Roman |
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Nun auch
ein von Gruftine selbst geschriebener Roman über Buffy. Wer schon die
Storys bzw. die Endlosgeschichten gelesen hat, weiß was sie für ein
Talent hat. Ich bewundere jedenfalls Meike über ihre Einfälle. Wer hier meckern will, soll es erst mal besser machen!! Wer sich die Seiten ausdrucken möchte, dann nur zur eigenen Nutzung. Es ist ohne schriftliche Genehmigung der Autorin nicht erlaubt, den Roman und Teile daraus zu vervielfältigen, systematisch auszuwerten oder auf gedrucktem bzw. elektronisch gespeichertem Weg zu verbreiten. Anfragen diesbezüglich sind an Die Autorin zu richten. Sie wird über alles weitere entscheiden. Dann viel Spaß beim Lesen! |
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G r a b g e f l ü s t e r Das Finale der erfundenen Gruselstories der Kultserie Buffy-Im Bann der Dämonen (5) by Meike Benner Feb.2001 Gewidmet all jenen, die das Glück
kennen, jemanden zu treffen, der dasselbe fühlt, dasselbe denkt, der
einen ohne Worte versteht. So findet man eine Weile zu sich selbst und
kann gestärkt gegen den Widerstand in der Welt angehen. Die Autorin Seelenblues Inhalt: Die ersten
Semesterferien beginnen für Buffy, seit ihrem Aufenthalt auf dem
College. Sie will sich zu Hause in Sunnydale von dem Streß erholen. Die
erste Tuchfühlung mit Riley ging mächtig daneben, er distanzierte sich
von ihr. Buffys Mom ist bei
ihrem Vater, Giles ist auf einer Wächtertagung für Ehemalige. Willow
ist nach der Trennung von Oz ins sonnige Kalifornien abgehauen, um zu
sich zu finden. Xander ist als Einziger übriggeblieben, um Buffy
Gesellschaft zu leisten. Als das erste Wochenende vor der Tür steht,
Buffy und Xander einen Abstecher ins Bronze machen wollen, wird ihr
Vorhaben jäh unterbrochen: Eine Vampirin
taucht plötzlich vor Buffys Schlafzimmerfenster auf. Völlig verstört
bittet sie Buffy, ihr den Gnadenstoß zu geben. . . 1. Normal sein ist
alles Es war soweit! Das erste Halbjahr des Colleges war geschafft! Nun
hatte Buffy Anne Summers endlich Semesterferien! Es ging auf den Winter
zu. Die ersten Studenten strömten aus ihren letzten Vorlesungen um
einfach davonzufahren, in die Ferien oder nach Hause. Nachdem die Jägerin ihren Hauptjob eher mäßig ausgeübt hatte,
war sie dennoch froh, eine einigermaßen gute Bilanz ihres Studiums
hinter sich gebracht zu haben. Nach diversen Differenzen mit Professor
Walsh hatte sie sich sehr angestrengt, um Pluspunkte bei ihr zu sammeln.
Was ihr auch gelungen war. Außer Tutor Riley hatte sie wenig Freunde, vor allem ihre alte
Gang war in alle Winde zerstreut. Ihre erste persönliche Begegnung mit
Riley auf einer Party ging jedoch mächtig in die Hose und daher beschloß
er, sich von ihr zurückzuziehen. Irgendwie kam Buffy das bekannt vor... Willow plante eine Reise nach Kalifornien, nachdem sie schlagartig
von Oz verlassen wurde. Giles rief sie in der Mittagspause an, daß er
sie in Green´s End erreichen könne, dort wo ehemalige Wächter
zusammen kamen, um über ihr Fortbestehen zu diskutieren. Dazu gehörte
nun seit knapp einem Jahr leider auch Buffys einstiger Wächter, Rupert
Giles. Der einzige, welcher von der alten „Scooby Gang“ noch übrig
blieb und Sunnydale bis heute treu geblieben war: Alexander Lavelle
Harris, genannt Xander. Da er weder einen Studienplatz am Sunnydale
College, noch sonstwo einen einigermaßen rentablen Job ergattern
konnte, blieb er zu Hause und lebte sein Leben im Keller der elterlichen
Wohnung. Seit einigen Monaten jobbte er im Bronze erfolgreich als
Barkeeper. Als er von einer früheren Schulkollegin aufschnappte, daß Buffy
wieder im Lande war, ließ er von seiner Arbeit ab, es war kurz vor der
Mittagspause, und schnappte sich den Telefonhörer...sein Herz schlug
Purzelbäume, bei dem Gedanken an seinen ewigen Schwarm......Anya war
wie weggeblasen. Der einstige Rachedämon und liebestolle dazu, war
sowieso nicht bei ihm. Sie traf sich mit anderen, zu Menschen gewordenen
Rachedämonen, um an einem Reinigungsritual teilzunehmen. Und was sie
nicht weiß, das macht sie nicht heiß...Mit feuchten Händen tippte er
Buffys Nummer. X Buffy parkte den Jeep gerade in der Haueinfahrt, als sie von
weitem das Telefon klingeln hörte. Sie beeilte sich aber keineswegs.
Sie genoß ihre innere Ruhe und Gelassenheit. Der Anrufbeantworter war
ja eingeschaltet. Neidisch dachte sie an Willow, die eine halbe Stunde
vorher aus der Vorlesung schlich, um das Flugzeug zu erwischen. Fünf
Minuten nachdem Willow gegangen war, nannte Buffy einen Vorwand, um
Willow hinterherzugehen. Sie verabschiedeten sich mit einer festen
Umarmung. Willow haßte Abschiede, Oz Weggang immer wieder vor Augen. Sie
versprach, Buffy eine Postkarte zu schicken. Nachdenklich und etwas
besorgt sah Buffy ihrer Freundin nach. Sie
wird sich fangen. Dachte die Jägerin. Über
Angel bin ich auch hinweg. Ja, das bin ich. Dachte sie weiter und
nickte zur Bestätigung, als sie wieder in die Lesung ging. Doch sie wußte,
das sie sich da was vormachte. Die zarten Tuchfühlungen mit Riley waren
mehr als nur freundschaftlich. Doch Angel war immer und überall
anwesend. Das wußte sie. Sie spürte ihn, wie keine andere Liebende.
Und er litt ebenso wie sie. Was für ein Trost. Sie schloß die Tür auf, schmiß ihre Tasche in die Ecke und
atmete tief ein. Sie fuhr sich durch ihre blonden, langen Haare und lächelte.
„Ich habe Ferien! Ich sollte glücklich sein!“ Sprach sie zu sich
selbst. Sie ging in die Küche und stürzte sich auf den Kühlschrank. An der Tür hingen Liebesgrüße ihrer Mom und ein paar
Nachrichten. Giles und Xander haben angerufen. Willow sei gut in den
Flieger gekommen. Viele Grüße von ihrem Großvater. Sie solle das
benutze Geschirr in die Spülmaschine packen. Und dann ein „ich liebe
Dich.“ Buffy grinste das Papier an und gab dem letzten Satz einen
Handkuß. Buffy kannte ihren Großvater nur als kleines Kind. Ansonsten
hatte sie ihn nie gesehen. Aufgrund der Scheidung ihrer Eltern gab es
immer Zwist und Joyce heulte sich oft bei ihrem Dad aus. Sie war zu ihm
gefahren, da er jetzt ihre Hilfe brauchte. Natürlich fragte Joyce ihre
Tochter, ob sie nicht mitkommen wolle. Doch Buffy zog es vor, sich vom
Semester zu erholen, was Joyce natürlich berücksichtigte. Seit ihre
Mutter wußte, daß Buffy die Jägerin war, wurde ihr Verhältnis
offener. Sie wollte ihre üblichen Runden etwas verkürzen, damit sie für
das Wochenende frei war. Das nahm sie sich vor. Seit sie aufs College
ging, war in Sunnydale deutlich weniger Jagd auf Dämonen angesagt, als
sie noch auf der High Scool war. Doch das hieß nicht, daß sie so gut
wie arbeitslos war. Wenn etwas passierte, war immer der Weltuntergang
nahe. Sie setzte ihr Leben weiterhin aufs Spiel und schaffte es auch
ganz gut, zu überleben. Sogar ohne Wächter. Doch Giles half ihr auch
so, selbst wenn er sich damit strafbar machte. Er genoß sein neues
Leben sichtlich, was Buffy manchmal die Stirn runzeln lies. Er hatte
sich zwar zum Vorteil verändert, doch er war immer noch einsam, trotz
mancher überraschender Bekanntschaft mit weiblichen Wesen. Das wurmte
Buffy. Buffy machte sich ein Käsesandwich und ein großes Glas Milch.
Sie ging in ihr altes Zimmer und schaltete den Fernseher ein. Sie öffnete
ihr Fenster, stellte ihr Essen auf die Anrichte und schmiß sich aufs
Bett. Es dauerte keine halbe Stunde, da war sie so müde, daß sie
einschlief. X Das Klingeln des Telefons holte sie in die Wirklichkeit zurück.
Langsam schlug Buffy die Augen auf und gähnte herzhaft, ohne sich die Hände
vor den Mund zu halten. Sie rieb sich die Augen und blinzelte das
Telefon neben ihrem Bett an, das weiterhin unaufhörlich klingelte.
„Warum kann ich nicht einmal in Ruhe essen?“ seufzte sie, nahm ihr
noch unberührtes Sandwich, biß einmal ab, trank einen Schluck Milch
und nahm den Hörer ab. „Hallo?“ meldete sie sich etwas genervt.
„Na endlich, einzige Jägerin des Höllenschlundes und einziges übriggebliebene
Mitglied der Scooby Gang! Ich versuche schon seit einer Ewigkeit, Dich
zu erreichen! Wie geht´s? Hast Du am Wochenende schon....“ stürmte
die atemlose, nervöse Stimme von Alexander Harris auf sie ein. Buffy
nahm den Hörer vom Ohr und hielt in von sich weg: „Nein, habe ich
noch nicht, Xander. Danke, mir geht es auch gut. Und Dir? Holst Du auch
mal Luft beim Reden oder willst Du die Redseligkeit unserer kleinen Hexe
ersetzen?“ Schweigen am anderen Ende der Leitung. Dann ein erstauntes:
„Woher weißt Du, das ich.....“ Buffy sah gen Himmel. „Wer redet
schon wie ein Wasserfall, wenn Willow nicht da ist? Mom hat eine
Nachricht hinterlassen und als ich nach Hause kam, hast Du sicher auch
angerufen. Ich hab den Anrufbeantworter angelassen. Man wird ja wohl den
ersten Tag genießen dürfen, oder?“ Xander lachte leise. „Natürlich,
Frau Studentin, natürlich. Ich muß mich anscheinend dran gewöhnen, daß
Du tatsächlich aufs College gehst. Falls Du nicht gerade die Welt
retten mußt, kannst Du ja ins Bronze kommen. Ich lad Dich auf einen
Drink ein, ja?“ Ein ganzer Haufen Hoffnung schwang im letzten Satz
mit, das hörte Buffy aus seinen Worten heraus. „Ich überleg´s mir, o.k.? Bis dann, Xander!“ sagte sie so
sanft sie nur konnte. Dann legte sie auf. Sie trank den Rest ihres Glas
Milch in einem Zug leer, aß mit zwei Bissen ihr Käsesandwich auf und
zappte die Sender durch, denn ihr Fernseher war noch eingeschaltet. Dann
sah sie auf die Uhr. Zeit für die Jagd. Es dämmerte. Buffy sah ihre
offene Tasche mit den Pfählen, Armbrüsten und Kreuzen vor ihrem
Kleiderschrank stehen. Die Jägerin seufzte tief. Dann stand sie auf, reckte und streckte
sich. Sie beschloß, sich umzuziehen und dann auf Patrouille zu gehen.
Sie hoffte auf eine ruhige Nacht. Wenn sie sich da mal nicht irren
sollte.... Während ihrer Highscoolzeit hatte sie viel durchgemacht, Angel,
der Meister, der Bürgermeister, Faith, Wesley, der Cyborgfreund ihrer
Mom, Oz der Werwolf. Das alles lag wie ein Schatten in ihrem Kopf. Und
da waren noch so viele andere Dinge. Willows Hexenkräfte, die sie oft
verharmloste, da Willow sich nicht immer an die Regeln hielt und damit
Unheil anrichtete oder weil ihre Zaubersprüche oft keine Wirkung
zeigten, wurden zusehends beeindruckender und stärker. Doch da Willow
nicht nur weiße, sondern auch schwarze Magie benutze, machte sie sich
Sorgen um ihre Freundin. Seit Oz sie verlassen hatte und sie einen bösen Fluch aussprach,
hatte sie sich verändert. Darum auch der Trip nach Kalifornien. Sie
wollte Abstand gewinnen, um wieder zu sich zu kommen. Das verstand Buffy
nur zu gut. Schließlich war sie auch mal von zu Hause abgehauen, da sie
Angel verloren hatte. So etwas braucht Zeit. Angel. Bei dem Gedanken an
den Mann ihrer Träume, oder besser gesagt, Vampir ihrer schlaflosen Nächte,
mußte Buffy schlucken. Sie prüfte einmal noch ihr Outfit im Spiegel, steckte sich die
Haare hoch, hing die mit Waffen bestückte Tasche um ihre Schulter und
zog in die Nacht. X 2. Verlaß Dich auf
Deinen Instinkt Eine leichte Brise zog über den Sunnydale Friedhof hinweg. Die
Nacht war klar. Sterne leuchteten in Massen und deutlich sichtbar vom
Himmel. Der halbvolle Mond versteckte sich hinter ein paar Wolken. Einsam streifte eine junge Frau zwischen den Gräbern hin und her.
Es war die Jägerin. Auserwählt, gegen die Mächte des Bösen zu kämpfen.
Seit ihrem 16. Lebensjahr war das ihre Aufgabe. Jetzt war sie bald 20.
Manchmal fragte sich, wer ihren Job übernahm, wenn sie nicht mehr dafür
in Frage kam. Sie mußte an Kendra denken, die ihre Jagd mit dem Leben
bezahlte. Ihr Pfahl „van Helsing“ war seit Kendra´s Tod in Buffys Händen.
Da war auch noch Faith. Sie verschrieb sich der Gegenseite. Nun mußte
sie dafür bezahlen. Sie lag seit fast 9 Monaten im Sunnydale-Memorial
Hospital im Koma. Sie schüttelte den Kopf, so als wolle sie diese bösen
Erinnerungen abschütteln.... Wie auch jetzt, hatte sie den Pflock immer griffbereit in der
Jackentasche ihrer schwarzen Lederjacke. Langsam und wachsam sah Buffy
sich jedes neue Grab an, wo sie vorbeikam. Plötzlich fühlte sie eine
andere Existenz. Ein alter Geruch stieg in ihre feine Spürnase. Ein
Meister? Buffy´s Schritte beschleunigten sich: „Wo steckst Du? Komm
raus! Ich kann Dich riechen! Obwohl dieser Geruch alles andere als
anziehend wirkt!“ rief sie mutig in die Stille. Äste knacken. Ein Käuzchen
schrie. Buffy blieb stehen, als der Geruch immer stärker wurde. Sie mußte
die Nase rümpfen. Ein Vampir war hier, das spürte sie jetzt ganz
deutlich. Und er war sehr alt. Es konnte sich nur um einen Meister
handeln. Buffy sah in alle Richtungen. In geduckter Haltung ging sie
weiter. Dann erblickte sie eine Gestalt. An einem Mahnmal für Soldaten
waren mehrere Sitzbänke. Dort hockte, in sich zusammengesunken, eine
gedrungene Gestalt. Auf dem großen Stahlkreuz gegenüber, das in einen
großen Felsen gehauen war, auf dem Gefallene des Krieges verewigt
waren, saß eine wunderschöne, ausgewachsene Schnee - Eule. Sie schien
das Wesen zu beobachten oder zu bewachen. Buffy hielt sich jetzt die Hand vor dem Mund, denn der Gestank war
eindeutig von diesem Etwas, was da hockte. Als das Wesen Buffy bemerkte,
reckte es sich. Jetzt sah Buffy, daß es ein weiblicher Meister sein mußte.
Langes, weißes Haar fiel ihr auf die Schultern. Der Geruch verebbte,
als frischer Wind aufkam: „Jägerin. Du bist spät dran. Ich warte
schon seit Stunden auf Dich. Setz Dich.“ Sagte die Vampirin. Ihre
Stimme war fest, aber leise. Sie war rauh und heiser. Buffy folgte der
Einladung. Sie schluckte, denn bisher hatte sie es nur mit einem Meister
zu tun gehabt. Das war ihre erste Begegnung mit einem weiblichen
Meister. Als sie näher kam, griff sie automatisch in ihre Innentasche,
um den Pfahl zu zücken, ließ aber gleich wieder die Hand sinken. Sie
blickte in ein Gesicht voller Runzeln, Falten und tiefen Furchen. Ihre
hellen, wasserblauen Augen fixierten sie. Sie setzte sich zu ihr und war
gespannt, was passieren würde. Es war ungewohnt, Smalltalk mit Vampiren
zu halten, sie handelte lieber, anstatt zu reden. Doch diese Vampirin
hatte ihr anscheinend etwas Wichtiges mitzuteilen. Die Stimmung war angespannt. Ein paar Minuten saßen sich Jäger
und Gejagter gegenüber und sahen sich an. Buffy zog vorsichtig Luft
durch die Nase. Es roch nach krankem Schweiß, so ähnlich, wie
verbranntes Fett. Sie war nicht nur sehr alt, sondern auch nicht mehr
„gesund“. Falls man dieses Wort für Vampire überhaupt benutzen
sollte. Als Buffy das Wort ergreifen wollte, setzte die Vampirin zum
Sprechen an: „Bevor Du mich tötest, hör mich an. Es ist kein Zufall,
daß wir uns hier treffen. Bald wird Dir jemand begegnen. Sie wird Dich
bitten, sie zu töten. Sie wird Dir jedoch vorher fast das Herz brechen.
Du bist sehr stark geworden, Jägerin. Den Höllenschlund hast Du mächtig
aufgeräumt, Kompliment! Ich war auch einmal jung und unerfahren.
Angelus war für einige Zeit mein Lehrer. Er hatte viele Schüler, mußt
Du wissen. Viele eiferten ihm nach. Es ist wirklich eine Ewigkeit her.
Er ist damals noch nicht verflucht gewesen. Dafür war er unsagbar böse.
Das weißt Du ja, ich will jetzt auch nicht ins Schwärmen geraten. Er
liebt Dich immer noch sehr, sowie Du ihn. Auch ich habe ihn damals
verehrt. Er hat viele von uns geliebt. Doch nur Dir gehört sein Herz.
Aber lassen wir das. Ich habe meine Existenz gehabt. Jetzt sind andere
da, die mich ersetzen. Den Meister habe ich natürlich auch gekannt,
doch er war nicht wie Angel. Niemand wird je wie Angel sein, es sei denn
er teilt dasselbe Schicksal wie er. Ich bin sehr alt, Buffy, ich habe
genug Menschen ihres Blutes beraubt. Jetzt lebe ich nur noch von
Tierblut, denn ich bin langsam zu alt fürs Jagen. Wenn Du mich gepfählt
hast, nimm meine Asche und tu sie in diesen Lederbeutel hier. Die
Todesbotin wird sich des Beutels annehmen. Hab keine Angst. Sie weiß,
wer Du bist, doch sie tut Dir nichts. An Menschen hat sie kein
Interesse.“ Die Meisterin sah Buffy beinahe flehend an. Sie hatte Tränen in
den Augen. In ihren langen, dünnen Händen hielt sie einen dunklen
Lederbeutel, der mit einer Schnur zum Zubinden befestigt war. Buffy hatte ihr sehr aufmerksam zugehört und war erstaunt, wie
offen sie aus ihrem Leben und von Angel erzählte. Viele Fragen brannten
ihr auf den Lippen, doch sie traute sich nicht, diese zu stellen. Als
sie Angel erwähnte, beschleunigte sich ihr Herzschlag. Sie wollte nicht
zu lange schweigen, darum fragte sie: „Die Todesbotin?“ Die
Meisterin deutete mit zitternden Händen auf die Eule. „Sie verbindet
das Reich der Toten mit dem Reich des Höllenschlundes und eurer Welt.
