist auch Teil meines Fluches. Wenn Du mir diesen Wunsch nicht gewährst, töte mich. Sofort. Oder es tut jemand anderes.

Angel schüttelte den Kopf: „Jetzt reicht es aber, Sadie. Ich gehe jetzt. Danke, daß Du mir die Augen geöffnet hast. Ich muß das alles jetzt erst einmal verdauen. Ich werde Dich nicht töten. Das ist nicht meine Aufgabe. Ich töte nur die Bösen, wie Du weißt. Genauso wie...“ er verstummte und biß sich auf die Zunge. Buffy. Dachte er.

 

Die Jägerin atmete tief ein. Ihr Herz klopfte sehr laut und schnell. Sadie wollte doch tatsächlich eine Nacht mit Angel verbringen! Das war zuviel. Nun gut, sie waren getrennt und sie hatte Riley, doch das alles war noch zu frisch, um etwas daraus zu schließen. Hör auf. Laß ihn, wenn er nicht will. Ich habe genug gehört. Laß es gut sein. Komm her und bringe es hinter Dich. Es ist doch alles gesagt. Ermahnte Buffy Sadie in ihren Gedanken. Buffy, ich weiß, daß ich Dir sehr weh tue. Doch ich bin verflucht. Entweder er liebt mich und erfährt dadurch alles, was er noch nicht gesehen hat, um seiner Erlösung ein Stück nah zu sein oder er tötet mich. Oder Du. Er muß es wollen, ich zwinge ihn nicht, wie Du weißt. Ich nehme Dir die Gabe jetzt von uns beiden. Du kannst weder meine, noch seine Gedanken hören, okay? Wenn er sich entscheidet, mich nicht zu töten, ziehe ich mich zurück und Du kannst Deinen Job machen. Wenn er sich anders entscheidet, kannst Du mich auch töten. Er hat das Vergnügen, es zu spüren, wenn Du es tust, egal, wie er sich entscheidet. Und Du übrigens auch. Wir waren verbunden. Darum tut es Dir genauso weh, wie ihm. Es tut mir leid, daß ich es Dir nicht ersparen konnte.

Buffy wurde sauer. Sie wollte aus dem Wagen steigen. Xander versuchte, sie festzuhalten, doch er wußte, daß sie kaum zu bändigen war und wollte sich keinen Kinnhaken holen: „Buffy, sei vernünftig. Angel ist erwachsen. Er wehrt sich dagegen, nicht wahr? Er will es nicht, richtig? Hab ich recht? Laß sie das unter sich ausmachen. Du wirst Sadie so oder so töten. Bleib hier. Du hast versprochen, nicht einzugreifen.“

Xander wußte Bescheid, da Buffy ihm die Gedanken der Beiden im Flüsterton nachgesprochen hatte. Und er hatte recht. Sie benahm sich kindisch. Sie war eifersüchtig. Obwohl sie getrennt waren. Und Sadie war kein Mensch. Das war etwas anderes.

Doch sie war eine Frau. Und auch attraktiv. Buffy wünschte sich, Angel würde sie gegen lassen. Doch ob er es tat?

X

 

13. Seelenfrieden

 

 

Angel sagte Sadie, daß sie sich anziehen könne. Er umarmte sie und flüsterte ihr etwas ins Ohr: „Es ist sehr lange her, seit ich Drusilla geliebt habe, habe ich keinen anderen Vampir mehr geliebt, außer derjenigen, die mich geschaffen hat. Du hast Buffy kennengelernt und sie hat Dich zu mir geführt. Dafür bin ich ihr dankbar. Du bist sehr attraktiv und anziehend. Doch auf Kommando...nein. Auch wenn es Teil Deines Fluches ist, ich kann nicht. Ich bin nicht dazu bereit. Es tut mir leid, Sadie“

 