Sie bringt unsere Asche an einem bestimmten Ort. Für Meister, die
sterben, ist es etwas ganz besonderes. Nun, sie ist sozusagen der
Aasgeier unter den Untoten. Sie bringt uns dorthin, wo wir nicht mehr
wiederkehren können. Genug geredet. Erledige Deinen Job!“ forderte
sie die Jägerin auf und zeigte ihr Vampirgesicht.
So, als empfange sie den Tod mit Freuden, stand sie auf und
breitete die Arme aus. Buffy zögerte nicht lange, sie erhob sich gleichzeitig mit ihr,
nahm blitzschnell den Pfahl aus der Jackentasche und holte aus.
Einen schnellen Stoß mitten in das untote Herz. Sofort zerfiel
die Vampirin zu Staub. Nur der Schädel zerfiel langsamer. Normalerweise
dauerte der Zerfall von Meistern etwas länger, als bei ihren Jüngern,
da sie sehr alt wurden. Der Geruch stieg Buffy wieder in die Nase. Ihr
wurde beinahe übel. Doch sie bewahrte Haltung. Dann sah sie zu dem
Raubvogel und wieder zu dem Staubhaufen vor sich. Sie erfüllte die
letzte Bitte des weiblichen Meisters. Die Eule schrie kurz auf und flatterte vom Kreuz auf die
Banklehne, auf der sie gesessen hatten. Wachsam beobachtete das Tier,
wie Buffy die Asche in den Beutel füllte, der als einziges übrig
geblieben war. Als auch der Schädel zerfiel, erledigte sie den Rest.
Als sie den Beutel aufheben wollte, flatterte die Eule auf sie zu, um
ihr den Beutel im Flug zu entreißen. Buffy beobachtete nachdenklich,
wie die Eule mit dem Beutel zwischen den Krallen in Richtung des Mondes
flog. Dann war sie verschwunden. Nachdenklich rieb die Jägerin sich den
letzten Staub von den Händen. Er verwehte im Wind. Es war normalerweise
nicht ihre Art, den letzen Wunsch ihres Opfers zu erfüllen. Doch diese
Begegnung hinterließ ihre Wirkung bei Buffy. Sie weinte. Die Meisterin,
von der sie nicht einmal den Namen erfahren hatte, tat ihr leid. Es war
das erste Mal, das sie von einem Vampir gebeten wurde, ihn zu töten.
Und bald wird noch eine Vampirin kommen, die ihr dasselbe gleich noch
einmal anbietet. Und dieser Satz, daß sie Buffy vorher beinahe das Herz
brechen werde, hallte im Kopf der Jägerin noch lange nach. Sie fragte
sich, was die Alte wohl damit gemeint hatte. Sie fühlte sich schlecht.
Sie steckte den Pflock wieder in die Jackentasche. Für heute hatte sie genug. Sie wischte sich schnell ihre Tränen
fort und lief nach Hause. Schließlich waren Ferien. Und diese wollte
Buffy auskosten. Sie beschloß, früh zu Bett zu gehen. X Als sie zu Hause angekommen war, schmiß sie erschöpft und
traurig die Tasche in die Ecke und zog sich aus, um zu duschen und dann
sofort schlafen zu gehen. Während sie duschte, hörte sie wie durch
Watte, das Telefon klingeln, doch auch diesmal ging sie nicht dran. Als
sie sich abtrocknete, ihren Pyjama anzog, ging sie in die Küche, wo das
Telefon stand, das an den Anrufbeantworter angeschlossen war. Eine
Nachricht wurde hinterlassen. Sie spulte die Nachricht zurück und drückte
auf den Abhörknopf: „Hi, hier ist Willow, ich bin heil angekommen. Es
ist total heiß hier, genauso wie mein Hotel. Ich vermisse Dich jetzt
schon, doch ich habe ein paar nette Leute kennengelernt und werde heute
schon mit ihnen ausgehen. Ich schreib Dir´ne Postkarte. Grüß Giles
und Xander von mir. Paß auf Dich auf! Bye!“ Buffy grinste den
Anrufbeantworter an. Die gute alte
Will. Dachte sie. Seufzend fuhr sie sich durch ihre feuchten,
blonden Haare und löschte die Nachricht. Dann ging sie zu Bett und hoffte, schnell Schlaf zu finden. Es
dauerte eine ganze Weile, bis sie müde und ihr Körper schwer wurde.
Sie träumte von der Meisterin und hörte ihre letzten Worte. Tränen
liefen ihr die Wangen hinunter, während sie schlief. Es war das zwar
nicht das erste Mal, daß sie ihre Berufung verfluchte, doch sie spürte,
daß sogar sie nicht immer alles mit einer trockenen Logik hinnehmen
konnte. Schließlich war sie ja ganz nebenbei auch ein Mensch mit Gefühlen.
Und sie ließ zu, daß der Tod einer Meisterin ihr nahe ging. Was war
auch so falsch daran? Unruhig wälzte sie sich in ihrem Bett hin und
her.... X 3. Leben und leben
lassen Es war stockdunkel, dort wo sie herauskletterte. Sie sah sich
hektisch nach allen Seiten um. Hatte sie ihre Verfolgerin endlich
abgeschüttelt? Es war keine Zeit darüber nachzudenken. Unsicher und
zittrig stieg sie aus dem Schacht des alten Fabrikkellers. Sie sah gen
Himmel. Sternenklare Nacht. Ohne sich umzudrehen, kramte sie in ihrer
Lederwestentasche herum und ging einige Schritte vorwärts.
„Hoffentlich finde ich diese Buffy Summers!“ sprach sie leise zu
sich selbst. Ein Knacken war plötzlich hinter ihr zu hören. Steine
rollten einen Abhang hinab. „Verdammt!“ fluchte sie und steckte das
Foto mit der Adresse darunter schnell wieder ein. Sie lief so schnell
sie konnte in Richtung Norden. Das Wesen stieg aus dem Schacht. Sie schnüffelte und hielt die
Nase in den Wind. Unvollstellbare Wut stieg in ihr hoch: „Ich bin Dir
auf den Fersen, Du Verräterin! Und ich
werde Dich vernichten. Jägerin hin oder her! Ich
nehme ihr das schon ab! Und wenn ich selbst dabei draufgehe, das schwöre
ich Dir!“ rief sie der Gejagten hinterher. Dann stob sie davon. Ungewöhnlich
lautlos. Und schneller, als es das menschliche Auge wahrnehmen könnte....... X Xander spülte gerade die letzten Gläser im „Bronze“, als es
heftig an der gläsernen Außentür pochte. Xander rief so freundlich er
konnte: „Sorry, wir haben geschlossen!“ Doch das Pochen wurde immer
heftiger. „Bitte, laß mich rein, bitte....“ hörte er eine
weibliche Stimme flehen. Xander drehte sich um. Er sah ein junges Mädchen,
etwa so groß wie Buffy, die immer noch an die Scheiben klopfte und
bettelte, eingelassen zu werden. „Bitte hilf mir, ich werde verfolgt,
bitte...laß mich rein!“ jetzt wurde sie etwas ruhiger und ließ die Hände
sinken. Xander ging zur Tür und sah sie durch die Scheibe an.
Dunkelblaue Augen blickten ihm entgegen. Sie war auffallend blaß. Womöglich
ein Blutsauger? „Du wirst verfolgt? Und warum sollte ich mich da
ausgerechnet einmischen?“ Ihre Lippen bebten, sie waren zart rosa. Sie hatte sinnliche
Lippen, voll und verführerisch. Ihre Zähne waren auffallend weiß.
„Bitte....ich muß mich verstecken....“ Sie hatte rot-schwarzes,
kurzes Haar. Es klebte ihr am Kopf. „Hilf mir!“ bat sie
eindringlich. Ihre Figur war zierlich, sie hatte eine schwarze
Lederweste an, eine weiße Bluse darunter und zerrissene Bluejeans. Trug
Cowboystiefel aus braunen Wildleder. Xander sah sich auf einmal selbst,
wie er den Schlüssel herumdrehte, während er in ihre Augen blickte.
„O.k., o.k. Aber nur 20 Minuten. Ich arbeite hier nur, wenn man uns
erwischt, dann...“ die Tür ging auf und sie sagte leise, mit rotem
Kopf: „Du....mußt mich...hereinbitten. Bitte...“ sie zeigte ihr
wahres Gesicht. Xander erwachte aus seiner Trance: „Was? Warst
Du das? Du hast mich hypnotisiert? Wie zum Teufel...Du bist ein Vampir!
Nein, es tut mir leid, wir haben geschlossen!“ Xander schüttelte
sich, wollte die Tür wieder schließen. Die Unbekannte stellte einen Fuß
dazwischen, sich ständig umblickend. Sie wurde nervös. „Ich bitte Dich! Ich werde Dich schon nicht
beißen, laß mich nur rein!“ Sie zeigte sich wieder mit
menschlicherem Äußeren. Plötzlich bewegten sich die Büsche, das
Rascheln wurde immer wilder und lauter. Xander hörte wieder eine
weibliche Stimme, sie fluchte vor sich hin: „Na, warte, ich finde
Dich! Ich zerreiße Dich in Stücke, Du verdammtes Balg!“ Die Stimme
klang tief und bedrohlich. „Oh, nein...sie kommt! Bitte, laß mich
rein!“ Xander starrte wie gebannt auf die sich bewegenden Büsche und
auf die Vampirin. „Du wirst also gejagt? Was geht mich das an? Ich
habe etwas gegen euch blutsaugendes Volk, verstehst Du? Ich....“
weiter kam er nicht, denn als sein Blick auf die Vampirin fiel, hörte
er ihre Stimme in seinem Kopf: „Du sagst mir jetzt, daß Du mich reinläßt...bitte mich hinein,
sofort!“ Xander´s Blick blieb an ihren Augen haften. Ihre Stimme
klang so weich und so feminin. So weiblich. „Komm rein.“ Hörte er
sich sagen. Die Vampirin lief an Xander vorbei. „So,
danke. Und jetzt mach alles dunkel.“ Suggerierte sie ihm weiter.
Wie ein Roboter ging Xander zu dem großen Lichtschalter und kippte ihn
um. Das Bronze verdunkelte sich. Sie ging zu ihm und zog ihn mit sich,
durch den Hinterausgang. „Komm
mit mir und sei still“ ließ sie weiterhin ihre Stimme in seinem
Kopf hallen. Xander ließ sich mitziehen. Von Weitem hörte sie die Flüche ihrer Verfolgerin. Sie waren von
derselben Art. Nur mit dem Unterschied, daß sie Schwestern waren und
ihre Schwester einer Berufung folgen mußte. Sie war im wahrsten Sinne
des Wortes eine Vampirjägerin. Und das alles ist ihre Schuld gewesen. „Wer bist Du und
wohin willst Du?“ hörte sie Xanders Stimme wie durch Nebel. Sie sah
ihre „Geisel“ an. „Ich bin Sadie und suche diese Frau hier.“
Sagte sie zu ihm und zeigte ihm ihr Foto. Xander´s Augen wurden groß,
als er Buffy entgegen blickte... X Bevor Xander eine Antwort geben konnte, wurde er von hinten
attackiert. Sadie sah ihn vor sich in die Knie gehen. Ein Stein hatte
ihm eine Platzwunde am Hinterkopf beschert. Als sie das Blut witterte,
wurde ihr schlecht. Sie sah in die Richtung, aus der das Objekt kam und
aus dem Dunkel stolperte ihre Schwester. Sie trug eine Armbrust in den Händen.
Sie hielt sie gespannt. Zielsicher. Sie feuerte. Sadie duckte sich und
taumelte nach vorne und begann wieder zu laufen: „Bleib endlich
stehen, verdammt noch mal! Wie viele Jahrhunderte soll das noch so
weitergehen, Sadie? Du findest Deinen Erlöser ja doch nie! Na, warte!
Ich kriege Dich!“ schrie Sadie´s Schwester ihr hinterher. Sadie
drehte sich nicht nach ihr um. Sie schwieg. Die Worte ihrer Schwester
trafen sie, doch das ließ sie nicht an sich heran. Provoziert wurde sie
ständig, doch langsam härtete das ab. Sie mußte sich irgendwo in
Sicherheit bringen. Diese Buffy war hier irgendwo. Der Sterbliche kannte
sie auch, darum wollte Sadie wieder zurück zu ihm, damit er ihr helfen
konnte. Sie fand eine leerstehende Scheune und begrub sich unter dem Heu,
was dort lag. Ihre Schwester, Fiona, lief daran vorbei. Bis jetzt hatte sie es über 200 Jahre lang geschafft, vor ihr zu
fliehen. So lange jagte Fiona schon ihre eigene Schwester. Die Liebe war
daran schuld. Fiona und Sadie waren Zigeuner. Sie gehörten der Sippe
Chinta an. Sie kampierten damals mit ihren Wohnwagen neben einem anderen
Zigeunerlager. Doch mit dieser Sippe waren sie eigentlich verfeindet, es
waren die Roma. Dann verliebten sich beide in die Söhne des Sippenältesten
der Roma. Sie trafen sich heimlich mit ihnen. Eines Nachts, beim
Neumondfest, passierte das Unglück. Fiona fand ihren Geliebten blutleer
an Sadies Wohnwagen gelehnt. Als sie Sadie zur Rede stellte, ob sie ihn
getötet habe, beschwor ihre Schwester, daß sie zu dieser Zeit mit
ihrem Freund zusammen war. Am nächsten Tag lag auch Sadies Geliebter
blutleer an Fionas Wohnwagen. Die beiden Schwestern beschuldigten sich
gegenseitig. Die Sippenältesten beider Zigeunerstämme versuchten,
durch das Legen von Runen, den Schuldigen zu finden. Natürlich gab es
in beiden Lagern auch Seherinnen, doch sie weigerten sich strickt, zu
helfen. Später gestanden sie den Führern, daß sie Todesangst gehabt hätten. Es vergingen drei Tage, bis in einer Vollmondnacht Sadie von einem
Unbekannten überfallen und verschleppt wurde. Am nächsten Morgen fand
man sie genauso blutleer, wie ihr Geliebter vor dem Wohnwagen ihres
Vaters. Wachen wurden aufgestellt. Der Leichnam wurde in einer Krypta aufgebahrt und verschwand noch
in derselben Nacht. Sadies Geliebter, Randolph, stahl ihn. Er war zu
einem Vampir geworden. Dann tauchte auch Fionas Geliebter, Matthew auf,
und entwendete ihren Leichnam. Als alle vier eines nachts am Lager ihrer
verfeindeten Familien erschienen, töteten die Sippenältesten die
Geliebten ihrer untoten Töchter. Fiona brachte im Blutrausch ihre
gesamte Sippschaft um. Sadies Vater sprach gegenüber Fiona einen Bann
aus und nahm Sadie mit in seinen Wohnwagen. Fiona verharrte die ganze
Nacht davor und konnte nicht zu ihrer Schwester, geschweige denn den
Wohnwagen betreten. Sie floh. Sadie wurde mit einem besonderem Fluch belegt. Am nächsten Abend
verstieß ihr Vater sie mit den Worten: „Such das Wesen, das Dir ähnlich
ist. Wenn Du es nicht findest, wird Dich Deine Schwester bis in alle
Ewigkeit jagen und töten. Finde die Auserwählte, die dafür geboren
wurde, Eure Brut zu vernichten und bitte sie um Erlösung. Ich werde für
Dich beten, Sadie! Geh!“ X Und so geschah es. Sadie konnte sich verstecken, wo sie wollte,
Fiona war ihr immer auf den Fersen. Manchmal unterstützen sie sogar
Horden von Dämonen oder sie schuf sich Brüder und Schwestern. Doch
auch Sadie lernte dazu. Andere Vampire, die ihr während ihrer Flucht
begegnet waren, wollten nichts von ihr wissen. Das verstand sie nicht,
doch sie akzeptierte es. So schlug sie sich alleine durch. Nun, so kurz vor ihrem Ziel, verlor sie all ihre Kraft. Sie
verharrte bis zum nächsten Morgen in der Scheune und grub sich während
ihres Schlafes immer tiefer ins Heu, um nicht von der Sonne angebraten
zu werden. Sie dachte an den Menschen, der ihr helfen könnte, diese
Buffy zu finden. Sie mußte
ihr helfen. Das stand fest. Entweder half sie ihr, zu sterben oder führte
sie zum ihrem „Erlöser“. Wer immer das auch war... 4. Freunde in der
Not Xander erwachte von einem lautem Schmatzgeräusch und bohrenden
Kopfschmerzen. Er faßte sich an den Hinterkopf, wo ihn die
Steinschleuder erwischt hatte. Er trug einen Verband. Er roch Blut.
Schlagartig riß er die Augen auf. Als er sich aufrichten wollte, fiel
er jedoch gleich wieder zurück. „Na, Du Schnarchmütze? Endlich wach?
Du bist ja schlimmer als Spike!“ sprach ihn eine bekannte Stimme an.
Er blickte Harmony ins blutverschmierte Gesicht: „Harm! Was...wo...wie...“
Sie zeigte ihm ihre häßliche Vampirfratze: „Ich war zufällig auf
der Jagd. Da sah ich Dich am Boden liegen. Und Deine Verletzung. Ich mußte
mich zusammenreißen, um nicht gierig zu naschen.“ „Naschen? An
mir?“ Xander faßte sich instinktiv an den Hals. Keine Wunden. Er
blickte nach rechts, woher der Blutgeruch kam. Ein junger Mann lag da,
leergesaugt und weiß wie die Wand. „Du bist bei uns zu Hause. Spike
hat mir gesagt, er schuldet Dir noch was, weil Du ihn hast bei Dir
wohnen lassen.“ Xander nickte heftig, was er gleich wieder bereute, da
sein Kopf immer noch heftig brummte: „Allerdings! Wo ist überhaupt
Dein Herr und Gebieter?“ Harmony bleckte die Zähne: „Ist er nicht! Ich
habe Macht, Xander. Ich kann mir Brüder und Schwestern erschaffen,
so viele ich will. Und das werde
ich auch, darauf kannst Du Dich verlassen! Er begleicht alte
Rechnungen, seit er weiß, daß er Dämonen verkloppen kann. Soll ich
ihn von Dir grüßen?“ sie grinste frech. „Nein, danke. Was ist das hier? Eine Höhle? Es stinkt
bestialisch! Ich will hier raus, Harmony, bitte. Hilf mir, ja?“
Harmony half ihm tatsächlich. Sie faßte ihn mit einem Ruck unter die
Arme und hielt ihn fest, damit er nicht nach vorne fiel. Sie brachte ihn
zum Höhlenausgang. Es war schon dämmrig. „Wie wäre es mit einem
Dankeschön?“ fragte Harmony spitz. Xander winkte ab: „Wir sind
quitt. Danke für den Verband und das Du nicht genascht hast.“ Ohne
sich umzudrehen, verließ Xander die Höhle. Haromony zuckte mit den Schultern und ging wieder in die
Dunkelheit hinein. Sie hatte da noch einen Leckerbissen liegen.... Da Xander plötzlich einfiel, wer ihm diesen Schlag verpaßte, sah
er sich automatisch in alle Richtungen um. Wer war das nur? Sadie sprach
von einer „sie.“ War sie auch ein Vampir? Oder eine neue Jägerin?