Sadie schickte ihm ein letztes Mal ihre Gedanken: Auch nicht, wenn Du andere Vampire siehst, die ebenso mit ihrer Seele verflucht wurden? Wenn wir uns vereinen, bekommst Du soviel zu sehen. Du wolltest doch Erlösung. Hier bekommst Du sie. Wenn Du es nicht tust, kann ich es nicht ändern, doch vielleicht verstehst Du dann mehr und leidest nicht mehr soviel. Wir beide leben mit einem Gewissen, Angel. Willst Du kein reines Gewissen haben? Willst Du immer mit Deinem Schicksal hadern? Wenn Du siehst, wie die anderen leiden, bist Du vielleicht nicht mehr allein. Dann hat Deine Existenz um so mehr Sinn.

Angel nahm ihren Kopf in beide Hände, er hob ihr Kinn an. Er schloß seine Augen. Und küßte sie sanft. Er wurde mit einer Flut von Bildern anderer Vampire, die mit verfluchter Seele lebten, überschwemmt. Sie alle litten unter ihrem Fluch, so wie er. Sadie hielt ihn eisern fest. Sie umschlang seine Hüften und drückte sich an ihn. Sie fühlte Wärme, Hitze und ein Prickeln durch ihren Körper fahren. Es war unglaublich. Seine Lippen waren so sanft und zart.

 

Dann löste er sich von ihr. Er lächelte: „Wow. Das ist ja...jetzt verstehe ich was Du meinst. Du bist voller Visionen in Deinem Leben und möchtest sie mit mir teilen. Jetzt begreife ich es. Doch es ist nicht dasselbe, als wenn man...einen Menschen liebt, verstehst Du?“

 

Sadie nickte. Sie verstand sehr gut. „Ja. Ich habe die Menschen, die mich liebten ihres Blutes wegen getötet. Körperliche Liebe mit ihnen hätte mich auch nur wieder zu einem Monster gemacht. Ich weiß, Angel. Ich weiß...“ Sie begann wieder zu weinen. Sie bedankte sich für seine Ehrlichkeit. Dann trennten sie sich. Sadie ging in die eine Richtung, wo der Van parkte, Angel in seine Agentur.

Er drehte sich noch einmal zu ihr um. Sie blieb stehen, drehte sich aber nicht um. Dann ging er wieder weiter. Sadie war enttäuscht, setzte aber auch ihren Weg fort. Als sie zu der Abzweigung kam, stand Buffy schon mit dem Pfahl in der Hand, bereit....

X

 

Sadie sah in ihr verheultes Gesicht. Doch die Jägerin lächelte Sadie tapfer entgegen: „Ich dachte, ich könnte es wegstecken. Doch dem ist nicht so. Ich weiß nicht, wie sehr ich Dich dafür hassen soll oder ob ich Dir auf ewig dankbar sein werde. Ist jetzt alles geklärt? Auch wenn Du nicht mit ihm schläfst, hat er das gesehen, was er sehen sollte?“ Sadie nickte: „Danke, daß ich ihn sehen konnte. Danke, daß ich ihm alles zeigen konnte, nun, zwar nicht ganz, aber immerhin bin ich meine Schuld los. Ich danke Dir und Xander, daß ihr mir geholfen habt. Ich danke Angel, daß er mir zugehört hat. So. Ich bin bereit. Es wird weh tun, Buffy. Wenn Angel zu Dir kommen sollte, weil er Dich schreien hört, laß Dir von Xander helfen. Fahrt. Blickt nicht zurück. Laß nicht zu, daß er Dich tröstet. Das wird auch ihm weh tun. In Ordnung?“ Buffy atmete noch einmal tief durch: „O.k., Sadie. War nett, Dich kennengelernt zu haben. Wird es sehr weh tun?“

 

Sadie zuckte mit den Schultern und setzte ihr Vampirgesicht auf: „Tu es!“ Buffy pfählte Sadie schnell. Während sie zerfiel durchfuhr Buffy ein Schmerz in ihrem Herzen, der sie aufschreien ließ. Xander kam aus dem Van gestürmt und half ihr, ins Auto zu steigen. Er erblickte Angel, der tatsächlich in ihre Richtung lief, auch er hielt sich die Brust und schrie! Buffy hatte Angel noch nie so leiden sehen. Am liebsten würde sie sich losreißen, um ihn zu umarmen...doch sie tat, was Sadie ihr riet. Sie ließ sich widerstandslos von Xander in den Van helfen.