Bekam Buffy Konkurrenz? Buffy! Ich
rufe sie an, das muß ich ihr erzählen. Vielleicht kommt sie ja ins
Bronze? Dachte er. Xander´s Herz begann wieder zu klopfen bei dem
Gedanken an sie. Doch er war jetzt mit Anya zusammen. Und Buffy hatte
diesen Riley, sie kamen sich näher, so sah es jedenfalls aus. Hm. Er
sehnte sich nach seinem Bett und einer heißen Dusche. Und wo war wohl
diese Sadie hin? Wer war sie? Böse schien sie jedenfalls nicht zu sein.
Ist das so offensichtlich? Und warum suchte sie die Jägerin? Zu einem
Kaffeeklatsch? Ein Racheakt? Vor allem ihre Vorgehensweise war ihm
unheimlich. Sie verfügte über mächtige Kräfte, konnte in seine
Gedanken eindringen. War sie ein Meister? Oder einfach nur uralt? Auch
er hatte viel über Dämonen und Co. gelernt, seit die Jägerin in
Sunnydale wohnte. Er besaß einige Chroniken. Er würde sich schlau
machen. Frohen Mutes beschleunigte er seine Schritte. Aus sicherer Entfernung, aus einem Kellerfenster heraus,
beobachteten ihn wachsam zwei gelblich glühende Augen.... X Fiona schäumte vor Wut. Am liebsten wollte sie diesen kleinen
Menschen töten. Sadie benutze ihn, um die Jägerin zu finden. Sie war
immer noch nicht in der Lage, ihre Schwester zu erwischen. Das war ihre
Aufgabe, sie wurde dazu verflucht. Dabei konnte sie nichts dafür, daß
sie zum Vampir wurde. Und ihr Vater hatte nicht das erste Mal Kontakt
mit den Blutsaugern gehabt, daher kannte er sich mit Bannsprüchen, Flüchen
oder sonstigem Gegenzauber ziemlich gut aus. Zigeuner hielten zusammen
wie Pech und Schwefel. Und wenn sie ein Ziel verfolgten, setzten sie
alles daran, es durchzusetzen. Sie hatten keine Angst vor Dämonen, oft
benutzten sie diese sogar für ihre eigenen Zwecke. Dabei galt es natürlich,
die guten von den bösen zu unterscheiden. Das gelang nicht immer. Die Vampirin schlug das Gitter vor dem Kellerfenster mit einem
einzigen Faustschlag beiseite, als es dunkel genug war. Sie schälte
sich aus der Öffnung und hielt die Nase erneut in die Luft. Durst quälte
sie, doch es gab wichtigere Dinge. Sie mußte Sadie endlich töten. Dann
war sie frei. Mit diesem Gedanken stob sie erneut los. Sorgen machte ihr
die Jägerin. Sie durfte sich nicht von ihr erwischen lassen. Sie war
ein respektabler Gegner. Das hatte sie von einigen Vampiren und Dämonen
erfahren, mit denen sie im Laufe der Zeit in Kontakt gekommen war.... Sadie und Buffy ließen die Wut in ihrem Bauch nur noch größer
werden. Sie zeigte ihre Vampirfratze und wurde immer schneller. Sie roch
das Blut des Menschen, den sie verletzt hatte. Dann spürte sie Sadie´s
Witterung auf. Sie waren beide ganz in der Nähe.... X 5. Ein todsicherer
Plan Nachdem Xander lange und gründlich geduscht hatte, machte er sich
ein gut belegtes Sandwich und öffnete eine Dose Bier. Er stellte die
Sachen auf dem Tisch im Wohnzimmer ab und durchwühlte seine Schubladen
und Regale nach Büchern. Doch nach was wollte er suchen? Über Vampire,
die von anderen Vampiren gejagt werden? Über Vampire, die Jägerinnen
aufsuchten? Oder über Vampire, die....über Gedankenübertragung verfügten?
Die Angelchroniken? Hm. Nein. Xander hatte drei große und vier kleine
Lektüren entdeckt. Unter den Kapiteln: Vampire
mit besonderen Fähigkeiten wurde er fündig. In allen Büchern
stand so gut wie das Gleiche: Verbannte,
verfluchte Untote: Meister, Meisterinnen besitzen
durchaus Zauberkräfte. Sie haben die Macht, durch Hypnose, ihre Jünger
zu steuern. Sie können Erstgeborene, Auserwählte aus dem Clan
verbannen, in dem sie einen Zauber verwenden oder andere Dämonen auf
sie hetzten, die nur ein Ziel haben: deren Tod. Selbst wenn der, die
Verbannte gleiche Kräfte besitzt, ist dieser jedoch nicht in der Lage,
diese gegen den Meister zu verwenden. Er ist nur dazu auserkoren, seine
Strafe zu erfüllen, egal, wie lange, wie schmerzvoll oder ob er, sie es
mit dem Tode bezahlt..... Der Fluch
von den Chintas: Eine der ältesten Zigeunersippen in
ganz Europa beherrscht seit Generationen die Vertreibung oder Beschwörung
von Geistern, Dämonen, Untoten, ect. Da sie, wie alle Zigeunerfamilien,
ihre Sippe mit allen Mitteln schützen, liegt es an den Stammesältesten
oder Seherinnen, Angriffe aus der Dunkelwelt zu fördern oder zu
verhindern, sofern es der Sippe zu Gute kommt. Sobald Familienmitglieder
der Sippe verschleppt, verwandelt, getötet werden, sind die Ältesten,
sowie die Seherinnen in der Lage, die Dämonen mit Flüchen zu bannen
oder mit dem zu besetzen, was den meisten Untoten, die ohnehin böse
sind, fehlt: mit einer Seele. Sollte ein Familienmitglied verwandelt
sein, liegt es in dem Ermessen des Ältesten, zu entscheiden, ob es getötet
oder verflucht wird, damit es der Sippe oder anderen keinen Schaden zufügt...... Xander vermutete, daß Sadie vielleicht eine Chinta war. Sie wurde
von einer Vampirin verfolgt. Er war sich nicht sicher, doch, er hatte ja
kurz das Vergnügen, sie zu sehen. Und zu hören. Fetzen wie: „wieviele
Jahrhunderte soll es so weitergehen...den Erlöser findest Du nie....“
Erlöser? Vom Fluch? Die Jägerin? Xander erinnerte sich an Buffys Foto
mit ihrer Adresse und an Sadies Frage. Sie kannte Buffy als Jägerin
anscheinend nicht. Viele Dämonen oder Vampire kannten die Jägerin. Sie
hatte sich einen Namen in Sunnydale gemacht. Doch nicht jedes Wesen, das
so plötzlich in Sunnydale auftauchte, suchte sie freiwillig auf. Es mußte
einen Grund geben.... Xander faßte sich an seine Kopfwunde. Sie schmerzte nur ein bißchen.
Er biß die Zähne zusammen, nahm einen großen Schluck Bier, biß
zweimal in sein Sandwich und wählte mal wieder Buffys Nummer, in der
Hoffnung, das sie diesmal persönlich abnahm. X Nachdem Buffy sich aus dem Bett gelümmelt hatte, beschloß sie,
etwas Kicktraining zu machen. Doch sie konnte sich nicht so recht
konzentrieren. Als die Post kam, war eine Postkarte von Willow dabei:
„Hi, Buffy! Hier wird es immer
heißer, genauso wie die Typen. Hab sogar ein paar Hexen getroffen und
wir tauschen unsere Erfahrungen. Vermisse Dich. Geht es Dir gut?
Vielleicht ruf ich mal an, okay. Willow“. Buffy laß die Karte
mehrmals und mußte lachen. Sie nahm einen Magnetpinn und machte die
Postkarte, die Palmen im Sonnenuntergang am Strand zeigte, am Kühlschrank
fest. Sie dachte plötzlich an Riley. Sollte sie ihn anrufen, um ein
wenig Smalltalk zu halten? Es stand soviel zwischen ihnen. Gerade, als
sie den Hörer abnehmen wollte, klingelte das Telefon. Vielleicht war es ja Riley? „Hallo?“ meldete sich die Jägerin.
„Puh, endlich, Buff! Ich bins, Xander! Bitte leg nicht wieder auf, hör
mir zu. Ich bekam Prügel, mein Kopf ist etwas angematscht.“ Buffy
setzte sich an den Küchentisch. Sofort war sie hellwach und besorgt:
„Bist Du okay? Wer.....“ Xander holte tief Luft und begann zu
berichten, was ihm passiert war. Buffy hörte sich sein Erlebnis genau
an. Die Worte der Meisterin kamen ihr ins Gedächtnis: „Es
wird jemand kommen, der Dich darum bittet, sie zu töten. Doch vorher
wird sie Dir das Herz brechen...“ Xanders Beschreibung über diese
Vampirin, die in seine Gedanken eindrang, um ihn für ihre Zwecke zu benützen,
war ihr unheimlich. Das konnten normalerweise nur sehr alte Vampire
oder.....verfluchte. Doch bisher kannte sie nur einen verfluchten Vampir
und das war...nein. Das konnte nicht sein. Er war der Einzige. Nicht auszudenken, wenn
da noch...sie dachte nicht weiter. „Und diese Sadie hat Dich nicht
angegriffen? Und was ist mit dieser anderen Jägerin? Bist Du sicher, daß
sie ein Vampir ist?“ Xander bejahte und wiederholte Fionas Worte,
soweit er sie verstanden hatte. „Sie jagt Sadie, um sie zu töten,
meinst Du? Und Sadie will, daß ich ihr zuvorkomme? Ich versteh das
nicht. Seit wann kommen Vampire freiwillig zur Jägerin, um sich killen
zu lassen? Und da sie mich anscheinend nicht kennt, dafür aber die
andere, von der sie verfolgt wird, woher will sie dann wissen, daß ich
Vampire töte?“ Xander las ihr aus der Chronik vor, was er über die Chintas
herausfand und behauptete, daß diese Zeilen genau auf Sadie paßten. Er
hatte es im Gefühl. „Sei vorsichtig. Wenn sie bei Dir auftauchen
sollte, ist diese Killerin sicher auch nicht weit. Sie hätte mich töten
können, doch sie hat mich nur verletzt. Sie hat es auf Sadie abgesehen.
Vielleicht ist auch sie...verflucht.“ Als Xander dieses Wort
aussprach, kniff Buffy die Augen zusammen. Sie wollte dieses Wort nicht
hören. Nicht wahrhaben. Buffy sah auf die Uhr. In ein paar Stunden war Jagdzeit. „Ich
bin doch auf böse Vampire abgerichtet, Xander, das dürfte kein Problem
sein. Danke für die Infos. Ich werde mich auch noch mal schlau machen.
Giles hat mir eine Nummer hinterlassen. Wenn es brenzlig wird, ruf ich
ihn an. Bevor wir irgendwas Genaues
planen, treffen wir uns im Bronze und überlegen bei heißen Rhythmen,
okay? Schließlich sind Ferien! Ich ruf Dich wieder an. Oder Du kommst
vorbei, mal sehen. Bis dann.“ Sie legte auf. Sie stand auf und kramte
im Wohnzimmer ein paar alte Chroniken heraus. Unter anderem fand sie
auch eins über Zigeunerbräuche... Sie dachte an Angel. Und wollte es gleich wieder verwerfen, an ihn
zu denken. Sie sah ihn vor sich in diesem Moment. Sein Blick schien auf
ihr zu ruhen. Er lächelte sie an. Und dann wurde sein Blick zweifelnd.
Und dann nachdenklich ernst. Aufhören!
Sie schüttelte den Kopf, so als wolle sie das Bild einfach wegwischen. Es bohrte sich eine Frage in ihrem Kopf, die sie lieber nicht
beantwortet haben wollte: Was wäre, wenn Angel nicht der einzige
verfluchte Vampir ist? Seufzend nahm sie die Chronik und begann zu
lesen.... In einer Chronik über die
Vampire der alten Welt
fand sie folgende Sätze: Vampire,
verfluchte, die...: Erstgeborene einer traditionellen Familie, wie
Zigeuner, Indianer, Religiöse sind oft auch erste Opfer von denen
Untoten, die ebenso als Erstgeborene töten. Um die Opfer weitgehend vor
sich selbst und anderen zu schützen, werden sie mit Bannsprüchen,
Zauber, Flüchen belegt, wenn die Stammesältesten, Seher oder selbst
betroffene Älteste nicht in der Lage sind, Ihre Kinder zu töten. Sie
werden dazu gebracht, Jäger einzubeziehen, die solche Opfer von dem
Fluch befreien, indem sie diese töten oder sie zu demjenigen führen,
der ebenso verflucht wurde, doch da solche Opfer in vielen verschiedenen
Teilen der Welt verstreut sind, ist es oft schwer, diese Suche
aufzunehmen... Siehe Chronik des Engelsgleichen...“. Buffy hatte genug gelesen. Der Engelsgleiche wurde auch Angelus
genannt. Nun war er ja wieder Angel. Und da stand tatsächlich, daß
Angel nicht der Einzige zu sein schien. Vielleicht nur der Einzige mit
einer Seele? Sie klappte das Buch zu, so hart, daß eine Staubfontäne in ihr
Gesicht wehte. Sie hustete. Ihr Herz klopfte wie wild. Also sprach die
alte Meisterin die Wahrheit. Jetzt brauchte Buffy nur noch warten, bis
Sadie auftauchte. Dann könne sie sich selbst ein Bild machen. Verflucht
hin oder her. Wenn Sadie sie bat, ihr einen Pflock ins tote Herz zu
jagen, würde sie nicht lange zögern. Und wenn diese andere Jägerin,
Vampir oder nicht, auftauchte, erfuhr sie sicher mehr, als ihr lieb war.
Buffy beschloß, noch etwas zu trainieren. Dafür brauchte sie
entsprechende Kleidung. Sie lief in ihr Zimmer, um sich umzuziehen... X 6. Jäger gegen Jäger Knapp zwei Stunden vor Xanders Arbeitsantritt im Bronze, beschloß
er, einfach bei Buffy rein zu schneien, um sie zu einem Drink einzuladen
und so das Ganze zu klären. Er hoffte, dieser Vampirin, die Sadie töten
wollte, nicht zu begegnen, obwohl er nicht damit rechnete, daß sie ihm
etwas antat. Doch zur Sicherheit packte er sich die Taschen mit
Kruzifixen und Pfählen voll. Man weiß ja nie. Er stieg in seinen verbeulten, grauen Van und fuhr zur Jägerin.
Er bemerkte den Schatten hinter sich nicht, der sich an seine Versen
heftete.... Xander fuhr extrem langsam und sah sich immer nach links und
rechts um, als erwartete er, daß sich gleich jemand auf ihn stürzen würde.
Auch im Rückspiegel erkannte er nichts. Klar, Vampire und Spiegel, was
für ein Witz. Es war auffallend ruhig in Sunnydale. Kaum Leben auf den
Straßen. Vereinzelte Pärchen gingen in Richtung Bronze. Er kam in die
Einfahrt des Hauses der Familie Summers. Er stellte den Wagen vor dem
Gartenzaun ab und hupte dreimal kurz, damit Buffy schon ahnte, wer sie
besuchen kam. Er sah Licht in ihrem Schlafzimmer. Das Fenster war offen. Er stieg aus dem Wagen und ging zur Haustür. Bevor er anklopfte,
hörte er ein Rascheln hinter sich. Er drehte sich um, mit einem Pfahl
in der Hand: „Komm raus! Ich mag diese Spielchen nicht, verstanden?
Wer ist da?“ Xander stand ganz still und seine Augen waren auf das
dichte Dornengestrüpp gerichtet, aus der das Geräusch kam. „Sadie?
Wenn Du das bist, hab keine Angst. Du hast Buffy gefunden.“ flüsterte
er zu dem Busch. Er kam sich für einen Moment ziemlich albern vor. Doch
wenn Sadie tatsächlich in der Nähe war, hatte er jetzt seine
Schuldigkeit bei ihr getan. Die Tür ging auf und eine erstaunte Jägerin stand vor ihm:
„Xander, hey! Dachte ich´s mir doch, daß Du´s nicht lange ohne mich
aushältst. Komm rein!“ Sie trug ein weißes, enges Top, schwarze
Jogginghose. Ihre blonden Strähnen klebten an ihrer Stirn. „Hey, Buff!
Hab ich Dich beim Training erwischt? Au!“ Seine Kopfwunde zog
ordentlich vor Schmerzen. Er faßte sich an den Hinterkopf. „Tut es
sehr weh? Laß mal sehen!“ Xander wehrte ab: „Schon gut. Harmony hat
mich gut versorgt. Für einen fiesen Vampir war sie sogar ziemlich
nett.“ Buffy lachte. Sie trocknete sich den Schweiß von ihrem Gesicht: „Schöne Grüße
von Will. Ihr geht´s richtig gut.“ Xander ging zum Kühlschrank und
laß ihre Karte. Er grinste: „Sie hat´s ja toll getroffen. Meine
beste Freundin sonnt sich mit Hexenschwestern ihren weißen Hintern und
ich muß mich hier von Blutsaugern verprügeln lassen.“ Er schüttelte
verächtlich den Kopf: „Darf ich mir etwas zu trinken machen?“ Buffy
nickte ihm zu: „Ich mach mich schnell fertig und dann geht es
abtanzen, o.k.?“ Xander blickte Buffy mit leuchtenden Augen an: „Ich freu mich,
daß ich Dich nicht erst dazu überreden brauche! Nur zu, Goldlöckchen...“ Buffy sah ihn neckisch an: „He! Das darf nur
Spike zu mir sagen, ist das klar?“ Xander schaute verlegen zu Boden
und zuckte mit den Schultern. Seit Spike der Gang bei der Dämonenjagd zur Seite stand, waren
Buffy und er so etwas wie Verbündete. Durch einen Fluch von Willow
wollten die Zwei sogar mal vor den Traualter, küßten und befummelten
sich. Eine Erinnerung des Grauens. Xander schüttelte sich, als er daran
dachte. Und bei ihrer letzten Begegnung nannte Spike sie „Goldlöckchen“.
Er hatte so einige Spitznamen für die gesamte Scooby Gang, die Xander
gar nicht gefielen. Doch Spike war trotz seiner Hilfe immer noch ein böser
Vampir, woran er sie auch stets erinnerte. Seit die Initiative ihn daran
hinderte, zuzubeißen, war er beinahe wie ein zweiter Angel. Nur mit dem
feinen Unterschied, daß Spike keine Seele hatte..... Buffy verschwand in ihrem Zimmer. Sie schaltete das Radio ein, während
sie sich im Bad einer flüchtigen Katzenwäsche unterzog. Sie malte sich
ihre vollen, sinnlichen Lippen mit einem dunklen Rotton an und zog ihre
Augen mit einem Kajal nach. Das genügte. Sie sprühte sich mit ihrem
Lieblingsparfüm „Roses“ ein, steckte ihre Haare zu einem Dutt und
sang zu einem Song der gerade lief, den Refrain mit. Gerade, als sie sich in ihr schwarzes Lederoutfit zwängen wollte,
war ihr, als hätte sie in ein fremdes Gesicht am Fenster gestarrt. Sie
zog ihr enges Kleid schnell über, was gar nicht so einfach war, da
Leder ja ziemlich eng anlag. Sie starrte gebannt auf das Fenster, das
leicht hin und her schwang, anscheinend vom Wind. Sie ging langsam zum
Radio und stellte es aus. Dann machte sie zwei Schritte zum Fenster und
horchte. Sie steckte den Kopf raus und sah nach allen Seiten. Links,
rechts, nach unten. Nichts. Ihr Instinkt als Jägerin meldete sich. „Hallo? Wer
immer Du bist, zeig Dich!“ Es klopfte leise an der Schlafzimmertür.