 

Er fuhr mit quietschenden Reifen davon. Als Angel zu der Abzweigung kam, war der Schmerz vorüber. „Buffy...“ war das Einzige, was er von sich gab. Dann ging er mit gesenktem Kopf wieder in die Agentur....

 

Xander und Buffy schwiegen genauso auf der Rückfahrt, wie auf der Hinfahrt. Als Xander Buffy später, als sie ankamen, vor der Haustür absetzte, dämmerte es bereits. Buffy hatte sich wieder gefangen. Sie ließ sich zur Tür bringen und umarmte Xander lange. Xander drückte sie fest: „Wenn Du mich brauchst...ich bin da.“ Buffy lächelte und gab Xander einen Kuß auf die Stirn: „Ich bin zwar nicht Sadie, aber ich weiß es, Xander. Danke. Du bist mein bester Freund, kleiner Idiotenkönig.“ Sie lächelte qequält.

 

Xander strahlte sie an: „Das war Dein erster Kuß, seit der High Scool! Ich liebe Dich, Buff!“ Er zwinkerte ihr zu. Auch ihm fehlte jegliche Gesichtsfarbe, ihn nam die Sache ebenso mit. Jetzt kehrte sie allmählich wieder zurück. Fröhlich pfeifend stieg er in den Van, winkte der Jägerin ein letztes Mal und fuhr davon....

 

Buffy schloß mit zitternden Händen die Haustür auf. Ihre Knie wackelten. Sie ging in ihr Schlafzimmer und ließ sich aufs Bett fallen. Sie begann zu weinen. Doch ihre Trauer blieb nicht lange. Das Telefon klingelte. Sie ließ es klingeln. Doch es hörte nicht auf. Sie legte das Telefon neben ihr Bett und den Hörer auf ihr Kissen.

 

Sie konnte nur schluchzen: „Hallo?“ Dann hörte sie am anderen Ende auch jemanden schluchzen. Es kam ihr bekannt vor. Nein. „Buffy? Bitte...rede mit mir. Leg nicht auf. Ich muß...ich...liebe Dich.“ Angel. Buffy nahm den Hörer in die Hand: „Ich weiß. Ich werde Dich auch immer lieben. Ich kann jetzt nicht über Sadie sprechen. Es tut noch zu weh. Du...wie geht es Dir?“ Angel räusperte sich: „Es geht schon wieder. Doch der Schmerz war...unerträglich. Es tut mir leid, wenn....wenn sie Dir....weh getan hat. Doch ich bin Dir dankbar dafür, daß ich sie kennenlernen konnte. Es hat mir viel gegeben. Ich weiß jetzt einige Dinge. Danke, Buffy.“ Buffy wischte sich die Tränen aus dem Gesicht.

 

Sie war froh, daß es Angel so gut verkraftet hatte. Sie freute sich plötzlich, seine Stimme zu hören. „Schon gut. Mach Dir keine Sorgen. Ich hör jetzt auf, okay? Bis...irgendwann.“ Buffy hörte wie es in der Leitung klickte. Er hatte aufgelegt. So verabschiedete er sich meistens.

Buffy legte den Hörer auf das Telefon und hoffte, daß sie nicht wieder gestört werden würde. Gleich morgen beschloß sie Riley anzurufen. Sie brauchte ihn jetzt. Dessen wurde sie sich bewußt, als sie mit Angel sprach. Sie zog sich ihren Pyjama an, kuschelte sich in ihre weichen Kissen und schlief bald darauf ein...

 

Ende

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