Xander flüsterte von draußen: „Buffy? Alles klar? Kann ich
rein...“ Buffy lief zur Tür und öffnete sie einen Spalt: „Ja, aber
sei leise und setz Dich auf das Bett. Ich glaub, ich hab jemanden am
Fenster gesehen.“ Als Xander in Buffys Zimmer trag, flog sein Blick über
die Jägerin. Ihr Trägerkleid aus Leder paßte wie angegossen und unterstrich
ihre weiblichen Formen: „Wow! Du siehst...wie immer supertoll aus, Mädchen!“
Flüsterte er weiter und setzte sich brav auf das Bett. Auch seine
Nerven waren zum Zerreißen gespannt. War es Sadie? Oder diese Killerrin? Buffy lächelte Xander an: „Du kleiner schmeichelnder Schleimer,
Du!“ neckte sie ihn. Da! Ein Rascheln. Xander und Buffy starrten
gleichzeitig auf das Fenster. Als Xander aufstehen wollte, hielt Buffy
ihn am Arm zurück. Als er zum Reden ansetzen wollte, hielt sie warnend
den Finger an den Mund. Xander nickte ihr zu und schwieg. Es fiel ihm
allerdings ziemlich schwer. Die Stimmung war angespannt. Plötzlich war
eine weiße, blasse Hand am Fenstersims zu sehen. Sie vernahmen ein
Wimmern. Doch kein Atem. „Ist hier...Buffy
Summers? Bitte...ich....brauche....sie
ist in der Nähe...ich brauche Hilfe. Wenn Du...diese.....Jägerin...bist,
dann....bitte....ich...Dich, mich zu....erlösen....oooh.“ Ein dumpfer
Aufprall war zu hören. Die Hand verschwand wieder. Jetzt hielt Xander und Buffy nichts mehr auf dem Bett. Beide
erhoben sich gleichzeitig und stürmten zum Fenster. Eine junge Frau lag
bewußtlos unter Buffys Schlafzimmerfenster. Xander deutete auf sie:
„Das ist sie, die mich hypnotisierte! Sadie!“ Als Buffy und Xander der Vampirin hochhelfen wollten, flog knapp
an Buffys Arm ein Pfeil vorbei. „Laß sie los! Sie gehört mir!“ Aus dem Gebüsch tauchte eine andere Frau auf. Besser gesagt
eine Vampirin. Sie trug knallig rote, enge Lederklamotten, eine
Lederjacke, eine Lederhose und ein roter Leder-BH leuchteten den beiden
entgegen, sogar im Dunkeln hob sich die Gestalt hervor. Sie trug eine
kleine Armbrust. Ihre Haare waren schwarz und hingen ihr wild im
Gesicht. Sie gingen ihr bis über die Schultern. Und noch eines fiel
auf. Sie sah Sadie ziemlich ähnlich. Buffy stellte sich vor Xander und
Sadie. Xander gab ihr in der Eile schnell einen Pflock aus seiner
Jackentasche. „Moment! Schön der Reihe nach und hinten anstellen! Wer
bist Du und was willst Du?“ „Halt Dich daraus, Jägerin! Das ist Familiensache, klar? Sadie
gehört mir! Wenn sie hier
einer tötet, dann ich!“
Ohne eine Antwort von Buffy abzuwarten, schmiß Fiona die Armbrust weg
und stürzte sich auf Buffy. Sie zeigte ihr Vampirgesicht, stob mit den
Armen nach vorne und warf Buffy um. Buffy wehrte sich ihrerseits und
trat Fiona mit dem rechten Knie in den Bauch und versetzte ihr einen mit
beiden Fäusten nacheinander heftigen Kinnschlag, so daß sie mit einer
derben Wucht auf den Rücken geschleudert wurde. Xander und Sadie konnten unbemerkt in Buffys Haus schleichen.
Sadie war immer noch bewußtlos. Und ziemlich schwer, wie Xander
feststellen mußte. „Danke,
Mensch. Fiona, das ist...meine Schwester...sie wurde dazu...erwählt,
mich umzubringen...“ hörte Xander wieder in seinem Kopf. Er legte
Sadie auf die Couch im Wohnzimmer. Dann lief er zur Tür raus und rief
Buffy zu, wer die Vampirin war. Fiona raste vor Zorn: „Halt Dich raus!“ Sie wuchtete sich vom
Boden und flog aus dem Stand auf die Jägerin zu. Buffy konnte sich noch
rechtzeitig umdrehen und stieß mit dem Pfahl erbarmungslos zu. Fiona
brachte noch ein: „Neeeeiiiin!“ zustande. Dann zerfiel sie zu Staub. X 7. Schicksalsschläge Gerade in diesem Moment erwachte Sadie. Sie spürte einen
stechenden Schmerz in ihrer Herzgegend und wuchtete sich von der Couch
hoch. „Fiona, nein!“ brachte sie hervor und hielt sich am Tisch
fest. Xander, der Sadies Schrei aus der Küche gehört hatte, lief zu
ihr. „He! Sadie! Ist ja gut. Sie kann Dir jetzt nichts mehr tun. Buffy
hat nur ihren Job gemacht...es...tut mir leid.“ Sagte Xander mitfühlend.
Und er meinte es sogar ehrlich. Er versuchte, Sadie in den Arm zu
nehmen, doch sie stieß ihn von sich. Sie sah ihn mit ihrer Vampirfratze
an: „Sie war immerhin meine Schwester. Buffy ist also die Jägerin.
Fiona kannte sie, ich nicht. Sie war dazu verflucht, mich zu töten.
Jetzt wünschte ich, ich hätte sie gewähren lassen.“ Sagte sie
traurig und ging hinaus zu Buffy. Xander beschloß, ihr nicht hinterher zu laufen. Das war wohl eine
Sache zwischen den beiden. Er würde helfen, wenn es nötig war. Er
setzte sich wieder auf die Couch, nippte an seinem Bier und schaltete
den Fernseher ein. Noch knapp eine Stunde, bis er zur Arbeit mußte.
Vielleicht konnte er Buffy und Sadie dazu bewegen, gemeinsam ins Bronze
zu kommen, um die Gedanken bei guter Live - Musik zu ordnen.... X Buffy stand immer noch da und sah den Staubhaufen an. Ihr wurde
kalt. Sie fühlte sich nicht als Siegerin. Sie empfand Mitleid. Doch
warum eigentlich? Sie machte hier nur ihren Job. Oder hätte sie
zulassen sollen, daß Fiona ihre Schwester tötet? „Ja, das hättest
Du. Ich war nur zu feige, mich ihr zu stellen. Ich wollte einfach überleben.
Wenn es nicht meine Aufgabe gewesen wäre, Dich zu finden, wäre ich
schon längst wie sie ein
Haufen Staub.“ Hörte sie eine Stimme vor sich. Sie blickte Sadie
entgegen. „Du kannst meine Gedanken lesen? Was für eine Art Vampir bist
Du?“ Buffy verwünschte sich, diese Frage gestellt zu haben. „Ich
bin Sadie. Oder Sandrina Moya. Fiona war meine Schwester. Wir stammen
von der Sippe der Chintas ab. Ich...wurde von meinem Vater bestraft. Er
sagte mir, ich soll Dich suchen, damit Du mich tötest, um mich zu erlösen.“
Sie zeigte ihr Vampirgesicht. „Ich bitte Dich, es zu tun. Töte
mich!“ Buffy hob automatisch den Pfahl, den sie immer noch in der Hand
hielt. Dann bemerkte sie plötzlich Tränen in Sadies Gesicht. Tränen?
Vampire können doch nicht weinen? „Ich
schon. Ich verfüge über gewisse Kräfte. Ich bin eine Chinta. Wir sind
mächtige Zigeuner, Buffy. Wir haben als Menschen Macht, die uns schon
in die Wiege gelegt wurde.. Und als Vampir verdoppelt sich diese
Macht.“ Hörte Buffy Sadies Stimme in ihrem Kopf. Sie ließ den Pfahl sinken und schüttelte langsam den Kopf:
„He! So läuft das nicht. Da ist doch ein Haken, oder? Du bist nicht böse. Ich töte nur die
Bösen. Etwas stimmt ganz und gar nicht mit Dir! Komm, bevor ich
Dich pfähle, möchte ich Deine Geschichte hören. Ausnahmsweise.“ Buffy steckte den Pfahl in ihre Lederjacke, die sie sich aus ihrem
Schlafzimmer geholt hatte. Sie stieg einfach in ihr Fenster ein, aus
Gewohnheit, wie sie es früher tat. Sie hörte den Fernseher aus dem
Wohnzimmer laufen. Xander wußte schon, wie er sich beschäftigen
konnte. Und das war auch gut so. Sadie wischte sich die Tränen aus dem Gesicht: „Du....willst
mich nicht töten? Und Du
willst eine Jägerin sein? Was
quälst Du uns beide unnötig? Ich bin nicht gerade scharf darauf, Dich
mit etwas zu konfrontieren, was Dir eventuell...weh
tun könnte...“ sie verstummte. Buffy fiel die Meisterin ein. „Sie wird Dir vorher das Herz brechen.“ Buffy erzählte ihr von der
Begegnung und ihrer Prophezeiung. Sadie machte große Augen: „Das war
eine ehemalige Seherin der Roma, Verushka. Sie ist genauso verflucht
gewesen. Darum solltest Du sie töten. Sie hatte....genau wie ich...eine
Seele.“ Jetzt war es raus. Buffy blieb stehen. Sie war geschockt. Und
verwirrt. „Was sagst Du da? Wie kommt es, daß...das darf nicht wahr
sein, das gibt es nicht, ich...nein. Das kann ich nicht glauben.“ Sie
holte den Pfahl wieder aus der Tasche. Wut sammelte sich in ihr. Da war
also der Haken. „Erzähl mir, wie es dazu kam. Bevor ich es mir anders
überlege.“ Sie schluckte tapfer ihre Tränen, die in ihr hochstiegen,
hinunter. Buffy fühlte sich erstaunlich beherrscht. Ihre Hände zitterten
zwar und sie war nahe daran, zu weinen. Doch sie atmete tief durch und
nickte Sadie ermunternd zu. Sie quälte sich sogar ein kleines Lächeln
ab. Sadie lächelte zurück. Dann sah sie verlegen weg. Sie waren am Friedhof angekommen und setzten sich auf eine Bank.
„Der Haken ist nicht nur mein Fluch, Jägerin. Es gibt einige von
unserer Art. Ich fühle Schmerz in Dir. Du erinnerst Dich an
jemanden, der Dir sehr nahe gestanden hat. Du liebst ihn, obwohl Dein
Herz bereits jemand anderem gehört. Und er liebt Dich, obwohl er
krampfhaft versucht, Dich zu verdrängen. Es wird ihm nie gelingen. Hab
ich recht? Erzähl mir von ihm.“ Buffy schüttelte energisch den Kopf:
„Geh aus meinen Gedanken! Du bist zuerst zu
mir gekommen und wolltest meine
Hilfe. Also erzähl mir Deine Geschichte. Ich höre Dir zu. Das kann
ich sehr gut.“ Sadie begann. Und Buffy hörte zu. Die Nacht war noch jung. So saßen
dort zwei Wesen, wie sie unterschiedlicher nicht sein können und
unterhielten sich über ihr Leben.... X Als Sadie geendet hatte, standen der Jägerin Tränen in den
Augen. Sie holte ein Taschentuch aus der äußeren Tasche ihrer
Lederjacke und wischte sich das Gesicht ab. „Ihr wurdet beide
verflucht, weil ihr euch in die Jungs des verfeindeten Stammes verliebt
habt? Und die wurden also zu Vampiren und machten euch auch dazu? Weißt
Du, wer eure Geliebten verwandelt hat?“ Sadie schüttelte den Kopf: „Wir hatten gar keine Gelegenheit
dazu, etwas zu erfahren. Sie überfielen uns im Schlaf. Fiona veränderte
sich am schnellsten. Sie tötete die halbe Sippe. Mein Vater hat,
nachdem er unsere Freunde pfählte, sie mit einem Bannfluch belegt. Sie
wurde verdammt, mich zu jagen und zu töten. Falls sie es nicht schafft,
solltest Du es für sie tun. Doch vor meinem Tod soll ich noch den
Erlöser finden. Den, der ebenfalls von einem unserer Vorfahren
verflucht wurde, da er eine Zigeunerin zum Vampir machte....“ Buffy schluckte. Sie wußte sofort, daß Sadie nur Angel meinen
konnte. Sie schien ihn ebenso nicht zu kennen, nur von ihm gehört zu
haben, durch ihren Vater. Vielleicht erfuhr sie mehr über diesen Fluch
und konnte Angel damit konfrontieren. Er suchte schließlich nach Erlösung,
so wie Sadie. Doch an ein Zusammentreffen der beiden beseelten Vampire
mochte sie gar nicht denken. Sie erhob sich und lief ein paar Schritte.
Sie kämpfte mit sich. „Buffy? Was ist?
Habe ich etwas Falsches gesagt? Du bist traurig und wütend. Es tut mir
leid, wenn ich...“ Buffy drehte sich um. Jetzt war es an ihr, Sadie
ihre Geschichte zu erzählen. „Schon gut. Ich...kann Dir helfen,
diesen Erlöser zu finden. Ich kenne ihn.“ Sadie stand ebenso auf und faßte Buffy an den Schultern: „Was
hast Du da eben gesagt? Hab ich das richtig verstanden? Ist das wahr?
Buffy! Ich suche seit über 293 Jahren nach ihm! Wenn Du mir hilfst, mit
ihm zusammenzukommen, dann könnte...dann würde ich meinen Frieden
finden...und er...auch. Vielleicht sucht er ebenso nach den Gründen
seiner Verfluchung, wie ich. Ich habe niemanden gefunden, der so ist wie
ich, in all den Jahrhunderten ist mir nur Haß begegnet, böse Geister,
Dämonen, Vampire, ich hätte schon längst aufgegeben, wenn ich nicht
gewußt hätte, daß die Wahrheit irgendwo da draußen ist! Ich
verspreche Dir, wenn Du mich zu ihm führst und wir....uns ausgetauscht
haben, dann kann ich in Frieden gehen. Auch wenn das vielleicht für ihn
bedeutet, nicht genug Antworten zu bekommen, ich werde ihm mein Wissen
zukommen lassen. Vielleicht macht es dadurch sein untotes Dasein etwas
leichter. Ich bin Dir so dankbar, Buffy, ich...“ sie fiel auf die Knie
und begann hemmungslos zu weinen. Buffy sah zu Sadie hinunter. Jetzt konnte auch sie ihre Gefühle
nicht mehr zurückhalten. Sie mußte den Redeschwall der Vampirin erst
einmal verdauen. Tausend Gedanken schossen durch ihr Gehirn. Sie bückte
sich zu Sadie hinunter und gebot ihr, aufzustehen. Sie sah in ihr
verheultes Gesicht. „Sadie, bitte...hör auf zu flennen. Ich...tu Dir
den Gefallen, wenn ich dem...Erlöser damit auch helfen kann.“ Sie sah
Sadie nur noch verschwommen, da auch ihre Tränenflut nicht mehr zu bändigen
war. Sie ließ sich von ihren Gefühlen einfach leiten und umarmte die
Vampirin. Als Sadie sie fest drückte, wurde die Jägerin mit Bildern,
Visionen und Emotionen übermannt, die in Sadies Leben eine Bedeutung
spielten. Sie ließ Buffy an ihrem bisherigen Leben teilhaben, damit sie
sich ein Bild machen konnte. Buffy zuckte kurz und schloß die Augen, damit die Bilder besser
auf sie wirken konnten. Als die Flut der Visionen endete, hing die Jägerin
schlaff in Sadies Armen. „Ich habe Dir ein Teil von mir gegeben,
Buffy. Alles was ich denke ohne es auszusprechen, wirst Du hören, ob es
Dir gefällt oder nicht. Es könnte Dir von Nutzen sein, um besser zu
verstehen. Doch wenn Du es nicht willst, kannst Du es mir mitteilen, ich
dachte nur, daß...“ Buffy löste sich sanft aus Sadies Umarmung. „Ist
schon gut, ich weiß, daß Du mir helfen willst, Dich besser zu
begreifen.“ Sprach Buffy in ihre Gedanken. Auch sie hatte nun die
Fähigkeit, sich telepathisch mit Sadie zu unterhalten. Gar nicht mal so
schlecht. Doch das Härteste stand Buffy noch bevor. Die Konfrontation mit
ihrer Vergangenheit. Und das Kapitel Angel.... X Bevor Buffy loslegen wollte, sah sie auf die Uhr. Xander mußte
bald zum Bronze, er hatte einen Job zu erledigen. Buffy kam eine ungewöhnliche
Idee: „Sadie, was hältst Du davon, wenn ich Dir meine Story in
Kurzfassung bei guter Livemusik erzähle? Das Bronze ist Kult und dort
habe ich mit Angel, ähm...viele Erinnerungen an Deinem Erlöser gehabt.
Hast Du Lust, abzutanzen?“ Sadie strahlte über das ganze Gesicht. Es
war über 100 Jahre her gewesen, seit sie das letzte Mal getanzt hatte!
Und ihr war auch der Name desjenigen nicht entgangen, den Buffy den Erlöser
nannte: Angel... oder auch Angelus: der Engelsgleiche. Es war wie ein
Traum. Sie konnte es gar nicht richtig glauben. Fast wie zwei gute Freundinnen gingen die beiden ungleichen Frauen
zu Buffys Haus zurück, um Xander darum zu bitten, sie mit ins Bronze zu
nehmen.... 8. Erinnerungen Xander war wie sooft auf der Couch im Wohnzimmer eingeschlafen.
Mit offenem Mund lag er da, die Beine quer über der Couch ausgebreitet,
die Bierdose in der linken Hand. „Ein Bild für die Götter, nicht
wahr, Sadie?“ flüsterte Buffy der Vampirin zu. „Spotte nicht über
ihn. Er hat mir schließlich geholfen, Dich zu finden.“ Buffy zuckte
mit den Schultern. Sie rief Xander zu: „Dämonenalarm! Sofort auf Posten!“ Xander
wachte auf der Stelle auf, kippte sich das Bier vor Schreck über die
Hose und erhob sich: „Was...wo....wieviele?“ Sadie und Buffy sahen
auf den besudelten Xander hinab und konnten sich ein Grinsen nicht
verkneifen. Xander guckte Buffy böse an: „Ja, ja, macht euch nur
lustig! In einer halben Stunde muß ich zur Arbeit. Ich brauche eine
neue Hose. Vielen Dank auch!“ Buffy schüttelte den Kopf und erzählte
ihm von ihrem Plan. Sofort strahlte er über das ganze Gesicht. Gemeinsam gingen sie zu seinem Wagen: „Darf ich bitten,
Ladies?“ Er fühlte sich mächtig. Wann hatte man schon mal zwei hübsche
Bräute im Wagen? Auch wenn eine davon ein Vampir war. Sie fuhren erst zu Xanders Wohnung, wo er sich schnell umzog. Dann
ging es ins Nachtleben von Sunnydale! X Der Laden war wie immer gut besucht. Die Liveband spielte bereits
und Buffy führte, nachdem sie Sadie eingeladen hatte das Bronze zu
betreten, die Vampirin an den Tresen, wo Xander schon fleißig Drinks
verteilte, er hatte eine weiße Schürze umgebunden und trug ein
schwarzes Muskelshirt und eine dazu passende Lederhose. Er bediente die
zwei Mädels und bemerkte etwas zu Sadie, in dem er sich kurz zu ihr hinüberbeugte:
„Du bist der erste Vampir, dessen Drink aufs Haus geht und in einem
Glas serviert wird.“ Er lächelte sie an. Buffy machte große Augen.
Es schien, als ob Xander Sadie mochte! Sie nahm das Glas mit Gingerale
und einem Schuß Wodka und stieß mit ihren „neuen Freunden“ an.
Obwohl Vampire eigentlich nichts zu sich nehmen, außer Blut, paßten
sich einige auch dem normalen Essen an, um nicht aufzufallen. Auch Sadie
schien kein Problem damit zu haben. Doch dann veränderte sich ihr
Gesichtsausdruck rapide. Sadie wurde aufeinmal unruhig, sie sah sich nach allen Seiten um.
Buffy ging auf sie zu und berührte sie am Arm: „Was ist mit Dir?
Stimmt was nicht?“ Sadie schüttelte den Kopf: „Der Laden ist nicht
übel, Buffy. Doch das hier auch andere Vampire herumspazieren....“
Buffys Jägerinstinkt wurde sofort alarmiert: „Wo sind sie? Ich werde
sie....Moment, Sadie. Wir sind hier am Höllenschlund schon vergessen?
Es ist seit Jahren normal, daß alle Art von Dämonen in Menschengestalt
sich einen Happen holen. Und dieser Ort ist der gedeckte Tisch für sie,
verstehst Du? Xander, kümmere Dich solange ich weg bin um sie, okay?
Ich bin gleich wieder zurück. Und dann ist Tanzen angesagt, ja?“
Xander, der immer in Bewegung war und die Theke putze, nickte ihr
ermunternd zu: „Geh Du nur auf Vampirjagd. Äh, sorry, Sadie. Das ist
nun mal die Jägerin wie Du weißt und wenn Du sie schon auf Deine...äh,
auf die anderen bösen Jungs und Mädels aufmerksam machst, dann kann
sie nicht anders. Normalerweise merkt sie es von selbst, doch oft müssen
wir sie auch...äh, darauf hinweisen, denn sie ist meist in Männerbegleitung
und abgelenkt, wenn Du verstehst, was ich meine...“ Sadie nickte und
sagte zu Xander, daß sie sich ins Gewühl stürzt und schon mal tanzen
geht. Es wurde ein Blues gespielt und sie wiegte sich im Takt der Musik
wie eine geschmeidige Schlange. Xander konnte sich noch keine Pause leisten, doch er ließ es sich
nicht nehmen, Sadie aus den Augenwinkeln zu beobachten. Anya schien wie
weggeputzt zu sein.... X Sadie bewegte sich im Takt der Musik. Der Rhythmus brachte sie
fast in Trance. Sie sah die Menschen und Augenpaare, die auf ihrem Körper
ruhten, doch das störte sie nicht weiter. Zum ersten Mal fühlte sie
sich frei und von allen Sorgen losgelassen. Sie spürte die Anwesenheit
von bösen Vampiren um sich herum, doch auch das störte sie eigentlich
nicht. Obwohl sie eine Seele besaß und das ihre „Brüder und
Schwestern“ bemerkten und sie eigentlich verspotten mußten oder
angreifen konnten, ließen sie Sadie in Frieden. Plötzlich sah sie Xander vor sich. Er umfaßte ihre Hüften und lächelte
sie an: „Ich habe Pause, Sadie. Und ich soll den Babysitter spielen.
Also, ich nehme diesen Job sehr ernst. Sei artig, okay?“ Sadie lachte
und schüttelte den Kopf. Sie schickte ihm ihre Gedanken: „Du bist süß, weißt Du das? Ich danke Dir und Buffy, daß ihr mir
helfen wollt. Vergiß nicht, daß wir noch etwas vorhaben.“ Sie
entzog sich seiner Berührung. Xander begriff plötzlich, wen er da
gerade anmachte und das er Sadie überhaupt anmachte und wurde verlegen.
„Ja...okay, schon gut. Ich bin es gewohnt, abgewiesen zu werden. Ich
schau mal, wo Buffy bleibt. Du kommst klar?“ Sadie nickte und rief ihm
zu, daß er sich keine Sorgen machen brauchte. Sie schloß die Augen und stellte sich Angel vor. Wie er wohl
aussah? Wie es wohl sein wird, wenn sie ihm begegnete? Ob er es überhaupt
zuließ? Sie schüttelte den Kopf um diese Gedanken loszuwerden und gab
sich den schnellen Rhythmen hin... X Buffy hatte den Hinterausgang genommen, der von den Vampiren oft
genutzt wurde, um sich an ihren Opfern zu vergreifen. Sie spürte gleich
vier Vampire, zwei weibliche und zwei männliche, ganz in ihrer Nähe.
Sie holte den Pflock aus ihrer Jackentasche und hielt wachsam an den
Stellen Ausschau, wo sie die Blutsauger auch sonst immer fand. Bei den Mülltonnen,
in einer engen Gasse zwischen dem Bronze und einer Häuserreihe. Genau
dort standen die vier, jeder von ihnen hing an den Hälsen eines Opfers.
Das Schmatzen und Saugen war nicht zu überhören. „Genug gesaugt.
Jetzt ist es Zeit zu sterben!“ rief Buffy den Vampiren zu und stürzte
sich auf den ersten. Die anderen drei ließen ihre Opfer einfach auf den Boden fallen
und attackierten die Jägerin von hinten mit Tritten in den Rücken und
Faustschlägen auf den Schultern. Buffy erledigte den ersten, in dem sie
ihn herumriß und einen Klammergirff benutzte, der ihm die Luft abschnürte.
Sie wuchtete ihn mit einem Fuß zu Boden und stellte diesen auf seine
Brust. Dann schlug sie blitzschnell mit dem Pflock zu. Der Vampir
zerfiel sofort zu einer Staubwolke. Dann richtete sie sich auf und kickte die drei Angreifer mit Händen
und Füßen von sich. Sie flogen nach allen Seiten und hatten Mühe,
sich wieder zu erheben. „Nicht alle aufeinmal! Ihr wollt doch noch ein
paar Sekunden Spaß haben, oder?“ Eine Vampirin machte einen Schritt
auf sie zu und begann zu lästern: „Wieso tötest Du diese verfluchte
Schlampe nicht? Warum müssen wir dran glauben, obwohl das Miststück da
drin ihren Spaß hat? Wir hätten sie töten sollen!“ Das ließ Buffys
Wut neue Kraft schöpfen. Sie lief auf die Vampirin zu, den Pflock in
der rechten Hand: „Das laß mal meine Sorge sein, Du stinkendendes,
untotes Monster!“ Sie verpaßte der Vampirin einen Kinnhaken. Sie fiel
nach hinten. Sie wuchtete sich mit beiden Händen wieder auf und verpaßte
Buffy einen Tritt mit beiden Knien in den Bauch. Die zwei übrig
gebliebenen männlichen Vampire ergriffen das Weite. Buffy taumelte rückwärts gegen die Wand und hielt sich den
Bauch, es schmerzte zwar nicht sehr, doch es genügte, um sie nach Luft
schnappen zu lassen: „Aua!“ brauchte sie hervor. Doch als sie zum
erneuten Angriff starten wollte, zerfiel die Vampirin vor ihren Augen zu
Staub. Xander hatte einen Eispickel in der Hand. „Wow! Ich wußte gar
nicht, daß es hiermit auch funktioniert!“ Er ging zu Buffy und half
ihr auf die Beine: „Alles okay? Tut´s weh?“ Buffy schluckte den
Schmerz hinunter: „Schon gut. Äh, danke, mein Held. Wir müssen jetzt
langsam mit Sadie reden. In ein paar Stunden wird es hell.“ Xander
nickte ernst und seufzte. So schnell waren sie wieder in der Realität.
Buffy drehte sich zu Xander um: „Glaubst Du, mir fällt es leicht,
alte Geschichten aufzuwärmen? Langsam wird mir klar, was die Meisterin
meinte, als sie sagte, Sadie wird mir das Herz brechen. Es tut mir jetzt
schon weh, obwohl ich ihr noch nichts erzählt habe.“ Xander
schluckte. Er sparte sich jeden Kommentar, weil er wußte, wie sehr
Buffy unter Angels Trennung litt. Er mußte plötzlich wieder an Anya
denken. Er sagte zu Buffy, daß er telefonieren ginge: „Du...schaffst
das doch auch ohne mich, nicht wahr?“ Buffy nickte tapfer. Sie steckte
den Pflock wieder weg und wühlte sich durch dichte Menschenmassen. Als sie Sadie dort so unbekümmert tanzen sah, beschloß sie
ebenso, mitzutanzen. So könne sie das Gespräch noch etwas hinauszögern.
Es würde hart genug werden, das wußte die Jägerin. Als Sadie Buffy
sah, legte sie die Arme locker auf ihre Schultern. Buffy lächelte. Es
war schon verrückt. Sie tanzte mit einer Vampirin und erinnerte sich an
die Augenblicke mit Angel im Bronze...Buffy schloß die Augen. Und Sadie
tat es ihr nach: „Du brauchst
mir nichts zu erzählen, Jägerin. Unsere Gedanken sind eins. Ich werde
jetzt vorsichtig Deine Schläfen berühren und massieren. Hab keine
Angst. Ich wühle nicht zu sehr in Intimitäten herum, ich hole mir nur
das aus Deinen Gedanken, was ich wissen will. Einverstanden?“
Buffy nickte. Sie vertraute Sadie. Sadies Hände waren warm und sanft.
Es lief sogar ein Prickeln durch Buffys Körper. Sie konzentrierte sich
und hörte, daß die Musik lauter wurde. Sie spürte ihren eigenen
Herzschlag. Dann sahen sich die beiden direkt in die Augen. Sadie sah überrascht
aus. Nach einer Weile liefen ihr Tränen übers Gesicht. Buffy war
besorgt: „Was ist los? Warum weinst Du?“ fragte sie ohne Worte die Vampirin. Sadie schüttelte den Kopf
und schickte ihr nur einen Gedanken: „Es
ist nichts. Ich brauche noch ein paar Minuten. Entspann Dich, Buffy. Mir
geht es gut.“ Buffy berührte Sadies Hände und drückte sie extra
an ihre Schläfen. Buffy spürte ein Kribbeln und ihr ganzer Körper
wurde warm. Sie begann zu schwitzen. Ein eigenartiges Gefühl von einem
Vampir benutzt zu werden. Buffy begriff, daß Sadie nicht nur klug war,
sondern wie sie selbst sagte, auch sehr viel Macht besaß. Dann war plötzlich
alles vorbei. Sadie ließ sie los und drückte Buffys Hände fest: „Es ist
gut. Ich weiß das, was ich wissen wollte. Laß uns was trinken und dann
besprechen, was wir machen, okay?“ Buffy nickte. Sie fragte sich, was
Sadie alles gesehen hatte. Und vor allem, was noch alles von Angel in
ihrem Kopf vorhanden war. Sie setzten sich an die Bar, wo Xander ganz
vertieft einen Cocktail mixte. Er stellte den beiden ein großes mit
Wasser gefülltes Glas mit zwei Strohhalmen hin: „In zwei Stunden ist
Feierabend. Ich schätze, ihr habt einen Plan?“ Sadie nickte ihm zu:
„Wir besprechen die Details und sagen Dir Bescheid, in Ordnung?“
Xander war erleichtert. Er widmete sich wieder seinem Cocktail. Anya
klag fröhlich am Telefon. Sie freute sich schon, wenn die Zwei sich
wieder in die Arme schließen konnten. Xander mußte darüber lachen, da
er wußte, wie Anya das meinte. Seit er ein geregeltes Sexleben hatte, fühlte
er sich mehr als nur gebraucht. Er fühlte sich wichtig. Und das war es,
was er brauchte. Das Gefühl, wichtig zu sein. Buffy und Sadie tranken einen großen Schluck aus dem Glas. Buffy
konnte sich nicht mehr beherrschen: „Was hast Du gesehen?“ Sadie errötete:
„Fast alles, Buffy. Ich mußte es tun, damit ich weiß, was Angel
durchmachte und was ihr beide durchgemacht habt. Du liebst ihn immer
noch, nicht wahr? Und er Dich auch. Ihr...habt Euch geliebt...keine
Sorge, ich habe nicht alles gesehen, ich habe nur seine...Leidenschaft
gespürt und hinterher war er....nicht mehr er selbst und Du hast ihn
zweimal töten müssen....er ist in L.A und hat eine Agentur....er
ist...sehr...schön. Doch er ist auch verzweifelt. Er hilft den
Menschen, obwohl er nicht mit ihnen klarkommt. Er will büßen für das,
was er seinen Opfern damals angetan hat. Er sucht nach Erlösung,
er...“ Sadie schwieg, als sie sah, daß Buffy hart schlucken mußte. Sie
war verwirrt, doch entschlossen, die Sache hinter sich zu bringen: „Hör
zu, Sadie. Es tut weh, wenn Angel und ich uns begegnen. Wir streiten
nur. Darum schlage ich vor, daß Xander die Sache in die Hand nimmt. Du
scheinst eine besondere Wirkung auf ihn zu haben. Ich war damals einmal
in Gefahr und Angel hat mich ohne mein Wissen hier besucht, um mir zu
helfen. Jetzt ist es an der Zeit, den Spieß umzudrehen. Xander ruft ihn
an und wir vereinbaren ein Termin. Ich komme zwar mit, doch er soll mich
nicht sehen. Wenn Du nichts dagegen hast.“ Sadie verneinte. „Ich
kann ohne sein Wissen auch seine Gedanken Dir zukommen lassen. Du
brauchst keine Angst haben, daß Du etwas verpaßt. Es ist zwar...eine
Sache zwischen uns, doch...ich möchte nicht, daß Du....Buffy,
ich...kann Dir nicht sagen, was ich mit Angel....was ich von ihm erwarte
oder wie er auf mich reagieren wird....wenn es soweit ist und...etwas
passiert, daß nicht in Deinem Sinne ist...schick mir Deine Gedanken und
ich...werde es nicht...tun.“ Sadie wollte nicht, daß Buffy litt, wenn
sie Angel vielleicht zu nahe kommen könnte. Sie hatte ihn in ihren
Visionen gesehen, als sie mit Buffys Gedanken vereint war. Es war
unbegreiflich, was sie jetzt schon für ihn empfinden konnte, obwohl sie
ihn noch nicht kannte. Buffy winkte ab. Sie hatte ja auch schon einen neuen Freund. Was
heißt Freund, sie haben sich erst einmal geküßt, doch das sollte
schon was heißen. „Danke, daß Du so offen bist, Sadie. Tu, was Du
tun mußt. Der Gedanke, daß ich Dich töten soll, tut mir jetzt schon
weh. Doch wenn es Dein Wunsch ist...und wenn Angel dadurch auch an
Wissen kommt und es ihm hilft...ich halte mich raus. Wenn Du mit
ihm....ich meine....lassen wir das. Ich habe einen Freund, weißt Du
und...es entwickelt sich, ich...denke nicht oft an...diese Zeiten..“
Buffy hielt inne. Was redete sie da? Sadie trank den Rest des Wassers in
einem Zug leer. Das Bronze leerte sich langsam ebenso. Die Liveband
spielte auch nicht mehr. Xander legte seine Schürze ab: „Und, was kann ich für Euch
tun?“ Buffy und Sadie lächelten Xander an und sprachen wie aus einem
Mund: „Eine gewisse Agentur anrufen.“ Xander staunte nicht schlecht.
Sie verließen das Bronze gemeinsam. Die Luft war frisch, der volle Mond
schien auf Sunnydale hinab. Sie fuhren schweigend zu ihm nach Hause.
Jetzt wurde es ernst. Xander spürte die Anspannung der beiden Frauen.
Er sollte also Angel anrufen. Ob er selbst dranging? Was wäre wenn er
plötzlich mit Cordelia reden mußte? Seit sie bei ihm arbeitete, hatten
die Zwei keinen Kontakt mehr. Sie hatten sich damals im Streit
getrennt...Jetzt spürte auch Xander ein mulmiges Gefühl in der
Magengegend. Die Stille wurde ihm langsam unheimlich: „Könntet Ihr mir
vielleicht mal sagen, was ihr genau vorhabt? Oder ist das ein großes
Geheimnis?“ Buffy verdrehte die Augen. Sie wies ihn an, schneller zu
fahren und dann die Agentur anzurufen und ein Treffen für Sadie mit
Angel zu arrangieren. „Das ist alles?“ fragte Xander verwundert.
Buffy wurde wütend: „Frag nicht soviel, fahr einfach, Mr. Obernervensäge!“
Xander ersparte sich jedes nächste Wort und gab Gas. Sadie wurde die Sache plötzlich unangenehm. Sie spürte Buffys
Wut nur kurz, doch sie war innerlich aufgewühlt. Sadie wollte etwas zu
Buffy sagen, doch diese schickte ihr nur knappe Gedanken: „Es ist nichts. Xander redet manchmal nur zuviel, weißt Du? Und Du
hast recht. Ich möchte es hinter mich bringen.“ Sadie verstand Buffy. „Du
mußt nicht mit, wenn Du nicht....“ begann Sadie ihre Gedanken an
Buffy zu schicken, doch sie hielt inne. Der Blick, den die Jägerin ihr
zuwarf, sprach Bände. Sie war entschlossen.... X 9. Der Auftrag Als sie bei Xander ankamen, fragte jener vorsichtig, ob die beiden
ihren Plan auch genauso durchführen wollten. Als beide dies bejahten,
schickte er noch ein Stoßgebet zum Himmel, das Cordelia das Gespräch
nicht annahm. Sadie ging hinter Xander her und drang schnell in seine Gedanken
ein, bevor er etwas sagte, was er nicht sagen sollte. Sie wollte Buffy
so weit wie möglich daraus halten: „Sag
ihm, wir treffen uns auf einem Friedhof in der Nähe der Agentur. Dieser
muß namenlos sein. Erzähle ihm nicht, daß ich verflucht bin. Sag
einfach, eine Schwester brauche seinen Rat. Dann versteht er schon.“
Xander gefiel dieser mentale Überfall auf sein Gehirn gar nicht mehr so
gut. Er wünschte sich, er könnte es ihr sagen. Er sah sie an, lächelte,
nickte und wählte die Nummer von „Angel Investigations“... X Es läutete dreimal, viermal. Dann kam die automatische Ansage mit
Cordelias Piepstimme an Xanders Ohr. Er schloß die Augen. Sein Herz
klopfte schneller. Merkwürdig. „Hallo, Sie haben Angel Investigations
angerufen. Wir helfen jedermann in besonderer Notlage. Bitte
hinterlassen sie Rufnummer und Namen. Wir kümmern uns um Sie. Bye!“ Der verdutzte Xander stotterte drauflos: „Ähm, hi, Angel, hi
Cordi, ich bins, Xander! Ich habe da ein kleines Problem...“ weiter
kam er nicht, denn der Hörer wurde abgenommen. Xanders Befürchtungen wurden wahr. Cordelia war dran: „Xander? Der
Xander? Alexander Harris Lavelle? Bist Du´s wirklich? Ich fasse es
nicht! Wie kannst Du es wagen, hier anzurufen? Was fällt Dir ein? Es muß
ja was wirklich Dringendes sein, wenn Du....“ Xander hielt den Hörer etwas weiter weg: „Ist Angel da? Es ist
wirklich wichtig, Cordelia Chase.“ Er klang ernst. „Warte´ne
Sekunde. Bye.“ Das war´s. Es klickte in der Leitung und Xander atmete
tief durch, als er Angel am anderen Ende hörte, solide wie immer
meldete er sich locker: „Hier ist Angel. Was kann ich für Sie...“
er endete mitten im Satz, als Xander ihn unterbrach. Natürlich hatte
Cordi nicht gesagt, wer ihn sprechen wollte, das ist mal wieder typisch. „Hallo, Angel, ich
bin´s, Xander. Ich würde nicht anrufen, wenn es nicht wirklich wichtig
wäre. Mir ist jemand begegnet und ich soll Dir von ihr ausrichten: Eine
Schwester braucht Deinen Rat. Sie möchte Dich auf einem namenlosen
Friedhof in der Nähe der Agentur treffen. Den Zeitpunkt bestimmst
Du.“ Stille herrschte für einen Moment. Xander spielte mit der
Telefonschnur. Er war nervös. Wofür brauchte er so lange? „Angel?
Bist Du noch dran? Hallo?“ Angel räusperte sich: „Ja, ich bin noch
da, entschuldige. Wie heißt sie?“ Xander nannte ihren Namen. Ob er
etwas ahnte? Warum hielt er solange inne? War das so etwas
wie...Seelenverwandschaft? „O.k., Xander. Was hat sie für ein
Problem, diese Sadie?“ Xander atmete tief ein: „Das will sie Dir selbst erzählen. Du mußt
ihr helfen, Angel. Sie braucht Deine Hilfe wirklich,
okay? Also, was ist?“ Angel sagte ihm, daß er sich mit ihr auf einem
Friedhof, wo Obdachlose begraben wurden, treffen würde. Der Ort nannte
sich „Galen Falls“. Um Mitternacht. Er nannte ihm die Straße mit
Nummer. Xander bedankte sich höflich und notierte Angels Angebot sorgfältig
auf ein Notizblatt. Als er auflegen wollte, hielt ihn Angel natürlich
zurück. Es kam die Frage, die Xander eigentlich nicht hören wollte:
„Wie geht es ihr?“ Xander stand auf und sah Buffy an. Sie nickte ihm zu. Das
bedeutete soviel wie „sag ihm, mir geht es gut“. Xander schluckte
den Kloß im Hals hinunter: „Wenn Du mit ihr
Buffy meinst, ihr geht es gut.“ Auf die weitere Frage, ob sie da sei und er mit ihr sprechen könne,
schüttelte Buffy energisch den Kopf. Xander gab sein Bestes: „Sie ist zur Zeit beschäftigt, Du weißt
ja, wie sie ist, Dämonen hier, Vampirjagd da...ich richte ihr Grüße
von Dir aus, in Ordnung?“ Xander spürte förmlich, wie enttäuscht
Angel war: „Das dachte ich mir. Na schön. Also, bis morgen um
Mitternacht. Bringst Du sie her oder kommt sie allein oder seit ihr zu
dritt?“ Xander sagte das, was er zu sagen hatte. Sie kamen natürlich
zu zweit. Er mußte sich beinahe auf die Zunge beißen, um Buffy nicht
zu erwähnen. Dann war das Gespräch beendet. „Puh! Das war vielleicht ein
hartes Stück Arbeit!“ rief er aus. Sadie stand vom Sofa auf und ging
zu ihm hin. Sie klopfte ihm anerkennend auf die Schulter: „Das hast Du
sehr gut gemacht, mein Freund! Ich danke Dir!“ Xander gab ihr den
Zettel und gähnte. „Ich hau mich aufs Ohr. Wenn ihr wollt, könnt ihr
hier bleiben und noch etwas plaudern. Sadie, wenn Du einen Schlafplatz
brauchst...ähm, hier hat schon mal ein Vampir übernachtet, also macht
mir ein weiterer auch nichts mehr aus. Du bist wenigstens nett.“ Sadie verstand nicht, was Xander meinte. Buffy hatte keine Lust,
ihr von Spike zu erzählen. Ihr machte es eher zu schaffen, daß Angel
sich nach ihr erkundigt hatte. Es wäre noch schlimmer gewesen, hätte
er es nicht getan. Sadie erriet ihre Gedanken: „Er fehlt Dir, nicht wahr? Es tut
mir leid, wenn ich alles wieder aufwühle...“ Buffy winkte ab und ließ
ebenfalls ein Gähnen von sich: „Du kannst nichts dafür, Sadie, okay?
Ich helfe Dir, Du triffst Dich mit ihm, regelst, was immer Du willst mit
ihm und dann werde ich Deinen letzten Wunsch erfüllen. Noch Fragen?“
Sadie war erleichtert. Sie schüttelte dankbar den Kopf. „Komm mit,
ich kenne da eine leere Gruft. Da kannst Du schlafen. Ich bring Dich
hin. Wir sehen uns morgen abend. Gute Nacht.“ Sadie bedankte sich bei
Xander und ging mit der Jägerin zu ihrem Schlafplatz. X 10. Seelenverwandte Nachdem Buffy Sadie „ins Bett“ gebracht hatte, brauchte die Jägerin
selbst lange, um Schlaf zu finden. Jetzt, da sie ohne ein Wort der
Vampirin gestattet hatte, in ihre Seele zu blicken, hatte sie Angst, zu
träumen. Von ihm. Ihrer einzigen Liebe. Sie wollte zum Hörer greifen
und Riley anrufen und sich ausweinen, doch dann verwarf sie dieses
Vorhaben wieder. Angel ging Riley kaum etwas an. Sie dachte die ganze Zeit daran,
wie Angel reagieren würde, wenn er auf eine Gleichgesinnte trifft. Sie
würde es sich aus sicherer Entfernung ansehen. Irgendwie kam sie sich
schmutzig vor. Eigentlich ging es sie nichts an. Doch dann war sie
gespannt, wenn sie Angels Gedanken hören könnte, dann...aber was, wenn
diese Gedanken auch ihr galten? Würde sie das verkraften? Dann fiel ihr ein, daß Sadie ja durch sie erlöst werden wollte.
Warum nur? Aufgrund des Fluches? Weil sie mit ihrem „Seelenleben“
nicht zurecht kam? Oder weil ihr Vater es so für sie bestimmt hatte?
Sie sah es plötzlich vor sich: Als Angel aus der Hölle wiederkam und
sie ihn wie ein wildes Tier anketten mußte. Dann, wo Angelus Acathla
wecken wollte, und sie, um zu verhindern, daß der Höllenschlund sich
öffnet, ihn erneut töten mußte und in dem Augenblick der „alte
Angel“ wieder zum Vorschein kam, da Willow es schaffte, ihm seine
Seele wiederzugeben... Sie kuschelte sich tief in ihre Bettdecke und erst, als die Sonne
aufging, schlief sie endlich ein... X Der Tag wollte so gar nicht vergehen. Als Buffy aufwachte, hatte
sie zwei Nachrichten auf dem Anrufbeantworter. Sofort fiel ihr Angel
ein. Sie schluckte. Sie spulte das Band zurück und ließ die
Nachrichten ablaufen. Willow und Giles. Puh! Willow hinterließ ihre
Nummer, falls irgend etwas war, könne sie sich ja melden. Die
gute Seele, dachte Buffy. Dieses Wort schien jetzt von Bedeutung zu
sein, wie? Giles erkundigte sich ebenso nach ihrem Befinden und erzählte,
was er so vorhatte und wie es ihm bei dem Treffen erging. Er langweile
sich und er wünschte sich nichts sehnlichster, als in seinen Büchern
zu stöbern. Dann klingelte plötzlich das Telefon. Buffy schreckte zurück.
Doch dann nahm sie ab. Xander. Er klang verschlafen: „Na, Du
goldgelockte Kriegerin, wie geht´s?“ Buffy ahnte schon, worauf er mit
seinem Anruf hinauswollte: „X-Man, mach Dir keine Gedanken. Ich hätte
es nicht besser machen können. Es ist in Ordnung. Mir geht es gut,
wirklich. Wir ziehen es durch. Sollte ich schwach werden, habe ich ja
eine starke Schulter zum Anlehnen. Bis heute abend!“ Bevor Xander
etwas erwidern konnte, legte sie auf. Xander würde das verstehen. Er respektierte es, er hatte nicht
vor, in alten Wunden herumzuwühlen. Doch es würde für beide hart
werden, besser gesagt für alle Drei. Buffy beschloß, zu trainieren um
sich abzulenken. Sie würde Willow kurz anrufen, um ihr zu sagen, wie
die Lage sei. Doch was sich tat, das nahm sie sich fest vor, galt als
verschwiegen. Wenn Willow davon wüßte, käme sie bestimmt auf den
Gedanken, ihr Beistand zu leisten. Wie immer hatte eine Jägerin das natürlich
nicht nötig. Sie schaffte das schon! Dieser Gedanke kreiste ständig in
ihrem Kopf... X Willow war natürlich ganz aus dem Häuschen, als Buffy sich
meldete. Sie klang gut gelaunt und ihre Stimme überschlug sich fast.
Sie redete wie ein Wasserfall, das tat sie fast immer, wenn etwas Neues
auf sie einstürmte oder sie in einer „ihrer Stimmungen“ war. Buffy
war froh über diese erfreulichen Nachrichten. Sie hatte neue Freunde
gefunden und da war ein Typ, der ihr ganz besonders gefiel. Neben ihrer Freundin Tara gab es auch einen „Hexer“, der sich
mit Astralwanderung beschäftigte und Willow konnte gar nicht aufhören
zu schwärmen: „Jeremy ist so lieb und ich bin immer völlig beruhigt,
wenn wir uns unterhalten. Meine Schüchternheit ist wie verflogen. Ich
bin nicht verliebt, Du weißt ja...Tara....ich vermisse sie, doch sie
wollte nicht mit, ich kann sie ja nicht zwingen. Ich bin schon fast....über
Oz hinweg. Fast.“ Buffy spielte mit dem Gedanken, über Riley zu reden, doch sie wußte,
wie sehr Willow´s Neugier sie dazu verleitete, mehr zu erzählen. Dann
kam die alles entscheidende Frage, die Buffy lieber nicht gehört hätte:
„Geht es Dir auch wirklich gut? Du hast kaum etwas gesagt. Hast Du
Sorgen? Machen Dir irgendwelche Dämonen zu schaffen? Warst Du auf der
Jagd? Ich rede schon wieder zuviel, ich glaube, es wird teuer, wenn das
so weiter geht.“ Buffy schloß die Augen und schluckte: „Will, es geht mir gut,
ehrlich! Es ist alles im grünen Bereich. Kein Dämon macht Ärger und
aufdringliche Vampire habe ich auch kaum besiegt, äh...nur ein paar,
die sich im Bronze aufspielten. Schöne Grüße von Xander und Giles.
Mach´s gut und komm gesund wieder, kleine Hexe!“ neckte die Jägerin
Willow. „Paß auf, das ich an Dir nicht neue Flüche ausprobiere!“
konterte Willow Rosenberg. Das Wort „Fluch“ löste in Buffy eine Gänsehaut
aus...Sie verabschiedeten sich und dann war Buffy wieder allein. Sie sah
auf die Uhr. Zeit für einen Rundgang. Und dann ging es in Richtung Los
Angeles... X 11. Gewissenhafte Blutsbande Eine kühle Brise herrschte, als die Jägerin loszog. Die hatte
sich ihren schwarzen Ledermantel angezogen und einen weißen Schal
umgebunden. Ihre lange, blonde Mähne war zu einem Dutt hochgesteckt. Es
herrschte merkwürdige Stille. Sie ging ihre Runden im Park wie immer
und dann machte sie einen Abstecher zum Friedhof, um nach frischen,
offenen Gräbern zu sehen. Eine Tür quietschte im Wind. Buffy blieb
stehen. Sie ging dem Geräusch nach. Es war ein Mausoleum, vor dem sie verharrte. Die schwarze, rostige
Gittertür bewegte sich hin und her. Buffy bekam ein unbehagliches Gefühl
in der Magengegend. Sie ging hinein. Steinerne, graue und grünfarbige
Engel auf linker und rechter Seite, die über Grabplatten gebeugt waren
und ihre Flügel über den Körper ausgebreitet hatten. In Lebensgröße.
Mit Vogelkot beschmutzt. Buffys Blick hing an ihnen für Sekunden. Dann
nahm sie Geruch von frischen Kerzenwachs wahr. Sie ging weiter und
gelangte an die eigentliche Gruft. Vor dem Eingang waren Grablichter
angezündet. Die Holztür war aufgebrochen worden! Buffy war sofort alarmiert. Entweder wurde eingebrochen oder ein
neugeborener Vampir war der Gruft oder....ein Geräusch ließ sie
herumfahren: „Was immer Du bist, schleich Dich ja nicht an! Es könnte
Dein Tod sein!“ rief sie laut und hielt den Pflock in die Höhe. Die Tür öffnete sich. Eine ihr wohlbekannte Stimme meldete sich
zu Wort: „Na, Blondie? Ist Dir auch so langweilig, wie mir?“ Spike
trat aus der Tür heraus und grinste Buffy frech an. Buffy ließ den
Pflock sinken und war enttäuscht: „Spike! Was machst Du denn hier?
Immer mußt Du einem die Tour versauen, verdammt!“ Sie wollte sich umdrehen und zum Gehen ansetzen, da hielt sie
Spike am Arm fest. Sie riß sich los und bedankte sich dafür mit einem
Faustschlag ins Gesicht, den sie ihm als Reflex auf die Anmache präsentierte.
Spike taumelte zurück und stolperte über seine Füße, blieb
aber aufrecht stehen: „He! Was soll das? Es war nur eine Frage!
Weiber! Ich wollte Dich nur warnen, Goldlöckchen. Gefährten, die von
Dir verscheucht wurden, haben Dich und diesen Waschlappen im Bronze mit
einer Zigeunerhure gesehen. Du bist dumm, wenn Du ihr hilfst. Aber es ist
Dein Ding.“ Buffy winkte ab, sie wollte nichts hören. Doch er schien etwas zu
wissen. Schließlich war Drusilla seine Geliebte gewesen. Und sie war
auch Zigeunerin. „Was meinst Du damit?“ Spike lachte und schüttelte
den Kopf: „Sie ist eine Chinta!
Die Berichte in Deinen schlauen Büchern kannst Du vergessen, halte Dich
lieber an jemanden, der etwas davon versteht! Traue keinem von uns, den
Du nicht kennst. Glaubst Du wirklich, sie hält sich an das, was sie
Dir vorgaukelt? Dru ist eine Sinthi, bevor sie verwandelt wurde, hatte
sie Visionen, die sie im Irrglauben ließen, wahnsinnig zu werden. Als
Vampir hatte sie diese Visionen noch deutlicher und sie haben sie
krankgemacht. Chintas sind von ihren Visionen abhängig. Sie haben die
Macht, Menschen und Vampire gleichermaßen zu täuschen. Sie lügen,
wenn sie den Mund aufmachen! Trau ihr nicht. Sie ist eine falsche
Schlange, eine Hexe. Sie wird einen Nachgeschmack bei Dir hinterlassen,
den Du nicht so schnell los wirst. Doch was rede ich mir hier den Mund
fusselig. Ich habe Besseres zu tun, als meine Zeit mit Dir zu vergeuden.
Viel Spaß noch!“ Buffys Herz klopfte schneller, als sie Spike so reden hörte. Sie
wollte etwas darauf erwidern, doch als sie hochsah, war Spike
verschwunden. Seine Worte verwirrten die Jägerin. Er schien ihr helfen
zu wollen, was sie ihm hoch anrechnete. Doch sie verstand nicht, was er
ihr damit sagen wollte. Was könnte Sadie für andere Absichten haben? Würde
sie Angel etwa...etwas antun wollen? Nein. Das konnte nicht sein. Oder
doch? Sie beschloß zur Gruft zu gehen, um mit Sadie zu reden. Wenn sie
denn dort noch wahr... X Als Buffy in die Nähe von Sadie´s Ruhestätte kam, hörte sie
von Weitem Geräusche aus der Grabkammer! Fauchen, Fluchen und Faustschläge!
Die Jägerin lief zum Eingang und schrie Sadie´s Namen: „Sadie, was
ist los, bist Du verletzt?“ Sie hielt inne, als sie sah, was passiert
war. Die zwei Vampire aus dem Bronze, die vor Buffy flüchteten und
noch drei andere, die sie nicht kannte, lagen um Sadie herum verstreut,
mehr oder weniger lebendig. Sie war im Gesicht blutverschmiert.
Blutverschmiert? Sie schien vom Kampf benommen. Sie starrte auf die
Vampire und dann haftete ihr Blick auf Buffy. Ihre Hände zitterten. Sie
weinte. Verzweifelt hielt sie der Jägerin ihre mit Blut besudelten Hände
entgegen. Die verletzten Vampire hatten zerkratze Hälse und Gesichter.
Sie stöhnten vor Schmerzen. Buffy ging einen Schritt vor: „Was ist
passiert? Warst Du das?“ Sadie nickte langsam. Mit zitternder Stimme
begann sie, zu sprechen: „Ich...habe bis vor zwei Stunden noch
geruht...und dann kamen sie, ich weiß nicht, wie sie...wer...warum sie
mich überfielen...sie haben etwas von Zigeunerhure
und Schlampe gesagt und wollten mich....töten....sie haben ihren ganzen
Haß...auf mich übertragen und...ich habe....mich nur gewehrt....ich
weiß auch nicht....normalerweise ist das nicht meine Art, glaub mir. Es
sieht zwar so aus, aber...ich...“ sie hielt sich die Hände vors
Gesicht. Sie schämte sich. Buffy fiel Spike wieder ein: Trau
keinem von uns, den Du nicht kennst. Sie lügt. Sie täuscht. Die
gaukelt Dir was vor. Sie beschloß, es auf Sadie´s Art zu erfahren
und wendete die Telepathie bei Sadie an: „Hast
Du schon einmal von Wilhelm, dem Blutigen gehört? Man nennt ihn auch
Spike? Er sagte mir, daß Du...Sadie, was willst Du wirklich von
Angel?“ Sadie nahm langsam die Hände vom Gesicht. Sie sah Buffy
erschrocken an. Sie zeigte ihr Vampirgesicht. Sie stand auf: „Spike?
Du kennst ihn? Oh, nein...ich....wußte nicht, daß...Buffy! Bitte! Er
hat diese Schläger geschickt! Jetzt versteh ich...wo ist er?“ Buffy wurde unsicher. Spike hatte also die Wahrheit gesagt. Es war
etwas im Busch: „Du kennst Spike auch? Sadie, was ist los? Du
verschweigst mir etwas! Raus damit, oder ich...“ Sie holte mit dem
Pflock aus und tötete die Vampire, die um Sadie herum lagen vor ihren
Augen. Einen nach dem anderen. Sadie war darüber so ergriffen, daß sie
aufsprang und sich in eine Ecke der Gruft verkroch. Sie ließ sich auf
den Boden fallen, legte die Hände um die Beine, lehnte mit dem Kopf an
der Wand und schüttelte immer wieder mit dem Kopf: „Also schön. Spike haßt mich. Wir kennen uns durch...Drusilla.
Sie...hat auf mich aufgepaßt, als...wir noch keine Vampire waren. Ich
war damals acht, als sie...als sie starb...“ Sie sah Buffy unsicher
an. Buffy setzte sich auf einen steinernen Sarg: „Soso. Weiter.“ In
ihr brodelte es. Sie hielt den Pflock krampfhaft in der Hand. Sadie sah
es mit Schaudern und schluckte: „Buffy, ich...nun, gut. Mein
Vater....als ich verwandelt wurde....er...war es...der....auch
Drusilla...pflegte, wie mich....als...sie so krank war...sie...wir...wir
beide...waren...dabei, als mein...Vater Angel...“ sie endete. Sie
konnte nicht weiter sprechen. Buffy liefen die Tränen übers Gesicht: „Du und Drusilla wart
dabei, als Angel mit einer Seele verflucht wurde. Und derjenige der das
tat, war Dein Vater.“ Sadie nickte nur. „Und das willst Du Angel
sagen? Ist es so?“ Sadie nickte wieder. Buffy steckte den Pflock
auffallend langsam wieder zurück in die Innenseite ihrer Manteltasche.
„Wenn Du mich jetzt...töten willst, verstehe ich das...ich wollte Dir
die Wahrheit solange verschweigen, bis ich alles mit Angel geklärt
habe....“ hörte Buffy Sadie in ihren Gedanken sagen. Buffy
stellte sich vor Sadie hin: „ Nun steh schon auf! Wir haben zu tun.“
Sadie wischte sich das Blut aus dem Gesicht und brachte ihren Gemütszustand
wieder auf Null. Puh, das war geschafft. Sie hatte es getan, sie hatte
darüber gesprochen. Darüber, was sie Jahrhunderte lang mit sich
herumtrug. Sadie war erleichtert. Vorerst jedenfalls... Sie gingen eine Weile schweigend nebeneinander her. Dann fragte
Buffy: „Warum haßt Spike Dich?“ Sadie sah Buffy traurig an: „Er
wußte von den Fähigkeiten der Chinta. Ich hätte meinen Vater daran
hindern können, wenn ich es gewollt hätte. Doch ich konnte es
nicht...ich habe Drusilla geliebt, wie meine eigene Mutter. Sie hat sich
einige Zeit um mich gekümmert, als ich....verflucht wurde...ich habe
Angel nur in dem Augenblick gesehen, als er seine Seele zurückerhielt.
Danach war er weg. Ich habe ihn seitdem suchen müssen, um ihm zu sagen,
wer ihm das angetan hat. Und...das er nicht der Einzige ist...“ Sie stockte, denn sie mußte sich die Tränen aus dem Gesicht
wischen. Buffy blieb stehen und hielt sie an den Schultern fest:
„Willst Du damit sagen, daß Du und Angel nicht die Einzigen seid, die
ihre Seele wiederbekommen haben?“ Sadie nickte: „Ja, es ist wahr. Es sind nicht viele. Doch es
gibt sie. Irgendwo da draußen. Viele Stammesväter, die über diese
Gabe verfügen, tun das, um sich und ihre Sippe zu schützen. Es ist so
etwas wie eine Tradition. Ein Ritual. Nur...der Tod bringt denjenigen
Erlösung, wenn sie...ihresgleichen nicht finden.“ Buffy stutzte. „Du hast ihn doch gefunden. Wir bringen Dich zu
ihm. Warum willst Du sterben?“ Sadie zeigte wieder ihr Vampirgesicht:
„Buffy, bitte. Du wirst es noch früh genug erfahren! Du bist
gedanklich mit mir verbunden, Xander ebenso. Nur lasse ich nicht zu, daß
es zuviel wird. Es ist nicht einfach, die intimsten Gedanken seines
Blutsbruders an andere weiterzugeben. Verstehst Du das? Vielleicht hörst
Du...von Angel etwas...was Dich verletzt und...“ Buffy mußte lächeln:
„Darüber mach Dir keine Sorgen. Ich bin es gewohnt, von ihm verletzt
zu werden. Er bekommt ja auch eine Retourkutsche, in dem ich ihm dieses
Vorhaben antue. Vielleicht ist es nicht richtig, was wir tun. Doch wir müssen
es tun, weil wir es für richtig halten. Habe ich recht? Angel und ich
werden...für immer verbunden sein, egal, ob wir getrennt sind. Das ist
mein Fluch. Ihn zu lieben, ihn aber nicht bei mir zu haben. Ihm geht es
genauso. Wir spüren uns, ohne, daß wir uns sehen. Wir wissen, was der
andere denkt, ohne Worte.“ Sadie sagte nichts mehr dazu. Das war
genauso, wie sie es sich vorstellte, wenn sie selbst Angel gegenüberstand.
Als sie mit Buffy bei ihr zu Hause ankam, riefen sie Xander an, um
ihm mitzuteilen, das sie jetzt zum Aufbruch nach L. A. bereit waren. Es
dauerte dreieinhalb Stunden, bis sie in der Stadt der Engel waren.
Xander kam innerhalb von zwanzig Minuten mit dem Van seiner Mutter
angesaust. „Seid ihr bereit? Bist Du
bereit?“ Er blickte Buffy ernst an. Buffy atmete einmal tief durch und
nickte. Sie nickte allerdings ziemlich lange. Als sie auf dem Highway waren, erklärte Sadie, was sie mit Buffy
noch anstellen wollte, wenn sie mit Angel zusammentraf: „Es ist
etwas...ungewöhnlich, wenn Du es nicht willst, kannst Du es jederzeit
wieder beenden. Bevor ich mich mit Angel treffe, werde...ich Dir einen
Kuß geben. Keine Angst, nur
auf die Stirn. Sobald ich...Angel berührt habe oder er mich anfaßt,
egal, ob flüchtig oder... naja...ähm, dann wirst Du auch Angel´s
Gedanken mitbekommen. Wenn Du genug gehört hast und es zuviel wird,
teile es mir sofort in Gedanken mit und ich werde die Gabe wieder verschwinden
lassen.“ Sadie schwieg und ließ ihre Worte auf die Zwei wirken. Dann meldete sich Xander zu Wort: „Könntest Du mir diese Gabe
auch geben? Ich möchte wissen, was Buffy....“ er konnte nicht weiter
sprechen, denn die Jägerin versetzte ihm mit dem Ellenbogen schnell
einen kleinen Stoß in die Rippen. Er riß das Lenkrad nach rechts. Sie
schlenkerten eine kleine Schlangenlinie auf der Straße, bis Xander den
Wagen wieder unter Kontrolle hatte: „Hey! Entschuldige, war nicht so
gemeint!“ druckste er kleinlaut. Buffy konnte nur den Kopf schütteln: „Das ist wieder typisch!
Man nennt Dich zwar den „König der Idioten“, doch bisher habe ich Dich nicht dafür
gehalten.“ Sadie konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen: „Xander,
spiele nicht mit den Gedanken anderer. Du solltest ihren Wunsch
respektieren. Schließlich weiß ich,
was Du über Buffy und vor allem über Angel denkst!“ Das hatte
gesessen. Xander sagte nichts, gab aber dafür Gas. Buffy, die neben Sadie saß, zwinkerte der Vampirin zu. Obwohl sie
sich ihren Teil darüber dachte. Am liebsten würde sie jetzt gar nichts
mehr denken. Wer weiß, welchen Part Sadie in ihrem Kopf gerade
erwischte? Sie bereitete sich innerlich darauf vor, von einer Vampirin
auf die Stirn geküßt zu werden. Und darauf, wenn sie Angel sah.... X Der volle Mond beschien den Highway. Die Luft war klar und rein.
Ein leichter Wind wehte. Sadie war am ganzen Körper kalt. Sie schloß
die Augen und ging innerlich noch einmal ihre Gedanken durch. Sie hatte
Angst vor dem Moment, Angel zu begegnen. Andererseits war sie auch
gespannt, ob er spüren konnte, was mit ihr los war. Buffy sah sie an.
Ihr Blick blieb lange an ihr haften. Doch sie bekam keine Gedanken von
ihr. Selbst Xander schwieg, da er wußte, daß es jetzt ernst wurde. Dann kamen sie zu der Straße, die sich Galen Falls nannte. Xander
parkte den Van in einer kleinen Abzweigung in der Nähe des Friedhofs.
Man konnte das Feld gut sehen. Dort lagen Obdachlose, ohne Grabstein und
sonstigem Schnörkel. Das einzige, was an einen Friedhof erinnerte,
waren die Grablichter, die auf vereinzelten Plätzen abgestellt waren
und vertrocknete Blumen. Sadie stieg aus dem Wagen. Buffy und Xander blieben drin. Sadie
wandte sich an Buffy: „Bist Du Dir auch sicher, daß Du Angel´s
Gedanken mitbekommen möchtest? Wir können es auch lassen.“
versicherte Sadie ihr das Angebot. Buffy schüttelte den Kopf: „Mach
schon. Ich bin nervös. Ich vertraue Dir. Mißbrauche es nicht. Du
kannst Dich ja auch von alleine ausklinken aus meinem Kopf, wenn Du
meinst es ist genug.“ Sie schloß die Augen. Sadie ging auf sie zu, nahm ihr Gesicht in
die Hände und gab ihr einen kräftigen Kuß auf die Stirnmitte. Er
dauerte einige Sekunden. Buffy fühlte sich schwindelig, als Sadie sie
losließ. Sie sank in den Sitz. Xanders Blick haftete die ganze Zeit auf
den beiden. Sadie bemerkte es amüsiert: „Was starrst Du so?“ Xander
erwachte aus seiner Trance: „Es ist selten, daß ein Vampir eine Jägerin
küßt. Ausgenommen, sie hat eine Seele. Viel Glück.“ Es war zehn Minuten vor Mitternacht. Sadie lächelte die beiden
noch einmal verhalten an und ging langsam auf den Friedhof zu.... X 12. Alte Wunden Die Vampirin war noch nervöser geworden. Sie hatte Angst, das
Angel sie abweisen würde. Sie war sogar auf einen Kampf vorbereitet.
Sie wußte nicht, ob es richtig war. Ihr kamen plötzlich Zweifel. Sie
wollte wieder zum Van zurückgehen, als sie Buffys Gedanken in ihrem
Kopf wahrnahm: „Es gibt kein Zurück
mehr, Sadie. Ich sehe Angel. Es ist auch für mich nicht einfach. Wenn
Du jetzt kneifst, hat Angel die Chance verpaßt, eine Gefährtin
kennenzulernen, die dasselbe wie er durchmacht. Du wirst sterben, ich töte
Dich, es ist Dein Wunsch. Doch vielleicht kann Angel Dich dazu bringen,
weiter zu existieren...er wird es versuchen, glaub mir. Er kommt. Viel
Glück.“ Sadie riß sich zusammen. Sie drehte sich um, doch so, daß er sie
noch nicht erkennen konnte. Angel sah wie immer gut aus. Er trug eine
rote Seidenbluse, eine schwarze Lederhose und seinen Lieblingsmantel,
natürlich auch schwarz. „Hallo. Ich bin Angel. Was kann ich....“ er
stockte mitten im Satz. Etwas
stimmt nicht. Was ist das? Ich spüre ihre Angst. Aber
sie ist doch ein Vampir? Dachte er. Angel blieb stehen. Sadie drehte sich zu ihm um: Wow.
Du bist wunderschön! Doch das Du so groß bist...schickte sie ihm
per Telepathie. Angel kam näher: „Was soll das? Warum sprichst Du in
Gedanken zu mir? Diese Art zu sprechen fällt mir schwer. Was willst
Du?“ Sadie schluckte: „Ich bin Sadie. Ich...habe seit über...200
Jahren nach Dir gesucht...Du spürst es doch, nicht wahr? Du weißt, was
mit mir los ist....“ sie begann zu weinen. Sie hatte sich geschworen,
es nicht zu tun. Doch die Gefühle überwältigten sie. Angel sah
besorgt in ihre Augen. Er kam noch einen Schritt auf sie zu. Er wollte
mit der linken Hand ihr Gesicht berühren: „Du bist....anders.“
brachte er zustande. Sie hat ein
Gewissen. Oh, mein Gott! Sie hat Angst vor mir. Sie...ist...er hörte
auf weiterzudenken. Sadie wich seiner Hand aus: Laß
mich. Ist schon gut. Ich gehöre zur Sippe der Chinta, Angel. Sagt Dir
das was? Kannst Du Dich an uns
erinnern?“ Angel
berührte sie doch und wischte ihre Träne, eine einzelne auf der
linken Wange, sanft fort. Buffy spürte diese Berührung wie ein zarter
Windhauch, der über ihr Haar fuhr. Sie hörte seine Gedanken jetzt
auch: Chinta? Zigeuner. Drusilla
hatte mal Aufsicht über ein kleines...nein. Das...kann nicht sein. Sie
ist doch tot, sie.. Sadie schüttelte den Kopf und sank auf die Knie: Nein,
Angel. Ich lebe. Damals....als man Dich verfluchte, waren ich und Dru
unter den Zuschauern. Der ganze Clan war da. Spike war auch in der Nähe.
Wir standen um Dich herum. In einem Kreis aus Feuer. Mein...Vater hat
den Fluch ausgesprochen. Glaub mir. Darum bin ich hier. Auch er
verfluchte mich, gab mir meine Seele zurück. Es ist meine Bestimmung
gewesen, Dich zu finden und Dir zu sagen, wer Dir das antat. Meine
eigene Schwester war verflucht, mich zu jagen und zu töten, sollte ich
es nicht schaffen. Nun ist sie nicht mehr da. Jetzt habe ich Dich
gefunden. Ich...kann Dir nicht sagen, wie ich mich fühle. Ich möchte
Dich alles wissen lassen, was ich während der Jahrhunderte gelernt
habe, was ich gesehen, getan, gefühlt habe...ich...bin...völlig
verwirrt. Du stehst hier vor mir. Du bist wirklich da. Ich habe solche
Angst vor Dir gehabt. Vor diesem Moment....“ Sadie endete. Sie mußte
ihre Gefühle in Zaum halten. Ihre Hände zitterten. Sie wußte nicht,
ob sie auf ihn einschlagen oder ihn umarmen sollte. Angel schüttelte den Kopf: Das
gibt es nicht. Das kann nicht sein. Was erzählt sie da? Sie hat so
viele Empfindungen. Warum tut sie das? Dachte er. Er machte eine
auffordernde Handbewegung: „Steh auf. Warum hast Du diesen Ort gewählt?
Ich kann es immer noch nicht glauben, Sadie! Du bist das kleine Mädchen,
auf das Dru aufpaßte, während wir andere Menschen töteten? Du bist
die kranke, junge Frau, die wie Drusilla wirr geredet hatte und sie sich
wieder um Dich kümmerte? Du bist...wie ich mit einer Seele
verflucht?“ Angel schüttelte immer noch den Kopf. Er sah sie ungläubig
an. Kann sie es beweisen? Dachte
er. Sadie erhob sich. Sie lächelte ihn an: „Das kann ich! Du
hast...ein Tatoo auf dem Rücken. Einen schwarzen Engel. Genau zwischen
Deinen Schulterblättern, nicht wahr? Er wurde Dir während der
Zeremonie in die Haut gestochen. Dieser Ort ist für Außenseiter, für
Namenlose, für Leute, die keiner will. Genauso sind wir, Angel. Wir
werden von den anderen aufgrund unserer Seele gemieden, verstoßen,
gejagt.“ Angel sah sie an. Er nickte. Woher
weiß sie das alles? Das gibt es doch nicht! Sadie nickte ihm zu: „Oh doch, das gibt es. Glaubst Du mir
jetzt? Ich habe noch einen anderen Beweis. Sie her!“ Sie riß sich
ihre Weste vom Leib und knöpfte sich ihre Bluse auf. Sie drehte sich zu
ihm um. Sie hatte dasselbe Tatoo auf dem Rücken! Angel schluckte. Oh,
mein Gott! Sadie...brachte er hervor in Gedanken. Sadie drehte sich
zu ihm um und bedeckte ihre Blöße: „Wenn Du mutig bist, berühre es.
Dann wirst Du alles sehen. Wie man uns beide zu dem gemacht hat, was wir
sind.“ Sadie stand jetzt ganz nah vor Angel. Ihre Hände berührten
sich fast. Ebenso ihre Gesichter. Er sah sie einfach nur an. Er stand da
und konnte sich nicht rühren. Berühre
es, Angel. Du willst Antworten. Du willst Erlösung. Bitte, berühre es!
Hilf mir! Beende mein Leiden! Ich bin 293 Jahre alt! Ich kann nicht
mehr! Hilf mir! Schrie sie ihn an mit ihren telepathischen Kräften. Angel berührte Sadie an den Schultern. Sein Griff war fest:
„Warum habe ich Dich nie gespürt? Du warst immer in meiner Nähe,
verdammt! Damals, als ich verflucht wurde, bin ich weggelaufen, damit
ich selbst erst mal begreife, was mit mir los ist. Nach Jahrhunderten
tauchst Du dann einfach auf und verlangst von mir, daß ich Dich erlöse,
indem ich Dein Leid mit Dir teile! Ich könnte Dich töten, wenn ich
wollte!“ Sadie packte ihn ebenso an den Schultern: Genau das will ich ja! Tu es! Töte mich! Dann wirst Du nie erfahren,
warum das mit Dir passiert ist. Und das wir beide nicht die einzigen
Verfluchten sind! Los, mach mich fertig, Du Superheld! Du hilfst
Menschen in Not, obwohl Du nicht mit ihnen zurechtkommst! Du bist es
auch, der Hilfe braucht! Wann hast Du das letzte mal einen von uns
geliebt? Wann hast Du das letzte Mal überhaupt geliebt? Angel
setzte wütend sein Vampirgesicht auf. Er ließ Sadie los: „Hör damit auf, o.k.? Warum quälst Du uns
beide so damit? Ich verstehe ja, daß Du mich gesucht hast, weil Du dazu
verflucht wurdest. Jetzt hast Du mich gefunden. Ich bin da. Ich bin bei
Dir. War´s das? Was willst Du von mir? Wenn ich das Tatoo berühre sehe
ich Dinge, die ich vielleicht nicht sehen will! Mußt Du alte Wunden
aufreißen? Wollen wir uns gegenseitig die Ohren vorheulen? Ich will das
alles nicht. Ich hab einen Job und den führe ich auch mit Leib
und...Seele aus. Bitte geh. Es tut mir leid. Ich kann das nicht. Ich
will das nicht. Wenn es sein muß, zwing mich. Du verfügst über die
Kraft. Du bist eine Chita.“ Sadie ballte die Fäuste: „Na, schön, wie Du wünscht. Doch ich
dachte, Du verstehst das alles, weil Du dasselbe fühlen kannst. Wir
sind verschieden, doch wir haben etwas gemeinsam. Du hast Angst, die
Vergangenheit nicht zu verkraften. Du willst ständig mit ihr abschließen,
kannst es aber nicht. Du wirst immer wieder von ihr eingeholt. Weil sie
Dich nicht losläßt.“ Sadie setzte ebenso ihr Vampirgesicht auf. Buffy,
es tut mir leid. Ich muß etwas tun, was ich nicht tun will. Er versteht
es noch nicht. Er wehrt sich dagegen. Du könntest mir helfen. Sag etwas
zu ihm. In Gedanken. Du kannst es. Er kann Dich nicht sehen, doch wenn
er Deine Stimme hört... Buffy hatte sich während der ganzen Zeit an Xanders Hand
geklammert. Er hielt sie eisern fest. Xander riß sich zusammen, um
nicht mitzuheulen. Er wollte zu den beiden laufen und Sadie selbst
umbringen. Er konnte es nicht mit ansehen, wie Buffy litt. Doch sie wußte
ja, worauf sie sich einließ. Sie war in Tränen aufgelöst, es war eigentlich schon längst
zuviel für die Jägerin. Doch sie schneuzte sich kurz und schickte
Sadie ihre Gedanken: Was soll ich
ihm denn sagen? Wir haben seit langem kein Wort mehr miteinander
gesprochen! Ich kann das nicht! Sadie schloß die Augen: Doch
Du kannst. Sag ihm einfach, er soll mir helfen. Das genügt schon. Dann
brauche ich ihn nicht zwingen. Bitte. Auf Dich hört er doch. Das weißt
Du genauso gut wie ich! Buffy konzentrierte sich. Sie wußte nicht, daß sie ihre Gedanken
mit Angel teilen konnte. Doch dann wußte er doch, daß sie hier war? Das
weiß er nicht. Er wird glauben, daß ich einen Trick angewendet habe!
Darüber verfügen Chintas auch! Sie lassen andere im Glauben, etwas zu
sehen oder zu hören, was gar nicht da ist! Bitte, Buffy, mach schnell!
Ich kann mich nicht mehr lange konzentrieren! Er ist...einfach...zu
stark, er...ist ein verdammter Sturrkopf, doch er ist....so...sexy, so
verwundbar...bitte.. Die Jägerin schloß die Augen und sah Angel plötzlich vor sich,
wie er sie hilfesuchend anblickte: Hilf
ihr. Schickte sie ihm ihre Gedanken. Angel wich vor Sadie zurück: Buffy?
Das ist unfair. Benutze sie nicht, um mich zu etwas zu bringen. Na gut.
Ich tue es. Läßt Du mich dann in Ruhe? Sadie war zufrieden. Sie
nickte ihm zu. Sie drehte ihm den Rücken entgegen. Angel nahm zaghaft
die linke Hand hoch und legte sie fast vorsichtig auf das Tatoo... X Angel sah sich plötzlich verschwitzt und verängstig inmitten von
Zigeunern auf dem Boden liegen. Seine, damals noch schulterlangen,
braunen Haare klebten ihm verschwitzt am Kopf. Ein alter Mann,
braungebrannt und von Runzeln im Gesicht gezeichnet, hatte beide Hände
über ihn ausgestreckt und murmelte Beschwörungen. Angelus konnte sich
nicht bewegen, geschweige denn sprechen. Er sah dem Mann in die Augen
und dann wurde ihm schwindelig. Er ließ sich auf die Decke nieder, die
auf dem Boden für ihn bereit lag. Er blickte in zornige, verängstigte
Gesichter von Eltern, Alten und...da war sie...das Mädchen...was
Drusilla beaufsichtigt hatte, vor ihrem Tod. Er hatte Dru umgebracht.
Sadie sah ihn mit haßerfüllten, dunklen Augen an und sprach synchron
mit ihrem Vater den Fluch nach. Genau wie alle anderen es taten. Dann sah er Drusilla mit ihrem Vampirgesicht. Sie lächelte ihn
an. Dann verblaßte ihr Bild. Und auch das von Sadie.... Angel wurde von Schmerzen durchgeschüttelt, die seinen gesamten Körper
in Besitz nahm. Er hielt sich verkrampft an Sadie fest und versuchte
vergeblich, die Hand von ihrem Tatoo zu nehmen. Es gelang ihm nicht.
Statt dessen sah er neue Bilder. Zwei ihm unbekannte Vampire überfielen
den Wohnwagen von Sadie´s Vater. Sie töteten sie und ihre Schwester
und verschleppten sie in eine Höhle. Dort machten die beiden sie zu
Vampiren. Ein paar Tage danach kehrten sie wieder zur Sippe zurück.
Dann sah Angel, wie Fiona ihre gesamte Familie und die halbe Sippe im
Blutrausch tötete. Ihr eigener Vater tötete mit Hilfe von anderen Männern die zwei
männlichen Vampire. Er verhinderte, daß Sadie ihre jüngere, dritte
Schwester biß, konnte aber den Tod seiner Frau nicht verhindern. Er riß
sie mit sich in seinen Wohnwagen, sprach einen Bannspruch gegen Fiona
aus, so daß sie den Wohnwagen nicht betreten konnte. Er legte Sadie auf den Tisch, machte Kerzen, die er
um sie herumstellte, an und sprach den Fluch aus.... Er sah sich, nach dem er seine Seele wiedererlangte, weglaufen und
schreien. Genauso wie er, schrie Sadie im selben Moment, als sie
verflucht wurde. Dann sah sie Sadie vor ihrer Schwester Fiona fliehen.
Sadie tötete während ihrer jahrundertelangen Flucht Tiere oder brachte
Menschen dazu, für sie andere Menschen zu töten. Sie füllte deren
Blut in Flaschen und mit der Zeit in Weinfässern. Diejenigen, die sie
manipulierte, um die Morde zu begehen, brachte Sadie dazu, Selbstmord zu
begehen. Allein durch ihre Gedankenkraft! Wieder ein anderes Bild. Fiona wurde getötet. Von Buffy. Dann sah
er Buffy, Sadie und Xander im Van nach L. A fahren. Daraufhin verblaßten
die Bilder... X Angel konnte die Hand von Sadie´s Tatoo nehmen. Es war vorbei.
Und es hatte seine Wirkung nicht verfehlt. Angel hatte Tränen in den
Augen. Er hielt sich den Magen. Ihm war schlecht geworden. Sein Gesicht
war kalkweiß, noch blasser, als er üblicherweise aussah. Besorgt
wollte Sadie ihm helfen, ihn stützen, doch er schüttelte ihre Hand ab,
ging hin und her. Er sah sie nicht an. „Es war nicht nur Dein Vater. Ihr alle wart es. Du und Dru,
ihr...habt euch geliebt. Darum hast Du es zugelassen. Deine eigene
Mutter hat sich kaum um Dich gekümmert, sie war eine Seherin. So hat
Dru ihre Rolle übernommen. Nicht wahr? Du hast es zugelassen, weil Du
Drussilla geliebt hast. Und sie Dich. Du willst Vergebung, nicht wahr?
Das ist es doch! Ich soll Dir verzeihen!“ sagte Angel so leise, daß
Sadie ihr Vampirgesicht zeigte, um ihn besser hören zu können: „Ja.
Auch das. Ich bitte Dich um Vergebung. Und bevor ich sterbe, werde ich
Dich bitten, mich so zu nehmen, wie ich bin. Ich möchte meine Seele mit
Dir teilen, Angel. Ich möchte auch einen Moment des Glücks erleben, so
wie Du. Du wirst dann nicht mehr böse sein, Du wirst so bleiben wie Du
bist. Ich bin wie Du. Dann kann Dir nichts passieren. Ich möchte nur
einmal die Liebe erfahren, die ich nie bekam. Mein Vater hat mich
geliebt wie ein Bruder seine Schwester. Er hat es mir nie gesagt. Weil
er anscheinend wußte, was mir vorherbestimmt war. Bitte. Tu mir den
letzten Gefallen. Liebe mich. Ich bitte Dich. Dann kann ich in Frieden
gehen. Angel starrte Sadie ungläubig an: Was verlangst Du von mir? Du hast mich mit Deiner gesamten Sippe
verflucht und jetzt soll ich Dich lieben? Du machst es Dir ein bißchen
zu einfach! Ich kenne Dich kaum. Ich habe alles gesehen, was ich lieber
nicht sehen wollte. Vielen Dank auch dafür. Jetzt geh. Wenn Du sterben
willst, dann laß Dich töten. Es ist mir gleich. Ich danke Dir, daß Du
mir Dein Leben offenbart hast und ob ich Dir vergebe, weiß ich noch
nicht. Doch Du verlangst zu viel. Ich kann Dich nicht lieben, weil
ich... Er hielt inne mit seinen Gedanken. Sadie lächelte: Ich
weiß. Du mußt es nicht sagen oder nicht tun. Ich könnte Dich natürlich
dazu bringen, doch das macht keinen Spaß. Du mußt es wollen, Angel und
ich habe Dich nur einmal gefragt. Ich weiß, es ist viel verlangt,
doch....das ist auch Teil meines Fluches. Wenn Du mir diesen Wunsch
nicht gewährst, töte mich. Sofort. Oder es tut jemand anderes. Angel schüttelte den Kopf: „Jetzt reicht es aber, Sadie. Ich
gehe jetzt. Danke, daß Du mir die Augen geöffnet hast. Ich muß das
alles jetzt erst einmal verdauen. Ich werde Dich nicht töten. Das ist
nicht meine Aufgabe. Ich töte nur die Bösen, wie Du weißt. Genauso
wie...“ er verstummte und biß sich auf die Zunge. Buffy.
Dachte er. Die Jägerin atmete tief ein. Ihr Herz klopfte sehr laut und
schnell. Sadie wollte doch tatsächlich eine Nacht mit Angel verbringen!
Das war zuviel. Nun gut, sie waren getrennt und sie hatte Riley, doch
das alles war noch zu frisch, um etwas daraus zu schließen. Hör auf. Laß ihn, wenn er nicht will. Ich habe genug gehört. Laß es
gut sein. Komm her und bringe es hinter Dich. Es ist doch alles gesagt.
Ermahnte Buffy Sadie in ihren Gedanken. Buffy,
ich weiß, daß ich Dir sehr weh tue. Doch ich bin verflucht. Entweder
er liebt mich und erfährt dadurch alles, was er noch nicht gesehen hat,
um seiner Erlösung ein Stück nah zu sein oder er tötet mich. Oder Du.
Er muß es wollen, ich zwinge ihn nicht, wie Du weißt. Ich nehme Dir
die Gabe jetzt von uns beiden. Du kannst weder meine, noch seine
Gedanken hören, okay? Wenn er sich entscheidet, mich nicht zu töten,
ziehe ich mich zurück und Du kannst Deinen Job machen. Wenn er sich
anders entscheidet, kannst Du mich auch töten. Er hat das Vergnügen,
es zu spüren, wenn Du es tust, egal, wie er sich entscheidet. Und Du übrigens
auch. Wir waren verbunden. Darum tut es Dir genauso weh, wie ihm. Es tut
mir leid, daß ich es Dir nicht ersparen konnte. Buffy wurde sauer. Sie wollte aus dem Wagen steigen. Xander
versuchte, sie festzuhalten, doch er wußte, daß sie kaum zu bändigen
war und wollte sich keinen Kinnhaken holen: „Buffy, sei vernünftig.
Angel ist erwachsen. Er wehrt sich dagegen, nicht wahr? Er will es
nicht, richtig? Hab ich recht? Laß sie das unter sich ausmachen. Du
wirst Sadie so oder so töten. Bleib hier. Du hast versprochen, nicht
einzugreifen.“ Xander wußte Bescheid, da Buffy ihm die Gedanken der Beiden im Flüsterton
nachgesprochen hatte. Und er hatte recht. Sie benahm sich kindisch. Sie
war eifersüchtig. Obwohl sie getrennt waren. Und Sadie war kein Mensch.
Das war etwas anderes. Doch sie war eine Frau. Und auch attraktiv. Buffy wünschte sich,
Angel würde sie gegen lassen. Doch ob er es tat? X 13. Seelenfrieden Angel sagte Sadie, daß sie sich anziehen könne. Er umarmte sie
und flüsterte ihr etwas ins Ohr: „Es ist sehr lange her, seit ich
Drusilla geliebt habe, habe ich keinen anderen Vampir mehr geliebt, außer
derjenigen, die mich geschaffen hat. Du hast Buffy kennengelernt und sie
hat Dich zu mir geführt. Dafür bin ich ihr dankbar. Du bist sehr
attraktiv und anziehend. Doch auf Kommando...nein. Auch wenn es Teil
Deines Fluches ist, ich kann nicht. Ich bin nicht dazu bereit. Es tut
mir leid, Sadie“ Sadie schickte ihm ein letztes Mal ihre Gedanken: Auch
nicht, wenn Du andere Vampire siehst, die ebenso mit ihrer Seele
verflucht wurden? Wenn wir uns vereinen, bekommst Du soviel zu sehen. Du
wolltest doch Erlösung. Hier bekommst Du sie. Wenn Du es nicht tust,
kann ich es nicht ändern, doch vielleicht verstehst Du dann mehr und
leidest nicht mehr soviel. Wir beide leben mit einem Gewissen, Angel.
Willst Du kein reines Gewissen haben? Willst Du immer mit Deinem
Schicksal hadern? Wenn Du siehst, wie die anderen leiden, bist Du
vielleicht nicht mehr allein. Dann hat Deine Existenz um so mehr Sinn. Angel nahm ihren Kopf in beide Hände, er hob ihr Kinn an. Er
schloß seine Augen. Und küßte sie sanft. Er wurde mit einer Flut von
Bildern anderer Vampire, die mit verfluchter Seele lebten, überschwemmt.
Sie alle litten unter ihrem Fluch, so wie er. Sadie hielt ihn eisern
fest. Sie umschlang seine Hüften und drückte sich an ihn. Sie fühlte
Wärme, Hitze und ein Prickeln durch ihren Körper fahren. Es war
unglaublich. Seine Lippen waren so sanft und zart. Dann löste er sich von ihr. Er lächelte: „Wow. Das ist
ja...jetzt verstehe ich was Du meinst. Du bist voller Visionen in Deinem
Leben und möchtest sie mit mir teilen. Jetzt begreife ich es. Doch es
ist nicht dasselbe, als wenn man...einen Menschen liebt, verstehst
Du?“ Sadie nickte. Sie verstand sehr gut. „Ja. Ich habe die Menschen,
die mich liebten ihres Blutes wegen getötet. Körperliche Liebe mit
ihnen hätte mich auch nur wieder zu einem Monster gemacht. Ich weiß,
Angel. Ich weiß...“ Sie begann wieder zu weinen. Sie bedankte sich für
seine Ehrlichkeit. Dann trennten sie sich. Sadie ging in die eine
Richtung, wo der Van parkte, Angel in seine Agentur. Er drehte sich noch einmal zu ihr um. Sie blieb stehen, drehte
sich aber nicht um. Dann ging er wieder weiter. Sadie war enttäuscht,
setzte aber auch ihren Weg fort. Als sie zu der Abzweigung kam, stand
Buffy schon mit dem Pfahl in der Hand, bereit.... X Sadie sah in ihr verheultes Gesicht. Doch die Jägerin lächelte
Sadie tapfer entgegen: „Ich dachte, ich könnte es wegstecken. Doch
dem ist nicht so. Ich weiß nicht, wie sehr ich Dich dafür hassen soll
oder ob ich Dir auf ewig dankbar sein werde. Ist jetzt alles geklärt?
Auch wenn Du nicht mit ihm schläfst, hat er das gesehen, was er sehen
sollte?“ Sadie nickte: „Danke, daß ich ihn sehen konnte. Danke, daß
ich ihm alles zeigen konnte, nun, zwar nicht ganz, aber immerhin bin ich
meine Schuld los. Ich danke Dir und Xander, daß ihr mir geholfen habt.
Ich danke Angel, daß er mir zugehört hat. So. Ich bin bereit. Es wird
weh tun, Buffy. Wenn Angel zu Dir kommen sollte, weil er Dich schreien hört,
laß Dir von Xander helfen. Fahrt. Blickt nicht zurück. Laß nicht zu,
daß er Dich tröstet. Das wird auch ihm weh tun. In Ordnung?“ Buffy
atmete noch einmal tief durch: „O.k., Sadie. War nett, Dich
kennengelernt zu haben. Wird es sehr
weh tun?“ Sadie zuckte mit den Schultern und setzte ihr Vampirgesicht auf:
„Tu es!“ Buffy pfählte Sadie schnell. Während sie zerfiel
durchfuhr Buffy ein Schmerz in ihrem Herzen, der sie aufschreien ließ.
Xander kam aus dem Van gestürmt und half ihr, ins Auto zu steigen. Er
erblickte Angel, der tatsächlich in ihre Richtung lief, auch er hielt
sich die Brust und schrie! Buffy hatte Angel noch nie so leiden sehen.
Am liebsten würde sie sich losreißen, um ihn zu umarmen...doch sie
tat, was Sadie ihr riet. Sie ließ sich widerstandslos von Xander in den
Van helfen. Er fuhr mit quietschenden Reifen davon. Als Angel zu der
Abzweigung kam, war der Schmerz vorüber. „Buffy...“ war das
Einzige, was er von sich gab. Dann ging er mit gesenktem Kopf wieder in
die Agentur.... Xander und Buffy schwiegen genauso auf der Rückfahrt, wie auf der
Hinfahrt. Als Xander Buffy später, als sie ankamen, vor der Haustür
absetzte, dämmerte es bereits. Buffy hatte sich wieder gefangen. Sie
ließ sich zur Tür bringen und umarmte Xander lange. Xander drückte
sie fest: „Wenn Du mich brauchst...ich bin da.“ Buffy lächelte und
gab Xander einen Kuß auf die Stirn: „Ich bin zwar nicht Sadie, aber
ich weiß es, Xander. Danke. Du bist mein bester Freund, kleiner
Idiotenkönig.“ Sie lächelte qequält. Xander strahlte sie an: „Das war Dein erster Kuß, seit der High
Scool! Ich liebe Dich, Buff!“ Er zwinkerte ihr zu. Auch ihm fehlte
jegliche Gesichtsfarbe, ihn nam die Sache ebenso mit. Jetzt kehrte sie
allmählich wieder zurück. Fröhlich pfeifend stieg er in den Van,
winkte der Jägerin ein letztes Mal und fuhr davon.... Buffy schloß mit zitternden Händen die Haustür auf. Ihre Knie
wackelten. Sie ging in ihr Schlafzimmer und ließ sich aufs Bett fallen.
Sie begann zu weinen. Doch ihre Trauer blieb nicht lange. Das Telefon
klingelte. Sie ließ es klingeln. Doch es hörte nicht auf. Sie legte
das Telefon neben ihr Bett und den Hörer auf ihr Kissen. Sie konnte nur schluchzen: „Hallo?“ Dann hörte sie am anderen
Ende auch jemanden schluchzen. Es kam ihr bekannt vor. Nein. „Buffy?
Bitte...rede mit mir. Leg nicht auf. Ich muß...ich...liebe Dich.“
Angel. Buffy nahm den Hörer in die Hand: „Ich weiß. Ich werde Dich
auch immer lieben. Ich kann jetzt nicht über Sadie sprechen. Es tut
noch zu weh. Du...wie geht es Dir?“ Angel räusperte sich: „Es geht
schon wieder. Doch der Schmerz war...unerträglich. Es tut mir leid,
wenn....wenn sie Dir....weh getan hat. Doch ich bin Dir dankbar dafür,
daß ich sie kennenlernen konnte. Es hat mir viel gegeben. Ich weiß
jetzt einige Dinge. Danke, Buffy.“ Buffy wischte sich die Tränen aus
dem Gesicht. Sie war froh, daß es Angel so gut verkraftet hatte. Sie freute
sich plötzlich, seine Stimme zu hören. „Schon gut. Mach Dir keine
Sorgen. Ich hör jetzt auf, okay? Bis...irgendwann.“ Buffy hörte wie
es in der Leitung klickte. Er hatte aufgelegt. So verabschiedete er sich
meistens. Buffy legte den Hörer auf das Telefon und hoffte, daß sie nicht
wieder gestört werden würde. Gleich morgen beschloß sie Riley
anzurufen. Sie brauchte ihn jetzt. Dessen wurde sie sich bewußt, als
sie mit Angel sprach. Sie zog sich ihren Pyjama an, kuschelte sich in
ihre weichen Kissen und schlief bald darauf ein... Ende |
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